Dieser Ort ist der Tod - Lazarus und Remigius

Gesperrt
Benutzeravatar
Meister
Beiträge:916
Registriert:22 Dez 2006, 22:48

Beitrag von Meister » 02 Jun 2010, 13:26

(Fortsetzung zu "Die Krone des Wolfes")
--------------------------------------------------------


Vor langer Zeit - was einige erlebten oder sahen


Tectaria - Tempel

Isabella kniete vor der Statue. Neben ihr, ihre Hand haltend, Nebukad. Wann würde Gott sie nur erhören? Ihre Verzweiflung wurde zu Trauer, und die Trauer wurde Wut. Warum sie? Warum konnte, nein, warum durfte sie nur kein Kind empfangen? War sie so unwürdig?
Doch sie war würdiger als sie es sich je hätte träumen lassen:
Berufen wurde sie, ein Kind des Liras und ein Kind des Leban, der beiden Engel Gottes, der eine des Lebens und der andere des Todes, auf die Welt zu bringen.

Tectaria - ein Hof - kurz nach der Abreise der Zeitreisenden

"Isabella, geht es Euch gut?", fragte Lirhan.
"Es geht mir gut. Mein Sohn, Remigius, ist geboren. Wer waren die Menschen, die mir halfen?"
"Ich weiß es nicht, Herrin. Sie sind einfach verschwunden. Als wären sie nicht von hier. Aber wir müssen fort, schnell", drängte er.
Isabella war noch schwach. "Nebukad. Wir müssen ihn bestatten. Bitte."
"Ja. Aber in seiner Heimat", sagte Lirhan.
"In Samariq, ja."
Er nickte. "Der einzig sichere Ort."
"Lirhan?"
"Ja?"
"Ich verstehe es nicht. Es hätten zwei Söhne sein müssen."
"Gottes Wege sind unergründlich."

Samariq - ein paar Wochen später

Im Lager der Schwerter der Wüste waren sie sicher. Kein Tectarier würde es wagen, die Hun anzugreifen. Isabella lag im Schatten der Oase, ihr Kind auf dem Arm.
"Du wirst Großes tun, sagt Gott, sagt Amur", flüstert sie und wiegt ihren Sohn, "denn du bist Remigius, die Heilung einer ganzen Welt."
Da kam plötzlich ein großer Schatten, der die Kühle der Oase weiter verdunkelte. Ein Auge stand in der Sonne, aber nur sie konnte es sehen.
"Leban, Herr, was trägt Gott mir auf?"
"Ich bin gekommen, deinen Sohn zu formen."

Jahre später - Nordküste Samariqs

"Du hast unsere Mutter getötet."
"Das habe ich nicht. Sie war zu schwach, um zu verstehen."
"Ich werde dich töten!"
"Das kannst du nicht - denn wir sind eins."
"Dann gehe ich weg!"
"Dann komme ich mit."
"Wohin nur?"
"Bretonia."

Viel später - Blyrtindur - an der Quelle

"Warum hast du das getan, Remigius, warum musste ich davon trinken?"
"Weil wir eine Aufgabe haben: Dieser Ort ist der Tod."

Danach - Blyrtindur - die Nadel

"Wieso müssen diese Menschen kommen?"
"Weil du das Böse bist."


Viel später - Das Jahr 212 n. G.B. - Blyrtindur


Lazarus - Im Gewölbe - Gestern

Betrogen! Verloren! Den Wolf verloren! Die Trägerin, Sheva, hatte er tagelang in der Hütte vorbereitet. Er hatte ihr gezeigt, wie er geboren worden war, wie sein Bruder ihn zum Gefangenen gemacht hatte und wie man den Drachen besiegen musste. Aber sie, ihre verfluchte Liebe zu Namid, das pochende Herz Gloriannas und die Gemeinschaft derer, die ausgesucht worden waren, diese Insel zu betreten, war stärker als seine Macht.
Was für eine Probe ihm sein Vater auch auferlegte, von Jahrhundert zu Jahrhundert wurde sie schwerer, grausamer, langwieriger.
Nun zog er vondannen - unverrichteter Dinge.

Ivar - Brumalis - Gestern

Am Himmel war der Komet. Der Staub hatte ihn, Ivar, und seine Gefährten auf die Welt geworfen. Den Drachen besiegen. Das war die Aufgabe. Und wenn Namid wirklich der Träger der Krone war, er würde ihm dienen. Der Schattenwolf war alles!
Dann ertönte ein Horn. Milizionäre liefen zur Drachenstatue: Es war an der Zeit.
Eilig rief er in seinen Gedanken die Rudel zusammen:
"Die Zeit ist gekommen. Unser Herr wird uns zeigen, wohin wir gehen müssen. Dieser Ort ist der Sieg!"
Doch je länger er wartete, um so stärker wurde der Drang in seinem Herzen. Sein Haar wuchs, seine Knochen krachten in alle Richtungen, Muskeln verstärkten sich - Ivar wurde zum Wolf.
Der Erregung und dem kraftvollen Zorn stand plötzlich eine große Furcht gegenüber.
Namid? Sheva etwa?
Dann verließ ihn die Stärke, und Ivar starb.

Die Schattenwölfe - auf der Insel - Gestern

Die Rudel lauschten den Worten Ivars. Der Herr wäre bald gekommen, sagte er. Sie heulten auf, sie waren bereit, denn das Warten war vorüber. Die Erinnerungen an den Sternenstaub, der sie geformt hatte, verblassten, denn nun war es an der Zeit, sich zu offenbaren - wochenlang war die Landschaft, waren ihre Geheimnisse erkundet und das Vertrauen der Menschen erlangt worden: leichte Beute.
Aber gerade als sie losziehen wollen, den König zu empfangen, spürten sie Ivar nicht mehr - aus dem Staub kamen sie und in den Staub gingen sie, als sie binnen Sekunden verwesten.
"Dieser Ort ist der Tod", sendeten Ivars Gedanken ganz am Ende.


HEUTE

Eraya von Wyrms Forschungslager

"Euer Bruder, er ist tot!"
"Wer?"
"Die Leute aus Brumalis."
"Wie bedauerlich. Und ich dachte, es wäre der Beginn einer wunderbaren Freundschaft."
"Und nun?"
"Wir machen weiter!"

Im Lager des Drachen

"Mein Feind, der Wolf, er ist tot?", fragt der Drache.
"Ja", antwortet Lazarus, "wie ich versprach; ich habe ihn für dich vernichtet."
"Dann werde ich meinen Teil der Aufgabe einhalten. Was soll ich tun?"
"Töte die Erwählten. Ich habe eine Liste für dich. Derweil werde ich dafür Sorge tragen, dass das Bündnis zwischen Trollen und Minotauren nicht mehr lang Bestand hat. Ich habe etwas...ausgehandelt."
"Mit wem?"
"Rate."
Der Drache rät richtig.
"Dieser Ort ist der Tod", flüstert Lazarus.
Und der Plan, seit Jahrhunderten vorbereitet, geht in eine nächste Phase.

