Ein lang erwartetes Fest

Geschichten rund um eure Charaktere
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Beriel
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Beitrag von Beriel » 28 Okt 2011, 02:15

Hlifa seufzte leise als sie die Liste ein weiteres Mal las. „Was hast du, Kind?“fragte ihre Mutter, die aus dem Nichts gekommen zu sein schien. Ohne aufzusehen antwotete Hlifa: „Nichts, ich mache mir nur Sorgen. Du weißt, wie sie sind. Hrellir und seine Weiber werden sich Theo gegenüber verhalten, als wäre er ein Eindringling, der niemals zur Familie gehören wird. Warum setzt Vater uns deren idiotischen Verhalten aus?“ „Dein Vater weiß was er tut, das solltest du wissen. Und nicht dein Vater wollte das Fest, es war deine Amma, die es erwartet hat von uns allen.“Myrna strich ihrer Tochter über das Haar, während sie sprach. Ein zaghaftes Klopfen unterbrach das Gespräch. „Mylady, Ihr wünschtet, dass ich Euch erinnere den Speisesaal und die restlichen Vorbereitungen zu begutachten. Zudem möchte ich Euch mitteilen, dass der Schneidermeister soeben eingetroffen ist und eine letzte Anprobe vorzunehmen gedenkt. Natürlich nur, wenn Ihr das wünscht.“ verkündete Joseph, einer der Diener in Burg Hohenfels. Nachdenklich musterte sie den Diener. Er war immer noch leicht nervös, wenn er mit ihr sprach, musste sie zu ihrem Bedauern feststellen. „Bring den guten Mann in das Zimmer meiner Söhne, die Amme soll sie aus dem Unterricht holen und Bruder Owen mein Bedauern übermitteln. Danach wirst du einen Boten zu meinem Bruder schicken, er soll ihm sagen, dass ich ihn sofort sprechen will“ beauftrage sie den Diener im Aufstehen. „Wie Ihr wünscht, Mylady.“er verbeugte sich und verließ eiligen den Raum.

Der erste Weg führte Hlifa in den großen Speisesaal, in dem sonst die Wachen aßen, für das Fest hatten sie die Wachen in einen kleineren Saal ausgelagert. Als die Diener sie bemerkten, verbeugten sie sich hastig und gingen sofort wieder eifrig ihre Arbeit nach. Nur ein Frau mittleren Alters blieb neben ihr stehen und wartete auf ihre Zustimmung oder auf ihre Anmerkungen, was noch zu ändern ist. Die Lady zu Hohenfels sah sich in Ruhe um und atmete tief ein. Der ganze Saal roch nach ihrer nordischen Heimat, eine Mischung aus Wald und Meer. Auch die Tische waren passend dazu bestückt worden. Kleinere Tannenzweige lagen auf den Tischen und Trinkhörner waren als einziges Deck verteilt worden. An dem kleinen Kamin in der Ecke stand ein gepolsterter Stuhl, sowie sie es verlangt hatte. An den Wänden hingen die Banner von Hohenfels, den Häusern Roymar und Waldyr, und eins, dass ihr Vater auf einem Raubzug vor Jahren gefunden und es als sein eigenes auserkoren hatte. „Gute Arbeit, obwohl es fast schon zu gut ist für den Anlass.“beantwortet sie schmunzelnd die stille Frage der Frau. Nach einer weiteren Verbeugung verschwand die Frau und ein Mann trat an ihre Stelle, der stotternd ,zu Boden blickend, sprach: „Mylady, ich...ich weiß nicht, wie...“ „Was ist? Gibt es irgendein Problem, oder warum stotterst du hier rum?“ unterbrach Hlifa ihn, weil sie keine Zeit für lange Reden hatte. „Mylady, der von Euch bestellte Met ist nicht gekommen.“ „Geht zu meinem Mann, ihm wird sicher etwas einfallen. Ich muss mich noch um die anderen Vorbereitungen kümmern.“ sagte sie ihm und war auch schon auf dem Weg in die Küche.

Dort kam sie mehr als genervt an. „Wehe, es verbeugt sich jetzt auch nur einer. Berichtet mir lieber, wie ihr voran kommt.“ Der Koch eilte an ihre Seite und begann sofort zu berichten: Fast alle Vorbereitungen abgeschlossen , aber der Vorkoster ist noch nicht erschienen sei um seine Zustimmung mitzuteilen.“ Während sie den Mund öffnete um darauf etwas zu erwidern, wurde ein Arm um sie legt und ein Kuss auf die Wange gedrückt. „Beruhige dich, kleine Hlifa. Es wird alles gut werden, dein Vorkoster befindet sich auf dem Weg hierher. Er macht Roymar noch seine Aufwartung, dann ist er bei dir.“ erklang die tiefe Stimme ihres Vaters neben ihrem Ohr. Jörn war fast einen Kopf größer als sie, seine grauen Augen leuchteten immer noch, wie die eines jungen Mannes und seine blonden Haare verrieten sein wahres Alter ebenfalls nicht. „Du sollst mich doch nicht immer so nennen. Naja, du wirst dich eh nicht dran halten. Hast du mich gesucht? Oder warum bist du hier?“ In dem Moment kam der Vorkoster, verneigte sich vor ihr und huschte zum Koch, der ihn von Topf zu Topf führte und angespannt auf dessen Urteil wartete. „Nein, ich wusste wo du bist. Man muss nur den eifrigen Dienern folgen oder den verstörten.“ Eines seiner seltenen gewordenen Schmunzeln schlich sich auf sein Gesicht, bevor er fort fuhr: „Ich habe dir noch etwas in dein Zimmer gelegt. Deine Mutter und ich wollen, dass du es bei dem Fest trägst. Deine Amma hat dir auch etwas zukommen lassen, mit den Worten, dass sie keinen Widerspruch duldet und du nicht mal dran denken sollst, dich zu weigern.“Hlifa hob eine Braue und sah ihren Vater an, der sie mit einem viel sagenden Blick ansah. „Sie hat...“ Ein angewiderter Ausruf unterbrach sie erneut und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf das Geschehen zurück. „Das ist ungenießbar! Mylady, diese Suppe könnt Ihr niemanden anbieten, außer Ihr würdet ihm Unheil wünschen. Es mögen keine Wichtpilze enthalten sein, aber dies würde es nicht verschlimmern.“ erklärte der Vorkoster aufgebracht, was sie doch etwas misstrauisch machte, darum kostete sie die Suppe selbst. Der Mann hatte leider recht, das konnte man niemanden anbieten, irgendwas passte nicht, was konnte sie nicht sagen. „Die Suppe wird neu gemacht und du wirst sie selbst kosten. Sollte die Suppe morgen nicht genießbar sein, wirst du die ganze Nacht hier stehen und kochen. Verstanden?“ herrschte sie den Koch an, der sich daraufhin einige Male verneigte und ihr zustimmte. Nach dem sie ihre Eltern zum Abschied geküsst hatte, ritt sie erstmal einige Stunden aus um einen freien Kopf zu bekommen.
Erstaunlich, dass der Mensch nur hinter seiner Maske ganz er selbst ist.
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Beriel
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Beitrag von Beriel » 30 Okt 2011, 02:15

„Herr Jörnson, Eure werte Schwester, Lady Hlifa Waldyr zu Hohenfels, wünscht Euch umgehend zu sprechen.“ erklang die Stimme des Boten hinter Bjartur, woraufhin er sich umwandt und den Boten ansah: „Wünscht sie das? Nannte sie auch den Grund?“ „Mein Herr, Mylady nannte keinen Grund und es steht mir auch nicht zu sie um eine Erklärung zu bitten. Würdet Ihr Euch bitte ankleiden und mich sofort nach Hohenfels begleiten?“ man konnte seiner Stimme entnehmen, dass er sich sehr unwohl fühlte bei Bjarturs Anblick. Ob es seine Nacktheit oder die Tatsache, dass er mit dem Bruder seiner Lady sprach, konnte Bjartur seiner Miene nicht entnehmen. Widerwillig zog er sich an, sah zu seiner Gefährtin hinab, die schlafend da lag, und ihm fielen sehr viele Dinge ein, die er jetzt lieber machen würde als mit seiner Schwester über das Fest zu sprechen. Einen anderen Grund konnte es nicht geben, das Fest würde schon bald stattfinden. Was ihn immer unruhiger und nervöser machte, seine Familie war ihm zwar sehr wichtig, aber er wusste auch dass einige von ihnen seine Gefährtin und seinen Schwager alles andere als herzlich aufnehmen würden. Bjartur kniete sich neben Enyra, küsste sie und bedeckte zusätzlich ihren nackten Körper mit seinem Fell, dann fiel sein Blick wieder auf den Boten: „Dann bring mich mal zu meiner liebreizenden Schwester.“ Der Mann nickt ihm zu und gab seinem Pferd die Sporen, während Bjartur pfeifenden hinter ihm her lief.

In Burg Hohenfels führte ihn sein erster Weg zu seinen Neffen. Djarfur und Hervir schienen nicht sehr erfreut davon zu sein, dass sie still stehen mussten und der Schneider an ihnen herum zupfte. Die armen Jungen dachte er sich als er ihre Gesichter sah, ein fröhliches 'Bjar, Bjar' riss ihn aus seinen Gedanken. „Ja, ich bin doch hier. Ihr wollt lieber spielen, wenn ich eure Gesichter so sehe, aber ihr tapferen Burschen werdet auch das überstehen.“ sagte er leicht lächelnd, bevor er sich dem Schneider und der angespannten Amme zuwandt: „Ich wollte nur kurz nach ihnen sehen. Dauert diese Prozedur noch lange?“ „Mein Herr, Lady Hlifa wünscht, dass Ihre Söhne eine besondere Kleidung für das Fest erhalten. Wir können die kleinen Herrn leider noch nicht spielen lassen. Aber ich verspreche Euch, dass wir uns eilen werden und sie danach spielen dürfen wie es ihr Herz begehrt.“ antwortet die Amme förmlich wie immer. Nickend gab er seinen Neffen je einen Kuss auf die Stirn und drückte der Amme einen Beutel Süßkram in die Hand, danach verließ er den Raum und begab sich zu dem Zimmer seiner Schwester.

„Sieh an, du hast den Weg also doch noch gefunden. Warum hast du solange gebraucht, kleiner Bruder?“ empfing ihn seine Schwester mit einem feinen Lächeln. „Das wüsstest du gern, wie?! Was gibt es denn so dringendes, dass ich sofort kommen musste? Ehm...Sag mal, ist das ihr Gürtel, Mutters Kette und Vaters Horn?“ fragt er sie, nachdem er ihr einen Kuss auf die Wange gegeben hatte und seinen Blick über den Schreibtisch wandern ließ. „Ja,ja und nochmal ja. Das ist aber erstmal unwichtig. Ich habe dich rufen lassen, weil wir über das Fest reden müssen. Gedenkst du einige Lieder und Geschichten vorzutragen? Hast du Enyra von unserem Plan erzählt? Kannst du mit Callum reden? Ich möchte, dass er dabei ist und ein Auge auf Theo hat, falls es zu Auseinandersetzung kommen sollte. Oha...Ich habe vergessen Wachen einzuteilen und ihnen Anweisungen zu geben. Ich brauche ein paar Leute aus unseren Lagern, sie kenne ich länger und weiß, dass sie sich nicht von ein paar betrunkenen Nordmannen abschrecken lassen.“ sprudelte Hlifa heraus, was ihn zum Lachen brachte und einen bösen Blick seiner Schwester bescherte. „ Entschuldige, aber ich finde es zum Brüllen komisch. Man könnte meinen,dass du unsere Familie zum ersten Mal siehst oder auf einem Fest begrüßt. Also ich habe mit Enyra gesprochen, sie kennt unseren Plan und ich habe ihr gesagt, dass sie in der Nähe von uns bleiben soll, bis Amma ihr offiziell ihren Schutz gegeben hat. Schreib deine Bitte an Callum auf, ich bringe sie ihm und dann schreib mir die Namen und die Anweisungen für die Leute auf, ich übernehme das für dich. Aber vor allem setz dich hin, hol tief Luft und trink was. Du bist unerträglich, wenn du Magenflattern bekommst.“ Er füllte zwei Krüge und drückte ihr bestimmt eine in die Hand. Weiber dachte er und trank schmunzelnd einen kräftigen Schluck, sie tat es ihm gleich, wenn auch nicht schmunzelnd und ebenso entspannt wie er es war. Während sie die Namen und Anweisungen auf schrieb, nutzte er die Gelegenheit und sprach sie auf die Jungen an. „Wieso müssen meine Neffen besondere Kleidung für das Fest haben? Hätte es einfache nicht auch getan? Sie machen ein Gesicht als hätten man ihnen das Spielzeug weggenommen.“ „Mh? Ach, du meinst den Schneider...Sie bekommen einfache Kleidung, aber sie wachsen so schnell, dass ihnen ihre andere Kleidung nicht mehr passt. Ich weiß, dass sie das alles für eine Bestrafung halten, was es überhaupt nicht sein soll. Wir waren in ihrem Alter auch nicht anders, wenn wir mal ruhig an einem Ort stehen mussten. Aber es muss leider sein, nicht nur weil sie die Kleidung brauchen, sondern weil sie auch sobald sie älter sind sehr oft ruhig auf einer Stelle stehen oder sitzen müssen. Je früher sie das lernen umso besser für sie. Ich werde sie gleich überraschen gehen und einen kleinen Ausflug an den Fluss mit ihnen machen.“ antwortet sie und überreichte ihm zwei Pergamente. Er las sich beide durch, nickte leicht vor sich und verabschiedete sich mit einem weiteren Kuss auf die Wange von.
Im Hof traf er auf Callum, der mit den Rekruten trainierte, mehr im vorbeigehen übergab ihm Bjartur das Schreiben mit der Bitte und eilte zurück in den Norden, um Lusanna, Levia und Stelson ihre Anweisungen zu übermitteln.
Erstaunlich, dass der Mensch nur hinter seiner Maske ganz er selbst ist.
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Tharon
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Beitrag von Tharon » 30 Okt 2011, 13:48

Derweil allerlei Vorbereitungen getroffen wurden und das ein oder andere Problem gelöst werden musste, hatte sich Theornon schon vor Stunden an den einzigen Platz verkrochen, der ihm Luft zu geben schien - ein Platz, den er eigentlich noch mehr hasste: seinen Schreibtisch.
Hier stapelten sich Bestandslisten, niedergeschriebene Zwistigkeiten hiesiger Bauern, Berichte der Wachen, Briefe Baelons und so fort. "Ich habe diesen Mist zu lange liegenlassen", murmelte Theornon, "aber jetzt ist die Gelegenheit."

