In den Winden der Welt - Tharon Radulfsson

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Tharon
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Beitrag von Tharon » 23 Mai 2008, 15:26

Das Warten. Wie immer erinnerte sich Tharon daran, wie sie einst Monate auf den Angriff Bretonias warteten, der am Ende nicht kam. Sollte es wieder so werden? Die Späher der Waräger aus Midtjord meldeten, dass die falschen Zwerge immer noch in ihren Vorbereitungen waren. Tjoenn hatte Kundschafter und Boten ausgeschickt, die nun zwischen Midtjord und Tilholdburg ritten, damit nichts ungesehen bleiben würde. Eldorian und Sulva trafen ein. Die Drachenritter waren schon vor Ort, die Milizionäre Edais reihten sich nun ein in die Schar der Krieger aus Tilhold und Midtjord. Ceres war da, Sigandi und die Heiler hatten ebenso alles vorbereitet.
Lange geschah nichts. Irgendwann verstummten die Kriegstrommeln der Mine, und es wurde still, als nur noch der kalte Wind zu hören war. Die Wartenden sprachen nicht viel, machten einander Mut. Ramarli und Tundil waren ebenso bereit, gegen die Abbilder ihres eigenen Volkes zu kämpfen. Sulva sprach ein Gebet an die Mutter der Elfen.
"Jemand fehlt."
Es war Amdir. Er hatte zugesagt. Und er wäre da, wenn nicht etwas vorgefallen wäre. Tjoenn wies die Reiter an, unterwegs Ausschau nach dem Elaya zu halten, doch sie fanden nichts. Irgendwann erkannte Tharon, dass er wenigstens Eldorian eine Erklärung schuldig war, und er erklärte ihm das Geheimnis Amdirs.
"Aber macht ihn das nicht zu einer Gefahr?" fragte Eldorian.
"Ja. Und ich habe ein Auge auf ihn. Aber er ist bisher auf unserer Seite, und das ist besser als andersrum."
Sie waren sich einig.
Mehr als eine Stunde verging auf diese Weise. Tjoenn bat Tharon, zum Turm der Waräger zu reiten, um nach den Rechten zu sehen. Sulva, Eldorian und Ramarli begleiteten ihn. Doch Bjorn, der das Kommando vor Ort hatte, konnte nichts Neues berichten, als er auf die Kriegsfeuer der Zwerge deutete, die auf dem Berg zu sehen waren. Eldorian ritt nach Midtjord und zu den Zwillingstürmen, und Sulva schlich sich auf den Berg, um Sicht auf die Mine zu haben. In Midtjord war alles ruhig, und Sulva musste feststellen, dass kein Zwerg mehr zu sehen war, dass sie ihre Arbeiten an einem Katapult einfach abgebrochen hatten und wohl alle in die Mine gegangen waren.
"Etwas stimmt nicht", sagte sie.
Eldorian war schon voraus geritten, als es zu regnen begann und ein heftiger Sturm entstand. Im gleichen Augenblick ein Donnerschlag in der Ferne. Es war kein gewöhnlicher Donner... es war Donnerkraut!
Eilig ritten Tharon, Sulva und Ramarli zur Station zurück, wo der Kampf begann:
Die Geschosse der Zwerge schlugen vor den Kriegern ein, noch trafen sie nicht, doch das Feuer wurde trotz des Regens stärker. Tilholds Katapult konnte eines der zwergischen Geschütze in Brand stecken, doch ihrerseits landeten sie einen Treffer -die Station brannte, das Dach war zerstört. Sulva und die Miliz halfen bei den Löscharbeiten, während nach und nach die brennenden Bälle durch die Luft geschleudert wurden, Truppen auseinander brachen und Holz brennend durch die Luft flog.
"In Deckung!" rief Tharon, als ein riesiger Feuerball auf die Truppe zukam. Die Rekruten bei Laslo duckten sich ebenso wie alle anderen. Ein Drachenritter verlor seinen Arm, doch er blieb standhaft wie ein wahrer Krieger.
"Sie sind zerstört!"
In der Tat fingen die restlichen Geschütze des Feindes endlich Feuer und waren unbrauchbar geworden!
"Zum Angriff!" brüllte Tjoenn.
Geschlossen stürmten die Krieger zur Senke, wo sich Abbilder jedes Clans versammelten, um endlich in den Nahkampf zu gehen. Als einige Zwerge durchbrachen, da schossen die Bogenschützen Tilholds ihre Brandpfeile auf ein Versteck, und eine Explosion feuerte die Zwerge in alle Richtungen. Das Donnerkraut wirkte. Doch eine der Ladungen explodierte nicht. Tharon hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, als die Waffen klirrten.
Äxte schlugen Gliedmaßen ab wie auch die Schwerter, Stäbe sausten durch die Luft und schleuderten die Magie der Götter auf den Feind. Die Zwerge rückten in den bekannten Dreiertrupps vor, doch der Plan, Chaos in ihre Ordnung zu bringen ging auf: Es waren immer zwei Verteidiger, die auf einen Zwerg kamen, bis auf wenige Ausnahmen. Blutbesudelt waren sie alle, und eine Angriffswelle nach der anderen musste abgewehrt werden.
Dann fiel Tharon nach hinten. Ein Zwerg hatte ihm eine Keule ans Kinn geschlagen und zog nun eine kleine Wurfaxt, um ein Ende zu machen. Doch eine schwarze Klinge durchbohrte ihn und eine Hand streckte sich dann nach Tharon aus. Es war Amdir. Tharon sagte nur eilig ein 'Danke', dann ging es wieder in den Kampf.
Schließlich, nach endlos wirkenden Stichen, Schlägen und Paraden, blieben nur die Frosthämmer. Sie zogen sich zurück, griffen nicht mehr an. Amdir verfehlte seine Wirkung nicht, denn sie erkannten ihn, der falsche Aslardill erkannte ihn. Es war doch nur ein kurzes Wortgefecht, in dem Tharon allerdings auffiel, dass Aslardills abgetrenntes Ohr nachgewachsen war. Sie regenerierten.
Der falsche Anführer befahl den Angriff, doch sehr schnell war auch der letzte seiner Abbilder getötet.
"Ceres, was ist das!" rief Tharon, als Aslardill eine Art Runenzauber wirkte. Es sei ein Zauber des fünften Runenkreises -Tharon erinnerte sich an Solvings Erklärungen. Kein Pfeil traf ihn mehr.
"Was wollt ihr nun machen, wo ihr nun das Volk der Zwerge ausgelöscht habt?" fragte Aslardill.
Tharon bemerkte, dass Sulva etwas tat. Er wusste nicht, was geschehen würde, doch gemeinsam verwickelten sie den Anführer in ein Gespräch. Dann wirkte ihre elfische Magie, und Wurzeln kamen aus dem Boden, sie fassten Aslardill und seine Barriere brach zusammen.
Amdir tötete ihn.
Sie hatten gesiegt. Doch der Preis war wie immer hoch. Einen Knaben von 10 oder 11 Jahren konnten sie gerade noch retten, aber viele andere nicht mehr. Sie waren nun bei ihren Vätern, und Tharon und Tjoenn ließen es sich später am Feuer nicht nehmen, die Gefallenen zu bewundern und ihre Geschichten zu erzählen. Er beneidete sie. Der Tod schien ihm immer noch fern und wollte ihn noch nicht. Obwohl es Zeit war. Bald.
Welgor, einer der Drachenritter, der schon bei der Schlacht gegen Drakos dabei war, starb wie viele andere. Das war wohl der Grund, weshalb Eldorian nicht mehr lange an der Station blieb. Sulva hatte Recht, als sie sagte, dass Eldorians Weise zu trauern eine andere war, doch sie schien es zu bedauern, dass er wohl die Art, wie Nordmannen dies taten, vergessen hatte.
"Ich werde ihm helfen", sagte Tharon, bevor sie ging.
Etwas anderes war ebenso bemerkenswert:
Amdir berichtete, was ihn abgehalten hatte, rechtzeitig vor der Schlacht zu erscheinen -und was ihn wach gerüttelt hatte. Es war Sulvas Gebet.
Ja, die Götter waren nahe in diesen dunklen Tagen. Und bald würden sie die gefallenen Nordmannen auf ihrer letzte Reise begleiten. Tharon dachte nicht über den Tod nach, er fragte sich jedoch, was er hier noch zu tun hatte, dass er wieder eine Schlacht überlebt hatte. Er sehnte ihn manchmal herbei, hatte er doch fast nichts, wofür es sich hier lohnte zu leben, immer wieder zu kämpfen. Aber er hinterfragte das Schicksal nicht mehr. Es sollte seinen Sinn ergeben, irgendwann.
"Die Gefahr ist noch nicht gebannt, oder?"
Auf diese Frage hatte Tharon eine Antwort, denn sie war es nicht. Er war entschlossen, auch noch den letzten Schritt zu gehen. Amdir wollte ihn abhalten. Weil er ein Elaya war? Weil er wusste, was dort unten, im Labyrinth, wartete? Er bat Tharon, sich alles genau zu überlegen.
Das würde er. Und dann würde er die Zwerge befreien.
Warum?
Das wusste nur das Schicksal. Er selbst nicht mehr.

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Beitrag von Tharon » 29 Mai 2008, 12:52

