Auf der Lirasischen See - Reise nach Tectaria

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Tharon
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Auf der Lirasischen See - Reise nach Tectaria

Beitrag von Tharon » 24 Jul 2017, 13:52

Auf der Lirasischen See - Reise nach Tectaria


Prolog

Die Kundschafterin schlich durch das Dickicht des Götterhains; Mond und Nebel waren auf ihrer Seite, denn kein Lichtlein war am Himmel, und dichte Schwaden lagen über der Bucht, die sich wie eine Hand in das Innere der Küste schlängelte. Die Hand jedoch, die Tectaria über die Jahrhunderte streng regiert hatte, zahllose Unschuldige und sogenannte Ketzer auf dem Gewissen hatte, gab es nicht mehr - nun, es gab sie schon, aber sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst und eine schwarze Faust, die nun nicht mehr durch Spitzel und Prozesse das Land zu schänden wusste, sondern mit eiserner Gewalt denen in die Herzen schlug, welche das Land retten wollten vor den frostigen Klauen des Feindes.
Dass die Kirche nun gemeinsame Sache machte mit den Wesen, die dem Jäger aus der Kälte dienten, war für Minerva keine Überraschung gewesen. Die sogenannten Heiligen Männer, die Geistlichen, waren immer schon auf ihren eigenen Vorteil bedacht gewesen. Zwar hatten sie stets vorgegeben, im Sinne des Herrn und des Landes zu handeln, aber wenn es um ihr persönliches Wohl ging, da waren sie immer ziemlich pragmatisch geblieben. Jetzt waren es nicht mehr die Bluthunde der Inquisition, die sie jagten, sondern die Wesen aus dem Eis, die Krieger des Winterkönigs und natürlich ehemalige Templer, die man nun Frostläufer nannte.
Minervas Eltern hatten sie benannt nach der Heiligen Minerva, Schutzpatronin der Jäger und Bauern. Wie ihr Vater war auch ihr Ehemann Besitzer eines kleinen Hofes in Breton gewesen. Es war eine schöne Zeit gewesen, weit weg von der Hauptstadt und den Kathedralen, Kirchen und Klöstern. Sie hatte sich nie für den Widerstand interessiert. Nicht weil sie kein Mitleid für die empfand, die weniger Glück hatten als sie. Aber ihr Motto war stets gewesen, sich bedeckt zu halten und zu überleben. So hatte es auch ihre Familie gehalten. Aber mit dem Eis war auch das Ende dieses Lebens gekommen. Das Land, das tief in ihrem Herzen wohnte, wurde Minerva entrissen, genau wie ihr Mann, ihre Kinder. Lucretia, Uriens Schwester, war auch verwandelt worden. Wie all die, die es nicht mehr in die Wälder oder zu den Schiffen geschafft hatten, bevor die Bucht innerhalb kürzester Zeit gefroren war und alle Schiffe, die dort angelegt hatten. Wenn Minerva zu dieser Zeit nicht auf dem Weg ins Dorf gewesen wäre, um Vorräte zu kaufen, auch ihre Brust wäre aufgerissen worden, auch sie wäre ein willenloser Diener des unheimlichen Jägers geworden.
Zeit, in Trauer zu leben, hatte sie nicht. Die Wege des Herrn waren nun andere, und Gebete hörte niemand. Man konnte nur überleben, mit Pfeil und Bogen in den Händen, das Schwert an der Seite. Für den Widerstand schlich sie nun durch die Wälder, meist war sie im Hain unterwegs. Von dort, auf dem Hügel der Drei Schwestern, hatte sie eine gute Sicht auf die Brücke. Sie hatte schon ewig kein Schiff mehr gesehen, das hier vor Anker gehen würde. Alle fuhren fort, aber niemals hier hin. Darum traute Minerva ihren Augen nicht, als sie ein Segel am Horizont erblickte. Sie ging in die Hocke, nahm das Fernrohr zur Hand und spähte auf das Meer.
Tatsächlich, jemand wollte hier an Land gehen. Keine Flagge, kein Wappen. Sie sah mehrere Personen, die von Bord gingen, darunter einige schwarz gekleidet. Und Minerva erkannte die Neuankömmlinge. Was hatte das zu bedeuten?

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Tharon
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Re: Auf der Lirasischen See - Reise nach Tectaria

Beitrag von Tharon » 24 Jul 2017, 15:23

Seetagebuch von Theornon


Erster Tag

Wir sind vor ein paar Stunden aufgebrochen. An der Nebelküste sind uns einige Templer begegnet. Ich hatte Baelon vorgeschlagen, mit ihnen zu sprechen und ihnen ein Stück Land in Peliad anzubieten, bis klar wäre, was mit ihnen passieren soll. Das muss ich wohl aufschieben. Wie so vieles. Dauernd gibt es etwas, das erledigt werden muss. Und wenn man sich der nächsten Sache annehmen will, dann wartet bereits ein neues Problem. Sicher, als Anführer des Bretonischen Geheimdienstes habe ich dauernd irgendwelche unangenehmen Aufgaben. Daran habe ich aber Freude. Ich kann das tun, was ich am besten kann... Rumschnüffeln und Fragen stellen, die keiner aussprechen will. Diese Sache mit den Wegelagerern aber, die ging mir auf die Nerven. Ich sollte die Verwaltung des Lehens ganz Roymar und Hlifa überlassen! Meine Rabe hat diese Sache vernünftig geregelt. Das nächste Mal aber erwarte ich ein Standgericht.
Ach ja: Die See ist ruhig, es gibt in der Hinsicht nichts zu vermelden.


Zweiter Tag

Weil ich es gestern vergessen habe, nur der Vollständigkeit wegen: Manchmal glaube ich, ich bin umgeben von Personen, die mich in ein frühes Grab legen wollen - wie passend, Owen fährt ja auch mit. Hlifa hat mir erzählt, dass er sich nicht mehr oft in der Kirche aufhält. Ich wusste das schon, aber es war gut, es zu hören. Wer wäre ich denn, hätte ich meine Augen nicht überall? Jedenfalls, über das frühe Grab:
Ich habe neulich erfahren, dass es GEHEIME TUNNEL gibt, die Midgard und Bretonia miteinander verbinden. Natürlich haben die Zwerge diese Tunnel keinem gegenüber erwähnt, auch wenn es danach aussieht, als ob die Vampire sie benutzt haben oder benutzen werden, um das Land zu terrorisieren. Nachdem ich Hlifa angeschrien habe, obwohl ich ihr versprechen musste, es nicht zu tun (ich bin eben auch nur ein Mensch), war meine erste Amtshandlung, ein paar Leute in die Stadt zu schicken, um sich in der Kanalisation umzusehen. Es steht nämlich immer noch die Frage im Raum, wie die Vampire es geschafft haben, in Alysares Gemächer einzudringen!
Diese Tunnelsache ist wirklich beunruhigend. Staatsgeheimnis hin oder her... wenn wir zurück sind, werde ich eine Audienz bei der Königin erbitten. Ich möchte mir das nämlich ansehen. Davon wird mich auch NIEMAND abhalten, das steht fest. Felsenfest, um mal eine zwergische Redensart zu übernehmen, die im Kontext wirklich sehr passend ist.
Das Meer wird unruhiger, ich glaube ein Sturm zieht auf. Das hält Messer-Jan natürlich nicht davon ab, oben im Krähennest zu sitzen und Handarbeit auszuführen: Er strickt! Wie es aussieht, fertigt er winterfeste Kleidung für seine Maus Hildgard an. Habe ich erwähnt, dass ich von Personen umgeben bin, die mich in ein frühes Grab legen wollen? Müsste mal mit Owen darüber reden... Der leistet übrigens gute Arbeit, was unsere Söhne angeht, das muss ich dem Lebaner lassen.


Dritter Tag


Der Sturm gestern hatte es in sich. Wir hätten fast einen Mast verloren. Ich mag die See, aber Stürme sind nicht meine Sache. Hlifa hingegen hat es genossen, glaube ich. Sie ist so ziemlich furchtlos, und ich bin ungemein erleichtert, dass sie endlich Frieden zu finden scheint, was Glorianna und Julthos angeht. Sollte der Mörder und Untote noch ein einziges Mal erscheinen, ich werde ihn Hlifa und Bjartur auf einem Silbertablett servieren, das steht fest.
Zum Sturm: Die See ist äußerst kalt, selbst an wärmeren Tagen. Und das Unwetter tobte die ganze letzte Nacht. Es kommt einem vor, als würde jemand oder etwas uns davon abhalten wollen, die Küste Tectarias zu erreichen.


