Neues Land

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Wulfus
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Beitrag von Wulfus » 22 Nov 2009, 17:48

Wulfus verblieb nur einen Abend im Lager der Nordmannen - er nützte die Zeit dort um mit Hansul, einer Fee und zwei der Minotauren am Lagerfeuer zu sprechen. Er musste innerlich schon bei der ANkunft der Vertreter der Minotauren lächeln: "So schnell wird man in diesem neuen Land 'begrüßt'".

Überraschenderweise wurden die Nordleute von den Minotauren, ganz im Gegensatz zu den Trollen, nicht zu einem schnellen Bekenntnis in Sachen Diplomatie gedrängt. Einzig: Die Nordmannen sollten sich NOCH von dem Heimatort der Minotauren fern halten - die Zeit würde kommen, so meinten die beiden Gehörnten, wo sich dieses 'Einschränkung' ändern würde.

Wulfus kümmerte sich nicht sonderlich um dieses Verbot und meinte, dass der alte Leif die Botschaft jedem Nordmann und jeder Nordfrau ausrichten würde.

Solange die Minotauren nicht mehr verlangen, dachte sich Wulfus, sprach noch ein paar freundlich gehaltene Worte zu den Besuchern und zog sich dann zurück.

Schon am nächsten Morgen wollte er das Land erkunden - um nach Tharon zu sehen und die Insel kennenzulernen. Er strich über die Götterschwinge und sein Gesicht wurde düster - nur Baldurs Mal an seinem Nacken leuchtete kurz auf.

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Wulfus
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Beitrag von Wulfus » 23 Nov 2009, 10:49

Er war fast einer katastrophalen Verwechslung auf den Leim gegangen, indem er den Firbolg namens Grundug mit einem Hünen verwechselte, der einstens von ihm aus Tilhold vertrieben wurde.

Wulfus missachtete seine Gefühle und fast wäre aus der Verwechslung ein Kampf um Leben und Tod entbrannt. Doch die seltsame Magie eines Bretonen bewahrte die beiden Bewaffneten davor. Zum Glück - denn im Nachhinein wurde der Irrtum klar und die Sache mit Worten der Entschuldigung beendet.

Es waren zwei lange Tage gewesen: Wulfus war ohne Pause durch das Land geritten - eigentlich hatte er nur vorgehabt, seine Vorräte im nächstbesten Lager aufzufüllen. Und nun stand er zwischen Minotauren und Trollen - und vor einem inzwischen beruhigten Firbolg - und hörte sich an, welche Probleme zwischen den Völkern herrschte. Er lud sie also ein, auf 'neutralem' Boden weiter zu sprechen: Und so ritten sie zum Lager der Nordmänner.

Auch wenn die jungen Nordleute sehr misstrauisch schauten, was Leif mit dem einen oder anderen tadelnden Blick erwiderte, schien der Ort gut für produktive Gespräche zu sein. Immerhin einigte man sich darauf, dass die geschliffene Ansiedlung der Trolle wohl nicht durch MInotauren fiel, sondern durch Unbekannte. Vielleicht die, die plötzlich aus dem Nichts vor Wulfus standen - als er nach Tharon suchte?!

Pläne wurden gesponnen - Wulfus lauschte und sagte nur noch wenig dazu. Es würde sich alles weisen. Seine Gedanken glitten ab. Dann, im Lager der Firbolg, wurde das Gefühl in ihm unerträglich. Er brach, fast überhastet, auf.

Mit wehender Robe preschte er durch die gefrorene Steppenlandschaft. Die Götterschwinge glühte ab und an auf - ein durchdringendes Gefühl, das Wulfus ein jedes Mal erschaudern ließ. Und sein Mal, welches Baldurs Kraft in seinen Nacken brannte, schmerzte. Er wußte, dass er seinen Göttern ein Opfer bringen musste - für seine Kurzsichtigkeit....