In den Bergen

Der Ledharthien schleicht durch das Unterholz, dann sieht er es. Augenblicklich entsendet er eine Eule, um zu berichten: Gefunden.
Alea iacta est.

Die Würfel sind gefallen!

Benutzeravatar
Meister
Beiträge:916
Registriert:22 Dez 2006, 22:48

Beitrag von Meister » 04 Jun 2010, 13:10

Vor langer Zeit


"Und es werden zwei Söhne im selben Körper geboren werden. Der eine ist die Heilung, man soll ihn Remigius nennen, der andere ist die Sieche, und sein Name ist Lazarus, aber sein wahrer Name ist unaussprechlich und so groß wie tausend Schlangen, wie man sie an den Küsten von Heyiamain findet, lang und böse, und hungrig, gierig und listenreich. Aus dem Geschlecht des Nebukad stammen beide, doch Nebukad, der aus dem Hause der Fariana stammt, trägt nur den Samen, und der Samen ist gesegnet und verflucht, denn die Engel sind im Krieg miteinander. Der Stern fiel, und andere folgten ihm nach, die nicht das Wasser getrunken haben, das die Wüste lebendig macht.
Und diese zwei Söhne werden den Ort finden, der uns das Paradies ist, aber das Paradies ist alt und schwach wie eine fette Hure, deren Lenden zu viele Männer gesehen haben."

- apokryphe Schriften aus Samariq


"Von der legendären Insel erzählt man sich, mit dem legendären Trollschatz. Doch die Trolle sind nur unwissende Hüter des Schatzes, der tief unten in der Insel glitzert.
Hain der Götter ist sie nicht mehr, denn zwei ungleiche und doch gleiche Zwillinge, von zwei Vätern gezeugt, groß und gnadenvoll, größer und gnadenlos, haben sie urbar gemacht.
Sie zieht über die Welt, wie ein einsamer Wanderer; sie ist rastlos, Zentrum der Welten - wie die Mitte eines riesigen Wagenrades."

- Schriften der Diener des Meeres


"Aus streng wissenschaftlicher Sicht handelt es sich um eine transportatio, deren transformative Immanenz in sich stagniert. Hydromagnetische Formationen erlauben es, das objectum über die Weltenscheibe zu tragen.
Es ist von immenser Wichtigkeit, dieses Eiland in Besitz zu nehmen."

- Tenguard von Wyrm, 5 n.G.B.


Später, nach der Gründung Bretonias


Auf dem bretonischen Kontinent

Er, der den Titel des "Drachen", wie viele vor ihm, einnehmen wird, steht auf den Mauern seines Hauses. Der Feind nähert sich. Todesmutig werfen sich seine Häscher in die Schlacht, und die Krieger des Mannes, dessen Seele in den Körper des ersten "Drachen" fahren wird, um ihn zu beleben, trotzen der Übermacht. Eine ganze Nacht kämpfen sie, dann fällt das Haus, dann fällt das Land, dann fällt auch er, der eines Tages - Jahre später - die Insel Blyrtindur für Lazarus heimsuchen wird.


GESTERN


König Tepok

Alt und grau bin ich geworden und des Krieges müde. Lazarus hat mir einen Spiegel gegeben, und ich sehe mein versteinerndes Gesicht, die tiefen Falten und Sorgen, die um und in den Augen liegen, die mich in der Nacht zu Tode flüstern wollen, dass ich am Morgen unter Schmerzen erwache.
Nein, wir kämpfen nicht mehr - ein letztes Mal werde ich es tun, allein, wenn der Troll kommt.

Lazarus

"Da bin ich wieder, mein Freund."
"Hast du noch nicht genug?"
"Ich habe dich einst erschaffen, nun wirst du mir dienen."
"Das werde ich nicht!"
"Doch, das wirst du. Ich habe meinen Schatten bei dir gelassen."


HEUTE


Schattendorf

Sie warten. Auf ihre Aufgabe. Jahrhunderte hat es gedauert, die Waffen zu erschaffen. Und wenn die Abbilder ihr Ziel gefunden haben, wird nichts sie zerstören können!

Eraya von Wyrm

"Vater,

ich sende Dir diese Botschaft, um von Erfolg und Misserfolg zu sprechen:
Die Drow, so ist es nun zu vermuten, haben den Wagen angegriffen und etwas von den Vulkanglaswaffen gestohlen. Ich hoffe, wir werden Lazarus widerstehen können, sobald der Handel erfüllt ist.
Es gibt aber auch Gutes zu berichten:
Ich war bereits in Brumalis und habe die Markierung angebracht. Der Transport des Kindes wird jedoch blockiert. Es ist noch zu ergründen, wer dies tut.
Das Herz der Insel ist zurzeit in unserer Kontrolle - wie Du es gesagt hast.

Eraya"

"Sendet dies an Tenguard von Wyrm", befiehlt sie, "benutzt das Fenster in den Bergen!"


Der Drache

Langsam schreitet er durch seine Reihen. Die Shar sind bereit, das Gefolge des Lazarus bildet den Entsatz. Alles ist, wie es soll.
Und doch spürt er, dass noch etwas zu tun ist...
Alea iacta est.

Die Würfel sind gefallen!

Benutzeravatar
Meister
Beiträge:916
Registriert:22 Dez 2006, 22:48

Beitrag von Meister » 05 Jun 2010, 10:36

Auf der anderen Seite


Glorianna und Gamar

Glorianna wartete in den Trümmern des Labors. Gerade eben noch stand die Verbindung zur anderen Seite, eine Verbindung, die sie gemeinsam mit ihrem Ebenbild aufgebaut hatte. Jetzt war sie fort. Sie hielt die Münze in der Hand, die ihr Sein der anderen Seite geschickt hatte. Eine Kollision der Welten also.
Sie betete, dass dies ausreichen würde, das Schlimmste zu verhindern. Doch den Tod von Emes, vergiftet durch Eraya von Wyrm, den würde es nicht revidieren. Der Tod war endgültig, und dieser Ort war der Tod.

