Sulva 'Irn Na 'Thagla

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Belldandy
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Beitrag von Belldandy » 14 Sep 2005, 21:03

So ritt ich eilig durch die Nacht. Mond und Sterne bewachten meine Reise. Ich war so guter Dinge, hatte ich doch so viel zu berichten. So unglaublich viel. Und ich hoffte...hoffte darauf, endlich meine Denkweisen zu erklären. Mich selbst zu erklären.

In meinen Gedanken versunken, ritt ich versehntlich zu dem nächsten Stallmeister, wollte ich doch in der Nähe des Turmes vom Roß springen.
Ich dachte mir auch nichts weiter dabei, der Weg war ja kurz. So eilte ich zu Fuß das kleine Stückchen Weg zurück, als ich glaubte aus den Augenwinkeln etwas zu bemerken.

Es war mir, als käme es aus dem Wasser. Für einen ganz kurzen Moment. Ebenso hatte ich das ungute Gefühl, daß an diesem Ort etwas nicht in Ordnung war.
Etwas, was vielleicht mit dem Monster zu tun hatte... am hellichten Tag?
Aus irgendwelchen Gründen scheute ich das Wasser und lief das Ufer entlang. Viele Stunden lang...ich suchte...fand aber nichts. Ich suchte einige Orte sogar mehrmals auf, da irgendetwas sonderbares von ihnen ausging.
Dann suchten meine Augen die Wasseroberfläche ab. Streifte jede einzelne Gegend mehrmals mit meinem Blick.
Warum konnte ich nicht einfach hineinspringen und suchen? Irgendeine, mir fremde Scheu, fast schon eine panische Angst, die mir die Tränen in die Augen trieb, hielt mich davon ab auch nur einen Zeh in dieses Wasser zu setzen.
Vor Monden noch, hätte meine Neugier mich durch das Wasser schwimmen und suchen lassen, aber dieses fremde Gefühl und die panische Angst hielten mich davon ab.

Dann fühlte ich diese Taubheit in meinen Fingern wieder. Ich konnte diese gar nicht mehr richtig bewegen. Nun musste ich dem Wasser den Rücken kehren. Ich eilte zum Turm, nachdenklich und abgelenkt. Meine Blicke glitten immer wieder über meine Schulter. Ich wollte nur noch sicher sein.

Dieser Ort wurde mir sehr befremdlich. Ich nahm mir vor, darüber so lange zu schweigen, bis ich die Gewissheit hatte. Ich wollte diesen Ort abermals neu erkunden.

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Beitrag von Belldandy » 17 Sep 2005, 15:37

Tief in meinen Gedanken versunken, bemerkte ich kaum noch, wie der Heiler sich an meinem Arm zu schaffen machte. Ich vergaß sogar, daß es nicht mein einzigstes Ziel war, zum Heiler zu gehen. Und reitete daher unverichteter Dinge zurück.

Einige Tage verbrachte ich dann in Bredorf. Und an einem Tag erschien ein Fremder, der sich für äußerst wichtig hielt. Er beleidigte alle Anwesenden und deren Herkunft. Nannte uns Gesindel, wir würden ihm die Luft zum Atmen nehmen. Er drohte sogar uns Lektionen erteilen zu wollen.
Dann verließ er einfach die Taverne. Vergaß aber nicht, noch mal zu betonen, daß wir unsere Lektionen erhalten würden.

Nun begann das Rätselraten und Diskutieren über diesen Mann. Zwischendurch erschien Donar Cadarn und sagte er sei diesem Mann ebenfalls begegnet. Schon vor einiger Zeit. Auch seine Geschichte klang besorgniserregend.
Alles wurde dann unterbrochen, als eine Nordfrau in die Taverne kam. Sie sah Siduri und mich, konnte es sich nicht nehmen lassen uns als Spitzohren zu bezeichnen. Als sie sich dann auch noch neben mir setzte, konnte ich es nicht ertragen, stand auf und nahm neben Siduri Platz. Dennoch behielt ich diese Frau im Auge.
Hitzige Diskussionen, ganz besonders zwischen Donar und dieser Frau, wurden entfacht.
Irgendwann ermüdete mich das ganze und verließ die Runde.

Überall vernimmt man nur Diskussionen und Streitigkeiten. Ob es sich nun um Ländereien oder innerhalb eines Volkes selbst handeln mag. So war es damals und auch heute ist es noch so.
Es wird stets die Uneinigkeit geben. In jedem Volk. Aber die meisten werden dabei laut und Streitlustig, während die anderen versuchen, alles im ruhigen zu klären.
Aber weder das eine, noch das andere ist von Dauerhaftigkeit geprägt. Es wird immer jemanden geben, der es schafft, einer Dauerhaftigkeit ein Ende zu setzen und alles beginnt von neuem.
Ich fragte mich oft, ob ich all diese Dinge jemals vollständig begreifen würde. Die unterschiedlichen Reaktionen eines Volkes. Zuweilen war es sehr verwirrend. Wollte ich doch lernen, jedes Volk kennenzulernen. Es war nicht leicht...es ist auch nie leichter geworden. Aber interessant. Man lernt immer wieder neu dazu und es ist durchaus faszinierend festzustellen, wie man sich geirrt hat.

Niemals möchte ich der Schwierigkeit des Lernens aus dem Weg gehen, damit verpasst man viel Wissen und viel Weisheit. Es muss nicht immer alles einfach zu lernen sein.

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Beitrag von Belldandy » 25 Sep 2005, 17:54

Es kam der Tag, an dem Tharon mir offenbarte, daß Ashimar ganz alleine unterwegs sei. Unterwegs auf der Suche nach den Schattenelfen. Das er auch nicht davon abzubringen gewesen sei. In meinem Kopf gingen fürchterliche Gedanken um, malte mir schreckliche Bilder aus. Ich konnte mir nicht mehr vorstellen, ohne ihn zu sein.

Tharon schien ebenfalls besorgt und so suchten wir gemeinsam nach Ashimar. Begonnen im Norden, wo Tharon ihn das letzte mal gesehen hat.
Wir trafen auf Rorstels, der sich bereit erklärte uns bei der Suche zu helfen.
So führte unser weiter weg zum Norden, vorbei an der Nordmannenburg. Weiter hinauf zu jenem See, an dem wir dem Wasserwesen begegnet sind. Wie lange die Zeit doch schon zurücklag.
Diesmal sah der Ort bedrückender und dunkler aus, als ich ihn in meiner Erinnerung hatte.
Plötzlich waren am Ufer riesige Skorpione, Echsen und mir andere fremdartige Wesen, die uns einfach angriffen. Doch wir schafften es unseren Weg freizukämpfen.

Nach einiger Zeit fanden wir die Ruine einem Kloster. Jenem Kloster von dem uns Glorianna einst erzählt hatte.
Wir durchsuchten es und fanden Spuren, eine Rune und schwarze Pfeile. Die Pfeile deuteten auf die Schattenelfen hin. Und so folgten wir eilig den Spuren, die an dem Seeufer entlangführten und uns zu einer kleinen Fischergruppe brachte.
Sie erzählten uns, sie haben zwar Schattenelfen gesehen, aber keinen Elfen wie Ashimar.
Unsere Sorge wuchs. Er begann hier im Norden zu suchen und hinterher wurden nur die Schattenelfen gesehen?

Lange Zeit umrundeten wir diesen See. Keine Spur von Ashimar und wir fanden auch keinen Schattenelfen.

So beschlossen wir, zu den Sümpfen zu reisen. Wenn er sich noch irgendwo anders aufhielt, dann gewiss dort.
Aber im Turm selbst...keiner mochte mir eine genaue Auskunft geben. Auf meine Fragen hin, sagte man mir, er sei dort gewesen, aber es wäre unbekannt, ob er noch zugegen sei oder wieder auf Reisen. Ebenso verweigerte man mir die Auskunft, was er denn wollte, wann er anwesend war und ob es um die Schattenelfen ging.
Ich fühlte, daß mehr hinter den spärlichen Antworten steckte. Merkte, daß doch irgendetwas fehl lief.
Wiederwillig gab ich mich damit zufrieden und verließ den Turm.
Berichtete Tharon und Rorstels von der wenigen Auskunft, die man mir erteilte.