Ja, er hoffte, es würde ihn ablenken können. Außerdem war das die beste Möglichkeit, sich vor diesem unseligen Schneider verstecken zu können, der ihm sicher irgendein standesgemäßes Gewand schnippeln würde. Standesgemäß, das bedeutete wohl: Möglichst bunt, der besten Mode nach, im Idealfall einen auffälligen Kragen oder gar Knöpfe mit einem Wappen darauf.
Nach den Dingen, die Hlifa ihm über ihre Familie berichtet hatte (die nun auch seine war), sollte er besser schwer bewaffnet an die Tafel treten, um diesen merkwürdigen Onkel fernzuhalten, tratschende Weiber oder gar eines dieser Mannsweiber, die wahrscheinlich zwei Metfässer eigenhändig über den Hof rollen würden! Na ja, ein Messer, so zur Sicherheit, wäre wohl nicht verkehrt.
"Ist ja nicht so, dass ich mich nicht auf das Fest freuen würde", murmelte er wieder, "aber gleich so viele auf einmal?"

Es klopfte. Wenn das jetzt dieser Schneider war, Theornon würde ihm mit all den unseligen Papieren das Maul stopfen. "Wer da?"
"Herr, es gibt ein kleines Problem, um das Ihr Euch kümmern solltet", sprach ein Diener.
"Komm' einfach rein, und dann sag mir: Was ist es diesmal? Gab's eine Schlägerei? Hat meine liebe Ehefrau etwas vergessen und ist das Reich nun in Not? Nein, sag' mir am besten, dass ein Angriff bevorsteht, wir uns rüsten müssen und das Land verteidigen. Wäre eine gute Gelegenheit, die ganze Sippschaft in die erste Reihe zu stellen. Nach dem, was ich so höre, müssten sie dann erstmal beschäftigt sein", sagte Theornon missmutig.
"Nein es ist viel schlimmer", antwortete der Diener im Eintreten, "wir haben ein kleines Metproblem."
Ein Metproblem. Das klang nicht gut, überhaupt nicht gut. "Was ist los?"
"Einer der Gäste hat - wohl aus Sicherheitsgründen - etwas vom Bestand probieren wollen."
"Und weiter...?", fragte Theornon misstrauisch.
"Er meinte, es fehlt die richtige Würze. Und seine Sippe würde das bemerken. Es würde, wie sagte er, mächtig Ärger geben."
Sofort erhob sich Theornon, lief auf und ab, schmiedete Pläne. "Folgendes: Lady Hlifa und auch ihr Bruder, der dürfte mittlerweile hier eingetroffen oder wieder weg sein, erfahren davon nichts. Außerdem erhält keiner der Gäste Zutritt zum Weinkeller. Ist das Zeug falsch gelagert worden? Kann man überhaupt etwas falschmachen damit?"
"Ich weiß es nicht, mein Herr."
"Ist auch scheißegal jetzt. Wir gehen nun in den Keller. Fragt einer nach mir, sollen die Diener sich was einfallen lassen. Am besten das: Bin in der Anprobe für meine neue Gewandung und will keinesfalls gestört werden."
"Jawohl, Herr."

Im Weinkeller ließ Theornon sich das betreffende Fass zeigen, nahm eine Kelle und tunkte sie in das Gesöff. Er roch daran, dann nahm er einen Schluck. "Schmeckt wirklich eigenartig. Wo kommt der her?"
"Also, wir haben Bestände aus Midgard, aus Tilhold und von einem Händler in der Stadt. Leider, ja, leider hat es jemand versäumt, die Fässer zu markieren."
"Großartig. Wir kämpfen Kriege gegen Mächte, die mit einem Handschlag Wolken durch den Himmel schieben könnten, aber hier versagen wir? Wer auch immer das hätte machen sollen, ich will ihn nicht erwischen."
"Ja, sicher Herr. Was machen wir denn jetzt?"
Theornon sah über die gestapelten Fässer. "Wir probieren alles durch. Schätze dich glücklich."
Der Diener nickte eifrig, nahm sich eine Kelle und schlug das zweite Fass ein. Beide probierten.
"Mh, der schmeckt so, wie er soll. Sogar sehr gut", stellte Theornon fest, "nehmen wir noch einen Schluck."
Auch das nächste Fass trug den bestmöglichen Met mit sich herum. "Ausgezeichnet", sagte der Diener.
"Wir müssen sichergehen. Planung und Aufklärung ist einfach alles", erklärte Theornon pflichtbewusst.
Und ebenso pflichterfüllt probierten sie die nächsten Fässer durch. Ein Schluck gab den anderen, bei manchen verweilten sie einen Moment. Ob am Ende der Diener wankte oder er selbst, wusste Theornon nicht mehr genau zu sagen.
"Hicks", gab der Diener von sich. Dann kicherte er.
"Ischt noch genug da fürsch Fescht?"
"Ja, ich... hicks... denke schooon", gurgelte der Diener.
Ein paar Stunden mussten wohl vergangen sein. Aus einem Metproblem wurde eine angenehme Ablenkung. Theornon ließ, so weit er das noch konnte, in aller Heimlichkeit etwas Werkzeug beschaffen, um die Fässer wieder zu verschließen. Das erste Fass jedoch - sie fanden die Markierung auf dem eingeschlagenen Holz - stammte wohl aus uralten Hohenfelser Beständen. Wahrscheinlich hatten schon Käfer und Ratten Löcher hineingefressen, sodass das Zeug, nun ja, etwas überreif geworden war. "Dasch musch weg", grunzte Theornon zum Diener.
Beide rollten, schwankend und grinsend, das Fass in eine dunkle Ecke, legten ein paar alte Decken darüber und schworen einander, den Vorfall zu vergessen.
"Wir schleischen nun hinauf, isch in meine Schtube, du am beschten insch Geschindehausch", befahl der stolze Herr von Hohenfels dem Diener, den er schon zweimal sehen konnte.
"Jawoll!", skandierte dieser, salutierte, und beide schlichen davon, stießen an einen Vorkoster, kletterten über eine Tafel hinweg an ihren Zielort.

Unterwegs tunkte Theornon seinen Kopf in ein Regenfass, schüttelte sich und betete einige strategische Grundsätze auf und nieder, um den Geist klar zu bekommen. Jetzt ein paar Papiere, dann würde er sich dem fürchterlichen Schneider stellen.
Der war leider schon dort. "Mylord, sind wir bereit?", fragte der Mann mit einer närrischen Stimme und einem läppischen Lächeln im Gesicht.
"Scheiße, ja", knurrte Theornon, der gerade die Burg vor einem Haufen wütender Nordmannen gerettet hatte. Nun, jeden Tag eine Heldentat.
Der Schneider nickte. "Ich empfehle, es ist der letzte Schrei, das Modell 'Aurelion': Schöne güldene Rüschen, ein silbern glänzender Gürtel und..." - Weiter kam der Schneider nicht.
Theornon, der unter Kopfschmerzen eilig nachgedacht hatte über seine Heldentat, gab die bestmögliche Antwort: "Weißt du was, du Pimpf, ich brauche deine Hilfe nicht. Ich werde mir eine nordische Gewandung zulegen."
Den Schneider warf er hinaus, dann sah er zufrieden zum Fenster hinaus. Met war eben das einzige Gesöff, das einem den Kater schon beim Saufen schenkt.
Ein Vorteil dieser Tage.

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enyra
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Beitrag von enyra » 30 Okt 2011, 15:03

Sie atmete tief und ruhig durch. Den ganzen Körper angespannt, wie ihr Bogen, den sie auf den silbrig glänzenden Fuchs gerichtet hielt. Noch einmal atmete sie tief durch und lies den Pfeil auf ihr Ziel los. Sie schloss kurz die Augen und lächelte als er traf...

"Oh, verdammt!" Sie schrie laut auf und schmiss den ganzen Krempel wohl schon zum zehnten Mal von sich weg. Sie betrachtete ihren blutigen Finger, der mittlerweile schon vollkommen zerstochen war. "So werde ich doch nie fertig." Grimmig dreinblickend zog sie die Metflasche zu sich und genehmigte sich einen ordentlichen Schluck.
Sie betrachtete ihr Werk und kam zu dem Schluss, dass sie eigentlich schon recht weit gekommen war. Es fehlte nicht mehr viel bis es fertig wäre. Sie trank noch einen Schluck, kümmerte sich um ihren Finger und nahm die Nadel wieder in die eine und den Stoff in die andere Hand. "Auf ein Neues," seufzte sie und wackelte mit den Ohren wie sie es immer tat, wenn sie sich ganz besonders auf etwas konzentrierte. "Es muss perfekt werden."

Enyra zuckte erschrocken zusammen, als Bjartur sich, wie aus dem Nichts, plötzlich neben ihr niederlies. "Erschreck mich nicht so," funkelte sie ihn an und schob ihre Arbeit schnell hinter ihren Rücken. "Du sollst es doch nicht sehen bevor es fertig ist." Sie schmunzelte leicht und schob schnell alles in einen Beutel den sie in ihrer Truhe verstaute.
"Du hast mir da wirklich etwas eingebrockt," sagte siie und zeigte ihm gespielt schmollend ihren geschundenen Finger.

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Astroras
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Beitrag von Astroras » 31 Okt 2011, 01:22

Grummelnd geht Callum über den Hof und liest nun schon zum fünften Mal die Order durch. Immer wieder schüttelt er den Kopf dabei. Sein Weg führt ihn zum Hauptsaal, wo der Berg Posten bezogen hat.
"Es geht schon los mit dem Ärger. Hlifa will, dass wir ihrer ganzen Sippschaft die Waffen abnehmen. Als ob wir nichts besseres zu tun hätten als ein Rudel Alanen in Schach zu halten."
Berg schmunzelt nur und meint: "Was will sie noch?" Callum seufzt: " Order an das Lager im Norden. Lusanna, Levia und Stelson sollen anztanzen. Die Mädels als Aufpasser für die kleinen Racker und Stelson zur unseren Unterstützung." Er gibt das Schreiben an Berg weiter, der nickt und dann losgeht, die Order seinerseits weiterzureichen.

"Dich scheint das Fest eher zu stören." kommt eine Stimme aus dem Hintergrund. Callum dreht sich um und sieht das zernarbte Gesicht des Lebendieners. "Muss es mir etwa gefallen? Muss ich zusehen, wie eine Bande Nordleute sich hier aufführen werden, dass die Burg Gefahr läuft, doch noch auseinander zu brechen?"
Owen mustert den alternden Paladin. "Nimm es nicht zu schwer. Nur ein paar Tage, dann werden sie wieder abziehen und das Chaos kann aufgeräumt werden."
"Dein Wort in der Götter Ohr", grummelt Callum und schiebt sich am Lebaner vorbei um in den Keller zu gehen.

Dort angekommen sieht er sich um und schaut mit steinerner Miene das Szenario an, dass sich vor ihm ausbreitet: Holzsplitter liegen auf dem Boden verteilt und Flüssigkeiten sammeln sich in den Ritzen zwischen den Pflastersteinen. Callum geht in die Hocke, tunkt einen Finger in die Flüssigkeit und riecht daran - eindeutig Met. Er überprüft die Fässer und stellt fest, dass in manchen mehr, in anderen weniger fehlt. Es drüfte aber noch genug Met für die feine Sippschaft übrig sein. Er schließt die Tür und geht nach oben.

Leise läuft Callum durch die Gänge es alten Gemäuers und vor der Tür zu Theornons Skriptorium bleibt er stehen und will leise klopfen. Er hält inne, als er ein leises Schnarchen hört. Vorsichtig öffnet er die Tür und schließt sie schmunzelnd wieder, nachdem er den Metgeruch wahrgenommen hat.
"Fall gelöst." schmunzelt er und geht zurück in den Keller um die restlichen Spuren zu beseitigen.
Alle Chars würden die Signatur sprengen^^

darum: guckst du hier ->> Nickpage

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enyra
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Beitrag von enyra » 02 Nov 2011, 12:22

"Ich hoffe ich habe nichts vergessen," dachte sie und sah dabei zufrieden lächelnd an sich herab. Über ihrem Kleid trug sie einen weiten Umhang, den sie nun vorsichtig von oben bis unten zuknöpfte. Sie war gerade beim letzten Knopf angekommen, als sie ihn auch schon vor sich hinpfeifen hörte. "Das war knapp," schmunzelte sie und leerte den letzten Rest aus der Metflasche.