Der Bretonianer. Er kam tatsächlich in den Norden. Wie von Tjoenn befohlen wurde die Südgrenze Midtjords zur Brücke hin abgeriegelt, und niemand, der nicht zu den Verbündeten gehörte oder auf einer besonderen Liste von Namen stand, wurde eingelassen. Ein Schreiber aus Nordstein sorgte für den geordneten Ablauf der Maßnahmen.
Der Kerl war wirklich im Norden. Tharon hatte seinen Namen auf die Liste setzen lassen. Und zwar nur aus dem Grund, um ihm Informationen zu geben. Dinge, die er auch gerade erst erfahren hatte. Tharon wusste nun, wer das Flugblatt geschrieben hatte, er kannte dessen Namen, seine Geschichte, alles. Und dafür mussten sie den Söldner -der auch eine eigene Geschichte hatte- nur kurz befragen. Jederzeit hätte Tharon daran gezweifelt, dass sie so schnell etwas erfahren würden, und so leicht. In dem Fall aber nicht, war es doch das, was er selbst zum Teil vermutete. Eine fast gebrochene Nase des Informanten, ein Krug Met und etwas Sold reichten aus, denn dieser Kerl musste wohl ebenso daran zweifeln, was sein ehemaliger Herr für einen Umgang pflegte. So war Tharon mehr als nur zufrieden, als er daran dachte, wie er einen anderen an den genau richtigen Ort geschickt hatte, um mehr zu erfahren. Das war nun unnötig, aber man konnte ja nie wissen. So ließ er den Mann ziehen.
Dem Bretonianer sagte er nur soviel, wie er wissen musste, um zu verhindern dass in wenigen Tagen schon die Nordmannen aus Tilhold und Midtjord ins bretonische Reich reiten würden, um rücksichtslos den Verfasser der Flugblätter zu finden. Außerdem wollte der Norden ihn selbst kriegen. Und die Schwierigkeiten durch die Blodhord, die Schattenwesen und die Dunklen Alten durften ebenso nicht vergessen werden, bei allem Groll. Mindestens neun Gefangene hatte die Blodhord, denn einer konnte entkommen. Und scheinbar vermochte dieser Milizionär es durch die Hilfe des Schwarms. Er erschien, vor den Trümmern der Taverne. Wieder flüsterte dieses Etwas Namen, dann gab es Sulva Informationen. 'Der Feind meines Feindes', sprach er. Tharon fühlte sich bestätigt, was kurze Zeit vorher schon gesagt wurde:
Sulva sprach mit fremder Stimme. Sie erwähnte, die Blodhord suche etwas, was auch die Dunklen Alten suchten. Die Siegel? Mehr und mehr erkannten sie, dass die Dinge miteinander verwoben waren, nur fragte sich Tharon, ob es gut oder schlecht war. Er beschloss, selbst ins Felsenmeer zu reiten, um zu sehen, wie es um die Gefangenen stand und wie Ymirs Streitmacht gewachsen oder gar verstärkt war. Eldorian, Sulva, Fhink und einige andere wollten ihn begleiten, sobald die Zeit es zulassen mochte. Der Blodhord war an einem Tausch gelegen, die Gefangenen gegen drei Zwerge. Ramarli und Tundil mussten und konnten wohl auf sich selbst aufpassen. Aber Gruschka war nach zwergischer Rechnung noch ein Kind. Also sorgte Tharon für ihre Sicherheit, und er hoffte, am Tage der Bestattung Welgors zu erfahren, wann sie aufbrechen würden.
Canrea würde es jetzt schon wissen. Gestern kam sie ans Feuer, als auch der Bretonianer eintraf. Sie stellte sich nicht vor, und Tharon vermutete, dass außer ihm und Sigandi keiner der Anwesenden sie kannte. Nicht einmal Ceres schien es zu bemerken. Das Mädchen bekam etwas zu Essen und zu Trinken, und es sagte, dass es vom Labyrinth geträumt habe, dass Tharon hineingehen müsse. Er wusste es. Er wusste, dass er keine Wahl haben würde, warum auch immer. Dass sie im Traum den Namen Amdir in den Boden geschrieben hatte, verwunderte ihn kaum noch. Zuletzt hatte er ihn nahe Bredorf gesehen. Er umklammerte das dunkle Schwert und schien wirr. Tharon ahnte, was geschah, darum ließ er ihn ziehen, obschon er schwach und kaum bei Sinnen war. Hyal und Mitatir sagte er nichts von seiner Ahnung.
Jenen Abend würde er niemals vergessen. Wie die Menschen, Bauern, Bewohner Bredorfs, darunter gar Gesichter die er kannte, ihn beschimpften als Mörder. Wie ein weiteres Flugblatt schon nach kurzer Zeit erschien. Langsam erkannte er, welches Ziel der Verfasser eigentlich hatte. Oder sein Auftraggeber. Und es ging auf:
Tharon sprach mit Selene. Ein weiterer Elaya war dort, wie auch ein Bretone namens Tamar und Ishaseth. Selene polterte gegen ihre eigene Göttin, was gerade Ishaseth und Tharon nicht begreifen konnten. Nach einer Auseinandersetzung mit ihr verließ der Hun das Geschehen, und es war das erste Mal, dass Tharon ihm nur beipflichten konnte. Wie konnte die Elaya den Beistand ihrer Göttin erhoffen und sie gleichzeitig verachten? Als sie wissen wollte, wie Tharon sie sah, da nahm er kein Blatt vor den Mund. Er wusste, dass er Selene, die er als Lügnerin bezeichnete, beleidigte, doch es war die einfache Wahrheit, die sie hören wollte.
Tamar ergriff plötzlich das Wort. Er schien Selene verteidigen zu wollen, und seine Worte beleidigten nunmehr Tharon. Er schlug dem Bretonen ein blutiges Kinn. Danach beruhigte sich Tharon, denn er merkte, dass es die Flugblätter waren, die ihn zornig machten, nicht der Bretone selbst.
Laslo traf ein. Er forderte Tharon auf, in den Norden zu gehen. Zu seiner Sicherheit. Für Tharon war es nur Geschwätz, und der Mann schien nun selbst zu glauben, was in den Flugblättern geschrieben stand. Er hörte nicht auf ihn und half Amdir. Als der Elaya fortging, wiederholte Laslo seine Aufforderung mehrmals. Es kam so weit, dass sie einander mit Waffen bedrohten. Hyal, der Kelte, ging dazwischen, als ein Bretonianer den Streit bemerkte und Aufklärung forderte.
Tharon beugte sich. Das erste und letzte Mal, das schwor er sich.
Man führte ihn weg von den umstehenden Bretonen, von denen die meisten gegen ihn waren. 'Nordmannen, hinaus mit euch! Mörder!' riefen sie. So weit war es gekommen, und Tharons Hass wuchs. Als er durch Bredorf geführt wurde und die Menschen schweigend ihre Blicke auf ihn legten, da nahm er sie bald nicht mehr wahr, sondern dachte erst an alles, was die Nordmannen auch für diese Leute hier getan hatten, er dachte an Eldorian, an Fhink. Und er war erleichtert, dass sie nicht sahen, wie er sich demütigen ließ. Dann sprach er stumm ein kurzes Gebet, als er die Tore der Stadt sah. Freya war bei ihm. Es war das Glück für Laslo und den Bretonianer, dass Thor in diesem Moment Freya gewähren ließ, um Tharon zu beruhigen, beinahe zu trösten.
So machte er seine Aussage in den Hallen der Leibgarde des Königs. Er stritt nichts ab. Laslo war nun an der Reihe, auch er war ausführlich in seinen Worten, obschon er teilweise falsche Schlüsse zog. Dass er für das Breland nicht zuständig war, schien für ihn keine Rolle zu spielen. Nur Tamars Aussage überraschte Tharon. Es waren schon Nordmannen in Bredorf, denn vor seinem Ritt in den Süden, um den Schreiber der Flugblätter zu finden, hatten sie eine Abmachung getroffen. Und Hugin war schnell.
Tamar spielte den Vorfall runter, er sprach für Tharon.
Alle wurden entlassen, die Nordmannen zogen sich vorerst zurück. Und auch den zweiten Teil der Abmachung verkündete Tjoenn, persönlich: Sie stellten den Bretonen nun ein Ultimatum, den Schreiber zu finden -oder sie würden es selbst tun.
Auch Tamar kam in den Norden, einen Tag später. Bevor Tharon nach Nordstein ritt, um dort Myrkva, Canrea und auf dem Rückweg in Tilholdburg Gruschka zu besuchen, gab er Tamar ein edles Reitpferd. Sie reichten einander die Hände, um die Angelegenheit zu klären. Wer wusste schon, ob sie nicht in wenigen Tagen Feinde wären?
Niemand fragte Tharon, was er tun würde, sollte er Laslo wieder begegnen. Er hätte auch kaum geantwortet. Sein Entschluss stand fest.
Und die Bretonen? Jene, die alles glaubten, was dort geschrieben stand?
Tharon hatte eines nicht erwähnt, als er dem Bretonianer die Informationen gab: Den wahren Namen des Verfassers. Würde der Plan aufgehen, dann würden die Menschen ihn sehen und er würde bereitwillig alles zugeben. Und wenn nicht, dann würde Tharon sich kein zweites Mal beugen.
Das war der Schwur.

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Beitrag von Tharon » 31 Mai 2008, 18:50

Und der Schwur ging nicht auf.
Als Tharon die Nachricht bekam, Blutfaust sei gefasst, da erhielt er sie ausgerechnet von Rhylae, der wieder in den Norden kam. Wohl hatte er damit gerechnet, dass Tharon und Sigandi sich selbst davon überzeugen wollten. Auf dem Weg zur Stadt sprach keiner ein Wort. Innerlich nahm er sich vor, sollte es Blutfaust sein, ihn zu töten. Vor den Augen der Bretonianer. Ohne Waffe, die sie ihm abnehmen würden.
Tharon ignorierte die Stadtwachen. Bereitwillig gab er seine Waffen an den Bretonianer, wie auch Sigandi und Ramarli, der die beiden für eine Zeit begleitete. Tharon hasste die Stadt. Nun umso mehr. Und sie würden ihn festnehmen, sollte er den Gefangenen wirklich töten.
Es war ihm egal. Es spielte keine Rolle mehr. Bretonia musste sich wirklich anstrengen, dass er noch einmal so etwas wie Vertrauen gewinnen könnte. Vertrauen in eine Bande von Nichtsnutzen.
Einen Moment mussten sie warten, schließlich führte Rhylae sie in einen Raum, wo der Gefangene von zwei Bretonianern bewacht wurde. Zuerst musterte Tharon die Wachen, ihre Größe, ihre Bewaffnung. Er fühlte sich, als sei er im Krieg oder als würde man ihn bedrohen.
"Das ist er nicht. Ich weiß wie er aussieht, das ist er nicht", sagte er.
In der Tat. Erst ein Hexer aus der Akademie konnte erhellen, dass dieser Mann, der ein Geständnis ablegte, nicht Blutfaust, sondern Taleth war. Benutzt von seinem Bruder, wohl im Namen der Dunklen Alten. Es dauerte noch, bis Taleth einigermaßen verstand, was geschah und wo er nun war. Rhylae verdächtigte ihn immer noch, doch Tharon bürgte für ihn. Taleth hatte wohl Recht, als er sagte, dass er sein Vertrauen nicht habe. Nein, hatte er nicht. Tharon konnte die Bretonen, denen er Vertrauen schenkte, an drei Fingern abzählen. Das waren Eldorian, Titus und Fhink. Aber kein weiterer, nicht mehr.
So trafen Tharon, Sigandi, Rhylae und Taleth vor den Toren der Stadt auf Sulva und einen Späher, einem Kelten namens Aidan. Gemeinsam ritten sie in die Ebene der Vergessenen, wo Taleth das letzte Mal auf Blutfaust getroffen war, der ihn töten wollte.
Als sie den beschriebenen zerstörten Turm und eine Brücke sehen konnten, schwärmten Sulva und Aidan aus, um den Gegner auszuspähen. Acht Bretonen waren es. Darunter auch Garlantiel, der Mönch, der Blutfaust genannt wurde. Der Verfasser der Flugblätter. Als auch Laslo hinzukam, dachte Tharon für einen Moment daran, den auch noch zu töten. Doch vielleicht konnten sie Verwendung für ihn haben.
Sulva und Aidan schlugen aus dem Hinterhalt zu, als die anderen einen Sturmamgriff wagten. Die Räuber samt ihrer Hunde griffen sie an. Es war ein schneller Kampf. Sie kämpften nicht halbherzig, aber ihr Lohn war vielleicht nicht hoch genug, so dass am Ende Garlantiel allein übrig blieb. Tharon und Sigandi kamen sofort zur Sache. Erst wehrte sich der Gefangene, aber schlagende Argumente und gebrochene Glieder ließen ihn endlich ruhiger werden. Tharon sah, wie es Sulva missfiel, aber sie griff nicht ein, sondern schaute nicht mehr hin. Rhylae, dem es auch missfiel, wie die Nordmannen mit Garlantiel umgingen, hielt dennoch Laslo auf. Vom Streit der zwei Bretonen bekam Tharon nicht viel mit. Er würde den Gefangenen langsam auseinander nehmen. Er fühlte nur noch Hass. Taleth überzeugte Blutfaust davon, ein wenig mehr zu plaudern, also warteten sie nun auf den anderen Taleth.
Doch er kam nicht.
Der Schwarm war es, der kam. Gerade als Tharon seinen Feind richten wollte, erschien dieses gottlose Etwas und riss Garlantiel in Stücke.
Zuletzt lächelte er, bevor auch sein Gesicht aufgelöst wurde.

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Beitrag von Tharon » 02 Jun 2008, 18:13

Die Tage darauf waren bestimmt vom Beraten über das, was geschehen war. Wohl ahnte Tharon, dass besonders Sulva sich Rat suchen würde, schien sie den Schwarm doch zu spüren, schon bevor er kam. Warum das so war, wusste sie wohl nicht und auch Tharon konnte sich keinen Reim darauf machen. Es war also kaum verwunderlich, dass sie wahrscheinlich Rat bei Ashimar suchte.
Auch Tharon ging nach Iridai. Dort traf er auf Eldorian und Fhink, und als Lariena, in Begleitung Aidans, dringend mit Sulva reden musste, war es zumindest für Tharon nicht schwer zu erraten, was die Gründe waren. Er selbst indes stand mit den anderen auf einer der Mauern, wo sie über alle Ereignisse der letzten Zeit sinnierten. Fhink würde wohl in Kürze einen neuen Weg einschlagen, wie sein plötzlicher Aufbruch in Richtung Stadt zeigte.
Die Stadt. Sie würde Tharon bald zum vierten Male in kurzer Zeit begrüßen. Wenn man das so noch nennen konnte. Schon kurz nach seiner Verhaftung war er ja wieder dort, wegen des falschen Garlantiel. Und kurz darauf wieder, um gemeinsam mit Tjoenn von Aurelia empfangen zu werden. Beide stellten gewisse Bedingungen, dass die Nordmannen nicht scharenweise auf der Suche nach dem 'bösen' Taleth in Bretonia einfallen würden. Aurelia stimmte der Bedingung zu. Die Ehre der Nordmannen sollte wieder hergestellt werden, jetzt, nach Garlantiels Tod. Dass ausgerechnet dieser Schwarm ihn tötete, machte Tharon zonrig. Doch letztlich war nur das Ergebnis entscheidend. Und den anderen würden sie schon noch bekommen.
Aurelia wirkte zuerst schwächer als zuvor, aber immer wenn sie von Darius sprach, schien sie Mut zu fassen. Diese seltsame Verbindung zwischen beiden machte sie stärker. Und auch die Verbindung zwischen ihr und Tharon schien beiden zu helfen. Er glaubte ihr, dass sie die wahre Gestalt des Lords nicht kannte, den sie überdies auch zurück beordert hatte. Also handelte er auf eigene Faust. Nun, er wurde besiegt. Das zählte allein.
Auch Eldorian war bei ihr. Sein Eindruck schien ein etwas anderer als Tharons zu sein. Er war skeptisch, was die Ziele und Ansichten Aurelias betraf. Es würde sich zeigen, auf der angekündigten Versammlung.
Eldorian, Aidan, Tharon und Ashimar, der kurz zuvor auch auf die Mauern trat, sahen plötzlich Rauch aufsteigen; offenbar hatte jemand ein Feuer entzündet -in den Ruinen Goldklangs. Sofort ritten sie zur Ruine, und dort fanden sie Taleth, offenbar den Bruder des Dieners der Dunklen Alten. Er suchte etwas, und er fand es:
Eine Karte. Sie zeigte etwas, das im Fluss war. Als er ihnen sagte, um was es sich handelte und was damit geschah, zeigte sich erst wie groß das war, das sie bekämpften...

