Sulva 'Irn Na 'Thagla

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Belldandy
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Beitrag von Belldandy » 05 Jan 2006, 19:39

Einige Tage später, hielt ich einen Brief in meinen Händen. Schon einige Zeit wurde er für mich aufbewahrt, da ich mich an den Ufern der Sümpfe herumtrieb.
Mein Herz klopfte schwer und eindringlich, als ich erfuhr, wer mir diese Nachricht sandte. Es mahnte mich an, die Zeit wäre nun gekommen.

Ungeachtet der kürzlich ermordeten Waldläuferin, sammelte ich all mein Hab und Gut zusammen, wies einen erfahrenen Waldläufer an, er möge sich nun diesem schrecklichen Vorfall annehmen.

Verständnislos sah er mir in die Augen, den Mund weit geöffnet. Ich wusste, er wollte mir sagen, daß die Menschen ruhig auf mich warten könnten, aber er wusste wiederum, daß diese Worte bei mir auf taube Ohren stoßen würden.
So verließ ich rasch die Sümpfe, trieb mein Pferd fast schon gnadenlos zur Eile an. Und nur diesem guten Tier gönnte ich eine Rast. Ich selbst wagte nicht an Ruhe zu denken. Während ich auf mein Tier wartete, wanderte ich rastlos umher.

Bald erreichte ich den Ort, den ich unbedingt erreichen musste. Aus der Ferne sah ich, daß schon einige Personen sich an diesem Turm versammelt haben um einige gute Freunde zu verabschieden.

Ja, Tharon verließ uns. Wollte zurück zu seiner Heimat. Natürlich konnte ich das verstehen, aber die Trauer in meinem Herzen war zu groß.
Arvid, Rorstels und Rodod, die mir noch einzigsten bekannten Nordmänner, verlangte es ebenfalls danach, die Heimat zu erreichen. Donar selbst sah ich nicht mehr. Es kümmerte mich auch kaum. Meine Augen ruhten traurig auf Tharon.
Es tat mir auch um die anderen weh, dennoch war der Abschiedsschmerz von Tharon am schmerzvollsten.

Noch heute kann ich mich kaum an die Worte der anderen erinnern. Nur die Worte von Tharon nahm ich wahr.

Er wolle benachrichtigt werden, wenn meine Nachforschungen eine endgültige Entscheidung und Reaktion hervorbrachten. Umgehend, denn er habe mir versprochen, mir beizustehen und dies wolle er weiterhin halten.
Ebenso mahnte er mich an, kraftvoll zu sein. Ich hätte mehr, als ich erahnen würde.

Was mir geblieben ist?

Noch heute habe ich eine getrocknete Mohnblume, für jeden zu sehen, auf einem Regal liegen. Daneben einen Stein. Es war eben der Stein, den Tharon mir nur für eine Weile überlassen wollte. Als ich ihm diesen Stein wiedergeben wollte, lehnte er ab und schenkte mir ihn.
Und ich? Ich hatte gar nichts. Schämte mich dafür, doch seine Worte sagten, ich habe ihm mehr als genug gegeben. Bis heute hab ich nicht verstanden, was er mir damit sagen wollte.

Plötzlich ging alles so schnell. Menschen zogen an uns vorbei. Schleppten ihr nötigstes Hab und Gut zu den Booten, die sie gen Heimat tragen sollten. Und schon bald standen Ashimar, Fhink und ich allein an diesem Turm und blickten der Gruppe noch nach, als sie längst verschwunden war.
Fhink sprach vom Allein-Sein. Da erinnerte ich mich an seine Worte und wiederholte sie. Wir alle hatten verstanden.

Dann wurde plötzlich darüber gesprochen, daß Eldorian verschwunden sei.
Fhink war äußerst ungehalten über mein Unwissen. Immerhin suche schon das ganze Land nach ihm.
Nun, etwas verständnislos teilte ich ihm mit, daß mir nicht alle Neuigkeiten zugetragen wurden, zumal mir auch keine Nachrichten an den Ufern der Sümpfe hinterhergetragen würden.
Das war unmißverständlich und es wurde weiter nach Möglichkeiten überlegt, wo man noch suchen könnte.

Es wurde ein Ort genannt, der auf meinen Weg nach Hause lag. So bot ich an, die Gegend nach ungewöhnlichem zu erkunden, wies aber darauf hin, daß ich es nur für Fhink und Ashimar erledigen würde. Nur, weil sie gute Freunde seien.
Dennoch, einige Tage später fragte ich mich, welch Kraut mir so in die Nase gestiegen war, um das auf mich zu nehmen?

