Die Reiter des Nordens

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Wulfus
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Beitrag von Wulfus » 28 Jan 2008, 11:04

Es begann während eines Zweikampfes zweier ungleicher Gegner - Nordmann gegen Elaya.

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Tharon
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Beitrag von Tharon » 28 Jan 2008, 14:31

Was zuvor geschah...

Die Kraft - Wulfus

Wulfus saß verwirrt in seinem Zelt und blickte auf seine Waffen, die auf einem der Tische lagen.
Er war als Donnerkrieger mit all den Gebeten und Ritualen vertraut, kannte alte Runenschriften und erlernte und lebte die Regeln und Traditionen des Nordvolks. Doch dieses Gefühl hatte er noch nie erlebt. Verbunden, mit einer Eigenständigkeit, die Wulfus verwirrte. Kein Gebet, kein Ritual...wieso stand ihm Thor zur Seite?
Wulfus suchte die alte Runenlegerin auf. Wie gewohnt, begrüßte sie den Hetman der Waräger mit einer wenig charmanten und respektvollen Ansage und wirkte verwirrter als sonst. Wulfus wollte schnell wieder der Gesellschaft der Runenseherin entfliehen und gab sich außerordentlich höflich. So warf sie alsbald schon ihre Knochenstücke, Federn und all die anderen merkwürdigen Dinge nahmen seinen Lauf. Wulfus hatte oft schon zugesehen, doch seit Jahren drehte er sich bei den Ritualen meist weg: Er musste zugeben, geheuer würde all das nie werden.
Irgendwann hörte die Alte auf zu kreischen und stammeln, werfen und auf und ab zu rennen. Mit einem seltsamen Blick auf Wulfus sagte sie:
"Ein Geschenk ist zu teilen um die Götter nicht zu beleidigen."
Dann stammelte sie etwas von "Kraft", "alte Schriften" und anderen wirren Dingen.
Wulfus ging, nachdem er ihr als Geschenk wortlos zwei gehäutete Hasen und deren Felle hingeworfen hatte.
Wulfus beschloss, erst Tharon aufzusuchen und ihn, der doch auch Donnerkrieger seines Zeichens war, zu fragen, ob er bescheid wusste. Oder zumindest sich einen Reim darauf machen konnte.
Am Lagerfeuer des ehemaligen Landwehrturms, den nun die Waräger nützten, trafen sich Ceres, Tharon, Wulfus und später Tjoenn. Wulfus fragte Tharon über seine Zeit aus, wo er bei einem Meister lernte. Er selbst beantwortete nicht alle Fragen, die Tharon ihm stellte. Auch erzählte er nur wenige Dinge vom Klingentanz - er wollte das Eigentliche unter vier Augen besprechen.
Als dann zwei Wichte und der Kelte Mandelir auftauchten und es wieder zu unschönen Szenen mit dem Kelten kam, entschloss sich Wulfus das Feuer zu verlassen und hinter den Turm zu gehen.
Tharon folgte ihm. So konnte Wulfus ihm all das Schildern, was er erlebt hatte. Dafür zog Wulfus auch seine Axt, um Tharon zu veranschaulichen, was er meinte. Auch der Hetman der Huginner wusste nicht bescheid. So forderte Wulfus ihn auf, seine Waffe vor sich zu strecken. Das tat Tharon auch, und Wulfus ließ seine Axt sanft auf den Zweihänder niederfahren.
In der Bewegung nahm das Leuchten zu und als die Waffen aufeinandertrafen, begann die Axt hell aufzuleuchten und ein merkwürdiges Surren schien in der Luft zu liegen. Doch dieses Mal fühlte Wulfus nicht diese Kraft in sich, auch spürte er nicht intuitiv, was er zu tun hätte um Tharon zu besiegen - nein, ganz im Gegenteil: Während Tharon seinen Zweihänder locker in den Händen hielt wurde es für Wulfus immer schwerer, seine kleine Axt zu halten. Er begann zu keuchen, zusätzlich stellte ihm Tharon noch eine Frage, die Wulfus nur mit einem hervorgestammelten "Diesmal ist es anders" beantworten konnte.
Und kurz bevor Wulfus aufgeben wollte, geschah etwas noch Merkwürdigeres. Im Gegensatz zur Elaya, wo die Kraft gegen sie wirkte, schien diesmal die Kraft fast suchend: Das Leuchten um Wulfus Axt nahm kurz zu und glitt dann auf Tharons Zweihänder über.
Während Wulfus keuchend und angestrengt seine Waffe auf die des Tharon hielt, ging die Kraft über den Schwertgriff auf Tharon über. Im selben Moment taumelten beide Nordmänner zurück. Wulfus linkes Bein knickte weg, und er fiel kniend ins Gras. Seine Waffe lag neben ihm am Boden. Schwer rang er nach Atem. Tharon erging es ähnlich. Doch der Jüngere stellte bald schon eine Frage, die Wulfus ihm nicht beantworten konnte.
Beide wussten sie nur, dass es von selbst kam und von selbst zu wirken schien - und das Tharon für einen kurzen Moment daran teilhaben durfte, ehe Wulfus die Kontrolle verlor und beide fast zu Boden gingen.
Wieder begann ein Gewitter. Wulfus blickte furchtsam in den Himmel und verlangte beinahe hektisch, dass Tharon Stillschweigen bewahrte. Er selbst würde in die Berge gehen. Er wusste wohin - es war nicht sonderlich weit. Er brauchte Antworten - noch vor der Jagd.
So verließ er Tharon in Richtung Norden, dieser ging zurück ans Feuer der Waräger, um Wulfus bei seinen Gästen zu entschuldigen.
Den Weg kannte Wulfus schon. Es war nicht weit - führte aber durch unwegsames Gelände. Ein Gebiet, das die vielen Kriege kaum merkbar verändert hatte. Zuerst der düstere Wald, indem überall Stimmen zu flüstern schienen. Der Hetman der Waräger querte ihn zielstrebig, während er leise zu den Göttern betete. Ab und zu schienen sich Schatten zu bewegen, nie jedoch zuckte Wulfus Hand zur Waffe. Hier wäre es vermutlich sinnlos, das wusste er.
Als der Wald endete, sah er weit vor sich den einzelnen Stein auf der Hochebene stehen. Einige hundert Schritt dahinter erhoben sich schroffe Felswände. Wulfus ging langsam auf den Stein zu, und strich ehrfürchtig über die eingemeißelten Runen. Eine Zeit lang verharrte er so. Andächtig.
Dann ging er weiter, direkt auf die Felswand zu. Kurz musste er sich suchend umblicken, dann fand er den mit Efeu und Wurzelwerk fast unsichtbaren Höhleneingang.
Wulfus drückte sich wortlos durch den Eingang in die Höhle. Irgendwo, weit hinten, flackerte ein Licht. Es roch nach Kräutern und Rauch. Die Wände der Höhle schienen zu glitzern, denn kristallartige Gesteine reflektierten die spärlichen Lichtstrahlen des Feuers, welches weit hinten brannte.
Dorthin musste er. Noch ehe Wulfus aber die letzte Neigung der Höhle in Richtung des Feuers durchschritten war, hörte er die leise rauchige Stimme des Alten:
"Du bist gekommen, um nach dem Geheimnis zu fragen? Komm weiter - Wulfus!".


