Eine Mission

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Cyrian
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Beitrag von Cyrian » 12 Nov 2008, 13:38

Prolog

Der Wind klapperte an die Fensterläden seines kleinen Zimmers. Das Licht einer flackernden Kerze versuchte fast vergeblich das Dunkel in dem kleinen Raum zu vertreiben. Das Leben im Kloster war erwacht. Als er das Fenster öffnete, tanze die Flamme und verlischte fast. Kühle Morgenluft drang in den Raum. Es war nebelig und die Wolken hingen schwer am Himmel.
Das Läuten der Glocke zum Morgengebet riss ihn aus seiner Lethargie. Ihm war gar nicht klar gewesen, dass er schon länger am Fenster gestanden haben musste. Er vernahm mehrere Schritte, die sich über die Steingänge bewegten. Es klopfte.
„Bruder Cyrian?! Bruder Marcus verlangt nach euch“, die Stimme des jungen Mönchs drang kaum durch die Holztür meiner Mönchszelle. Sein Blick schweifte durch den Raum. Alles, was für das einfache Leben gebraucht wurde. Reichtum an materiellen Dingen bedeuteten ihm nichts. Die Menschen strebten nach materiellem Reichtum. Er gab ihnen Sicherheit und Macht. Gold hatte Macht, das war unbestreitbar. Aber die Macht des Goldes war ambivalent. Wie so viele Dinge des Lebens, die immer in die gute oder die schlechter Richtung pendeln konnten. Hier hatte er gelernt, dass Ausgeglichenheit der Schlüssel zu einem erfüllten Leben ist. Nicht nur die eigene Ausgeglichenheit in Geist und Körper, sondern auch die Ausgeglichenheit des Kosmos spielte dabei eine wichtige Rolle. Gut und Böse im Gleichgewicht, so war die ewige Ordnung. Das Eine kann ohne das Andere nicht existieren. Als Materie und Anti-Materie würden die Alchemisten diesen Zustand bezeichnen. Leider hatten die Kirchen Bretonias sich von diesem Weg abgewandt. Entweder Liras oder Leban. Nur der Lethos war das Bindeglied, dass das Gleichgewicht ziwschen den beiden Glaubensrichtungen aufrecht hielt.
Aber das Gleichgewicht war gestört. Es drängte etwas in Welt, etwas namenloses, etwas böses, das sich nicht an die kosmische Ordnung hielt. Nicht nur Bretonia drohte dem Chaos anheim zu fallen. Unbekannte Seuchen überzogen das Land, merkwürdige Wesen, die jeglicher Natur spotteten, waren gesichtet worden und ein Phänomen, das der Schwarm genannt wurde erschien. Die Ereignisse in dem Gebiet, das man nun die Finsterschlucht nannte, zeigten, wie filigran das Gleichgewicht der Kräfte eigentlich war. Es war gekippt. Zur falschen Seite.
Einzelne Klöster hatten sch beraten, was in diesen Zeiten zu tun sein und man hatte sich auf die alten Schriften besonnen. Vieles über unnatürliche Wesen stand dort geschrieben. Wissen, das teilweise mit Blut erkauft worden war. Die Dämonen manifestierten sich nicht nur in ihrer gottlosen Gestalt, sondern vergifteten auch den Geist. Sie flüsterten auf die Menschen ein. War der Geist schwach, wurde die Seele vergiftet und musste der des Dämons weichen.
Lange hatte man das Wissen im Kloster über diese ganzen Vorgänge verschlossen gehalten, denn es war nicht nötig und man war froh darüber gewesen. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Die Abtei wurde zerstört. Nun wurde dieses Wissen dringender denn je gebraucht. Die dunklen Vorzeichen waren eindeutig.
Cyrian hatte die Bücher studiert und viel über die Mächte außerhalb der Welt erfahren. Als er damals Bruder Marcus fragte, woher man soviel erfahren hätte, zeigte er Cyrian einen Stapel Papiere. Es waren Protokolle. Mitschriften von Dämonenaustreibungen. Bruder Marcus erzählte mir dann von der Inquisition. Einer Gruppe von Mönchen, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, den dämonischen Einfluss in der Welt zu bannen, um so das kosmische, göttliche Gleichgewicht zu erhalten. Die Inquistion rekrutierte ihre Mitstreiter nicht nur aus den Reihen der unahängigen Klöster. Paladine und Arawnritter waren ebenso in ihren Reihen zu finden. Die Weihe und der Schwur, der geleistet wurde, waren endgültig, nicht umkehrbar. Vieles wurde im Geheimen vollzogen. Das war auch verständlich, denn er hatte bisher nur einen Exorzimus erlebt und das, was bei diesem Ritual geschah, war abstoßend, ekelhaft, aber auch faszinierend zugleich gewesen. Der junge Bauer konnte froh sein, dass seine Seele nun gereinigt und sein Körper nicht mehr am Leben war. Aber während des Verhörs konnte viel mitgeschrieben werden. Irgendwann hielt der junge Bauer die Schmerzen des Rituals nicht mehr aus und die Manifestation, die aus seinem Körper hervorbrach, spottete jeglicher Natürlichkeit. Sie war eine blasphemische Perversion dessen gewesen, was man als Lebewesen hätte bezeichnen können. Nach einem kurzen Kampf wurde der Dämon wieder von uns in die Abgründe der Hölle gebannt. Die Ausbildung im Stabkampf war wie geschaffen zur Vertreibung eines solchen Unheilbringers. Viele bevorzugten den friedvollen Weg zur ewigen Balance, aber diese Zeiten verlangten nach drastischen Maßnahmen mit einer endgültigen Konsequenz.
Der junge Mönch stand immer noch vor der Tür und Cyrian verließ seine Zelle, um ihm zu Bruder Marcus zu folgen. Marcus Zelle war ein größerer Raum, als die normale Mönchszelle.
Vor dem Fenster stand ein schwerer Schreibtisch aus Eichenholz. Einige Stühle befanden sich im Zimmer. An den Wänden standen Regale, die bis zur Decke reichten und angefüllt waren mit den verschiedensten Büchern, Schriften, Pergamenten und Karten. Hier hatte die kosmische Ordnung keinen Einzug gehalten. Cyrian fiel auf, dass auf dem Tisch ein in schwarzes Leder eingebundenes Buch lag.
Bruder Marcus saß an dem Schreibtisch und gab ihm zu verstehen, dass er sich setzen solle.
„Es ist so weit, Cyrian. Man will euch in den Zirkel aufnehmen. Mein Wort über eure Leistungen war über alle Zweifel erhaben. Wollt ihr den Schwur leisten und die Weihe entgegennehmen?“ Marcus erhob sich von seinem Stuhl und hielt Cyrian das Buch hin.
„Wenn ihr gewillt seid, euer Leben für die ewige, göttliche Ordnung zu geben und das Böse in all seine Facetten zu jagen, zu verfolgen und zu vernichten, so legt eure rechte Hand auf dieses Buch. Eure Entscheidung wird endgültig sein. Ihr werdet euer Leben auf Wanderschaft verbringen. Immer, wenn man euch braucht, wenn man euch ruft, müsst ihr bereit sein, auch auf euren Tod, denn euer Leben kann das Opfer für die Erlangung des Gleichgewichts, der Ordnung sein. Weiterhin denkt immer daran, dass eure Mission auch andere Opfer fordern kann, aber das müsst ihr im Sinne unserer Mission akzeptieren, was es auch sei. Und vergesst niemals, dass ein Mensch, dessen Seele von der Dunkelheit befallen ist und nicht geläutert werden kann, sein Leben unter dem Angesicht Liras und Lebans verwirkt hat.“
Cyrian legte seine Handfläche auf das Buch..
„Nun empfangt die Weihe und öffnet euren Geist,“ sprach Marcus feierlich und begann einen Gesang zu intonieren, den Cyrian noch nie gehört hatte. „Öffnet euren Geist,“ wiederholte Bruder Marcus und Cyrian spürte, wie ihn etwas durchdrang, etwas durchflutete und sich in seinem Körper ausbreitete. Das Buch fühlte sich merkwürdig an, eine Unebenheit unter dem Buchumschlag wurde immer deutlicher. Schmerzhaft schnitt etwas in seine Haut. Seine Hand brannte vor Schmerz. Es roch nach verbranntem Fleisch. Dann sah er es schlagartig. Drei Orte in kurzem Wechsel: Ein Schiff auf dem Meer, die zerstörte Abtei und eine Stadt, begraben unter Schnee. Dann schrie er vor Schmerz auf und hielt mit der linken Hand sein rechtes Handgelenk. Der Gesang war verstummt. Cyrian sank auf die Knie.
„Ihr habt euch als würdig erwiesen. Steht auf,“ Marcus Stimme klang weit weg und hallte in Cyrians Kopf wieder.
„Ich habe etwas gesehen.“Cyrian erhob sich und schaute auf seine rechte Handfläche. Cyrian erschrak. Seine rechte Hand war von innen vernarbt. Eine Brandnarbe. Ein Symbol. Ein Kreis mit einer Waage darin. In der einen Waagschale das Symbol Liras und in der anderen das Symbol Lebans. Die Waage war im Gleichgewicht.
„Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Ihr habt eine Vision gehabt, die mit eurem Leben zu tun hat. Behaltet sie in Erinnerung, denn sie wird euch leiten. Auch tragt ihr nun das Zeichen der Inquisition.“ Bruder Marcus zeigte Cyrian seine rechte Hand. Auch dort befand sich das Zeichen, nur, dass es sich schon sehr viel länger in seiner Hand befinden musste. „Aber es ist keine Zeit für große Erklärungen,“ sagte Marcus, „Ich habe hier einen Bericht für euch. Lest ihn und reitet heute Abend los zum blauen Turm, dem Refugium der Elaya. Die Zeit drängt. Erstattet mir Bericht, wenn ihr von eurer Reise zurückgekehrt seid. Aber nun ruht euch ersteinmal aus, ihr habt bestimmt über vieles nach zu denken.“ Marcus bedeutete Cyrian, dass er sich erheben solle. Cyrian stand noch immer leicht wackelig auf den Beinen. Dann bekam er von seinem Gegenüber einen Stapel Papiere. „Ich habe in der Kleiderkammer für euch eine Lederrüstung und einen neuen Kampfstab hinterlegen lassen. Ihr werdet diese Sachen sicher benötigen. Möge euch die Ordnung leiten, Bruder Cyrian.“ Cyrian verließ noch überwältigt von den Eindrücken den Raum und ging wackelig in seine Zelle zurück.
Er legte sich auf sein Bett und bemerkte, wie sich seine Atmung langsam wieder beruhigte, dann tauchte er ein Tuch in seinen Waschkrug und kühlte damit seine rechte Handfläche. Er betete und fokussierte seine Kräfte auf die Hand. Der Schmerz kam unmittelbar zum Stillstand.
Cyrian trank einen Schluck Wasser und beugte sich dann über die Papiere. Es waren Berichte
über die Vorkommnisse der letzten Zeit, aufgebaut wie eine Chronik. Er konnte erkennen, dass sie alle aus verschiedenen Quellen zusammengetragen worden waren. Komische Zeiten waren es geworden. Bretonia war nicht mehr nur Heimat der Bretonen. Viele Völker hatten sich angesiedelt. Viele andere Kulturen, aber trotzdem verband sie alle irgendetwas, die Ordnung, die Balance der Dinge. Aber die dunkle Bedrohung, die dunklen Wesen, hatten ihre eigene Sicht vom Leben, wie Cyrian aus den Papieren lesen konnte und sie waren sehr, sehr alt. Die Namen Tharon, Fhink und Sulvar’irn tauchten sehr häufig auf. Tharon ein Donnerkrieger der Huginner, Fhink, ein Söldner aus dem untergegangenem Peliad und Sulva’irn, eine Elaya. Sie waren Anführer einer Allianz von Menschen, Elaya und auch Zwergen gegen das drohende Unheil. Sie hatte auch versucht den Untergang der Abtei zu verhindern. Jetzt lagen die Dinge anders. Die Abtei war zerstört und niemand konnte mehr wegsehen. Es bestand zwingender Handlungsbedarf. Die bretonischen Kirchen besannen sich zwar auf ihre eigenen Streitkräfte zum Schutz des Reiches. Aber es wurde nun auch wieder offen über die Kräfte der Inquisition gesprochen. Lange hatte man über sie geschwiegen. Sie hatte im Verborgenen gewirkt und den Einfluss der dunklen Wesen bekämpft. Niemand nahm mehr Notiz davon. Es war ruhig geworden. Aber jetzt, wo der Feind offen aus dem Schatten trat, brauchte sich die Inquisition auch nicht mehr zu verstecken. Man hatte ihn also ausgewählt, um dem Treffen am blauen Turm beizuwohnen. Als Vertreter der Ordensbrüder. Eigentlich ein Niemand, ohne irgendwelche Titel, wahrscheinlich deshalb. Der Auftrag war: Beobachten, Helfen, Überleben, Berichten. Wie Cyrian seinen Anweisungen entnehmen konnte, wollte der innere Zirkel der Inquisition noch mehr Informationen, und zwar von der Front, bevor er sich für eine Richtung entschied.
Was er in den Papieren gelesen hatte, war unglaublich und interessant. Er verschnürte die Papiere und wickelte sie in dickes Leder, dann packte er seinen Wanderrucksack.
Nocheinmal ging Cyrian zum Abendgebet. Danach verabschiedete er sich von seinen Brüdern, die nichts von seiner Mission wussten. Die Lichter des kleinen Klosters wurden dunkler. Cyrian verließ den Wald und erreichte bald die Hauptstraße nach Bretonia.