Während nun Fhink und Ashimar zum Turm der Drachenritter davonritten, eilte ich zu den Sümpfen.
Nahm mir vor, den Tiefenwald etwas eingehender zu erkunden, was ich auch tat...

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Beitrag von Belldandy » 08 Mär 2006, 19:37

Meine Wege führten unablässig durch den Wald. Ich suchte die schmalsten Pfade ab. Jedesmal wieder fragte ich mich, warum ich dies alles eigentlich auf mich nahm.

Unzählige Gedanken schossen mir als Antwort durch den Kopf und nur einer entsprach der Wahrheit. Alle anderen sollten mich vom Gegenteil dieser Wahrheit überzeugen. Dies geschah aber nicht. Ich trug weiter diesen bohrenden Gedanken in meinem Herzen herum. Er verärgerte und verwirrte mich immer und immer wieder. Was konnte ich denn noch tun, um all das von mir abzuwenden?

Dann sah ich etwas, von dem ich gehofft hatte, es nie zu finden. Zumindest glaubte ich es zu hoffen.
Unter einem Gebüsch lag eine Person, in voller Rüstung und in einem Umhang gehüllt, dessen Farben mir zu gut bekannt waren.
Nun, ich hatte es Ashimar und Fhink versprochen und konnte mich nicht dagegen wehren. Also ritt ich auf diese dort liegende Gestalt zu und sprach sie, in meiner gewohnten Art und Weise, spöttisch an.

Er erwachte, schien überrascht ob des Ortes an dem er sich befand. Ich blickte kühl und abweisend zu ihm herunter. Machte keinerlei Anstalten, ihm beim Aufstehen behilflich zu sein. Wozu auch, dachte ich mir.
Nach einer kurzen Weile berichtete er mir, wo er gewesen war. Berichtete mir, was ihn in Aufruhr gebracht hatte. Mir fielen nur wenige Antworten darauf ein. Nur wenige Worte, die mir schon oft geholfen haben. Auf das hören, was mein Herz mir befiehlt. Dies würde dann schon richtig sein.

Dann entfachte zwischen uns wieder der alte übliche Streit. Wir schrieen uns an, wie üblich, wir maßregelten uns, wie üblich, warfen uns unmögliche Verhaltensweisen vor, wie üblich...

Doch zwischendurch gab es wiederum Momente, wo mir die Wut versagte. Mein Herz fing deutlicher an zu reden. Es hörte auf, in Rätseln und fremden Sprachen zu sprechen. Nein, es redete deutlich mit mir. In dem Moment, als er mir genau in meine Augen sah. Ich konnte diesen Blick nicht ertragen und schrie nur noch, er solle mich nicht so anschauen. Was kümmere ihn schon eine dahergelaufene Elfe wie ich?
Scheinbar verstand er meine Worte nicht, war kurz sogar mehr als verwirrt. Und dann artete unser Wortgefecht wieder in einen Streit aus.
Er setzte sich dann schwer auf den Waldboden, weinte und sagte in vollkommener Hilflosigkeit, er sei nur ein einfacher Schmied.

Entgegen meiner Vernunft, sondern dem Rat meines Herzens folgend, setzte ich mich zu ihm. Legte meine Hand an seine Wange, schaute ihn verwirrt an. Das war nicht der überhebliche Mensch, der mir sonst begegnete.
Dann...

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ab hier bricht der Brief ab. Diese Seite wurde zerrissen und weitere scheinen zu fehlen.
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Beitrag von Belldandy » 08 Mär 2006, 19:57

Wenige Tage später erschien Eldorian am Sumpf, teilte mir mit, er sei für einige Zeit fort, er habe einiges zu erledigen.
Sein Gesichtsausdruck verriet mir, daß dies keine leichte Aufgabe war, die ihm bevorstand. Und kurz darauf sprach er es auch aus. Ich schluckte schwer, denn ich ahnte, was geschehen würde, wenn er seine Aufgabe nicht so erfüllen konnte, wenn er versagte. Doch besann ich mich eines besseren und sah mit Zuversicht nach vorn und hoffte auf sein Gelingen.