Gast

Beitrag von Gast » 24 Nov 2009, 01:44

*wie aus dem Nichts hörte Wulfus dann eine wohlbekannte Stimme*
NAAA
*doch zu sehen war wohl nichts, keine Spur, keinen deut nur diese Stimme*

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Wulfus
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Beitrag von Wulfus » 24 Nov 2009, 16:14

Inmitten des Rituals hörte Wulfus kurz die Stimme. Er hielt inne und blickte sich suchend um. Dann erhob er sich und stapfte zum Feuer, entzündete eine Fackel und ging so von seinem einsamen Feuer hinein in die spärlich und flackernd beleuchtete Dunkelheit des menschenleeren Bergrückens.

Nichts - so sehr er sich anstrengte.

Verwirrt kehrte er ans Feuer zurück und begann die alten Lieder wieder aufzunehmen.

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Wulfus
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Beitrag von Wulfus » 28 Nov 2009, 20:56

Wulfus lächelte spöttisch von seinem Pferd herab, ließ die Götterschwinge surrend in die Riemen gleiten und ritt hinfort.
Genau das hatten ihm die Götter prophezeit.
Er jagte mit seinem Pferd durch die kalte Steppenlandschaft und beachtete nicht die Wunden an seinem Körper, die der Hammer an ihm angerichtet hatte. Es eilte.

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Beitrag von Wulfus » 01 Dez 2009, 14:42

Wulfus hatte schon Tage zuvor Berichte über die Lawine gehört, die das Lager der Trolle zum Teil verschüttete - und von den riesigen Fußspuren, die zum Auslöser der Katastrophe führen sollte.

Als dann, Tage danach, die Trommeln der Trolle weit ins Land hinein zu hören waren, roch es wieder mal nach Krieg.
Nun galt es schnell zu handeln - das wusste er, ansonsten würde das eventuell entstehende Chaos auch seine Pläne gefährden.

Bevor er seinen Ritt antrat hinterließ er nahe der nordischen Ansiedelung eine Botschaft, welche die Alten - wie Leif - wohl ohne Mühe entschlüsseln konnten:

Im Schnee konnte man folgendes finden:
Ein stattlicher Wolf, der durch eine Schlinge oder ähnliches getötet wurde - zumindest keine offensichtlichen Verletzungen aufweist (was durchaus beabsichtigt schien) und dadurch wie lebend wirkte, auch weil er sorgsam hingelegt wurde.
Links von dem toten Körper des Wolfes liegt ein mit Steinen aufgelegtes Symbol, dass ein geschlossenes Auge darstellt. Rechts vom Wolfskörper das Symbol eines offenen Auges.

Darunter die Rune, welche Wulfus Initiale wiedergibt.

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Beitrag von Wulfus » 09 Dez 2009, 14:24

Laslo und Wulfus trafen sich zur vereinbarten Zeit inmitten der Wildnis an einer kleinen schneefreien Waldlichtung. Rings herum ein beschaulicher Mischwald und ein kleiner eisfreier Bach, der sich am nordwestlichen Rand der Lichtung seinen Weg bahnte.


Wulfus war spät gekommen. Er berichtete Laslo von den Geschehnissen des Tages: Der Jäger der Valkyn hatte eindeutig bestätigt, dass Wulfus die Lawine NICHT losgetreten hatte. Der Nordmann selbst wollte darüber schweigen, bis die Bretonen ihre Ermittlungen begannen, denn es schien so, dass ein Bretone der Auslöser der Katastrophe gewesen sein könnte. Zu Laslo meinte Wulfus, dass auch er wohl bald zu Prey gehen sollte - denn dieser ließ alle seine Begleiter überprüfen - zurecht!

Über den Sextanten, der direkt auf den Mittelpunkt des Malstrom-Strudels zu zeigen schien, verlor Wulfus nur einige Worte. Die Sache mit der Götterschwinge ließ er gänzlich ruhen.

Stattdessen legte er sich bald schon hin: Schwert, Axt und Wurfaxt neben sich liegend. Er murmelte ein Gebet zu Baldur und schloss die Augen, jedoch schlief er nicht ein, denn war er sich nicht sicher, ob ihn die erste Nachtwache von Laslo beruhigen sollte. Es würde noch dauern, bis dieser sein Vertrauen genießen würde - zu unsicher waren die Zeiten

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Beitrag von Wulfus » 10 Dez 2009, 11:31

Kaum waren die Anschuldigungen gegen ihn bezüglich der Lawine ausgeräumt, kamen die nächsten Probleme auf ihn zu: Wulfus hatte immer noch die Tagebuchseite des Mädchens bei sich und es ergab sich, dass Tharon diese für sich und seinen Hetman Hansul einforderte. Wie konnte er den beiden trauen, die anscheinend einen Großteil der Zeit verbrachten, um Gerüchte gegen ihn in Umlauf zu bringen?