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Beitrag von Cyrian » 12 Nov 2008, 13:40

Kapitel 1: Die Expedition
Nach einigen Tagen der Wanderschaft gelangte Cyrian an einen hilfesuchenden Bauern, der von einer Tierplage berichtete. Cyrian half dem guten Mann, so gut er konnte. Die Felle der Tiere wurden von den Landbewohnern gern angenommen, denn der Winter stand vor der Tür. Die Vision kam Cyrian in den Sinn. Winter. Auf seiner Reise traf er einen jungen Knappen namens Cillian. Zusammen reisten sie beide zu einer Ruine, ein merkwürdiger Ort, über den Cyrian schon einmal im Arcanum Daemoniae gelesen hatte.
Das Reisen zu Fuß erwies sich als unvorteilhaft, besonders, wenn man schnell an einem Ort sein sollte und wollte. Die Jagd nach Dämonen hatte sich als lukrativ erwiesen. Bevor Cyrian den Großteil an die örtlichen Niederlassungen der Mönche abgab, leistete er sich ein Pferd.
Im Dom zu Bretonia erfuhr Cyrian, wann und wo das Schwert Samgard neu geschmiedet werden sollte, als Waffe des Lichts gegen die drohende Dunkelheit. Als Cyrian am blauen Turm eintraf, staunte er nicht schlecht, welche illustre Gesellschafat sich dort versammelt hatte. Er nickte den Anwesenden nur kurz zu und beobachtete das Ereignis, das vor seinen Augen stattfand. Samgard wurde neu geschmiedet und auch wenn dies schon ein Ereignis war, waren die Segenssprechungen des Lethos und der Elaya nicht minder eindrucksvoll. Spiritualität und Erdverbundenheit gaben Samgard noch zusätzliche Energie.War dies vielleicht der Schlüssel zum Gleichgewicht? Samgard war jedenfalls der Schlüssel zu einem Siegel, das es zu bergen galt, bevor es in die Hände der dunklen Alten fiel.
Die Ereignisse auf Yarun hinterließen einen bleibenden Eindruck, besonders die Heimkehr nach Bretonia und der Ausblick auf den ewigen Winter. Cyrian verfasste noch im schwachen Licht einer kleinen Öllampe einen ausführlichen Bericht für Bruder Marcus. Es musste gehandelt werden, und zwar schnell. Zwei Monate trennten sie vor der Apokalypse. Cyrian schlief unruhig, trotz einer intensiven Meditation. Es war noch dunkel, als er zum Kloster ritt.

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Beitrag von Cyrian » 12 Nov 2008, 13:41

Kapitel 2: Neue Verbündete?
Cyrian erreichte gegen Abend das Kloster und ging gleich zu Bruder Marcus. Sie besprachen lange die Geschehnisse auf Yarun. In derselben Nacht wurden noch Boten entsand, sie alle hatten die gleiche Botschaft zu überbringen. Cyrian ritt auch wieder davon. Sein Ziel war Tilhold. Er musste Tharon finden und ihm die Botschaft überbringen. Am späten Abend des nächsten Tages erreichte Cyrian Tilhold. Er erkannte Tahron, der mit zwei jungen Kriegern um ein Feuer herum saß. Sie sprachen nordisch miteinander. Tharon erkannte ihn und nickte ihm knapp zu. Cyrian verstand jedes Wort der Unterhaltung, was ihn ein wenig amüsierte. Als die beiden allein waren, konnte er seine Botschfaft an Tharon überbringen. Cyrian erzählte dem grimmigen Nordmann von der Inquisition. Dieser wurde noch ein wenig nachdenklicher, als er es ohnehin schon war. Sie beendeten ihr Gespräch und Tharon würde die Allianz, die sich gebildet hatte, über Cyrians Botschaft und Informationen unterrichten. Dann verabschiedeten sie sich und Cyrian ritt Richtung Bretonia. Er wollte die zerstörte Abtei noch einmal näher untersuchen.

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Beitrag von Cyrian » 17 Nov 2008, 15:28

3. Kapitel: Der Feind
Nachdem Cyrian über das Treffen mit Tharon Bericht erstattet hatte, ritt er noch einmal zur Abtei. Er war nicht dabei gewesen, als der Angriff stattgefunden hatte. Aber er konnte sich gut vorstellen, was für eine Gewalt hier präsent gewesen sein musste. Cyrian betrat die Ruine. Ein Gefühl der Ohnmacht überkam ihn. Er durchschritt das Kreuzschiff und kam zum Altarraum. Überall lag zerbrochenes Glas. Früher hatte sein Vater hier einige Glasarbeiten gemacht. Als Kind kam Cyrian gerne an diesen Ort der Besinnung und Schönheit. Wenn die Sonne durch die farbigen Glasmosaiken schien, die dann verschiedenfarbig strahlten, wurde der Raum in wunderschöne Lichter getaucht. Nun lag alles in Trümmern. Ein böses Omen?
Cyrian schüttelte den Gedanken ab. Es geht hier um Kraftlinien, dachte er, es gibt einige Aufzeichnungen über einen wahrscheinlichen Verlauf, vielleicht würde er einen solchen Ort finden, denn der Feind sucht auch nach diesen Punkten. Diese Linien und besonders die Knotenpunkte können mit den Siegeln, die alte Ordnung zerstören und eine neue Ordnung der Welt schaffen, die den Untergang Bretonias bedeuten würde oder könnte. Die einzige Alternative war ein Sieg. Informationen über den Feind waren ein Mittel dafür.
Cyrian verließ die Abtei und ritt los. Die Ebene der Vergessenen war sein nächstes Ziel. Unterwegs stieß er auf Toran, den jungen Schüler, Tharons und beide ritten sie in die Ebene. Unterwegs erzählte Cyrian Toran viel über die Ordnung und das Chaos und wie der Glauben damit verbunden war. Die Ebene der Vergessenen galt seit je her schon als ein unheilvoller Art. Besonders Geistererscheinungen sollten hier vestärkt auftreteten. Dies galt als ein Anzeichen für das Vorhandensein von Kraftlinien, da Geister von der Energie angezogen wurden.
Viele Seelen konnten durch Torans und Cyrians Hand erlöst werden und Cyrian hoffte, dass sie nun auch endlich Frieden finden würden. Irgendwann trennten sich wieder die Wege von Toran und Cyrian. Toran ritt wieder nach Tilhold. Cyrian weiter in die Ebene hinein. Die Erscheinungen und Wesen wurden zahlreicher und stärker.
In der Nacht sah Cyrian im Osten, nahe des gefallenenen Turmes ein schwebendes Licht. Am nächsten Morgen näherte er sich vorsichtig diesem Ort und erschrak, ob der Dinge, die er dort vorfand. Er fertigte eine Zeichnung an, obwohl diese nicht das wiedergeben konnte, was er an diesem unheiligen Ort gesehen hatte.
Bild
Er musste mit Tharon reden, vielleicht hatte er schon einmal so etwas gesehen. Cyrian jedenfalls bisher nicht und auch in keinen Papieren darüber gelesen. Etwas so großes und blasphemisches hatte er noch nie gesehen. Diese Dämonen waren nicht von dieser Welt, aber ein untrügliches Zeichen dafür, dass etwas dabei war, seine Kräfte zu bündeln und eine Invasion vorzubereiten. Außerdem stand für Cyrian fest, dass sich dort ein Punkt der Kraftlinien befinden musste, sonst hätte der Feind nicht so viele seiner Truppen dort gebunden.