Vierter Tag

Meine Söhne... es ist schwierig, ihnen die Bedeutung dieser Reise zu erklären. Nicht unbedingt die Mission, die fehlenden Seiten des Verbotenen Buches zu finden, sondern das große Ganze. Für sie ist das hier nämlich ein großes Abenteuer, und ich kann nicht leugnen, dass es mir ähnlich geht. Selbst jetzt, wo wir den ganzen Tag Flaute hatten und keine Wolke am Himmel ist (ich mag die Sommermonate ohnehin nicht, zu viel Sonne macht schlechte Laune), kann sie nichts betrüben. An Owen liegt das bestimmt nicht! Und man nennt mich einen Kotzbrocken!
Wie auch immer: Den Einfluss, den Owen auf unsere Söhne hat, begrüße ich trotzdem. Sie müssen alles lernen, um in dieser Welt zu überleben, denn wir haben nur dieses eine Leben. Sicher, Owen sieht das anders. Und Hlifa sowieso. Diesen Glauben will ich ihnen nicht nehmen, und eines Tages können meine Söhne selbst wählen, woran sie glauben wollen (nur mir muss niemand mit den Göttern kommen, das hat sich für mich vor einer Weile schon erledigt). Solange sie das Herz am rechten Fleck tragen, ist es mir gleich. Ihre Vorbilder liefern ihnen ja durchaus Beispiele, wie man sein muss. Wenn ich an Callum denke, so glaube ich, dass es mir am liebsten wäre, sie würden viel von ihm lernen. Der Typ kommt zurecht, in allen Lebenslagen. Vielleicht sollten sie sich nur nicht zu viele Dinge von Jan abschauen. Er hat seinen Verstand verloren, das ist sicher. Aber er ist trotzdem unverzichtbar.
Ach ja: Wenn meine Söhne sich zu viel von mir abschauen, dann sehe ich schwarz... Nicht dass ich mich selbst nicht ausstehen könnte, aber ich sehe durchaus, wie die Menschen mir begegnen. Bestimmt müsste ich daran was ändern. Aber... will ich das denn? Ich denke nicht...


Sechster Tag

Gestern einem Schiff begegnet. Es ist tatsächlich aus Tectaria gekommen. Händler, Bauern, Flüchtlinge. Die Lage ist wohl schlimmer als erwartet. Die Bucht von Breton ist unpassierbar, weshalb wir wohl im südlichen Teil der Provinz anlegen werden, in der Nähe der Brücke zum Wald, den die Kirche natürlich Götterhain getauft hat.
Mit meiner Heimat verbinde ich fast nur schlechte Dinge. Die Kirche ohnehin. Ich werde die dunklen Tage wohl nie ganz abschütteln können, gleich wie oft ich Hlifa oder anderen davon erzähle. Und anderen erzähle ich nur davon, dass es ihnen eine Lehre sein soll, wie der Nordfrau, der ich im Fliegenden Kilt begegnet bin. Eine freche Göre. Sie ist gerade noch einer spontanen Verhaftung entgangen!
Zu Tectaria: Hlifa ist die EINZIGE Person, die fast alles darüber weiß, wie es mir ergangen ist. Das Waisenhaus, die Kirche, die Nachtwache. Als Ritter der Inqusition habe ich mir einen Namen gemacht, ich kannte doch nichts anderes. Aber dann habe ich gesehen, wozu sie wirklich fähig waren... Man kann es sich nicht vorstellen, und kein Wort würde dem genügen. Wie die Kinder verbrannten, da war es um mich geschehen. Ich gebe zu, dass ich geflohen bin. Es war kein Platz mehr dort für mich. Die Fahrt nach Blyrtindur war die beste Gelegenheit für mich, Jan und die anderen, sich zu lösen. Dass ich ausgerechnet auf diesem magischen Felsklotz (eine schwimmende Schildkröte, ja, genau... sicher...) der Liebe meines Lebens begegnen würde, dass ich überhaupt das Wort Liebe in den Mund nehmen würde, hatte ich natürlich nicht einkalkuliert. Frauen machen nämlich alles komplizierter. Aber wehren kann und will ich mich trotzdem nicht...
Habe ich von den Tunneln geschrieben? Ich sehe gerade, dass ich das schon gemacht habe. Diese Angelegenheit regt mich unendlich auf. Ich könnte fast platzen! Die Borniertheit der Zwerge wird uns eines Tages eine Menge kosten. Was freue ich mich auf das Gespräch mit König Alikir. Ja, diese Sache ist ganz meine Kragenweite, schätze ich.
Wir haben den Flüchtlingen einige Vorräte gegeben und ihnen geraten, nicht in den Nordlanden an Land zu gehen. Die Lage dort ist ja mehr als unklar. Das Beste wäre es, direkt durch den Fluss zu fahren und die Kernlande bei Hohenfels zu erreichen. Habe ihnen einen Brief mitgegeben, an Roymar.


Neunter Tag

Unruhige See. Es ist eisig kalt geworden. Wir sitzen hier alle mit Fellen und Decken. Hlifa hat die Kinder unter Deck gebracht und erzählt ihnen Geschichten aus Midgard. Neulich hat sie mir gesagt, dass ihr das Leben als Lady manchmal zuviel wird. Ich kann das gut nachvollziehen. Würde sie mir sagen, dass sie nach Midgard will, ich würde unser Hab und Gut packen und wir wären unterwegs. Nicht etwa weil mir meine Pflichten nicht wichtig wären... aber das Wohl meiner Familie steht über ALLEN Dingen. Sie muss nur ein Wort sagen, und ich folge ihr. Dass wir uns verstehen, Tagebuch: Ich bin kein treuer Hund, der ihr nachrennt. Aber als Vater und Ehemann will ich, dass es ihnen wohl ergeht. Dafür würde ich alles opfern und aufgeben. Das steht für mich fest!
Es ist übrigens so kalt, dass Jan das Krähennest verlassen hat. Er und Callum sind oben an Deck und spielen ein Würfelspiel. Ich habe Owen gesagt, er kann sich ein paar Stunden ausruhen. Wenn Hlifa einmal von Midgard erzählt, dann kann das dauern. Ich selbst werde gleich auch unter Deck gehen und den Geschichten lauschen. Midgard hat so viel mehr als Tectaria. Ein Land ohne Kirche, ohne Könige. Was für ein Segen. Keine Waschweiber, die den ganzen lieben langen Tag tratschen, keine Hofschrantzen, die selbst ihre Fotzen pudern. Keine Intrigen und Pläne, oder wenigstens nicht so viele. Das hat schon was für sich. Ich würde meinen Platz dort schon finden. Arschloch sein kann man ja bekanntlich überall. Die Welt hat viele Vollidioten, um die ich mich kümmern könnte, warum nicht auch dort? Bis das aber passiert, habe ich meine Aufgaben. Die Angelegenheit mit den Zwergen muss geregelt werden, und nichts anderes als ein eigener Trupp Pioniere kommt da auf die Tagesordnung. Und wenn ich wochenlang mit Alikir verhandeln muss!


Zehnter Tag


Da habe ich doch mal weise entschieden, als ich einige Goldreserven von Hohenfels benutzt habe, um unser Bug verstärken zu lassen. Die Nordleute an der Werft haben gute Arbeit geleistet. Denn wir fahren jetzt durch Eis. Das Meer ist gefroren und besteht aus großen und kleinen Platten aus Eis, durch die wir buchstäblich brechen müssen. Meine Söhne finden das natürlich aufregend. Ich gebe zu, ich habe so etwas auch noch nie gesehen. Owen friert sich wohl gerade etwas ab und ist unter Deck gegangen, während die anderen wie ich das Meer, das nun eher wie Land erscheint, bestaunen. Schon beeindruckend. Wäre es nur nicht mitten im Sommer! Die Insel Pharos, die eigentlich hier liegen sollte, ist jetzt praktisch ein Gletscher geworden. Es gab kleinere Siedlungen dort, aber von denen existiert nichts mehr. Die Macht des Jägers aus der Kälte ist groß, und wir fahren in sein neu erobertes Land.
Hlifa betrachtet das Meer und scheint still zu beten. Das erkenne ich immer daran, dass sie auf eine bestimmte Art und Weise den Kopf etwas höher streckt als sowieso schon. Sie ist unheimlich stolz, und das darf sie auch sein. Wer würde denn glauben, dass diese eiserne Nordfrau in Wahrheit ein liebendes Herz besitzt, wenn er es nicht gesehen hätte? Würde sie mir jemand nehmen, ihr etwas zustoßen... die Welt würde eine neue Seite Theornons entdecken.
Ich glaube, es ist der Ausblick, der solche Gedanken keimen lässt. Es ist eine schreckliche Schönheit, die wir hier betrachten. Ein Teil von mir wird immer ein Tectarier sein. Ich habe das Land und seine einfachen Menschen immer zu schätzen gewusst, aber nicht die, die es beherrscht haben. Es geschieht vielen recht, dass sie nun unter Eis und Schnee begraben werden. Vielen aber auch nicht. Weine ich um meine Heimat? Nein. Aber ich denke oft an die einfachen Tage zurück...