"Na meine Schöne, bist du soweit?" Bjartur musterte sie lächelnd. "Oh, ich darf es noch immer nicht sehen?" Enyra schmunzelte: "Ich kenne dich doch. Wenn ich es dir jetzt hier zeige, dann kommen wir ganz sicher zu spät. Also musst du dich wohl noch gedulden, bis wir in Hohenfels sind."
Er trat vor sie, legte die Arme um sie und gab ihr schmunzelnd einen Kuss. "Auch nicht ein ganz, ganz kurzer Blick?" Sie schüttelte den Kopf und blieb hart: "Ich werde es heute schon schwer genug haben. Da will ich nicht auch noch zu spät kommen." "Na gut, wir sind wohl eh schon spät dran."

In Hohenfels angekommen sah sie sich etwas unsicher um, bevor sie langsam ihren Umhang ablegte und Bjartur in die Hand drückte. Darunter kam ein langes Kleid aus dunkelrotem Stoff hervor. Der nicht zu tiefe Ausschnitt war mit dünnen Streifen des Fuchsfelles abgesetzt. Um die Hüften hatte sie den Rest des Fuchses wie einen Gürtel geschlungen und etwa auf halber Höhe ihrer Oberschenkel waren Schlitze im Kleid angebracht, die bis zu den Knien mit dünnen schwarzen Lederbändern zusammengehalten wurden.
Lächelnd drehte sie ihm ihren Rücken zu. Dort war das Kleid sehr tief ausgeschnitten und ebenfalls mit schwarzen Lederbändern zusammengehalten. Darunter konnte man ihre Tätowierungen erkennen. Sowohl die keltischen als auch die nordischen Runen. Ihr langes bläulich-schwarzes Haar hatte sie geflochten und hochgesteckt.

Sie drehte sich weiter bis sie ihn wieder ansah und schmunzelte: "Und?"




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Beriel
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Beitrag von Beriel » 02 Nov 2011, 13:17

Schluckend musterte Bjartur Enyra, er wusste überhaupt nicht wo er zuerst hinsehen sollte. Sie werden sie alle anstarren, das wird alles andere als spaßig, dachte er und ließ bestimmt das zehnte Mal seinen Blick über sie wandern. Sie kannte ihn zu gut, fiel ihm auf, wenn ich sie vorher gesehen hätte, wäre mir das Fest sowas von egal gewesen. Wie soll ich bloß den Abend überstehen? Ich kann sie ja schlecht vor allen Anwesenden ausziehen und ihr zeigen was das Kleid bei mir bewirkt. Verflucht, will sie mich umbringen? Seine gefasste Miene wurde von seinen ausgebeulten Hosen lügen gestraft, sie kamen ihm auf einmal viel zu eng vor. Er kam sich schäbig und dämlich vor, nicht nur wegen seiner Reaktion auf sie, sondern auch in seiner Gewandung. Er sah an sich herunter und musterte sich. Sein kurzarmiges Lederhemd, das über seiner Brust spannte und seine Muskel sowie seine Größe noch mehr betonte, wirkte plumb. Die Hosen, die ebenfalls aus Leder waren, würden ihn den ganzen Abend verraten und für das ein oder andere Grinsen im Saal sorgen. Selbst sein Gürtel, an dem eine fellbesetzte Schwertscheide hing, ließ ihn auch nicht souveräner wirken.
"Wenn du mich quälen wolltest, hast du es geschafft. Du siehst viel zu gut aus, der Abend wird sehr hart werden." brachte Bjartur irgendwie heraus. An ihrem Schmunzel erkannte er, dass sie mit seiner Reaktion gerechnet hatte und sehr mit sich zufrieden war. Er konnte nicht anders, er musste sie in die Arme schließen und ihr zeigen welch beeindruckende Wirkung sie auf ihn machte. "Ich kann dir nicht versprechen, dass wir das Ende des Fest erleben werden ohne dass ich dich mindestens einmal aus dem Raum gebracht habe." sagte er bevor er sie noch enger an sich zog und ihr einen leidenschaftlichen Kuss gab. "Später." war die einzige Antwort, die sie ihm gab, bevor sie sich gemeinsam auf den Weg in den Saal machten.
Erstaunlich, dass der Mensch nur hinter seiner Maske ganz er selbst ist.
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Beriel
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Beitrag von Beriel » 02 Nov 2011, 14:57

„Berichte, wie steht es um die Vorbereitungen? Sind noch mehr Gäste eingetroffen? War der Schneider bei meinem Mann?“verlangte Hlifa von der Dienerin zu wissen. „Jetzt halt endlich still! Du willst doch fertig sein bis alle da sind, oder?“ meckerte Myrna sie an, woraufhin sie still saß und der Dienerin zuhörte. „Mylady, es sind fast alle Vorbereitungen abgeschlossen. Euer Vater hat Eure Geschwister mit ihren Familien empfangen. Sir Theornon hat den Schneider empfangen.“ Twyla machte eine Pause, die Hlifa überhaupt nicht gefiel. „Der Schneider ging unverrichteter Dinge. Sir Theornon kümmere sich selbst um seine Gewandung, teilte mir der Schneider mit. Die von Euch gewünschten Wachen sind eingetroffen. Eure Söhne weigern sich zu schlafen, ihre Amme möchte sich mit Euch beraten.“ beendetet sie ihren Ausführung. Der eine will nicht mit Schneider zusammenarbeiten, die anderen zwei wollen nicht schlafen, jetzt fehlt nur dass irgendein Feind das Reich angreift, dachte Hlifa grummelnd. „Bring meine Söhne zu mir, ich kümmere mich selbst um sie. Die Amme soll sich ausruhen, es könnte ein langer Abend für sie werden. Danach holst du mir einen Krug Met und dann darfst dich zurückziehen.“ so entließ sie Twyla, die sich verbeugte und aus dem Zimmer huschte. Hlifa schloss die Augen und ließ das Gezupfte an ihrem Kopf über sich ergehen. Myrna hatte beschlossen, dass sie ihrer Tochter die Haare nach alter Sitte richtet. „Mama, Mama.“ ertönten die Stimmchen ihrer Söhne als sie den Raum stürmten. Djarfur zupfte an ihrem Ärmel, wie er es immer tat, wenn auf ihren Schoß wollte und Hervir zog sich das Kissen von Theornon vom Bett, um sich damit auf den Boden zu legen. Hlifa nahm Djarfur hoch, der sofort alle Dinge auf dem kleinen Tischen untersuchte. „Hervir, du sollst nicht immer das Kissen auf den Boden legen, worauf soll dein Vater heute Nacht schlafen? Kissen ins Bett und komm zu mir.“ schallt sie ihn. Er murrte leise vor sich hin, zog das Kissen hinter sich her und setzte sich neben Hlifa auf den Boden. Bloß nicht lachen, bloß nicht lachen, dachte Hlifa und versuchte ein ernstes Gesicht zu machen, während sie Djarfur die Kämme abnahm und Hervir ansah. Twyla schlich fast ins Zimmer und stellte den Krug vor Hlifa ab, sah zu den Jungen und runzelte die Stirn beim Verlassen des Raums. „Papa?“ Hervir sah sich suchenden um „Papa?“ „Er arbeitet, deine Amma bring dich zu ihm“ erklärte Hlifa ihm lächelnd und sah zu ihrer Mutter, die schmunzelnd nickte und den kleinen Mann samt Kissen auf den Arm nahm. „Das lassen wir aber hier, dein Papa braucht es heute Nacht und er hat sicher was anders zum Spielen für dich.“ versicherte Myrna ihrem Enkel, während sie das Kissen zurücklegte um dann den Raum zu verlassen. Was Hlifas Kopf auch zu gute kam, die Zupferei ließ ihren Kopf schmerzen und ihre Laune sinken. „Komm meiner kleiner Schatz, wir ruhen uns aus und heute Abend darfst du ganz lange spielen. Deine Vettern und Cousinen kommen zu Besuch, sie wollen alle mit dir und Hervir spielen, darum musst du jetzt schlafen.“ erklärte Hlifa ruhig und erhob sich mit ihm, um ein Fell zu holen, um es sich dann gemeinsam mir ihrem Sohn vor dem Kamin gemütlich zu machen.

Als Hlifa die Augen öffnete kam ihr alles sehr seltsam vor, irgendwas stimmte nicht. Aber was war es? „Na, bist du endlich wach? Du solltest dich eilen, sie werden bald eintreffen.“ erklang eine vertraute Stimme irgendwo hinter ihr. „Was...? Verdammt! Warum hat mich niemand geweckt? Die Kleinen sie müssen....“ sie unterbrach sich selbst als sie bemerkte, dass Djarfur nicht mehr in ihrem Arm lag „Wo ist er? Wo ist mein Sohn?“ fuhr sie ägerlich fort. „Wo soll er sein? Bei deiner Mutter und seiner Amme vielleicht? Du freust dich ja sehr mich zu sehen. Hlifa Myrnasdotter.“ ertönte die Stimme. Diese Stimme...Hlifa richtet sich auf und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Da saß sie sie, den Krug, den Hlifa vollkommen vergessen hatte, in der Hand und musterte ihre Enkelin mit einem feinen Lächeln. Verflucht, dachte sie und sprang auf. „Amma, es tut mir leid. Ich habe dich nicht sofort erkannt.“ entschuldigte Hlifa sich und durchschritt eiligen den Raum, um sich vor ihrer Großmutter niederzulassen und ihr den nötigen Respekt zu zollen. „Steh sofort wieder auf, ich bin Gast in deinem Haus. Und zieh dich endlich an, deine Mutter wird deine Haare nochmal richten müssen, bevor du die anderen begrüßt.“ befahl Hetja ihr, die sich erhob um Hlifa Platz zu machen. Myrna betrat gerade das Zimmer als Hlifa aufstand und sich entkleidete. Die junge Lady spürte die Blicke ihrer Mutter und Großmutter als sie ihnen den Rücken zuwandt, um sich anzukleiden. „Meint ihr, ich kann das wirklich anziehen? Ist das nicht zu gewagt für eine Frau von meinem Stand?“ Hlifa sah unsicher auf ihre Kleider, die sie früher gerne auf Festen getragen hatte. „Stell keine Fragen, zieh es an und bringe deinen Mann zum Schwitzen. Er wird eure Titel direkt vergessen, wenn er dich so sieht und das Fest wird ihm auch gleich werden.“ kicherte Hetja vergnügt vor sich hin. Hlifa musterte ihr Großmutter, dabei zog sie ihre Kleider an. Hetja sah man ihr Alter langsam an, ihre blonden Haare waren fast weiß geworden und Falten zierten ihr Gesicht, was ihre wachsamen graublauen Augen nur noch mehr betonte. „Gut so? Oder solle ich sie etwas lockern?“fragte Myrna und schnürte an der Korsage herum. „Nein, so ist es in Ordnung.“antwortet sie ihrer Mutter, bevor diese wieder an ihrem Kopf herum zupfte und zog. Ein leise Klopfen unterbrach die Frauen. Twyla spähte vorsichtig in den Raum: „Mylady, die ersten Gäste treffen soeben ein. Ich führe sie in das Haupthaus, sofern Ihr das wünscht.“ „Nein, bring sie direkt in den großen Speisesaal. Sind mein Bruder und seine Gefährtin schon eingetroffen?“ Twyla schüttelte unwissend den Kopf, verneigte sich rasch und eilte davon. Hlifa rückte ihre Kleider zurecht und überprüfte die Schnüre ihrer Stiefel, bevor sie sich erhob und sich begutachtete. Die Korsage, deren Nähte von Fellschnüren zugehalten wurden und gerade so bis zur Mitte ihrer Brüste reicht, hoben die selbigen deutlich an und ließ sie noch größer wirken. Das kleine Oberteil, das eigentlich nur ein Fetzenstoff war, bedeckte ihre Brüste soweit, dass sie nicht jedem ins Gesicht sprangen. Es hatte zwei breitere 'Stofffetzen', die an den Oberarmen etwas für halt sorgten. Die dunkelbraunen Hosen und die fellbesetzen Stiefel fügten sich in das Bild der jungen Kriegerin ein. Hetja und Myrna legt ihr DEN Gürtel, einige Ketten und ein Lederband, an dem das Horn ihres Vaters hing, an. Um das Bild zu vollenden befestigte ihre Mutter eine einzelne zartgelbe Orchidee in ihren lockigen und locker hochgesteckten Haaren, wodurch ihr Nacken frei lag, es war eine stundenlange Prozedur aber es hatte sich gelohnt. „Dir fehlt noch etwas, mein Kind.“ verkündete Hetja mit belegter Stimme, was ihr einen fragende Blick von Hlifa und Myrna einbrachte. Die alternde Alanin deutete ihre Enkelin sich etwas nach unten zu beugen, was sie so gleich auch tat. „Diese Stirnband gehörte deinem Großvater, Ingmar hätte gewollt, dass du es bekommst.“erklärte sie während sie es um Hlifas Stirn band. Es fühlte sich sehr kühl und angenehm an, es war aus Leder und ein Fellstreifen zierte die Mitte des Bandes. Nach einer Umarmung und einem schnellen Kuss für die älteren Nordfrauen, eilten sie gemeinsam in den großen Speisesaal.