Zwei Jahre später:
"Wenn ich etwas vorschlagen darf?", fragte Gamar.
Sie war in Gedanken. "Ja?"
"Wir sollten Eraya endlich loswerden. Ein Schuss, und es ist vorbei mit ihr."
"Und ihr Vater? Er ist der einzige Verbündete, der uns geblieben ist, seit wir dem Drachen gestattet haben, in Brumalis zu siedeln. Ohne Tenguard werden wir auch den Drachen nicht los."
"Wieso weigert Ihr Euch, seinen Namen auszusprechen."
"Weil ich immer noch nicht glauben will, dass ausgerechnet er es ist."
Gamar nickte. "Tenguard von Wyrm täuscht uns. Ofeigur ist sich sicher."
"Ofeigur. Eines Tages wird auch er im Unrecht sein - und dann? Er ist wie besessen von seiner Suche nach Dunja."
"Ihr auch. Verzeiht. Gebt mir einen Befehl. Irgendwas. Aber das Warten schmerzt allmählich. Yemon ist verschollen, Ofeigur irgendwo in der Wildnis. Und Mortimer..."
"Erwähnt diesen Namen nicht! Ich werde ihm niemals verzeihen können."
Bevor Gamar noch etwas sagen konnte, ertönten die Hörner der Drachendiener. Beide eilten hinaus, liefen durch den von Schwefel und Feuer überschatteten Hof zum Obsidiantor.
"Was noch?", fragte Glorianna matt.
Björn richtete seinen Rothelm, dann deutete er auf den zerstörten Hof. "Ein Gesandter Viburnas."
Seufzend liefen Glorianna, Björn, Gamar und einige Wachen nach vorn.
Ein alter Minotaure: "Grüße, Glorianna. Wie steht es mit Euren Ideen? Wir werden ungeduldig."
"Wachen. Lasst uns allein!", rief sie.
"Aber..", wollte Björn sie unterbrechen.
"Fort! Ihr auch!", raunte sie den Drachendienern zu.
Als sie endlich allein waren, antwortete sie:
"Brimir, es ist lange her. Brumalis...,nun, man will den Ort nicht aufgeben. Der Pakt bindet uns außerdem."
"Ein Pakt, dem das Bündnis niemals zustimmte. Für EUCH ist Tepok gestorben! Für EUCH ist Stomb in den Abgrund gegangen!", brüllte Brimir.
"Wir warten noch auf Ofeigur. Vielleicht findet er einen Weg."
"Der Runenleser ist töricht! Wenn selbst der Herr der Berge nicht widerstehen konnte, wie soll es dann er können?"
Sie wusste, dass Brimir Recht hatte. Sie war die einzige, die ihr Schattenbild nicht in sich aufgenommen hatte. Und doch widerstand sie Lazarus. Aber nicht den Drohungen des Drachen. "Er wird!", schrie sie dennoch.

Albertus und Ofeigur

"Egal wie man sich bettet, immer liegt ein Stein so, dass ich ihn hasse und verfluche!", raunte Ofeigur.
"Hör endlich auf. Versuch zu schlafen."
"Ich kann nicht."
Albertus seufzte. "Es ist neu, nicht wahr?"
"Was?"
"Schlafen. Du wirst müde, verlierst deine Kräfte, je näher wir dem Ringstein kommen."
"Ja. Aber ich glaube, dass sie dort ist", flüsterte Ofeigur.
"Wir sind nicht nur für Dunja unterwegs. Es muss einen Weg geben, den Drachen loszuwerden. Er schadet den Menschen. Er schadet allen."
"Ich hätte ihn töten sollen, als er noch der war, der er war."
"Man HAT ihn getötet, damals, in den Nordlanden", antwortete Albertus.
"Man war nicht gründlich genug. Ich hätte seine Asche ins Meer werfen sollen. Aber dann hat Ymir anders entschieden."
"Es ist nicht deine Schuld."
"Nein. Aber ich trage einen Teil davon", sagte der Runenleser grimmig, warf einen Stein ins Feuertal, wo die Skelette der Tirinaither und Elaya verkohlten.

Drei Stunden später:
Albertus stützte seinen alten Freund. Die Strahlung des Ringsteins überschattete die Kraft Odins, wie sie die Kraft jeden Gottes in die Knie zwang.
Sie erreichten den Norden der Insel, liefen über den Pfad der Knochen, bis sie die Grenze zum Osten erreichten. Auf den Statuen, die so viel Leid verursacht hatten, saßen Ascheläufer und betrachteten die beiden Wanderer. Sie waren wohl harmlos genug, denn keines der Wesen gab nur einen Warnlaut an die Wachen des neuen Feuerkaisers und seiner Braut von sich.
Dann trat ein Gesandter der Shar vor. "Ihr. Was wollt Ihr?"
"Wir wünschen, den Kaiser und seine Gemahlin zu sehen", sagte Albertus, der immer noch Ofeigur stützte.
"Der Feuerkaiser ist sehr beschäftigt. Vielleicht wird sich Kaiserin Cazna die Ehre geben."

Lariena, Fynn, Namid, Phelan und Sheva

Lariena betrachtete den Feuerschein im Lager. Seit sie auf der Flucht waren, tat sie dies jeden Abend. Die Nacht war durch Theresia beendet worden, aber der Preis dafür war hoch gewesen. Der wahre Name des Lazarus - auf ewig gefangen im Ringstein? Sie hoffte, die beiden alten Männer würden Erfolg haben.
Phelan trat an sie heran. Seit Namid und Sheva ihm die Fähigkeit des Sprechens beigebracht hatten, war er ihr ein noch wichtigerer Gefährte geworden. Aber sein Fell war alt und grau geworden. "Sorge dich nicht. Sie ist wohlauf. Ich spüre es."
"Ich weiß. Theresia ist sicher bei ihm. Und doch muss ich sie sehen. Sie allein weiß, wie wir alles beenden können. Ohne den wahren Namen ist es schwer, aber es ist nicht unmöglich."
Namid trat ans Feuer. "Wir müssen gleich weiter. Meine Söhne warten an der Küste auf uns."
Lariena nickte. "Ich bin erleichtert, dass deine Töchter in Sicherheit sind, Namid."
"Ich auch. Deine Schwester ist ein guter Mensch. Und Nei-Silvan die letzte Bastion."
"Ja, das ist es", antwortete sie leise, betrachtete die schlafende Wölfin, als ein Schatten sich näherte. Phelan und Namid knurrten, doch dem wich Erleichterung.
"Du?", fragte Namid dann.
Fynn nahm am Feuer Platz. "Ich lasse Euch nicht allein, Herrin", sagte er zu Lariena, "ich komme mit."
"Du weißt, was wir tun wollen?"
"Der Malstrom ist eine einmalige Reise", sagte Fynn und nickte zustimmend.

Prong, Tikwa und Artim Mudden

"Will einer noch was?", fragte Prong und hielt den Beutel in die kleine Runde.
"Wir müssen rationieren", sagte Artim matt.
"Kommt darauf an."
"Worauf?", fragte er den Kobold.
"Wie lange wir hier noch warten."
"So lange, wie Anna es befohlen hat", sagte er streng.
Tikwa indes schwieg und lauschte. Der Marmorprinz musste doch endlich auftauchen. Die Legendenvase musste zerstört werden! Auch wenn es ein schönes Ding war. So reich verziert und so. Sie musste sich selbst zwingen, es nicht zu stehlen. "Nein, bleib stark", raunte sie zu sich selbst.
"Hm?", fragte Artim.
"Ach, es ist nur..."
"Was ist denn?", fragte Artim leise.
"Muss dieses schöne Ding denn kaputt gemacht werden? Es macht so schöne Geräusche", antwortete Tikwa und klopfte auf die Vase. Plonk plonk.
"Wir haben keine andere Wahl. Oder willst du alle enttäuschen? Wenn der Prinz es nicht tut, dann ist die Reise von Albertus und Ofeigur umsonst; dann wird Glorianna dem Minotauren nie eine andere Antwort geben als in den letzten Jahren, und Larienas Opfer, Namids Opfer, es wird vergebens gebracht."
"Leise!", rief Prong plötzlich und deutete auf einen Fels.
Da war eine Gestalt.
"Ist er das?", fragte Tikwa ganz leise.
Artim erhob sich. "Wer da?"
"Wir müssen reden."
Ihnen stockte der Atem, als Lazarus erschien.