Dann aber sah ich aus den Augenwinkeln etwas im Wasser. Schon wieder. Erst ganz undeutlich. Doch es kam noch mal kurz aus dem Wasser. Schuppen...es waren deutlich die Schuppen zu erkennen, die dann wieder in die Tiefe verschwanden.
Eine arglose Schlange auf einem umgestürzten Baum wurde das Opfer dieses Wesens. Eine Klaue griff blitzschnell nach dem ahnungslosen Tier und tötete es, ließ es aber dort liegen.
Und nach einigen Momenten, sah man in der Ferne, wie Bäume einfach so umstürzten.

So konnte ich die Sümpfe nicht verlassen. Bat Tharon und Rorstels um ihr Verständnis, verabschiedete mich und eilte wieder zurück.
Wenn das Wesen nun so nah am Turm ist, dann drohte die Gefahr stärker als je zuvor. Dies musste verhindert werden. Nun musste ich meine Nachforschungen offenlegen, ungeachtet dessen, welche Strafen und Folgen dies für mich haben sollte. Es war immerhin für mein Volk.

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Beitrag von Belldandy » 26 Sep 2005, 19:23

Plötzlich stand er hinter mir. Ashimar. Er rief verwundert meinen Namen, fragte mich, was ich im Blauen Turm zu tun habe. Ich erwiderte ernsthaft, daß er von uns gesucht wurde. Ebenso teilte ich ihm mit, daß mich das Gefühl nicht losließ, es würde mir etwas verheimlicht.
Aber auch er machte wenig Worte darum. Er sagte nur, er habe noch einige Dinge zu erledigen, die er noch nicht mitzuteilen bereit wäre.
Ich legte ihm nur noch nah, auf sich aufzupassen. Würde ihm etwas geschehen, so wüsste ich, wem ich die Verantwortung dafür übernehmen ließ.

Mit diesen Worten verließ ich ihn und eilte die Stufen zu den Zinnen hinauf. Ich wollte nun endlich mit der Turmwächterin reden. Es galt nun keine Zeit mehr zu verlieren.

Und dort oben stand sie, sah mich und sprach mich an. Erst unsicher, dann immer bestimmter teilte ich ihr all mein Wissen mit. Alles was ich verbotenerweise herausgefunden habe, teilte ich ihr mit.
Dann, ganz langsam, merkte ich, daß ich mich nicht zu schämen brauchte. Nicht ich habe diese Geschichte ferngehalten, nicht ich habe zu verantworten, daß es einen unberechenbaren Elaya gibt, der sich an sein Volk rächen wollte, so war es mir auch völlig gleich, welchen Zorn ich heraufbeschwören würde.

Zu meinem Entsetzen wurde mir aufgetragen, dem Ungeheuer eine Falle zu stellen, es einzufangen. Mir.
Ängste, von unbekannter Herkunft und einem großen Ausmaß, stiegen in mir hoch. Ich fühlte, wie etwas dunkles versuchte nach mir zu greifen. Etwas von dem ich das erste mal ahnte, daß ich es vergessen hatte. Nur konnte ich dennoch nicht erklären, was es war. Keine Erinnerungen, nur Angst. Es war mir, als wäre ich der Angst zuvor einmal erlegen. Doch wann?

Mir blieb keine Wahl. Ich beschloß, mir die notwendige Hilfe zu holen. Es gab immer noch Freunde, die mir mit Rat und Tat zur Seite stehen würden, die mir helfen könnten.

Ich wusste von einem Fest. Einem Fest, welches die Menschen zum Dank der Ernte feierten. Auf jenem Fest waren Vertreter aller Völker geladen. Dort war auch sicherlich Tharon zu finden. Ihn könnte ich um Hilfe bitten. So machte ich mich wieder auf dem Weg und beeilte mich. Es waren nur noch wenige Tage bis zu diesem Fest und meine Reise war weit.

In Eisendorf traf ich auf Rodod und später kam auch Tharon hinzu. Umgehend teilte ich ihm meinen Auftrag mit.
Der Gedanke, mich als Köder zu verwenden wurde ausgesprochen. Und wieder fühlte ich diese unheimliche Angst. Sie kroch wieder aus meinem innersten hervor.
Nein, ich konnte und durfte mir dies nicht anmerken lassen. Wie hätte ich es denn erklären sollen?

Dann erschien jemand, der mich aus meinem Unbehagen befreite und die Aufmerksamkeit aller auf sich lenkte...

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Beitrag von Belldandy » 02 Okt 2005, 16:38

Ein alter Freund von Tharon erschien. Ein Freund, der lange Zeit für tot gehalten wurde.
Welch merkwürdige Wege das Leben manchmal nahm.
Erstaunt und dennoch die Freude nicht verbergend begrüßte Tharon seinen alten Freund Rherildan.
So kam es, daß bis zu dem Fest, jener Freund von sich berichtete. Das er auf Reisen gewesen sei und er, wir konnten es ja selbst sehen, bei bester Gesundheit sei.

Dann begleitete er uns zu dem Fest.

Herzlich wurden wir begrüßt. Die Nordmannen haben sich eine große Mühe gegeben, alles zur besten Zufriedenheit zu gestalten. Das jeder Wunsch schon fast erfüllt würde.

Artaher Donar hielt eine herzliche Willkommensrede und begrüßte uns abermals zu dem Fest.
Es wurden Lieder gesungen, ein jeder sollte sich vorstellen und es wurde sogar ein Würfelspiel gespielt. Es nannte sich "Zwerge stapeln". Ein interessantes, dennoch merkwürdiges Spiel.

Dann kam sie wieder. Diese Nordfrau. Sie ließ es sich wieder nicht nehmen, mich zu beleidigen. Sagte sogar frei heraus, daß sie niemals dafür um Entschuldigung bitten würde. Sie wäre einfach so.
Es kam zu einem langanhaltenden Streitgespräch, dem auch Donar beiwohnte. Er war geradezu verärgert über das Verhalten der Nordfrau.
Schließlich verließ sie die Runde, schien auch in keinster Weise sich etwas von dem gesagtem annehmen zu wollen.

Die Stimmung war getrübt und es war schier unmöglich sie wieder aufzuhellen.

Und dann kam für mich auch der Zeitpunkt, an dem ich das Fest verlassen musste. Es fiel mir durchaus schwer und tat mir für Artaher Donar leid. Immerhin blieb die meiste Arbeit, zumindest hab ich es so aufgefaßt, an ihm hängen. Die ganze Mühe und die ganze Arbeit wegen einer Person hinfortgespült.
Da aber auch ich mich verantwortlich fühlte, bat ich ihn um Verzeihung, welche er aber ablehnte. Er war der Ansicht, daß mich keine Schuld träfe.

Schweren Herzens verließ ich den Ort. Wohin mich meine Wege trugen? Das weiß ich nicht mehr. Meine Gedanken waren wirr und ich suchte nur nach einer Möglichkeit sie zu ordnen.
So wanderte ich ziellos umher, überlegend, ratlos und schweigsam.

Welche Dinge können nun noch geschehen, die alles ins Unmögliche stürzen?

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Beitrag von Belldandy » 10 Okt 2005, 18:05

Wie lange ich meiner Wege ging, vermag ich heute nicht mehr zu sagen. Durchaus traf ich auf meine Freunde und verließ sie wieder für einige Zeit.
Ganz besonders mied ich die Sümpfe. Meine Gedanken mussten sortiert werden, ich brauchte die Zeit, mich mit dem Einfangen des Monsters abzufinden.
Jedesmal, wenn ich darüber nachdachte, schlich diese lähmende Angst in mein Herz. Ergriff Besitz von mir und ließ mich beim wärmsten Sonnentage frieren. Ich spürte sogar, daß in meinen Gedanken etwas verborgen lag, etwas von unbekannter Herkunft. An manchen Tagen ertappte ich mich dabei, wie ich unentwegt meine Hand anstarrte. Wo kam diese Narbe her?
Doch so wie meine Gedanken diese Frage ausgesprochen hatten, weigerte sich irgendetwas dagegen, die Antwort zu geben.
Eine leise Ahnung schlich herauf. Es fehlte etwas. Mir fehlten die Tage, an denen ich krank war. Ich habe nie erfahren können, was meine Atemwege erkranken ließ, warum mich das Fieber schüttelte.
Dann erinnerte ich mich wieder an Fragen. Fragen, die stets um das gleiche Anliegen handelten. Ich wusste nur, daß ich nie eine Antwort gegeben hatte, sogar keine geben wollte.