Alle Anwesenden sahen sich nach ihnen um als sie in den Saal betraten und ihre Plätze einnahmen. „Ich freue mich, dass ihr alle so zahlreich erschienen und heute Abend Gäste in unserem Haus seid. Bevor wir uns dem gemütlichen Teil widmen können, möchte ich mich dafür entschuldigen, dass wir euch nicht schon eher eingeladen haben. Aber ihr versteht sicher, dass wir in den letzten Monaten weder Zeit noch die Möglichkeit für ein Fest hatten. Um den Frieden an diesem Abend zu wahren, werden jetzt alle Waffen, bis auf einen KLEINEN Dolch, eingesammelt und in einer Truhe verstaut. Es ist auch zum Schutz unserer Kinder, die, wie wir alle wissen, einen ebenso großen Drang zu unseren Waffen verspüren wie wir.“ begrüßte Hlifa ihre Familie und nickt dem Berg und Callum zu, dass sie die Waffen einsammeln sollten. „Was ist wenn ich mich weigere? Hetzt du mir deine kleinen Burschen hier auf den Hals?“ zischte die widerliche Natter, Hrellir, und deutet auf die Wachen, die sie hatte einteilen lassen. Der Abend hat noch nicht angefangen und er legt es drauf an, dass ich ihm einen Krug in den Hals rammte, dachte Hlifa finster. „Nein, ich unterfordere unsere Leute nicht gern, meine Söhne könnten dich aus der Burg werfen, alter Mann. Leg die Waffen ab oder verschwinde mit deinem Pack.“ erwiderte die junge Thorkriegerin kühl. Jörn schlug seinem Bruder freundschaftlich und breit grinsend auf die Schulter: „Sie ist bissiger als je zuvor. Tu was sie sagt, oder sie wirft dich raus. Vergiss nicht, dass das hier ihr Haus ist und du nur zu Gast bist.“ Im letzteren Teil schwang ein warnender Unterton der Stimme ihres Vaters mit. Grimmig drückte ihr 'liebreizender' Onkel seinem Bruder die Waffen in die Hand, der sie zufrieden nickend Callum übergab und dem Rest der Familie zu sah wie einer nach dem anderen die Waffen ablegte. Das wäre geschafft, jetzt muss ich den Abend nur noch ohne weiteren Ärger überstehen, ging es Hlifa durch den Kopf, während sie fort fuhr: „Für die Kinder haben wir, in einem Nebenraum, Narren, Musikanten, eine Amme und Wachen untergebracht. Dort bekommen sie auch Essen und Trinken soviel ihr Herz begehrt. Zuvor möchte ich aber meine Söhne und meinen Mann vorstellen.“ Die Amme führte die Jungen herein und sah sich ängstlich um. Sie trugen kleine Stiefelchen mit einem Fellbesatz, Hemden und Hosen aus einer Leder-, Fell- und Leinenmischung, damit sie ungehindert spielen und toben konnten. „Das sind Hervir und Djarfur, der ganze Stolz von meinem Theornon und mir.“verkündete sie mit stolzgeschwollener Brust, dabei Theo suchend und auf ihn deutend als sie ihn entdeckte. „Aber lassen wir die Förmlichkeiten, setzt euch und lasst euch Speis und Trank schmecken. Unsere Köche haben für den heutigen Abend verschiedene Spezialitäten aus Tectaria, Bretonia, Midgard und der Heimat der Elaya zubereitet. Dazu wird es Met im Überfluss geben und ich teile mit euch meinen Schnaps von Hetfrau Branda, die im Norden des Landes lebt.“ beendete Hlifa mit einem leichten Grinsen, ihre Begrüßung und deutete der Amme sämliche Kinder aus dem Raum zu führen. Womit der Abend beginnen konnte und die junge Nordfrau sich unter die Gäste mischte.
Erstaunlich, dass der Mensch nur hinter seiner Maske ganz er selbst ist.
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Beriel
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Beitrag von Beriel » 03 Nov 2011, 18:31

„Ist dein Leben so angenehm wie es aussieht oder trügt der Schein?“ fragte Davina, die Frau ihres ältesten Bruders, sie sehr beiläufig. „Was denkst du? Dass ich hier mir den Hintern platt sitzen und den feinen Damen des bretonischen Adels beim Tratschen zu hören kann? Vergiss das gleich wieder. Ja, ich habe gesellschaftliche Verpflichtungen, ich muss mit den Weibern Tee trinken und ihren endlosen Ausführungen zuhören, was welcher Adlige wann und wie gemacht hat. Und nein, ich versuche so viel wie möglich selbst zu machen, den Teestunden aus dem Weg zu gehen und mich selbst um meine Söhne zu kümmern. An manchen Tagen ist sehr viel zu tun und ich weiß Abends nicht wo mir der Kopf steht, das war mir allerdings von Anfang an bewusst. Aber nur weil ich jetzt die Lady zu Hohenfels bin, werde ich sicher nicht mein Schwert an die Wand hängen und ein 'normales' Leben führen.“ antwortet Hlifa vielleicht ein wenig zu scharf. Es tut mir ja leid, dass ich sie an gefaucht habe, sie kann eigentlich überhaupt nichts für meinen Unmut. Aber wie soll man ruhig bleiben, wenn fast jeder die gleichen Fragen stellte und ständig irgendeine Cousine Interesse an Theo bekundete? Ging es Hlifa durch den Kopf, während Davina sie kurz musterte und einen Hand auf ihre Schulter legte. „Du musst nichts sagen, aber ich möchte dich vorwarnen. Da kommt die nächste Interessentin, bei ihr darfst du gerne die Krallen ausfahren.“ grinste die Märkerin ihre Schwägerin an, die sich daraufhin umsah und seufzend ihre Cousine Otra entdeckte. „Das Biest hat mir grad noch gefehlt.“ knurrte Hlifa leise. „Es tut gut dich zu sehen, liebste Cousine. Du hast mir sehr gefehlt auf unseren letzten Festen. Ich dachte schon, dass du mich nicht mehr magst. Aber jetzt kenne ich den Grund für deine Abwesenheit, gibt es noch mehr solche Leckerbissen wo er herkommt?“ Otra hatte wieder dieses Gesicht aufgesetzt, was Hlifa noch rasender machte. „Nein, ich habe mir den besten Mann ausgesucht. Aber du darfst dir gerne selbst ein Bild von den tectarischen Männern machen. Fahr hin und bewundere die Landschaft, es ist ein wunderschönes Land. Wir waren einige Tage dort, wenn auch nicht zum Vergnügen.“ Die junge Nordfrau schüttelte leicht den Kopf und setzt noch ein Lächeln auf, das fast einen Brechreiz in Hlifa auslöste. „Nein, Vater würde mich niemals nach Tectaria reisen lassen, du kennst ihn ja. Er ist immer drauf bedacht, dass seine Kinder keine Dummheiten anstellen. Aber sag, liebste Cousine, warum gestattest du mir nicht die zweite Frau deines verführerischen Mannes zu werden? Wir waren immer Freundinnen, du hast ihm bereits zwei Söhne geschenkt und damit deine Anrecht als erste Frau gesichert. Dein Mann sieht aus als könnte er mir auch solche liebreizende Söhne schenken und mir zeigen, warum du dich für ihn entschieden hast. Hat er...“ Hlifas donnernde Sitmme unterbrach sie: „Halt deine verdammte Fresse. Wir waren nie Freundinnen, du kannst dir also deine Worte sparen. Keine Frau wird seine zweite Frau werden. Er ist mein Mann, der Vater meiner Söhne und er gehört mir alleine. Wenn du einen armen Tropf suchst, der sich deiner zu viel gebrauchten Lenden annimmt, dann such woanders. Aber ich teile ihn mit niemanden, außer unseren Kindern. Hast du mich verstanden, du falsche Schlange?“ Ihre Mutter, die ungesehener Weise hinter ihr stand, griff nach ihrem Arm und versuchte die zornige Alanin zu beruhigen. „Lass es gut sein, du musst nicht teilen. Entschuldige dich bei deiner Cousine und trink etwas.“ Soweit wird es noch kommen, dass ich mich bei dem Weib entschuldige. Na toll, jetzt kommen die auch noch. Überschlugen sich ihre Gedanken, bevor ihr Vater und Hrellir sie erreichten. Orta klagte ihrem Vater ihr Leid und begann zu weinen, was Hrellir zum Schäumen brachte. „Geht man hier so mit seinen Gästen um? Du willst nicht teilen? Warts ab Weibsbild, du wirst gleich teilen lernen.“ fauchte Hrellir sie an und verschwand mit seiner weinenden Tochter. Jörn wollte gerade ansetzen etwas zu sagen, schwieg aber lieber als er den gereizten Blick seiner Tochter bemerkte. Was ihn dazu brachte ihr einen Kuss zu geben und ihr Horn mit Schnaps zu füllen.

Nach dem kleinen Zwischenfall mit Otra, trauten sich die anderen Weiber nicht sie zu fragen. Was Hlifa sehr gelegen kam, so konnte sie Theornon von weitem beobachten. Aber sich solange von ihm fern zu halten war schrecklich, weshalb sie den Raum durchquerte und dicht hinter ihm stehen blieb. „Siehst du die Kleine da vorne? Die Schwangere, die sich immer wieder verstohlen umsieht. Das tut sie nicht grundlos. Sie wurde mit Hrellir verheiratet, als sie 15 Jahre wurde. Diese widerliche Natter behandelt das arme Ding sehr schlecht. Mutter sagte vor einigen Jahren mal, seine Fäuste seien unerbittlich und hätten ihren Blutdurst erst nach mindestens 20 Schlägen gestillt. Vor etwa einen halbem Jahr stillten seine Fäuste ihren Durst mit ihrem Blut. Einer von Hrellirs Söhnen, er ist etwa in meinem Alter, fand sie mehr tot als lebendig. Er nahm sich ihrer an, versorgte ihre Wunden und heilte mit seiner liebevollen Art ihr Herz. Das Ergebnis dieser Heilung trägt sie unter ihrem Herzen. Wenn Hrellir das wüsste, würde er alle drei auf der Stelle töten und seine Wut an einer anderen Frau auslassen.“ hauchte Hlifa ihm ins Ohr, aber diese Nähe war eine verdammt schlechte Idee. Mit jedem Atemzug wurde sie sich seiner Nähe bewusster und ihre Sinne begannen sich zu überschlagen. Es kostete Hlifa ihre ganze Willenskraft nicht vor allen über Theornon herzufallen. Unbewusst legt sie einen Arm um seine Taille und ihren Kopf auf seine Schulter. „Ich hoffe, dass der Abend schnell vorbei ist. Ich sehne mich zu sehr nach deinen Berührungen, um einen kühlen Kopf zu bewahren, mein Herz.“ flüsterte sie ihm rau zu. Der Versuch sich schnell von ihm zu lösen und den Raum zwischen ihn und sich zu bringen, bevor ihre Sinne ihren Dienst endgültig versagten, scheiterte kläglich. Bevor sie sich eines besseren besinnen konnte, hat sie seine Hand genommen und führte ihn bereits in den einen Nebenraum des Saals. Die Tür fiel gerade hinter ihnen zu, als Hlifa sich schon an Theornons Hosen zu schaffen machte und zerrte gleichzeitig ihre herunter, um ihre Sehnsucht nach ihm wild und leidenschaftlich stillen zu lassen. Worum die junge Nordfrau ihren tectarischen Ehemann nicht lange bitten brauchte.
Nach dem sie sich beide wieder angekleidet hatten, schickte sie ihn vor und machte sich selbst auf den Weg in den Raum, der für die Kinder gedacht war und sah dort nach dem Rechten.