Der Bund - Tharon

Nach dem seltsamen Vorfall am Turm der Waräger blieb er nur noch kurze Zeit dort, dann ritt er nach Tilhold. Was war das für eine eigenartige Kraft, die erst auf Wulfus und dann sogar auf ihn einwirkte, die Stärke zu geben schien, aber ebenso Erschöpfung. War es ein Geheimnis der Donnerkrieger, ein Geheimnis Thors selbst, das ihnen heute erst enthüllt werden sollte, Jahre nach der Ausbildung zum Diener des Donnerers?
Als er dort eintraf suchte er den alten Leif auf. Leif Andredson hatte schon viel gesehen. Wie alt er eigentlich war, wusste keiner so genau zu sagen, aber einst war er Teil von Rokils Sturmäxten, später dann ebenso Teil der Norwingar. Nun lebte er zurückgezogen, doch ab und an schenkte er Kindern und auch den Kriegern seine Aufmerksamkeit, wenn sie Rat suchten. Manche sagten, er sei schon alt gewesen als Rokil noch jung war.
Tharon erzählte nichts von den Vorfällen, von der Kraft, dem Gewitter, den Rätseln.
"Leif, was hast du in deiner Jugend eigentlich getan?" fragte er indes.
Der alte Mann lächelte.
"Lange her, mein junger Hetman. Lange her."
Tharon lächelte.
"Und weiter?" fragte er dann schmunzelnd.
Leif hatte in der Tat viel gesehen, und einst war er ein stolzer junger Krieger, mit viel Eifer, aber auch Leichtsinn und Waghalsigkeit. Wie jeder es ist oder einmal gewesen sein würde.
"Bist du ein Diener Thors?"
"Ja, ich bin es. Und vor vielen Jahren habe ich für ihn gekämpft und wie du, Wulfus und Tjoenn gelernt, die Kräfte zu bündeln, die er in die Welt schleudert."
Tharon nickte interessiert.
Doch von einem Vorfall der Art, wie er und Wulfus es erlebt hatten, sprach er nicht. Tharon hielt sein Wort gegenüber Wulfus und sagte nichts davon. Hätte Leif so etwas gesehen oder gar selbst erlebt, dann hätte er es sicherlich erwähnt.
Wohl aber wusste er über Dinge bescheid, die nichtmal Tharon oder Wulfus je gehört hatten. Er erzählte, dass die Donnerkrieger aus den 'Alten Tagen', wie Leif es nannte, nicht nur Kräfte des Himmels und des Donners gegen ihre Feinde und für ihre eigene Stärke nutzen konnten, sondern auch, dass sie ihre Waffen, wie schwer sie auch waren, wie Wurfwaffen gegen anstürmende Gegner schleuderten, sie aber ebenso mühelos wieder aufzufangen vermochten.
"Wieso ging das verloren?" fragte Tharon.
"Es ist nicht verloren. Aber es wurden andere Waffen erfunden, so dass es wohl kaum noch nötig sein dürfte, seinen Hammer oder die Axt zu werfen, hm?" fragte Leif mit einem weisen Lächeln.
"Gewiss. Erzähl mir mehr, Leif."
"Nun, bevor Rokil an Lerhons Seite kämpfte, da war ich sein Lehrer. Jeder Hetman braucht einen Alten, der an seiner Seite steht und im rechten Moment das Wort erhebt, ihn vielleicht von Dummheiten abhält. Früher war es ein enges Band, das nichtmal der Tod zerschneiden konnte, mein junger Freund. Und man sagte sich, dass dieser Lebensbund ewig Bestand hat."
"Rokil starb vor dir", sagte Tharon leise.
"Ja. Aber ich spüre seine Anwesenheit Tag und Nacht. Und er wäre froh, könnte er sehen, dass der Norden sicher und befestigt wird. Das war sein Traum. Er starb in Ehren."
"Du sprichst mit ihm?"
Leif erklärte, wie das geschah. Und er sagte ihm auch, dass es mehr gab als man in dieser Welt sehen konnte.
Tharon saß nun allein am Feuer und betrachtete die Klinge, die am Turm schimmerte wie die Axt von Wulfus.
Wussten die Geister und Ahnen mehr davon?



Der Ork - Wulfus

Wulfus hatte Antworten bekommen, jedoch stellten sich neue Fragen. Der Alte schickte ihn dafür in den Süden. Nahe Bredorf. Wulfus kannte den Ort von früher. Auf den Weg dorthin würde er auch dem Duell zwischen Eldorian und Dunkelwald beiwohnen.
Er ritt los.
Das Duell hatte ein unbefriedigendes Ende, obwohl der Kampf gut war. Bis auf die Einmischungen "von außen".
Wulfus Laune verschlechterte sich zunehmend. Als dann Eldorian und Dunkelwald zu Boden gingen und ein zusehender Ork dumm grinste, provozierte Wulfus das riesige Wesen. Bald schon standen sie sich mit Waffen gegenüber.
Der Ork war stark, aber langsam und nicht sonderlich gut geschult. Er wird noch seine Jahre als Kämpfer brauchen, dachte sich Wulfus, während er den Hieben spielerisch auswich. Dann spürte er wieder die Kraft in sich aufkommen. Eine Wand aus Blitzen, Nebel und seltsame Stimme baute sich vor dem Hetman der Waräger auf. Diesmal schütze ihn zwar die Energie, doch war sie nicht so stark und schien ihn selbst zu hemmen. Er hatte etwas falsch gemacht...irgendwas.
Mitten im Kampf - wohl aus Resignation - zog sich der Ork zurück. Wulfus war das recht, er hatte mehr Sorgen durch das seltsame Gefühl in seiner Waffenhand, als durch seinen Gegner gehabt. So verließ er den Kampfplatz ohne mit dem anwesenden Tharon zu sprechen und ritt nach Bredorf.
Bald schon fand er den Ort.


Jirnost - Tharon

Wulfus und Tharon hatten sich ausgetauscht, und Tharon erzählte ihm auch von Leifs Erzählungen aus den alten Tagen, von den Fähigkeiten der Donnerkrieger und vom Bund zwischen Hetman und Berater. Auch erwähnte er das seltsame Grab auf dem alten bretonischen Friedhof im Gebirge und was Donar, Rodod und er selbst vor einigen Jahren dort gefunden hatten.
Der Preis war hoch, wenn sie dem Ruf folgen würden. Und nun, nachdem Hels abtrünniger Geist der Gegenwart Tharon gezwungen hatte, Jirnost zu erschlagen, stellte sich der Hetman der Huginner die Frage nach den Zusammenhängen zwischen der alten Zeit und dem Geist.
Sie würden nochmals beraten müssen. Nun aber, abgesehen von den Dutzenden anderen Problemen, zog es Tharon nach Tilhold, um in alten Aufzeichnungen nach weiteren Legenden zu suchen...


Kriegerkaste - Wulfus

Wulfus hatte die Stimmen an dem kleinen Hügelgrab des Reiters vernommen. Ein begrabener Nordmann. Er war verwirrt, wegen der Stimmen und auch wegen der Beerdigung. Wulfus versuchte all das zu verdrängen, doch Tharon kam ihn am Feuer besuchen und fragte nach. Der alte Waräger stammelte alles hervor und verwirrte so Tharon auch mehr, als dass er ihn über das Geschehene aufklären konnte.
„Reiter der Götter nannten sie sich meist schlicht in den alten Erzählungen.“.
Er ging zu Bett, schickte Tharon bald schon fort. Er hatte noch viel zu lesen. Wulfus nickte wieder über den Pergamentrollen ein. Es plagten ihn Träume. Nächtelang. Sie zeigten ihm schreckliche und schöne Bilder, allesamt waren sie jedoch verwirrend.
Wieder ritt er zum Alten. Dieser beantwortete ihm einige Fragen, oft jedoch sagte er nur, Wulfus müsse selber den Weg finden. Der Waräger seufzte und verließ ihn nach Stunden wieder.
Was hatte er gefunden? Alte Aufzeichnungen über Donnerkrieger, die eine Kriegerkaste bildeten, mal zahlreich, mal wenige. Oft jahrzehntelang gab es keinen von ihnen, dann erhoben sie sich erneut. Einer von ihnen wurde am Ende ihre Erdenwege in einem Hügelgrab beerdigt und wartete dort, bis es wieder an der Zeit war, Nachfolge zu finden. Mit den Worten, die Wulfus durch die Stimmen am Grab hörte und die ihm alles zusprachen, gingen die verstorbenen Krieger in Walhall ein.
Wulfus wurde bewusst, dass er sich entschieden hatte. Gegen die Waräger und das neue Land Midtjord. Denn kein Reiter der Götter sollte irdisch so verhaftet sein, dass er im Dienst der Götter gehemmt war. Es wurde dem Waräger klar, dass der Weg in seiner Sippe zu Ende sein MUSSTE. Die Zeichen der Götter waren klar.
Er blickte auf die Axt, die ihm der Ork zerbrochen hatte. Da lag sie vor ihm, der Schaft entzwei. Strafe dafür, sich ohne Nachzudenken in einen Kampf zu begeben. Der erste Zweikampf, den Wulfus nicht gewann – auch, wenn es in einem Unentschieden endete.
Das Umdenken hatte begonnen. Die Stimmen und die Schriften taten den Rest. Er würde noch viel zu lesen, lernen und erfahren haben. Er blickte von der alten zerbrochenen Axt zu dem riesigen Hammer, den er am Hügelgrab erhalten hatte. Was sagten die Stimmen? Das Wort der Götter ist die stärkste Waffe, der Hammer dient dem Notfall.
Wieder las er die alten Runen. Dazwischen mischten sich Gedanken, was mit den Warägern geschehen würde…