Zwischendurch erwachte ich aus meinen dunklen Gedanken und lenkte meine Wege zurück zum Leben. Ich brauchte Gesellschaft. Doch so wie ich die Gesellschaft bekam, fühlte ich mich bedrängt und unverstanden.
Es mag eine Kleinigkeit gewesen sein, die Arvid, Tharon und Rorstels nicht verstehen konnten.
Eine besorgniserregende Gruppe riesiger Ameisen, war im Begriff zu den Gebieten der Nordmänner vorzudringen. Und eine Weile schien ich auch die Beweggründe der Nordmänner zu verstehen. Dann packte mich völliges Unverständnis.
Was war, wenn diese Wesen nur einen neuen Bau suchten? Vielleicht sogar keine Bedrohung darstellten?
Also lief ich die Umgebung ab und fand weiter keine Ameisen. So war ich im Glauben, daß meine engen Freunde sich im Unrecht befanden.
Niemand schien meine Worte gründlich abwägen zu wollen. Selbst Tharon reagierte vollkommen anders. Stets war er geneigt, meinen Worten etwas mehr Beachtung zu schenken. Doch an jenem Tag, schienen sie ihm gleichgültig zu sein.

Enttäuscht begab ich mich wieder in den Weg meiner dunklen Einsamkeit.
Ich tauschte die Gesellschaft abermals gegen düstere Gedanken ein.
Diesmal handelten sie von Ashimar. Er war viel zu lange fort. Was war geschehen? War er am Leben?
Ich ärgerte mich über seine Pflichten, die ihm mit dem Beitritt in jenem Drachenritterorden auferlegt worden waren. Sie bedeuteten jede Menge Einschränkungen. Einschränkungen, die ich auf keinen Fall hinnehmen wollte.
Ja, er war viel zu lange fort.

Und so wie ich auf ihn wartete, so versank ich wieder in die Einsamkeit und die furchtbare Angst. Wie lange würde mich das noch begleiten?

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Beitrag von Belldandy » 10 Okt 2005, 22:11

Einige Tage später, berichtete mir Tharon von einem Markt. Er nannte es einen "Flohmarkt". Es sollte ein Markt sein, der ein edles Ziel verfolgte.
Aber es war nicht der Markt, dem mein Interesse galt, sondern dem Ausrichter und einer seiner Ordensmitglieder.
Zu meiner Enttäuschung erschien das Ordensmitglied nicht. Doch von Tharon erfuhr ich, daß Ashimar ihm kürzlich begegnet sei. Zumindest war er noch am Leben.

Zuvor erstand ich Kleidung die viel von mir verbarg. Eine Robe, die viel zu weit war, ein übergroßer Umhang, dessen Kapuze ich aber tief in mein Gesicht ziehen konnte. Nein, ich wollte, daß nur Tharon erfuhr, wer unter dieser Kapuze steckte. Sonst niemand.
Es gab Zeiten, an denen zweifelte ich, ob mich überhaupt jemand erkannt hätte.

Ich war ein Schatten meiner Selbst. Viele Nächte hab ich wachgelegen, vor meinem kleinen Lager gesessen und ins Leere gestarrt. Immer wieder mit den selben Gedanken. Sie ließen mich noch nicht mal in der Nacht in Ruhe.
Meine Ängste krochen hervor, wie schlüpfende Spinnen aus ihren Eiern.
Dunkle Augenränder, eingefallene Wangen und ein bleiches Gesicht stierten mir im Spiegel des Wassers entgegen. Die Hände zitterten und waren kaum in der Lage, die Waffen zu halten. Ebenso verdarben mir die Ängste jeglichen Appetit auf jegliche köstlichen Gaben, die vor mir lagen. Mir wurde sogar übel, bei deren Anblick.
So kam es, daß selbst mein weiches Leder nur noch durch die Nähte aufrecht gehalten wurde.

Wer hätte mich so schon erkennen können?

Gut, ich habe zwei wichtige Gegenstände erstanden. Dennoch machten sie mein Herz nicht froher. Denn Ashimar erschien überhaupt nicht.
Sollte ich den immer alleine bleiben?

Irgendwann wollte ich den Markt verlassen. Doch wollte ich dem Lord der Drachenritter ein paar Worte mitgeben. Worte, die er Ashimar berichten sollte. Worte, die ihm vielleicht auch einen Denkanstoß geben sollten.

Ich teilte ihm mit, ich sei eine Freundin von mir und hätte eine Nachricht für Ashimar.
Dann berichtete ich von mir. Die gesamte Wahrheit meines derzeitigen Seins. Oder was man überhaupt noch SEIN bezeichnen konnte.
Die dunklen Gedanken, die Ängste, das Alleinsein. Das einzige was ich ihm verschwieg, war mein beginnender Wahnsinn. Ich fühlte, daß mein Verstand damit drohte zu entgleiten. Meine Hände wollten nach meinen Waffen packen und alles vernichten, was ihnen entgegenkam. Nur die leise Stimme meines Herzens rief mich zur verbliebenden Vernunft.
Was ich ihm aber nicht verschwieg, war Ashimars Versprechen. Das Versprechen, mich vor jeglicher Gefahr zu beschützen. Ergänzte daraufhin, daß ich mich letztendlich doch selbst beschützen musste.
Niemand bewahrte mich vor meinen Gedanken, niemand nahm mir meine ruhelosen Nächte, es war keiner da, der die Dunkelheit vertrieb und mir Schutz bot.

Dann verlangte er einen Namen. Ohne einen Namen, würde er die Nachricht nicht übermitteln. Nach einigem Zögern, nannte ich den Namen meiner Mutter.
Meriah Fir'na. Goldenes Auge.
Niemand kannte diesen Namen. Keinem hatte ich je namentlich von meiner Mutter berichtet. So kam es mir zu Gute. Denn sie war das erste an was ich dachte, als er nach einem Namen fragte.
So trennten sich unsere Wege.

Tharon folgte mir noch. Sprach mit mir einige Worte und war der einzige der mir Trost spendete, der mir sagte, ich würde nicht dem Wahnsinn verfallen. Tharon war es, der mir sagte, ich hätte genügend Kraft zusammen.
Anschließend überließ er mir für einige Zeit einen wertvollen Besitz. Den Stein seines Vaters, den er zwischenzeitlich auch Drogar überlassen hatte.

Nach unserem Gespräch, fiel mir eine Haarsträhne von mir auf, die sich aus meiner Kapuze gestohlen hatte. Was, wenn Eldorian sie bemerkt hat?
Wie auch immer. Sollte er mich doch zur Rede stellen. Mir war es gleich.

Lange nachdem ich die Gruppe verließ und die Nacht hereinbrach, zog ich den Stein hervor. Betrachtete ihn lange und eingehend. Musterte jedes Detail, jede Kleinigkeit. Dann umschloß meine Hand ihn.

Dies war die erste Nacht, in der ich wieder ruhig schlief.

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Beitrag von Belldandy » 11 Okt 2005, 18:14

Die Nächte die darauf folgten, waren wiederum voller Schrecken und Düsternis. Doch dieses Mal wollte ich suchen.

Ich suchte nach einen Baum. Groß, stark und uralt sollte er sein. Wurzeln, die tief in das Erdreich hinabreichen sollten.
Und so einen Baum fand ich.
Nun begann ich, meine Nächte vorzubereiten. Ich trug das notwendigste an Nahrungsmitteln zusammen, suchte nach einem Kraut, daß einen besonderen Geruch absonderte indem man es zum glühen brachte. Fand sogar eine kleine Schale, die ich mit Sand füllen konnte. Darauf sollten die Kräuter verglühen.

Die restliche Zeit, die ich mit warten verbrachte, nutze ich, um mich auf mein innerstes Selbst zu konzentrieren. Meine Gedanken sollten frei von allem sein.
Frei von meinen Freunden, von meinen Feinden, frei von den kürzlich ereigneten Ärgernissen, wie auch frei von Ashimar.

Als der Abend hereinbrach, entzündete ich die Kräuter. Achtete sorgfältig darauf, meine Umgebung nicht zu schaden.
Dann nahm ich vor der Schale Platz, lehnte mich an den Baum und schloß die Augen.
Meine Nase sog den Rauch ein. Ebenso fühlte ich den Atem des Waldes. Die klare Luft, erfüllt mit dem zarten Duft des Krauts, nahm meine behindernden Gedanken fort und machte meinen Kopf klar für die Reise ins innere meiner Selbst.

