Rayc

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Gast

Beitrag von Gast » 22 Sep 2010, 21:17

Das Schiff legte an. Der Wind wirbelte einige Blätter auf, die sich auf dem hölzernen Steg sammelten, bevor er sie ganz in den Fluss blies. Rayc verließ mit anderen Reisenden das Boot, das sie von Blyrtindur wieder nach Bretonia gebracht hatte. Nix fiepte aus der Umhangtasche und suchte sich eine Öffnung, durch die er auf Raycs Schulter gelangen konnte. Rayc bemerkte das kleine Eichhörnchen, das sich genauso wie er auf der Werft umsah.
Als erstes fiel Rayc das viele verbrannte Treibholz auf, das sich teilweise in der Uferböschung verfangen hatte und eine angespannte Stimmung unter den Nordleuten, die den Anlegeplatz überwachten, war ebenso auffällig. Er schnappte einiges an Gesprächen auf und seufzte, denn der Weg zum Tiefenwald würde nicht mehr so einfach sein, wie früher. Die Verhältnisse in Bretonia hatten sich drastisch geändert. Man hielt es zunächst für Gerüchte in Nei-Silvan, was über die Vorgänge in Bretonia berichtet wurde, aber immer mehr wurde es zu einer Gewissheit. Der Krieg war immer noch nicht vorbei. Er hatte sich verlagert.
Aber Rayc hielt nichts mehr auf dem eisigen Eiland. Endlich wollte er wieder durch den Tiefenwald streifen, am Feuer sitzen und Geschichten teilen mit anderen, so wie es seine Väter und Vorväter auch einst getan hatten.
Doch er war Teil des Exodus gewesen, der nach dem großen Krieg einsetzte und musste alles hinter sich lassen, alles. Nur Nix war an seiner Seite geblieben und hatte ihn überall hin begleitet. Rayc lächelte als er über seine erste Begegnung mit Nix nachdachte: „ Ich tue dir nix.“ hatte er damals zu dem kleinen Albino-Eichhörnchen gesagt, dass hilflos und verletzt auf dem Waldboden gelegen hatte. So war Nix zu seinem Namen gekommen und zu ihm. Nix erfreute sich nun bester Gesundheit. Er selber konnte auch nicht klagen, das rauhe Eiland hatte ihn zwar an seine körperlichen Grenzen gebracht, aber auch gelehrt, welche Kräfte er aus ihm schöpfen konnte. Seine Hände waren mittlerweile rauh, rissig und teilweise an der Oberfläche vernarbt. So stark wie die Rinde einer alten Eiche, dachte Rayc und ließ seine Handknöchel knacken. Die Hände eines Kämpfers eben. Bei den Minotauren auf Blyrtindur war der waffenlose Kampf mit der Faust hoch angesehen und hatte einen sehr spirituellen Charakter, weil es um die Einheit der Elemente ging, aus der ein Sebustos seine Kraft bezog. Soviel hatte Rayc in Viburna lernen können und auch, wie sie sich diese sprituelle Energie nutzbar machten. Er nutzte nun die Kraft seiner Ahnen im Kampf und deren spirituelle Energie.
Rayc verließ das Werftgelände und kam zum Wachturm, der vor dem Überang zur Brücke stand. Die Brücke über den Fluss bot einen jämmerlichen Eindruck und die Anzahl der Krieger ließ darauf schließen, dass sich auf der anderen Seite ein ähnliches Bild bieten würde. Die Nordleute schauten ihn grimmig an, grüßten aber verhalten, als sie ihn als Kelten erkannten. Mit dem Nordischen ein wenig vertraut, erfuhr Rayc, dass sich einige Leute in Tilhold trafen, die etwas gegen den momentanen Kriegszustand unternehmen wollten. Also Tilhold und dann mal weiter schauen, waren seine Gedanken, es scheint ja so, als ob es noch ein wenig dauern könnte, bis wieder Frieden eingekehrt ist.
Nix fiepte aufgeregt und Rayc gab ihm eine Nuss, bevor er seinen Rucksack aufsetzte und sich Richtung Tilhold aufmachte. Während seiner Wanderung dachte er daran, dass er sich unterwegs ein Pferd kaufen sollte…

Zum Charakter:
Rayc ist ein großer Kelte mit brauner Haut, fast schwarzen Haaren und grauen Augen. Er ist ziemlich jung, wohl so Mitte zwanzig und trägt eine einfache Lederrüstung. Sein grauer Umhang und der Lederrucksack erwecken den Eindruck, als ob er ein einfacher Wanderer wäre. Bei genauerer Betrachtung ist aber erkennbar, dass Rayc ziemlich muskulös und breitschultrig ist und die Statur eines Kriegers hat. Allerdings trägt er kein Schwert. Ab und zu kann man ein Albino-Eichhörnchen erkennen, das zwischen seinen Schultern hin- und her springt, bevor es sich wieder im Umhang versteckt.

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