Elfter Tag

Frostiger Wind weht um unser Schiff herum, und wir sehen nichts als Schnee und Nebel. Wüssten wir nicht, wohin wir fahren, es käme mir wie das Ende der Welt vor. An Hokuspokus glaube ich kein Stück, aber ich muss zustimmen, dass das hier unnatürlich ist. Würde uns ein Vogel beobachten, er würde einen kleinen Fleck erkennen (und nur vielleicht!), der in einer endlosen weißen Weite wie ein Durstiger in der Wüste nur langsam vorankommt. Das tapfere Schiff, das ich "Hohenfels" getauft habe, kämpft gegen Wind und Wetter, es ist nicht klein zu kriegen. Irgendwie wie wir. Das wüsste ich, dass irgendein Eisriese aus dem Jorganschelf MICH aufhält! Wir werden diese scheiß Buchseiten schon finden, von denen Maga Aethel berichtet hat.
Hlifa sagte mir, dass Aethel sich vor mir fürchtet. Das ist doch Unsinn. Was gibt es da zu fürchten? Ich bin ja nicht da, um Freunde zu finden. Am liebsten habe ich es, wenn alle tun, was man ihnen sagt und nicht groß diskutiert wird. Befehle machen das Leben so schön geschmeidig. Leider läuft das nicht immer so. Diese Mission zum Beispiel ist eigentlich völliger Irrsinn. Denn ich habe nur wenige Informationen über die Buchseiten, und wir können kaum herumlaufen und offen danach fragen. Deshalb ist es erste Priorität, einen sicheren Platz zum Anlegen zu finden, ein sicheres Lager zu errichten und vor allem, meine Söhne sicher zu verwahren. Das wird Owen erledigen. Wir werden nur in einer kleinen Gruppe an Land gehen und nachforschen. Wenn ich richtig liege, dann dürfte der Süden Bretons passierbar sein. Nach allen vorliegenden Berichten ist das südliche Küstengebiet noch nicht unter Schnee begraben. Das wird uns wohl im Inland begegnen. Südlich der Festungsmauern von Breton liegt ein alter Bergfried. Wenn wir den erreichen, kommen wir schonmal weiter, denn der enthält eine Bibliothek. Gehe ich nach Aethels Informationen, ist das unsere erste Anlaufstelle.
Wir drehen nun nach Süden ab.


Zwölfter Tag

Dort war ein Berg, den es vorher nicht gab... Wir sind nach Süden abgedreht, um aus dem Eis raus zu finden. Zwar war auch da die See noch eiskalt, und es hat auch geschneit, aber wir konnten wieder manövrieren.
Mitten im Meer ist eine Landmasse entstanden, als hätte sie sich vom Grund erhoben. Genauer gesagt, es war ein Eisberg! Wir haben einen Sicherheitsabstand gehalten und fahren nun sehr langsam, denn es ist gerade nicht klar, wie der Boden unter uns beschaffen ist. Der Berg jedenfalls war bestimmt hundert Schritt hoch, und auf der Spitze haben wir eine Statue gesehen. Sie ähnelte den Wesen aus dem Eis, aber sie schien leblos zu sein. Wie ein düsterer kalter Leuchtturm stand sie da, schaute auf die "Hohenfels", und es kam mir vor, als würde sie uns gnädigerweise nur passieren lassen. Mag mir gerade nicht vorstellen, was uns an Land erwartet.


Vierzehnter Tag

Die Südküste Bretons ist tatsächlich noch nicht vereist. Die Temperaturen sind sehr niedrig, und es herrscht mieses Wetter: Eisregen. Wir können die Anlegestelle und die Brücke bereits in der Ferne erkennen. Hlifa ist gerade damit beschäftigt, gemeinsam mit Owen unseren Kindern erneut zu erklären, dass sie zwar an Land gehen dürfen, sie aber nicht weiter mitkommen dürfen. Natürlich sind sie nicht begeistert und wollen Templer verhauen. Ich habe ihnen gesagt, dass ihre Mutter und ihr Vater das für sie erledigen werden - sollte es dazu kommen. Das wird sich wohl noch zeigen.
Dem Berg habe ich schon befohlen, ein Lager zu errichten, wenn wir eingetroffen sind. Owen wird bei den Kindern bleiben, genau wie der größte Teil unserer Mannschaft. Wir wollen so wenig auffallen wie es geht.
Tectaria, da bin ich wieder! Jetzt, da wir fast da sind, kann ich nicht sagen, dass ich erfreuter wäre als vorher. Dieses Land hat mir einen Teil meines Selbst genommen, so wie ich einen Teil hier gelassen habe. Und sogar Jan sehe ich an, dass es ihm auch so geht. Er ist ernster und stiller als sonst, und ich kann gerade auch wenig sagen. Ich glaube aber, es ist mein letzter Besuch in der alten Heimat. Es gibt hoffentlich nicht bald wieder einen Grund, hierher zu reisen. Hlifa hat mit der Vergangenheit abgeschlossen, und ich hoffe, dass ich das jetzt auch kann. Ich hoffe, dass es auch mir erlaubt ist.
Das ist mein letzter Eintrag bis zur Rückreise. Werde das Tagebuch in meine Seekiste legen und diese verschließen. Das muss nun wirklich nicht gelesen werden. Man könnte glauben, ich wäre ein Mensch mit Gedanken und Gefühlen wie jeder andere auch.
Kann mir so einen Quatsch vor anderen außer meiner Familie nicht erlauben.
Das steht fest.

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Astroras
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Re: Auf der Lirasischen See - Reise nach Tectaria

Beitrag von Astroras » 25 Jul 2017, 17:54

Callums Reisetagebuch

Irgendwer kam auf die tolle Idee, dass doch mehrere was zur Reise aufschreiben sollen. Und irgendwie haben dann alle mich angesehen. Na wen auch sonst. Als ob ich ein Tagebuch brauch um mich an alles noch erinnern zu können. Ich bin vielleicht nicht mehr der Jüngste aber zum alten Eisen gehöre ich auch noch nicht. Wenn hier jetzt jemand sowas wie: "Liebes Tagebuch, Heute habe ich... " erwartet, der kann mich mal da, wo niemals die Sonne hinscheint.

Erster Tag

Unser Schiff, die Hohenfels, ist nach dem Ablegen den Fluss bis zur Mündung gefahren und wir blieben dann in Küstennähe um nach Westen zu segeln. Im Hochsommer ist es immer eine ziemlich blöde Idee aufs offene Meer hinaus zu segeln und ich wäre auch nicht mit, wenn es nicht wichtig wäre. Solange wir aber gut voran kommen, bin ich guter Hoffnung. Bin mal gespannt, was wir noch alles auf der Reise erleben werden. Die Kinder von Theornon und Hlifa haben jedenfalls ihren Spaß.

Zweiter Tag

Die See ist heute deutlich stürmischer unterwegs. Jan hockt im Ausguck, Hlifa genießt die Wellen, die steife Brise und das Gewitter und Owen hat etwas Farbe angenommen. Von der grünen Sorte natürlich. Theornon dagegen hat irgendwas die Laune verdorben. Den ganzen Tag hat er jeden wieder angestänkert. Wenn er morgen immer noch so drauf ist, muss ich ihn mir mal wieder vorknöpfen. Ich werde heute noch Sturmwache halten. Na hoffentlich ist das kein so Sturm wie damals vor Samariq. Da sind wir nämlich gesunken und nur die Götter wissen, wie wir das überleben konnten.

Dritter Tag

Der Sturm ist vorüber und wir leben offensichtlich noch. Die Hohenfels hat trotzdem Schaden genommen - Die Segel haben ein paar kleine Risse und der Fockmast wäre beinahe zerbrochen. Die Matrosen konnten ihn aber noch rechtzeitig mit Planken verstärken. Die Jungs haben eindeutig das Segeln im Blut. Ich denke, ich werde Theornon mal vorschlagen, dass Hohenfels auch eine ordentliche Marine braucht.
Wie dem auch sei. Wir haben keine Vermissten durch den Sturm und sogar Owen ist wieder so bleich wie davor. Es ist irgendwie verdammt kalt geworden.

Vierter Tag

Flaute! Den Scheiß hab ich natürlich erwartet. Wie kann man bloß im Hochsommer über das Meer wollen? Na was solls. Der Tag wurde dazu genutzt um die Segel zu flicken und auch Langeweile kam nicht auf. Dafür sorgten schon Djarfur und Hervir, die Racker von Hlifa und Theornon. Wenn sie sich nicht gerade auf den Lernstoff von Owens faden Unterricht konzentrieren, was ihnen auch sichtlich schwer fiel, dann sorgten sie für gute Laune bei Jedermann mit ihrer puren Lebensfreude. Außer Owen natürlich.
Hab ich schon erwähnt, dass es kälter wurde?

Fünfter Tag

Die Flaute ist vorüber und wir konnten endlich wieder Fahrt aufnehmen. Um uns etwas abzulenken haben wir heute mal ein paar Deckspiele gemacht. Die Jungen waren natürlich hellauf begeistert und haben alle wieder mit ihrer guten Laune angesteckt. Die Zwei werden mal richtige Prachtkerle. Nur dass sie zwischendurch auch noch Unterricht bei Owen hatten, war ihnen überhaupt nicht genehm. In diesem Punkt geb ich Owen sogar recht: Sie müssen noch viel lernen. Ich glaub, ich nehm die beiden auch mal zwischendurch unter meine Fittiche.