Die Reise - Tharon und Wulfus

Noch in der Nacht brachen sie auf, Wulfus und Tharon. Ihr Weg sollte sie weit in die Berge führen, und Tharon hatte schon angekündigt, dass er sicher erst am folgenden Abend wieder zurückkommen würde.
Ihr Weg führte erst am westlichen Lager vorbei. Die Huginner dort betrachteten ihren ehemaligen Hetman mit Bewunderung, wie sie auch Wulfus anblickten. Beide hielten dort einen Moment Rast und sprachen den Kriegern Mut zu, bevor es weiterging.
Sie passierten den Wald mit den Lichtern. Ihre neuen Rüstungen reflektierten kein Licht, stattdessen konnte man den Eindruck gewinnen, dass die kleinen Blitze an den Kettenhemden sich in den Lichtern spiegelten. Dann, nach ungefähr einer Stunde erreichten sie einen Steilhang, der sie in eine enge Klamm führte. Dort blickten sie einander an, entschlossen, und zogen schweigend weiter.
Und während sie die Klamm passierten und nun durch dichtes Eis und Schnee zogen, die Luft dünner wurde, und sie in der Ferne das Ziel sehen konnten, dachte Tharon ein letztes Mal über das Geschehene nach:
Er war nun nicht mehr Hetman der Huginner. Aber immer wäre er für sie wie für die Waräger, die nun mit seiner ehemaligen Sippe einen neuen Stamm unter Tjoenn bilden würden, da. Wie auch für seine Gefährten aus anderen Landen und Gegenden. Und doch zählte nun etwas anderes, es war wichtig. Und das war Thors Wille. Die Kraft, die ihm Wulfus zeigte, und die Erkenntnisse, die daraus erwuchsen, ließen nur diese Konsequenz zu:
Sie mussten dienen. Nur für die Götter, für Thor. Mit aller Macht und jenseits politischer Zwänge oder kleinlicher Streitigkeiten. Vorbilder für alle Nordmannen, wie man zu leben hat und was man erreichen kann!
Tharons Gedanken vergingen, als er und Wulfus endlich einen Gipfel erreicht hatten und den Steinkreis schon sehen konnten...


Das Ritual - Wulfus und Tharon

Wulfus stapfte neben Tharon den Berg hinauf. Vor ihnen lag der Steinkreis - nach einem anstrengenden Fußmarsch, der jedoch schnell verging.
Wulfus nickte Tharon zu und ging die letzten Schritte bis zum Steinkreis alleine. Vorsichtig blickte er sich um, dann begann er den mystischen Ort zu betrachten. Die Steine waren mit Runen verziert und leichter Nebel hing über dem vom Mond beleuchteten Ort.
Wulfus nickte Tharon zu und auch er kam zu ihm in den Kreis. Beide schwiegen sie und warteten geduldig - gingen in sich.
Alles dauert seine Zeit...
Sie wussten nicht, wielange sie dastanden und beteten, leise und laut, dann wieder um sich blickten. Irgendwann leuchtete erst einer der Runensteine auf, bis alle der Runensteine leicht leuchteten. Wulfus kniete sich nieder und betete zu Thor.
Wieder waren die Stimmen zu vernehmen:
Sie mahnten die beiden, dass sie einen schweren Weg zu gehen haben und viel Verantwortung auf ihre Schultern luden. Die Reiter der Götter und ihr Kodex, ihr Leben, all das wurde in einem unwirklichen Murmeln vieler Stimmen erzählt.
Ob sie bereit seien...
Wulfus nickte, Tharon tat es ihm gleich.
So standen sie da und sahen, wie die einzelnen Siegel der nordischen Götter je in der Mitte des Steinkreises auftauchten.
Die Stimmen sprachen, sie sollen die Gottheit für sich finden, die nun neben Thor ihren Weg prägen wird.
"Lasst euch Zeit...es wird sich ergeben".
Wulfus und Tharon schlossen die Augen und gingen in sich. Sie würden so herausfinden, welches Siegel sie an ihren Hals setzen würden, um dort auf ewig das Symbol des Gottes zu tragen.
Nach einer langen Zeit der Meditation ging Wulfus vor und griff ein Siegel. Fast blind setzte er es an seinen Hals und spürte kurz einen Schmerz von verbranntem Fleisch seiner Haut, dann ein wohliges Gefühl der Geborgenheit. Er blickte auf und sah in diesem Moment durch die Nacht, als hätte er die Augen einer Eule.
"Thor und Heimdall - in eurem Namen wird Wulfus seine Erdentage als Reiter des Nordens gehen...", flüsterten die Stimmen.
Wulfus ging erschöpft zurück und setzte sich am Rand des Steinkreises ins Gras. Er betete stumm und hielt die Augen geschlossen.
Auch Tharon würde blind das "richtige" Siegel greifen, so hoffte Wulfus.
Tharon blickte ihm schweigend nach, als Wulfus in den Steinkreis trat. Dann schaute er auf in den Mond und spürte den Nebel, der sich wie ein Gewand, nicht kalt, sondern wärmend, um den Ort zu legen schien.
Als Wulfus ihm zunickte, folgte er nach und betrat den Kreis. Irgendwo in der Ferne heulte ein Wolf, der Mond schien heller als eben noch. Tharon sagte kein Wort und fühlte den inneren Frieden, aber auch die nahende Entscheidung.
Sie beteten. Mal für sich, mal hörbar und zusammen. Nach und nach leuchteten die Runensteine. Auch er selbst kniete nieder, aber ließ Wulfus den Vortritt, als es soweit war. Denn die Kraft hatte zuerst ihn gesucht.
Ob sie bereit seien..., fragten die Stimmen.
Sie waren es.
Die Stimmen sprachen, sie sollen die Gottheit für sich finden, die nun neben Thor ihren Weg prägen wird.
"Lasst euch Zeit...es wird sich ergeben".
Ein Siegel sollten sie bald tragen, an ihren Hals legen, wenn entschieden war, welchem zweiten Gott sie sich widmen wollten. Schicksal.
Und nachdem Wulfus gewählt hatte, sich erschöpft am Rand des Kreises ins Gras setzte, lief Tharon langsam, aber entschlossen in die Mitte.
Er kniete und hatte die Augen fest geschlossen. An gar nichts konnte, wollte er denken. Das Schicksal sollte seinen Lauf nehmen und dann würde er es wissen. Geräusche vernahm er. Wieder den Wolf, wie er in die Nacht heulte. Wind. Ferner Donner vielleicht. Dann kurz ein Flüstern. War es Hel selbst? Er wusste es nicht, aber es verlor an Bedeutung als das geschah, was er wusste:
Ein Falke, so weit oben in den Bergen? Nur einmal konnte man ihn hören. Vielleicht hörte auch nur er allein diesen Ruf.
Plötzlich erhob er sich und lief mit geschlossenen Augen zu einem der Siegel. Er legte es um seinen Hals, und er spürte schnell wie es sich einbrannte. Keinen Laut aber gab er von sich als er langsam die Augen öffnete und man die Stimmen hörte:
"Thor und Freya - in eurem Namen wird Tharon seine Erdentage als Reiter des Nordens gehen...", sprachen sie.
Er verließ den Kreis und keuchend setzte er sich ins Gras, aber schwieg. Er blickte Wulfus an, und beide wussten, dass es die richtige Wahl für sie war.
Irgendwann, es dauerte eine Weile bis sie wieder gehen wollten -oder konnten, denn es gab viel zu erfahren- traten sie den Weg zurück an.