Aus diesem Grund lehnte Wulfus es ab, die Tagebuchseite Tharon zu geben. Dieser drohte ihm, dass er sich die Seite holen würde.
"Holen" - das bedeutete in diesem Fall eine Bedrohung von Wulfus Leben. Das wussten beide. Dennoch beharrte Wulfus darauf, die Sache selbst zu erledigen. Er hatte genauso die Mittel dazu, dem Mädchen zu helfen und eventuell einhergehend die Sache mit der Lawine besser verstehen zu lernen. Und immerhin gehörte die Seite genausowenig Hansul und Tharon, wie Wulfus gehört, sondern dem Mädchen, welches jedoch hilflos ohne Bewusstsein und Entscheidungskraft im Lager der Nordmannen lag. "Sollen sie versuchen, es sich zu holen", dachte er sich.

Dann, als Tharon davon ritt und Ofeigur daher kam, reichte es Wulfus endgültig: Er wollte die Sache erledigen - so schnell es geht, und auf Nummer Sicher gehen, dass alles in geordnetem Rahmen verlief. Also besprach er sich noch mit Anna unter vier Augen und ritt dann aus dem Bretonenlager zurück in die Wildnis. Nur wenige Meter nach den Mauern ritt er an Ofeigur vorbei, weichte ihm knapp aus um im vollen Galopp weiter zu preschen. Er hörte, wie ihm etwas nachgerufen wurde - dann spürte er, dass Ofeigur ihn mit einem Spruch bedachte: Kurz legte sich auch ein heller Schein um ihn. Wulfus konnte nicht dagegen reagieren, zu unerwartet traf es ein.

Fluchend ritt er weiter - meilenweit - bis er einen ruhigen Ort fand. Dort richtete er seine Gebete an Baldur, opferte ihm ein erlegtes Wild und bat um Rat, was für ein Spruch auf ihm lastet.
Der Gott war ihm gnädig und ließ ihn wissen, dass Ofeigur durch seinen 'Segen' wohl einen Tag lang alles das sehen möge, was auch Wulfus durch seine Augen sehen wird.

"Jetzt hat er den Bogen überspannt", murmelte Wulfus und zog die Götterschwinge hervor. Mit dem typischen Fauchen, dass immer ertönte wenn es in den Händen seines Trägers lag, funkelte die Klinge auf. Wulfus zog grimmig mit dem Schwert einige Symbole in den Permafrostboden, welcher sich wie Butter ritzen ließ. Ofeigur dürfte erkennen, dass es sich um einen alten Kampfspruch handelt, der explizit gegen die hinterhältigen Machenschaften von Loki und seinen Dienern gerichtet ist - wohl ein Querverweis auf Ofeigurs 'Tat'.

Dann ritt Wulfus weiter. "Soll er etwas zu sehen bekommen", knurrte er.

Und Laslo wird wohl vergeblich auf einen zweiten Abend in WUlfus Gesellschaft warten....

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Beitrag von Ofeigur » 10 Dez 2009, 12:42

Nach der Vorplanung mit Durarr und Anna betrachtete Ofeigur zufrieden durch Wulfus Augen die Landschaft. All seine Handlungen des kommenden Tages würde er sehen. Es stand zu vermuten, dass Wulfus die Tat bemerkt hatte und Gegenmaßnahmen traf. Gut, das würde ihn beschäftigen. Wenigstens käme es zu keinem Treffen mit Laslo, das war allein wichtig.
Auf Odins Blick war Verlass. Ganz bestimmt war es für Wulfus ein Werk Lokis oder Hels, aber diese Missverständnisse war der Diener des Einäugigen ja schon eine Weile gewohnt.
Die Bestätigung erhielt er bei Ansicht der Symbole. Tatsächlich hielt Wulfus die Kraft Odins für ein Ritual des Listenreichen.
"Interessant", sagte Ofeigur und lächelte.