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Beitrag von Cyrian » 19 Nov 2008, 14:18

Kapitel 4: Existenz

Am nächsten Tag traf Cyrian mit Tharon zusammen. Um ein Feuer herum saß er nicht allein. Sein Hetmann war bei ihm, Tundil der Zwerg, Toran, ein Cyrian nicht bekannter junger Kämpfer und ein Elf. Cyrian setzte sich zu ihnen und lauschte erst einmal den Gesprächen, die sich entwickelten. Der Elf stellte sich als Valverian, Schüler der Tirinaither vor und bat den Hetmann um seine Gastfreundschaft, um den Winter im Süden hier oben abzuwarten. Das Wort Winter sprach er mit einem einen Ton aus, der Cyrian und auch Tharon, denn ihre Blicke trafen sich sofort, dass Valverian nur den Winter der Zukunft gemeint haben konnte. Wer war dieser Elf? Diese Frage stellte sich Cyrian unweigerlich. Interessant war auch die Reaktion Tundils, als er den Namen des Elfen hörte. Dank der gebotenen Gastfreundschaft kam es nicht zu einer Auseinandersetzung zwischen Elf und Zwerg. Später zeigte Cyrian Tharon die Zeichnung, die er auch den anderen am Feuer zeigte. Megalotheros. Ein Körper, der andere Körper absorbiert und angetrieben wird von unheiliger Energie, gewonnen aus lebenden, seelenberaubten Leichnamen und deren Seelenqualen. Welch eine Blasphemie. Die Waffen des Feindes wurden immer unheilvoller. Valverian schien sehr interessiert an dem Verbleib der Sonnenscheibe, worauf Tharon der Frage auswich. Es ist nur klar geworden, dass die Allianz sie besitzt.
Als sich Tharon und auch die anderen am späten Abend zurückgezogen hatten, saßen Cyrian und Valverian alleine am Feuer und es entwickelte sich ein interessantes Gespräch. Beide bemerkten sie, dass sie irgendein Geheimnis umgab, das sie hüteten. Aber trotzdem schienen sie sich schon lange zu kennen, so intensiv redeten sie über die Vorgänge in der Welt. Der Mond thronte schon lange am Himmel und Valverian ging in den Wald der Irrlichter. Cyrian bezog sein Quartier in der Station.
Es war wieder Abend geworden, als sich Cyrian und Valverian im Irrlicht-Wald trafen. Sie redeten über die Zusammenhänge der Ordnung, der Zeit. Cyrian versuchte den Erklärungen und Ansichten Valverians zu folgen, denn sie waren hochinteressant, stellten sie doch auch bestimmte Glaubenslehre in Frage. Cyrian fragte sich, ob er es hier mit einem Häretiker zu hätte, aber wie Valverian bestimmte Zusammenhänge darstellte, waren sehr einleuchtend, wenn auch gespickt mit Wortspitzen. Sie führten eine Diskussion über Metaphysik und die Existenz des Kosmos und dem Platz der jetzigen Vorgänge in der Linearität der Zeit. Cyrian war begeistert von dem umfassenden Wissen des Elfen und hörte ihm wie gebannt zu, doch versuchte er auch seine eigenen Hypothesen herzuleiten:
Bretonia oder unsere Welt, als Schnittmenge zwischen konkurriernden Welten, die unsere als Schlachtfeld oder Übergang nutzen könnten, um sich gegenseitig zu bekämpfen oder die anderen auszulöschen. Materie und Antimaterie. Gut und Böse nicht im Gleichgewicht. Sondern die eine Linie will die Ordnung für sich herstellen, eine neue Odnung schaffen, in der keine Konkurrenz existiert. Ist deshalb Bretonia so interessant, weil sich hier kosmische Energien überlagern und so das Eindringen von äußeren Kräften begünstigen?
Es war für Cyrian unbestreitbar, dass die Tirinaither hier auch eine Rolle spielten. Valverian sprach dabei von der einzigen Wahrheit, die existieren würde und deren Wissen er hüten würde. Er erschuf ein Portal, ähnlich dem des Ecaloscops. Cyrian war erstaunt und verunsichert zugleich. Wer war dieser Elf? Valverian bemerkte Cyrians Unsicherheit und stellte sich als Hüter und Bewahrer des Wissens der Tirinaihter vor. Er war aber nicht nur ein Beobachter dessen, was hier passierte, sondern er konnte auch wirken, wie auch immer das gemeint gewesen war. Valverian musste gespürt haben, was in Cyrian vorging und dann bot er ihm an, dass er mit ihm gehen und lernen solle, da er sich bereits auf dem richtigen Weg befand. Cyrian lehnte schweren Herzens ab, sein Schwur und seine Aufgabe waren noch nicht erfüllt. Dennoch hatte nun so viele Fragen nach dem Hier und Jetzt. Er konnte sie nicht stellen und Valverian ging. Cyrian blickte ihm lange nach und dachte nur, ein Bewahrer des Wissens und deshalb ein Gejagter. Grabulf Fal.
Die Nacht verbrachte Cyrian unruhig. Immer wieder schlichen sich Traumfetzten ein, die etwas mit vergangenen Abend zu tun hatten. Müde im Körper und auch im Herzen erwachte Cyrian. Er wollte zu seinem Kloster reiten, Ruhe finden, nachdenken.
Auf der Brücke nach Edai hörte er eine Stimme, die seinen Rappen scheuen ließ, schnell stieg er ab und machte sich kampfbereit. Dann erschien ein hageres, dünnes Wesen vor ihm, edel gekleidet in rot und gold mit einem sehr spitz zulaufendem Hut. Cyrian versuchte sich nicht vom Klang seiner Sprache, die unheilvoll, bedrohend und irgendwie metallisch war, einschüchtern zu lassen. Er sprach immer von 'wir'. Er wollte den Aufenthaltsort Valverians, dem Wächter, wissen, aber Cyrian wäre eher gestorben, als etwas zu verraten. Es herrschte eine eisige Spannung zwischen Cyrian und wie er nun wusste, Grabulf Fal. Cyrian wusste nicht, wie sich diese Situation klären würde, aber dann erzeugte Grabulf Fal auch ein Portal, genau eines, wie das Valverians. Cyrian war überrascht. War Garbulf Fal das Negativ von Valverian? Seine Worte ließen Cyrian so etwas vermuten. Immer wieder blickte Grabulf Fal nach oben oder zur Seite und flüsterte unverständliche Worte. Dann verschwand er genauso plötzlich, wie er gekommen war mit den Worten: Cyrian.
Cyrian atmete tief durch und wunderte sich, noch am Leben zu sein. Aber er spürte, dass sie ihn deshalb am Leben gelassen hatten, weil sie sich versprachen, dass er sie zu Valverian führen würde. Nicht nur er wurde beobachtet, sondern die gesamte Allianz.

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Beitrag von Cyrian » 23 Nov 2008, 19:05