Kindron

Hoch oben:
Sie sind auf ihrem Weg!
Ist es wirklich richtig?
Das ist nicht deine Entscheidung!

In Peliad:
Der Alte hat ihnen Rat erteilt!
Kindron:" und ich sage immer zuviel JAJA!


Die Reiter des Nordens - Wulfus

Spielte es sich vor ihren Augen ab, oder in ihrem Geist?
Sie wussten es nicht, würden auch keine Fragen stellen.
Im Steinkreis sitzend sahen sie Bilder, Erinnerungen und Geschehnisse, die oft viele Jahrzehnte zurücklagen: Nordmänner mit einem Zeichen an deren Hals. Immer wieder tauchten sie auf: Lesend über Pergamentrollen, betend bei Kultstätten, redend vor versammelten Dorfgemeinschaften, Geschichten erzählend an den Lagerfeuern, zu Pferd reisend, beratend neben hünenhaften Kriegsherren, mit Waffen übend und selten kämpfend – dann aber mit verheerender Durchschlagskraft.
Oft war zu sehen, dass die Reiter des Nordens Kämpfe und Streitereien von anderen nicht eines Blickes würdigten, und vorbei ritten oder wortlos zusahen. Und Wulfus erinnerte sich reumütig an seinen Zweikampf gegen den Ork,…
Manchmal jedoch kamen die Reiter des Nordens zu Streitereien dazu und oft ließ ihre bloße Anwesenheit den Streit verebben, ohne das die Reiter auch nur ihre Waffe als Drohung heben mussten.
Dann waren Reiter des Nordens zu sehen, die Außenstehende – ob jung oder alt – lehrten.
Nur wenige des Nordvolks durften dies genießen, und noch weniger von ihnen wurden zur Ausbildung aufgenommen.
Zu groß war die Möglichkeit, dass die Anwärter den Erwartungen nicht standhielten.
Auch war zu sehen, dass manchmal die Reiter von inneren Konflikten heimgesucht wurden. Konflikte zwischen ihrem vergangenen Leben mit all den prägenden Einflüssen und dem neuen Leben, welches sie für ihre Götter lebten.
„Darum habt ihr das Zeichen an eurem Hals – ihr beide, die ihr Donnerkrieger wart und nun nicht nur noch dies seid.“. Stimmen flüsterten
„Kommt wieder – nachdem ihr die alten Runen gelesen habt, ihr werdet alles weitere erfahren…“
Dann kehrte Stille am Steinkreis ein.
Wulfus strich über das Mal an seinem Hals und lächelte sacht. Sein Geist war gestärkt, sein Herz pochte wild und voller Euphorie – doch als sie beide den Abstieg ins Tal begannen, merkte er, wie kräftezehrend das Ritual war. Und es war erst der Anfang…
Wulfus schlug Tharon vor, dass sie auf der Hochebene, nahe der Felswände wo der Alte seine Höhle hatte, ihr Lager aufschlugen. Er wollte unter den Blicken der Götter im Sternenhimmel liegen. Sich ausstrecken und ruhen. Ohne Lärm, ohne lästige Fragen von irgendwelchen Leuten – in Ruhe die Stille genießen und für den morgigen Tag bereit sein, wenn all die Runen auf den Pergamentrollen entschlüsselt werden sollten.

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Beitrag von Tharon » 28 Jan 2008, 14:38

Schon vor dem Gespräch mit Myrkva waren sich die beiden, Wulfus und Tharon, einig, dass der Schutz des ungeborenen Kindes und der Kampf gegen den Geist der Gegenwart wichtiger waren als irgendwelche politischen Spielereien mit den Bretonen oder die Jagd. Sulva, Tjoenn, die Nordmannen und ihre Verbündeten der Allianz, darunter die Miliz, würden ihren Teil tun, diese Angelegenheit zu beenden. Denn Tharon und Wulfus waren sich auch einig, dass danach die bretonische Armee nichts mehr im Norden zu suchen hatte -und sie mussten es nicht aussprechen, dass sie notfalls dafür sorgen würden, nein, mussten!

Woher auch immer dieses Kind kam, es war besonders, das stand für jeden fest. Zwar war auch Tharon nicht so recht einverstanden, dass Myrkva weiter am Heiligtum nächtigen wollte, wo schon einmal der Geist der Gegenwart zugeschlagen hatte, aber wenn sie so Freya dienen wollte, wie konnte man es ihr schon ausreden? So beschloss Tharon, über sie zu Wachen. Der Hund von Wulfus würde immerhin auch noch bei ihr sein.

Der Geist der Gegenwart. Ein Seelenfresser also, nicht mehr als ein Dieb, wenn auch mächtig und gierig nach der Kraft der Götter. Beiden Kriegern war ohne Worte klar, dass sie ein Ziel für den Geist sein würden. Als ewig weinende Frau verweilte er hoch in den Wolken, aber wenn es wichtige Seelen zu rauben gab, tauchte er als Schatten oder andere Naturerscheinungen auf. Mehr konnten sie sich nicht vorbereiten, auch wenn das Tharon nicht gerade zufrieden stimmte:
Nun konnten sie nur noch eines tun. Den Ort aufsuchen, welchen Thaljor beschrieben hatte. Den Weg kannte Tharon nun, und es war wohl an der Zeit, ihn zu gehen.

Als am gleichen Abend dieser wohl lebensmüde Kelte Mandelir versuchte, Tharon zu provozieren, spürte der ehemalige Hetman die innere Ruhe, die er zuvor noch nicht kannte und die vielleicht ein Geschenk Freyas war:
Er ließ sich nicht darauf ein, sondern sagte nur:
"Es wird dir nicht gelingen, dass ich dir das Genick breche. Vielleicht ein andermal."

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Wulfus
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Beitrag von Wulfus » 28 Jan 2008, 15:24

Wulfus lauschte dem Gespräch zwischen Tharon und Myrkva. Er selbst trug wenig dazu bei, versicherte der werdenden Mutter jedoch seine Hilfe. Im Inneren war er unzufrieden, dass Myrkva bei dem Steinkreis nächtigen wollte, doch es war nicht seine Aufgabe, sie zu irgendwelchen Dingen zu überreden. Außerdem wollte sie so Freya dienen - ein gewichtiger Grund sie nicht davon abzuhalten.

Er würde da sein, wenn es Probleme gab, mehr gab es nicht für Myrkva zu tun. Außer vielleicht, dass er ihr seinen Hund Haakon mitgab. Sie sollte auf ihn aufpassen, bat Wulfus und sie nahm erfreut an. Der junge Hirtenhund war schon ausgewachsen und gut geschult, wenigstens er soll die nächsten Tage immer an ihrer Seite sein.