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Beitrag von Tharon » 07 Jun 2008, 18:41

Tharon lief auf und ab. Immer wieder ging er zum Krankenlager und erkundigte sich. Die Mission war ein Erfolg, dessen Folgen sie noch nicht absehen konnten.
Er war wütend.
Wütend darüber, dass sie diesen Diener des Meeres nicht an Ort und Stelle töteten. Nein, nun wurde er mitgenommen. Konnte es offensichtlicher sein, dass diese Leute allesamt Lügner waren? Jeder wusste es. Und dennoch verschonte Fhink den Kerl. Wie oft gab es das schon: Ein Feind wurde verschont und am Ende war alles noch schlimmer.
Dass Eldorian nach dem Erscheinen des Schwarms in den Tod gehen wollte, weil er mit dem 'Preis' nicht leben konnte, verstand Tharon einerseits, denn einem Teil von ihm ging es nicht anders. Doch was mehr zählte war in diesem Moment, dass sie überlebten -alle. Auch wenn er bezweifelte, dass der Schwarm, als er die Krieger der Blodhord lähmte und die Kelten, Drachenritter, Nordmannen und Milizionäre belebte, etwas Gutes war. Es musste Hexerei dahinter stecken. Doch bisher schien keiner, der vom Schwarm berührt wurde, irgendwie verändert. Was konnte so eine Macht haben?
Es begann damit, dass sie endlich ins Felsenmeer aufbrachen. Sie begegneten einem nordischen Holzfäller, der vielleicht ein Alane war, vielleicht auch nicht. Es spielte keine Rolle. Wahrscheinlich wusste die Blodhord von ihrer Ankunft bereits.
Als sie den einsamen Turm schon sahen, stellte sich ihnen ein völlig fremdes Wesen in den Weg. Es schien durchsichtig, außerdem hatte es keine sichtbaren Augen und trug seltsame Hörner. Es faselte etwas von einer Botschaft, und es warnte die Reiter vor Sulva. Sie mochten besser ohne sie ins Felsenmeer gehen, so seine Worte. Und er nannte sie Saphir. Tharon verstand nichts von dem Gerede, und er wollte, wie wohl auch Fhink, endlich weiter. Eldorian sprach nur kurz mit dem Wesen und Sulva bestritt, etwas über die Dinge zu wissen, die es ansprach. Es reichte wohl, dass der Bote einer der Dunklen Alten war.
So ritten Tharon, Sulva, Eldorian, Sigandi, Ashimar, Aidan, Titus und Fhink weiter, gefolgt von den Kelten, Drachenrittern und Nordmannen. Nach dem ersten Scharmützel gegen Zerfleischer und einen Eisriesen ertönte ein lautes Horn vom Turm her. Schon war Bewegung in den Wäldern dahinter. Es war ein harter Kampf gegen die Halbriesen am Turm, die einen Gefangenen hatten.
Sein Name war Olund, und er war ein Alane. Sein Weib und seine Tochter lebten nahe Nordsteins, und nach der Schlacht dort und dem Sieg über Ymir mussten sie sich wohl losgesagt haben. Die Riesen hatten ihm beide Beine und einen Arm gebrochen.
"Ich werde ein Krüppel sein", sagte er.
Sulva nickte nur.
Die Riten der Alanen waren Sigandi am besten bekannt. Olunds Tod kam schnell, nachdem er ein Schwert bekommen hatte.
Der Marsch durch die Wälder war bestimmt von Deckung und Vorsicht. In den Bäumen waren die Vendu, und sie beobachteten die Gruppe, griffen aber nicht an. Die Riesen auf dem Abstieg zur Hütte am See schienen sie sogar beinahe zu ignorieren. Denn dort, so sagte es Olund, wurden die Gefangenen, darunter wohl ein Diener des Meeres, hingebracht.
Die Hütte war bewacht von nur wenigen Zerfleischern, Minotauren und Vendu. Der Anführer war ein Halbriese. Sie stimmten Eldorian zu, als er sich über die wenigen Wachen wunderte. Zuvor hatten sie erfahren, dass der Schwarm die Blodhord wohl schon eine Weile angreifen mochte. War es so schlimm?
Der Überraschungsangriff gelang. Doch Titus wurde verwundet, wie auch Aidan. Die Wunden konnten versorgt werden, und in der Hütte fanden sie die Leiche eines Dieners des Meeres. Und einen lebenden von ihnen. Auch er warnte Sulva. Auch er nannte sie Saphir. Und er erwähnte, er habe den Schlüssel zum Archiv 'Die Nacht'. Aber all das hielt die anderen nicht davon ab, ihn gleich zu töten. Wieso sollte er die Wahrheit sagen? So nahmen sie ihn mit, denn die Späher Aidans bestätigten, was dieser Diener sagte: Nördlich, da war sie, die Blodhord.
Ein Kundschafter ließ sie passieren, und so standen sie vor einem Unterhändler, einem Vendu. Sechs Milizionäre hatten sie schon getötet. Drei lebten noch, und sie verlangten nun den Diener, Sulva und Titus. Scheinbar hatten sie keine Ahnung, wer die Dunklen Alten waren und noch weniger vom Schwarm. Sie erhofften sich offenbar Antworten. Eldorian führte die Verhandlungen, und er war gegen einen solchen Tausch.
Der Kampf...die Schlacht begann. Die Kelten schossen ihre Pfeile ab, die Nordmannen stürmten gegen den Feind, während die Drachenritter mit ihren Speeren und Hellebarden den ebenso stürmenden Feind erwarteten. Es waren zahllose Riesen, Halbriesen und Kreaturen, die gegen die unterlegene Schar stritten. Nach und nach fielen die Freunde, während immer mehr Blodhorder den Hügel hinunter liefen und sich in den Kampf stürzen. Als Tharon merkte, wie schwer Titus nun verwundet war, schütze er ihn im Kampf, dass er besser zaubern konnte. Ashimars Magie prasselte wie die Pfeile, Schwerter und Äxte gegen den Feind, aber die riesigen Waffen der Riesen schlugen große Schneisen in die Verbündeten.
Schon fuhren Geschütze auf, und sie wurden mit Feuerbällen beladen.
Sie schossen.
"Sulva, tu es!" rief Ashimar.
Tharon wusste, was er meinte, er ahnte es, obwohl er nachfragte. Eldorian verstand nicht. Nun, er war nicht dabei, als Sulva den Schwarm spüren konnte.
Erst haderte sie. Dann rief sie ihn... oder es.
Die Feuerkugel näherte sich. Das Flammen waren gewaltig, und sie sahen das Ende in Form eines brennenden Balles auf sich zu rasen.
Stille.
Kein Feuer mehr. Keine Kugel.
Kein Feind.
Die Blodhord stand still. Die Kugel hing in der Luft, nur wenige Meter von Fhink entfernt.
Was war das nun?
Der Schwarm erschien. Sulva konnte ihn rufen. Wieder flüsterte er diese Namen. Als Ashimar sagte, es seien die Seelen der Verstorbenen, da schien der Schwarm damit nicht gerade einverstanden zu sein. Er bewegte sich auf Ashimar zu, doch Sulvas 'Halt!' ließ ihn wieder seine alte Position einnehmen.
Das Etwas verformte sich. Es schenkte den Gefallenen neues Leben. Wie war so etwas möglich? Und es sprach mit tausend Stimmen von einem Preis, den ein anderer dafür zahlen müsse.
Heute.
Tharon lief auf und ab. Immer wieder ging er zum Krankenlager und erkundigte sich. Die Mission war ein Erfolg, dessen Folgen sie noch nicht absehen konnten.
Er war wütend.

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Beitrag von Tharon » 10 Jun 2008, 14:39

Wie ein Grabräuber kam er sich vor, als sie mitten in Bretonia waren und durch die abgelenkten Wachen allein auf dem Friedhof standen: Tharon, Amdir, Aidan, Sigandi und Titus. Letzterer sollte eigentlich im Krankenlager sein, gebettet und versorgt. Aber irgendetwas musste ihm im Fieberwahn erschienen sein, denn er verlangte nach Amdir und sprach von der Statue. Eilig war Tharon geritten, um den Elaya zu finden. Im Tiefenwald entdeckte er dessen Pferd und fand nicht übersehbare Schleifspuren. Die eines spitzen Gegenstandes. Er konnte es sich ausmalen. Schon wieder war es geschehen.
Die Spur führte zu einer Höhle, an einer Lichtung gelegen. In der Nähe sah Tharon eine riesige weisse Wölfin, und er lag sicher richtig damit, dass er sie als Mutter der Rudel erkannte. Sie hatten ihm davon erzählt, wie auch vom Rat des Waldes, auf dem wohl die Wahrheit hinter der Finsterschlucht und Ecaltan ans Lichte gekommen war.
Dort, in der Dunkelheit, an einer Wand sitzend und starrend in die Leere, fand er Amdir. Das Schwert hielt er in der Hand. Das erste Mal sah er etwas wie Furcht. Furcht vor dem Kommenden und Furcht vor dem, was in ihm war. Als wüsste er nicht mehr, wer er war. Tharon hatte es nicht leicht, Amdir zu überzeugen, doch es gelang. Auf die Frage, ob er ins Labyrinth Grokons hinabsteigen würde, antwortete er nicht direkt:
"Canrea sagte, ich MUSS hinabsteigen."
Der Name missfiel Amdir. Er nannte sie Rubin. Sofort dachte Tharon an Sulva, die Saphir genannt wurde, als sie auf dem Wege ins Felsenmeer waren. Und auch dort hatte man sie so genannt, vor der Schlacht und bevor der Schwarm kam, der in irgendeiner Verbindung mit ihr zu stehen schien.
Sigandi warnte davor, Titus zu transportieren. Aber es musste sein, er wollte es selbst, sofern er sich mitteilen konnte. Und er, wie auch Amdir, wollten die Statue unbedingt öffnen. Tharon selbst war nicht überzeugt, aber konnte die Gefahr noch größer werden? So erreichten sie mit Mühe und Not Bretonia. Die List war einfach, und so waren sie allein auf dem Friedhof. Sie öffneten das Grab von Titus' Eltern. Titus selbst hatte große Schmerzen, aber seine Klage galt auch der Öffnung des Grabes. Obschon Tharon nie verstehen würde, wieso Bretonen ihre Toten in die Erde warfen -so verhinderten sie doch das Entweichen der Seele- sprach er ein leises Gebet zu Odin, dann schoben sie Grabplatte beiseite und schaufelten das Loch frei.
Der Sarg war nicht bretonisch. Aidan bestätigte, dass es ein Sarkophag der Hun war. Noch mehr Fragen.
Tharon schnitt der männlichen Leiche die Hand ab. Beide Körper waren gut erhalten, denn man hatte sie balsamiert, wie es wohl besonders bei den Hun üblich war.
Eilig mussten sie das Grab wieder schließen, da die Wachen sich näherten. Sie versteckten sich hinter einer größeren Gruft, im Schutze der Nacht. Doch was sie zu sehen und zu hören bekamen, war etwas anderes:
Es waren keine Wachen. Es waren Söldner aus Peliad, die ebenso die Hand suchten! Und zwar wohl im Auftrage von Janus von Dunkelwald, dem Lebaner und Zwillingsbruder von Hagen. Sie sagten kein Wort, rührten sich nicht und warteten, bis die Männer den Friedhof verließen. Titus brauchte Ruhe. Sie würden die Statue später öffnen, um Titus Zeit zur Heilung zu geben.
Konnte die Gefahr noch größer werden?
Das konnte sie. Ob das Erscheinen des Schwarms vor Aurelias Tod oder das erneute Auftauchen der Svartalfen ihm mehr Sorgen bereitete, konnte er nicht sagen. Die Dunkelelfe übergab dem neuen König ein Geschenk, dann ging sie mit ihrem Sklaven davon. Denn so behandelte sie den Nordmann, der bei ihr war. Es war dieser Holzfäller, den sie schon trafen auf dem Weg ins Felsenmeer. Daher wehte also der Wind. Sie wussten von allem, was an der Oberfläche geschah. Tharon beschloss, nun wohl auch diese wieder ins Auge zu fassen.
Die Versammlung. Nicht nur die Dunkelelfe sollte eine Überraschung sein. Als Aurelia den Thronerben rief und ein erwachsener Mann vor ihnen stand, da staunte wohl jeder der Gäste. Auch Dunkelwald war dort. Darius hielt eine Ansprache. Es gab Teile seiner Rede, die Tharon befürwortete, was ihm missfiel war, dass offenbar Ceredir seine Finger im Spiel hatte. Dem traute er nicht, seit dieser Lasien freigeplappert hatte im Lager der Einheriar.
Vor der Krönung verließ Dunkelwald die Versammlung. Darius war nun der neue Herrscher der Bretonen. Doch es schien Tharon, als wären besonders Eldorian, Fhink und Ashimar enttäuscht. Letzterer musste sie zum Ausdruck bringen, indem er Tharons Glauben an das Schicksal in den Dreck zog. Nun, das würden sie später klären.
War es nicht Schicksal? Wenn dieser Greis, der Lethos es sagte, wer wäre denn ein Nordmann, es zu bezweifeln? Das Schicksal musste ihm nicht gefallen, aber zu plärren wie ein Waschweib, so wie einige es taten, würde nichts daran ändern.
Dann kam der Schwarm. Er formte Bilder, die man erkennen und deuten konnte. Er musterte Darius, dann Aurelia. Er schien nur ein Wort zu flüstern, bevor er wieder verschwand.
Heute war Tharon bereit. Zuerst die Statue, dann alles andere. Es hab so viel, und es schien, als würde die Zeit nicht ausreichen. Gerade dieser Tage dachte er daran, wie er seinen eigenen Schädel in Händen hielt. Dass er wusste, wie er sterben würde, und wo. Aber er wusste nicht wann.
Der Tod hatte viele Gesichter. War es keine Waffe, dann war es der Schwarm.
Im Falle Aurelias war es Gift.
Sie starb am gleichen Abend in der Abtei.