5. Kapitel: Zusammenkunft
Cyrian war aufgeregt, als der Trag der Zusammenkunft näher rückte. Den ganzen Tag über, hatte er sich Gedanken gemacht, wie er die Inquisition gut vertreten könnte. Er wusste nicht, wer alles daran teilnehmen würde, wer alles Mitglied der Allianz sei. Aber die Informationen, die er mitbringen würde, würde hoffentlich das bestimmt herrschende Misstrauen ein wenig beseitigen. Die Tage vorher hatte er hoch im Norden bei den Nordmännern verbracht. Sie waren hart aber von einer direkten Ehrlichkeit, die Cyrian sympathisch fand. Eines Abends ritt er wieder nach Tilhold und traf dort nicht nur auf Tharon und seinen Schüler Toran, sondern auch auf Nath, oder Kaptän Falkenschwinge, sowie ein seltsames Kinde names Zea, das in Begleitung einer noch seltsameren Frau mit komplett weißen Augen war. Die Frau sprach ohne Betonung in ihrer Stimme und das Kind sprach nicht, wie man es von einem Kind seiner Größe erwarten würde.
Es stellte sich heraus, dass Nath Kapitän eines sehr großen Schiffes, namens Lirban war und anbot, Flüchtlinge aufzunehmen und Zea eine Gabe hatte, den Feind zu spüren und ihn auch fernzuhalten, wie sie von sich selbst sagte. Cyrian fühlte sich in ihrer Anwesenheit zwar unwohl, aber auch nicht mehr so verfolgt, wie die Tage davor, als er die Begegnung mit dem Wesen hatte, dass sich Grabulf Fal nannte. Wie die Frau und Zea zueinander standen, wusste er nicht. Er schlug Tharon vor, dass Zea mit zur Zusammenkunft sollte, damit sie vielleicht, Spione des Feindes enttarnte oder fernhielt.
Der Tag der Zusammenkunft war da. Cyrian hatte vorher nahe des Irrlichtwald intensiv den Stabkampf trainiert. Endlich hatte er auch die Figur, die „Exkommunikation“ die stärkste Variante im Stabkampf erlernt, genauso wie es ihm Marcus aufgetragen hatte. Cyrian wischte die letzten Reste des Formors von seinem Kampfstab und war zufrieden. Marcus hatte Recht behalten. Die Kampfkraft eines Ordensbruders war nicht zu unterschätzen und das war gut in diesem Krieg. Er säuberte auch seine Rüstung, bevor mit seinem Rappen zum blauen Turm ritt.
Es war eine illustre Gesellschaft, die sich um das Ecaloscop von Davinicol herum versammelt hatte. König Darius und der Lethos waren auch anwesend. Sie würden wahrscheinlich nicht einmal überrascht sein, dass die Inquisition nun an die Öffentlichkeit trat, jedenfalls der Lethos nicht. Viele der anderen Allianzmitglieder kannte er nicht, aber Tharon, Toran, Nath, Zea und die Frau, Asllardil und auch Valverian waren ihm bekannt. Valverian war da, das war gut, er musste unbedingt mit ihm sprechen, wegen dieses Vorfalls auf der Brücke. Auch der Vertreter der Kyn war wieder anwesend. Cyrian musste unweigerlich an den „Erbauer“ denken, den sie auf Yarun getroffen hatten. Wer waren diese Wesen, die so eng mit dieser Welt verknüpft waren? Hatten sie vielleicht auch den Sonnenkreis erschaffen? Der Erbauer dieses Artefakts war unbekannt, aber die Kyn verfügten anscheinend über umfangreiches Wissen, bezüglich solcher Artefakte, immerhin hatte der „Erbauer“ auch ein Ecaloscop, das den Mathricodon beeinflussen konnte. Cyrian konzentrierte sich wieder auf seinen Auftritt vor der Versammlung. Phenion ein Vertreter der Tirinaither leitete die Versammlung. Als er von ihm aufgerufen wurde, gab Cyrian die Informationen preis, die er von Marcus erhalten hatte und die, die sich ihm selbst nun erschlossen hatten. Die nachfolgende Abstimmung viel zugunsten der Inquisition aus. Es sollte eine Audienz mit dem Rat der Inquisition bei König Darius so bald wie möglich stattfinden. Die Informationen der Allianz sollten nun im Königshaus zu Bretonia zusammenlaufen. Cyrian würde die Nachrichten sofort nach Ende der Versammlung überbringen.
Zea und die Frau, die ihm nun als Marga bekannt wurde, stimmten gegen die Aufnahme der Inquisition. Cyrian fragte sich warum und wurde sich plötzlich sehr unsicher bei den beiden. „Besessen“ war ein Wort, an das er sofort denken musste. Oder nicht? Er war sich nicht sicher. Cyrian musste mit Marcus über die beiden sprechen. Er war zwar Initiat und konnte selbst über die Maßnahmen bestimmen, aber dieser Fall schien besonders zu sein.
Plötzlich war er da, der Schwarm, wie aus dem Nichts. Cyrian erinnerte sich noch daran, wie er Zea gefragt hatte, ob der Feind anwesend sei und sie geantwortet hatte: „Niemand, den ihr Feind nennt.“ Natürlich, der Schwarm war ja auch nicht der Feind, aber er war die ganze Zeit über anwesend. Ich hätte es wissen müssen, dachte Cyrian, denn es geschah ein unnatürliches Naturphänomen: Der See gefror schlagartig. War dies auch die ursprüngliche Verwendung des Sonnenkreises? Als Messinstrument solcher Phänomene, um den Schwarm aufzuspüren? Er wusste es nicht, aber die plötzliche Präsenz des Schwarms sorgte bei allen Anwesenden für tiefe Verwunderung. Dann sprach der Schwarm und was er sagte, war zwar rätselhaft, aber es berührte diejenigen tief, die er nannte. Cyrian war emotional besonders aufgewühlt. Der Schwarm hatte ihn indirekt aufgefordert nicht mehr so tief nachzuforschen über die Dinge, die gerade in der Welt passieren und über die, die dran beteiligt sind. Außerdem müsse er sich bald entscheiden. Schwarz oder Weiss. Meinte der Schwarm damit auch Gut oder Böse, Chaos oder Ordnung? Die Dinge die der Schwarm zu Asllardil und Tharon sagte, berührten die beiden sonst so emotionslosen Vertreter ihres Volkes auch so sehr, dass sie beide sehr verwirrt schienen. Besonders die Worte, die der Schwarm zu Marga sagte, hinterließen bei ihr das erste Mal sichtbare Emotionen, obwohl die Worte für Cyrian ziemlich rätselhaft waren. Sie bat aber kurz nachdem der Schwarm verschwunden war um Obhut bei den Nordmännern.
Cyrian erschien das Verhalten des Schwarms im ersten Moment als unberechenbar, aber dann fielen ihm später die Worte Valverians wieder ein, über die Zukunft. War sie doch veränderbar? Hatte die Allianz mit der Benutzung des Ecaloscops und dem Ereignis bei der Rückkehr von Yarun, eine Zukunft gesehen, die eigentlich gar nicht so vorgesehen war, wenn dieser Unfall nicht passiert wäre? Ist dadurch eine Verkettung von Umständen ausgelöst worden, die nicht hätten passieren dürfen? Hat der Schwarm auch deshalb das Ecaloscop zerstört, da es den Mathricodon manipulieren kann? Cyrian würde sich noch einmal gründlich in den Archiven umsehen, auch wenn der Schwarm ihn indirekt davor gewarnt hatte. Aber was war mit dem Kyn? Er musste sich auch bald entscheiden, hatte der Schwarm gesagt. Waren die Kyn für die ganze Misere verantwortlich? Der Erbauer hatte auch ein Ecaloscop besessen. Cyrian wollte ebenso über die Kyn nachforschen.
Nach der Zusammenkuft konnte Cyrian noch einmal mit Valverian sprechen, aber das Gespräch warf noch mehr Fragen auf, als er Antworten bekam. Das Wesen Grabulf Fal, hatte sich diesen Namen wohl nur gegeben und wollte Valverian vernichten, warum, konnte Cyrian nicht erfahren. Aber es wurde deutlich, dass dieser Name bewusst gewählt worden war, da Grabulf Fal, eine Gruppe der Zwerge etwas gegen den Frieden zwischen Zwergen und Elfen hatte. Cyrian erfuhr in diesem Gespräch, dass sich Valverian und das Wesen der gleichen Art von Magie bedienten, um Portale zu erschaffen. Außerdem sagte Valverian, dass es dem Wesen nicht gestattet gewesen wäre, ihn, Cyrian, auf der Brücke zu töten. Wo war er da hineingeraten? Fragen zum Seelenspiegel war Valverian gekonnt ausgewichen, so wusste er immer noch nicht wer Kalgals sein könnte. Was war die Verbindung zwischen Valverian und dem Wesen? Warum wollte der eine den anderen vernichten? Valverian war der Wächter, aber Wächter von was? Plötzlich fiel Cyrian ein Wort ein, dessen sich Valverian bedient hatte: Hülle. Er hatte sich irgendwie selbst als Hülle bezeichnet. Hülle für was? Das andere Wesen auch nur eine Hülle? Von wem und für was? Wieder nur Fragen und keine Antworten.
Valverian bemerkte Cyrians Irritation während des Gespräches und er verabschiedete sich gen Norden mit einer Umstellung der Schwarmworte, dass Cyrian nicht nur zwischen Schwarz oder Weiß wählen musste, sondern auch farblos in Betracht ziehen sollte. Farblos als Begriff für Neutralität, deshalb auch immer Stimmenthaltung während der Zusammenkunft seitens Valverians? Wieder eine neue Frage, die sich stellte.
Cyrian verbrachte die Nacht am See und notierte sich einiges in seinem Tagebuch. Er würde Marcus treffen und ihm einen ausführlichen Bericht erstatten, vielleicht wusste er auch einige Antworten.