Mortimer und Elea

Ratten. Spinnen. Stinkender Kot hing in den Weben, und das Gemäuer roch nach Tod. Mortimer hatte vor einigen Tagen die Ebene gewechselt, obwohl er wusste, was es bedeutete - für ihn und seine eigene Seele. Doch er musste einen Schlupfwinkel finden, irgendwie.
Elea saß mit dem Rücken an der Wand, ihr Bein notdürftig geschient. "So endet es also", murrte sie.
"Das kann nicht das Ende sein." Mortimer tastete die Wand ab, wie er es jeden Tag in den letzten drei Monaten getan hatte. Jeden Tag hatte Elea einen Kreidestrich an die Mauer gemalt, sodass sie genau wussten, wie lange sie schon eingekerkert waren.
"Sie hat uns betrogen. Uns verkauft! Uns und alle anderen, die hier irgendwo versauern!"
Mortimer schüttelte den Kopf. "Was hätte sie sonst tun sollen? Alle Neugeborenen Lazarus übergeben?"
"Sie hätte sich niemals mit dem Drachen einlassen dürfen. Erst recht nicht, weil sie ihn KANNTE!"
"Sie werden kommen."
"Wer soll noch kommen? Sag mir das, Mortimer, wer?"
"Ofeigur und Albertus. Wenn sie erst den Ringstein..."
"Wie sollten sie? Es ist unmöglich, denn sie würden dafür alles aufgeben."
"Sie haben von der Quelle getrunken. Er kann ihnen nichts mehr anhaben."
"Aber Cazna", sagte Elea leise.
Da wusste Mortimer keine Antwort mehr.
Der dunkle Himmel der Zwischenwelt war durch die schmalen Fugen des Kerkers kaum zu erkennen. Wohl aber die schwarzen Schwingen der Wächter.
Alea iacta est.

Die Würfel sind gefallen!

Benutzeravatar
Meister
Beiträge:916
Registriert:22 Dez 2006, 22:48

Beitrag von Meister » 08 Jun 2010, 15:33

GESTERN


Das Lager von Tenguard von Wyrm, im Osten

Der Lehnsherr aus Bretonia, aus einer Blutlinie von rücksichtslosen und darum erfolgreichen Herrschern stammend, betrachtete die Arbeiter, wie sie die Wagenladungen verstauten und sich anschließend ans Werk begaben. Unter den Augen seines Hofmagus errichteten sie die Plattform. Dann gab es ein Geräusch, und die Kristalle erhoben sich in die Luft.
"Es wirkt, bei Leban, es wirkt!", rief der Magus freudig.
"Ausgezeichnet. Aber, sagt mir, was tut dieser Bursche dort?", fragte Tenguard.
"Oh, er ist mit den Bauplänen nicht vertraut, sicher kann er..."
Weiter kam der Magus nicht:
Tenguard zog seinen Morgenstern, ging auf den Jungen zu und schlug so lange auf dessen Schädel ein, bis niemand ihn mehr erkennen konnte.
"Noch etwas?", fragte er dann.
"Nachricht von Eurer Tochter, Herr", sagte der Milizanführer.
"So? Was hat die kleine Schlange zu sagen?"


Lazarus

"Die von Wyrms haben ausgezeichnete Arbeit geleistet. Wenn ich von meinem täglichen Spiel zurück bin, möchte ich die Ergebnisse aus dem Herz der Insel persönlich begutachten."
"Ja, Herr."
"Wie steht es um den Magus?"
"Er lebt."
"Wunderbar."


HEUTE


Terra Brumalis

Glorianna erhält Nachricht von den Wachen und Kundschaftern, die das Lager Eraya von Wyrms bewachen:
Eine Frau, eine Bretonin, die ihr vollkommen gleicht, wünscht Eraya zu sprechen.
Alea iacta est.

Die Würfel sind gefallen!

Benutzeravatar
Meister
Beiträge:916
Registriert:22 Dez 2006, 22:48

Beitrag von Meister » 15 Jun 2010, 12:07

GESTERN


Nördlich von Terra Brumalis

Der Söldner hielt dem Bauern immer noch die Klinge an den Hals. Lang würde es nicht mehr dauern, dann würde er das sinnlose Geplapper des Mannes beenden.
"Hast du noch etwas zu sagen, das uns hilft, kleiner Mann?", fragte der Bewaffnete.
"Wartet, so wartet doch!"
"Rede!"
Der Bauer schluckte. "Wie ich sagte! Viele verlassen den Ort oder die Miliz. Kundschafter."
"Ein Einsatzbefehl?"
"Nein, es geht um den Lebaner."
"Welcher Lebaner?", fragte der Söldner und zog die Klinge langsam über die Haut seines Gefangenen.
"Aran der Name, Aran! Bitte, tut mir nichts! Herr von Wyrm sagte, ich werde reichlich belohnt!"
"Wirst du auch."
Die Klinge schnitt tief in den Hals ihres Opfers. Bald war alles voll Blut.
"Lasst den Wölfen ihren Spaß."
Der Söldner lief zurück, um seinem ahnungslosen Kumpan bei der Feldarbeit zu helfen.


Das Lager Tenguard von Wyrms, kurz nach einem interessanten Gespräch

"Sie wird uns sicher ihre Leute auf den Hals hetzen, Vater."
"Lasst sie kommen. Bereite ihnen einen angemessenen Empfang. Ich habe anderes zu tun", sagte Tenguard.
"Wohin gehst du?"
"Jemanden aufsuchen. Ich bin sehr enttäuscht von Terra Brumalis. Sehr..."
"Lass sie uns alle töten, Vater!"
"Halt dein Maul, Junge. Sie sind wichtig, wie du weißt. Sorge lieber dafür, dass dem Bannwerk nichts geschieht. Wenn doch, dann bist du bald wieder in Gesellschaft deines Bruders."


In den Bergen

"Das Mädchen, es kann dich sehen."
"Ich weiß."
"Willst du denn nichts dagegen tun? Stattdessen kommst du jeden Tag und verlierst."
"Bald nicht mehr. Ich lerne sehr schnell, wie du weißt."
Alea iacta est.

Die Würfel sind gefallen!