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Beitrag von Wulfus » 11 Dez 2009, 14:29

Wulfus ritt danach langsamer weiter. Sein Pferd würde noch einige Stunden Kraft in den Beinen brauchen - bis der Spuk sein Ende hatte. Der Reiter strich sich über das Mal an seinem Nacken - ja, er würde bemerken, wann die Macht des Göttervaters nachließ, denn sein Sohn würde es ihn spüren lassen. Und den Rest würde er selbst mit dem Sprecher des Gebetes klären - nur nicht in dessen Rücken, so wie dieser es tat.

Wulfus ritt und ritt. Kurz pausierte er nur, trocknete den Rücken des Pferdes und ging einen Wegteil zu Fuß um es zu schonen, dann ritt er weiter. In endlosen Wegen, fast chaotisch angeordnet, erreichte er nach langer Zeit einen Ort, der Stunden vom Lager der Bretonen entfernt schien.

Vor ihm: Ein Stein - um dessen großzügiges Fundament sich eine Schar seltsamer Wesen tummelte. Sie schwebten im Mondlicht um den Findling - fast körperlos. Zwei oder drei waren es. Wulfus starrte zu den Geisterwesen, die er schon am zweiten Tag der Ankunft negativ kennengelernt hatte. Jetzt würde er sich für den Angriff der Wesen revanchieren, Ofeigur etwas zu sehen geben und .... nun ja, auch noch einen kleinen Nutzen ziehen, der wohl visuell nicht wahrnehmbar sein würde.

Ein kurzer Kampf und der Ritt quer durch die Wildnis ging unsystematisch weiter - so lange, bis er den Spruch von sich fallen spürte. Bis dahin erwartete er den Kampf.

"Sollen sie kommen", murmelte er grinsend.

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Beitrag von Ofeigur » 11 Dez 2009, 18:21

Mit sich und den Göttern zufrieden beobachtete Ofeigur Wulfus Ritt gegen die Zeit, seine Wut und Verzweiflungstaten.
"Nichts geht über einen wütenden Krieger", murmelte er.

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Beitrag von Wulfus » 12 Dez 2009, 00:26

Zufrieden bemerkte Wulfus das Nachlassen des Spruchs.
Er schlug nun einen geraden Weg ein - preschte durch die Wildnis.
Der Reiter erreichte sein Ziel, bevor sein Pferd Schaden davon trug. Nun würde er seinen Beitrag leisten.

Er betrat die Höhle ruhig, warf einer Gestalt etwas zu essen und trinken hin. "Verzeih mir noch einmal - es ging nicht anders. Aber ich begleiche meine Schuld, wenn du deine Aufgabe gelöst hast", sprach Wulfus. Eine gut gelaunte Stimme antwortete ihm, dass der Sprecher schon längst auf den Beginn der 'Sache' gewartet hätte.

Wulfus ließ ihn sein Werk vollrichten - er selbst wartete wachend im Höhleneingang. Da gab es nichts zum Zusehen für ihn.

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Beitrag von Wulfus » 14 Dez 2009, 09:44

Wulfus ignorierte die teils misstrauischen Blicke der Nordmänner, als er deren Lager betrat. Aufgehalten wurde er nicht - sonderlich erwünscht schien er jedoch auch nicht.

Er ging zum Feuer - begrüßte Leif, ignorierte voerst Tharon - und sah dann Sigandi, welchen er überrascht und erfreut 'unter den Lebenden' willkommen hieß. Dann stapfte Wulfus in das Heim des Heilers, um die junge Frau zu besuchen, dass dort immer noch ohne Bewusstsein lag. Nur der Heiler und er waren in der Hütte. Wulfus betrachtete die Bewusstlose, zog dann die Handschuhe aus und kühlte mit einem feuchten Tuch ihre Stirn. Dann zog er einen kleinen Bergkristall hervor und sprach ein Gebet zu Heimdall, das folgendermaßen endete:

"Schütze sie auf ihren Wegen - wo immer sie auch geht. Zeige ihrem Geist den Weg zurück - wenn du die Zeit für gekommen hältst!"