Sechster Tag

Vorne weg: Es ist Arschkalt! Hab mitbekommen, dass Jan seiner Maus Winterkleidung im Krähennest gestrickt hat. Der hat doch nen Knall aber ist wohl auf jeden Scheiß vorbereitet.
Hauptaugenmerk des Tages war aber ein anderes Schiff das wir trafen. Flüchtlinge aus Tectaria, die uns berichten konnten, was uns erwarten wird. Wir wiesen ihnen den Weg, haben ihnen ein paar Vorräte gegeben und Theornon gab ihnen einen Brief für Sir Roymar mit.

Siebter Tag

Wir haben Sommer verdammt noch mal und segeln nach Westen, nicht nach Norden. Und es wird und wird nicht mehr warm. Theornon hat zugestimmt, dass die Matrosen zwischendurch einen heißen Tee mit Schnaps bekommen. Verdient haben sie es auf jedenfall. Die haben echt das Segeln im Blut. Noch kommen wir gut voran.

Achter Tag

Noch hält der Wind an und die Kälte ist mit den heißen Getränken auch gut zu ertragen. Ansonsten ist es recht ereignislos.

Neunter Tag

Als ich vor drei Tagen noch schrieb, dass es Arschkalt ist, muss ich wohl übertrieben haben. Ich frier mir hier die Klöten ab! Zugepackt mit Decken und Fellen konnte man es nur an Deck aushalten. Wer nicht musste oder wollte, war unter Deck und wärmte sich an den kleinen Öfen. Hlifa hat sich um die Kinder gekümmert und Geschichten von früher erzählt. Jan kam von seinem Krähennest runter und wir spielten etwas mit den Würfeln.

Zehnter Tag

Ich wurde heute sehr unsanft von dumpfen Schlägen an den Schiffsrumpf geweckt. Die Hohenfels fährt doch tatsächlich durch Eisschollen und bricht sich ihren Weg durch die einfrierende See. Alle schauen sich das Schauspiel an. Alle, außer Owen. Der hat sich den ganzen Tag nicht auf Deck blicken lassen. Dafür hat er diesen Anblick verpasst. Ein Eismeer und eine ewig grüne Insel, die als solche nicht mehr erkennbar war. Pharos ist von oben bis unten mit Eis und Schnee bedeckt und mahnt uns vor den Gefahren, die wir zu erwarten haben.

Elfter Tag

Wir kommen nur langsam durch das Eis. Aber wir kommen durch. Die Zeit nutzen wir mal wieder um uns Tee mit Schuss zu gönnen und ein paar Spiele zu spielen. Theornon entscheidet, dass wir es weiter südlich versuchen werden eine Passage zu finden die noch nicht zugefroren ist.

Zwölfter Tag.

Hol uns der Klabautermann. Ein riesiger Eisberg trieb da einfach durch die eisige See. Höher als die Kirche Bretonias ragte er aus dem Wasser heraus. Was für ein Koloss der erst unter Wasser sein müsste konnten wir uns nicht mal annähernd vorstellen. Es war weise einen großen Bogen drum herum zu fahren, denn man weiß nie, welche Untiefen dieses Monster verdeckt.

Dreizehnter Tag

Das Eis wird wirklich dünner und wir können wieder Fahrt aufnehmen. An den Temperaturen hat sich trotzdem nichts verändert. Ohne die Felle wäre ich wohl schon zum Eunuch geworden. Ich überlege mir wirklich, ob ich nicht den Kilt gegen was Wärmeres tausche solange wir hier sind. Na mal sehen. Morgen dürften wie die Südküste der Provinz Breton erreichen.

Vierzehnter Tag

Wir sind da. Die Küste ist noch einigermaßen eisfrei und bald werde ich das erste und wohl auch das letzte Mal Tectaria betreten. Nicht wegen dieser verdammten Kälte. Die Vergangenheit dieses Landes und der Kirche hat schon genug getan, dass ich es nicht leiden kann. Und ich freue mich schon auf die Rückreise.
Alle Chars würden die Signatur sprengen^^

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Beriel
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Re: Auf der Lirasischen See - Reise nach Tectaria

Beitrag von Beriel » 26 Jul 2017, 15:04

Da Callum und sogar Theo(!) ihre Reiseerlebnisse festhalten, will ich mich nicht lumpen lassen und schreibt auch mal was. Bei Callum kann ich mir vorstellen, was er so alles schreibt...Scheiße wird ziemlich oft drin vorkommen. Nur Theo...? Das Buch würd ich ja gerne in die Finger bekommen. Naja egal, ich fang besser mal an zu schreiben.

Der Morgen der Abreise

Das Schiff wurde gestern schon soweit beladen, dass wir heute nur noch unser Gepäck an Bord bringen mussten. Der gestrige Abend war nicht so einfach...Djarfur und Hervir wollten einfach nicht ins Bett. Sie hatten wirklich Angst davor, dass sie verschlafen könnten und wir ohne sie fahren. Was wir natürlich nie gemacht hätten, eher hätte ich sie persönlich an Bord getragen. Naja, mit sehr viel Überredungskunst von Theo, Callum, Owen und mir, ist es uns gelungen die Beiden ins Bett zu bringen. Wenn noch einmal einer sagt, dass Mutter sein einfach ist, dann kleb ich ihm eine. Sicher, ich liebe es Mutter zu sein, aber manchmal geht es auch an meine Substanz. Meine Söhne standen beim Auslaufen an der Reling und haben alles mit neugierigem Blick beobachtet.


Erster Tag

Mir klingeln jetzt noch die Ohre, verdammt ey! Theo hat einen Anfall sondersgleichen bekommen, als ich ihm von den geheimen Tunneln erzählt hab. War vielleicht doch keine gute Idee, dass ich alles auf einmal rausgehauen habe....Naja, wenigstens konnte ich ihn mit meinem Urteil über die Wegelagerer etwas beruhigen. Djarfur und Hervir sind wenigstens begeistert von unserer Reise. Ob Owen noch sauer ist, weil ich es ihnen während dem Unterricht gesagt habe? Egal, der Freudentanz meiner Söhne war es mir auf jeden Fall wert.


Zweiter Tag

Callum meckert jetzt schon heimlich vor sich hin. Theo hat sich mit seinem Büchlein verzogen und wird sich erstmal Luft machen. Wir sollten das Ding besser vor unseren Söhnen verstecken, sie werden sicher früh genug mit dem Fluchen anfangen, weil sie es sich von mir abschauen....Mich wundert, dass sie es bisher noch nicht machen...Muss an Owens Einfluß liegen. Das beste Vorbild bin ich sicher nicht für sie.
Ich kann es fühlen, dass ein Sturm aufzieht. Hoffentlich wird es auch ein ordentlicher, aber nicht so schlimm, dass wir sinken..Das würde mir jetzt grad noch fehlen. Nur Jan lässt sich mal wieder nicht aus der Ruhe bringen. Hildgard braucht wohl neue Kleider...Ich frag mich grad, ob ich auch schon bekloppt werde? Es kommt mir fast normal vor zu schreiben, dass Jan seiner MAUS Kleidung strickt...Winterfest natürlich. Was denn auch sonst? Es muss einfach abfärben...


Dritter Tag

Das nenne ich mal einen Sturm! Leider hätte er uns fast einen Mast gekostet. Ich musste ihn trotzdem bewundern. Die Blitze züngelten regelrecht über den beinahe schwarzen Himmel. Ein beeindruckendes Schauspiel. Thor auf diese Art und Weise zu spüren, lässt mich sowohl unendlich ehrfürchtig wie auch unheimlich geil werden. Tja, so ist das nun mal. Ich habe Theo einfach in unsere Kajüte gezogen und ihm die Kleider vom Leib gerissen...(Hoffentlich liest das niemals jemand! Was würde derjenige wohl über mich denken? Scheiß drauf, ich liebe meinen Mann und mit ihm zu vögeln ist eines der schönsten Dinge in meinem Leben.)
Ach ja, zu meinem Leben: Das wird langsam etwas ruhiger und sehr viel angenehmer. Julthos ist verbannt(Zum Glück bin ich ihn los! Ging mir ziemlich die Nerven, dass ich einfach nicht aus meiner Haut konnte und ihn nicht die sprichwörtliche Hölle geschickt hab.)
Meine Jungen sind immer noch so aufgregt, dass wir zusammen verreisen und dann auch in die alte Heimat ihreres Vaters...Tectaria...Drecksland, verfluchte Kirche und verblödete Fanatiker...Genau meine Kragenweite! Trottel, die den ein oder anderen Blitz mehr als verdient haben.