Ich fühlte den Baum, an dem ich mich lehnte. Stellte mir vor, wie ein Teil von mir mit ihm tief in die Erde verwachse. Dann fühlte ich die Kälte, die Dunkelheit, die darauf wartete, wie jede Nacht, von mir Besitz zu ergreifen. Sollte sie kommen, diesmal wollte ich wissen, was mich zu Tode fürchten ließ.

Schrecken ergriff mich, als ich an den Ufern des Sumpfes entlanglief. Ich spürte wie etwas mein Bein packte und an mir zerrte und zog. Dann sah ich meine eigenen Hände, die nach einem Stein griffen, der aus den Erdboden herausgerissen wurde. Meine Stimme schien heiser, kaum hörbar. Es war unmöglich zu erwarten, daß mich jemand hören würde.
Die Angst war deutlich fühlbar. Der Schrecken, die Dunkelheit und die Kälte hatten nun ein Gesicht. Es zeigte sich mir auf eine grauenvolle Art.
Meine eigenen Erinnerungen führten mich tiefer hinab.
Nun sah ich, wie meine rechte Hand nach meinem Knöchel schlug, um die Klaue, die ich ebenfalls sah, zu verscheuchen. Aber mein Blick legte sich auf die grüngelben Augen. Sie lenkten mich ab, meine Hand hielt in ihrer Bewegung inne.
Ein Schmerz, wie von einem Messer beigebracht, durchfuhr meinen Handrücken. Mein Handschuh färbte sich sofort in dem beunruhigendem Rot. Es zeigte mir, daß ich diese Nacht höchstwahrscheinlich nicht überleben würde.
Nun hörte ich mich schreien. Meine eigene Sprache kam mir wie fremd in meinen Ohren vor.
Ich fühlte, wie ich immer weiter in die Sümpfe gezogen wurde. Spürte die Kälte des Wassers, das mich Stück für Stück umspülte. Spürte die Kraft, die mich leicht wie ein Seil hinter sich her zog.
Mit wachsendem Entsetzen fühlte ich, wie mein Körper langsam im Wasser versank. Als die Oberfläche sich über meinen Kopf schloss, versuchte ich ein letztes Mal, mit aller verbliebenden Kraft, mich zu befreien.
Die Kälte die mich umgab, lähmte meine Beine, meinen Körper, meine Arme.

Die Luft entwich aus mir, das Wasser füllte sie neu und so wurde ich zu den dunklen Grund der Sümpfe gezogen.

Mit einem lauten Schrei erwachte ich.

Dieser Teil meines Lebens war nun klar und deutlich wieder bei mir. Gehörte zu mir, wie mein Name. Ich konnte es nicht mehr abstreifen, wie ein Gewand. Nun würde es mich immer begleiten. Aber nie mehr Besitz von mir ergreifen.

Atemlos rang ich noch nach Luft. Scheinbar, waren die Erinnerungen so nah gekommen, daß ich alles noch mal erlebte. Jede einzelne Kleinigkeit.
Dennoch war ich erschrocken über mich selbst.

Mein Stilett lag mit Blut beschmiert in meiner Hand. Der feurige Schmerz in der anderen, ließ mich zusammenzucken.
Alles worauf ich nur noch blicken konnte, war ein blutdurchtränkter Handschuh.

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Beitrag von Belldandy » 22 Okt 2005, 15:58

Für mich folgte eine Zeit der Klarheit und Bestimmtheit. Jegliche Unsicherheit und Nervosität war seit dem Traum von mir gewichen. Ich würde von nun an meinen Weg gehen. Ob nun Ashimar mich begleiten würde oder nicht, es war mein Weg.

Es folgte auch schon bald der Tag an dem ich Ashimar endlich begegnete. Unterschwellig, aber dennoch klar und deutlich stellte ich ihn vor eine Wahl, die er kaum zu treffen vermochte. Ihm war beides wichtig. Der Weg des Drachenritters, so wie mich auf den meinen Weg zu begleiten. Er sagte mir mehrmals, daß er diese Wahl nicht treffen könne und ich zeigte kein Einsehen.
Zu dem Zeitpunkt war mir klar, würde er bei dem Orden bleiben, so würde er mich verlassen.

So ließ ich ihn zurück und eilte davon. Irrte ein wenig durch die Lande. Und kaum das ich es merkte, stand ich in Bredorf.
Ich betrat die Taverne und sah wie auch Ashimar in jener Taverne anzutreffen war.
In meiner Erinnerung hatte ich noch nie einen betrunkenen Elaya gesehen und hoffte nie wieder einem zu begegnen.
Er warf mir, in Fhink's Anwesenheit, seine Drachenritterausrüstung vor die Füße. Sagte mir, wenn es das wäre was ich wollte, so hätte ich es nun erreicht.
Meine Worte teilten ihm mit, daß er den Weg gehen soll, den er für sich am besten hält. Immerhin war ich auf alles gefasst.

Es endete damit, daß Fhink sich mit mir unterhalten wollte. Er schien durchaus verständnisvoll zu sein. Zuvor nahm er Ashimars Sachen entgegen und reichte sie nun mir zur Aufbewahrung. Mein Innerstes wehrte sich dagegen, aber Fhink ließ sich nicht davon abbringen und drängte sie mir auf.

Augenblicke später fanden in dem gesamten Ort nur noch Gespräche statt. Ein jeder hatte Anliegen an einen anderen. Stets sah man hier und da Personen, die sich zurückgezogen hatten um wichtige Gespräche zu führen.
Ich sah sogar, wie Ashimar und Eldorian sich unterhielten. Denn als ich die Taverne verließ, standen sie in einiger Entfernung beieinander und schienen ein angeregtes Gespräch zu führen.
So war es kaum verwunderlich, daß Ashimar plötzlich vor mir stand. Zuerst ließ er mich glauben, er habe den Orden wirklich verlassen.
Nach einigen Stunden, die wir uns unterhielten, erfuhr ich, daß er sich nur hat beurlauben lassen. Und wieder sträubte sich in mir alles dagegen. Wieder standen wir mitten in einem Wortgefecht und wieder stand ich kurz davor ihn zu verlassen und meiner Wege zu gehen und ihn die Seinen gehen zu lassen. Doch hielt er mich zurück, weil er eine Bitte an mich richtete.
Er bat mich, sein Beschützer zu sein. Die Umstände, die er als Magier auf sich genommen hatte, würden einen Beschützer erfordern und er habe mich gewählt.
An diese Möglichkeit hatte ich nicht gedacht. Nie wäre mir in den Sinn gekommen, ihn so begleiten zu können, ohne mich irgendwelchen Zwängen unterziehen lassen zu müssen. Diese Bitte wägte ich ab und gewährte sie. Daraufhin beschlossen wir einen Neuanfang.

Währendessen wechselten die anderen ihre Gesprächspartner, als würde Frühjahrwetter herrschen.

Dann zog es mich endlich wieder in die Sümpfe. Ich wollte Herrin Illeneah aufsuchen, um mich mit ihr zu beraten. Ebenso wollte ich mir Eindrücke des Sumpfufers erschaffen. Ich brauchte Einfälle und Mittel ein gut gelingendes Unterfangen zu planen.

Ich verabschiedete mich von Ashimar und eilte zu einem Stallmeister.
Dieser hielt mich lange mit seinen Preiserhöhungen, er nannte es einen Nachttarif, auf.
Ich stritt mich so lange mit ihm, bis es mir kaum möglich war Eldorian aus dem Weg zu gehen. Er sah mich, kam auf mich zu und führte ein energisches und Wortreiches Gespräch mit mir. Er unterstellte mir Dinge, die ich nicht mal zu träumen gewagt hätte, ebenso warf ich ihm andererseits vor, daß er sich etwas zu großspurig verhalten würde.
Wäre ich noch nicht geschwächt von den Wochen zuvor gewesen, ich stand kurz davor meine Waffen zu ziehen. Irgendwann setzte der Verstand wieder ein. Ich teilte ihm in Ruhe mit, er möge sich abermals mit Ashimar unterhalten. Denn er und ich hatten ja unsere Vereinbarung und Lösung gefunden. Doch da Ashimar in dem Orden zugegen war, sollte er es auch seinem Lord erklären.