Sie sprachen noch lange über den Geist, die Götter und das ungeborene Kind. Tharon und Wulfus schienen einig darüber, dass der Schutz des Ungeborenen größte Wichtigkeit hatte. Beide deuteten es als eines der Zeichen, welche ihren Weg bestimmten.
Und auch der Geist war Teil davon. Der Seelenfresser.

Dann musste Wulfus sich aufmachen. Eine innere Unruhe trieb ihn. Er verabschiedete sich und ritt in scharfem Galopp in den Nordosten der Schwarzberge.

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Beitrag von Tharon » 29 Jan 2008, 13:56

Tharon verstaute gerade einiges an Hab und Gut, das wenige, was er behalten wollte, dann betrachtete er einen Moment die Seekiste, die nach all der Zeit bald wieder ihr Werk tun würde. Alles andere, überflüssiges Zeug, verschenkte er.

Der Weg zum Heiligtum, das ihm Thaljor beschrieben hatte, war in der Tat nich allzu weit, doch das Ziel war durch die steilen Hänge im Gebirge dennoch schwer zu erreichen, so dass Wulfus und Tharon die Pferde irgendwann zurücklassen mussten. Sie erreichten eine erste Anhöhe, und Tharon stellte fest, dass er sich nicht getäuscht hatte. Denn hier lag der alte bretonische Friedhof, wo er selbst, Donar und Rodod einst einen begrabenen Nordmann fanden. Es glich dem, was Wulfus über die vergangene und nun neu erstehende Kriegerkaste wusste.

Sie ließen dem Friedhof die Stille und liefen weiter südlich in Richtung der Baumgrenze. Dann sahen sie etwas, das sie einen Moment zurückweichen ließ: Ein Mammut, dem das faulige Fleisch von den leblosen und doch lebendigen Knochen hing! Sie zögerten nicht länger, als Blitze vom Himmel kamen und sie mit Kraft und Mut erfüllten. Ihre Waffen schlugen das wütend heranstürmende untote Mammut nieder. Stinkend lag es nun da.

Hinter den Bäumen lag eine weitere gerade Fläche, danach begann schon das Hochgebirge. Aber sie waren schon am Ziel, sahen sie doch einen riesigen in die Höhe ragenden Stein.
Aber sie waren nicht allein.
Gepeinigte Seelen, geisterhafte Krieger aus vergangenen Tagen zogen ihre Waffen. Einige Gesichter konnten sie als Waräger und Huginner erkennen, manche bei Nordstein, andere früher gefallen. Wie mächtig war dieser Geist?
Die Krieger griffen an, als Wulfus seinen ersten Blitz gegen einen von ihnen schmetterte, denn beide waren sich einig, diese Klagen zu erlösen. Ein wilder Kampf gegen die Geister, deren Waffen erstaunlich gut erhalten waren, begann. Blitze zuckten und Donner lag in der Luft, während sie sich gegen die nacheinander angreifenden Geister zur Wehr setzten.
Und als sie sich dann dem Stein nähern wollten, sprang aus der Dunkelheit ein zweiköpfiger riesenhafter Wolf, vielleicht eine Kreatur Hels. Hatte sie ihre Finger im Spiel oder war der Geist schon so mächtig? Wie durch ein Wunder konnten beide dieses Wesen besiegen, das sich dann in Nebelschwaden auflöste. Es hatte offenbar die gequälten Seelen bewacht.

Der Stein lag nun in Stille, kein Wind war mehr zu spüren, kein Feind in der Nähe.
Als hätten die Götter ihn auf den Boden gesetzt, stand er da. Risse und Furchen hatte er, aber in seiner Erhabenheit war er dennoch leicht in der Lage, jede Marmorsäule in ganz Bretonia in den Schatten zu stellen.
Es waren keine Runen zu sehen, doch zwei Handabdrücke fanden sie. Es waren schon zuvor welche hier. Vielleicht die vergangenen Krieger aus alter Zeit?
Tharon und Wulfus waren sich einig. Also lagen nach einigen Augenblicken ihre Hände in den Abdrücken, eine Hand Tharons im einen, eine Hand Wulfus im anderen Abdruck.
Etwas vibrierte. Dann wieder Stille.

Und als würden sie gerade erst in den Stein gehauen, erschienen nach und nach die Runen. Wulfus und Tharon lasen beide die Zeilen laut vor, die so entstanden:

Morgenlicht weckt mit Freyas Haupt, Geist der Gegenwart im Lachen Zorn.
Mag Klinge, Axt und Schlag gebrochen, weckt der Reinheit Feind zur Stund der Nacht.
Dort, wo Macht herrscht am Geist der Seelen, so mag man selber siegen! Mit Freyas Kuss.
Vereint ist die Kraft. Und neues Leben der Schlüssel.


Etwas geschah, als ihre Worte verstummten und die Runen wieder verschwanden:
Ein alter Mann erschien. Es war, als wäre er im Stein eingeschlossen und doch Teil des Steines gewesen. Staub lag auf seiner Kleidung, Staub im Gesicht, und im Stein konnte man seinen Abdruck erkennen. Sein alter Bart hing bis zum Boden, und in seiner Hand ruhte ein Stab, an dessen Spitze das Symbol Mjöllnirs zu sehen war.

"Thor mit dir, alter Mann", sagte Tharon.
"Thor auch mit euch, Tharon und Wulfus", sprach er mit leiser alter Stimme, doch seine Augen waren hellblau und jugendlich.
"Du kennst uns. Wie ist dein Name?" fragte Tharon ihn dann.
"Ihr greift zu Gebeten und wollt Namen... Wie sind denn eure Namen, Tharon und Wulfus?" fragte er. Und er schien in seiner Stimme und den Bewegungen alle Zeit der Welt zu haben.
"Wie man uns nennt wissen wir drei. Und wie die Götter uns nennen, wollen wir lernen", sagte Tharon leise.
Ob er schon immer hier gewesen sei, wollte Tharon nun von ihm wissen, als er nochmals den Abdruck betrachtete. Wulfus schwieg noch andächtig.
"Ja und Nein."
Und er forderte sie auf: "Lebt die Zeit!"
Der alte Mann schien einerseits stark wie Thor selbst, andererseits wiederum schwach und verbittert.
"Jedesmal...frage ich sie, an wen sie glauben...jedesmal", schien er fast zu klagen.
"An die Götter, das irdische Leben und Walhall als entgültiges Ziel danach, so es uns gewährt wird", sagte Wulfus entschlossen und brach sein Schweigen.
"Wie oft hörte ich schon diese Antwort."
"Und sie war immer wahr. Sie ist es auch jetzt", entgegnete Tharon nicht weniger entschlossen.
"Und wie oft waren es leere Worte?" fragte der andere Donnerkrieger.
"Einmal, Wulfus. Einmal, waren es leere Worte."
Die Antwort des alten Mannes überraschte beide. Und er erklärte, dass er der erste Krieger dieser Art war. Nun war er verdammt, hier zu verweilen und den anderen das mit auf den Weg zu geben, was sie für den Kampf gegen den Seelenfresser brauchten. Denn er selbst hatte versagt, wie er später noch erklären würde.