Nach seinen Worten legte er der Bewusstlosen den Bergkristall in die Hand. Sie war stark, sie würde ihren Weg gehen.


Dann erreichten die Minotauren das Lager. Die Späher hatten nichts gemeldet. Es stellte sich heraus, dass 16 Männer der Nordleute verschwunden waren. Ebenso Troll- und Minotaurenspäher. Nach endlosen Gesprächen machten sich Hansul, Tharon, Sigandi, Anna, Kindron, Gundrug und er endlich auf - um nach den Vermissten zu suchen.

Der Posten - wo die Späher wachten - war menschenleer und von Neuschnee bedeckt. Keine Spuren. Nichts. Wulfus begann die dünne Schneeschicht mit dem Fuß beiseite zu kehren - Grundug hilf ihm dabei. Dann fanden sie einen Hinweis: Eine kreisrunde Stelle im alten Eis. Mannsbreit. Wie ein Rahmen verlief die sachte Erhebung. Ob was darunter sei - fragten sie sich.

Wulfus zog die Götterschwinge: Die Klinge leuchtete auf - ein Surren umgab ihn wie jedes Mal, wenn er das Metall in seiner Hand fühlte. Dann begann er in einem alten nordischen Dialekt Baldur und Thor anzurufen, auf das sie ihm Kraft geben. Während der Gebete ließ Wulfus die Klinge nur wenige Zentimeter in das Eis fahren. Den Rest erledigte die Kraft: Polternd fiel Eis in sich zusammen und ein Schacht wurde freigelegt.

Tief lag er vor ihnen - Lava war zu sehen. Hitze inmitten der Kälte. Und Hansul sah ein Wasserrad inmitten der Lava. Ein Wasserrad.

Streit begann - weil es darum ging, wie man die Männer aus den Höhlen retten konnte, wo sie vermutlich waren. Anna wollte einen 'Feind' aufsuchen, der hilfreich sein könnte, um Wege zu finden. Tharon und Hansul gerieten in Streit. Und später auch wieder Wulfus mit Tharon. Letzterer wollte nun den Kampf, der am Kristall durch Wulfus begann, beenden. Doch Wulfus wiederholte die Worte, die er im Lager zu Tharon sprach: "Die Götter sehen nicht wohlwollend auf das Geschehene. Das gibt dir Zeit, deine Fehler einzugestehen - vorerst habe ich anderes zu tun als deinen Hammer einzufordern".

Der Streit endete damit, dass Kindron aufzeigte, dass seiner Meinung nach beide im Recht und beide im Unrecht seien. Wulfus sei für die Härte wichtig, Tharon für die Gemeinschaft.
Er bewunderte die Bemühungen des Wichts - doch kannte er seinen Weg. Und Tharon würde entscheiden, wie und wo er endet. Vorerst einigten sie sich darauf, die Weisen über Recht und Unrecht entscheiden zu lassen. Wulfus war zufrieden mit der Idee, nur Annas letzter Satz gab ihm kurz zu denken: "Was machst du, wenn die Weisen Tharon Recht geben?"

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Tharon
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Beitrag von Tharon » 15 Dez 2009, 18:39

Es war Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Keine, die von Menschen gemacht ist, sondern eine, die eine Prüfung durch Höheres überstehen würde. Tharon hatte in den Stunden zuvor ein Treffen mit dem Herrn der Berge - Wulfus wollte einen Weisen, der durch die Meinungen anderer nicht beeinflusst werden könnte; der Herr der Berge schien Tharon also als gerecht und zweifellos. Wenn er versicherte, dass die Götter einen neuen Weg nicht nur für Wulfus, sondern auch für Tharon verlangten - jeder Zwist wäre beendet.