Dann ritt ich davon. Ohne einen Nachttarif bezahlen zu müssen. So war ich nun in fast allen Belangen zufrieden. Andere Probleme mussten nun gelöst werden und verlangten nun meine Eile.

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Beitrag von Belldandy » 23 Okt 2005, 20:00

Dann kam jener Tag, an dem ich auf Nyariveen traf. Unsere Gespräche handelten von Erinnerungen und Düsternis in ihnen. So kamen wir auf das Monster zu sprechen, das die Sümpfe nun erneut heimsuchte.
Doch was Nyariveen mir mitteilte, ließ in mir eine Welt zusammenbrechen. Es ist furchtbar, diese Dinge von jemanden zu erfahren, der keinerlei Ahnung hat, wie tief sie einen treffen können. Einen Namen, den er nannte löste tiefe Trauer und Entsetzen aus. Mich packte die Wut und die tiefe Entschlossenheit. Nun waren die ersten Steine eines Weges gelegt. Ein Weg, der hoffendlich nur kurz sein sollte.

Es war Illeneah. Meine gute Freundin Illeneah, die von dem Monster gefasst wurde.
Alleine die Vorstellung war furchtbar. Sie löste ein Grauen aus, welches kaum mehr zu beschreiben war. Aber Nyariveen teilte mir außerdem noch mit, daß von ihr noch ein Bein oder ein Fuß gefunden worden war.
Meine Gedanken waren voller entsetzlicher Bilder. Bilder, die ich niemals zu sehen bekommen wollte. Bilder, die meine Gedanken ohne mein Wollen formten.
Meine Trauer und meine Wut waren groß. Daran wuchs aber auch meine Entschlossenheit.

Nach einem langen Schweigen, sprachen wir weiter über das Wesen. Dann kam ein Moment, in dem mir auffiel, das ich all meine Körperteile behalten hatte und selbst meine Hand wurde nur so verletzt, daß es eine Narbe hinterließ, aber mich niemals beeinträchtigen würde.
Wie konnte ein so gefährliches Wesen so nachlässig sein? Sollte es nicht dafür sorgen, daß ein Überlebender ihm dennoch nicht mehr schaden kann?
In mir kam sogar die Frage auf, warum ich überlebte? Und warum hatte Fhink überlebt? Was war der Grund, das es zwei Überlebende gab, die zwar Narben davon trugen, aber niemals solche Verletzugen erhielten, daß sie Handlungsunfähig waren?
Mag sein, daß Fhink sich gut zur Wehr setzen konnte, aber wenn es zwölf Menschen in einer Gruppierung nicht schafften, warum blieb er dann übrig?

In meinem Kopf geisterte es nur von Fragen. Dann erinnerte ich mich daran, daß mir immer noch Erinnerungen fehlten. Die Zeit zwischen meinem Verschwinden und mein Wiedererscheinen. Was war dazwischen geschehen?
Ich fasste den Entschluss, die tiefe Meditation abermals anzuwenden. Es kostete mich reichlich Überwindung, denn ich hatte Angst vor dem, was ich erfahren könnte.

Und wie einige Tage zuvor, bereitete ich mich wieder auf die Meditation vor. Sammelte abermals die Kräuter und suchte den alten Baum auf.
Ich hielt mich strikt an meine Vorgehensweise. So lehnte ich mich wieder an den Baum, wurde wieder eins mit ihm während der Geruch des Krauts in meine Nase stieg.

Ich erbrach alles Wasser aus meinen Lungen. Alles, was ich geschluckt hatte, spuckte ich auf einen Höhlenboden aus. Fast Kraftlos setzte ich mich auf, frierend und die Arme um die Beine legend. Jeder Atemzug war erleichternd aber schmerzhaft zugleich.
Ich sah mich um, sah Fackeln, die die Höhle schwach beleuchteten.
Der pochende Schmerz in meiner Hand erinnerte mich an meine Wunde. Als ich meine Hand ansah, stellte ich fest, das sie verbunden wurde. Nicht sehr geschickt, aber es tat seine Wirkung.
Doch dann schlichen sich mehrere Gedanken in meinen Kopf. Warum war ich in einer Höhle und wie konnte ich sie verlassen? Ich dachte auch an das Monster. Was, wenn es wiederkäme? Wiederkäme um mich zu töten. Warum es das nicht getan hatte, während ich ohne jegliches Bewusstsein war? Es war ohnehin alles so schrecklich, grauenvoll. Musste ich nun wirklich noch gequält werden?
Dann bemerkte ich, daß meine Waffen fehlten. Keine Waffen. Wie sollte ich mich nun zur Wehr setzen?
Ich stand auf, suchte in jeder Ecke und Nische nach meinen Waffen. Als ich dann hinter mir ein Geräusch vernahm, ergriff mich die Angst. Nun war ich ganz sicher nicht mehr allein.
Mein Verstand zwang mich dazu, mich umzudrehen. Meine Augen erblickten diese grauenvollen Augen wieder. Ja, es war das Monster, das vor mir saß.
Doch saß es ruhig dort. Schien nicht daran interessiert zu sein, mich anzugreifen.
Die Zeit nahm ich mir und blickte dem Wesen in die Augen. Ich erwartete Feindseligkeit, Bösartigkeit und andere Grausame Eindrücke. Statt dessen nahm ich die Trauer wahr. Eine tiefe Trauer.
Dann sprach es zu mir. Aber es sprach in meinen Gedanken zu mir.
Jedes einzelne Wort kam nun in meinem Geist zurück. Ich hörte von nun an die Bitte, die das Wesen an mich richtete.
Es sprach von jemanden, der die Kontrolle über das Wesen hatte. Jemanden, der es dazu zwang zu töten. Nur für einen Moment hatte dieser Jemand die Kontrolle über die Kreatur verloren. Diesen Moment nutze es um mich am Leben zu lassen. Doch nicht ohne sein Wissen mit mir zu teilen.
Eine Einschränkung gab mir die Kreatur noch mit auf dem Weg. Ich sollte es vergessen. Alles. Es benötigte all meine Wut und Verzweiflung. Die konnte ich nur durch das Vergessen erlangen. Mitleid, so sagte es mir, würde mich schwächen.
Das Klirren meiner Waffen schreckte mich aus meinen Gedanken. Da lagen sie. Einfach so.
Meine Hände griffen eiligst danach, ich traute dem ganzen nicht und hielt mich bereit anzugreifen. Ich war mir bewusst, daß ich es nicht töten konnte, aber ich wollte mich wenigstens behaupten können.
Das Wesen erwiederte einfach nur, noch nicht. Ich müsse vergessen.
Ich sah, daß es etwas vorbereitete. Dann sah ich Qualm. Er stieg in meine Nase, betäubte mich, ließ mich zu Boden fallen und überließ mich der Dunkelheit.

Das letzte Aufglimmen der Kräuter holte mich aus der Meditation zurück.

Jetzt waren mir einige Dinge deutlich klar. Es wurde Zeit Tharon und Fhink davon zu berichten. Ich musste mich beeilen.
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Beitrag von Belldandy » 25 Nov 2005, 18:03

Es vergingen wiederum Wochen, in denen das Wesen wieder völlig ruhig blieb.
Statt dessen gingen die Streitereien um das Land, welches die Normänner ihr eigen nennen wollten, weiter fort.
In jener Zeit schien der Krieg mehr als nahe zu sein. Ich bot meine Hilfe an, die aber niemals benötigt wurde.

Weit davor hatte ich schon mein Gespräch mit Fhink geführt, der sehr aufmerksam meinen Erinnerungen lauschte und nun ebenfalls nach seinen eigenen suchen wollte, so wie er welche verloren habe. Doch die Ereignisse nahmen allesamt ihren Lauf, so daß sich unser Vorhaben immer weiter verschob. Ich ließ es mir nicht anmerken, aber ich war verärgert. Wenn ich schon Versprechungen machte, so wollte ich sie auch halten. Nun blieb mir nur zu hoffen, daß Fhink mir die Verzögerungen vergab und ich mein Versprechen nun doch halten konnte.

Ebenso wie meine Sorgen wegen Ashimar. Wir sahen uns genauso oft wie zuvor und es ärgerte mich. Doch was meine Wut hochtrieb, war ein Brief den er mir zukommen lies. Er wolle mit mir auf Reisen gehen, zu dem Dorf der Schattenelfen. Allerdings warte er noch auf eine Antwort von der Turmherrin Feana und wir könnten zu dritt reisen.