Vierter Tag

Owen hat es mit jeden Tag, den wir unterwegs sind, schwerer meine perfekte Söhne zum Unterricht zu bewegen. Das kann noch lustig werden...Ich kann sie ja verstehen, aber sie müssen lernen. Eines Tages bin ich nicht mehr und wer soll sich dann um sie kümmern? Ich will lieber nicht drüber nachdenken...
Naja, Callums Laune ist noch mehr gesunken. Theo ist immer noch wütend. Jan sitzt wieder mal im Krähennest und strickt weiter...(Das darf wirklich niemand lesen...Man wird uns doch alle für bescheuert halten!) Ich geniesse den Tag einfach. Wir haben zwar grad eine Flaute, aber was macht das schon? So habe ich wenigstens die Möglichkeit mich mal wieder in die Sonne zu legen. Djarfur und Hervir sind über das Decke gerannt und haben jeden zum Lachen gebracht. Sogar Theos Laune hatte sich etwas gebessert. Und hört...naja, lese und staune, er spricht fast NORMAL(!!) mit Owen! Hat ja auch verdammt lange gedauert. Verdammter Dickkopf, ich musste ihm nochmal deutlich sagen, dass Owen und ich nur Freunde sind. Unsere Liebschaft ist schon seit Jahren beendet. Wenn Theo wüsste wie lang, dann würd er sich sicher selbst in den Hintern beissen. Ha!


Fünfter Tag


Hab ich schon erwähnt, dass Theo, der größte Dickkopf ist, den ich kenne? Nein, nicht ganz so direkt. Der Mann könnte Mauern einrennen und keinen Hirnschaden davon tragen, so dick ist sein Schädel. Er will tatsächlich die verdammten Tunnel besichtigen. Spinnt er denn?! Falls er glaubt, dass ich ihn alleine gehen lassen, dann hat er sich aber geschnitten. Ich geh mit, so einfach ist das! Falls es doch jemand liest...: Versteh mich nicht falsch, ich vergöttere meinen Mann und unsere Söhne. Aber manchmal würde ich Theo doch gerne etwas würgen. Wie kann man denn so verbohrt sein? (Ach verdammt, ich hör mich schon wie die adligen Ziegen bei den Teerunden an. Verfluchte Scheiße!)
Also nur um es nochmal klarzustellen: Ich würde mit Freuden mein Leben geben, wenn ich dadurch Theornons Leben retten könnte. Wir haben schwere Zeiten hinter uns und doch konnten nichts uns trennen. Das muss doch was heißen!


Sechster Tag


Wir sind heute auf ein anderes Schiff getroffen...Es war voll mit Tectariern, ich hab sicher nichts gegen sie, bin ja schließlich mit einem verheiratet. Aber ihre Berichte waren alles andere als ermutigend. Die alte Heimat von Theo und einige anderen Mitgliedern der Nachtwache, muss es wirklich schlimm erwischt haben. Der Jäger aus der Kälte is ne verdammte Drecksau. Das musste einfach mal gesagt werden! Haben die armen Leute nicht schon genug gelitten? Die fanatischen und unvorstellbar pervsen Arschlöcher(auch Templer genannt) haben ihnen mehr als genug angetan...Und jetzt sitzen ihnen auch der Jäger und seine verdammten Krieger im Nacken.
Theo hat mal wieder gezeigt, dass er alles andere als ein Arschloch ist. Er hat den Leuten gesagt, dass sie nach Hohenfels gehen sollen. Hat sogar extra einen Brief für Roymar geschrieben, damit er sie nicht abweist.


Siebter Tag


Nur um es nochmal zu erwähnen: Normalerweise lasse ich mich NIEMALS so über meinen Liebsten aus. Er hat mich damals auf nahezu magische Weise angezogen. Blyrtindur...Die Insel war am Anfang noch ganz interessant. Ich habe Wachdienst geschoben und den ein oder anderen Kerl verführt, aus fast jedem Lager um ehrlich zu sein. Naja, war sicher nicht meine größte Leistung, aber was hätte ich denn auf der Insel sonst machen sollen? Vielleicht hätte ich mich den Kämpfern, die gegen Lazarus zogen, früher anschließen sollen. Am Ende habe ich es ja doch noch getan. Und was erwartete mich da? Ein Lebaner, eine Paladina, (nur mal nebenbei erwähnt, das könnte der Anfang eines tollen Witzes sein) Wo war ich? Ach ja, der Wolf, der ständig irgendwem in die Seele schauen wollte...Der schüchternste Kelte, den ich jemals getroffen habe, die ehemalige Taness von Nordstein und ein pilzerauchender Märker...(Das könnte echt der Anfang von einem Witz sein! Hm...Ich sollte das wohl besser in einem richtigen Tagebuch festhalten. Nicht den verdammten Witz! Meine Erinnerungen an damals.)
Hab ich überhaupt schon mal das Wetter und die unnatürliche Kälte erwähnt? Bis auf den Sturm habe ich nichts dazu geschrieben. Hol ich morgen nach. Ich muss mal nach Theo und den Kindern sehen.


Achter Tag


Callum stellt sich an wie ein Mädchen, beschwert sich ständig darüber, dass es zu kalt sei. Friert sich wohl die Eier ab, hätte besser mal was unter seinen Kilt gezogen. Naja, Theo hat allen Tee mit Schuß erlaubt. Damit wird das verdammte Wetter etwas erträglicher für alle. Ich beschwere mich ganz sicher NICHT über das Wetter...Aber es ist verdammt nochmal HOCHSOMMER und wir frieren jeden Tag etwas mehr!
Ich hab Djarfur und Hervir vorgestern ihre Winterkleidung rausgelegt. Sie sollen sich schließlich nicht erkälten. Und mal ehrlich, sie sehen verdammt süß darin aus. Ihre Fellmützen und die fellbesetzten Schuhe! Einfach zum Anbeissen süß. Wie oft will das Wort süß noch schreiben? Hätte mein Naschkram vielleicht doch besser eingepackt. Dafür ist es jetzt zu spät...


Neunter Tag


Wer hätte es gedacht? Es ist noch kälter geworden, das Meer ist heute auch ziemlich unruhig. Bin mit meinen Söhne unter Deck gegangen. Sie lieben es, wenn ich von Midgard und meinen Erlebnissen dort erzähle. Owen ist wohl meditieren gegangen, er hat sich auch mal etwas Ruhe verdient. Es wurden Decken und Felle verteilt, sogar Jan ist endlich aus dem Krähennest geklettert. Theo war noch einige Zeit oben, danach hat er sein Büchlein versteckt und sich zu uns gesellt.(Was würd ich dafür geben, das Ding in die Finger zu bekommen. Sollte ihn vielleicht mal heute Nacht ganz lieb danach fragen.) Ich spüre die innere Unruhe, die Theo seit Reisebeginn plagt. Wer kann ihm das verübeln? In Tectaria hat er fast nur Mist erlebt. Er hat mir viel davon erzählt, wohl aber nicht alles...Einiges war ohnehin schon schmerzhaft für ihn, es dann noch jemanden erzählen, war sicher nicht einfach. Irgendwann wird er mir sicher alles sagen. Wenn ich ihn so sehe, dann will ich ihn einfach nur in den Arm nehmen und ihm versprechen, das alles wieder gut wird.
Die haben an Deck doch tatsächlich gewürfelt...Und keiner hat mir was gesagt, Frechheit!


Zehnter Tag


Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würd ich glauben, dass wir grad ins Schelf fahren. Wo man hinsieht: Eis. Wir sind im Westen unterwegs! Zum Glück hat Theo den Bug verstärken lassen, beweist mal wieder, dass ich keinen Trottel geheiratet habe. Er hat dem Schiff sogar einen Namen gegeben. Die Hohenfels (Irgendwie ein passender Name für ein Schiff) gleitet regelrecht durch die Eisschicht und zerteilt sie mühelos.
Wir hätten Djarfur und Hervir vielleicht anbinden sollen... Sie sind fasziniert von dem Anblick, dass Hervir beinahe über die Reling gefallen wär. Zum Glück stand Callum neben ihm und konnt ihn noch halten. Das war ihnen hoffentlich eine Lehre, sieht mal danach aus, sie stehen still und bewundern die Aussicht einfach so. Wir können uns alle nicht von dem Anblick losreissen. Naja, bis auf Owen, er ist wieder unter Deck gegangen, war ihm wohl zu kalt. Obwohl das Schiff stabil zu sein scheint, habe ich ein Gebet an Thor gerichtet. Er soll über uns wachen. Hier zu sinken...Das wär unser wortwörtlicher Untergang, niemand könnte diesen Temperaturen lange standhalten.
Theo hat sich für einen Kurswechsel entschieden. Wir drehen nach Süden ab.