Benutzeravatar
Meister
Beiträge:916
Registriert:22 Dez 2006, 22:48

Beitrag von Meister » 18 Jun 2010, 09:01

VOR LANGER ZEIT


Die Insel

Sie erhob sich aus den Fluten. Karger Fels, kein Leben auf der Welt. Dann atmeten die Steine - der Kosmos nannte sie fortan Trolle.
Und weil die Insel beschützt werden musste, atmete bald auch das Eis. Doch der Kosmos sah, dass das Eiland ein Zentrum seiner selbst geworden war. Jeder sollte es fortan als etwas anderes erkennen. Allen gemein sollte sein, dass ein Zyklus über ihren Fortbestand und den der ganzen Welt, die bald auch lebendig war, herrschen sollte. Der Kosmos gab der Welt und den Göttern Regeln.
Eis, Schnee und Berg brauchten einen Hüter - die Insel formte aus Lehm und Schnee den Herrn der Berge. Aber weil Leben immer leichtfertig ist, Natur immer ziellos, liebte er das Spiel.

Dunkelhort

Auch andere liebten es. Ihre Regeln waren die der Insel, denn die Insel ist der Ort aller Entscheidungen.
"Lust auf einen Wettstreit, dunkler Bruder?"
"Was ist der Einsatz, Sonnenkind?"
"Alles."
"Und der Gewinn?"
"Alles."


HEUTE VOR GENAU 500 JAHREN

"Willst du noch einmal verlieren?", fragte der Herr der Berge und lachte.
"Ich habe genug. Ich muss für meinen Bruder etwas bauen. Er will die Insel bewegen, dass nur die sie finden, die er holen wird. Er spielt um Menschen."
"Du bist nicht einverstanden", stellte der Herr der Berge fest.
"Spotte nicht. Ich komme wieder. Dann werden wir den Einsatz erhöhen", sagte Lazarus.
"Ich bin alt und schwach geworden."
"Willst du kräftiger werden?"
Der alte Mann nickte. Lazarus, der Leben nehmen konnte, schenkte ihm einen Teil seiner Kraft.
"Wenn wir wieder spielen, hole ich mir den Einsatz zurück."


GESTERN


Das Lager Tenguard von Wyrms

Wenig zufrieden betrachtete Tenguard seine neue Errungenschaft. Was sollte er mit ihr anfangen? Auf ewig sie festhalten war nicht möglich. Aber er war in der Lage, jeden Zyklus zu rekonstruieren, und beinahe immer war sie für seinen Tod verantwortlich, bevor er das Lazarusexperiment durchführen konnte. Es gab keinen anderen Weg, denn töten durfte er sie ebenso nicht.
"Lass sie uns loswerden, Vater!", rief sein Sohn.
"Rede keinen Unsinn! Sorge dafür, dass dieser Alikir stirbt. Sonst wird er die Insel trennen - dann hat Lazarus gewonnen."
"Ja, Vater. Was verlangst du?"
"Ein Bombardement. Großflächig."
- Schon bald schlugen meilenweit Geschosse durch den Himmel, angetrieben durch Tenguards Besitztum.

Lazarus

Noch 10 Spielzüge. 5 zu 4. Ich muss siegen. Es ist der einzige Weg, Tenguard zu vernichten. Ich kann ihn anders nicht erreichen! Noch 9. 5 zu 4. Der alte Mann ist schlau. Aber ich habe gelernt. 500 Jahre gelernt.
Noch 8.
Ob sie auf den Handel eingehen?

Herr der Berge

In 10 Spielzügen muss ich ihn schlagen, und er holt auf. Wenn er gewinnt, ist seine Macht unvorstellbar. Gut, ein Patt. Noch 9 Züge. Ich hoffe, der Runenleser kommt nicht her. Noch 8.

Im Lager der Shar

Der Große Behüter war sehr unzufrieden. Cazna war außer Gefecht gesetzt worden, und von den anderen Drow war nichts zu sehen. Der "Drache", sein Verbündeter und Diener des Lazarus, ist ein Gefangener von Wyrms.
Der Shar wünschte sich die Macht aus den alten Tagen her. Ohne sie wäre es sinnlos gegen von Wyrm vorzugehen. Der Mensch war sehr gut vorbereitet.
"Herr?"
"Was willst du?"
"Jemand will Euch sprechen."
"Name?"
"Eraya von Wyrm."


HEUTE

Durch den Teleporter sieht er alles. Dank Auluua. Und schon schlagen unsichtbare Geschosse durch den Himmel. Was soll er tun?

Als Namid auf halbem Weg in Richtung Luedal ist, bemerkt er krachende Geräusche. Ein Grollen saust durch die Luft. Rauch steigt aus dem Lager, wo er die Rüstung abholen will, auf.

Noch 8 Spielzüge - dann wird sich entscheiden, wer gewinnt: Lazarus oder der Herr der Berge?
Während die Gruppe dem Spiel beiwohnt, erfährt sie, dass Luedal angegriffen wird - Alikir, der für Auluua die Teilungsrune einsetzen soll...

Derweil, an einem anderen Ort, spürt jemand, wie sich Leben seinen Weg bahnen will...
Alea iacta est.

Die Würfel sind gefallen!

Benutzeravatar
Meister
Beiträge:916
Registriert:22 Dez 2006, 22:48

Beitrag von Meister » 16 Jul 2010, 12:21

Vor einigen Jahren


Bretonia

Der Lump schlich durch den Kanal, nachdem er das Schlachtengemälde zur Seite geschoben und den Hebel bewegt hatte. So verließ er sein Gefängnis jederzeit. So hatte es begonnen, als er sich verliebt hatte. Einer wie er durfte nichts tun, was nicht im Sinne aller wäre, denn er war Eigentum des Reiches.
Aber heute, nachdem er durch die Halle gegangen war, die so groß und gleichsam so eng schien, musste er etwas für sich tun. Und gleichermaßen war es doch wieder für alle.
Als sich am Dorfrand ein Tor hinter einem Felsen öffnete, sah er den Mond und die Sterne, Symbole Lebans, der ihn zu sich befehlen würde. Aber es war wichtig, dem Ruf zu folgen und zuvor das Richtige zu tun, so seltsam es auch war. Das Böse, Lazarus, musste aufgehalten werden. Er fluchte leise, denn er durfte keinem davon berichten.
Nur einem.
Und er suchte ihn jetzt auf:
"Ihr hier?", fragte der Mann.
Der Lump nickte. "Ihr müsst etwas für mich tun. Ihr müsst das hier an Bord eines Schiffes deponieren."
"Warum ich?"
"Niemand verdächtigt Euch. Und Ihr seid ein Freund des Magiers, nicht wahr?"
"Ja, das bin ich", sagte der Mann.
"Niemand darf es erfahren, auch er nicht."
- Nach einer Stunde war der Lump kein Lump mehr, als er die Halle betrat.
"Majestät? Eure Gäste erwarten Euch."
Heute war der Geburtstag seines Sohnes. Es wäre der letzte, dem er, der Vater, beiwohnen würde.