Zu dritt?

Nach einigen Briefwechseln, traf ich ihn am Drachenritterturm an. So wie es aussah, sollten wohl einige eine Prüfung ablegen. Dies erregte kaum mein Interesse.
Nach Ashimars kühler und weniger herzlichen Begrüßung, einem etwas merkwürdigem Gespräch und sein Abschiedslosen davonziehen, wuchs meine Wut in mir immer weiter. Und meine Gedanken wanderten wieder finster zu seinem HERRN.
Als dieser von einem Gespräch zurückkehrte, ließ mich Ashimar ohne weitere Worte stehen und eilte zu ihm. Der Vergleich einer Beziehung eines Hundes zu seinem Herrn drängte sich mir unweigerlich auf. Mir reichte es.

Umgehend verließ ich diesen verhaßten Ort und eilte davon. Kurze Zeit später folgte mir Fhink und eine Weile darauf erschien auch Tharon. Wieder klagte ich mein Leid. Wieder war ich es, die anderen ihre Sorgen aufdrängte. Insgeheim kam ich mir schäbig vor.
Dennoch tat es gut mit beiden zu reden. Und ich merkte, daß ich mittlerweile auch Fhink zu meinen sehr bedeutenden Freunden zählen konnte. Er erinnerte mich daran, ich sei nicht allein. Nicht wenn ich immer noch Freunde hätte. Das etwas wahres an den Worten ist, erkannte ich erst in einem Traum.

Eines Tages fand mich Ashimar. Plötzlich stand er hinter mir. Nachdem ich ihn fragte was er wolle, entgegnete er einfach, er wolle Zeit mit mir verbringen. Zeit mit mir verbringen...jetzt?
Was das UNS betraf, war es bereits zu spät. Wir hatten ein unterschiedliches Wesen, unterschiedliche Ansichten. Keiner gehörte richtig zu dem anderen.
Bevor ich überhaupt merkte, was eigentlich in mir vorging, entließ ich meinen Zorn. Nie konnte ich mich daran erinnern so zornig gewesen zu sein. Und noch nie habe ich jemanden gewünscht von Tiefenwaldeichen verschlungen oder von Mammuts zertrampelt zu werden. Was war in mich gefahren?
Ich mochte Eldorian zu der Zeit nicht sonderlich, war aber niemals so bereit ihm solche Dinge zu wünschen.
Was für Abgründe taten sich in mir auf, so etwas zu tun?

Nach meinem mir unbegreiflichen Ausbruch, verlor ich das Bewusstsein.
Mein Geist wanderte umher und suchte. Suchte und fand meine Mutter.
Ich sah deutlich ihr Gesicht vor mir und es brachte mir Frieden. In meinem Traum, offenbarte sie mir meine wahren Gefühle. Sie teilte mir mit, daß keine Liebe zu Ashimar bestand außer der Liebe eines Freundes. Ich mochte Ashimar, aber liebte ihn nicht. Nicht so, wie er mich wohl liebte. Und daß er mich häufig allein ließ, brachte meine alten Ängste wieder hervor. Angst vor der Einsamkeit, vor dem allein sein. Nie wieder wollte ich allein sein.

Und in jenem Traum, erwähnte Meriah Fhinks Worte. Da erst erkannte ich, wie viel Wahrheit in seinen Worten lag. Ich hatte Tharon, ich hatte Fhink und Ashimar konnte auch ein Freund bleiben, ich verstand mich mit einigen von Tharons nordischen Freunden, nein, ich konnte mich nicht beklagen.

Aber es blieb eine merkwürdige Unruhe in mir. Eine Unruhe die Fhink und meine Mutter hinterließen. Ich verstand diese Unruhe nicht und es dauerte noch eine lange Zeit, bis ich sie verstand. Doch meine Meditation half diesmal nicht, in mein Innerstes zu schauen. Mein Innerstes hielt etwas verborgen.
Naneth sagte, vielleicht wüßte mein Herz schon den Namen eines jemanden, den es eigentlich auserkoren hatte... und was Fhink sagte... es müsse nicht immer nur ein Elf sein, der das Herz erstürmt.
Sich selbst meinte er natürlich nicht und niemals hätte ich derlei Gefühle von ihm zu mir erwartet. Aber diese Worte lösten diese Unruhe aus.

Nein, ich musste mich erst um dringlichere Angelegenheiten kümmern. Zu der Zeit zog ich es vor, mich abzulenken und die Unruhe zu verdrängen, denn sie brachte auch eine Ahnung mit, von der ich nichts wissen wollte.

Das Ungeheuer der Sümpfe wartete auf mich und ich musste es finden.

Sulva 'Irn Na 'Thagla

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Beitrag von Belldandy » 26 Nov 2005, 15:01

Ihre Augen konnten mich nicht mehr ansehen, daß sonst immer so fröhliche Gesicht brachte kein Lächeln mehr über die Lippen und würde wahrscheinlich nie wieder Lächeln.

Ich saß an ihrem Bett. Tränen rannen mir über die Wangen, als ich meine liebste Freundin vor mir liegen sah.
Die Augenhöhlen leer, daß Gesicht eingefallen, die Arme vernarbt und ein fehlender Fuß. Es war eines der schrecklichsten Bilder die ich je gesehen hatte.
Man sagte mir, daß sie nach mir verlangte, aber daß sie nicht mehr klaren Geistes war.

Alles was ich vor mir sah und hörte bestätigten die Worte, die mir am Turmeingang mein Herz mit Trauer füllten.
Meine Hand streichelte die ihre, die andere Hand lag auf ihrer knochigen Wange.
Oh, ich erinnerte mich an die Zeiten, an denen sie stets fröhlich und gut gelaunt war. Sie nahm mich auf, lehrte mich alles, was ich nicht gelehrt haben wollte und doch lachte sie immer und wusste, daß ich ihre weisen Worte eines Tages befolgen würde. Immer war sie voller Zuversicht.
"Nein, Sulva, alle Menschen für den Tod deiner Eltern verantwortlich zu machen ist der völlig falsche Weg. Fasse Vertrauen. Du wirst sicherlich eines Tages auf einige wunderbare Menschen stoßen, die dir das Gegenteil beweisen, was du von ihnen denkst."
Dann lachte sie immer fröhlich.
"Ich vertraue auf dein Herz."

Nie wollte ich ihr glauben, liebte sie aber dennoch, da sie die einzige war, die mir ihre Freundschaft gab.
Nie hatte ich mich bei ihr entschuldigt, als ich erkannte, welch wahre Worte sie damals gesprochen hatte.
Nun würde sie diese Entschuldigung niemals mehr wahrnehmen.

So saß ich neben ihr und betrachtete sie lang. Ihr Mund schien immer Wörter zu formen, doch nicht mal ein leises Flüstern kam über ihre Lippen.
Lange Zeit ging dies so und ich wagte schon nicht mehr zu hoffen, daß sie etwas sagte.
Dann:

"Nacht....Nacht ohne Sterne...Nacht ohne Mond. Niemals Tag...kalt, kalt...."

In meiner Verzweiflung fragte ich sie, was sie mir damit sagen wollte. Was hatten ihre Worte zu bedeuten.

"Wände kalt...kalt...Geruch...Geruch von Wasser..."

Plötzlich packten ihre Hände mein Gesicht, sie zog sich hoch und sah mir in die Augen und schrie. Ihr gellender Schrei schmerzte in meinen Ohren.
Meine Arme schlangen sich um sie, ich drückte sie fest an mich heran. In dieser festen Umarmung hoffte ich sie trösten zu können. Ihr Körper schüttelte sich vor Tränen, die sie aber nicht mehr weinen konnte.

Dann wurde sie schlaff und schien zu schlafen. Dann vernahm ich ein langes aushauchen aus ihrem Mund. Ihr Atem verließ das letzte mal ihren Körper. Die letzte Luft war aus ihren Lungen gewichen.
Sie war in meinen Armen gestorben. Meine fröhliche geliebte Freundin war in meinen Armen gestorben.
Die Welt hat sich verändert...wieder einmal.