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Beitrag von Tharon » 13 Jun 2008, 11:41

Für ihre Seele sprach er ein langes Gebet. Wie unnötig ihr Tod ihm auch schien, so sehr glaubte er -wohl im Gegensatz zu Ashimar- daran, dass es Aurelias Schicksal war und dass sie es bereitwillig angenommen hatte. Als der Schwarm ihr zuflüsterte, wirkte sie wie jemand, der seinen kommenden Tod sah und schon vorher akzeptiert hatte. Es schien, als habe sie es erwartet; vielleicht nicht an jenem Tage, aber bald schon. Und so sehr er Bretonia in den letzten Monaten immer weniger als eine Art Verbündeten schätzen mochte, Aurelia war ein Verlust. Trotz oder wegen ihrer Herkunft und obwohl er sie anfangs als Schlange beschimpft hatte, war sie innerhalb der Stadt der einzige Mensch, der die Dinge beim Namen nannte und der etwas tat. Ihm war sie vertraut, auf eine nicht erklärbare Art. Und genau dieses Gefühl des Vertrauens, das in den letzten Tagen so sehr gestört wurde, sollte ihm fehlen. Doch es war geschehen. Es war der Wille der Götter und der Wink des Schicksals. Und ein Nordmann zweifelte niemals daran.
Dass die Elaya Darius tatsächlich altern ließen, ihm, wie Sulva es richtig sagte, die Kindheit raubten, musste er ebenso akzeptieren. Der Lethos sprach vom Schicksal. Nun, Tharon kannte nicht die Sichtweise der Bretonen auf das Schicksal, aber was konnte er anderes tun, als auch das wie eine Tatsache zu handhaben? Dass Sulva es nicht verstehen wollte, ging ihm auf. Genau wie Fhinks Ablehnung oder Eldorians Resignation. Doch es war in der Tat ein Problem jener Bretonen, die mit ihrer Führung nicht einverstanden waren, nicht das von Tharon oder den anderen Nordmannen. Er würde Eldorian beistehen, so gut er konnte, aber mehr auch nicht. Seinen Weg musste man am Ende sowieso allein gehen. Ceredir traute er sowieso nicht und welche Zauberei genau hinter der Alterung des neuen Königs stand, scherte ihn umso weniger.
Es gab andere Dinge, die ihm wichtiger waren:
Titus war immer noch schwer verwundet, als Sigandi und Amdir ihn gemeinsam mit Tharon zur Statue brachten. Dort schien sein Zustand sich sogar zu bessern. Amdir benutzte die Hand, um ein Tor in der Nische zu öffnen. So erreichten sie das Innere. Was sie sahen hatte Tharon zuvor nie gesehen. Ein seltsames Artefakt, das wie eine Art Konstrukt gleichmäßige Töne und Geräusche von sich gab, seltsame Falter, die von den Bewohnern mit dem Schwarm gleichgesetzt wurden. Die Bewohner trugen grüne Gewandungen und nannten sich Diener der Zeit, Feinde der Diener des Meeres. Vom Schwarm, den sie erforschten, sprachen sie wie von einem Freund, der durch das Verdunkeln der Sonne die Welt rettete, mehr als einmal. Was man davon glauben konnte und was nicht, Tharon konnte es nicht entscheiden.
Ein fremdes Wesen war ebenso dort. Tharon erkannte es, denn es schien der gleichen Art zu sein wie der Bote der Dunklen Alten, dem sie auf dem Weg ins Felsenmeer begegnet waren. Neben dem Wesen stand Titus. Um 20 Jahre gealtert, wie er selbst sagte. Er sprach vom kommenden Krieg, von großer Zerstörung und von einem Opfer, das einer geben würde. Und er gab ihnen einen Auftrag: Den 'Verhüllten' vor dem Schwarm zu retten.
Ein oder zwei Tage darauf glaubte Tharon immer noch nicht, was er gesehen und gehört hatte. Doch wenn das alles wirklich war, dann gab es nur eine Antwort, wo man den Verhüllten finden konnte:
In Peliad. Amdir brachte ihn auf die Idee. Denn als sie die Hand auf dem Friedhof an sich nahmen, konnten sie später zwei Söldner aus Peliad belauschen, welche das gleiche Ziel hatten. Und auch sie sprachen von einem Verhüllten.
Amdir ließ keinen Zweifel daran, dass er den Unbekannten retten würde. Tharon ebenso. Doch nur weil Titus es ihnen sagte.
Melantha war nun oben in seinem Krankenlager. Vom Angriff eines Svartalfen und von der Entführung von Ceres sprachen sie ihr gegenüber nicht.

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Beitrag von Tharon » 04 Jul 2008, 09:42

Tage später. Ceres war zurück. Aber nicht umsonst. Wie Tharon durch die Svartalfenhexe aus dem Haus Glannath erfuhr. Dass er wusste, wie sie Ceres unter Druck setzten, dass sie abhängig war von einem Gegengift der Svartalfen, änderte nichts am folgenden Gespräch mit diesem Weib. Sie machten eine Übereinkunft für Ceres Leben. Tharon akzeptierte die Bedingungen, auch wenn er damit nicht gerade zufrieden war. Doch es schien der einzige Weg, den Norden vorerst vor diesen Wesen zu schützen -vorerst. Es war ihm klar, dass es eine lose Abmachung war, welche die Svartalfen jederzeit zu brechen bereit waren. So waren sie und so würden diese dreckigen schwarzen Elfen auch immer bleiben!
Aber es waren nicht die einzigen Probleme.
Von den anderen berichtete er den Verbündeten in Edai, allen voran wohl Eldorian, Sulva und Fhink. Er sprach von seinem eigenen Totenschädel, den er gefunden hatte, von den Ereignissen in der Versunkenen Statue und von seinem Traum: Die drohende Invasion durch die Dunklen Alten und die Rolle Samgards darin, er sprach von der kommenden düsteren Zukunft. Und auch von Titus Verschwinden. Spuren hinterließ er nicht, er war einfach fort, und wohl niemand wusste, wo er nun war. Ob es an Sulvas Ritual lag? Immerhin hatten sie gesehen, was in Titus Erinnerungen verborgen war: Dass die Dunklen Alten eine Art Wächter in seinen Kopf gelegt hatten, der alles sehen konnte, was Titus sah, alles hören konnte, was er hörte. Oder lag es daran, dass sie nun wussten, dass Janus ebenso einen solchen Wächter besaß? Vielleicht war es auch die Erkenntnis darüber, dass -während Sulva eine Verbindung zu einem Ecaltanim namens Saphir hatte- Titus mit Turmalin verbunden war. All das hatte eine Vision Solvings bestätigt.
Es nahm kein Ende, alles wurde immer schlimmer. Und zu allem Überfluss hatte sich nun auch Bretonia bei Eldorian angekündigt, die Labore Iridais zu durchsuchen, um den Mord an Aurelia aufzuklären. Sie würden nichts finden, aber es würde noch mehr Zeit stehlen als ohnehin.
Heute, an einem warmen Sommertag, verschloss Tharon gerade eine Kiste, irgendwo in einer Kammer Iridais. Darin lag verborgen die große Axt, die sie den Trugbildern Grokons rauben konnten. Offenbar waren die Dverge wirklich Freunde, und offenbar war die Axt für dne Kampf um die Freiheit aller Zwerge im Labyrinth wichtig. Amdir hatte ihm einiges darüber berichtet, und die Berichte schienen sich nun zu bestätigen. Dass das Axtblatt seltsam auf Feuer reagierte, war ihm aufgefallen, aber er sprach mit keinem darüber.
Und wieder betrachtete er den Schädel. Es war ihm nicht entgangen, wie Sulva darauf reagierte. Wie er selbst konnte auch sie nur schwer loslassen. Aber er hatte den Vorteil, dass er als Nordmann wusste, wie sehr man sich in sein Schicksal zu fügen hatte.
Eldorian hatte gefragt, ob diese Zukunft fest stand.
Das tat sie, solange Tharon diesen Schädel in den Händen halten konnte.

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Beitrag von Tharon » 09 Jul 2008, 12:22

"Finde ihn, schnell!" rief Tharon, als Hugin seine Schulter verließ und in den Himmel aufstieg. Es dauerte nicht lang, da war der Rabe schon nicht mehr zu sehen. Sein Auftrag war es, einen Brief Fhink zu überbringen. Denn, davon war wohl auszugehen, der Neue unter den Drachenrittern Eldorians wusste noch nichts von den üblen Neuigkeiten. Es war wichtig, dass er von der Garde nicht gefunden wurde. Denn es würde dem Königshaus leicht fallen, auch Fhink wie Ashimar zu beschuldigen. Immerhin waren seine Worte über Aurelia nicht gerade die freundlichsten.
Titus würde nun in die Stadt gehen, um herauszufinden, wo sie Ashimar untergebracht hatten und was sie ihm im Einzelnen noch vorwarfen. Gab es wohl noch mehr 'Zeugen', die gesehen haben wollen, dass Ashimar im Tiefenwald ein Versteck hatte, wo er -viel zu offensichtlich- das Gift aufbewahrte, das Aurelia tötete? In Iridai hatte man ebenso Spuren davon gefunden.
Und Amdir schwor, er habe Ashimar bei dem Versteck gesehen. Wie war das möglich? Tharon glaubte an Ashimars Unschuld. Aber ebenso auch an Amdirs Glaubwürdigkeit. Also war es eine Täuschung. Und das musste bewiesen werden. Es wunderte ihn also nicht, dass Amdir von Thyms Rast aus nochmals in den Wald gehen würde, um herauszufinden, wie man ihn getäuscht hatte. Er zweifelte selbst.
Aber nicht nur diese Ereignisse und das Ultimatum der Bretonen beunruhigten Tharon:
Titus kehrte zurück. Direkt nach Ashimars Verhaftung fanden sie ihn im Tiefenwald. Sulva half dem jungen Burschen auf, der ihnen sagte, wo sie ihn festgehalten hatten. Er sei unter dem Ozean gewesen. Und die Invasion durch die Diener der Dunklen Alten habe schon begonnen, in der Ebene der Vergessenen. So brachen sie auf, um es zu sehen. Und am zerstörten Turm, direkt am Fluss, fanden sie eine riesige Armee, bestehend aus völlig unbekannten Kreaturen und Drakoskriegern, Schiffe und eines der Banner mit der verdunkelten Sonne. Unweit des Turmes lag das Dorf der Ausgestoßenen, wo Tharon einen Schmied kannte, der einst seine Wunden versorgt hatte. Was sie dort erfuhren, war wie Hohn.
Talethien nannte sich dieses Dorf nun, und auch hier standen die Banner. Herrscher dieses 'Lehens' sei Taleth Grawsen, der dunkle Taleth, verbündet mit den Dunklen Alten und ihren Dienern.
"Warum seid Ihr hier?" fragte der Drakoskrieger.
"Wir haben eine Botschaft für deinen...Lehnsherrn", antwortete Tharon.
Er schlug ihm den Kopf ab. Als die andere Wache sich in den Kampf stürzte, fiel sie ebenso. Das Lager wurde in Alarm versetzt, und so war es klüger, zu gehen. Bis nach Thyms Rast ritten sie.
"Keiner wird verhaftet", wiederholte Tharon nochmals, am Tag danach, in Tilhold.
Lieber würde er sterben, als noch einmal seinen Stolz und seine Ehre zu geben, nur um keinen Bretonen töten zu müsssen. Er hoffte, dass Eldorian ebenso dachte.

