An Namid

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Lesabendio
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Beitrag von Lesabendio » 11 Jun 2010, 16:57

Es ist ein warmer Sommertag im Tiefenwald. Die Sonne scheint, und unzählige interessante Gerüche füllen das Gebüsch, vertraut und doch auch aufregend und appetitlich. Namid und Sheva ziehen selbstvergessen mit ihren Kindern durch das Unterholz. In einer Lichtung an einem See machen sie Rast und lassen sich von der Sonne wärmen, während die Welpen im Wasser herumtollen. In der Nähe teilen sich einige Äste, und Anna tritt fast lautlos heraus, mit langen offenen Haaren und nichts als einem Lendenschurz bekleidet. Sie hockt sich zu den beiden Wölfen herunter und streckt die Arme aus. Als Namid seinen Kopf in ihre Hände legt, beginnt sie ihn sanft zu kraulen, wie sie es so oft getan hat.

Dann erklingen Worte, in einem traurigen, doch auch liebevollen Tonfall, und mit Annas Stimme.

"Schließe deine Augen, Namid, und höre mir gut zu.
Ich möchte dir etwas sagen, und es ist mir wichtig, dass du keinen Teil davon versäumst."

Namid tut, wie ihm geheißen.
Annas Stimme erklingt in seinem Kopf.

"Ich werde euch für eine Weile verlassen, um allein zu sein. Ich kann es dir nicht erklären, aber mein Herz ist krank, und ich muss eine Weile in Einsamkeit verbringen, um zu heilen. Ich weiß, daß ich dir versprochen hatte, für euch da zu sein, und es tut mir wirklich sehr leid, daß ich euch nun doch verlassen muss. Aber dafür werde ich euch so viel mehr geben können, wenn ich wieder ganz ich selbst geworden bin...

Ich habe dich beobachtet, und ich bin erstaunt und beeindruckt, wie ernst und verantwortungsbewusst du geworden bist. Sheva hat anscheinend in wenigen Tagen viel mehr erreicht als ich in all der Zeit... Ich bin sehr stolz auf dich, und ich bin mir sicher, dass schon bald auch alle anderen sehen können, was für ein wertvoller und treuer Freund du bist.

Bitte mache dir keine Sorgen um mich, und versuche auch nicht, mich zurückzuhalten. Ich bin nie wirklich weit, und ich werde wiederkommen, das verspreche ich dir. Aber um tun zu können, wozu ich erschaffen wurde, muss ich erst wieder Ganz werden. Und das möchte ich aus eigener Kraft schaffen. Das verstehst du doch, Namid?

Du weißt, du wirst immer in meinem Herzen sein.
Du, und Sheva, und eure Kinder, was auch immer geschieht.
Und nun erwache, Namid, und erinnere dich an diesen Traum."

Als Namid die Augen öffnet, liegen er und Sheva an ihrem gewohnten Platz nahe dem Feuer.
Anna ist fort, doch ihr Geruch ist noch überall um sie herum...

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