So berichtete ich von einem Brief, den ich zuvor von Ashimar erhielt. Ein Brief der mich verwirrte und Fragen aufwarf. Fragen, die sogleich beantwortet wurden. Eld..

ein riesiger Tintenfleck, offensichtlich absichtlich auf den Brief getropft worden, verbirgt den weiteren Text

... und das er daraufhin die an ihn gerichtete Aufgabe gestellt bekommen hat.

Nur schwer kamen uns die Worte des Abschieds über die Lippen. So entschlossen wir uns, diesen so kurz wie möglich zu halten und uns schnell voneinander abzuwenden.

Schließlich kümmerte ich mich, schweren Herzens, um meine vor mir liegenden Aufgaben. Und schwere Gedanken lagen auf meinem Herzen, wie Steine.

Wie sollte das alles nur weitergehen?

Einige Tage später kam eine Frau zu den Sümpfen. Brachte mir ein Schreiben. Es war ein Brief von Tharon, der mich aufwühlte und auch sehr verärgerte.
Ashimar hatte wohl sehr viel über hier ist ein kleinerer Tintenfleck berichtet.
So fragte mich Tharon, ob ich denn nun selber den Verstand verloren hätte.

Dies war das erste mal, daß Tharons Worte mich dazu brachten, mich zu sammeln, bevor ich in einen Wutanfall ausbrach. Diese Worte verärgerten mich sehr und für einen winzigen Moment, überlegte ich, ob ich den Brief vernichten sollte.
Doch nachdem ich mich beruhigt hatte, entschied ich, einige Zeit verstreichen zu lassen, bis Eldorian wieder zurückkehrte. Dann erst wollte ich eine Antwort schreiben.

Bis dahin begab ich mich weiterhin auf die Suche.

Merkwürdiger Weise war schon einige Wochen nichts mehr geschehen. Bereitete sich der Meister des Wesens auf etwas größeres vor, oder wollte er einfach in Vergessenheit geraten?


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Beitrag von Belldandy » 19 Dez 2007, 19:01

Viele Monde fehlen in Sulva's Aufzeichnungen. Zweifellos versteckt, vernichtet, geheim gehalten. Die Gründe unklar, da Vielen ihre Geschichte bekannt war. Die Briefe beginnen mit dem Verschwinden von ihr und ihrem Gefährten Eldorian Erwyndyll.

Vor mir stand mein Gefährte und ich las, lange nachdem seine Worte in der Halle verklungen waren, die Bitte in seinen Augen.

Er müsse gehen. Seine Träume lassen ihm keine andere Wahl. Es wären Nacht um Nacht dieselben Bilder, dieselben Worte und dieselben Taten, die ihn mahnten zu handeln. Vieles würde davon abhängen. Genaueres könne er mir erst mitteilen, wenn ich bereit wäre, ihn zu begleiten.

Ich las in seinen Augen, daß dort noch eine größere Bitte verborgen war. So schwieg ich, sah ihn lange und wissend an.
Tharon dürfe von unserer Reise nichts erfahren. Nicht, wegen des Geheimnisses, nein, womöglich könnte sein Leben in Gefahr sein. Und nicht nur das seine. Jeder der davon erführe und nicht mitreisen könnte, müsste mehr als je zuvor auf sein Leben achten. So wäre er froh, daß er Ashimar aus den Augen weichen kann. Es wäre so leichter kein Wort über diese Reise zu verlieren.

Mein Seufzen war laut zu vernehmen. Noch wusste ich nicht, warum ich mitreisen sollte.

Wieder sah ich ihn lange schweigend an.

Alles würde erklärt werden. Alles. Ich würde verstehen, wenn ich erst zu unserem Bestimmungsort gelange. Dann würde ich sehen, wissen und verstehen.

Schweren Herzens sagte ich der Reise zu. So packte ich nur meine notwenigsten Habseligkeiten ein. Wir würden noch in jener Nacht die Burg, den Ort und unsere Freunde verlassen.

Kurz vor unserer Abreise, verlies ich die Burg, ging um sie herum und wanderte ein kleines Stückchen um zu beten. Eines der wenigen Male in meinem Leben.

Ob Le'dhare mich hören mochte? Ich glaubte daran. Sie solle unsere Freunde segnen. Auf ihren Wegen achten, wie sie auch auf die meinen achtet. Möge ich sie lebend und gesund wiedersehen, wenn wir zurückkehren.