An der bretonischen Südküste

"Wenn Ihr etwas transportieren wollt, dann geht doch zum Seehafen der Flotte. Die fahren jeden Tag raus."
"Das wäre schlecht. Sensible Ware", sagte der Mann mit der Kapuze.
"Wird teuer", murrte der Kapitän.
"Gold ist kein Problem."
"Aber wir fahren erst nächste Woche wieder raus."
Der Kapuziner nickte. "Es ist wichtig, diese Fracht an einem bestimmten Datum zu deponieren."
Er nannte ihm den Zeitpunkt, und der Kapitän runzelte die Stirn. "Noch lange hin!"
"Ja. Ganz genau."


GESTERN


Blyrtindur, Geheimlager Eraya von Wyrm

"Aber die werden das rausfinden, Herrin!"
"Natürlich werden sie das. Und wenn sie tun, was ich will, dann finden sie, was ich suche", sagte Eraya forsch.
"Und das wäre?"
"Ein Geschenk für meinen Gemahl."

Auf See

Der Matrose gab ein Zeichen, dass das Ziel in Sicht war.
"Wie oft, wenn ich fragen darf, haben wir diese Reise noch zu tun?"
"So lange, wie es dauert", antwortete der prominente Gast an Bord.

Terra Brumalis

Sandra hatte sofort Alon informiert. Gemeinsam suchten sie nun Xenophilius auf.
"Die Wand, sie hat sich einfach geschlossen. Kein Zauber hilft!"
Xenophilius nickte bedächtig. "Und Glorianna und die anderen sind eingeschlossen? Das ist kein Problem. Sehen wir uns das an."
Doch selbst er musste zugeben, dass es keine Schwierigkeit für ihn war, die Wand stellenweise zu entfernen, bloß gab es dahinter nichts weiter als eine leere Höhle.
- Artim Mudden, der Wirt, beobachtete die Beratungen der Brumalier.
Er lächelte zufrieden und dachte an Lerhon.
Alea iacta est.

Die Würfel sind gefallen!

Benutzeravatar
Meister
Beiträge:916
Registriert:22 Dez 2006, 22:48

Beitrag von Meister » 22 Jul 2010, 12:38

Vor 600 Jahren


In einem tectarischen Herrenhaus

Das Haus von Breton hatte den Waffenstillstand ausgerufen. Alle Beteiligten des Konflikts, ausgelöst durch das drohende Schisma, legten die Waffen nieder. Von Torbrin, Wyrm und Glan hatten eine entsprechende Weisung an ihre Milizen ausgegeben, genau wie die anderen Häuser.
Und Melath von Milo hielt seine Hand ganz still, als er die letzten Striche seines Werkes tat. In jede Ecke des Pergaments setzte er ein Wasserzeichen, dann verschloss er das Futteral und ließ von seinem Hausmagier einen besonderen Zauber daran anbringen.
"Sorge dafür, dass es sicher bleibt. Man muss es finden. Unbedingt", sagte der alte Gelehrte zu seinem Schüler.
"Ja, Herr."
Dann beteten beide zum Herrn, auf dass die Weissagung sich in vielen hundert Jahren erfüllen möge.


Vor einigen Jahren


Im Palastviertel Bretonias

Der Tod des Königs war einige Tage her, und das Reich stand in Trauer. Zwar hatte sie keinen Bezug zu Lerhon gehabt, doch auch sie empfand Mitleid. Für den kleinen Sohn, der nun ohne Vater aufwachsen musste. Was die Politik betraf, da hatte sie keine besondere Meinung. Sie wusste nur, dass es wichtig war, zu warten:
Auf das, was kommen mochte.
Eraya, eine junge Frau, Agentin Tectarias. Würde ihr Vater dies erfahren, sie wäre so tot wie der König.
Während alle dem Begräbnis beiwohnten, schlich sie durch das Viertel, die Karte in der Hand. Aber schon bald merkte sie, dass einige Koordinaten nicht stimmten. Hier war es auch nicht zu finden.
Wo war sie nur, die Zirkelschrift?


GESTERN


Lager der Shar, einige Stunden nach der Befreiung des Agenten Erayas

"Und? Hat es funktioniert?"
Der Große Behüter nickte. "Wieder habe ich wertvolle Krieger verloren, aber, ja, es ist gekommen, wie Ihr geplant habt.
"Ausgezeichnet", sagte Eraya und ging wieder ihrer Wege.

Lazarus

"Ich bitte dich, Herr, wenn du mich heiraten willst, dann musst du meinen Tempel beschützen."
"Eraya, du hast zugelassen, dass die Kirche, in der wir uns vereinen werden, missbraucht wurde. Finde sie!"
"Das werde ich. Und ich werde noch mehr tun: Wir haben eine einmalige Chance."
Alea iacta est.

Die Würfel sind gefallen!

Benutzeravatar
Meister
Beiträge:916
Registriert:22 Dez 2006, 22:48

Beitrag von Meister » 05 Aug 2010, 14:15

Vor einigen Tagen


Lazarus

Wer war die Stimme, die ihn so berührt hatte? Wer vermochte es, seinen Schmerz zu kennen? Sollte es für ihn Gerechtigkeit geben?
Lazarus saß schweigend in der Hütte. Seine Hände falteten sich, und er sprach ein Gebet an den Vater. Er bat um eine Eingebung, ein Omen, etwas, das ihm endlich helfen würde, dieses Eiland zu verlassen.
Aber niemand antwortete.

Irinia von Glan

Das war also Blyrtindur. Nun, sie konnte gut darauf verzichten, diesen Fels als Protektorat zu gewinnen. Wie sollte sie das auch tun, ohne Unterstützung?
Diese sogenannten Rebellen waren eine wilde Schar, die Hälfte davon Barbaren.
Nein, hier gab es keine Perspektive.
Aber was Bastus ihr sagte, gefiel ihr.


Ostfold - Midgard

Die Hebamme umwickelte den Stumpf mit grauen Tüchern. Es war sinnlos, und die Götter würden ihnen niemals vergeben. Doch das war der Preis für den Frieden. Sie alle zahlten ihn.
"Es ist soweit", sagte eine Wache.
"Schon wieder?"
Dann schritt sie heraus, lief über den kargen Boden unter schwarzen Wolken und weinte.
Es würde niemals enden.

Auf den Mauern Nordsteins - bretonischer Kontinent

"Da war es schon wieder", murmelte Haelan.
"Du siehst schon Gespenster", lachte Bernfried und klopfte ihm auf die Schulter. Dann ging der Anführer der Markwache in die Taverne.
Haelan war allein.
Oder nicht?
Nie würde er diesen Anblick vergessen. Bleich wie der Tod, und doch nicht tot.

Auf dem Schiff 'Seeteufel', Thelwin von Caenors Fregatte

"Einhundertachtzig Boote fahren den Fluss hoch, und die Nordleute sind nicht beunruhigt?", fragte der Schreiber.
"Vielleicht hat sie dieses Lazaruswesen auch in den Bann gezogen, was weiß ich!", brüllte einer der Matrosen.
"Wir werden uns jedenfalls nicht einlullen lassen."
- Die Flotte erreichte die Werft an der Marmorbrücke. Hunderte wilder Krieger standen bereit, sie zu empfangen, während...