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Beitrag von Cyrian » 01 Dez 2008, 15:53

Kapitel 6: Neue Informationen

Später am Abend saß man wieder um das Lagerfeuer der Nordmänner an der Tilhold Station. Cyrian fühlte sich langsam hier richtig heimisch. Die Nordmänner hatten nicht viel übrig für die Feinheiten der Sprache und das Spinnen von Intrigen schien auch nicht in ihrer Natur zu liegen, aber das machten sie mit ihrer direkten Offenheit wieder wett. Cyrian fühlte sich sicher. Im Gespräch erfuhr er von Dhuunyl, der als Gesandter der Drow fungierte und mitteilte, dass die Drow wieder in die Allianz wollten. Sie boten dafür Informationen und ein nicht näher bekanntes Artefakt, das sie selbst nicht nutzen wollten oder konnten. Außerdem erfuhr Cyrian von einer Höhle und einem Vampir, der dort hausen sollte. Dieser Vampir, namens Zarath, schien für die Drow eine große Rolle zu spielen. Cyrian zog den Schluss, dass der Vampir vielleicht Dinge über die Drow wissen könnte, da er auch Moena, die gefallene Königin der Drow gekannt hatte und vielleicht auch etwas über den Verbleib ihrer Bücher wissen könnte. Cyrian versuchte seine Abscheu gegenüber dem Drow zu verbergen. Die Drow waren gottlos mit ihren Riten und dem Hang zur Dämonologie. Moena war nur ein Beispiel dafür.
Am nächsten Tag bekam Cyrian Nachricht von Bruder Marcus. Der Rat war sehr zufrieden mit seinem Bericht und Bruder Marcus wollte ein Treffen. Cyrian verließ Tilhold und ritt über Feldwege und Wiesen, bis er den abgelegenen Friedhof fand, den Marcus als Treffpunkt ausgesucht hatte. Hier war es still und sie waren, hoffentlich, allein. Von Marcus erfuhr Cyrian, dass der Schwarm die Fähigkeit der kompletten Gestaltwandlung besaß. Er kopierte nicht nur das äußere Erscheinungsbild, sondern verfügte wohl auch über die Eigenschaften, Emotionen und Erinnerungen des Originals. Das Mädchen Zea hat hierbei eine Sonderstellung, da sie wahrscheinlich einen Teil des Schwarms in sich trägt, nachdem er sie vor dem Tod gerettet hat. Sie hat also eine besondere Affinität zu ihm. Dies war aber nicht nur das einzige, was Zea so besonders machte, sondern auch der Umstand, dass sie wahrscheinlich den Geist der getöteten Kanzlerin Aurelia in sich trug. Ein Umstand den Cyrian näher beobachten sollte.
Marcus war sehr interessiert an den Informationen über Moena und dem Vampir. Cyrian erfuhr, dass es sich bei dem Buch um „Dämonologie“ eine der übelsten Werke überhaupt handelt. Übersetzt wurde es von einem Cornelius Adamantin. Dieses Buch musste gefunden und vernichtet werden, denn das dunkle Wissen darin sei zu gefährlich. Vielleicht wusste der Vampir etwas über den Verbleib des Buches. Bevor sie sich verabschiedeten wollte Marcus sich um Informationen über den Seelenspiegel kümmern, denn dieses Artefakt wurde von Zwergen sorgsam gehütet und geheim gehalten.
Ihre Wege trennten sich wieder. Bald würde Cyrian die Einladung zur Audienz bei König Darius erhalten. Cyrian sollte den Rat begleiten. Aber eine weitere Audienz musste veranlasst werden. Cyrian schrieb einen Brief an Martus von Brioless. Dann ritt er wieder nach Tilhold. Sie mussten sich des Vampirs schnell annehmen, bevor es die Drow taten. Cers, Tharon und Tjoenn waren sofort einverstanden ihn zu begleiten, als Cyrian eine Erkundung der Höhle vorschlug. Vorher benetzte er die Waffen mit vom Lethos geweihten Wasser, damit sie auch effektiv gegen einen Vampir waren. Vampire waren schlaue Wesen und sehr starke Wesen. Wandler zwischen Leben und Tod. Besessen.
Der Boden um die Höhle herum war tot. Aber nicht nur der Boden, jegliches Leben war erloschen. Mit gemischten Gefühlen betraten sie die Höhle, deren Eingang sich innerhalb eines alten, toten Baumes befand. Kaum hatten sie die Höhle betreten, sah Cyrian zwei Drow, die einen Eingang zu einer Halle bewachten. Sie waren bereits hier. Sie unschädlich zu machen erwies sich als einfach, aber der Vampir war weg und mit ihm sein gesamtes Hab und Gut. Er hatte sich zurückgezogen. Vampire waren schlau. Resignation kam auf. Alles umsonst? Auf dem Rückweg kamen sie bei den beiden Drow vorbei. Sie waren erstochen worden. Es doch noch jemand in der Höhle. Sie sahen sich um. Niemand zu sehen oder zu hören. Ceres bemerkte einen losen Stein hinter dem sich ein Pergament verbarg, das Tharon schnell einsteckte. Eine Karte. Draußen entschlossen sie sich, die Baumhöhle in Flammen zu setzen und damit endgültig zu zerstören. Die Flammen loderten. Der Rauch zog in dunklen Schwaden in die Höhle. Dann sprang er aus den Flammen. Dhuunyl. Die folgende Unterhaltung drehte sich um eine Rüstung, die einst Wulfus gehörte, was für Cyrian aber weniger von belang war. Der Vampir und das Buch waren wichtig. Dank der Karte die Tharon gefunden hatte, hatten sie nun einen Anhaltspunkt. Die Nebelküste.
Der Ritt dorthin war beschwerlicher als gedacht, immer wieder mussten sie Dienerwesen der dunklen Alten ausweichen, die die Ebene der Vergessenen überzogen. Endlich hatten sie die Nebelküste erreicht und die Karte führte sie zu einer Ruine. Dort fanden sie ihn, Zarath. Das Gespräch mit ihm erwies sich als nutzlos. Der Vampir war überheblich. Er wunderte sich nur ob seiner vielen Besucher. Ein Drow war bereits bei ihm gewesen und hatte ähnliche Fragen gestellt. Schon wieder Dhuunyl? War dieser Kerl denn überall?
Cyrian war außer sich. Die Arroganz des Vampirs nahm immer größere blasphemische Züge an. Er wollte sein Seelenheil durch den endgültigen Tod und den sollte er auch bekommen. Dämon. Der resultierende Kampf verlief anders als erwartet, denn die geweihten Waffen fügten ihm erheblich mehr Schaden zu als anfangs gedacht. Dann lag der Vampir auf dem Boden Cyrian, der seinen Stab mitten auf seinen Brustkorb stützte, direkt über dem Herz. Zarath schrie und wand sich, als Cyrian den verbliebenen Inhalt der Phiole über ihn verteilte. Das Schreien hallte in den Ruinen wieder. Zarath zuckte und schlug ohne jegliche Kontrolle um sich. Er schrie weiter und schriller. Dann war es vorbei. Cyrian trat einen Schritt zurück, als aus Zarath Körper eine dunkle, blaue Masse heraustrat und dann den Körper in dunklen Nebel hüllte. Der Nebel verschwand. Ein Mensch, dachte Cyrian.
Ein alter Mann lag auf dem Boden und keuchte. Sie hatten ihn exorziert. Der Dämon war vertrieben worden.
Der alte Mann kam wieder zur Besinnung und sie erfuhren, dass er Cornelius Adamantin sei, der Autor des Buches „Dämonologie“. Er schien schuldbewusst ob des Buches zu sein. Wissenschaftliche Verblendung ließ es ihn schreiben, der Konsequenzen war er sich nicht bewusst, der Ruhm war alles, was zählte. Tharon war außer sich und Cyrian konnte ihn gerade noch beruhigen, da Cornelius ihnen vielleicht weiter helfen konnte. Seine Informationen erwiesen sich als sehr interessant, denn jeder der das dunkle Buch benutzte, wurde Opfer eines Zaubers. Dieser Zauber ermöglichte die Kontrolle desjenigen, der das Buch benutze. Wie auch Moena. Nekromantie war Inhalt des Buches, die Magie über die Toten. Ceres schloss daraus, dass wohl jemand Moena wiedererwecken und kontrollieren wollte, wenn er das Buch besaß. Zum Glück hatte Cornelius auch daran gedacht, wie man das Buch wieder finden konnte, wenn es einmal gestohlen werden sollte.
Dann trennen sich die Wege. Tharon ritt mit Cornelius nach Tilhold, wo Cornelius interniert wurde. Ceres und Cyrian ritten zur Akademie. In der Bibliothek fanden sie dann auch die Stelle, wo Cornelius die Ortungskarte versteckt hatte und nur er konnte sie auch benutzen um das Buch zu finden. Aber nicht nur die Karte konnten sie bergen, sondern auch ein Pergament, frisch geschrieben, noch gar nicht alt, mit den Worten: „Interessant. Valverian“ auf der einen Seite und auf der anderen Seite: „Für Ceres und Cyrian“. Cyrian war nicht einmal überrascht, als er den Namen dort las. Valverian beobachtete sie also sehr genau, denn er kannte offensichtlich die Zeitlinie auf der sie sich bewegten. War es das, was er damals im Irrlichtwald erklären wollte? Aber hatte er nicht nun die Zeitlinie verändert? Er hatte eine Information hinterlassen oder war dies auch Teil dieser Zeit. Cyrian würde versuchen mit Ceres ein wenig darüber zu reden, denn sie war interessiert an dieser Thematik und verfügte über einen großen Intellekt wie es schien.
Aber eine Tatsache machte Cyrian unruhig: Leber, Niere, Herz. Er musste nach Bregorn, schnell.