Den Kindern geht es gut, mein Durst nach Theo ist vorerst gestillt und meine Verwandtschaft benimmt sich ziemlich friedlich. Was soll mir jetzt noch den Abend vermiesen? dachte Hlifa schmunzelnd als sie den Saal wieder betrat. „Du sollst sofort zu ihr kommen. Es gibt Ärger wegen Hrellir und Otra.“ teilte Myrna ihre, bis eben zufriedenen, Tochter mit. „Na toll...Wo ist Vater? Ich glaube es ist besser, wenn er in meiner Nähe ist.“ fragte sie ihre Mutter, die sie in Hetjas Richtung schob und nach Jörn suchen ging. Die Thorkriegerin erreichte gerade ihre Großmutter als Jörn an ihre Seite trat und seine Mutter ebenso abwartend ansah wie sie selbst. Hrellir grinste dreist und Otra wischte sich ihre falschen Tränen weg als Hetja das Wort an Hlifa richtet: „Ich will deine Seite hören. Was war los? Hast du deine Cousine eine falsche Schlange genannt? Und warum bringst du deinen Vater mit? Kannst du deine Angelegenheit nicht mehr alleine regeln? Seit du eine bretonische Lady bist?“ „Mutter, sie hat das selbe Recht wie Otra. Sie hat ihren Vater auch mitgebracht, darum kann ich meine Tochter auch begleiten!“ mischte sich Jörn erbost ein. „Ich kann meine Sachen selbst regeln, aber es ist besser wenn Vater bei mir ist. Falls das ein Problem sein sollte, kann ich das Fest sofort beenden und die ganze Sippschaft hinaus werfen.“ stieß Hlifa zwischen ihren zusammen gebissenen Zähne hindurch. Sie hätte besser den Mund gehalten und tief durch geatmet, da sie sich eine Ohrfeige ihre Großmutter als Antwort einfing. „Siehst du, Mutter. Dass Gör hat jeden Respekt und Anstand verloren, seit es sich mit diesem Abschaum eingelassen hat.“ warf Hrellir ein, woraufhin Hetja auch ihm eine schallende Ohrfeige verpasste und Hlifa abwartend musterte. „Ja, habe ich. Ich wusste nicht, dass die Wahrheit auszusprechen ein Vergehen ist. Und ich sage dir noch etwas, ich dulde keine andere Frau an der Seite meines Mannes. Vor allem keine Frau, die selbst nicht weiß wieviele Männer sie in den letzten drei Wochen hatte. Schlag mich ruhig dafür, es ist mir gleich. Aber ich werde Theo NICHT teilen und fertig!“ grollte die junge Nordfrau zornig. „Hättest du ihr das nicht ohne Beleidigungen sagen können? Warum glaubst du, dass du über sie urteilen darfst? Hast du nicht selbst, bis du ihn gefunden hast, das gleiche Leben geführt? Nenn mir einen guten Grund, warum ich nicht zu Gunsten deiner Cousine entscheiden soll?“ forderte Hetja. „Sie versteht nur klare Worte, darum hab ich es ihr offen gesagt. Und ja, ich habe ein ähnliches Leben geführt. Aber ich kann dir alle Männer aufzählen, ihre Namen und den Tag, an dem sie mich vögeln durften, nennen. Also hab ich auch das Recht über sie zu urteilen, weil sie das noch nie konnte und das auch in Zukunft nicht können wird. Ich will ihn einfach nicht teilen, weil ich ihn mehr als mein eigens Leben liebe. Grund genug? Ich kann dir noch sehr viele andere Gründe nennen.“ ohne eine Antwort abzuwarten fuhr sie fort. „Er soll wegen mir zufrieden einschlafen, seinen Kopf an meinen legen und seine Hände sollen nur mich berühren. Das hört sich sehr einseitig und selbstbezogen an, aber das ist es nicht. Er ist mein Schicksal und ich seins. Niemand darf sich zwischen uns drängen. Das würde ich nicht überleben, alleine der Gedanke lässt mich zittern und wütend werden. Kannst du mich überhaupt nicht mehr verstehen?“ Die Worte waren kaum ausgesprochen, da verfluchte Hlifa sich schon dafür. Warum zeige ich diesen Idioten wie sehr mich das alles trifft und verletzt? Wenn die stolze Kriegerin in ihr etwas hasste, dann war es Schwäche und diese noch offen zu zeigen, war noch viel schlimmer. „Jetzt hast du gesprochen wie deine Mutter. Ich ahnte schon, dass du ebenso leidenschaftlich um und für deinen Theornon kämpfen würdest. Darum werde ich dir auch deinen Willen lassen, keine andere Frau aus unserer Familie wird sich zwischen euch drängen.“ dann nahm Hetja ihre Enkelin in den Arm und sprach ruhig weiter „Mein Kind, ich werde noch einige Zeit hier bleiben, nach dem Fest, um dich in einige Geheimnisse einweihen zu können. Damit du meine Nachfolge als Oberhaupt unserer Familie antreten kannst. Sobald ich dazu nicht mehr in der Lage bin. Das ist auch einer der Gründe, warum du IHREN Gürtel trägst und niemand sonst. Eine letzte Warnung an alle ist aber noch angebracht, Theornon steht ab sofort unter meinem persönlichen Schutz. Sollte sich auch nur einer wagen ihm ein Leid zuzufügen, wird das für den GESAMTEN Familienzweig Konsequenzen haben.“ Eine unheimliche Stille hatte sich im Saal ausgebreitet, alle mussten Hetjas Worte gehört haben und starrten sie höchstwahrscheinlich an. Hlifa traute sich nicht über ihre Schulter zu sehen oder auch nur ein Widerwort von sich zu geben. Da sah sie ihren Bruder Bjartur.

Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken, so gespenstig war die Stille. Er legte einen Arm um Enyra und sah sich schluckend um. Das ist meine Gelegenheit, dachte sich Bjartur und zog Enyra mit sich zu seiner Großmutter. Dort angekommen ließ sich der junge Skalde nieder und nahm beide Hände der alternden Nordfrau. „Amma, ich weiß es ist kein guter Zeitpunkt, aber ich möchte, dass du Enyra den selben Schutz wie Theornon gibst. Nicht aus Neid auf Hlifa, sondern weil sie zu unserer Familie gehört, auch wenn wir noch nicht verheiratet sind, und damit ist sie würdig deinen Schutz zu erhalten.“ „ Spricht da dein Herz oder die deutliche Beule deiner Hose? Egal, du brauchst nicht antworten. Ich sehen keinen Grund deiner Gefährtin meinen Schutz zu verweigern. Aber du wirst uns später, sobald diese nordischen Torfköpfe aus ihrer Starre erwacht sind, die Legende von Hlifas Gürtel erzählen. Unsere neue Familienmitglieder sollen sie hören und du kannst sie besser erzählen als ich. Wusstest du, dass du das von deinem Großvater hast? Er liebte es uns mit alten Geschichten, Legenden und Lieder zu unterhalten.“ verkündete Hetja und setzte sich wieder auf ihren Platz am Kamin, um eine heimliche Träne weg zu wischen. Nickend erhob sich Bjartur und zog sich mit Enyra zurück um etwas Normalität einkehren zu lassen und auf ihren Triumph anzustoßen.
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enyra
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Beitrag von enyra » 04 Nov 2011, 17:54

Sie musterte ihn schmunzelnd. "Es scheint wohl zu gefallen," dachte sie sich und erwiederte seinen leidenschaftlichen Kuss. "Später," sagte sie nur, atmete tief durch und machte sich mit ihm auf den Weg in den Saal.

Als sie eintraten sah sie sich etwas verstohlen um und schluckte leise. Ihr war, als sei es um sie herum plötzlich sehr still geworden und als wären alle Augen auf sie gerichtet. Sie zwang sich ein Lächeln aufs Gesicht und lies sich von Bjartur zu ihren Plätzen führen. "Ich brauche ganz schnell etwas zu trinken," murmelte sie ihm zu und kramte aus einem Beutel unter ihrem Gürtel nervös ein Stück Marzipan hervor.

"Was ist, wenn ich mich weigere? Hetzt du mir dann deine kleinen Burschen hier auf den Hals?"
"Na das fängt ja schon gut an," murmelte sie Bjartur zu. beruhigend nahm er ihre Hand: "Es kann nur noch besser werden, verlass dich drauf." Enyra nickte leicht schmunzelnd: "Na wir werden sehen."

Leise schluckend sah sie sich im Saal um, der ein weiteres Mal sehr still geworden war. Sie spürte Bjarturs Arm um sich und wie er sie mit sich zog. Als er mit seiner Großmutter sprach senkte sie leicht den Kopf, jedoch ohne die beiden aus den Augen zu lassen.
"Spricht da dein Herz oder die deutliche Beule deiner Hose?" Enyra konnte ein schmunzeln nicht unterdrücken. "Egal, du brauchst nicht zu antworten. Ich sehe keinen Grund, deiner Gefährtin meinen Schutz zu verweigern." Ihr schmunzeln verwandelte sich in ein erleichtertes Lächeln und sie nickte der alten Nordfrau dankbar zu.

Bjartur zog sie mit sich hinaus. "Das lief ja bisher besser als ich dachte," sagte sie lächelnd und zog ihn mit sich zum Fluss.
"Ein Problem hätten wir gelöst." Sie zog eine Metflasche, die sie unterwegs gegriffen hatte, hinter dem Rücken hervor, trank einen Schluck und gab sie Bjartur. "Und jetzt," schmunzelnd drückte sie ihn gegen den nächsten Baum und küsste ihn leidenschaftlich, "kümmern wir uns um ein anderes Problem," grinste sie und öffnete mit flinken Fingern seine Hose.




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Tharon
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Beitrag von Tharon » 04 Nov 2011, 19:48

Bekanntlich war Met, wie er erst kürzlich herausfinden durfte (letztlich hatte sich Bekanntes nur bestätigt), das einzig bekannte Gesöff der Welt, das den dicken Kopf schon beim Saufen entstehen lässt. Mit roter Nase war er dann am Morgen erwacht, hatte die Papiere in eine Ecke geworfen und dem Schneider ausrichten lassen, er möge nie wiederkehren. Hingegen hatte der Diener, mit dem er den Abend im Weinkeller verbracht hatte, die Aufgabe bekommen, ihm eine der Nordfrauen aus dem Protektorat Edailech kommen zu lassen - am besten mit Stoffen, Fellen, Nadel und Faden.
"Solang ich nicht aussehe wie ein Sack Scheiße oder ein Nordmann auf Diät, muss es etwas Nordisches werden."

Und schon war das Fest in vollem Gange. Wohin man auch sah: Nordleute. Auf gewisse Weise machte es Theornon zufrieden, denn immerhin war es wichtig, bei der Familie einen guten Eindruck zu hinterlassen. Dass er dies einmal denken und tun würde, wäre ihm in Tectaria oder auf Blyrtindur niemals aufgegangen. Aber nun sollte es so sein. Er liebte sein Eheweib. Und wenn Hlifa ein Fest wollte mit der ganzen Sippschaft, ja dann sollte sie es auch bekommen.
Wichtig war nun, den Schaden an Geist und Körper so gering wie möglich zu halten. Er hatte den Wachen befohlen, auf unerlaubte Waffen - bis auf die erlaubten Dolche und Messerchen - zu achten; den Dienern hatte er ausdrücklich mitgeteilt, dass die Krüge der wichtigsten Leute immer gefüllt sein sollten. Doch durfte niemand auf eigenes Ansinnen hin den Keller aufsuchen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, die Theornon mit für ihn namenlosen Kriegern verbracht hatte (zwar stellte man sich vor, aber der Alkohol, die Lautstärke und eine gewisse Art von grundsätzlichem Chaos, was üblich war bei Gelagen dieser Art, ließen ihn Namen schnell wieder vergessen), rettete Hlifa ihn vor weiteren Attacken der Gäste und ließ ihn merken, wie sehr sie ihn liebte. Nun, das basierte natürlich auf Gegenseitigkeit.
Doch wie alle schönen Dinge, waren auch diese Momente irgendwann vorbei, und er durfte sich erneut in das Getümmel stürzen. Hier eine Tratschtante, da ein besoffener Jungspund, der sich messen wollte; dort ein traditioneller Onkel, hier wohl eine plappernde Cousine. Alles in allem ein buntes Volk. Theornon trank mehr Met als sonst - absurd war, dass er es nur tat, um nicht den Überblick zu verlieren: Je mehr doppelt er sehen würde, umso mehr Sinn ergäbe alles, stellte er schmunzelnd fest. Ja, so war es zu packen!

"Schau dir den an! Zieht sich an wie wir und ist doch zwei Köpfe kleiner!", brüllte ein Kerl von der anderen Seite der Tafel. "Zwergnase", gab ein anderer von sich. Der war noch ein Milchbart, aber der andere wirkte durchaus wie ein Kirchturm, der aus einem Dorf ragte.
"Was war das?", fragte Theornon dann. Im selben Moment fragte er sich, metbenebelt, was ihn da nun geritten haben mochte. Die Sache konnte ja gar nicht gut ausgehen.
Das zeigte auch die Stille, die in dem Moment eingetreten war. Die Blicke wanderten zu ihm; der erste, der gebrüllt hatte, schlug seinen mächtigen Ellbogen auf den Tisch, dass es nur so krachte. "Aha, ein Held. Na, dann lass mal sehen."
"Das würd ich nicht tun", flüsterte irgendeine Tante.
"Wird sich zeigen." Warum hab ich das nun gesagt, fragte sich Theornon. Musste wohl der ganze Met sein.
Und schon landete auch sein Arm auf dem Eichenholz. Die Hand seines Nachbarn hatte die Größe einer Bärenpranke. "Mutig, mutig!", lachte der Kerl, und die anderen stimmten ein.
"Seh' ich etwa aus wie ein Sack Scheiße?", fragte Theornon.
"Nein, aber die prügel ich aus dir raus, wenn ich dich im Armdrücken besiegt habe!"
Der Bär übte ziemlichen Druck aus, und schnell näherte sich Theornons Arm der Tischplatte - die anfeuernden Rufe der Familie (natürlich für den Bären) ermutigten ihn jedoch mehr, als dass sie ihn straucheln ließen.
"Weißt du, Dicker", knurrte Theornon, "es gibt da ein paar interessante Tricks. Zum Beispiel den."
Bevor der andere es auch nur ahnen konnte, drehte Theornon sein eigenes Handgelenk auf die Innenseite des Arms des Bären. Mit einer schnellen Bewegung aus der Schulter brachte er den Wettkampf wieder ins Gleichgewicht. "Anfängerglück!", brüllte der Bär.
"Eigentlich nicht. Weißt du, Dicker, so einen Kinderkram lernt man nicht, das kann man einfach."
Zack! Wieder hatte er den Dicken abgelenkt, sodass eine flinke Bewegung ausreichte, er den Arm seines Gegners niedersteckte und siegreich war. Mit der anderen Hand griff er einen Metkrug und ließ ihn krachend auf dem verdutzten Gesicht des Bären zerschellen.
"Noch einer?"
Schweigen. Dann Gelächter. Die Tante wich dem Onkel, von dem Theornon schon so viel gehört hatte. "Jetzt sind wir dran", knurrte er.
"Das glaube ich kaum", sagte eine Stimme von hinten. Na, das war doch Hetja. Sie zwinkerte Theornon zu, machte eine abweisende Handbewegung zum Onkel, der brummend das Weite suchte.
"Einen Feind bin ich los, der andere kommt auch noch. Aber jetzt erstmal eine Stärkung", murmelte er, derweil er Hetja einen Krug füllte, sich selbst den zweiten, um mit ihr und den anderen anzustoßen.
Ein Sack Scheiße war er nicht, aber betrunken genug, es mit einer Armada Alanen aufzunehmen.