...irgendwo im Wilderland ein kleiner Mann zu einer wichtigen Reise aufbrach.
Alea iacta est.

Die Würfel sind gefallen!

Benutzeravatar
Meister
Beiträge:916
Registriert:22 Dez 2006, 22:48

Beitrag von Meister » 08 Aug 2010, 19:33

GESTERN


Im Wilderland - Bretonisches Festland

Martus stapfte durch den Schlamm. Erst hatte er sein Schwert verloren, dann seine Männer, den Proviant - und nun die Orientierung. Wenn er nur Solving finden würde. Jener Zwerg, Begleiter des Orakels.
Der Angriff der Bleichen geschah überraschend. Aber sie ließen von ihm ab - warum nur?
Als er das kleine Dorf erreicht hatte, in dem Solving gern lagerte, hatte er Spuren gesucht. Aber er hatte nur noch Asche gefunden. Das Orakel, es war fort. Keine Spuren Solvings, nichts. Dann war Martus in einen tiefen Schlaf gefallen.
Jetzt war er allein im Nirgendwo. Ob die Krähe, die er gesehen hatte, schon ein Zeichen des Wundfiebers wäre?

Vestfold - Küstengebiet der Markomannen Midgards

Der Alte betrachtete seinen alten Begleiter.
"Erst hast du den Odomar getötet, nun willst du die Freiheit? Nur weil dir dieser Wolf begegnet ist? Willst du mich nicht mehr begleiten?"
Wie immer antwortete der Eber nicht.
"Ich habe den Wanderern aus der Ferne gesagt, was zu sagen ist. Wenn sie nicht bald das Wesen Lazarus besiegen, ist ihre Heimat verloren. Die Bleichen und ihre Meister schreiten voran, und der Kampf um den Thron betrifft alle."
Ein Zögern des Ebers. "Alle?"
"Alle."


ETWA 20 STUNDEN VOR DEM FEST


Brulund, Strandlager

"Das sollte es gewesen sein", murrte der Fischer.
"Sehe ich auch so. Jeder wird sich den Wanst vollschlagen können, meinst du nicht?"
Ein Nicken. Ein Lachen.
Dann ein Blick in den Himmel:
"Es wird heller..."

Derweil irgendwo in den Bergen...

Zwei alte Männer, geschafft von dem langen Aufstieg, bringen Kerzen, Runen, Formeln und einen Stein in Position.
"Bald ist es Zeit."
"Lass uns eine Weile ausruhen."
Stille.
Dann:
"Ich werde bleiben."
Ein Nicken.
Alea iacta est.

Die Würfel sind gefallen!

Benutzeravatar
Meister
Beiträge:916
Registriert:22 Dez 2006, 22:48

Beitrag von Meister » 13 Aug 2010, 17:00

AM TAG DES FESTES


Küste, in der Nähe Brulunds

Die Blitze schlugen vom Himmel; der Donner grollte. Lazarus wünschte sich, er hätte den Sturm gerufen. Er wünschte sich, die tosenden Wellen am Strand würden den ganzen Platz überfluten, und die Blitze die Paladina vernichten - denn er konnte es nicht. Es war ihm nicht möglich, die Auserwählten selbst zu töten.
Doch anstatt Glorianna in Flammen aufgehen zu lassen, schienen alle Elemente sie nur noch stärker zu machen. Das Netz war schon zerstört, als er sich verwandelte und versuchte, den nordischen Göttern den Sturm zu nehmen - ohne Erfolg.
Nun schien sie wieder, die verhasste Sonne.
"Es geschieht, was geschieht", sagte etwas in den tausend Seelen, die er in sich gefangen hielt.
"Sei still, Bruder!"


GESTERN


In der Nähe des verlassenen Lagers der Nachtwache

"Na, wen haben wir denn da?", fragte der Soldat in der blauen Gewandung.
"Die Frau, die dir die Eier abschneiden wird!", fauchte die Kundschafterin Theornons.
Zwei Männer hatten sie gepackt. Dann kam eine Frau dazu.
"Aber, aber, Kindchen. Nicht frech werden. Ich bin Irinia", sagte sie - sie war hässlich wie die Nacht.

Auf See

"Schiffe!"
"Welche Flagge?"
"Ich sehe Rosen, Drachen, Blüten und viele andere!", rief der Matrose.
"Yarun", murmelte der Kapitän der "Seeadler".
Zwei Stunden später bahnten sich die Schiffe aus Eisen und Gold ihren Weg weiter gen Westen und ließen die bretonischen Wracks hinter sich.

Weit weg von dort, auf See

"Kapitän? Wir sollten umkehren. Die verdammten nordischen Langschiffe, sie sind zu schnell."
Ein schwerer Hieb, und der Kopf des jungen Offiziers war Fischfutter geworden.
"Wenn es so nicht geht, dann anders", raunte der Seelord, "zündet das Wasser an. Wir wollen den Hun nicht umsonst das Wasserfeuer gestohlen haben!"
Ein Jubeln ging durch die Reihen der Söldner.

Ein Feldlager im Süden Bretonias

"Nach unseren Informationen hat Roan von Carmon das Land verlassen, Herr."
Der General nickte. "Sein Ziel?"
"Blyrtindur."
"Ausgezeichnet. Hoffen wir, er hat Theornon mittlerweile erreicht. Das Lazarusproblem muss gelöst werden. Wir brauchen jeden von denen hier!"
Die tectarischen Banner wehten, als man sich mit den Waldläufern des Hauses Brioless traf.


HEUTE

Auf der anderen Seite

"Ich liebe dich, Jogvan."
"Ich dich auch, Anna."
Der große Walfänger hielt seine Braut im Arm. Um sie herum lösten sich Steine, fiel Sand in den bodenlosen Schlund des Meeres.
"Es ist vorbei!", rief Artim.
Dann ein Licht. War das das Reich der Götter?
Es war die letzte Frage, die sich jeder stellte, bis man nur noch ein leises Wimmern hören würde, wäre nur ein weiterer Mensch in der Nähe.
"Lariena?"


MORGEN

Das Traumzimmer war immer noch fern. Welche Information war nun wichtig, welche unwichtig? Und wo war der Teil des wahren Namens?
"Er ist tot."
"So, wie Solving es gesagt hat. Einer stirbt."
Alea iacta est.

Die Würfel sind gefallen!

Benutzeravatar
Meister
Beiträge:916
Registriert:22 Dez 2006, 22:48

Beitrag von Meister » 19 Aug 2010, 16:10

DAS ENDE -I-


Vor etwa 500 Jahren

Blyrtindur, in der südlichen Hemisphäre

"Warum sind wir hier, Bruder?"
"Weil es so sein muss", antwortete Remigius.
"Dieser Ort ist der Tod."
"Nein, das ist er nicht. Er ist das Leben."

In der Einsamkeit

"Man hat dich ausgesucht, mein Junge."
"Warum, Bruder Aldwyn?"