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Beitrag von Tharon » 15 Jul 2008, 11:52

"Und du bist dir sicher?"
"Ich hab es gesehen."
Tharon nickte. Dann bestellte er noch einen Krug Met, leerte ihn schnell und beglich die Rechnung.
"Das geht aufs Haus."
"Alles?" fragte er ernst.
"Ich schulde es dir."
"Was von deiner Tochter gehört?" fragte Tharon noch.
"Nein."
Eilig verließ er den Einsamen Wanderer und Bredorf. Er ritt wieder nach Norden. Unterwegs warf er einen Blick auf Burg Bregorn. War das wirklich möglich?
Auf dem Weg in den Norden machte er nochmals einen Abstecher. So erreichte er den Baum, von dem Ruagnar gesprochen hatte. Irgendetwas, von dem, was sie suchten, musste hier sein.
Er fand Spuren von Asche, er sah deutlich die Abdrücke schwerer Stiefel. Entweder war wer auch immer nochmals hier oder Edai hatte es auch schon erfahren. Aber andere Spuren sah er nicht -nun, er war auch nicht sonderlich geübt darin.
Also führte sein Weg über die Brücke und dann in den Nordwesten. Das Zeichen hatte er lange nicht mehr benutzt, und es blieb zu hoffen, dass ein alter Bekannter sich daran erinnern würde und dass kein anderer seiner Gefährten kam.
"Tharon. Ich grüße dich. Was willst du?"
"Ich benötige deine Kenntnisse."
Nur im Groben erklärte Tharon ihm die Gründe seines Anliegens. Der andere wusste wohl, dass ihre Begegnung auf dünnem Eis stattfand.
Der Wolf nahm eine Fährte auf, und die beiden Männer folgten dem Tier. So verließen sie den Baum wieder, seltsamerweise den Steilhang an der anderen Seite Edailechs hinauf. Dann sahen sie Burg Iridai. Tharon hob eine Braue.
"Was wollte dieser Kerl am Friedhof?"
Da es schon dämmerte, gingen sie alle dorthin, möglichst unbeobachtet. Tharon hob die Hand, als sie eine Wache Edais sahen.
"Ich bins. Will mir nur was ansehen."
Der Hüter des Wolfes blieb aus guten Gründen zurück, der Wolf allein lief direkt zur Grabstelle von Welgor, jenem Drachenritter, der erst vor kurzer Zeit dort bestattet worden war.
"Sag Eldorian, dass jemand hier gegraben hat. Der Wolf nimmt seinen Duft noch wahr."
Ohne zu zögern lief Tharon dann dem Wolf nach, der zurück zu seinem Herrn wollte.
"Gehen wir ein Stück."
Sie sprachen über alte Zeiten. Doch als sie wieder in der Nähe des seltsamen Baumes waren, rannte der Wolf wie verrückt auf diese Stelle zu und knurrte. Im Gebüsch sahen sie gerade jemanden verschwinden, aber es war zu dunkel, ihn zu erkennen. Der Wolfshüter war sehr schnell, doch auch er konnte ihn nicht mehr erreichen, scheinbar wie der Wind in der Nacht verschwand der Fremde.
"Der Wolf hat ihn gewittert, oder?" fragte Tharon.
Der andere nickte.
"Er ist schnell. Zu schnell für jemanden, der nicht nachgeholfen hat. Sei es Hexerei oder seien es besondere Tränke."
"Tränke?"
Der andere Nordmann erklärte ihm, was es für Möglichkeiten gab. Die Seltenheit war der Schlüssel.
"Wo kriegt man sowas?"
"Sowas wächst nicht einfach so. Da musst du Ewigkeiten suchen. Glück haben. Das wird gezüchtet. Oder du kaufst es."
"Im Wespennest."
"Ja, in Bretonia."
"Interessant."
Nach dieser Begebenheit nahmen sie wieder Abschied.
"Auf bald."
"Skadi mit dir, Tharon."
Dann verschwanden Róskur und sein Gefährte in der Nacht.
Die Briefe der anderen hatte er gelesen. Es war nun offensichtlich, dass es eine Verschwörung gab -mit dem Ziel, alles Edai und der Allianz anzulasten. Er hatte keine Ahnung von den Grabriten der Bretonen, aber Aurelia würde sich sicher darin wälzen, würden diese Neuigkeiten sie noch erreichen können.
So ritt er nach Edaistadt, um sich den Friedhof nochmals anzusehen. Es kam nicht dazu, denn Amdir war ebenso dort. Kurz tauschten sie sich aus. Der Elf spürte, dass etwas nicht stimmte. Und es dauerte nicht lang, da wussten sie was es war:
Titus wurde verhaftet. Und zwar als er nach Bretonia ging, um nach Ashimar zu sehen. Sie zögerten nicht.
"Rhylae!" brüllte Tharon, als sie vor dem Haus der Bretonianer standen, nachdem er bereits die Stadtwachen niedergeritten hatte und dem Rekruten, der seine Waffen haben wollte, mindestens den Kiefer gebrochen hatte.
"Ich bin hier, Herr Radulfson", sprach der Hofmarschall, der gerade auf den Platz kam.
"Wo ist Titus?!"
Tharon hatte eigentlich kein Interesse, irgendwelche beweise vorzulegen, doch er ließ Amdir dennoch Gelegenheit, ruhig mit Rhylae zu reden. Allerdings kam es wie erwartet, und der Bretonianer glaubte ihnen kein Wort.
"Warum sollte ich Aurelias Tod gewollt haben? Sie war die einzige mit Verstand hier!" knurrte Tharon.
Eine Beleidigung gab die andere, und von den gefundenen Hinweisen schien Bretonia nichts hören zu wollen. Sie hatten ihre Schuldigen gefunden. Als Tharon sich sicher war, dass Hugin die Botschaften an Ashimar und Titus überbracht hatte, war es an der Zeit, Taten sprechen zu lassen.
"Plappern kannst du. Aber ich werde sie nun holen", sagte Tharon und ging zum Eingang des Hauptquartiers der Garde.
"Das werdet Ihr nicht tun. Wachen! Festnehmen!" rief Rhylae.
Amdir schlug die erste Wache nieder, Tharon die zweite. Beide achteten darauf, keinen zu töten. Doch als Rhylae seine Waffe zog, war jede Vorsicht verschwunden. Tharon täuschte einen Schwertstreich an, dann rammte er den Schild direkt gegen Rhylaes Kinn. Der Hofmarschall fiel nach hinten, landete auf dem harten Stein und rührte sich nicht weiter.
Amdir und Tharon stürmten in das Gebäude, doch die Menge an Wachen drängte sie wieder hinaus. Beide kämpften unerbittlich, so dass Tharon sich nicht mehr allzu sicher war, ob sie alle nur ohnmächtig oder manche vielleicht auch tot waren. Stadtwachen und Bürger liefen herbei, und es sah nicht so aus, als würden sie selbst noch Rücksicht darauf nehmen, wie der Kampf ausgehen sollte.
"Zu viele!" rief Tharon.
"Raus!" erwiderte Amdir.
So zogen sie sich zurück, wehrten die letzten Angriffe ab, ließen Bredorf und verdutzte Breländer Wachen hinter sich, bis sie den Fluss erreichten.
"Verdammt...", knurrte Tharon, der eine Wunde an der Brust davongetragen hatte.
Beide waren sich einig:
Würden Ashimar und Titus eingekerkert bleiben und vielleicht sogar gerichtet werden, dann käme es nicht nur zum Krieg. Dann wäre die Invasion durch die Diener der Dunklen Alten auch nicht mehr abzuwehren.
"Wäre es anders gekommen, wenn die Bretonen dieses Land nicht erreicht hätten?" fragte Amdir. Und er schmunzelte sogar.
"Dann wären es andere", sagte Tharon matt.
Amdir ging in den Wald mit den Irrlichtern, während Tharon noch eine Weile an der Tilholdtaverne saß. Sprach ihn jemand an, gab es keine Antwort. Sprach derjenige ihn nochmals an, gab es blaue Flecken.
Sollte er die 'Wölfin' rufen? Nein, in dieser Nacht würde er diese wilde Bestie von Weib nicht aushalten.
Jetzt schmunzelte er auch.

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Beitrag von Tharon » 20 Jul 2008, 13:10

Janus. Sie hatten alle Beweise zusammen.
Sulva musste wohl bei Ceredir gewesen sein, um herauszufinden, wer dieser Elaya war, welcher sie angegriffen hatte und gemeinsame Sache mit den Hintermännern dieser Verschwörung machte. Als sie sagte, wo das Versteck dieses Mannes war, war Tharon doch recht überrascht. Er versteckte sich bei jenem einsamen Friedhof, wo sie einst gegen Jaspertin kämpften. Und als Sulva den Namen des Elaya nannte, Doriith, musste Tharon aufhorchen. Er kannte den Namen, er kannte den Mann. Doriith nannte seinen Namen, als Laslo Tharon verhaften wollte. Das war zu den Zeiten der Flugblätter.
Sulva gab ein Signal, da verließen Mitglieder der Edaimiliz ihr Versteck nahe der Tilholdstation. Tharon war zufrieden, als er bemerkte, dass alle Mannen Sulva Gehorsam leisteten. Sie hatte es geschafft.
So ritten sie an jenem Abend zum Friedhof im Westen der Schwarzberge. Einen Steilhang mussten sie überwinden, dann konnten sie das modrige Bauwerk mit seinen Grabsteinen und der einzelnen Gruft sehen. Einst war es ein bretonischer Friedhof, aber er war schon lange verwaist und wurde nicht mehr benutzt. Das ideale Versteck für einen Schurken wie Doriith.
Pfeile surrten plötzlich aus einem Hinterhalt, und die Milizionäre sprangen schnell von den Pferden, um in den Nahkampf zu gehen. Während die Soldaten also gegen verhüllte Elaya kämpften, Verbündete Doriiths, liefen Tharon, Sulva, Titus und Ashimar -geschützt durch die kämpfende Miliz- zum Torbogen.
Dort sahen sie Doriith. Seine Leibwache bestand ebenso aus Elaya, die blind durch Zorn und falsche Ansichten, getrieben wie Tiere, sich auf die Gruppe stürzten. Doch genau diese Wut ließ sie zerschellen an den Waffen und Zaubern der Gruppe. Als der Kampf beendet war, da lebte keiner mehr von ihnen. Die Miliz war erfolgreich und konnte die Angreifer ohne eigene Verluste töten oder vertreiben.
Nun stand Doriith allein. Und sein Trank, der ihn schneller und gewandter machte, wirkte nach einer List Sulvas auch nicht mehr.
Doch reden wollte er nicht ohne weiteres. Tharon seufzte. So oft schon in dieser Lage. Doch diejenigen, die er verhörte, mussten immer wieder aufs Neue lernen, so schien es. Er brach dem Elfen das Bein. Ein Tritt in die Nierengegend später beantwortete Doriith endlich Sulvas Fragen. So erfuhren sie, wohin der Schlüssel sie führen würde und das einer, der sich 'Hierophant' nannte, der Kopf der Verschwörung war.
Aber Doriith, der nun der einzige lebendige Beweis für Edais Unschuld war (und ein Weg, Eldorian zu entlasten und zu befreien), suchte den Tod. Zur Überraschung aller rief er den Schwarm herbei.
"Ruf deinen!" rief Titus.
Sulva tat es. Plötzlich standen sich zwei dieser Kreaturen gegenüber und lieferten sich einen Kampf um Doriith. Es waren zwei? Wieviele gab es noch?
Die Wesen stürzten plötzlich in den Leib des Elaya. Doriith verlor sein Bewusstsein. Aber er lebte. Sie nahmen ihn mit ins westliche Lager, wo er ein weiteres Schlafmittel bekam, um zu verhindern, dass er nach dem Erwachen erneut versuchen würde, zu sterben.
"Zum Gewölbe."
Sigandi begleitete sie nun, denn er war gerade im Lager, als sie eintrafen. Zusammen begegneten sie dem alten Mann aus den Wäldern, als sie vor dem Baum standen, wo Tharon und Róskur den Elaya verloren hatten.
"Hier ist es", murmelte Tharon.
Es war kein Baum. Es war ein Trugbild. Und dahinter lag der Eingang zum Gewölbe.
Was sie dort fanden, gab ihnen alle Antworten und doch 1000 neue Fragen. Wenn Janus der Kopf hinter der Angelegenheit war, was für einen Pakt zwischen dem Lethos und Aurelia ließ ihn so handeln? Woher wusste er, dass Darius durch Magie wachsen sollte? Diente Janus tatsächlich auch den Dunklen Alten, die nichts über diese Pläne wussten, und glaubte Janus wirklich, er sei Leban selbst, dass er so entscheiden durfte?
Eine Frage war noch wichtiger:
Stimmten die Vermutungen, die man nun anstellen konnte? War Fhink auf Janus' Seite, wie hier aus einem Dokument hervorging?
All das waren keine guten Neuigkeiten.
Denn Fhink war nun in Peliad.