Jetzt sprach er andere Worte:
"Die Zeit ist wieder gekommen. Ich bin der Erste. Euch den Weg zu zeigen ist meine Aufgabe. Widersteht der Hilfe der Götter, in tiefster Not! Doch verliert nie euren Glauben!"
Dann hob er den Runenstab, so dass der Hammer an der Spitze gegen beide gerichtet war. Blitze zuckten, ein Unwetter entstand. Ob der Stab es selbst auslöste oder nur die Energie aufnahm, vermochte Tharon nicht zu erkennen. Auffordernd stand er vor beiden Nordmannen, geradezu herausfordernd wirkte er. Und die Blitze wurden zahlreicher und stärker.
Tharon glaubte zu verstehen. Obwohl er an eine Falle dachte, hob er den Arm. Er griff durch die schmerzhaften Blitze hindurch, geriet mehr als einmal ins Wanken und fasste dann den Hammer an der Spitze. Die Blitze durchströmten ihn. Er hoffte, dass Wulfus ihm folgen würde, jetzt, wo sie so weit gekommen waren. Wulfus vermutete aber wohl auch eine Falle und versuchte, den Mann anzugreifen -es gelang nicht.
"Wulfus!" rief Tharon verzweifelt und streckte den anderen Arm aus. Er griff Tharons Hand. Beide zuckten, als die Blitze sie schmerzhaft umschlossen, beide fühlten sich von allen Göttern verlassen.
Aber sie waren es nicht:
"Ihr habt die Prüfung bestanden... Reiter der Götter", sagte der alte Mann, als die Blitze verschwanden und die Schmerzen fort waren.
Keuchend, atemlos und geschwächt fühlte sich Tharon, aber von den Göttern umgeben. Wulfus hielt ihn, denn er war länger den Blitzen ausgesetzt und geriet ins Straucheln. So konnte er sich halten.
Wulfus indes bedauerte wohl seinen Angriffsversuch, aber er sprach mit den Göttern und fasste sich wieder, als Tharon, der sich erholt hatte, ihm ermutigend eine Hand auf die Schulter legte.

Nun sprach der alte Mann:
"Als ich zum Reiter erhoben wurde, ging ich meiner Aufgabe nach. Seither riss der Geist der Gegenwart über die einzelnen Kämpfe, um an Macht zu gewinnen. Schon zu frühen Zeiten, nannte man ihn schon den Seelenfresser. Der Gottvater einst beauftragte Thor zu handeln, um Hels Fehler zu begleichen."

Beide hörten schweigend zu.

"Ich sollte die Bestie besiegen, auf dem höchsten Berge, wo der Geist einst auch die ersten Opfer fand...in Muspelheim. Ich war stark, die Kräfte des Gottes Thor waren meine Wacht und Waffe. Ich war ein Donnerkrieger."

Dann berichtete er, wie er auf dem höchsten Berge, an einer bestimmten Brücke, dem Geist der Gegenwart begegnete. Der immer weinenden wunderschönen Frau. Und sie sah aus wie sein eigenes Weib, schon lang verstorben in jenen Tagen. Ob es nur ihr Antlitz war oder ob sie es wirklich war, wollte oder konnte er nicht sagen.
Weiter sagte er, dass er sie nicht töten konnte. Denn zu schwer war wohl die Last der Erinnerungen. Fortan war er verdammt, hier, am Stein, am Heiligtum, die neuen Krieger, die ihm nachfolgten zu warnen, sie zu belehren und ihnen die Antworten zu geben, die sie brauchten.

Würden Tharon und Wulfus die gleiche Schwäche zeigen? Was, wenn Wulfus oder Tharons Weib dort erscheinen würde?

"Wenn ihr den Geist besiegen wollt, und für mehr als 200 Jahre Seelenreisserei aufhalten wollt, dann steigt auf den Berg in Muspelheim."

"Danke", sagte Tharon leise, als der Mann verschwand, wieder in sein Gefängnis zurück ging, wieder zum Teil des Steines wurde.
"Jedesmal...", klagte er, bis er ganz verstummte.

Lange standen sie noch da, nachdenklich, schweigend.

"Midgard. Wir müssen uns fragen, ob die Völsungar uns dort stören werden. Tjoenn muss zu ihnen gehen."
Wulfus stimmte zu.

Dann verließen sie den Ort.

Nun hatte die Jagd erst wirklich begonnen, wie auch der Weg der neuen Reiter der Götter.

Jedesmal...

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Beitrag von Wulfus » 29 Jan 2008, 18:14

Wulfus hatte zweimal in kurzer Zeit eine Lehre ziehen müssen. Wie auch schon im Kampf gegen den Ork, konnte er auch diesmal einen Kampf nicht gewinnen. Er hatte stumm gebetet, als die Blitze des Alten auf Tharon und ihn niedergingen - und als der Greis schrie, er sollte kämpfen, hatte er zur Waffe gegriffen. Auch deswegen, weil mit den Worten des Alten plötzlich all die Kraft in ihm schwand, die von den Göttern ausging.

Verloren fühlte er sich - ohne Halt. Und er ließ sich hinreißen anzugreifen, anstatt mit Tharon zusammen den Stab des Alten zu fassen. Wulfus scheiterte. Erst dann griff er nach Tharons Hand und umfasste auch den Stab des Alten. Energie strahlte plötzlich ab - und die Kraft der Götter kehrte in die beiden Männer zurück.

Wieder hatten sie beide gelernt, um Heimdall, Freya und Thor zu dienen - und damit all den ehrenhaft lebenden Nordleuten zur Seite stehen zu können.

Dann lauschten sie dem ewigen wandernden Kreis. Der erste Reiter des Nordens, der versagt hat und auf immer in den Steinen wandern musste. Auch er verschwand - wie die Stimmen nach dem Ritual der Siegel.
Ja, irgendwann mussten sie ohne Hilfe ihren Weg finden und gehen. Sie fühlten sich beide bereit - bereit am Seelenfresser ihre Kraft und ihre Tugend zu erproben.

Vorher galt es jedoch viel zu tun. Da waren unzählige Schriftrollen, unzählige Zeichen und auch auf Myrkva hatte Wulfus nicht vergessen.

Er ritt zu dem Steinkreis. Alleine. Auf einem unbewaldeten Hügel nahe des Steinkreises verharrte er auf seinem Pferd. Es war dunkel geworden. Die Menschen am Steinkreis dürften einen bewegungslosen Reiter gesehen haben, der lange Zeit auf dem Hügel verharrte. Nur Haakon - Wulfus Hund - erkannte seinen Herren, winselte erst und begann dann eindringlich zu heulen.

Der Reiter bewegte sich keinen Zentimeter - sein Kopf war zur Seite gedreht und er blickte so eine lange Zeit zum Steinkreis hinab. Nur sein Pferd schnaubte ab und zu Dunst in die Nachtluft.

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Beitrag von Tharon » 01 Feb 2008, 15:18

Eben noch saßen sie gemeinsam mit Faiorl, Kindron und Sulva im Tiefenwald, nun waren Wulfus und Tharon wieder auf den Pferden. Und ihr Weg führte in die Ebene der Vergessenen. Am Lager der Gesetzlosen machten sie kurz halt, bevor es weiter nach Nordosten ging.

Die Sonne ging auf, als sie einen Steinkreis erreichten, von dem in den alten Aufzeichnungen die Rede war. Und das war die beste Gelegenheit, in der alten Weise zu kämpfen, den Kampf zu Pferde neu aufleben zu lassen:
Mit den leichteren Waffen erschlugen sie die Untoten, während sie einen großen Teil einfach niederritten und die Skelette platzen.
"Das war ja leicht", brummte Wulfus.
Tharon schmunzelte.

Wieder ein Runenstein, und das so weit weg von den Schwarzbergen. Tyr war er geweiht. So erfuhren die beiden Donnerkrieger, dass überall in den Landen Steinkreise waren oder einzelne Steine, die einem der Götter geweiht waren.
Sie mussten gefunden werden.

Ohne Heimat mussten sie sein, das waren sie. Ohne Bindungen, das waren sie.

Es war Wirklichkeit:
All die Jahre führten bis an diesen Punkt. Und anstatt über das verlorene Midgard zu jammern, konnten sie nun eine Tugend aus dieser vermeintlichen Not schaffen.

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Beitrag von Wulfus » 01 Feb 2008, 15:34

"Das war ja leicht", murmelte Wulfus und blickte auf die verstreuten Knochen der Untoten. Beide - er und Tharon - waren mit ihren Pferden in die Schlacht gezogen. Ein ungewohntes Gefühl, doch es funktionierte - wie die niedergeschlagenen Gegner bewiesen...