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Beitrag von Belldandy » 21 Dez 2007, 18:07

Die Tage und die Monde verstrichen. Ich sollte meine Fähigkeiten dazu nutzen, die Drachenritter zu unterrichten. Wie schwer es ist, einen Menschen zu unterrichten, ihm die Geheimnisse des Schattens und Schleichens nahe zu bringen. Nie zuvor wurde ich dem so gewiss, wie in dieser Zeit. Und je länger es dauerte, umso mehr zehrte es an meiner Geduld. Meine Wut in mir stieg und konnte nur noch schwer unterdrückt werden.

Noch heute tun mir die Männer leid, die meinen Ausbrüchen ausgesetzt waren. Leiser konnten sie sich nicht mehr bewegen. Sie gaben sich die allergrösste Mühe. Für meine Ohren waren sie immer noch zu laut. Immer ungeduldiger wurde ich, immer zorniger. Ich wollte sie perfektionieren. Auch in ihrer Kampfweise. In meinem Herzen sah ich, daß sie für Menschen, eine Geschmeidigkeit, eine Präzision und eine Tödlichkeit an den Tag legten, konnten sie jeden Bretonianer überbieten. Doch für mich reichte es nicht. Es ist schwer, sich in einen Menschen hineinzufühlen. Zu hören, zu fühlen, zu gehen und zu verstehen wie einer.
Alle waren sie kluge Männer. Sie alle gaben ihr Bestes.

Eines Tages entschloss ich, sie in Gruppen aufzuteilen. Vielleicht würde ich dann ihre Fortschritte bemerken. Und das war die Lösung. Sie waren für Menschen leise, geräuschlos genug. Ich beobachtete sie alle in meinen Verstecken. Hörte sie, sah sie, aber sah selbst, daß sie einander nicht hörten und sahen. Da erst verstand ich, daß ich sie zu sehr nach den Maßstäben meines Volkes bewertete. Es reichte, daß sie für andere Völker unsichtbar und geräuschlos waren. Sie könnten sich gut mit den Elaya verbünden, wenn es so weit wäre. Wenn Elaya und Menschen endlich bereit wären, miteinander zu streiten, zu leben und zu tolerieren. Sie ergänzen einander. Und das sahen sie nicht. Beide!

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Beitrag von Belldandy » 21 Dez 2007, 18:27

Wieviel Geduld und Frieden mir die Zeit kosten würde, sollte ich bald erfahren. Wenige Tage, nachdem Eldorian und ich zurück gekehrt waren, besuchten wir Tharon.

Wir nahmen an seinem Feuer Platz und tauschten unsere Erfahrungen unsere Geschichten aus. Auch wenn wir viele unangenehme Berichte erfuhren, war es dennoch eine Freude wieder bei Freunden am Feuer zu sitzen.
Es wurde über Aurelia, über den Tod des Königs, über Wulfus und die Wölfe gesprochen.

Bis Tharon für eine Weile das Feuer verließ. Dann fühlte ich eine Gegenwart. Es ist selten, daß ich so eine Gegenwart spüre, da es sich um Elaya handelte.
Mein Gefühl ließ mich nicht los, bis ich es nicht mehr aushielt, aufstand und sie gemahnte, sie sollen das Lauschen einstellen. Es sei unhöflich.
Es fielen erst böse Worte, dann endlich, nachdem Tharon zurück gekehrt und das Wort ergriffen hatte, offenbarten sie sich.

Zwei Schwestern. Nach einigen Wortwechseln, ließen sie sich am Feuer nieder. Aber auch da dauerte es nicht lange. Eldorian und ich wollten den Ort verlassen, da ertönte die nächste Beleidigung zu meiner Person. Der Zorn der vergangenen Wochen schien nun die Gewalt an sich zu reißen. Schließlich wurde ich als "Weib" beschimpft. Daß mich die Raserei ergriff und dazu zwang, die Waffen zu ziehen.

Die Zeit verstrich, Worte fielen und schließlich machten Eldorian und ich uns endgültig auf den Weg.

Schon oft war ich ungehalten, oft geriet ich in einen unbändigen Zorn, doch vergleichbar wie an jenem Abend? Nein, nie zuvor.
Ich konnte und wollte nicht glauben, daß unser Volk so weit gekommen ist, andere (Fremde) zu belauschen. Mit der Begründung, man wüsste doch nicht, ob wir friedlich und freundlich gesinnt seien. Ist dies wirklich ein Grund um so tief zu sinken? Anstatt selbst freundlich aufeinander zu zu gehen?
Nein, dies kann niemals die Begründung gewesen sein. Niemals. Würden wir es jemals herausfinden?