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Beitrag von Tharon » 06 Aug 2008, 21:28

"Es wird schon gehen", murrte Tharon, als Sigandi den Verband wechselte.
"Du wirst nach Midgard fahren. Und ich habe keine Lust, danach nicht nur Wunden zu versorgen, sondern auch noch den ganzen Arm abzuschneiden, Tharon."
"Jaja..."
So ließ Tharon das Ganze zum fünften Mal über sich ergehen. Der Stumpf schmerzte noch gewaltig, aber er ließ sich nichts anmerken. Er betrachtete, wie Sigandi sein Werk tat, dann nickte er ihm zu. Das war nichts, was nicht ein ordentlicher Schnaps aufbessern könnte. In der Taverne gab es den besten Honigschnaps. So saßen Tharon und Sigandi noch eine Weile dort, sprachen von Midgard und den Dingen, die sie dort wohl zu erwarten hatten. Tharon merkte, dass Sigandi ihn lieber begleiten würde, doch Tjoenn hatte ihm die Aufsicht über den Stamm gegeben.
"Du willst eigentlich mitkommen", sagte er.
Sigandi zuckte mit den Schultern.
"Wenn der Herr Hetman das so will und nicht anders, dann wird es eben so und nicht anders gemacht", lautete die grimmige Antwort des Heilers.
"Du musst auf etwas achtgeben."
Tharon gab ihm den Schädel. Sigandi nickte schweigend.
Immer noch war er da. Und es war nicht gerade ermutigend, wenn auch im Schicksalsglauben bestätigend, dass der Schädel, ein Zeichen der Zukunft, noch nicht verschwunden war. Das war genau so eine Bestätigung wie die Verletzung, die er sich zugezogen hatte.
Einige Tage zuvor konnte er die linke Hand noch benutzen. Sie war noch da. Das war, als sie des Wartens satt waren und endlich handelten:
Sie überquerten den Fluss. Nahe Iridais mussten sie sich verstecken, als sie das Tuscheln von Wachen vernahmen. So konnten sie die Unterhaltung mit Fhink nicht beenden, dem sie am Ufer, bei den Goldklangruinen, begegnet waren. Immerhin war er in Peliad. Was auch immer ihn genau antreiben mochte, er beteiligte sich nun an der Befreiiung seines Herrn, Eldorian. So schlichen sie einen Bogen um die Burg, so dass sie die nördliche Mauer erreichen konnten. Als die Wachen einen Moment diese Seite der Stadt unbeobachtet ließen, konnten sie in den Kanal eindringen. Der Geruch war nicht gerade betörend, aber das spielte keine Rolle. Sie liefen zuerst den einzig möglichen Weg, bevor sie eine Wand aus Nebel sahen. War dahinter Die Nacht, das Archiv der Diener des Meeres? Vermutlich. Aber noch war keine Zeit:
Sulva und Tharon erkannten eine Stiege. Damals, als die Rattenplage in der Stadt bekämpft wurde, führte sie zu einer geheimen Luke, diese wiederum in ein Haus. Welches, das vermochten sie nicht mehr genau zu sagen, aber sie traten alle ein.
Die Kapelle. Sie waren mitten im Haus der Bretonianer. Damals lebten sie noch nicht dort.
Fhink konnte die Wachen ablenken, so dass sich nicht mehr allzu viele in den Weg stellten. Jeder achtete darauf, keinen der Bretonianer zu töten -obschon fast jeder es getan hätte, um Eldorian endlich zu befreien.
Unter einem Hagel von Pfeilen erreichten sie die Zellen, rammten die Rekruten zu Boden und gelangten so zu Eldorian. Für große Begrüßungen war keine Zeit und nach einer kurzen Umarmung zwischen Sulva und Eldorian bekam dieser ein Schwert von Tharon. Die Augen des Befreiten leuchteten rot wie Feuer. Was es zu bedeuten hatte, war wohl noch zu klären. Gemeinsam rammten sie sich den Weg durch einen Schildwall frei. Als sie von weiteren Angreifern bedroht wurden, nahm Tharon einen der Bretonen als Geisel und Schutzschild. Die Bretonianer mussten aufgeben...sie hatten nun wieder freien Zugang zum Kanal, den Ashimar magisch versiegelte.
Eldorian war unversehrt, doch er sprach nicht viel. Etwas ging mit und ihn Eldorian vor.
Die Nebelwand. Sulva war es, die das richtige Losungswort sprach, um eintreten zu können: Saphir. War es wirklich so überraschend?
Die Nacht. Ein unterirdisches Gewölbe, das halb unter Wasser stand. Über dem Wasser schwebten zahllose Ecaloscope, und ihre Bilder waren mehr als nur Zeichen. Sie sahen fremde Orte, sahen fremde Bilder, Wesen, Ereignisse aus allen Zeiten. Und sie fanden den Beweis, dass Janus Aurelia töten ließ. Nach dem Kampf gegen die Diener der Dunklen Alten, die dort hausten, konnte Sulva die Bilder aufzeichnen. Nun hielten sie endlich alles in Händen, was sie so dringend gesucht hatten.
Eine krächzende Stimme unterbrach sie. Es war wohl Lellerd, eine der Heermeisterinnen des Feindes. In ihrer Gewalt war ein seltsames Bretonenkind, ein Mädchen, dessen Augen geöffnet waren und doch schien es zu schlafen. Der Kampf gegen Lellerd war hart. Verhandeln wollte niemand mehr. Sie verlangte den 'Hüter', und sie meinte damit Eldorian. Hatte es etwas mit seinen Augen zu tun? Keiner schien es genau zu wissen.
Doch nicht nur das Kind konnten sie befreien, sondern auch drei seltsame Wesen. Sie stellten sich vor als Angehörige fremder Völker aus anderen Welten, die ebenso von den Dunklen Alten bekriegt wurden. Und ihre Gefährten waren auch hier. Nun gab es Verbündete! Tharon war noch skeptisch, aber das war er allen fremden Dingen gegenüber. Er respektierte die Fremden und würde zufrieden sein, wenn sie tatsächlich Verbündete waren.
"Willst noch nen Schnaps?" fragte Sigandi.
"Ja, sicher."
Sigandi holte eine ganze Flasche.
"Wann wirst du abreisen?" fragte er.
"In zwei Tagen schon. Fhink hat wohl erfahren, dass Taleths dunkler Zwilling bereits dort ist und nach dem Feuersiegel sucht."
"Dieses Drecksschwein also."
"Ja."
Sigandi grunzte unzufrieden.
"Was da in Hohenfels geschehen ist, wird auch hier passieren, oder?"
Tharon zuckte nun mit den Schultern.
"Wenn wir diese Brut nicht besiegen, dann wird das überall so passieren."
Beide erinnerten sich an Hohenfels, wie es in Flammen stand. Schon der ganze Abend war seltsam. Als Darius und Eldorian verhandelten, war schon das Licht am südlichen Himmel zu sehen, und scheinbar waren dunkle Augen darin, die sie beobachteten. Dann musste der Feind wohl schon wissen, dass Eldorian sich zusammen mit Edai vom Reich lossagte, aber ein Bündnis mit Bretonia wollte, dass Darius tatsächlich einverstanden war -erst recht nachdem Sulva ihm die Beweise nachträglich lieferte. Wohl gab es auch Abmachungen zwischen den Elfen und den Bretonen, was Janus betraf -wo auch immer er nun war, er, der den Dunklen Alten nun diente wie Taleth.
Überall Leichen, Frauen, Kinder, alle. Hohenfels stand in Flammen, und in dieses Flammenmeer gingen sie, um wenigstens Ephyre, die Heermeisterin Peliads und Söldneranführerin zu retten. Es war das einzige, was sie für Fhink tun konnten. Kjari und Eric hatte er verloren, er war kein Bretonianer mehr, dann starb Aurelia, nun fiel Hohenfels vor seinen Augen. Wie dieses Gefühl war, wenn man mehr verlor als man gewinnen konnte, kannte Tharon nur allzu gut. Amdir und Sulva wollten mit den Besatzern verhandeln, doch das war Tharon zuwider. Eben aus den Gründen, dass Fhink genug verloren hatte! Nun musste gekämpft werden. Endlich.
Einen Tag zuvor konnte Fhink die Festung noch in einem Aufstand von den Janusanhängern befreien, und nun das: Das Feuer verbrannte die zerstückelten Leiber der Toten, das Haupthaus brach zusammen, und im letzten Augenblick konnten sie Ephyre retten. Ungeheuer aller Arten stellten sich ihnen in den Weg, darunter gar eines, das nicht nur riesenhaft war, sondern auch noch Klingen an den Schwingen hatte. Es schlug gegen die ganze Gruppe, traf wohl beinahe jeden und schnitt Tharon die linke Hand ab. Er schrie auf, aber kämpfte weiter, bis das Wesen fiel und sie in Sicherheit waren. Ephyre war gerettet, das war wichtiger.
Erst jetzt, als sie am Fuße der vernichteten Burg standen, wo die Flammen noch wie eine Wand aufstiegen, erkannte er, dass er genau das schon gesehen hatte und wusste. Ihm wurde bewusst, dass er in der Zukunft nur noch eine Hand aus Fleisch und Blut hatte. Dies war nun Wahrheit. Genau wie der Totenschädel. War denn nichts aufzuhalten, gar nichts? Die Hand war nicht wichtig, aber es war ebenso ein Zeichen für das Kommende.
"Mit dem Lager im Süden hat alles begonnen. Nun Hohenfels. Janus hat es geschickt gemacht. Sein Bruder ist nun ebenso tot", sprach Tharon.
"Ja."
Hagen von Dunkelwald war seinen Verletzungen erlegen. Und dem Gift des Janus.
Doch nun, nun wartete Midgard.
"Ich werde morgen die Schiffe überprüfen."
"Ja. Aber jetzt saufen wir", sagte Sigandi.
Tharon war mehr als einverstanden.

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Tharon
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Beitrag von Tharon » 21 Aug 2008, 18:50