Dann lasen beide die Runenzeichen an einem der Steine. Zwischen anderen Schriftzeichen, wer weiß von welcher Hand, standen sie in den verwitterten Stein gemeißelt. Uralt schienen die Zeilen.

Doch mit viel Mühe konnten sie den alten Dialekt entziffern: Sie standen also an einem der heiligen Orte, die heimlich auf der ganzen Erdenwelt verstreut lagen. Tyr gewidmet - dem mächtigen Kriegsgott.

Die erste Stätte der Reiter war gefunden - beide beteten leise.

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Beitrag von Wulfus » 02 Feb 2008, 20:10

Dann trennten sich ihre Weg. Es würde bald dunkel werden und es hatte keinen Sinn, weiter nach all den Orten zu suchen, die womöglich irgendwo da draußen lagen. Wulfus verabschiedete sich von Tharon und ritt los.

Lange ritt er - auch durch die Nacht. Die Dunkelheit störte ihn nicht, er fand seinen Weg auch im schwärzesten Wald. Irgendwo, schon recht Nahe der Bretonen-Stadt, hörte er weit vor sich ein emsiges Rascheln und kleine Füße. Alarmiert blickte Wulfus durch die Finsterheit und sah für einen kurzen Moment weit vor sich eine Ansammlung von kleiner Wesen, die um ihre seltsamen Hütten herumsprangen. Dann verblasste das Bild und vor ihm war wieder die Schwärze der Nacht. Es schien also keine Gefahr von diesen kleinen Wesen - die sich von den Wichten im südlichen Wald unterschieden - auszugehen. Ansonsten hätte er weiter scharf wie eine Eule gesehen. Wulfus hatte bemerkt, dass nicht er selbst allein dies steuern konnte.

Er ritt langsam an dem "Dorf" vorbei - in all den Jahren, wo er auch hier im Süden gelebt und gereist war, hatte er diesen Ort noch nie gesehen. Er würde bei Zeiten wiederkehren - jetzt musste er in den Norden: Er wollte Solia nach all den Tagen wiedersehen.

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Beitrag von Wulfus » 02 Feb 2008, 20:52

Wulfus wartete in der Nähe des Lagers der Waräger. Er hatte ein Feuer angezündet, welches den Graben, welcher parallel zur Handelsstraße verlief, sanft beleuchtete. Am Feuer briet Fleisch aus dem Süden und Erdäpfel lagen im Feuer. Er hatte Felle von Schwarzwölfen rund um das Lagerfeuer gelegt, obwohl er nicht wusste, ob Solia überhaupt kommen würde. Immerhin hatte Wulfus sich nicht angekündigt – war nur zielstrebig am Lager der Waräger vorbei in Richtung der Einsamkeit nahe des Waldes geritten.

Dann kam sie. Er lächelte ihr zu und begrüßte sie. Sie tat es ihm gleich. Doch lag von Anfang an ein seltsamer Ausdruck in ihren Augen: Als sie ihn beobachtete, seine Robe, sein Mal auf der linken Seite seines Halses,…. Sie war schweigsam, saß auf den Fellen ihm gegenüber und blickte wortlos zu ihm. „Etwas, was uns trennt, ist geschehen“, sprach sie leise nach einiger Zeit und berichtete Wulfus auch, dass sie erst am heutigen Tag erfahren hatte, dass er nun nicht mehr der Hetman der Waräger sei. Wulfus begann alles zu erzählen. Sie lauschte ihm wortlos, nur ab und zu leuchtete Etwas in ihren Augen auf. Überrascht schien sie nicht. Das erwartete Wulfus auch nicht – er kannte sie zu gut. Dann nahm er ihre Hand, legte sie sanft in die Seinige und schloss die Augen.

Er wusste schon vorher, dass die Kraft der Götter sich nicht gegen sie wenden würde, so wie es im Kampf oder auch Nahe Bredorf, wo ein Betrunkener ihn von hinten anfasste,…
Doch Wulfus wollte die Bestätigung und fühlte diese auch. Für einen kurzen Moment spürte er ein angenehmes Gefühl in sich hochsteigen, welches er für diesen Augenblick mit Solia teilen durfte. Wulfus öffnete erleichtert die Augen. Er hatte befürchtet, dass die Götter sie als Hindernis auf seinem Weg betrachten könnten. Doch das schienen sie – derzeit – nicht. Solia band ihn auch nicht….sie war anders. Er verwarf die entschuldigenden Gedanken und lächelte ihr zu. Sie selbst strich sich das schwarze lange Haar aus dem Gesicht und schenkte ihm erstmals an diesem Tag einen aufreizenden offenen Blick. Sofort nahm er sie in die Arme und küsste sie – um sie dann sanft unter sich auf die Felle zu legen.

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Beitrag von Wulfus » 03 Feb 2008, 03:20

Später, Wulfus wusste nicht wann es war, wurde er von einer Stimme plötzlich geweckt. Verschlafen blickte er auf. Solia war wohl inzwischen gegangen, stattdessen saß eine der Elaya-Schwestern am Feuer und sagte zu ihm, dass er nicht seinen Rang als Hetman hätte aufgeben dürfen. Wulfus fragte schlaftrunken, weshalb sie das denke. "Weil Ihr euch von den Menschen zurückzieht", antwortete sie.

Langsam zog Wulfus die Felle über seinen nackten Körper, blickte kurz zu seinem Rüstzeug und antwortete ihr dann müde. Wieso sollte er einer Elaya verständlich machen könne, was sein Weg war, dachte er sich. Und wieso dies auch versuchen...es war nicht wichtig, was Sterbliche über den Weg der Reiter zu sagen hatten.

Später kam noch eine Elaya - Wulfus kannte sie nicht - an das Feuer. Das Thema kam auf das Land, welches Wulfus den beiden Elfen-Schwestern schenkte. Tjoenn hätte Tharon angewiesen, dass nur er - der Hetman selbst - das Land betreten dürfte. Wulfus zog eine Braue hoch, als die Elaya fortfuhr, dass sich Tharon an die Anweisungen "seines" Hetmans halten sollte. "Es ist nicht UNSER Hetman", gab Wulfus kurz als Antwort und erhielt alsAntwort, dass er Tharon nicht überschätzen sollte. Denn, so sprach die Elaya, würde Tharon sich an die Anweisungen halten.

"Ob Tharon sich würdig erweisen wird, das Zeichen der Göttin zu tragen oder nicht, wird sich zeigen. Ich schätze hier niemanden ein, es ist nicht meine Aufgabe. Die Götter werden es zeigen und wenn er ein würdiger Reiter des Nordens wird, gibt es keine Grenzen für ihn. Genausowenig wie für mich.".

Die Elaya erwiderte, dass NUR der Hetman das Recht hätte, das Land der Elfen zu betreten und fragte Wulfus, ob es denn ihm recht sei, wenn jemand SEIN Haus betreten und beschädigen würde. Dann sprach sie, dass sie nicht hofft, dass auch er je einen Fuß in ihr Land setzen würde - denn dann würden sie ihn "behalten". Sie formulierte das - so meinte sie - als Bitte, nicht als Drohung.

"Ich besitze kein Haus und beschädige keine fremden Häuser, so die Götter es wollen. Darum geht es ja, WIR kennen keine Grenzen, machen keine Politik, sind nicht Teil irgendwelcher Stämme oder Sippen und sind keinen Hetmännern untergeordnet. Du bittest mich um etwas, was ich nicht erfüllen KANN. Aus deiner Bitte, wird deshalb eine Drohung. Eine unberechtigte Drohung. Denn ich würde nichts zerstören, was rechtmäßig existiert. Ich kann dir also nicht versprechen, niemals einen Fuß in dein Land zu setzen. Sollte mich Thor niederstrecken, wenn ich dies tue, dann habe ich falsch gehandelt. Sollte Heimdall mir zeigen, dass ich nichts dort zu schaffen habe - so werde ich nicht kommen. Ansonsten steht meine Entscheidung, denn sie ist dem uralten Weg der Reite runtergeordnet.".