GESTERN

Allein

"Wo seid ihr? Es ist so dunkel..."
Theresia schlich durch die Kammer, bis sie eine Treppe fand. Ihre Spielsteine waren verbraucht; Uruku war verschwunden. Dann hatte sie ein Geräusch gehört, und sie wusste, dass es der Tod war - schon waren die anderen weg.
Sie war ganz allein.
"Ich muss helfen, ich muss es schaffen!", redete sie sich ein, um nicht von der Furcht überwältigt zu werden.
Dann sah sie IHN.
"Ich grüße dich. Ich wusste, du würdest meinem Ruf folgen."
"Wir sind keine Freunde. Und doch bin ich traurig."

In den Bergen

Sie konnte sie nicht aufhalten! Die verdammte Paladina, obwohl verbittert und krank, wollte ihren Kopf durchsetzen!
Verzweifelt lief Irinia durch die Gänge, bis sie das Tor erreichte. Sie wollte nichts anderes als zurück, nach Bretonia. Denn sie war gescheitert.
Aber ER hatte andere Pläne...

Irgendwo

"Der Zyklus endet."
"Ja. Es ist vorüber. Aber die Insel wird sterben."


VORGESTERN

In den Bergen

"Ich will mit dir ein Spiel spielen!"
"Ich liebe Spiele."
"Ich weiß", kicherte sie.


HEUTE


In der Kammer

Dunkel und kalt ist es. Ihre Glieder schmerzen. Sie, die den Namen trägt, kann nichts mehr fühlen. Die Schreie des Mädchens hört sie nicht - und doch vernimmt sie ein tiefes Grollen, als das Tor oben sich öffnet...


wird fortgesetzt...
Alea iacta est.

Die Würfel sind gefallen!

Benutzeravatar
Meister
Beiträge:916
Registriert:22 Dez 2006, 22:48

Beitrag von Meister » 20 Aug 2010, 12:39

DAS ENDE -II-


Vor langer Zeit


In anderen Sphären

Es begab sich, zu einer Zeit, da die Götter im Streit lagen, dass eine junge Stute, jungfräulich und rein, ihr Volk in den Krieg schickte, weil ihre Reinheit langsam verschwand. Und sie wurde zornig und wild.
Als der Löwe sie sah, da brannte seine Mähne wie Feuer, und er warf den Zorn der Stute ins Meer, wo die Walfische ihn verspeisten und Kinder mit fahlen Hörnern auf der Stirn zur Welt brachten.
Ihr eigenes Horn glänzte wieder silbern, als sie im Lager des Löwen ihre Beine spreizte, um auch von ihm ein Kind zu empfangen.
Die Tänzerin, Botin des Heils und des Glücks, wurde fortan in den Nebeln Ajhena'dons gesehen, wie auch in den fernen Wüsten Samariqs. Sie ist der Ostwind.
Amur und Led'hare waren zufrieden; sie sahen, dass es gut war.
Und bald wollten sie einen Sohn zeugen:
Denn es war dunkel in der Welt. Der erste Sohn, Tectarion, sein Samen fiel als Leib auf die Erde, denn er kam zu früh. Seither war sein Land Tectaria, und er selbst, seine Seele, leuchtete hell im Westen, am Himmel, heller als alle anderen Sterne.
Aber weil auch die Tage noch dunkel waren, zeugten sie die Sonne, Liras. Aber weil nichts Helles ohne Schatten leben kann, und weil die Sonne in der Nacht zu schwach war, zeugten sie den Mond, Leban. Aber weil es im Norden immer noch kalt und dunkel war, schlüpfte eine kleine Schwester, das jüngste Kind im Bunde, an den Nordhimmel und nannte sich Rosa Brumalia.
Amur und sein Weib erfreuten sich an den Kindern.
"Vater, warum kann ich nicht auch einen Sohn haben?", fragte der strahlende Liras.
"Weil ich dein Herr bin und es nicht gestatte."
Da weinte Liras und ging zu seinem Bruder, der wesentlich kräftiger und entschlossener war.
"Leban, warum haben wir keine Söhne?"
"Ich will mit dir wetten, Bruder. Wer zuerst einen Sohn hat, ist der Machtvollere von uns."
Doch egal wo Liras suchte, er fand kein Mädchen unter den Göttern, das ihm gefiel.
Leban aber fand unter den Sterblichen eine Frau. Ihr Name war Isabella.
"Leban, die Sterblichen sind voller Fehler. Auch dein Sohn wird voller Fehler sein", warnte Amur.
Aber Leban hörte nicht, denn er wollte die Wette gewinnen. Indes weinte Liras so bitter, dass sich die Sonne am hellichten Tag verdunkelte. Isabella sah das Leid des Liras und öffnete ihre Lenden, denn sie war so gnadenvoll wie er.
Aber als Liras seinen Samen in sie fahren ließ, blieben sie von Leban nicht unbemerkt, und er mischte den seinen darunter.
Beide gaben dem Bastard einen Namen. Der eine sah ihn als Heilung an, der andere als Gnadenloses.
Amur war zornig, und er verfluchte seine Söhne und machte sie zu Engeln, zu Dienern. Und ihr Sohn sollte auf ewig zwei Seelen in der Brust tragen, bis jemand erkennen würde, wie sein Name lautete.
Weil aber Liras hell und weise wie die Sonne war, sagte er zu seinem Sohn: "Zeuge ein Kind, und es wird dich lieben. Ihr Name soll Theresia sein. Und sie wird eines Tages Anfang und Ende sein."
Als Amur dies hörte, da erinnerte er sich daran, wie er einst eine Insel schuf, die Heimstatt für seine Kinder sein sollte. Und weil er immer noch zornig war, verfluchte er seinen Enkel, allein auf diesem Eiland zu existieren, das keinen anderen Namen tragen sollte als den, der den Zorn des Amur beschreibt: Am'Shal.
Dass die Menschen sie Blyrtindur nennen sollten, war ihm nicht aufgegangen.


GESTERN


Memystis Palast

Die Geißel der Unterwelt schlich durch die seelenlosen Pfade, vorbei an den Schrecken, die ihn nicht mehr kümmerten. Der ewige Kampf sollte endlich ein Ende haben. Die einzigen Gedanken, die nicht mit Rache verbunden waren, das waren jene an die Frau, die er so geliebt hatte.
Alles andere war Hass. 400 Jahre währender Hass!

Allein

Wo war nur Xenophilius? Sie war so dumm gewesen, so eitel, so von sich überzeugt, dass sie es versäumt hatte, ihn zu schützen. Sie brauchte ihn!
Theresia weinte bitterlich, als Lazarus sie durch die Gänge trug.
"Weine nicht, Tochter."

Das Eis

Die Trollbastion war verloren. Das Eis zog sich zurück, denn die Zeit war noch nicht gekommen. Das Auge richtete sich nun wieder auf Bretonia und Midgard.
Wo war es nur, das Feuer?


Wird fortgesetzt...
Alea iacta est.

Die Würfel sind gefallen!

Gesperrt