Elfter Tag


Wir haben wieder mehr Fahrt aufgenommen, sind erstmal aus dem Eis raus. Immer nach Süden. Theo kennt da eine Bibliothek, dort will er mit der Suche beginnen. Ich vertrau ihm da vollkommen, er hat den Bericht der Magierin förmlich auswendig gelernt. (Ich sollte mir echt den Namen des Mädel mal merken...AETHEL, so heißt dass schreckhafte Ding) Wir hätten eigentlich ablehnen sollen, wir wissen fast nichts über die ganze Sache. Aber das Buch muss weg und vielleicht steht auf den fehlenden Seiten, wie wir das anstellen können. Dann kam auch noch die vage Information von Bjartur, dass fucheltende Hun mit einer Formel nach Tectaria gereist sind. Damals herrschte da ein langer Winter und sie wurden von Vampiren angegriffen. Die Formel ist wohl magisch und kann die Bindung zwischen einem Vampir und seinem Diener zerstören. Wir brauchen dass die Ding! Ich will mir nicht vorstellen, was ich tun würde, sollte Theo zu so einem Diener werden...Abhänig von einem Blutsauger und seinem Blut. Die ganze Vampirsache macht mir mehr Angst, als alle unsere andere Feinde zuvor. Meinen Bruder hätte es schon fast erwischt. Phaeton und sein Pack muss weg!


Zwölfter Tag


Ich hab garnicht erwähnt, dass Theo mich vorgestern aus dem Augenwinkel beobachtet hat, als ich am Beten war. Das macht er zwar immer wieder mal, aber dieses Mal war es etwas seltsam. Ich weiß ja, dass er nichts von der Kirche und den Göttern hält, aber mir ist es wichtig. Zur Zeit erziehen wir unsere Söhne vollkommen frei, sie lernen zwar alles über die Götter aber es wird ihnen keiner vorgeschrieben. Das können sie irgendwann selbst entscheiden, jeder muss seinen eigenen Glauben finden und das geht nun mal nicht, wenn man von Anfang auf irgendeinen Gott oder mehrere Götter erzogen wird. Jeder von uns glaubt an irgendwas, sie haben also genügend Vorbilder und Ansprechpartner, wenn sie was wissen wollen.
Heute ist mir mal wieder aufgefallen, wie groß meine kleine Jungen sind. Sie wachsen viel zu schnell, bald werden sie immer öfter alleine losziehen wollen...Und dann müssen wir ihnen auch erklären, was Männer und Frauen miteinander machen. Das überlass ich lieber Theo oder Callum. Vielleicht auch Owen, aber dann werd ich an der Tür lauschen. Die Frage wird spätestens dann aufkommen, wenn wir es endlich schaffen noch ein Mädchen zu bekommen. Sobald sich die Lage etwas beruhig hat, werd ich das Thema nochmal ansprechen und darauf bestehen, dass wir uns endlich unseren Wunsch erfüllen.(Das steht schon seit ZWEI Jahren im Raum und es kam immer was anderes dazwischen... Jetzt sind wir mal dran!)


Dreizehnter Tag



Gestern wir an einem Eisberg vorbei gefahren....Ein EISBERG! Im Hochsommer, mitten im Meer. Unfassbar, das Ding war einfach riesig. Der war bei unserer letzten Reise nach Tectaria noch nicht da. Wir haben die Segel fast gänzlich einholen lassen. Niemand von uns wollte gegen das Ding fahren. Und wir wussten auch nicht, wie es unter der Oberfläche aussieht. Man muss sich das mal vorstellen, da war ein Eiswesen(ich nehme an, dass es eins war) auf der Spitze des Berges. Hatte zwischendurch den Gedanken, dass das Wesen uns ausspäht und passieren lässt, weil es was weiß, das wir nicht wissen. Hoffentlich täusche ich mich. Ich will in Tectaria nicht meinen letzten Atemzug machen.
Bei Thor, man könnte meinen, dass ich langsam verweichliche...Sollte mich vielleicht etwas ablenken gehen. Ob Theo was gegen ein Mittagschläfchen hätte? Was für ein Unsinn, natürlich wird es ihm gefallen. Er kann ja seine Hände auch nicht von mir lassen.



Vierzehnter Tag


Nur um die Vollständigkeit zu bewahren: Theo war mehr als bereit zu einem Mittagsschläfchen. Das halbe Schiff hat wohl mitbekommen, dass wir nicht wirklich geschlafen haben. Wenn man das Grinsen auf ihren Gesichtern bedenkt. Mir doch egal!
Bald ist es soweit, wir können schon die Küste und die Anlegestelle sehen. Theo und Jan sind unheimlich still. Ich mach mir echt Sorgen um sie. Sie haben hier verdammt viel Scheiße gesehen und erlebt. Die Reise war vielleicht doch keine gute Idee. Das kann ich jetzt leider nicht ändern, denn wir müssen alle das Beste aus der Situation machen. Sobald wir die Buchseiten und die Formel, oder wenigstens Informationen darüber, in Händen halten, dann sind wir wieder weg.
Theo hat schon den genauen Ablauf nach unserer Ankunft geregelt. Der Berg kümmert sich, um den Aufbau unseres Lagers. Owen bleibt mit unseren Söhnen zurück, ebenso wie der Großteil unserer Mannschaft. Sie sollen das Lager, unser Schiff und vor allem Djarfur und Hervir beschützen. Die Beiden haben ziemlich lange Gesichter gemacht, als Owen und ich ihnen nochmal erklärt haben, dass sie nur bis zum Rand des Lagers mitdürfen. Sie wollen unbedingt Templer verhauen... Wir müssen ihnen eindeutig bessere Vorbilder sein. Ha! Dass ich nicht lache! Wie sollten sie auch anders sein, wenn ihre Vorbilder alle den Drang dazu haben Templern in den Arsch zu treten? Meine Jungen sind genau richtig. Eines Tages werden sie dem Adel mal richtig die Augen öffnen. Sie sind mehr Nordmannen als sonst was.
Tja, das war es erstmal. Wir legen grad an, ich höre die Rufe von oben. Sobald wir auf dem Rückweg sind, werde ich sicher wieder schreiben. Das hat mir doch Freude bereitet als ich dachte. Ich verstecke mein Büchlein besser vor neugierigen Augen. Also Theo. Wenn das einer liest fällt er noch in Ohnmacht.
Erstaunlich, dass der Mensch nur hinter seiner Maske ganz er selbst ist.
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enyra
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Re: Auf der Lirasischen See - Reise nach Tectaria

Beitrag von enyra » 28 Jul 2017, 11:58

Mitten auf der Rückreise legt Jan plötzlich seine Bastelei zur Seite, nimmt Pergament und Feder zur Hand und beginnt zu schreiben:

So...also eigentlich mache ich das ja nicht weil...ich weiß eigentlich garnich wie..also nicht die Sache mit dem schreiben....das kann ich ja, hihi, aber diese Tagebuchsache... kann mir ja nichtmal merken was es zu essen gab. Naja wahrscheinlich eh gepökelten Fisch... sind ja auf einem Schiff...da schmeckt alles wie gepökelter Fisch...außer der Tee mit Rum..naja egal, zurück zu dem hier!
Ist ja wirklich garnicht so einfach diese Tagebuchsache hier. Immerhin habe ich ja nicht gesehen was ich schreiben werde aber Hildgard hat gesagt ich soll das mal machen....damit sie was zu tun hat. Verstehe ich nicht weil.. ich schreibe ja....nicht sie! Naja wird schon einen Sinn haben und wenn nicht...ich hab’s versucht. Musste eh mal ne Pause machen. Ist echt nicht so einfach eine Rüstung aus diesen Schuppen zu machen...in der Größe!. Aber ich habe es ja versprochen und das muss ich halten. Uff ich hab ja auch versprochen beim nächsten Drachen den Kopf mitzunehmen...oh Mann... ich hoffe das klappt auch. Kann sie doch nicht enttäuschen! Naja aber zurück zu der Rüstung.. muss ja wohl jeder sehen, dass meine Hildgard geholfen hat einen RIESIGEN Drachen zu erlegen. Das war was... leider hat der ja zwei erwischt aber die kannte ich eh noch nicht lange. Schade eigentlich, hab nichtmal die Namen richtig mitgekriegt. Muss ich mal Callum fragen...der merkt sich sowas ja immer. Ist ja auch gut dann muss sich das nicht jeder merken. Ich hab ja so schon soooo viel im Kopf..also mit den Stimmen und so, hihi. Aber bin ich ja jetzt auch nicht mehr alleine mit, wo doch die Chefin jetzt AUCH Sachen hört! Ich glaube ja das gefällt Theornon garnicht aber naja man kann sich halt nicht alles aussuchen. Ich WOLLTE ja auch nie wieder nach Tectaria! Aber guck mal von wo aus wir gerade nach Hause fahren! Naja war ja auch ein bisschen schön nochmal zu sehen wo ich Hildgard getroffen habe aber..sonst nicht.
Aber jetzt muss ich doch nicht nochmal hin! Theornon hat es mir eben gesagt. Die retten die anderen ohne mich. Das schaffen die auch ganz bestimmt! „Jan“ hat Theornon zu mir gesagt, „Du kriegst nen Spezialauftrag!“ aber ich weiß noch garnicht was das sein wird. Hauptsache es hat nichts mit Schiffen und gepökeltem Fisch zu tun!
Soo..wo war ich? Ach ja...die Chefin..also..die hört jetzt auch Stimmen und kann was ganz ganz tolles..also..Hildgard und ich wir sind ja schon richtig gut im Nicht-gesehen-werden aber sie toooopppppt das ja jetzt mal so richtig. Wir sind einfach so in das Lager von den Eiskerlen gestapft und.. die haben uns NICHT gesehen! Voll klasse! Naja also bis wir dann angefangen haben ihnen was auf den Deckel zu geben schon aber vorher nicht. Wir haben da ja auch fast alles gefunden was wir gesucht ha....ooohhh das ist bestimmt mein Spezialauftrag! Die andere Hälfte von dieser Formel finden....Hildgard wird mir schon helfen! Sie konnte den anderen ja garnicht ihre neue Brille zeigen! Wollte sie ja in dem Turm aber der war schon leer also mussten wie da auch nichts suchen. Schade sie hatte sich schon so gefreut aber die kann sie ja dann zusammen mit ihrer neuen Rüstung zeigen!
Hah die Rüstung..muss die weitermachen...muss ja fertig sein wenn wir zu Hause sind...ich glaube ich hab eh genug geschrieben. Ich weiß nichtmal genau warum aber ist ja auch egal. Was einmal wo steht kann nicht mehr vergessen werden. Naja außer man verliert das Pergament. Das ist dann halt dumm. Ich bin ja zum Glück nicht dumm hihi. Ich pass da gut drauf auf! Eigentlich ist es ja komisch aufzuschreiben was man macht oder denkt...das weiß man doch..und dann niemand anderes lesen zu lassen. Aber ich glaube...so geht das halt mit Tagebüchern!