Mein lautes Weinen rief Bedienstete herbei, die nun sahen, was geschehen war. Sanft versuchten sie mich von Illeneahs Lagerstatt fort zu führen. Meine Hände krallten sich an diesem Bett.
Ich schrie das zweite mal in meinem Leben vor Wut. Mir wurde das letzte wertvolle meiner Familie genommen. Meine Freundin.

Es brauchte einige Bedienstete um mich aus diesem Raum zu entfernen. Alle redeten beruhigend auf mich ein, versuchten mich zu trösten. Keines der Worte berührte mich.

Irgendwie schafften sie es dann doch, mich in einen anderen Raum zu bringen. Sie legten mich in ein Bett und hielten Wache. Jeder wußte, ich würde dort nicht bleiben, aber ebenso wußte jeder, daß es besser war, daß ich Illeneah nicht mehr sah.

So schied meine Freundin aus dieser Welt. Sie schied so, wie sie niemals war. Voller Leid, leer und wahnsinnig.

Sulva 'Irn Na 'Thagla

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Beitrag von Belldandy » 07 Dez 2005, 15:02

Am folgenden Tag schlich ich mich aus dem Turm. Ich brauchte den Wind, den kühlen Wind, der meinen Geist wieder klar denken lassen sollte.
An einem Aussichtsturm nahe des Tiefenwaldes nahm ich Platz, bohrte mit einer meiner Waffen sinnlose Löcher in den Erdboden und ließ meine Gedanken kreisen.
Wenn das Monster Hass verlangte, es war gerade dabei ihn zu schüren. Dennoch mahnte ich mich an, daß es nicht sein eigener Wille war diese Taten zu vollbringen, sondern der Wille seines dunklen verstoßenen Meisters.
Es fiel mir schwer, meinem Verstand zu folgen, aber nach vielen vielen Momenten, legten sich meine dunklen Gedanken auf eben diesen Meister. IHN sollte all der Hass seiner Opfer treffen. ER sollte dafür bezahlen. Und auch sein DIENER, der doch ebenso ein Opfer war, wie diejenigen, die er töten musste, hatte ein Grund Rache zu vollziehen.

Und mitten in meinen Gedanken schlich sich das Geräusch von Pferdegetrappel. Für einen Moment hielt ich mich für verrückt, bemerkte dann aber, daß jenes Geräusch näher kam und aus der Wirklichkeit heraus zu mir drang.
Dennoch sah ich nicht auf. Mir war es gleich, wer an mir vorbeiritt.

Doch zu meinem Erstaunen, machte die große Gruppe bei mir Halt. Scharte sich um mich herum. Als ich aufsah, nahm ich war, daß ich alle Personen in dieser Gruppe kannte. Bis auf einen.
Ashimar, Tharon und auch Kathlynn hielten sich in meiner unmittelbaren Nähe auf. Mein Blick blieb an Kathlynn hängen. Sie kannte Illeneah. Sie mochte sie sicherlich ebenso sehr wie ich und war bestürzt, als ich ihr von deren Verschwinden berichtete. Nun stand sie vor mir, begegnete meinen Blick und ahnte sicherlich bereits, was in mir vorging.
Kein Wort verließ meine Lippen. Ich nahm Kathlynn einfach in meine Arme. Ungewöhnlich für mich, da mich ihre Naivität immer sehr reizbar machte, aber sie verdiente diese Umarmung. Wenn sie mit Illeneah befreundet war, so verdiente sie diese Aufmerksamkeit.
Ihre Ahnung wurde bestätigt und sie sprach tröstende Worte. Sie halfen wirklich ein wenig, aber der Schmerz ließ sich nicht in einer Nacht hinfortspülen.

Nach einigen Augenblicken, dachte Tharon, es wäre Zeit für ein wenig Ablenkung. Zumindest schien es mir so. Er stellte mir Wulfus vor. Endlich, nach langer Zeit der Geschichten, sah ich dem berühmten Nordmann ins Auge.
Nach all den Geschichten, so dachte ich, war er eine große Portion Respekt würdig und so verneigte ich mich höflich vor ihm und stellte mich vor.
Er machte nicht sehr viele Worte, aber er schien auch nicht unfreundlich. So liegen die Dinge, wenn man sich noch nie zuvor begegnet ist.

Weiterhin erfuhr ich, warum all meine Freunde, mit einer einzigen Ausnahme, unterwegs waren.
Ashimar erwähnte von einer Suche, nach einem verlorengegangenem Buch. Dann nannten sie auch den Ort der Suche.
Scheinbar wurde es in bestimmten Katakomben vermisst. Dort sollte die Reise nämlich hinführen.
Da mich keiner fragte, machte ich keine Anstalten mich aufzudrängen, auf meinem Pferd aufzusitzen und mitzureiten. Nur Tharon fragte mich verwundert, ob ich nicht mitreisen wolle.
Ich überlegte eine Weile. Das Buch war mir unwichtig, aber die Wut in mir wollte ausgelassen werden. Kein Ort schien besser dafür geeignet zu sein. Also beschloss ich mitzureiten.

Dieses Vorhaben hielt nur bis zur nächsten Taverne, die wir aufsuchten. Dort entlud sich ein Teil meiner Wut.
Mein Raum sah zum fürchten aus.
Ashimar, Kathlynn und später auch Fhink folgten mir hinauf. Während ich von Ashimar und Kathlynn beruhigt wurde und diese mir ihr Verständnis bekundeten, brüllte Fhink mich wutentbrannt an.
Später war er sogar dagegen, daß ich in meinem Zustand die Gruppe begleiten würde.
Nun, ausgerechnet der Lord der Drachenritter setzte sich für mich ein und beschloß einfach so, daß niemand zurückgelassen würde.
Großes Unbehagen machte sich bei mir bemerkbar. Ich mochte es nicht, wenn sich jemand für mich einsetzte und ganz besonders er nicht. So biß ich mir dennoch lieber auf Lippen und unterdrückte eine unangenehme Bemerkung.

Später erfolgte die letzte Rast. Diesmal konnte ich mich an meine Träume erinnern.
Sie waren voller trauriger Bilder und Erinnerungen. Aber auch Fragen drängten sich meinen Träumen auf.
Was war die Nacht ohne Sterne?

Nach meinem Erwachen wurde diese Frage von Tharon beantwortet, da ich laut darüber nachdachte. Er vermutete, es könnte doch eine Höhle sein.
Ja, eine Höhle. War es jene Höhle, in der auch ich mich wiederfand? Sollte Illeneah vielleicht auch überleben? Hätte sie auch eines der Opfer sein sollen, daß Rache üben kann? Hat der Meister des Wesens dann die Kontrolle zu schnell wiedererlangt, daß es nur noch Illeneahs Tod bedeutete?

Dies alles war erst einmal unwichtig. Vorerst ging es hinunter in die Katakomben.

Dort fanden dann einige unerbittliche Kämpfe statt. Die Gegner schienen immer stärker zu werden, bis wir letztendlich auf eine große fliegende Gestalt trafen, die einer Frau glich. Einer unheimlichen, düsteren und überaus häßlichen Frau mit Flügeln einer Fledermaus.
Es dauerte eine ganze Weile, doch auch sie konnte besiegt werden.

Danach wurde das langersehnte Buch in einem Trümmerfeld gefunden. Die Schrift allerdings war einer unbekannten Sprache zugehörig.
Aber anstatt direkt die Katakomben zu verlassen, beanspruchte das Buch die gesamte Zeit für sich. Hinterrücks erschien dann eine neue Gefahr, die ebenfalls noch beseitigt werden sollte. Dann endlich haben wir alle diesen düsteren Ort verlassen.

Endlich ans Tageslicht angelangt, brach Eldorian zusammen. Eine Wunde, die ihn schon quälte, während er das Buch in den Händen hielt, forderte nun ihren Tribut.
Beide anwesenden Heiler hatten sich längst zum Schlafen niedergelegt und waren nicht mehr zum Erwachen zu bewegen.
So blieb es an Ashimar und mir, seine Wunde zu versorgen. Ashimar rührte eine Kräuterpaste zurecht, während ich meine Robe aus der Flohmarktzeit zu Verbänden zerriß.
Ich hieß den Bewusstlosen als arrogant. Ließ er sich seine Wunden nicht schon eher notdürftig versorgen.
Fhink wurde meiner Launen, seines Freundes betreffend, überdrüssig und hieß mich, endlich ruhe zu geben.