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Beitrag von Beriel » 05 Nov 2011, 17:29

Sie hatten kaum den Saal wieder betreten,als seine Mutter kam und Enyra mitnahm, um ihr weitere Verwandte vorzustellen. Es war wichtig für sie und ihn, aber es störten ihn auch sie in dem Kleid alleine gehen zu lassen. „Darf sie auch mal alleine den Saal erkunden und sich unserer Familie stellen?“ eine große Hand wurde auf Bjarturs Schulter gelegt und das grinsende Gesicht seines Bruders Leikur war neben ihm erschien. „Mutter, sie hat sie mitgenommen und wird auf sie achten. Es gefällt mir überhaupt micht, dass ich sie alleine lassen muss. Vor allem nicht nach den Vorfällen mit Hlifa und Hrellir, sie hat den Dickkopf und die scharfe Zunge von unserer Amma geerbt. Keiner von unseren anderen Kindern hätte sich das gewagt. Aber was ist, wenn Hrellir Enyra trotzdem zu nah kommt und ihr etwas tun will?“ leider konnte er einen besorgten Unterton nicht verbergen. Leikur schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Ach was, es wird nichts geschehen. Amma wird es nicht zulassen. Sollte er trotzdem versuchen, dann wirst du ihm zeigen, dass er sich das nicht nochmal wagen sollte. Außer Hlifa kommt dir zuvor, unser Schwesterchen sitzt mit hochrotem Kopf in einer Ecke und murmelt Flüche vor sich hin. Sie würde besser am Anblick ihres Mannes, der sich wacker schlägt und Hafall im Arm drücken besiegt hat, erfreuen. Jetzt ist er aber Hetja ausgeliefert und du weißt wie sie ist.“ Der junge Skalde zuckte mit den Schultern und sah sich nach seiner Schwester um. „Hlifa hat Theornon nicht ohne Grund geheiratet. Er weiß sich durchzusetzen, damit hat er unser Schwesterchen beeindrucken können und dass er sie sehr liebt, beweist er ihr auch heute wieder. Welcher Nichtnordmann würde ein Fest wie das dulden und freiwillig erscheinen, wenn eine Frau und die Liebe zu ihr nicht der Grund ist?! Ich sehe besser mal nach ihr, nicht dass sie noch ausrastet und Hrellir den Schädel einschlägt.“ Leikur nickte ihm zu, woraufhin Bjartur den Raum durchschritt und bald vor seiner Schwester stand. „Hoch mit dir und mach ein nettes Gesicht. Du verdirbst dir nur selbst die Laune. Lass Hrellir reden, er will dich nur provozieren und du springst drauf an wie du es immer getan hast. Gönn ihm den Erfolg nicht, das ärgert ihn viel mehr.“ Bjartur zog Hlifa auf die Beine und legte eine Arm um ihre Schultern. „Sieh dich doch mal um. Ihnen gefällt es hier, dein Mann setzt sich gegen alle durch, Enyra wird von Mutter in die Familie eingeführt und bis auf wenige Zwischenfälle haben wir das gut überstanden. Den restlichen Abend werden wir auch noch schaffen. Selbst unsere Amma ist zufrieden, auf den letzten Festen war das nicht der Fall. Du hast gefehlt und jetzt sind wir wieder alle zusammen, also vergiss deinen Ärger ihr zuliebe.“ „Was...? Hast du nen Vogel? Ich sitze nicht wegen Hrellir hier. Hetja ist der Grund, warum ich mich zurückgezogen haben und mich ärgere. Ich kann nicht ihre Nachfolge antreten, außer ich gehe nach Midgard zurück und das hab ich erstmal nicht vor. Wenn ich alt bin und nicht mehr kämpfen kann, dann gehe ich vielleicht zurück. Ich liebe Midgard, es ist meine Heimat und es schmerzt auch, dass ich nicht mehr dort lebe. Aber ich bin hier glücklich, Theo und ich haben hier soviel erreicht, das kann und will ich nicht einfach aufgeben. Hätte sie mich vorher gefragt, dann hätte ich es ihr erklärt, dass ich nicht ihre Nachfolgerin werden kann. Nur jetzt kann ich nicht mehr ablehnen, ohne unverschämt oder undankbar zu wirken.“ Das stimmt, aber da wird sich eine Lösung finden lassen. Dachte Bjartur, bevor er sie Richtung der Gäste schob und sich selbst auf die Suche nach Jörn, der immer einen Rat wusste, machte.

Vater hat reagiert wie ich es mir dachte. Er würde uns gerne alle mit zurück nach Midgard nehmen und dort wieder unser 'normales' Leben führen. Nur wir können jetzt nicht mehr zurück. Ging es Bjartur durch den Kopf und stimmte ihn auch traurig. „Enyra hat sich deiner erbarmt wie ich sehe.“ unterbrach Hetja schmunzelnd seine düsteren Gedanken. „Erbarmt würde ich es nicht nennen, eher sich meiner erfreut.“ erwiderte er ebenso schmunzelnd. Hetja setzte sich neben ihren Enkel und musterte ihn mit undeutbarer Miene. „Aber etwas ist nicht wie du es gerne hättest. Was ist los? Ist es wegen deiner Schwester? Mach dir keine Gedanken, ich habe mit Hlifa gesprochen. Sie muss nicht mit ihrer Familie in Midgard leben. Ich war auch nicht immer da und habe unserer Familie trotzdem als Oberhaupt vorgestanden. Und vor allem habe ich nicht vor ihr diese Bürde in naher Zukunft zu übertragen.“ „Das ist es nicht. Ich wusste, dass du eine Lösung für das Problem finden wirst und alle damit zufrieden sein werden. Es ist wegen Vater, er möchte uns gerne alle wieder in unserer Heimat wissen und dort unser altes Leben weiterführen. Aber das können wir nicht. Hlifa hat ihre Familie und Verpflichtungen hier. Und ich habe mich ihrem Leben angepasst, ich helfe ihnen wo ich kann und dann habe ich hier auch Enyra. Sie könnte sich auch vorstellen mit zu kommen, aber dann verliere ich Hlifa wieder aus den Augen und das will ich überhaupt nicht.“ „Du bist deinem Großvater sehr ähnlich, er hing auch sehr an seinen Schwestern und wollte dass sie glücklich sind, weil es ihn glücklich machte. Dein Vater wird es sich immer wünschen, aber auch er will euch alle glücklich wissen und wenn ihr hier glücklich seid, dann bleibt er bei euch beiden und euren Lieben. Falls ihn das Heimweh zu sehr plagt, kann er jederzeit in die Heimat fahren und einige Zeit bei uns bleiben. Was auch du und Hlifa könnt. Es ehrt dich, dass du erst an deine Familie denkst und dann an dich. Aber du machst dir unnötige Sorgen, Skuld webt unsere Fäden wie es ihr gefällt und daran können wir nichts ändern. Vertraue auf deinen Glauben und liebe deine Familie. Einen anderen Rat kann ich dir erstmal nicht geben. Und jetzt erzähle mir von Bretonia, gibt es hier anständigen Kerle in meinem Alter? Was hast du getrieben seit du hier bist?“ Grinsend berichtet Bjartur seiner Amma, die ihm mal lachend und mal kopfschüttelnd zuhörte, über die Ereignisse der letzten Monate, die Gegend und wo sie vielleicht einen Mann finden könnte. Es gesellten sich auch einige andere Verwandten dazu und lauschten seinen Worten.
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Beriel
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Beitrag von Beriel » 06 Nov 2011, 18:26

Die Nornen meinen es einmal mit mir gut. Zwei wunderschöne Söhne, ein Mann, der mich liebt und alles für mich tut, und meine Familie um mich. Hoffentlich meinen diese zänkischen Weiber es noch sehr lange gut mit mir. Dachte Hlifa lächelnd als sie ihre schlafenden Söhne ansah. Es war nicht schwer gewesen sich vom Fest zu stehlen und sich etwas Ruhe zu holen. Bjartur unterhielt einige mit seinen Geschichten, Theornon zeigte anderen, dass er sehr stur und klug war. Also beachtete sie erstmal niemand und bevor sie das Fehlen ihrer Gastgeberin bemerkten könnten, wäre sie schon zurück. „Solltest du nicht bei deinen Gästen sein? Das Fest ist noch nicht vorbei, wie ich hören konnte.“ „Ja, es ist nicht vorbei und ich werde auch sofort wieder zu ihnen gehen. Aber ich brauchte einen Moment für mich. Wolltest du nicht beten bis alles vorbei ist, Owen?“ „Jeder braucht einen Moment der Entspannung.“ Der alternde Lebaner wandt sich mit einem feinen Lächeln ab und ging in Richtung seiner Kammer. Es war immer noch sehr seltsam für sie, dass er hier lebte und ihre Söhne unterrichtet. Sie schüttelte den Kopf und machte sich auf den Rückweg. Leider war ihr Fehlen nicht so unbemerkt geblieben, wie sie es gehofft hatte. Vor dem Saal wartete bereits ihr Onkel auf sie. „Was wird dein Mann dazu sagen, dass du dich hinaus geschlichen hast um dich mit deinem Geliebten zu treffen? Ob es ihm das Herz bricht und sein Stolz Rache verlangen wird? Oder sieht er es gerne, dass du dich von dem kleinen Bretonen vögeln lässt, weil er dich alleine nicht zufrieden stellen kann? Ich sollte ihn mal fragen.“ Mit einem höhnischen Grinsen ließ er Hlifa stehen und ging zurück in den Saal. Wunderbar...Weil er seine dumme Zicke nicht Theo anhängen darf, will er uns so auseinander bringen. Soll er es versuchen, damit wird er keinen Erfolg haben. Mein Herz weiß, dass ich ihm treu bin. Zuversichtlich betrat auch sie den Saal wieder und folgte einer Dienerin, die wieder an ihren Platz eilte und sich von dort aus umsah, ob irgendwelche Krüge aufgefüllt werden mussten. Als sie Hlifa entdeckte, verbeugte sie sich eilig. „Mylady, wie kann ich Euch behilflich sein?“ „Es ist gut für heute, lasst noch ein oder zwei Fässer bringen, dann könnt ihr euch zurückziehen. Um das Chaos kümmern wir uns morgen, teile es den anderen mit.“ Die Frau verbeugte sich erneut und huschte durch den Saal, um die Anweisungen ihrer Herrin weiterzugeben.