Alles begann mit Nebel:
Sie hatten die Vestfold erreicht. Die Schiffe lagen an, und die Matrosen halfen beim Löschen der Ladung. Als Tharon und die anderen ihre Ausrüstung an sich nahmen, vermochten sie im dichten kalten Nebel Midgards Gestalten zu erkennen. Es waren Nordmannen, doch sie verwesten bei lebendigem Leib. Der Geruch von Rauch mischte sich mit dem Gestank der Pestkranken, hinzu kamen übel riechende Dämpfe, die in der Vestfold lagen. Die Häuser standen noch in Flammen; alles was einst hier lebte, wurde von den Dienern der Dunklen Alten verändert oder getötet -und die Infizierten näherten sich langsam den Reisenden. Es war nicht schwer, sie zu töten, denn mit dem Tod kam die Erlösung von der Pein.
Doch die dämonenartigen Wesen rings herum waren schwerer zu schlagen. Selbst aus den Flammen kamen sie, missgestaltete Weiber von jenseits dieser Welt fielen die Gruppe an. Doch Schwert und Zauber machten sie alle nieder.
Ein Mann war übrig. Auch er war von Krankheit und Siechtum gezeichnet, aber im Gegensatz zu seinen Kameraden war er noch klaren Geistes. Das war sein Leid, aber auch das Glück der Gemeinschaft. Bevor sie ihn erlösten, gab er noch wertvolle Hinweise, wo sie eine weise Frau finden konnten, die ihnen mehr über das alles hier sagen konnte. So führte der Weg über die Nordbrücke, zur alten Festung. Immer dichter wurde der Nebel. So sahen sie den Feind erst im letzten Moment - es waren Diener der Dunklen Alten. Ein Arm eines solchen Wesens war wie eine Klinge geformt und ebenso scharf. Es hatte wohl mindestens drei Köpfe. Der Kampf war durch den einsetzenden Sturm noch erschwert. Es war so kalt, dass jede Bewegung schon an sich schmerzte. Aber auch dies war zu überwinden.
Wie der Aufstieg. Denn nun galt es, in die Berge zu gehen, wo noch Schnee lag. Klirrender Frost war ihr Begleiter, während sie -angeseilt- immer weiter hinauf kletterten. Beinahe verloren sie Sulva, die den Halt verlor und fast abrutschte und alle hätte mitreissen können. Gemeinsam aber konnten sie Schlimmstes verhindern.
Die Frau. Eine Volve war sie, sagte sie. Doch etwas in ihrer Gestalt und in der Art ihrer Worte war anders. Und erst als sie das Weib wieder verließen, verstand wohl der ein oder andere mit wem sie wirklich gesprochen hatten. War es tatsächlich Urd, eine der Nornen? Wenn es so war, lag ein besonderer Segen auf dieser Reise. Auch wenn die Dunkelheit anderes vermuten ließ. Nie hätte sich Tharon den Krieg in Midgard so vorgestellt. Es wurde nicht mehr um Ehre und Ruhm oder Land gekämpft; hier ging es nicht nur um das Siegel des Feuers, weshalb sie selbst hierher kamen, nein, es ging nunmehr um Vernichtung. Die Blodhord kämpfte hier gegen die Dunklen Alten, und wie sie nach und nach erfuhren, standen die Völsungar und wenige Dverge allein gegen alle.
Die Ostfold. Zerstört und besetzt. Das hörten sie von einem Dvergenanführer. Nach einem Überfall durch Halbriesen der Blodhord halfen deren Künste mit der Armbrust, den Kampf zu gewinnen. Aber die tapferen Dverge konnten sie nicht in die Ostfold begleiten, denn auch hier, selbst hier in Midgard, wurden die Dverge von den Schattenwesen angegriffen, die bereits Aslardill und dessen Gefolge versklavt hatten. In diesen Momenten war es immer, dass Tharon das Ausmaß der Schwierigkeiten erfassen konnte, wie er fühlte, dass es ihn manchmal erdrücken wollte. Aber er ließ es nicht zu, wie auch die anderen nicht, seien es Tjoenn, Sulva, Eldorian, Titus, Ashimar oder Fhink. Und er war, wieso auch immer, ebenso erleichtert, dass nicht nur all jene, sondern auch viele andere, wie Canrea, bei ihm waren.
Die Flammen standen auch in der Ostfold. Aber hier war es die Blodhord, die alles Leben ausgelöscht hatte. Die Zerfleischer, Halbriesen und Vendus stürzten sich in den Kampf. Tharon sah die Lage schon recht aussichtslos, trotzdem sie stets einen Riesen nach dem anderen fällten, nachdem die kleineren Feinde schon am Boden lagen. Da hatte er noch keine Ahnung, was auf sie zukommen sollte:
Sie fanden einen Überlebenden, es war ein Hun. Titus konnte übersetzen, was er sagte. Dieser Ledharien, jener Elaya, er mehr über Samgard zu wissen schien, und auch Widukind mussten wohl im Norden sein -in der Skandemark, dem Land, in dem seit jeher Riesenvolk ansässig war.
Sie nahmen sich die noch lebenden Pferde der Ostfold und ritten gemeinsam mit dem Hun nordwärts. Eine Schar Riesen empfing sie, als sie zwischen den zwei Bergen ritten, dem Pass, der in die Skandemark mündete. Das konnte nicht alles gewesen sein, dachte sich Tharon.
Nein, das war auch nicht alles:
Sie sahen die Völsungar, es waren keine hundert. Unter ihnen waren auch ein Heiler, der verwundete Ledharien und Widukind, Anführer der Völsungar. Keine Feindschaft mehr, alte Fehden vergessen, als Tharon und die anderen kamen, um den Völsungar beizustehen. Denn sie waren vom Feind umgeben. Links Diener der Dunklen Alten, rechts die Krieger der Blodhord. Und auf beiden Seiten war es eine mehr als deutliche Übermacht.
Wie Fhinks Strategie es vorsah, gingen die Speerträger und Nahkämpfer in den äußeren Kreis, um die Fernkämpfer zu schützen.
Es begann. Mit unvorstellbarer Macht und Gewalt stürzten beide Heere auf die Völsungar und ihre Verbündeten. Tharon zählte Dutzende der Wesen, von denen eines ihm bei Hohenfels die Hand abgeschlagen hatte. Ihre Flügel hatten eine Spannweite von sicher 8 Schritt oder mehr und waren mit Klingen versehen. Hinzu kamen jene, die sie schon bei der Nordbrücke empfangen hatten, bei ihnen zahllose geflügelte Diener. Auf der anderen Seite die bekannten Zerfleischer, schwer bewaffneten Riesen und Vendus. Und wo sie nicht gegeneinander stritten und wie Felsblöcke gegeneinander schlugen, da trafen sie die Mitte und somit Tharon, Widukind und die anderen. Das Gemetzel dauerte gefühlte Stunden, Blut, Schleim und Gedärm spritzte nur so umher. Und wohin man auch blickte, man sah nur Gefallene aller Seiten. Feuer, Geschosse, Arm und Bein flogen durch die Luft über die Kämpfer hinweg. Äxte und Schwerter verrichteten blutiges Handwerk, Speere sausten in Leiber, Mäuler rissen Fleisch aus schreienden Kriegern. Ob am Boden oder in der Luft: Es war ausweglos.
Doch nach und nach fiel auch der Feind auf beiden Seiten. Und als man das Gefühl eines möglichen Sieges hatte, fielen dunkle Schatten auf das blutgetränkte frostige Feld. Zwei riesige Wolfsdrachen erhoben sich in die Lüfte, und sie kämpften für die Blodhord. Tharon empfand es fast als Erleichterung, als von der anderen Seite zwei riesige Kolosse sich in Bewegung setzten. Zweibeinig waren sie, aber es sah aus, als würden sie gefallene Gegner in ihren Leib drücken, um zu wachsen. Eine feurige Krone war da, wo der Kopf sein sollte, und darin baumelten noch lebende Krieger.
Wie Berge fielen die Kreaturen übereinander her, dass der Boden bebte. Und zwei von ihnen fielen auf die Schar in der Mitte. Noch mehr Tote. Gerade als das Ende nah schien, brach der verbliebene noch lebende Drache dem anderen Wesen das Genick und erhob sich dann in die Lüfte.
Mit Nebel hatte alles begonnen, und so endete es auch. Als er langsam sich lichtete, da sahen sie überall nur Leichen. Doch nicht nur die der Verbündeten, auch die des Feindes. Wie auch immer sie es geschafft hatten, sie hatten gesiegt. Es war kein Sieg mit großer Freude, es gab nur noch Erschöpfung. Beinahe alle von ihnen knieten oder lagen am Boden. Und die Reise war noch nicht an ihrem Ende, denn von Ledharien erfuhren sie, dass der dunkle Taleth das Siegel an sich gebracht hatte. Dank Widukinds und Ledhariens Hilfe fanden sie sein Versteck, eine kleine Höhle auf einer ebenso kleinen Insel im Jütland.
Aber Taleth war nicht allein. Janus von Dunkelwald war bei ihm, und gerade nahm er das Siegel des Feuers in Empfang. Janus schleuderte jeden, der sich ihm nähern wollte, mit nur einer Handbewegung fort, und es schien kein Durchkommen zu geben.
Dann geschah das, was einige wohl schon erwartet hatten: Der Schwarm. Er war gekommen, um Janus zu töten. Doch Sulva rief ihren Schwarm, und wieder, wie bei Doriith, kämpften beide gegeneinander. Es endete, als der Schwarm in Janus einfiel und dieser das Bewusstsein verlor. Taleth konnte durch einen schmalen Schacht entkommen, das Siegel war geborgen. Doch nun ergriff der zweite Schwarm Sulva und zog sie mit sich fort.
Wie auch Tharon, mochte sich wohl jeder wie versteinert fühlen. Das Siegel war gewonnen, aber wieder zu einem viel zu hohen Preis. Erst recht, wenn man bedachte, dass dieser Krieg auch schon den Süden heimgesucht hatte. Mit Hohenfels und dem Heerlager am Waldrand hatte es begonnen. Eldorian sprach kaum ein Wort, und als sie wieder auf dem Weg nach Bretonia waren, da stimmte wohl jeder in das Schweigen mit ein.
Vier oder fünf Tage waren es insgesamt.
Nach der Rückkehr sprach Tharon auch nicht viel mehr. Nur einmal wechselte er ein paar Worte mit Ashimar, doch Sulva war immer noch nicht zurück. Unterbrochen wurden sie von Moena Glannath, die Ashimar wohl ein Geschäft vorzuschlagen hatte. Tharon sprach seine Warnung an sie aus, denn dass sie irgendwie mit Janus und den Dunklen Alten in Verbindung stand, wussten sie ja.
Und kurze Zeit später schon fiel Moenas Name noch einmal. Allerdings unter erfreulichen Umständen:
Sulva kehrte zurück. Einfach so, und schneller als erwartet. Sie erzählte Tharon was geschehen war, wo sie war und wer sie empfing. Er war mehr als nur überrascht, vor allem von den Dingen, die sie nun wusste und von ihren Plänen. Nun, wenn der freundlichere Taleth eines wertschätzte, dann war es wohl das Gold. So konnte es gehen. Und mehrere Dinge gleichzeitig konnten sie lösen. Sulva nahm sich vor, Taleth in Bretonia zu suchen, und Tharon hatte nun einen anderen Weg vor sich. Er sagte es ihr, und zwar nur ihr, denn er wollte allein gehen.
Sechs Tage darauf:
Er war zurück. Dann las er Eldorians Brief und gab dem Boten seine Antwort mit. Auch er würde etwas zu erzählen haben. Denn da, wo er war, hatte er tatsächlich etwas erreicht.
Wohl aber hatte er nicht gedacht, das Felsenmeer und Ymirs Lager lebend zu verlassen.

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Beitrag von Tharon » 05 Sep 2008, 17:19

Ymir war einverstanden: Tharons Leben im Tausch gegen die Sicherheit, dass Ymir keine Angriffe gegen die Allianz, Bretonia, die Hun, die Elaya, gegen Zwerge oder andere Völker befehlen würde, die im Krieg verwickelt waren. Dass Ymir jederzeit ablehnen könnte, war Tharon mehr als bewusst. Aber der Versuch allein musste ausreichen und war ihm wichtig. In zwanzig Jahren, Tharon kannte den ungefähren Moment, würde er zum König der Riesen gehen und sich stellen.
Amdir wusste es. Tharon hatte es ihm gesagt, ihm allein. Vielleicht weil Amdir genau wusste, was ein Opfer bedeuten würde. Der Elf fragte ihn, ob es denn wirklich sein musste. Ja, das musste es. Diese Welt und dieses Leben waren Tharon nicht etwa egal, aber was gab es hier noch für ihn? Seine Freunde, wie etwa Eldorian oder Sulva, die würde er auch in einer anderen Welt um sich haben, denn sie waren verwurzelt in seiner unsterblichen Seele. Und daran glaubte er. Dennoch würde er es Sulva nicht erzählen. Ihr Leben würde lange währen, und der Schock wäre heute vielleicht zu früh. Und doch, als er ihr gestern begegnete, da schien sie es zu ahnen. Oder zu wissen? Er glaubte nicht, dass Amdir es ihr erzählte. Und doch sprach ihr Blick Bände, als sie über das Schicksal und die kommenden Herausforderungen sprachen, hier am Steg, direkt an einem unbekannten Meer.
Große Verantwortung wurde Sulva übertragen. Von nun an hatte sie die Elfen zu führen, anstelle Ceredirs. Tharon war zufrieden, und er hatte die Zuversicht, dass sie es schaffen würde. Ihre erste Entscheidung, gemeinsam sich zu wappnen gegen die Gegenwart und das Kommende, war jedenfalls mehr als richtig aus seiner Sicht. Zwar sah und hörte man ihre Zweifel, aber was war man ohne die Unsicherheit? Tot. Im Leben gab es so viele Unwegbarkeiten, Fährnisse und Greuel, und die Sterblichen waren hier, um sie auszuhalten. Die Prüfungen des so oft verfluchten Schicksals. Wenn man sie erkannte, war man schon mehr als nur einen Schritt weiter, sie auch zu bestehen und sein eigenes Schicksal zur Freude der Götter, welche Namen sie auch hatten, zu erfüllen. So war das Leben schon immer.
Ceredir hatte diese Welt nun verlassen. Titus berichtete Tharon, der Sigandi gefolgt war, was geschah: Ceredir sah sein Ende kommen und wusste, dass es notwendig war, um Schlimmeres zu verhindern. Darum auch wurde Janus freigelassen. Und Sulva rief den Schwarm. Anstatt Ceredir zu zerfetzen, brachte er ihn ins Licht -was auch immer dieses Licht war, der ehemalige Anführer der Elfen der Bretonenlande schien erlöst. Tharon trauerte dem Mann nicht nach, aber er respektierte seinen Mut, diese Entscheidung zu treffen. Und es schien ihm weise, Sulva als Nachfolgerin zu erwählen. Ihre Stellvertreterin wurde nunmehr Kavaja. Er kannte sie, und schon einige Stunden nach der Begegnung am Steg traf er sie in Edailech an und schickte sie zu Sulva.
Weissagungen. Prophetische Worte und Bilder. Viel davon hatten sie nun gesehen und gehört. Auch was das Labyrinth betraf. Grumpf, ein sonderbares Wesen in der Mine, hatte ihm viel an Wissen gegeben. Und endlich eine halbwegs brauchbare Andeutung über den Seelenspiegel. Einiges davon erklärte das besondere Interesse des Feindes an Grokons Axt.
Bevor er wieder nach Edai ritt, um an dem Treffen teilzunehmen, suchte er all die Dinge zusammen, die sie unter anderem laut Demba benötigen würden, informierte dann Gruschka und Sigandi. Dass die junge Zwergin wichtig war, verschwieg er ihr. Dies erfuhren nur Sigandi und Tjoenn. Amdir war es bekannt, aber er würde schweigen. Zumindest noch. Denn einiges von dem, was erzählt und geredet wurde, deutete an, dass Tharons innerste Befürchtungen, was Amdir und Lasien betraf, sich vielleicht bewahrheiten würden. Er müsste ein Auge auf sie alle haben: Auf Demba, dass sie ihnen nicht folgen würde, auf Amdir, auf die Axt und besonders auf Gruschka.
"Schau dir diese Axt genau an. Und fertige mir etwas."
Der Schmied im westlichen Lager nickte und machte sich ans Werk.
"Wirst du es pünktlich schaffen?"
"Wenn du weiter fragst, dann nicht", murrte Bassi.
Tharon war zufrieden.