Kathlynn wich plötzlich zurück. Das Gesicht Eldorians schien sich auf eine Art und Weise zu verzerren, die sie schon mal gesehen haben musste. Scheinbar hatte dies einen Unfall zufolge.
Die Angst ihrerseits ignorierte ich, versorgte weiter die Wunde, betrachtete noch einmal das Gesicht.
Ich weigerte mich beharrlich, diesen Menschen freundschaftlich gesinnt zu sein. So verzog ich verächtlich mein Gesicht, ließ aber, zu meinem eigenen Erstaunen, weitere Verbände für ihn zurück, bevor ich meiner Wege ging.

Ich eilte mich, wollte den Ort so schnell wie möglich verlassen und mich wieder ablenken. Irgendwie kam wieder diese Unruhe hoch.
Dringlichere Aufgaben erwarteten mich. Die Unruhe würde warten müssen. Am liebsten war mir, so lange wie irgend möglich.

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Beitrag von Belldandy » 07 Dez 2005, 15:31

Endlich kam der Tag. Ich konnte mein Versprechen endlich einlösen.
Der Zufall bestimmte nun endlich, daß sich in Edailech Fhink und ich uns endlich begegneten, so wie auch Tharon und Olafson.
Fhink bestand darauf, daß Tharon und Olafson uns begleiteten. Zu seiner eigenen Sicherheit.
Meine eigenen Erfahrungen sprachen dafür. Seine Narben waren zahlenmäßig den meinen überlegen. Wer wußte schon, welchen Schaden er sich selber zufügen würde.

Fhink hatte sich sogar schon einen Ort gesucht. Und es war ein sehr guter Ort.
Ein alter Nadelbaum sollte sein Begleiter werden. Als ich mir den Baum eingehender betrachtete, stellte ich fest, daß er seine sehr gute Wahl getroffen hatte. Er war alt und seine Wurzeln würden bestimmt tief ins Erdreich hinab greifen.

Kurz vor der Meditation, erreichte Glorianna noch den Ort. Sie wollte Fhink beistehen, so gut wie es ging.
Scheinbar hatten sich zwei Herzen gefunden.
Im Nachhinein erst wunderte ich mich, wo sie denn plötzlich herkam. War sie nicht ein Gespinst Kathlynn's?

Zu jenem Zeitpunkt, hatte ich keine Zeit, um über Gloriannas Erscheinen nachzudenken und teilte Fhink abermals die Gefahren mit, die diese Meditation mit sich brachte. Abermals erklärte er sich einverstanden. Er wollte unbedingt wissen, ob ihm Erinnerungen fehlten und welcher Natur diese Erinnerungen waren.
So begannen wir mit dem kleinen Ritual.

Mit meinen Worten führte ich ihn erst zu den Wurzeln des Baumes, wies ihn an, dort nach den dunkelsten Winkeln zu suchen.
Er schien auch etwas gefunden zu haben, was aber mit dem eigentichen Zweck der Suche nichts zu tun hatte, denn ein eindeutiges Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
So entließ ich ein letztes Mal meine Stimme in seine Gedanken und teilte ihm mit, daß dies die falsche Richtung sei.

Dann hatte er den fehlenden Strang gefunden. Er murmelte Namen, dann unverständliche Worte, schrie und schlug auch einmal unsanft seinen Kopf gegen den Baum.
Dies ging eine ganze Weile, so lange, bis sich alles wieder in seinem Bewußtsein befand.

Währenddessen wurde Tharon ganz unbehaglich zumute. Scheinbar war er der Annahme, Fhink wäre von bösen Geistern befallen. Ich erinnerte ihn daran, daß dem nicht so wäre und solche Auswirkungen jeder erleben würde. Dies überzeugte ihn aber nicht und warf Fhink, nach dessem Erwachen, einen Trinkschlauch herüber. Nur um ein Berühren zu vermeiden.
Dieses Verhalten ärgerte mich zutiefst und verletzte mich ebenso. Ich hätte mehr Vertrauen, seitens Tharon zu mir erwartet.
Glorianna hatte es scheinbar. Sie machte sich nur Sorgen um Fhink's Wohlbefinden, welche ja durchaus gerechtfertigt waren.

Wie erwartet, war Fhink geschwächt, kaum in der Lage zu gehen. Ich fühlte mich gefühlskalt, dennoch musste ich meine Frage stellen, die mir Aufschluß geben sollte, warum Fhink und ich überlebt hatten.
Von mir wusste ich es ja, und nun bestätigte er mir, daß auch er aus dem selben Grund überlebt hatte. Auch er sollte dem Monster und seinem Meister Einhalt gebieten. Auch er wurde ausgesucht, um dem ganzen Wahnsinn ein Ende zu bereiten.
Nun wussten wir beide unseren Auftrag. Und vielleicht gab es irgendwo noch andere, die ebenfalls Opfer eines solchen Erlebnisses waren und aus diesem Grund überlebten.

Wir eilten nach Bredorf. Fhink benötigte eine Ruhestätte und mein Körper verlangte ebenfalls nach Ruhe. Erst später konnte er den gesamten Hergang seiner Erinnerung berichten.

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Beitrag von Belldandy » 21 Dez 2005, 16:50

Die Tage vergingen wieder in aller Ruhe. Zumindest Nahe des Blauen Turms.
So zog es mich wieder nach Bredorf.

Eine Weile beobachtete ich das Treiben in diesem kleinen Ort. Beobachtete aus der Ferne den Schmied und den Harfenspieler, der kurz in die Taverne ging und sie nur geringe Zeit später wieder verließ.
Alltag, nennen es die Menschen.

Es dauerte nicht lang, da gesellte sich Glorianna zu mir. Ich erinnerte mich, daß es ungewöhnlich war, sie zu sehen und fing nun an meine Fragen zu stellen. Die Antworten allerdings waren nicht ausreichend.
Sie wiederum sprach mit mir über Illeneah. Scheinbar hatte Kathlynn ihr von dem Ereignis erzählt. Glorianna sprach ihr Bedauern aus.
Unser Gespräch dauerte nicht lang, da ließ sich auch Ashimar bei uns nieder, folgte unseren Worten. Schließlich sprach auch er und ließ es nicht aus zu erwähnen, daß die Drachenritter sich dem Ungeheuer Problem annehmen würden.
In meiner üblichen Laune, dieses Ordens betreffend, entließ ich wieder abfällige Worte aus meinem Mund.
Was dann geschah, überraschte, ärgerte, ja erzürnte mich. Ashimar wagte es mir den Mund zu verbieten. Ja, er befahl es sogar. Wie konnte er es sich erlauben mir über den Mund zu fahren, mir zu befehlen, still zu sein? Welch Anmaßung seinerseits.
Wir gerieten in eine hitzige Auseinandersetzung. Niemals zuvor hätte ich glauben können, daß Ashimar so wutentbrannt sein könnte.
Er war schon dabei Drohungen auszusprechen. Meine Hände fuhren zornentbrannt zu den Waffen. Ich hielt aber inne, mahnte mich an, daß er ein Freund war, den man nur wegen eines Streits nicht gleich angreifen musste.
Letztendlich verließ er uns. Mit der Begründung, daß er sonst Gefahr laufe, jemanden zu verletzen.
Ich lachte ihn aus.

Das mag aus heutiger Sicht sehr ungerecht erscheinen, aber meine Wut war so ungeheuerlich, er hätte mir kein bißchen Schaden können. Zumindest glaubte ich das.
Wenn ich aber heute zurückdenke, sein Gesicht abermals vor mir sehe, bin ich mir nicht so sicher. Wut und Raserei birgt ungeheure Kraft. Und stets endet es mit Schmerzen.
Nein, heute weiß ich, es wäre nicht einfach geworden.

Glorianna verhielt sich während des ganzen Wortscharmützels ruhig. Sie schien es sogar äußerst bedauerlich zu finden, daß sie keine helfende Hand reichen konnte. Immerhin waren wir in unser Wortgefecht so vertieft, wir hätten keines IHRER Worte wahrnehmen können.

So ging ein Tag in Bredorf zu neige. Ich ging, Glorianna mit einem freundlichen Abschiedsgruß verlassend, meiner Wege.

Ashimar? Ich weiß nicht, was er danach gemacht hatte. Seine Wege führten ihn in die Taverne, die er lange Zeit nicht verließ und es war mir gleich.

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