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Tharon
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Re: Auf der Lirasischen See - Reise nach Tectaria

Beitrag von Tharon » 04 Aug 2017, 21:17

Seetagebuch von Theornon


Erster Tag

Jan tut gerade zwei Dinge: Ich vermute, er schreibt auch eine... ART Tagebuch. Seine Gedanken kann man sich kaum vorstellen. Ich kenne sie auch nur ungefähr. Von dem, was er so sagt - vor allem zu Hildgard, seiner Maus - und was er so tut. Ich kann kaum noch die Jahre genau benennen, wie lange ich ihn schon kenne, aber ich glaube, wir waren nichtmal erwachsen. Callum hatte mich in der Hütte gefragt, ob Jan schon immer so war. Das war er nicht. Was die Inquisition und die Ausbildung ihm... uns angetan haben, hat ihn beinahe getötet. Ich vermute, dass er ohne diese kleine Maus, die er damals in unserer Trinkhütte gefunden hatte, niemals überlebt hätte. Es kommt mir nicht nur so vor als ob sie ihn gewissermaßen gerettet hat. Sie ist nun viel älter als Mäuse meines Wissens nach werden. Und es kommt einem vor, als wenn ein Teil seines Verstandes irgendwie in die Maus geraten wäre - manchmal auch umgekehrt. Eigentümliche Sache. Aber wenn es Jan hilft, bin ich mehr als zufrieden. Er ist einer meiner wenigen wahren Freunde, und ich würde mein Leben für ihn geben. So wie er für mich.
Haben vor einigen Stunden die "Statue" passiert. Wie sich erwiesen hat, ist es keine Statue: Im Lager des Feindes konnten wir eine These prüfen und belegen, die nach dem Gespräch mit Philemon (auf den komme ich noch zu sprechen) aufgekommen ist: Hlifas Blut besteht teilweise aus Völsungarblut, was damals im Thronfolgekrieg geschehen ist (hat mit Skjalgur zu tun). Und scheinbar kann sie hinter den "Thron des Winters" (ein Berg im Schelf) schauen, was man ansonsten wohl nicht kann. Die These: Der Jäger kann sie nicht sehen, aber sie kann ihn sehen. Im Lager konnten wir uns dem Feind einfach nähern. Erst als es zum Angriff durch uns kam, wurden wir alle sichtbar. Faszinierender Hokuspokus. Immer wenn Hlifa unterwegs war, bringt sie mir schlechte Nachrichten mit - jetzt war ich dabei, und es kommt etwas Gutes dabei heraus! Tagebuch, ich möchte festhalten: Ich liebe meine Frau, und ich bin stolz auf sie. Aber sie lebt mitunter sehr gefährlich.
Ach, die andere Sache, die Jan tut: Er fertigt eine Rüstung für seine Maus an. Natürlich. Was sonst?


Zweiter Tag

Wir halten uns noch einige Stunden in den noch nicht gefrorenen Gewässern auf, so kommen wir schneller voran. Man kann von hier die Küste noch sehen. Sebastianus kümmert sich um seinen Großvater Philemon. Wir haben die beiden, sowie Minerva mitgenommen. Das ist die Kundschafterin, die unser Schiff entdeckt hatte und uns erst auf Philemon aufmerksam gemacht hat. Ein weiterer Gast ist Sara Polonius. Sie hat die fehlenden Seiten auswendig gelernt. Sobald wir in Bretonia sind, werde ich eine Nachricht an Maga Aethel senden. Die beiden Damen müssen sich dringend unterhalten. Ich muss die Zauberin auch wegen einer anderen Geschichte sprechen... es geht um den Hüter Albertus: Es besteht begründeter Verdacht, dass er sich am Herz der Insel Blyrtindur aufhält oder aufgehalten hat und dass er ein Erzähler ist. Was das alles implizieren könnte... ich habe keine Ahnung. Aber gut kann es nicht sein! Wenigstens einer von uns sollte paranoid bleiben.
Zu Philemon von Glan ein paar Worte: Offenbar, das hat Callum herausbekommen, befinden sich mehrere untereinander verbundene Auren in diesem Mann; die von Albertus, von Abt Aldwyn (!) und seine eigene. Er sieht und hört Dinge, schreibt sie auf. In dem Zusammenhang sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass Hlifa Stimmen hört (wie Jan...). Warum? Wegen der Fähigkeit, die sie mit dem Jäger und vielleicht auch dem Verbotenen Buch verbunden hat. Erwähnte ich es? Die schlechten Nachrichten? Sie hat da dieses Talent, neben ihren anderen, positiveren... Und nun hört sie ab und an die Stimme des Erzählers. Selbstverständlich tut sie das! Ich hoffe zwei Dinge. Erstens, dass das nicht Überhand nimmt oder gefährlicher ist als ich... hoffe. Und zweitens: Dass das nicht passiert, wenn wir uns lieben. Das fehlte ja noch. Wäre das dann ein Vergnügen zu dritt? Oder wie?
Ach, Tagebuch: Es versteht sich, dass das hier diskret behandelt wird. Sonst werde ich dich wohl oder übel verbrennen müssen.


Dritter Tag

Langsam verschwindet die Küste. Wir segeln nun direkt gen Osten, durch die Kälte. Es ist so eisig, dass das Deck gefroren ist, sowie einige der Vorräte. Fischen kann man hier natürlich vergessen, es sei denn wir wollen uns auf eine Eisscholle setzen, ein Loch hinein schlagen und angeln. Absurd, wie die Gedanken hier aufkommen - aber es gibt tagsüber kaum etwas zu tun. Hlifa erzählt unseren Söhnen von der Reise, während Callum Owen ein paar Kartentricks beibringen will und Jan im Krähennest hockt und schreibt.
Tectaria. Werde ich es vermissen? Ich habe Hlifa letzte Nacht gesagt, dass ich um das Land durchaus traurig bin. Es war einst ein blühendes grünes Reich, beherrscht von Fanatikern. Jetzt ist es öd und kalt geworden, beherrscht vom Jäger aus der Kälte, einem abstrakten Feind, dem mit Waffen nicht beizukommen ist. Ein Teil von mir wird IMMER Tectarier sein, das ist nicht zu leugnen. Aber dank Hlifa und meiner Aufgaben in Bretonia kann ich etwas tun, das in der Heimat niemals ging: leben. Mit ihr und für sie. Das steht fest.
Wir haben eine etwas andere und hoffentlich schnellere Route für die Rückreise gewählt. Wenn Wind und Wetter es besser mit uns meinen, sollten wir Bretonia in sieben bis acht Tagen erreicht haben.