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Beitrag von Cyrian » 03 Dez 2008, 17:26

Kapitel 7: Das Buch

Martus gewährte ihm eine Audienz. Cyrian las die Botschaft, die ihn in Edailech erreichte. Es war schwierig für Boten, ihn zu finden, da er jetzt, wo ihm klar war, dass er verfolgt wurde, fast täglich den Aufenthaltsort wechselte. Paranoia war dafür ein Wort, was die Gelehrten für dieses Gefühl verwendeten, wenn man sich verfolgt fühlte. Seit der Begegnung auf der Brücke, war seine Aufmerksamkeit erhöht. Aber Cyrian war sich auch sicher, dass es Verfolger gab, die nur durch Magie zu entdecken waren. Das Buch schien nun in greifbarer Nähe. Die Karten hatte Cyrian ausgetauscht und eine falsche Karte anfertigen lassen, die sich nun in dem Umschlag befand. Das Original trug er direkt am Körper. Nur wer mich tötet, wird sie bekommen, dachte Cyrian. Aber die Götter waren mit ihm, dessen war er sich noch nie so sicher, wie jetzt.
Der Wind wurde eisig, als er Richtung Tilhold Station ritt. Der Winter kam. Bekannte und unbekannte Gesichter hielten sich in der Tilhold Station auf. Cyrian sprach mit Tharon in der Taverne, oben im Schlafsaal, wo sich auch Zea befand, die den beiden aber keine Beachtung schenkte. Welch glücklicher Zufall, dachte Cyrian. Zea war eben außergewöhnlich, daran gab es keinen Zweifel. Cyrian besprach mit Tharon kurz, was er als nächstes tun wollte und gab ihm die falsche Karte. Dann sattelte Cyrian sein Pferd und ritt zur Burg Tilhold. Dort war Cornelius Adamantin von den Nordmännern interniert worden. Der alte Mann war momentan sehr wichtig, da nur er die Karte benutzen konnte und außerdem war er ein Experte auf dem Gebiet der menschlichen Anatomie, was Cyrian bei der Ausführung seines anderen Auftrages helfen konnte. Cornelius saß an einem wärmenden Feuer und sah erschöpft aus, aber geistig hellwach. Tatsächlich konnte er mit der gefundenen Karte etwas anfangen. Verschiedene Punkte leuchteten auf. Dann sagte Cornelius, dass sich das Buch im Wilderland befinden würde und nannte Cyrian den Platz, wo er suchen solle. Aber er solle sich auch beeilen, da diejenigen, die das Buch schon einmal in ihren Händen hielten, im Dunkel lauerten. Cyrian wusste sofort, wer gemeint war: Die Drow. Während des Gespräches nahm Cyrian aber noch etwas anderes wahr, der Schwarm war in der Nähe und summte. Er konzentrierte sich im gleichen Moment und fühlte die Melodie. Dann war das Summen verschwunden und Cyrian musste sich beeilen. Sein Rappe war ein schnelles Pferd und ein treues dazu. Bevor er ging fiel ihm noch ein, dass Cornelius als Experte auf dem Gebiet der Anatomie galt, denn Cyrian hatte sich gefragt, wie diese Veränderung mit sechs Fingern an jeder Hand entstehen konnte, wie er es in dem Dossier über die Familie Seran gelesen hatte. Cornelius konnte ihm keine Angaben darüber machen, war aber an der Sektion eines Leichnams mit dieser Veränderung sehr interessiert. Vielleicht ergibt sich ja noch solch eine Gelegenheit, dachte Cyrian, ich muss nur das Grab finden und der alte Mann hat ein enormes Wissen, das man nutzen sollte. Weiterhin erzählte Cornelius von einem Mann, den er bereits vor 20 Jahren in Bredorf getroffen hatte, der auch dieses Merkmal aufwies. Cyrian würde sich dort einmal umhören und umsehen. Jetzt galt es aber die Mission zu erfüllen. Cornelius bedankte sich beim Abschied für die Gastfreundschaft der Nordmänner, Cyrian würde diesen Dank Tharon übermitteln, dann ritt er los.
Am Lagerfeuer rangen Nathaniel und Sigundi miteinander und Tharon hatte eine Schnapsfahne. Cyrian verlor keine Zeit dort, sondern ließ die Station hinter sich und trieb seinen Rappen zu Höchstleistungen an. Die Götter waren mit ihm.
In der Festung Bregorn angekommen, unterhielt sich Cyrian mit einigen der Wilderland- Kundschafter und ließ sich Kartenmaterial geben, das auch Hinweise über Gefahren enthielt. Dann brach er auf.
Die Angaben Adamantins erwiesen sich als sehr genau. An einem alten Baum, nahe des Flusslaufs, fand Cyrian das Buch: Dämonologie. Er hielt es in seinen Händen. Er hatte eine böse Macht gefunden. Der Rat würde zufrieden sein.
Wieder in Bregorn gab er sein Pferd in die Stallungen und veranlasste eine Sonderportion Hafer für seinen treuen Begleiter. Er streichelte es. Danke, flüsterte Cyrian ihm zu. Dann ging er in die Kapelle.
Zwei Krieger in voller, schwarzer Panzerung standen vor dem Eingang zur Kapelle. Sie erkannten Cyrian und verbeugten sich. „Mögen euch die Götter wohl gesonnen sein, Bruder Cyrian“, sagten sie und ließen ihn die Kapelle betreten. Lichtdurchflutet war sie, als er die Kapelle betrat. Das Glasmosaik mit der Waage und der Sonne und dem Mond strahlte im Glanz der Mittagssonne. Ein gutes Omen, dachte Cyrian und ging hinter den Altar, direkt auf die Wand mit dem Mosaik zu. Die Illusion war perfekt, nur der Glaube an die Götter hatte die Kraft, die Wand aufzulösen. Ungläubige sahen und fühlten eine Wand, fest, kalt und undurchdringlich. Cyrian durchschritt die Wand und spürte, wie das Buch unter seinem Mantel heiß wurde, als würde es jeden Augenblick verbrennen. Das Böse wurde hier nicht geduldet, dachte Cyrian und ging die Treppe hinunter in die Katakomben. Heller Schein von Öllampen illuminierte die hohen gewölbten Gänge. Es herrschte reger Betrieb. Nicht nur berobte Ordensbrüder, sondern auch voll gerüstete Paladine und Arawn waren vereinzelt zu sehen. Die Inquistion rüstete sich für den Krieg. Cyrian hielt einen der Adepten an. "Bitte informiert Bruder Marcus, dass ich hier bin und ihn dringend sprechen muss", trug er dem Adepten auf. Dann schritt er schnellen Schrittes durch die Gänge zu den Archiven.
„Ah, Bruder Cyrian“, der Archivar stützte sich auf seinen Stab aus schwarzem Ebenholz, „Was verschafft mir die Ehre?“.
„Ich habe hier ein Buch, das ich sicher verwahren will“, antwortete Cyrian und zog das Buch aus seinem Mantel hervor. Der Archivar schaute es sich an.
„Wenn es so ist, wie ich vermute, geht weiter. Ihr wisst, dass nur die, die reinen Glaubens sind, die Archive der Sünde betreten können. Wenn ihr scheitert, muss ich eure Seele reinigen“, die Stimme des Archivaren klang ernst.
Cyrian wusste, was damit gemeint war. Eine Art der Reinigung hatte er gerade erst vor zwei Tagen miterlebt. Aber die Reinigung, die der Archivar meinte, war endgültiger Natur und die Seele verließ danach den toten Körper.
„Cyrian durchschritt den Raum in dem sich einige Bücherregale mit Titeln aus der Historie, Kultur, Sprache Bretonias und seiner Einwohner befanden, sowie kleine Tische mit Stühlen und Schreibgerät. Dann stand er vor der Steinmauer mit dem in Stein gemeißelten Torbogen. In altbretonisch standen über dem Bogen die Worte: Nur die, die reinen Herzens, reiner Seele, reinen Geistes sind und das Zeichen der Götter tragen, können sich dem Bösen stellen.
Auf einer Steinplatte im Torbogen war das Symbol der Inquisition eingeritzt worden. Cyrian zog seinen Handschuh aus und legte seine Handfläche auf das Symbol, das genau zu dem auf seiner Handfläche passte. Cyrian schloss die Augen. Augenblicklich durchfuhr ihn ein stechender Schmerz und Blut lief in seiner Handfläche herab. Erinnerungen an vergangene Tage und Ereignisse blitzten in seinem Geist auf. Dann öffnete er wieder die Augen und war auf der anderen Seite. Der Raum war erhellt, obwohl die Lichtquelle nicht sichtbar war. Regale mit großen Glasbehältern waren zu sehen. In ihnen schwammen die Überreste von Dämonen und anderem Gezücht. Andere Regale enthielten verschieden Gegenstände, die aus dem finsteren Abgrund an das Tageslicht geholt oder irgendwo in Bretonia gefunden worden waren. Aufgerollte Papiere mit Bildern von Dämonen, die nach Aussagen von Besessenen angefertigt worden waren, fanden sich ebenfalls. In einem Regal befanden sich die Protokolle von Befragungen der Besessenen und Verhöre von Dämonen.
Cyrian legte das Buch auf einen großen steinernen Tisch. Die Steinplatte war rund, alt und verwittert. Auf dem äußeren Rand der Tischplatte befanden sich verschiedene Symbole, die mit den Göttern und ihren Taten zu tun hatten und auch immer wieder die Waage. Er legte das Buch in die Mitte. Einfache Stühle aus Holz standen um den Tisch herum. Bevor Cyrian ging, legte er eine kleine Notiz zu dem Buch: „Die, die das Buch benutzen, werden mit ihm im Geiste verbunden sein und ihren Willen verlieren. Cyrian.“
Cyrian ging wieder den Torbogen zu. Er konnte problemlos hindurchgehen. Die Augen des Archivars blitzten auf. „Ich brauche Papier um Noten für eine Melodie auf zu schreiben“, wandte sich Cyrian an den Archivar, der nickte freundlich und gab ihm Papier und Kohlestift.
„Habt ihr vor eine neue Melodie für unsere Gesänge zu schreiben, Bruder Cyrian?“ fragte der Archivar.
„Ich möchte eine gehörte Melodie aufschreiben, die ich während meiner Reise hörte und die mich so faszinierte“, antwortete Cyrian. Dann begann er die Melodie des Schwarmes zu notieren und je mehr er sie notierte, desto klarer wurden die Töne und er begann die Melodie zu summen, was in ihm ein tiefes Gefühl der Ausgeglichenheit und Ruhe erzeugte. Er schloss die Augen und summte die Melodie. Als er sie wieder geöffnet hatte, bemerkte er, dass er eine Rose auf das Papier gezeichnet hatte.