Doch es kam anders.
Das Urteil wurde von anderen gesprochen; von jenen Herren, die über allen stehen, den Göttern:
Ein Wort gab ein nächstes, eine Beleidigung eine andere. Irgendwann verloren die beiden Nordmannen jeden Respekt, den sie sonst auch vor jedem Feind hatten. Hass und Zorn bestimmten beide, als Tharon den Hammer zog, um Wulfus zu erschlagen.
Vor den Augen Annas, Sigandis, Hansuls und eines Valkyn vollzog sich der Streit, der unter den Blicken der Götter mehr wurde als nur ein Zweikampf.
Wie sagt es Leif?
"Nach alter Tradition."
Diese Worte sollten Bedeutung gewinnen.
Längst waren die Waffen verloren, die nun als Mahnmal in Stein gesenkt mitten in der Froststeppe stehen, aber sie kämpften weiter. Blitze fielen vom Himmel, verließen ihre eigenen Hände, schlugen in die Erde ein, während Wulfus und Tharon, vom Sturm erhoben, miteinander kämpften. Ihre Todesschreie wurden erstickt, als sie in schwindligen Höhen erfroren, von gerüsteten Frauen bis in die letzten Pfade getragen wurden.
Dann kam die Stille - sie sind nicht mehr.

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Beitrag von Wulfus » 15 Dez 2009, 22:28

Aus dem Urteil des Weisen wurde ein Urteil der Götter – Ein Kampf zweier ebenbürtiger Krieger, entsprungen jedoch aus Beleidigungen, die sie sich gegenseitige an den Kopf warfen. Beleidigungen, die sie früher nicht einmal ihren Todfeinden an den Kopf geworfen hätten: Raues über verstorbene Angehörige, Anspielungen auf Liebschaften, ….

All das hatte ein Ende als Tharon endlich seinen Hammer zog. Wulfus sah die Waffe der Reiter des Nordens, spürte das Aufflammen von Tharons Mal und auch von dessen Hammer wie einen schmerzenden Dolch in seiner Brust. So hatten es ihm die Götter prophezeit: Ein Kampf der entscheidet – nicht nur über Tod und Leben, über viel mehr.

Auch Wulfus zog seine Götterschwinge und ein heftiger Kampf entbrannte. Flüche wie Hiebe trafen die Kontrahenten, beide bluteten, beide tobten. Als Wulfus Tharon in die Knie zwingen wollte kam ein Gewitter auf. Beide bemerkten dies nicht einmal. Sie prallten förmlich aneinander und auch die Umstehenden spürten teils schmerzhaft, mit welcher wütenden Kraft sie ans Werk gingen. Bis sie langsam in den Himmel gehoben wurden, Meter für Meter entschwebten sie, immer noch kämpfend, in das Gewitter. Dann fielen die Waffen aus ihren Händen und blieben wie Mahnmale unverrückbar im irdischen Boden stecken. Nicht einmal das schienen sie zu bemerken. Stattdessen warfen sie Blitze um sich – verbrannten dabei nicht nur den Kontrahenten sondern auch das Umfeld am Boden rund um ihre verlorenen Waffen. Schmerzerfüllte Schreie von beiden hallten durch die Luft. Die, die unten zu ihnen blickten, sahen sie langsam zu Schemen werden, deren Konturen immer wieder im gleißenden Licht aufflackerten.

Dann näherten sich vom Horizont her – aus der die gesamte Insel überspannende Gewitterfront – Reiterinnen auf weißen Pferden: Walküren. Sie schwebten durch die Luft, ihre Präsenz war für jeden spürbar.

Wulfus warf einen letzten Blitz gegen Tharon. Er spürte, dass er nun geholt werden würde und das auch Tharons Kraft dahin war. Seine Lippen waren mit Reif bedeckt und blau, die Rüste von Brandflecken übersäht und dennoch wie vereist. Fast wehmütig blickte Wulfus einmal noch auf die Sterblichen unter sich, richtete den Finger zu ihr und murmelte den Segen der Einherjer. Dann schloss er die Augen und sackte kraftlos in sich zusammen – und wurde von den Walküren gen Walhalla getragen.



Stille


Was übrig blieb:
Zwei Waffen – versenkt im Boden der Sterblichen.
Ein Bergkristall in den Händen einer Bewusstlosen, der mit dem letzten Atemzug von Wulfus stetig und konstant bläulich zu glühen begann.
Wulfus Hund Haakon, der irgendwo zu winseln begann.
Und ein robuster Turmfalke, der mit kleinen stechenden Augen auf dem Sattelknauf von Wulfus Pony saß.

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