„Wie bist du eigentlich zu deinem Mann gekommen? Tectarier findet man ja nicht so häufig hier.“ „Tja, Hafall, könnte daran liegen, dass die Bretonen aus Tectaria geflohen sind, weil sie es dort nicht mehr ertragen konnten. Aber ich habe Theornon auch nicht hier getroffen. Wir sind uns auf Blyrtindur begegnet und haben uns irgendwie in einander verliebt. Das war schon die ganze Geschichte.“ Ich hätte es wissen müssen, irgendeiner stellt immer diese Frage. Ging es Hlifa durch den Sinn als sie ihre Verwandten ansah, die alle enttäuscht waren oder ihr nicht glaubten. „So einfach? Jetzt erzähl schon, da muss mehr gewesen sein. Du hättest ihn sonst nie geheiratet.“ Hafall gab einfach nicht auf, bis er sein Ziel erreicht hatte und Hlifa seufzend berichtete: „Ich hab ihn auf Blyrtindur getroffen, wir haben gevögelt und ich hasste ihn dafür, dass er es jedem auf die Nase gebunden hat. Er hat sich wie ein Arschloch verhalten, aber es kam mir seltsam vor. Weil in der Nacht zuvor, war er keins gewesen. Darum habe ich ihn beobachtet und seinen Widersachern die Stirn geboten. Irgendwann wurde sich wieder in Brulund, dem Rebellendorf, in dem ich lebte, wieder gestritten. Grund war wieder Theos angebliche Neigung zu Vergewaltigungen...Was reine Einbildung ist und war, er hatte das nie nötig. Naja, er hatte eine wichtige Information für uns, die er wegen dem Streit nicht mehr freiwillig hergeben wollte. Also habe ich ihn darum gebeten, dass er es mir sagt. Meine Worte waren: Dann sage es nur mir, bitte. Damit hatte ich ihn wohl überrumpelt, weil alle, mich eingeschlossen, gegen ihn zu sein schienen. Er nahm mich mit an einen ungestörten Ort und berichtete mir.“ Sie leerte ihren Krug und füllte ihn wieder, bevor sie fort fuhr: „ Theo hat sich mir etwas geöffnet. Da wurde es mir bewusst, warum er sich seltsam verhält. Er versuchte alle auf Abstand zu halten, um sich selbst zu schützen und das ging ohne das Verhalten nicht. Wir gingen gemeinsam nach Bretonia, bauten die Nachtwache hier auf und kämpften gegen unsere Feinde. Von Liebe oder sonstigen Gefühlen war da noch keine Rede. Petyr von Glan, er war erst Truchsess und dann König, rief Theo irgendwann zu sich und ich übernahm das Kommando. Da hatte ich schon ein seltsames Gefühl, was sich auch kurz drauf bestätigen sollte. Petyr nahm ihn gefangen und folterte ihn. Nur durch das Eingreifen einer dritten Partei konnte ich Theo retten. Ich fand ihn im Elendsviertel der Stadt.“ Alleine die Erinnerung ließ die junge Kriegerin frösteln und löste sofort wieder den Hass und die Schuldgefühle aus, die sie damals empfunden hatte. „Sein Bein war verletzt, er konnte es nicht mehr bewegen, und der kleine Finger an der linken Hand fehlte...Aber das war mir für einen Moment alles gleich. Ich war wieder bei ihm und wollte auch nicht mehr gehen. So stur wie wir beide sind, haben wir erstmal überhaupt nicht von Gefühlen gesprochen. Erst als ich Theo gestand, dass ich die Nacht zuvor bei einem anderen Mann verbracht hatte. Er wollte mir eine kleben und ich stellte ihn zur Rede, da kamen die Gefühle zur Sprache und wir blieben zusammen. Jede Höhe und Tiefe haben wir irgendwie gemeistert, das hat uns sehr verbunden. Darum habe ich auch nicht überlegen müssen, als er mir sagte, dass er mich heiraten will. Kurz drauf wurden wir, zwischen den Kämpfen auf einem Hügel vor Hohenfels und in voller Rüstung, getraut.“ Alle, die um sie herum saßen, sahen sie an und nickten zufrieden, bis auf Hafall. „Was wurde aus dem Kerl? Hast du ihn getötet, dafür dass er es gewagt hat deinen Mann zu berühren?“ Ein Lächeln huschte über Hlifas Gesicht, dann wurde sie wieder ernst. „Ja, ich habe ihn getötet. Er starb durch meine Hand, in meinen Armen und ich sah das Leben aus seinen Augen weichen.“ Diese Worte stimmten auch Hafall zufrieden, der zu Theornon sah und dann auf ihn zu ging, unterwegs füllte er zwei Krüge mit Schnaps. Mit einem zufriedenen Lächeln beobachtete die Alanin, wie ihr Onkel ihrem Mann einen Krug in die Hand drückte und mit ihm trank.

„Mutter, darf ich Enyra mal kurz entführen? Ich muss ihr dringend etwas zeigen.“ Myrna sah von Enyra zu Hlifa und nickte etwas misstrauisch. Hlifa nahm die Gefährtin ihres Bruders am Arm und führte sie schnellen Schrittes den Saal hinaus, den Flur entlang und auf direktem Weg in die Küche. „Ich hoffe, dass du nicht böse bist, weil ich dich unsere liebreizenden Familie entrissen hab.“ Enyra zog die Brauen zusammen und sah aus als wusste sie nicht, was sie hier sollte. „Sieh mich nicht so an. Ich habe etwas für uns retten können und die Gelegenheit war sehr günstig. Meine...Unsere Familie kann sehr Nerv raubend sein, darum...“Hlifa nahm einen Teller mit kleinen Kuchen aus ihrem Versteck und stellte ihn grinsend auf den Tisch. „Darum habe ich die für uns gerettet.“ „Ich platze zwar fast, aber Süßkram passt immer noch“ Breit grinsend machten sich die ungleichen Frau über die Kuchen her. „Du schlägst dich sehr gut. Mach dir nichts draus, wenn dich einer von ihnen nicht mag. Ich verstehe mich auch nicht mit allen.“ „Danke, dein Bruder hat mich vorgewarnt. Bisher haben sie sich ganz anständig benommen. Obwohl sie mich wohl alle anstarren“ „Wundert dich das? Dein Kleid hat nicht nur auf Bjartur eine besondere Wirkung. Der ein oder andere Kerl unter ihnen würde gerne nachsehen was du alles darunter verbirgst. Hast du es gekauft?“ Die Elaya schüttelte den Kopf: „Nein, ich hab es selbst gemacht und meine Finger mussten sehr darunter leiden. Aber ich wollte etwas besonderes.“ „Das ist dir gelungen, es ist sehr schön. Theo würde mich sicher gern auch mal in so einem Kleid sehen, aber das ist nichts für mich. Ich habe nur einmal ein Kleid anprobiert und werde es nie wieder tun. Es sah schrecklich aus, Frauen meines Volkes sollten keine Kleider tragen, unser Hintern ist dafür nicht gemacht.“ „Aha, wusste ich es doch.“ die Frauen sahen gleichzeitig zur Tür und entdeckten Hetja, die schmunzelnd die Küche betrat. „Ich hoffe, dass ihr mir etwas übrig gelassen habt.“ So schob sich die alternde Nordfrau zwischen die beiden Frauen, um sich ebenfalls ein Küchlein zu nehmen und mit Genuss zu essen. Enyra sah zu Hlifa und anders rum, Hetja blickte auf als sie das Lachen der Beiden hörte. „Was denn? Ich hab Hunger und ein kleiner Kuchen wird sicher helfen.“ „Wir lachen nicht über dich, die Situation ist nur urkomisch. Ich habe Enyra hierher gebracht, weil ich die Kuchen für uns gerettet habe und niemand ausser dir hat uns gefunden. Was nur zeigt, dass wir Frauen, gleich welchem Volk wir angehören, eine Schwäche für Süßkram haben.“ „Stimmt, Frauen sind da alle gleich, Volk und Alter sind da unwichtig. Aber wie kommen wir wieder ungesehen wieder in den Saal?“ „Überhaupt nicht, weil ich weiß, dass ihr hier gewesen seid.“ Ertappt drehten die drei Frauen sich um und sahen Jörn grinsenden in der Tür. „Aber du wirst uns nicht verraten, weil ich dich verdammt lieb hab und deine kleine Hlifa bin. Stimmts, Papa?“ Jörn nahm seine Tochter in den Arm und küsste nickend ihre Stirn. „Ich verrate euch nicht. Ich helfe euch sogar in den Saal zu kommen, ohne dass die anderen Verdacht schöpfen. Deine Mutter hat mich geschickt um den Käse zu holen und ihr helft mir ihn in den Saal zu bringen.“ Lächelnd nickte Hlifa ihrem Vater zu und verstecke den leeren Teller beim restlichen Geschirr, bevor sie sich alle gemeinsam mit den Platten auf den Weg machten.
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Beriel
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Beitrag von Beriel » 18 Nov 2011, 18:09

Leicht verwirrt sah er seiner Schwester und seiner Gefährtin nach, die gerade gemeinsam den Saal verließen. Hlifa wird auf sie achten, dachte er und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch. „Dieser Bär war riesig. Zwei von ihnen wurden von einem Prankenschlag sofort getötet, vier wurden schwer verletzt und drei waren nach den ersten Attacken mit Blessuren übersät. Ich wusste, dass wir ihm nicht mehr lange stand halten konnten, darum zog ich mich von dem Getümmel zurück und schlich außen herum an den Bär ran. Die Göttern waren mir wohlgesonnen, da sie die Winde so lenkten, dass der Bär mich erst wittern konnte als ich direkt hinter ihm stand. Aber ich ließ ihm keine Zeit um sich von der Überraschung zu erholen. Sondern nahm meine Axt und sprang auf den Rücken der Bestie und als ich auf ihm saß, schlug ich nach seinem hässlichen Schädel. Nach vier gewaltigen Schlägen auf seinen ebenso gewaltigen Kopf, brach er leblos unter mir zusammen.“ Der Redner legte kurze Pause, um den Effekt auf die Zuhörer zu erhöhen: „Das Fest zu Ehren der Toten ging zwei Tage“, berichtete einer seiner Vetter mit unverhohlenem Stolz, der dann stolz seine Narben und das Stück Fell zeigte, das in seinem Oberteil verarbeitet wurde. Großmaul, ging es Bjartur schmunzelnd durch den Kopf. „Mit einem riesigen Bären kann ich nicht mithalten. Aber zählt auch riesiger Skorpion?“ fragt der junge Nordmann mit unschuldiger Miene und fing sich seltsame Blicke ein. „Was? Der Skorpion war wirklich riesig. Ich kann es euch gerne beweisen.“ Bjartur zog sein Hemd aus und präsentierte seine Narbe an der Schulter. „Die habe ich von einem Bein, es ging durch meine Schulter und nagelte mich an den Boden. Ich musste es ihm abschneiden, damit ich weiter kämpfen konnte. Es hat sehr lange gebraucht bis die Wunde verheilt war.“ Einige besahen sich die Narbe und schüttelten ungläubig den Kopf. „Ein riesiger Skorpion? Das sieht nach einem Pfahl aus, aber nicht nach einem Bein. Warst du vielleicht einfach nur betrunken und bist gestürzt?“
„Wie kommst du drauf? Ich habe doch erzählt, dass wir gegen die Finsternis gekämpft haben. Der Skorpion war ein Wesen von ihr. Du kannst aber gerne Enyra fragen, sie war auch dabei.“ Als er sich wieder anzog spürte er die Blicke seiner Verwandten, es war eine Mischung aus Unglauben und Bewunderung. Enyra, Hlifa, sein Vater und seine Großmutter betraten mit Platten den Raum, was er sofort spürte und sah sich nach seiner hübschen Elayagefährtin um. Sie kam auf die Gruppe zu, bei der er saß, und stellt die Platte auf den Tisch. Bjartur zog sie auf seinen Schoß, legte die Arme um sie und gab ihr einen Kuss. „Störe ich?“ fragte sie und nahm sich schmunzelnd ein Stückchen Käse. „Du störst nie, meine Schöne. Wir haben uns nur etwas unterhalten.“ Enyra sah ihm in die Augen und nickte dann.