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Beitrag von Belldandy » 27 Dez 2007, 16:57

Die Tage nach unserer Ankunft vergingen und schließlich zog es mich nach Thyms Rast. Mir war einfach danach, diesen unwirtlichen Ort aufzusuchen. Und schließlich sah ich, daß ich nicht die einzige war.

Zwei Wichte kamen, wie auch der Händler Taleth Grawsen, eine junge Frau, die den Umgang mit Runenwerfen pflegt, eine weitere junge Frau, wohl eine Bretonin, die im schlichten grau gekleidet war. Schließlich kamen noch eine junge Keltin und ein Kelte, dessen Alter ich nicht einschätzen konnte, hinzu. Auch Eldorian ist mir gefolgt und einige Zeit später erschien auch Ashimar.
Wir alle saßen um das Feuer, der Wind wehte und brachte den kühlen Winteratem. Die Sterne standen klar und leuchtend, ja Frostverheißend am Himmel.
Die Wichte, einer von ihnen hieß Kindron, vergnügten sich damit, kleine Steine auf Eldorians Rüstung zu werfen.
Irgendwie verlangte der Sternenhimmel mehr Aufmerksamkeit.

Ein Stern warf sein auffälliges Licht auf uns hernieder und wanderte, so schien es, zum Tiefenwald.
In mir regte sich das Gefühl, daß irgendwas geschah. Und die Wichte gerieten in eine größere Aufruhr. Sie standen auf und wollten dem Stern folgen. Doch zuvor wurden wir auf einen verwundeten Mann aufmerksam. Er wurde schon von einem Heiler versorgt, dabei berichtete er uns, daß sein Bruder und dessen Frau im Tiefenwald wären. In einem Turm und es lauerte eine Gefahr dort.

Und so schnell wie wir konnten, eilten wir zu jenem Turm. Dort fanden wir das Paar. Sie erwartete ein Kind und sie selbst schien voller Schmerz und Leid zu sein. Mehr noch, als die Schmerzen einer Geburt hervorbringen. So schien es.
Schnell kümmerten sich die beiden Kelten, welche wohl Heilkräfte besitzen, um diese zukünftige Familie. Sie sorgten sich um die Frau, die ihrem Volk auch angehörig war.
Alle anderen, bis auf die Wichte, gingen hinaus und bewachten den Turm.
Die Zeit verstrich, da wurden wir von geisterhaften Tieren angegriffen. Die Frau in ihrer grauen Gewandung fiel bewusstlos und schwer verletzt zu Boden. Erst nachdem wir Ruhe vor den Geistern hatten, gelang es Ashimar und mir, sie in den Turm zu schaffen.

Die Wichte fingen plötzlich an auf uns einzureden. Sie redeten von "Schwarzschuppe" und dessen Tod. Heute bin ich mir schon wieder unsicher, aber ich glaubte, sie sprachen von Drakos. Er hätte nicht getötet werden dürfen.
Dann eilten sie fort, mit den Worten, wir sollten ihnen folgen. Eldorian blieb zurück.

Ehrfurcht und Staunen erfüllte mein Herz. Ein großes geisterhaftes Wesen stand vor uns. Ein Baumgeist. Traumwinde, sei sein Name, so sagte Kindron uns. Und Traumwinde kannte unser aller Namen. Zu mir, sprach er über den Weg, den ich folgen wollte. Ich verstand erst seine Worte nicht. Kindron fragte Traumwinde, ob er mir jenen Weg offenbaren dürfe. Als er die Erlaubnis erhielt, kam der kleine Wicht auf mich zu, berührte meine Herzgegend.

Was dann geschah, war unbegreiflich, wundervoll und einzigartig. Ich fühlte die Welt, wie ein Wicht sie fühlt. Plötzlich waren die Wichte für mich keine Kindsartigen mehr, sondern weise, verspielte Wesen. Wobei ich feststellte, daß auch ein Kind eine Weisheit besitzt, die jede Weisheit eines Erwachsenen übertreffen mag.
Alles war eins, ein ganzes und es war, als wäre das Ganze Sein um mich herum, ein Seelengefährte.

Mir schwanden die Sinne, denn so viel Eindrücke, so viel Kraft... dem konnte ich nicht standhalten.