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Beitrag von Tharon » 13 Sep 2008, 11:00

Als sie die Mine erreichten, war sie wie in den letzten Wochen in tiefe Dunkelheit getaucht. Keine Zwergenseele war zu sehen oder zu hören. Ashimar entzündete die erste Fackel, die zweite übernahm Amdir, der ganz hinten lief. Und nachdem Grumpf der Zähler den Weg freigeräumt hatte, konnten sie den Weg ins Labyrinth antreten. Tharons Gedanken, während sie durch den langen düsteren Gang liefen, galten einzig und allein den Worten Grumpfs: Nachdem das Wesen die Steine wie durch Zauberei bewegen konnte, bedankte sich Tharon.
"Dank nich mir, dank Chiva", sprach Grumpf und stapfte langsam davon.
Tharon brachte erst kein Wort heraus. Chiva? Was wusste dieses Wesen von ihr? Und wie konnte das sein?
"Warum...", murmelte er.
Amdir und Sulva beruhigten ihn für den Moment. Aber während es ganzen Weges, der bisher keine Abzweigungen hatte, kreisten Tharons Gedanken nur darum. Es musste etwas mit dem Seelenspiegel zu tun haben, ganz sicher. Grumpf hatte doch einst gesagt, dass er Gedanken und Erinnerungen ordnete.
Nach einem Tag erreichten sie eine Gabelung. Beide Gänge sahen ähnlich aus, und sie gingen nach rechts. Es ging bergab, der Weg war leichter. Irgendwann spürten sie eine Art kühlen Wind. Woher konnte der kommen? Ausgänge odere Schächte jedenfalls waren nicht zu sehen. Aber nach drei Stunden entdeckten sie eine Halle, deren Zugang aber unüberwindbar von Wurzeln versperrt war. Es waren die Wurzeln, die Demba erwähnt hatte. Von ihnen ging es aus, und dort konnten sie auch ihren Wasservorrat auffüllen. Während er die Vorräte auffüllte dachte er an Demba. Die ganze Zeit hatte er ein seltsames Gefühl. Ihr selbst und auch Amdir hatte er mehr als einmal gesagt, dass er glaubt, sie verschweige etwas. Er wusste nicht, was es war. Aus diesem Grund wollte er auch nicht, dass sie mitkommt.
Der Weg zurück verlief also bergauf. Das bedeutete, dass der soeben aufgefüllte Wasservorrat schon wieder zur Neige ging. Steil runter in der warmen und stickigen Luft ging es dann durch den anderen Gang nach der Gabelung. Zeitgefühl hatte schon keiner mehr. Und dann, als sie das erreichten, was das Labyrinth war, machten sie eine mehr als notwendige Rast. Mindestens Gruschka brauchte sie sowieso. Immer noch nicht hatte Tharon ihr gesagt, dass sie einer der Spiegelsplitter war. Sie blieb die ganze Zeit bei Sigandi, wie es besprochen war. Und Tharon hoffte, dass sie Alikir, ihren Vater, schnell finden würden.
Tharon verteilte dann etwas Brot. Jeder nahm es dankend an. Fhink und Eldorian sprachen wenig, und bei Sulva merkte man, dass sie die Tiefe nicht mehr lange ertragen würde. Ashimar ging es wohl ähnlich, aber Amdir merkte man nichts dergleichen an. Selbst Tundil schien sich nicht mehr allzu wohl zu fühlen. Titus und Mylinda schienen ebenso nicht mehr allzu begeistert von der Reise.
Tharon schloss eine Weile die Augen. Er versuchte, die Worte Grumpfs zu vergessen und sich auf das Jetzt zu konzentrieren. Wohl merkte einjeder, dass die Reise ins Labyrinth und die kommenden Ereignisse wohl mehr sein würden als das, was man sah. Er konnte es sich nicht erklären, aber langsam fühlte er sich in seinem eigenen Labyrinth -und sie waren noch nicht einmal lange unterwegs.
Plötzlich ein lautes Geräusch. Alle richteten sich auf. Es waren drei Schattenguhls, die aus der Dunkelheit kamen. Ein schneller Kampf begann. Sulva und Titus konnten einen Gegner so weit schwächen, dass Sigandis Hammerschlag ihm den Rest gab. Tharon streckte seinen Gegner nieder, nachdem er durch eine Parade einen Arm abtrennen konnte und ihm dann das Schwert in die hässliche Fratze rammte. Der dritte ging durch einen gezielten Schlag Tundils zu Boden, nachdem er den Kopf verlor.
Soweit so gut. Sie wussten nun ganz sicher, dass sie Besuch bekommen hatten.
Weiter ging der Weg. Immer mühsamer wurde es in der Dunkelheit. Viele Fackeln waren schon verbraucht.
"Ich sehe die Wände auf mich zukommen", sagte Sulva leise, die mit sich kämpfte.
"Ich auch bald..."
Unerwartet und überraschend wurde der Weg wieder unterbrochen, als sich eine Art Runentor öffnete. Es war Gorn, einer der Dverge und wohl die rechte Hand Gahroks, dem König der Dverge hier unten. Er war mürrisch wie eh und je, dann fragte er nach der Axt. Tharon sagte ihm, dass er sie bei sich hatte. Gorn führte sie schließlich einen Gang entlang, der links vom Hauptweg abknickte. Es sei das Gebiet der Steinhämmer, ein Gebiet Alberiks, seinerseits rechte Hand Grokons.
Doch sie erreichten unbehelligt den Bereich der Dverge -dank eines Glaschtin. Das waren sie also: Gut zwei Meter hoch oder mehr, am ganzen Leib eine natürliche Panzerung und ein Kopf, der einem Pilz ähnelte, jedoch mit bösartigen gelben Augen versehen. Ihre Klauen waren lang und scharf. Gorn wollte mit dem Glaschtin verhandeln, doch dieser stieß ihn einfach weg, denn er sprach wohl lieber zu Ashimar. Der Elaya musste für seinen 'Abschaum' bürgen. Ob es sinnvoll war, mit den Glaschtin zu verhandeln, um Hilfe zu ersuchen? Tharon war sich nicht mehr sicher, als sie dem Wesen gemeinsam mit Gorn folgten. Die Steinhämmer, Schatten ihrer selbst und erschaffen, verneigten sich vor dem Wesen, und keiner griff die Gruppe an. Was für eine Macht.
Gahrok und die Dverge lebten in einer großen Halle, die unter dem Lorenweg lag. Dort hatten sie eigen Gärten, einen Metallriesen, der ihnen im Kampf half, Runenmeister, einfach alles -bis auf genug Waffen und Wasser. Sie erfuhren, dass es eine Quelle gab, die aber in der Hand von 'Bestien' lag, welche die Grenze zum Dvergengebiet belagerten. Bevor er weiter verhandelte, verlangte Tharon von Gahrok, Alikir zu sehen -Gruschkas Vater. Es war Gorn, der ein gutes Wort einlegte und sie herumführte, zu den Gärten, zum Metallriesen, und auch zu Alikir.
Gruschka lief ihrem Vater in die Arme. Tharon, und sicher auch die anderen, waren das erste Mal seit sie das Labyrinth betreten hatten, zufrieden. Ein Teil war geschafft -Vater und Tochter vorerst vereint. Alikir war dankbar und er versicherte, gut behandelt worden zu sein. Doch bis alles ausgestanden war, schien es sicherer für ihn, bei den Dvergen zu bleiben.
Tharon zeigte Gahrok die Axt. Dass er eine weitere von Bassi hatte anfertigen lassen, sagte er keinem. Die Kopie blieb im Rucksack. So sprachen sie über den Seelenspiegel, und auch über die Splitter. Gruschka erfuhr nun, dass sie einer davon war, erwählt von Kalgals, dem Geist des Seelenspiegels, welcher im Spiegel selbst lebte. Der Seelenspiegel, so Gahrok, ordne Gedanken und Erinnerungen und stehe kurz vor dem Bruch. Scheinbar war es das, was verhindert werden musste, und auch Grokons Leute, wie die Zestals, Diener der Dunklen Alten, hatten das gleiche Ziel -und waren dennoch der Feind. Tharon stellte klar, dass er Gruschka niemals opfern würde, aber Gahrok sagte, er wisse nicht, was mit den Splittern geschehen würde. Auch Ashimar beschäftigte diese Frage. Oder WOLLTE er nichts sagen?
"Wo finden wir Aslardill?"
Gahroks Runenmeister suchten noch den genauen Standort Aslardills. Bis sie soweit waren, beschlossen die anderen, Gorn dabei zu helfen, die Wasserquelle zu erobern. Es waren aufrecht gehende, große und bewaffnete Insekten, die in den Grenzgängen lauerten. Ein Biest nach dem anderen fiel unter Schwertgeklirr und Zauberei. Als sie die Quelle fanden, sahen sie dort eine schemenhafte große Gestalt. Sie sprach von einem Existenzbewahrer Odorion, man solle ihm folgen und vertrauen.
"Zestal", sprach Amdir leise und hielt sich an Tharon fest.
Das war also einer der Zestal. Die Erscheinung verschwand. Gorn erklärte, dass Odorion wohl das erste Schattenwesen war, dessen Dasein die Existenz aller anderen begünstigte. Würde man Odorion töten, wären alle anderen ebenso fort. Ein wichtiger Hinweis, endlich etwas, das brauchbar erschien.
Die Quelle war gesichert. Gahrok schien zufrieden. Und man hatte herausgefunden, dass Aslardill nahe der Onyxwesen in einem Kerker Alberiks festgehalten wurde. Gorn wies auf die Unmöglichkeit hin, den Kerker lebend zu erreichen. Dann kam der Trick mit dem Alkohol zur Sprache: Schon in der Mine hatten sie herausgefunden, dass die Wesen einen in Alkohol getränkten Krieger nicht bemerkten, solange er leise war. Selbst riechen konnten sie keinen. Gahrok und Gorn waren skeptisch, aber da Sulva ebenso nochmals versichterte, dass es funktionierte, stimmten sie zu. So war es auch Demba gelungen, das Labyrinth zu verlassen.
Sulva blieb in der Halle der Dverge. Hier war es nicht so eng, und es schien der beste Weg, dass sie sich etwas beruhigen konnte. Auch Gruschka blieb dort, wie auch die Axt. Nachdem sich die anderen in Alkohol getränkt hatten, gab es einen kurzen Abschied und sie brachen auf, um Aslardill zu befreien.
Und tatsächlich:
Keines der Wesen, ob Steinhammer oder Schattenguhl, nahm sie wahr. So schlichen sie durch die Gänge, an Wachen und Arbeitern vorbei, bis sie schon einen Kerker sahen. Darin waren mehrere Gefangene. Nach Gesten, sie mögen sich nichts anmerken lassen, liefen Gorn und die anderen weiter, bis sie Aslardills Kerker fanden. Da war er, tatsächlich. Er war schwach, ungepflegt und seine Seele schien hier unten gelitten zu haben, denn er glaubte nicht daran, dass es wirklich Tharon war, der ihn retten wollte; die Schattenwesen täuschten ihn jeden Tag.
"Demba hat die Sprengung nicht durchgeführt, so wie du es befohlen hast."
"Demba? Ich habe nie eine Sprengung befohlen."
Aslardill erklärte, dass Demba vor wenigen Tagen an Hunger hier unten starb.
Eine Täuschung. Demba. Verrat. Er hatte es gewusst und hatte doch keinen Beweis bis jetzt!
Und schon wurde der Ausgang von Wachen der Steinhämmer versperrt, die mit Armbrüsten bewaffnet bereit waren, alle zu töten. Alberik stand in deren Mitte und befahl den Angriff, nachdem er ihnen 'Demba' zeigte -es war Richter Xarfles, jenes Schattenwesen, das sie schon im Wilderland sahen, als sie Tepoks Oger im Kampf gegen den Feind unterstützten!
Zahlos war die Schar der Angreifer. Kaum war einer gefallen, schienen zwei oder drei nachzurücken. Alle waren am Ende, und Tharon hatte schon mit dem ganzen Unternehmen abgeschlossen, als plötzlich die Bolzen mitten in der Luft anhielten. Die Steinhämmer waren handlungsunfähig, Alberik platzte bald vor Wut.
Wieder vernahm man die Worte des Zestals von der Quelle, als sich hinter der Gruppe ein Tor öffnete. Wieso taten die Zestal das?
Gahrok, bei dem sie nach dem Weg durch das Tor wieder waren, konnte nur den Grund anführen, dass auch die Zestals den Seelenspiegel bewahren wollten. Diener der Dunklen Alten halfen nun? Wer spielte hier unten auf eigene Rechung? Alberik? Grokon?
Wichtig war im Augenblick nur, dass Aslardill wieder unter ihnen war. Schnell schliefen sie alle ein, in der Halle Gahroks. Morgen gab es viel zu beraten und zu tun.
Der Seelenspiegel, er wartete.

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