Die Elaya begann daraufhin von dem Klingentanz zu sprechen, und wie schwer es Wulfus fiel, sie da zu besiegen. Kurz stieg er auf dieses "Kräftemessen" ein, doch dann winkte Wulfus ab. Er würde hier nicht seine Qualitäten als Krieger kundtun - sollte es wirklich dazu kommen, würde man ja sehen, wer wen behielt.
"Und die Kraft der Götter würde mir beistehen", dachte sich Wulfus im Inneren.

Irgendwann ließen sie das Gerede. Wulfus musste aufbrechen. Wichtige Angelegenheiten warteten, und er hatte keine Zeit um weiter über künftig mögliche Auseinandersetzung zu sprechen.

"Wir werden dich im Auge behalten", sprach die Elaya freundlich und duzte ihn erstmals. Wulfus verabschiedete sich erst von der dazugekommenen Elaya, dann ließ er der Schwester eine kleine Pflanze, die er nahe des ehemaligen Turms der Elfen ausgegraben hatte, auf den Schoß fallen. Als Geschenk, meinte Wulfus, und dachte: Und als Erinnerung...

Dann antwortete er der Elaya und meinte: "Und ich werde vielleicht auch euch beide im Auge behalten...".
Das Spitzohr erwiderte: "Wenn wir wollen, wirst du uns sehen und finden.".
"Wenn Heimdall will, dann wird er euch sehen - oder euch sehen lassen", antworte Wulfus lächelnd und schwang sich auf sein Pferd.

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Beitrag von Tharon » 03 Feb 2008, 17:57

Lange war er nun allein geritten. Er sah vor seinem inneren Auge den schnellen Kampf gegen die Untoten. Ob sie diesen Kreis bewachten? Nein, wohl eher hatten sie ihn gestört. Tyr sah es sicher nicht gern, wenn ein Runenstein umgeben ist von untoter Brut. Er erinnerte sich gern an das Gefühl, das aufkam, als sie scheinbar mühelos dieses Pack niederreiten konnten.
Auch dachte er daran, wie ihm verboten wurde, das Land der zwei Elaya zu betreten. Was sie sich wohl dachten? Wenn die Götter es verlangen würden, dann wären diese zwei Elfen die letzten, die für ihn ein Grund wären, an der Entscheidung Thors oder Freyas zu zweifeln.

So zog er sich in der Nähe des westlichen Lagers, oberhalb davon auf einer kleinen Anhähe zurück, um zu beten. Er aß nur wenig und er trank nur Wasser. Alles andere opferte er Freya und Thor.

Das tat er fast drei Tage.

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Beitrag von Wulfus » 05 Feb 2008, 23:33

Wulfus blickte sich im Lager der Waräger um. Keine Spur von Solia. Das war er gewohnt. Sie hatte ihre Freiheit, er hatte die seine. Doch ließ er diesmal eine Nachricht an sie zurück, dass er wohl eine zeitlang "beschäftigt" sein würde. Mehr ließ er ihr nicht ausrichten - es würde ihr reichen.


Dann holte Wulfus aus dem Vorratslager der Waräger Heilkräuter und anderes Pflanzenwerk, stopfte es in einen kleinen Stoffbeutel und tat es in die Satteltasche, neben all die anderen Utensilien. Die Waräger, welche das Lager bewachten blickten wortlos zu - wie ihr einstiger Hetman die Sachen an sich nahm. Freundlich - aber ohne Erklärung - verabschiedete sich Wulfus von den Mannen im Lager. Nicht wie ein Hetman, sondern wie ein Freund.

Dann schwang er sich auf sein Pferd und ritt nur wenige Schritt vom Lager weg und wartete im dunstigen Morgengrauen auf Tharon.


Wulfus spürte Tharons Ankunft noch weit, bevor er ihn erblickte. Wortlos nickte sie einander zu und ritten los. Ihr erster Weg würde sie zu dem Steinkreis führen. Dort angekommen opferten sie den Göttern und beteten lang und ausgiebig.

"Schenk mir dein wachsames und alles durchdringendes Auge!"

Auch Tharon tat es ihm gleich.


Dann begann die "Jagd" der Reiter des Nordens. Vorerst folgten sie den Spuren der "gemeinschaftlichen" Jagdgruppe, doch bald schon wichen sie von deren Fährten und ritten zu einem kleinen Dorf, welches abseits der großen Handelswege in den Schwarzbergen lag.

Die Dörper empfingen sie - Kinder rannten auf sie zu, Gesichter blickten aus den Türen und bald schon war eine Menge um sie versammelt. Wohl waren ihnen Tharon und Wulfus als Hetmänner bekannt - doch auch ihr neuer Weg sprach sich herum. So standen einige Münder offen - die es galt, gesprächig zu machen.

Wulfus und Tharon hörten sich um und sammelten Informationen:

Über "Wölfe", deren Jäger, Fremde, Ungewöhnliches und schlussendlich über "ihn".

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Beitrag von Tharon » 06 Feb 2008, 18:57

Als Tharon das Lager der Waräger erreichte, da war es noch vor Morgengrauen, so wie es verabredet war. Ausreichend Vorräte hatte er dabei, die Satteltaschen waren mit allem, was brauchbar und nötig war, gefüllt. Frisches Wasser und eine Flasche Honigschnaps, Waffen, Decken, Nahrung und ein paar Seile, das war wohl alles, was wichtig war.

Als Tharons Rabe ihm die Antwort Tjoenns überbrachte, zeigte er sie auch Wulfus. Und die Jagd konnte beginnen, denn sie wollten den Lord finden!

Die Dörfler erzählten ihnen, was sie wussten. Immerhin hatte jedes Dorf eigene Kundschafter und Jäger, welche die Gegend stets im Auge hatten und mit dem Land auf andere Weise verbunden waren als Tharon und Wulfus selbst.
So beschrieben die beiden Donnerkrieger den Leuten das, was sie vom Aussehen des Lords kannten, denn er war ja einige Zeit an der Brücke zu sehen.

Etwaigen Spuren und Informationen gingen sie gründlich nach. Sie verließen auch die Wege, betrachteten Lichtungen, suchten nach Feuerstellen, Wanderern, Reisenden und einsamen Jägern, die ihnen weiteres Wissen geben konnten. Nichts wurde ausgelassen. Wenn sie lagerten, dann meist mit kleinem Feuer in einer Grube oder gänzlich ohne Flammen -dann hielten Schnaps und Decken Wache über sie.

Niemals schliefen sie, immer war einer wach und der andere lag im leichten Schlaf, die Waffen immer bereit und in der Nähe.

So verlief ihre Suche, die sich vorerst nördlich der Brücke in den südlichen Schwarzbergen gestalten sollte, doch wenn nötig folgten sie den Spuren auch anderswo hin. Es gab ja noch die Senke auf der anderen Seite, das Gebiet nahe der Mine und die Wälder östlich der Handelsstraße zum Warägerturm. Schluchten wurden ebensowenig ausgelassen.

Sie suchten ihn.

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Beitrag von Meister » 07 Feb 2008, 18:18

Eines Tages fand sich ein leeres Lager. Eine notdürftige Schlafstätte. Ein abgebranntes Feuer. Ein totes Pferd und - Wolfsspuren. Keine Spur von dem Lagernden und das tote Pferd war von der Gattung, welche die bretonische Reiterei zu reiten pflegte.
Alea iacta est.

Die Würfel sind gefallen!

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