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Gast

Beitrag von Gast » 28 Dez 2007, 19:29

Nur kurze Zeit später erwachte ich. All das, was in mir geschah, was ich gefühlt hatte, war nun eine Erinnerung. Eine lebhafte und kräftigende Erinnerung. Das, was die Wichte zu jeder Zeit spüren, war mir für einen Moment geschenkt worden.
Ich war nicht traurig darüber, daß ich dieses Gefühl nur kurz besaß. Irgendwie war es richtig. Wir sind noch nicht so weit, so eine Gabe zu besitzen. Diese Kraft können wir noch nicht standhalten. Dafür fehlt uns die Weisheit und die notwendige Kraft damit umzugehen. Mir wurde ein Teil eines Weges aufgezeigt. Und ich wusste, wie ich ihn gehen kann.

Doch nun stand die Gefahr im Vordergrund. Ein Wesen voller Neid, Hass und Zorn habe diese Welt betreten. Sei einem anderen Wesen hierher gefolgt. Darum mussten wir uns nun kümmern.
Nachdem Traumwinde uns noch einige Ratschläge mitgab und auch Taleth Grawsen ins Gewissen brüllte (welche Kraft in der Stimme) und die Wunde der verwundeten grau gekleideten Frau heilte, kehrten wir noch mal zum Turm zurück.
Dort war ja immer noch Eldorian.

Er hatte schon angefangen, den Turm zu befestigen. Wo für ihn doch für das erste keine Gefahr drohte. Ich lächelte innerlich.

Ein Hilfeschrei, zart und fast zu überhören gelangte zu uns. So schnell unsere Beine tragen konnten, folgten wir dem Schrei.
Eine Fee, dort war eine Fee. Umringt, bewacht und bedroht von Geistertieren. Diese fielen uns auch sofort an. Wir wehrten uns, besiegten sie. Die Fee war frei und freute sich und die Wichte freuten sich.
Schließlich erzählte uns die Fee von ihrer Aufgabe. Sie müsse das Kind segnen. Sie habe den Segen bei sich, aber sie würde bedroht werden.
So berieten wir. Die Frau, die in den Runen las, warf diese. Sie wiesen uns den Weg.
Nach einigen Irrungen und Wirrungen fanden wir dann eine weitere Fee. Die Schwester unserer Begleiterin, unserem Schützling. Und erneut fielen Geistertiere über uns her. Auch diese konnten wir besiegen.
Die "böse" Fee indes, versuchte Taleth Grawsen zu beeinflussen. Verlangte nach seiner Hilfe, dafür würde er Wissen erhalten, wonach er wohl schon lange suchte. Es fiel uns schwer, Taleth und die Fee im Auge zu behalten.
Die Zeit zog sich dahin. Ein Wirbel, daß Tor zu der Welt der beiden Feen, wurde immer kleiner. Die Hoffnung, sie dorthin zu bewegen schwand.

Plötzlich äußerte die neidische, hasserfüllte Fee ihren Wunsch laut. Sie wolle so stark und kraftvoll sein wie ihre Schwester. War das des Rätsels Lösung?
Die Heiler versuchten schon eine Zeit lang, die Fee und Taleth zu heilen. Das könne nur die Hoffnung sein.
Als die Fee aber ihren Wunsch nannte, fiel mir ein, was ihre Schwester so kraftvoll und stark macht. Güte und Mitgefühl.
Die Wichte und ich versuchten sie mit unseren Worten über Güte und Liebe, in die richtige Richtung zu weisen. Bald verstand sie.

Ihr wurde vergeben und sie kehrte in ihre Heimat zurück.

Viele Tage und Erlebnisse waren voller Hektik, Chaos, Zorn, Krieg und Hass. Doch dieser Tag war bis dahin der merkwürdigste, der denkwürdigste. Zumindest für mich.

Das Kind, welches mittlerweile geboren war, erhielt seinen Segen. Und wir alle waren froh, daß diese Gefahr nun vorüber war.

Und so merkwürdig es scheint, was ich nun schreibe. Auch in den unpassensten Augenblicken zu spielen, kann die notwendige Geisteshaltung hervorbringen, um Lösungen und Frieden zu finden. Alles andere für einen Augenblick vergessen zu können, macht den Geist frei.

Sollten Kriegsherren ihre Karten und Grenzstreitigkeiten nicht für einen Augenblick vergessen, um den Geist zu klären? Welch eine lustige Vorstellung. Zwei hochrangige befehlsgewaltige Männer in ihren Plattenrüstungen laufen um ein Zelt und spielen fangen. Wenigstens dann müsste ihnen ein Licht aufgehen.

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