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Beitrag von Cyrian » 12 Dez 2008, 19:04

Kapitel 8: Hoffnung

Der Tag der Audienz bei Martus von Brioless auf Burg Bregorn war gekommen. Cyrian beeilte sich und wurde freundlich von Martus empfangen, der ihm die Vorfälle der letzten Zeit kurz schilderte. Danach durfte Cyrian selbst einen Blick auf die Leichen werfen. Drei Menschen waren ermordet worden und jedem von ihnen fehlte ein Organ. Einem fehlte die Leber, einem das Herz und einem eine Niere. Der Täter wusste genau, was er tat. Zuerst ließ er seine Opfer nach einem Schnitt durch die Kehle ausbluten. Dann faltete er die toten Körper sorgsam auf und entnahm das Organ. Hierbei bediente er sich eines sehr scharfen Gegenstandes, wie ihn nur Anatomen benutzten: Das Skalpell. Der Täter war also gebildet auf dem Gebiet der menschlichen Anatomie. Interessanterweise wurde dem ersten Opfer ein Siegelring der in Ungnade gefallenen Familie Seran in die linke Hand genäht. Cyrian hatte ein Dossier über diese Familie gelesen, besonders markant, war die Geschichte ihre Patriarchen, Anthimus von Seran. Eines an sich schwächlichen Menschen, der aber alle tödlichen Krankheiten überlebte, aber zu bizarren Ausbrüchen neigte und das Gegenteil von dem tat, was er anordnete oder von dem man meinen würde, wie man sich zu verhalten hätte. Anthimus wurde trotz aller Umstände 95 Jahre alt. Durch eine Mutation besaß er 6 Finger an jeder Hand. Die Morde hatten mit der Familie Seran zu tun, dessen war sich Cyrian sicher. War diese Mutation vielleicht ein Zeichen der Familie? Wurden die Morde deshalb begangen? Vielleicht gehörten die Toten dazu. Cyrian untersuchte die Hände der Leichen und fand kleine, feine Narben zwischen Daumen und Zeigefinger an beiden Händen. Der anwesende Anatom bestätigte dies. Um endgültig sicher zu sein, schnitt der Anatom bei jeder Leiche die Hand an der Narbe auf. Es war eindeutig. An der Stelle hatte sich tatsächlich einmal ein sechster Finger befunden. Es gab also einen Zusammenhang mit der Familie Seran. Aber welchen? Die Familie war nach Norden geflohen und ihre Spur verlor sich dort. Cyrian erfuhr, dass sich das Grab von Anthimus zuerst auf dem Friedhof nahe Hohenfels befunden hatte, denn die Seran nannten Hohenfels ihr Eigen, bis es vom König eingenommen wurde. Allerdings tauchten nach der Bestattung Untote auf dem Friedhof auf und der Sarg wurde auf einen alten, namenlosen Friedhof im Norden begraben. Der Friedhof liegt nahe Tilhold und ist nun im Anspruchbereich der
Nordmänner. Cyrian würde sich mit Tharon austauschen, denn eine neue Vermutung keimt ihn im auf, was wäre, wenn man Anthimus von Seran wieder zum Leben erwecken wollte? Der Vampir Zarath hatte etwas von Nekromantie erwähnt. Cyrian wollte das Grab untersuchen. Auch Hohenfels rückte wieder in das Zentrum seiner Beobachtung. Drei Morde: Bredorf, Thyms Rast und Turm Ostwacht. Als Ecken eines Dreiecks, dann lag im Zentrum Hohenfels. Dies war sicherlich kein Zufall.
Das Gespräch mit Tjoenn und Tharon endete damit, dass sie gemeinsam den alten Friedhof aufsuchten. Sie fanden schnell das gesuchte Grab und in der Dunkelheit und einsetzenden Kälte legten sie das Grab frei. Nach einiger Zeit fanden sie den Sarg und öffneten ihn. Aber darin befanden sich nur erde und Würmer, kein Leichnam.
Cyrian erzählte Tharon nun auch den Zusammenhang mit den zwölf Fingern. Tharon reagierte etwas überrascht und erzählte seinerseits, dass Maath der Seher von Hybriden gesprochen hatte, den Mischlingen aus Menschen und Dunklen Alten, erkennbar an den zwölf Fingern.
Was hatten die Dunklen Alten vor? Anthimus sollte wieder auferstehen, aber zu welchem Zweck? Allein der Gedanke daran, war ein Zeichen für ein weiteres großes Übel, dass sich vor ihren Augen zusammenbraute.
Cyrian ritt zurück nach Bredorf und Bretonia. Er musste Nachforschungen über Hohenfels anstellen. Dort war das Zentrum.
Eines Abends traf er mit Tharon in der Taverne von Bredorf zusammen. Cyrian hatte vorher schon die Bekanntmachungen an das Volk von Martus von Brioless gelesen. Martus plante, eine Volkszählung durchführen zu lassen. Er hoffte wohl, dass er damit die Mischlinge finden konnte oder jedenfalls einige von ihnen.
Tharon und Cyrian unterhielten sich über eine Vorgehensweise, wie man die Mischlinge finden könne, als wieder der Schwarm erschien, die Zeit anhielt und Cyrian einhüllte. Er warnte ihn, ob seiner Erkenntnisse über den Schwarm, doch gestattete er ihm auch einige Fragen, die der Schwarm in Rätseln beantwortete. Cyrian notierte die Aussagen des Schwarms, der folgendes öfter wiederholte:
„Einer wird gehen in das Haus, das niemand verlässt. er wird wecken den, der es verlassen kann.“
Dann sagte er zu Cyrian:
„Du wirst mich noch dreimal sehen, bis es geschieht. Dann noch einmal.“ Der Schwarm sprach dabei von sich in der Ich-Form, was er bisher nie getan hatte.
Cyrian fragte nach der Person und bekam verschiedene Antworten:
„Jener, der tut, wie ihm geheißen wurde. Dieses Haus war schon immer da, wo Altes, Neues sehen kann. Es darf nicht geschehen.“
„Zwölf Finger hat er. Eine Seele. Und nur einen Gedanken“
Auf die Frage, ob der Erweckte tot sei, war die Antwort: „Er schläft den Schlaf der Zeit“
Ob der Erwecker sich im Breland befinden würde: „Wurde dort geboren und war nur einmal nicht dort, hier, im Breland.“
Ob der Erwecker auch zwölf Finger hätte: „Nein, als er nicht hier war, verschwand sie, doch sind sie da. Er war dort, wo viele Fenster sind, wo viele Bäume schweigend wissen geben.“
Ob man ihn erkennen würde: „Am gebrochnen Geist, denn die Bäume gaben ihm kein Wissen mehr“
Ob Cyrian ihn kennen würde: „ Du kennst ihn schon. Er wandert unter den Menschen, weil er einst so war wie sie. Löcher sind in seinem Bewusstsein. Er ist dort, wo Menschen sind.“
Ob derjenige auch schon auf einer Versammlung der Allianz war: „Ja.“
Ob er Bretone sei: „Er ist das Kind einer Bretonin und derer, die ihr Feind nennt.“
Dann lief die Zeit weiter und der Schwarm verschwand. Tharon und Cyrian waren beide überrascht, wegen dieser plötzlichen Begegnung. Aber sie hatten einen Plan, denn sie vermuteten, dass sich hier in Bredorf noch einige Mischlinge versteckt hielten, denn der Mörder suchte sie aus und das ging nur, wenn sie sich irgendwo treffen würden.
Sie verbrachten einige Zeit oben auf dem Schutzturm Bredorfs und tatsächlich konnten sie einem Mann folgen. Er verschwand durch das Finstertor nahe Bregorn.
Tharon ritt zurück und Cyrian übernahm die Wache vor dem Tor.
Aber nicht der Mann kam zurück, sondern wieder der Schwarm, der sich direkt auf Cyrian zubewegte und ihn wieder einhüllte, doch sagte er zunächst nichts. Er begann sich zu verformen, die Gestalt einer blau gewandeten Frau erschien. Eine Hun und sie hatte Schmerzen, denn sie gebar ein Kind. Dann sprach er wieder: „Es wird noch ein Mädchen geboren. Es muss leben. Sie ist der Spion. Euer Spion. Sei sind in Bredorf in der Taverne. Beeile dich, sie brauchen deine Hilfe.“ Dann verschwand er wieder durch das Tor. Dies war die zweite Begegnung.
Cyrian trieb sein Pferd an und ritt Richtung Bredorf. Der Winter war schlagartig gekommen. Bredorf lag unter einer Schicht aus Eisnebel. Es war schon dunkel, als Cyrian die Taverne erreichte. Aufgeregte Stimmen drangen aus der Taverne.
Als Cyrian die Taverne betrat, sah er eine Frau am Feuer liegen, die genau wie die Gestalt aussah, die der Schwarm angenommen hatte. Er erkannte Tharon und auch Titus, der hinter der Frau kniete. Die Frau stöhnte und Cyrian sah die rot getränkten Tücher, die bei ihr lagen. Die Schankmaid hielt einen kleinen Jungen im Arm, der aber nicht schrie, sich gar nicht rührte. Dann kam auch noch ein Mädchen zur Welt, wie es der Schwarm gesagt hatte und auch sie blieb stumm und rührte sich nicht. Was geschieht hier, fragte sich Cyrian. Er versuchte mit der Schankmaid zusammen den kleinen Jungen ins Leben zu holen, wie dies auch ein anwesender Kelte bei dem Mädchen versuchte. Die Kunst der Heiler schien hier nicht zu helfen. Cyrian entsann sich auf einen Gebetsgesang, den man bei Kranken anwenden konnte und dadurch göttliche Kraft in den kranken Körper lenkte, um diesen zu heilen. Er stimme den Gesang an, do etwas war anders, es war so, als verließe er seinen Körper und sah die gesamte Szenerie aus einem anderen Blickwinkel. Er war nur die Waage und neben sich sah er den Mond über dem Jungen scheinen und auf der anderen Seite wie die Sonne auf das Mädchen strahlte. Ein Gebet des Ausgleichs wurde von Liras und Leban gefordert, dann würden die beiden Kinder leben. Sie würden gesegnet sein. Der Vater musste einen Teil seiner Kraft dem Jungen spenden und die Frau einen Teil ihrer Kraft dem Mädchen. Cyrian erklärte den Eltern, was getan werden musste, damit die Kinder das Leben auf dieser Welt beginnen durften. Die Eltern willigten ein. Cyrian war die Waage und legte das Leben des Jungen und des Vaters in die eine Waagschale und das des Mädchens und der Mutter in die andere. Dann stimmte er den Gesang des Ausgleichs an. Das Liras-Leban-Ritual. Ein Ritual das nur noch ganz selten durchgeführt wurde, da es für einen Beteiligten den Tod bedeuten konnte, aber dafür würde ein Totgeweihter leben können. Während er sang und sich immer tiefer Trance versetzte, spürte er die Wogen von Energie, die durch seine Hände flossen. Die Liebe des Vaters und der Mutter durchfluteten ihn und die Kinder, aber da war noch etwas anderes. Etwas sehr, sehr altes. Sein Gesang nahm eine andere Form an, die Melodie, die er nun schon fast verinnerlicht hatte, die Melodie des Schwarms. Alles war plötzlich so klar, so rein, so friedlich, so im Gleichgewicht wie noch nie. Selbst der Sturm ruhte für diesen Moment des Friedens und die Herzen der Kinder begannen zu schlagen. Auf der Stirn des Jungen hatte sich ein Mond geformt und auf der Stirn des Mädchens eine Sonne. Die Eltern lebten auch, aber schienen leicht gealtert zu sein. Aber das war egal, denn das Mädchen lebte, der Spion des Guten, wie Cyrian den Anwesenden erklärte. Als er sich ein wenig gefangen hatte, ließ er Titus und Melantha am Feuer allein und besprach noch etwas mit Tharon. Er hatte herausgefunden, wer der Mann war, der durch das Finstertor verschwunden war und Cyrian hatte sich überlegt, mit Cornelius zu reden, denn Cornelius Adamantin war seiner Zeit einer der besten Anatomen Bretonias und auch deren Lehrer. Er könnte vielleicht den gesuchten Mörder kennen. Dies war eine Spur, die Cyrian unbedingt verfolgen musste.
Der Norden hatte sich extrem verändert neue Kreaturen bevölkerten die Landstriche, lauernd. Cyrian ritt durch nach Tilhold und sprach mit Cornelius, der ihm tatsächlich einige Hinweise geben konnte, denn es gab einen talentierten Anatom, Lucius Marcelus, der sehr sorgfältig arbeitete, aber abartige Ideen über die Anatomie entwickelte. Er nähte tierische Körperteile mit menschlichen zuasmmen, um zu sehen, was daraus entstand. Diese Forschunf wurde je beendet, als er eine Kreatur erschaffen hatte, aus Teilen der Tiere und Teile der Menschen, die lebte. Allerdings war diese Kreatur extrem bösartig und tötete zwei Menschen. Lucius selbst verlor die Hälfte seiner linken Hand. Die Kreatur konnte gebannt werde und Lucius musste die Akademie unehrenhaft verlassen. Dies war wirklich eine Spur, die verfolgt werden musste. Lucius hatte feuerrote Haare und einen Blick, an den man sich immer wieder erinnern würde, aber das Wissen von Cornelius lag nun 15 Jahre zurück. Trotzdem hatte Cyrian nun einen Namen.
Wieder in Bretonia ging er einer weiteren Spur nach: Hohenfels. Er besorgte sich alte Pläne und fand heraus, dass Hohenfels zwei bekannte Geheimgänge besaß und einen dritten, der als Mythos galt. Einen Gang kannte er schon, da er in die Höhle des Vampirs führte. Der zweite führe wohl direkt in den Innenhof und sein Eingang befand sich in dem südlich gelegenen Haus am Fluss. Aber der dritte Gang war wirklich mysteriös, denn es hieß, dass jeder neue Herr von Hohenfels ihn weiter vorantrieb, denn er sollte sich bis zu den südlichen Schwarzbergen erstrecken und es sollten sich große unterirdische Kavernen in ihm befinden. Cyrian erzählte Tharon davon, der bei der Erwähnung des dritten Ganges und seines Verlaufes hellhörig wurde, denn er kannte einen vermauerten Ausgang in der Nähe von Edailech, dem er bisher keine Beachtung geschenkt hatte.
Aber der Abend wurde noch interessanter, als sich Tharons Rabe mit einem Krächzen meldete. Der Mann, der im Finstertor verschwunden war, war zurück. Sie stellten ihn schnell und der junge Bretone machte einen sehr verängstigten Eindruck. Aber er hatte die Narben auf beiden Händen. Er schien keine Ahnung zu haben, um was es ging. Cyrian betäubte ihn und sie brachten ihn zu Nobs Stall. Die Befragung ergab nur, dass er Lücken im Gedächtnis hatte. Manchmal ganze Tage aus seinem Gedächtnis gelöscht waren. Der junge Mann schien ein rechtschaffender Bürger zu sein, nur, dass er das Zeichen hatte. Er erzählte vom Tod seines Vaters, der auf seltsame Art und Weise aus dem Leben schied, nachdem er seinen Sohn über die Narben aufklären wollte. Außerdem erfuhren Tharon und Cyrian, dass er sein gesamtes Erbe durchgebracht hatte, beim Glücksspiel, obwohl er noch nie gespielt hatte. Er konnte sich daran nicht erinnern.
Cyrian brachte den jungen Mann nach Bregorn zur Beobachtung. Er würde mit dem Rat einen Exorzismus abstimmen, da der Mann offensichtlich besessen war. Vielleicht würde auch hierbei das Weihwasser helfen, wie bei dem Vampir.