„Kommt alle zu mir. Enyra, Hlifa und Theornon, ihr drei setzt euch neben mich und der Rest vor uns. Bjartur, es ist an der Zeit, dass du die Legende unserer Familie erzählst.“ Vorfreude und Anspannung lag in der Luft, während sich alle zu Hetja gesellten. Bjarturs Magen begann zu rebellieren als er zu seiner Großmutter ging. Enyra, die er im Arm hatte, war ebenso angespannt wie er. Ob es wegen der Legende oder den vielen Verwandten, die dadurch einen noch besseren Blick auf sie hatten, konnte er nicht sagen. Aber es war eine Mischung aus beidem, beschloss der junge Nordmann und stellte sich hinter Enyra, nachdem sie sich gesetzt hatte. Er leerte seinen Krug und wartete bis es ruhig war. „Diese Legende wird seit sehr langer Zeit erzählt. Wann sie sich genau ereignet haben soll, weiß niemand mehr aber sie ist ein Teil unserer Geschichte.“ Bjartur sah durch die Runde, viele gespannte Gesichter sahen ihn an, Hlifa und Theornon saßen Arm in Arm zusammen und er legte Enyra eine Hand auf die Schulter. „Vor sehr vielen Jahren wurde eine Kind, ein Mädchen, geboren, ihre Eltern gaben ihr den Namen Tindra. Sie wurde an einem sehr stürmischen Tag geboren, was in unserem Glauben ein gutes Zeichen sein kann. Ihre Kindertage verliefen, bis auf einige kleinere Kämpfe, sehr ruhig. Aber sie spürte, dass sie sehr bald schlimme Zeiten erwarten würde und damit sollte sie auch Recht haben. Ihr Vater versprach sie einem jungen Mann, der kurz vor der Hochzeit getötet wurde. Wenige Wochen darauf fielen ihr Vater sowie ihr Bruder in der Schlacht. Etwa zwei Jahre danach wählte sie sich selbst einen Mann, den sie auch heiratete und der sehr gut zu ihr war, aber ihre Ehe stand unter keinem guten Stern. Sie mussten sehr viele Kämpfe bestreiten und sie wurde nicht schwanger. Darum nahmen sie sich, auf einem ihrer Raubzüge, eines kleinen Jungen an, er wurde nicht sehr alt. Irgendwann wurde Tindra doch schwanger, sie gebar eine Tochter, die das erste Jahr nicht überlebte. Sie hatte noch zwei weitere Geburten, einen Sohn und eine Tochter, aber auch diese lebten nicht sehr lange. Tindra zerbrach fast daran, nur die Kämpfe und die Liebe zu ihrem Mann hielt sie am Leben. Fünf Jahre nachdem ihr letztes Kind starb, war sie erneut schwanger. Aber dieses Mal vertraute sie nicht allein auf das Schicksal, das die Nornen für sie auserkoren hatten. Sie suchte Runenleser, Heiler und Kräuterfrauen auf. Sie gaben ihr drei Aufgaben. Sie sollte im Wald ein Kraut namens Keimzumpe pflücken und daraus Tee kochen. Dann einen Gürtel herstellen, der die Frucht ihres Leibes halten sollte, und sie müsse jeden Tag drei Stunden zu den Göttern beten. Sie tat es ohne zu zögern, aber am Tag der Niederkunft spürte sie, dass sie und ihr Kind diese Geburt nicht überleben würden. Tindra verlor das Bewusstsein, die Helfer konnte nichts tun. Aber weder sie noch ihr Sohn starben. Tindra berichtete einige Tage danach, dass sie mit den Göttern gesprochen hatte.. Ihre ersten Kinder seien gestorben, da die Natur kein Leben für sie vorsah und sie solle es als Prüfung sehen, die andere Frauen zuvor bereits bestehen mussten und alle seien dafür belohnt worden. Odin sagte ihr, dass sie ihren Sohn Dýri nennen soll. Thor sagte, dass er sie belohnen wird und sie zu seiner Kriegerin macht. Und Bragi sprach als letzte zu ihr: „Verzage nicht, denn dein Sohn wird deine Geschichte für eure Nachfahren niederschreiben und er wird es in meinem Namen tun, da ich ihn erwähle. Auch wir mögen den Launen der Nornen unterworfen sein, aber wir können dir einige Dinge erzählen, die die Zukunft bringen wird. Dein Gürtel soll weitergereicht werden, an wen können wir nicht sagen, aber deine Nachfahren werden die Träger erkennen. Sie werden das Schwert, die Kraft, die Weisheit, das Geschick und der Schild sein, so werden auch ihre Namen gewählt.“ Bjartur trank einen Schluck, um seine Kehle zu befeuchten und setzte fort. „Odin sah auf sie herab: „Du wirst ihnen nicht nur deinen Gürtel vermachen, jeder von ihnen wird einen Teil deines Blutes in sich tragen. Wir werden deine Familie beobachten und uns Krieger erwählen, die uns gut dienen werden. Nun erwache und gebäre deinen Sohn mit dem Wissen, dass wir auch über deine Familie wachen.“ Tindra tat, was die Götter von ihr verlangten und erzog ihren Sohn so, dass er einen festen Glauben und sehr viel Vertrauen zu den Göttern hatte. Auf dem Totenbett rief sie Dýri zu sich und ließ ihn diese Legende niederschreiben. Wir setzen ihre Geschichte fort und versuchen den Götter gut zu dienen. Bevor jemand fragt...Nein, es wurden bisher noch nicht alle Träger geboren. Mein Großvater Ingmar erzählte mir, dass bisher nur zwei Nachfahren geboren worden sind, das Geschick und der Schild. Aber jetzt lasst uns auf die Götter trinken, dass sie unsere Familie nie vergessen mögen und drauf, dass wir ihnen so dienen wie sie es wünschen.“ Hetja erhob als erste ihren Krug und trank einen ordentlichen Schluck, woraufhin es ihr alle gleich taten. „Du hast nur eine Kleinigkeit vergessen, Bjartur. Der Name des Schilds lässt sich aus verschiedenen Namen zusammen setzen. Aber das ist nicht sehr wichtig. Laut unserer Legende wird unsere Familie noch sehr lange bestehen. Wir dürfen nur den Glauben an die Götter niemals verlieren und müssen unsere Familie gegen unsere Feinde verteidigen. Streitet euch unter einander, aber seid der Schutz für den, der neben euch im Kampf steht. Hoffen wir, dass unsere Feinde sich noch sehr viel Zeit lassen und wir noch stärker werden können. Hlifa, Bjartur, reinigt das Horn wie Ingmar es euch gelehrt hat und bringt es zu mir. Theornon und Enyra werden jetzt endgültig in die Familie aufgenommen, nach alter Sitte.“ Seine Schwester stand auf und neigte mit ihm das Haupt, dann verließen sie gemeinsam den Saal.

„Hast du das Wasser? Du weißt, dass das Wasser der wichtiges Teil ist. Ich hole den Kessel, die Kräuter und die Kerze.“ „Ich weiß, Hetja hat zwei volle Schläuche gegeben und jetzt beeil dich. Enyra und Theornon sollten unserer Familie nicht zu lange ohne uns ausgesetzt werden.“ Nickend holte seine Schwester die Utensilien und stellte alles schweigend auf den Tisch. Er schürte das Feuer und warf die Kräuter in den Kessel. Gemeinsam gossen sie das Wasser darüber, entzündeten die Kerze und knieten sich davor um die alten Gebete zu sprechen. Hlifa sah ihn lächelnd an als er das alte Lied anstimmte und begann damit das Horn zu reinigen. Es war ein riesiges und uraltes Horn, einer seiner ersten Vorfahren erschlug ein Mammut und schnitzte es aus einem Stoßzahn. Zu besonderen Anlässen wurde es gereinigt, wie es in den alten Schriften stand und mit Met gefüllt. Der Met wurde von Hetja hergestellt, aus dem Königinnenhonig. Hlifa goß das Wasser mit den Kräutern in das Horn, dabei sprach sie ein weiteres Gebet. Dieses Ritual sollte dazu dienen die Nornen gütig zu stimmen und den Göttern zeigen, dass sie gewillt waren alles zu tun, was sie von ihnen für ihren Schutz verlangten. „Hlifa, geh du rückwärts, ich werde dich leiten. Im Saal werden wir es drehen und jeder ein Ende nehmen.“ „Gut, lass uns gehen. Ich will zu meinem Mann und das Fest endlich hinter mich bringen. Die Götter wissen, dass ich unsere Familie liebe aber sie sind auch verdammt anstrengend.“ Grinsend stellten sie sich auf und traten den Rückweg an.

Als sie den Raum betraten blickten sich alle nach ihnen um und beobachteten wie sie gemeinsam das Horn zu Hetja trugen, die allen deutete aufzustehen. „Das Horn befindet sich seit sehr langer Zeit im Besitz unserer Familie. Wir nutzen es nur für drei Anlässe: Den Tod eines Familienmitglieds ehren, eine Vergrößerung der Familie durch Heirat und bei einer Geburt in der Familie. Theornon und Hlifa haben für zwei Anlässe gesorgt. Bjartur und Enyra werden ihren Anlass sicher nachholen, trotzdem nehmen wir sie in die Familie auf.“ erklärte Hetja. Jörn, als Vater der beiden, nahm einen großen versiegelten Tonkrug und öffnete ihn. „Als Oberhaupt unseres Familienzweiges möchte ich euch willkommen heißen. Mögen eure Verbindungen fruchtbar und erfüllend sein. Hiermit nehme ich dich, Theornon Waldyr, in meinen Familienzweig auf. Ab dem heutigen Tag bis du mein Sohn. Ich werde dich beschützen als wärst du die Frucht meiner eigenen Lenden und du wirst auch so von mir behandelt werden.“ Jörn füllte den Met ins Horn, trank einen Schluck und ließ Theornon ebenfalls einen Schluck trinken. „Hiermit nehme ich dich, Enyra, in meinem Familienzweig auf. Ab dem heutigen Tag bist du meine Tochter. Ich werde dich beschützen als wärst du die Frucht meiner eigenen Lenden und du wirst auch so von mir behandelt.“ Erneut trank Jörn einen Schluck und ließ Enyra dann ebenfalls trinken. Hetja trat vor die beiden und nahm das Horn: „Als Oberhaupt der Familie nehme ich euch beiden in unsere Familie auf. Niemand darf euch ein Leid zufügen, ohne die Rache unserer gesamten Familie fürchten zu müssen. Solltet ihr Hilfe benötigen, sei es ein weiser Rat, eine schützende Zuflucht oder ein offenes Ohr, so werdet ihr es immer finden. Das wird auch von euch beiden erwartet und dass ihr unsere Familie ebenso beschützt wie wir euch. Mögen eure Verbindungen zu Hlifa und Bjartur fruchtbar und eine Bereicherung für euch vier sein. Die Götter mögen eure Liebe schützen.“ Nach ihren formellen Worten trank auch sie mit den beiden. Das Horn wurde weitergereicht und jeder sprach einige Worte, bevor man gemeinsam trank. Der junge Nordmann nahm seine Schwester in den Arm und beobachtete mit ihr das Ritual. „Das Fest wird nicht mehr lange dauern. Seht ihr? Die ersten wanken an die Tische.“murmelte Jörn den beiden zu und wankte dann ebenfalls zu einer Sitzbank.
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Tharon
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Beitrag von Tharon » 28 Nov 2011, 16:54

Na, wer hätte das gedacht? Wer hätte damit nun gerechnet? Nachdem Theornon sich gegen die Rasselbande, bestehend aus mehreren gefühlt tonnenschweren Alanen, durchgesetzt hatte, nachdem er mit ihnen um die Wette getrunken hatte, geschah etwas Seltsames: Jörn nahm ihn in die Familie auf. Sicher, das ging auf eine Weise runter wie Öl, auf andere Weise stimmte es ihn nachdenklich. Nicht etwa weil er etwas dagegen hätte - denn das war nicht der Fall - sondern weil er vor nicht allzu langer Zeit damit gerechnet hatte, dass er eher unter dem Schwert eines Nordmannes umkommen würde als mit ihnen sogar in einer Sippe zu sein.
Ja, er war ein Arschloch gewesen, damals in Brulund. Doch hatte er eine Wahl gehabt? Nein. In Tectaria konnte er nur überleben, indem er wie eine Mauer wirkte - grau, steinern und unüberwindbar. Die Grausamkeiten der Inquisition hatte er als Agent erlebt. Und als damals die Kinder in Flammen standen, als er es nicht verhindern konnte, da ging er fort. Die Informationen, die er in Brulund weitergeben wollte, behielt er für sich, nachdem er die Lage eingeschätzt hatte. Die Leute hassten ihn. Bitte, das störte ihn nicht. Aber was sie von ihm dachten, das war etwas anderes. So waren sie in seinen Augen nicht besser als die, die er selbst zu hassen gelernt hatte. Nur sie nicht. Einzig Hlifa versuchte tatsächlich, zu verstehen. "Also gut, du Scheißkerl,", hatte er gedacht, "jetzt steckst du drin. Sie mag dich. Warum auch immer."
Und er konnte nicht leugnen, dass es ihm ebenso erging. Das war schon die ganze Geschichte.
Dass sie nun seine Ehefrau war, dass sie Kinder hatten und eine Heimat - es war alles sehr schnell gegangen. Man sollte nie sein Glück herausfordern, also akzeptierte er diese interessante Entwicklung der Dinge und hatte von Anfang an beschlossen, ihr ein guter Mann zu sein, den Kindern ein würdiger Vater und ebenso ein Vasall Theresias.
"Scheiß auf Tectaria", sagte er sich jeden Morgen und jeden Abend - zufrieden lächelnd.

Er hatte den Geschichten gelauscht, Enyra gratuliert und ebenso mit Bjartur getrunken. Bald kannte er alle Namen der Spippschaft, auch wenn er mit nüchternem Schädel sicher feststellen würde, dass er die eine Hälfte vergessen und die andere falsch zugeordnet hatte. Na ja, irgendwann musste man nur einen 'Sven' oder einen 'Ulf' rufen, irgendwer würde sich angesprochen fühlen. In dem ganzen Lärm spielte das gar keine Rolle, wie er zufrieden bemerkt hatte.
Nach einer Weile wurde es leiser, die ersten Leute lagen schon lang und breit an oder unter der Tafel, da bemerkte Theornon eine recht junge Nordfrau. Wohl irgendeine Nichte oder Cousine, wer wusste das schon genau. Sie starrte in ihren Krug und hatte rote Augen.
"Zu viel Met?", fragte er.
"Kann man denn zu viel Met trinken?"
"Nein. Ich meine ja nur..."
Sie deutete auf einen jungen Burschen, der durch den Saal torkelte. "Er hat mich heute nur einmal angesehen. Wahrscheinlich weiß er gar nicht, wer ich bin."
Oh nein. Ein schwermütiges Mägdelein, und ihr Traumprinz ignoriert sie. Darauf hatte er noch gewartet. "Warte hier."
"Sven!", rief er, als er dem Burschen begegnete. Zu fünfzig Prozent war das jetzt ein Treffer.
"Mhh?", murrte er.
Na also. "Du hast ein Problem, Bursche."
"He, ich habe keine Lust auf Armdrücken. Und ich war es auch nicht, der..."
"Nein, das nicht. Aber Ulf, der hat es auf die Kleine abgesehen, weißt du?"
Sven schaute verwirrt. "Welcher Ulf? Welche Kleine?"
"Na die, die dich schon den ganzen Abend anschmachtet, du Trottel. Und ich meine DEN Ulf." Welchen er meinte, wusste Theornon natürlich selbst nicht. Aber für die Strategie war das unerheblich.
"Was? Na, der Sack wird mich kennenlernen! Die gehört mir!", brüllte der Betrunkene.
"Um den werde ich mich kümmern. Bring du das Mädchen unter Dach und Fach. Und sei anständig. Sie ist eine gute Köchin und noch nicht vergeben." Zumindest hoffte er das.
Sven schleppte sich zur Tafel und startete eine Unterhaltung mit dem Mädchen, das Theonon dankbar zunickte.
"So schwer ist das alles nicht, seht ihr", murmelte Theornon. Dass er und Hlifa sich noch schwerer getan hatten, das musste ja keiner wissen, dachte er schmunzelnd.

Und endlich kam man zur Ruhe. Er fand einen freien Platz am Kamin, nachdem er einen Schlafenden zur Seite geschoben hatte. Hlifa und die anderen kamen dort auch zusammen.
"Skôl", brummte Theornon und ließ sich den Krug nachfüllen. Kopfschmerzen hatte er ja eh schon.

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