Kapitel 9: Licht und Scha

Beitrag von Kapitel 9: Licht und Scha » 02 Jan 2009, 20:06

Kapitel 9: Licht und Schatten

Das Licht einer Lampe flackerte, als sich Cyrian über sein Tagebuch beugte. Wochen waren vergangen nach der letzten Eintragung. Endlich hatte er einen Moment Ruhe hier in seiner Zuflucht bei den Tirinaithern. Sie hatten ihn freundlich aufgenommen, ohne viele Fragen zu stellen. Stattdessen halfen sie ihm, wenn er um Karten und Material bat, so gut sie konnten. Die Arbeit an der Erforschung des Sonnenkreises lenkte ihn ein wenig ab, von dem, was zum Jahreswechsel passiert war: Lethos, Helemos von Brioless war gestorben und hatte ein geheimes Testament hinterlassen, das ihn, Cyrian zum neuen Lethos bestimmte. Aber damit war eine Lawine ins Rollen gekommen, die keiner vorausgesehen hatte: Fimbul griff im Norden an und die Inquisition hatte sich gespalten. Leban und Liras. Die Leban Jünger gewannen die Oberhand und verfolgten diejenigen, die für Liras standen, auch ihn. Sein Lehrer war zu seinem ärgsten Feind geworden: Marcus hatte sich Leban zugewandt. Cyrian wusste nur nicht, warum dies so plötzlich geschehen war.
Der alte Lethos musste diese Veränderung gespürt haben, denn in seinem Testament wandte er sich nur an Liras, das Licht in der Dunkelheit.
Während der vergangenen Tage war Cyrian auf der Suche nach Antworten zum Schwarm und dem Sonnenkreis gewesen und hatte sich nicht mit Glaubensfragen beschäftigt, die ihn jetzt schlagartig eingeholt hatten.
Vieles war geschehen. Sie hatten Ulmo, den Vertrauen des Anthimus gefunden, sie hatte das unterirdische Gewölbe unter Hohenfels erkundet und neue Erkenntnisse gewonnen, die mit dem Mathematiker, Micarn Serano Maestlin zu tun hatten, dem Erbauer des Sonnenkreises und dem Vorfahren der Seran,
Nach der Audienz bei König Darius, wo sich die Inquisition offiziell vorgestellt hatte, hatte Cyrian seine Ergebnisse präsentiert und auch den „Goldenen Schnitt“ erwähnt das harmonische Teilungsverhältnis in der Natur, die Harmonie der Dinge, das Wesen des Schwarms, wie Ulmo es bezeichnete, bevor er im Schwarm aufging. Marcus hatte ihm dann vom Testament des Anthimus erzählt, dass sich wahrscheinlich nahe Tilhold befand.
Cyrian wurde zornig, Marcus hatte ihn und seine Fähigkeiten benutzt, denn rr konnte das Testament tatsächlich sichern, in einer kleinen Truhe, die nach dem Tavernenbrand zurückblieb, magisch verschlossen mit einem Zahlenschloss. 209 war die Kombination, das Jahr in dem sie gefunden werden sollte. Anthimus kannte schon zu Lebzeiten seine Zukunft, so schrieb er es für Ulmo in seinem Testament. Anthimus wollte diese Zukunft nicht, denn er wusste, dass sie ihn als untote Marionette beleben wollten, da er die Funktion des Sonnenkreises kannte.
Wieder der Sonnenkreis.
Sternbilder waren seine Basis. Damit verbunden die Himmelsrichtungen, die Jahreszeiten, die Elemente. Der Zirkel war die Zeit und tatsächlich gab es auch ein entsprechendes Sternbild. Aufgetaucht am Tage des Todes des alten Lethos stand der Zirkel am Himmel. Ein Abgleich der Konstellationen hatte Cyrian gezeigt, dass im Januar 210 ein Ereignis eintreten wird, da es sich mit dem Sonnenkreis berechnen ließ. Drei berechnete Daten waren Daten der Vergangenheit und sie waren die Daten an denen der Schwarm die Sonne verdunkelte. Auch Koordinaten konnte Cyrian wie ein Seefahrer bestimmen. Jetzt, wo er die Sterne kannte. Cyrian schloss daraus, dass sie die Knotenpunkte der Elemente waren, wo sich die Elementarlinien kreuzten. Hohenfels war einer der Punkte und auch der vergessene Turm in der Ebene, der nun vom Feind besetzt war. Nahe Tilhold-Station befand sich ein Punkt, nahe Bredorf, nahe Edai, in der Wüste Samariqs, an der Ostküste Midgards und einen Punkt konnte Cyrian mit den Karten der Tirinaither neu bestimmen: Der Wachturm am blauen Turm stand auch auf einem der Knotenpunkte. Mit den Maßen die Tharon ihm gegeben hatte, hatte er sich ein Holzmodell in Tilhold anfertigen lassen, so waren diese ganzen Berechnungen möglich geworden, die den „Schnitt“ betrafen.
Die Archive Bretonias standen Cyrian nun nicht mehr zur Verfügung, aber die Aufzeichnungen der Tirinaither erwiesen sich auch als sehr hilfreich. Aber nicht nur die Inquisition war sehr aufmerksam auf Cyrians Arbeit geworden, sondern auch eine Person, die als der einsame Wanderer bezeichnet wurde. Der Hybrid Jovin hatte von ihr als gnadenlosem Jäger des Schwarms gesprochen, als er sich in Trance befand. Dieser einsame Wanderer wollte Cyrians Aufzeichnungen, um seine Jagd auf den Schwarm zu beenden. Damit wäre der Krieg entschieden, denn der Schwarm war es, der dem Feind Angst machte, eine Bedrohung für ihn war. Der einsame Wanderer hatte ein Angebot gemacht: Er wissse, wo sich das Haus der Seelen, das wandernde Haus, befinden würde. Dieses Haus war das letzte Puzzleteil, denn der Scharm nannte es, als den letzten Schritt zur Erweckung von Anthimus. Cyrian war dabei seine Aufzeichnungen zu verändern, zu fälschen, denn der einsame Wanderer durfte nicht wissen, wie man den Schwarm fangen kann. Einem war es bisher gelungen, Maestlin. In dem alten Gewölbe hatten sie eine Sanduhr gefunden, die wahrscheinlich Teile des Schwarms enthielt. Der Sonnenkreis konnte also die Bewegungen des Schwarms vorausberechnen und ihm eine Falle stellen. Nur die Einstellungen der Scheiben mussten stimmen, dann wurde die Magie des Artefakts freigesetzt.
Am Abend kamen Tharon, Wulfus, Wolfdietrich und Laslo zum blauen Turm. Tharon hatte Cyrians Nachricht erhalten. Sie wollten helfen, Bruder Ascanio zu finden, einem Inquisitor, der auf der Seite Liras stand. Vater Aldwyn hatte berichtet, dass Ascanio geflohen sei. Cyrian konnte sich nur einen Ort vorstellen, den Ort, wo alles begann, die Landung der Bretonen auf diesem Kontinent an der Nebelküste. Auf einem alten Holzstich hatte er diese Szene gesehen. Mit den Karten und Aufzeichnungen der Tirinaither war es einfach diesen Ort zu bestimmen. So machten sie sich auf den Weg zur Nebelküste. Sie fanden ein altes Lager vor mit alten Zelten und gestrandeten Schiffen, wo nicht nur die Geister von Bretonen irgendwie ihrem Alltag nachgingen, sondern auch Leban-Paladine um Bruder Ascanio versammelt hatten. Der Kampf war kurz. Nur der Anführer blieb am Leben. Ascanio war gerettet. Er erzählte, was vorgefallen war, warum sich die Inquisition spaltete. Der Rat hatte ein Leban-Orakel befragt, aber das Orakel, so Ascanion, verhielt sich diesmal merkwürdig. Es sprach davon, dass es verhindert werden müsse, dass Cyrian Lethos werde. Außerdem müssten zwei Kinder lebend gefangen werden, die als Manifestation der Götter galten, dies gab das Orakel als konkreten Auftrag. Ein Orakel verhielt sich normalerweise nicht auf diese Art.
Bruder Marcus sah seine eigenen Machtansprüche gefährdet und das Leban der einzige Weg sei. Das Gleichgewicht galt nicht mehr.
Zwei andere Ratsmitglieder schlossen sich Bruder Marcus an, die anderen flohen. Die Inquisition war zerbrochen. Cyrian wurde das Gefühl nicht los, dass hier eine Manipulation von außen stattgefunden hatte. Die Inquisition war infiltriert worden. Der Feind hatte sie sich zu Nutze gemacht. Dies war eine Erklärung, die Cyrian akzeptieren konnte, trotzdem war das Verhalten von Bruder Marcus irrational. Nur Vater Aldwyn kannte die Wahrheit, denn er war am Sterbebett des alten Lethos gewesen und hatte sein Testament entgegen genommen.
Die beiden Kinder, die das Orakel verlangte waren Joshua und Johari. Die beiden Kinder, die Cyrian mit dem Ritual des Gleichgewichts mit in das Leben geholt hatte. Er war dabei die Waage gewesen, das Gleichgewicht der Götter zwischen Leben und Tod, der Lethos.
Tharon hatte keine Skrupel den Anführer der Leban-Paladine, oder Todesritter, wie Ascanio sie nannte, von dieser Welt zu befördern. Fanatiker kannten keine Einsicht.
Plötzlich begann ein Geist zuerst mit Tharon zu sprechen, als ob dieser ein Matrose wäre und dann sprach er mit Cyrian, als ob dieser Liranus von Breton sei. Cyrian spielte das Spiel mit, denn so konnte er etwas über die Vergangenheit erfahren. Und dies war viel:
Cyrian hatte schon einmal nach Aufzeichnungen über die „Rote Garde“ gesucht, einer Gruppe, die damals Maestlin auf dem alten Kontinent verfolgte. Jetzt erfuhr er, dass die Garde die Schiffe von Liranus verfolgt hatte, aber ihre schwimmende Festung „Die Klinge des Falken“ war zu langsam gewesen. Tharon und Cyrian blickten sich kurz an: Nathaniel Falkenschwinge und die Lirban.
Weiterhin erfuhren sie von einer Wahrsagerin, dass auch das neue Land, bald dem Feind anheim fallen würde, er würde sich nur zuerst einen Teil einverleiben. Dies bezog sich auf die Finsterschlucht. Die dunklen Alten waren es, die kamen, als Maestlin den Sonnenkreis benutzte. Er öffnete ihnen den Weg, als er versuchte die Maschine zu verstehen, die schon älter war, als die Menschen. Die Maschine, die schon vorher im Hafen von Lüd gelegen hatte. Maestlin war es auch, der mit dem Sonnenkreis Teile des Schwarms gefangen hatte. Er hätte dieses Artefakt nie bauen dürfen, da es dunklen Alten den Weg in die Welt wies. Die Maschine selbst würde beobachten, warten. Sie war der einsame Wanderer. Sie wartete auf die Manifestation der neuen Götter, die Erbauer. Neue Götter bemerkte Tharon zuerst. Liras und Leban waren die neuen Götter. Aber woran hatten die Bretonen vorher geglaubt. Alle Aufzeichnungen und Bücher ließ Liranus nach der Ankunft verbrennen. Nichts sollte mehr an die Vergangenheit erinnern. Nur ein Buch blieb übrig. Das Buch, das sich im Besitz von Johan Gutenstein befand, schloss Cyrian. Joshua und Johari spielten beide eine große Rolle. Sie waren also auch wichtig für die Maschine, die sich noch immer in Lüd befand. Auf dem alten Kontinent der Bretonen mit dem Namen T….. mehr sagte die alte Wahrsagerin nicht mehr. Aber sie erfuhren auch, dass es eine Feindschaft zwischen den Ecaltanim und den dunklen Alten gab, die nun eskalierte.
Tharon bot Ascanio Asyl in Tilhold an. Cyrian wurde nun steckbrieflich gesucht und blieb zurück beim blauen Turm. Er hatte noch das letzte Rätsel des Sonnekreises zu lösen und er musste überlegen, wie er an den König herantreten und seine Unschuld beweisen konnte. Dies ging nur mit Vater Aldwyn und dem Testament. Dann konnte er sich zum neuen Lethos ausrufen lassen, und ein jeder müsste Position beziehen. Cyrian blickte Tharon und Ascanio hinterher, als sie weiter ritten. Der Rabe Tharons saß auf Cyrians Schulter.

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