Vierter Tag

Habe vergessen, etwas Wichtiges zu erwähnen:
Hlifa ist ein schlaues Mädchen, das muss man schon sagen. Sehr gerissen. Das sind fast alle Weibsbilder, aber sie ist ein Paradebeispiel. Ich hatte schon geahnt, dass sie sich ein wenig Sorgen macht wegen meiner Entschlossenheit, was diese vermaledeiten scheiß bekackten mistigen zum aus der Haut fahrenden Zwergentunnel betrifft. Es ist so: Es kam die Entscheidung auf, nochmals nach Tectaria zu fahren (solange das noch geht), um so viele Menschen wie möglich zu retten, bevor sie alle zu Sklaven und Opfern des Eisigen Heerwurmes werden. Denn scheinbar ist es so, dass die Wesen aus dem Eis in der Lage sind, Menschen in willenlose Diener zu verwandeln, die wie sie nur aus Eis bestehen. Das ist mit Minervas Familie auch geschehen, wie sie uns im Lager von Alvin Magnus (vermutlich verwandt mit Albertus Magnus) berichtet hat. Also, ja, wir wollen sie retten. Es hat keine zwei Sekunden gedauert, da kam von ihr der Vorschlag, dass Callum, Jan, ich und ein paar andere das übernehmen sollten, während sie mit Theresia und Alikir über die verfickten Tunnel redet. Man stelle sich das vor! Als hätte dieser kleine schlaue Rabe nur auf diese Gelegenheit gewartet, nicht wahr? Tagebuch, ich würde dich ja fragen, wie du das verstehst, aber du bist ja eher stiller Mitleser. Wie auch immer: Ich habe zugestimmt. Nicht etwa weil ich auf ihren Trick reingefallen wäre, sondern weil es für mich außer Frage stand, dass ich fahren würde. Ich schicke doch keinen wieder in dieses verlorene Land und fahre selber nicht mit.
Hlifa hat später jedoch gesagt, dass Jan und ich nicht fahren sollten. Ich glaube, erst in Tectaria, als wir in der Hütte waren, in der Jan, ich und die anderen uns immer versteckt haben in der Nacht, hat sie gemerkt, wie es wirklich für uns war. Tectaria liebte uns nicht. Die Inquisition liebte uns nicht. Niemand tat das.
Stand der Dinge ist, dass ich nicht fahren werde. Wohl fühle ich mich nicht, aber in dieser Sache lasse ich Hlifa das letzte Wort - vielleicht weil die Entscheidung für mich zu schwierig ist.
Eines kann ich aber sicher sagen: Wegen der Tunnel wird niemals nachgegeben werden! Das steht fest. Aber sowas von...


Fünfter Tag

Wir kommen gut voran. Unsere Wunden sind versorgt, und niemand hat bleibenden Schaden davongetragen. Mein besonderer Dank gilt Owen, denn er hat die Kinder nicht aus den Augen gelassen. Verluste haben wir keine zu beklagen, auch die Matrosen haben tapfer gekämpft. Sorge macht mir nur eines: Es sind weitere Vorräte verschwunden. Keine Ahnung, was hier los ist, aber hier stimmt was nicht. Wenn noch mehr verschwindet, dann haben wir ganz klar einen Dieb unter uns!

Sechster Tag

Die Reparaturarbeiten an der "Hohenfels" sind abgeschlossen. Wir haben kaum Zeit verloren, und die eisige See haben wir nun hinter uns gelassen - es wird deutlich wärmer. Das gibt mir die Gelegenheit, zu berichten, was überhaupt passiert ist:
In der Nacht auf den fünften Reisetag kam es zu einer eher unangenehmen Begegnung. Jan hatte in der Ferne ein Schiff gesehen, das von Süden her kam. Und ganz klar hat es seine Position verändert, um uns abzuschneiden. Jede Kursänderung hat es mitgemacht. Das Schiff hatte keine erkennbare Heraldik, und die Segel waren blutrot. Erst als es näher kam, war uns klar, dass es schneller war als die Hohenfels. Wir machten uns kampfbereit, und Owen und zwei Templer gingen unter Deck, um auf die Kinder, Sara, Minerva, Sebastianus und Philemon zu achten. Im folgenden Kampf waren zwei der Korsaren durch eine Luke unter Deck gelangt, aber Owen hat kurzen Prozess mit ihnen gemacht. Ja, Korsaren. Piraten. Wie auch immer. Sie kamen aus Samariq und dachten wohl, dass sie leichtes Spiel mit einem vermeintlichen Flüchtlingsschiff aus Tectaria haben würden. Etwa zwanzig Mann fielen mit Säbeln und Enterhaken über uns her, und es war ein anstrengender Kampf. Meinen linken Arm hat es wieder erwischt, ich muss wirklich mehr trainieren. Das ganze Gerede und Verhandeln bei Hofe lässt einem keine Zeit. Callums schlimmes Bein wurde von einem der Hun erneut verwundet. Minerva aber hat sich gut darum gekümmert. Die Kleine scheint ein Auge auf Callum geworfen zu haben. Nunja, wie schön das ist. Um das zu Ende zu führen: Wir haben die überlebenden Korsaren ziehen lassen. Unter der Bedingung, sich nicht der bretonischen Küste zu nähern. Lieber hätte ich sie gerichtet oder gefangengenommen, aber unsere Nahrungsmittel sind ohnehin knapp geworden (ich erwähnte es, da ist was faul!).
Nähern uns gerade ersten weit vorgelagerten Inseln und werden dort versuchen, etwas Essbares zu finden. Ansonsten müssen wir rationieren. Und ich weiß wie Hlifa ist, wenn sie hungrig wird. Sie hat nämlich übrigens auch ihre Süßigkeiten in Hohenfels vergessen. Sie wird dann unerträglich. Man möchte sie über's Knie legen und ihr den Arsch versohlen. Aber das geht ja nicht, das würde ihr ja nur gefallen. Wie sie rumnervt, wenn sie nichts zum Naschen hat! Ich sollte ihr einige Tage das Naschwerk entziehen, bevor wir mit Alikir verhandeln. Das wird ein Spaß. Der Zwerg wird niemals wieder ein Staatsgeheimnis für sich behalten. Das steht fest.


Siebter Tag

Konnten etwas Fisch fangen, sowie einige Früchte auftreiben. Das sollte ausreichen. Allerdings haben wir auf der Insel etwas Merkwürdiges gesehen:
Hier muss es mal Bewohner gegeben haben. Nicht nur gab es hier Überreste sehr alter einfacher Holzhütten, sowie Feuerstellen, sondern auch Steinstatuen, die hier errichtet worden sind. Die kleine Siedlung war sicher schon Jahrzehnte nicht mehr bewohnt, und die Statuen (etwa fünf Schritt hoch, zwei haben wir gefunden) kamen uns noch älter vor. Es waren Abbilder menschlicher oder menschenähnlicher Gestalten. Eine der Statuen war schlecht erhalten, aber die andere war noch ganz. Die Gestalt sah aus wie eine Mischung aus - und das ist das Seltsame - Elaya und Zwerg. Sie trug einen Vollbart, aber hatte spitze Ohren, kurzes Haar. Die Bewaffnung schien das zu bestätigen: Sowohl ein Bogen als auch eine Axt waren zu sehen. Beide Bildnisse waren so aufgestellt, dass sie zum Dorf schauen würden. Das andere war nicht bewaffnet, sondern hatte ein Buch in der Hand, aufgeschlagen. Gravuren oder Verzierungen gab es nicht. Eine sehr seltsame Sache, man muss darüber mal recherchieren.
In einer der Hütten hat Callum noch etwas gefunden. Neben einfachen Werkzeugen und Dolchen aus Stein hat er eine Art Schmuckstück entdeckt: Eine Kette, sehr einfach gehalten. Mehr oder weniger handelt es sich um ein kleines Seil aus Holz, woran Steinchen gebunden wurden, sieben an der Zahl. Unförmig und klein. Auch hier keine Verzierungen. Ich würde es nicht erwähnen, aber vor ein paar Augenblicken kam Callum in die Kajüte: "Schau dir das mal an", sagte er. Dann hielt er die Kette direkt in das Mondlicht, und die Steine begannen zu glühen in einem grünen Licht. Eine Aura oder so etwas hat er nicht ausmachen können, und keiner an Bord kann etwas dazu sagen.
Sehr seltsam. Das steht fest.

Achter Tag

Es sind schon wieder Vorräte verschwunden! Ich habe zuerst alle Matrosen zur Rede gestellt und ihnen drakonische Strafen angedroht, vom Kielholen, Hand abhacken bis zur peinlichen Befragung bei den Lebanern. Aber sie schwören alle bei den Gräbern ihrer Mütter, dass sie nichts gestohlen haben. Daraufhin habe ich ALLE Kojen durchsuchen lassen. Nichts. Ich habe sogar hinter Hlifas Rücken ihre Sachen durchsucht. An dieser Stelle möchte ich nochmals auf ihre Naschsucht hinweisen, in Ordnung? Wenn ich was gefunden hätte, dann hätte ich selbstverständlich ein Wort mit ihr geredet und die Sache diskret behandelt. Das hat nichts mit Misstrauen zu tun, ich bin einfach nur sehr gründlich - zumal ich auch erwarten würde, dass man meine Sachen durchsucht. Das habe ich sozusagen auch gemacht: Ich habe der Mannschaft bewiesen, dass auch ich keine Vorräte eingelagert habe. Das ist eine recht komische Sache. Es ist so viel verschwunden, das kann keiner auf einmal gefressen haben!
Heute werde ich bei den Vorräten nächtigen. Meine Söhne sind sowieso wach. Es ist Vollmond, und der Berg erzählt ihnen grausame Kriegergeschichten aus Midgard - das lieben sie. Ja, diese Familie hat einen ordentlichen Schaden im Gebälk, aber so liebe ich sie alle.

Auf meine Art.

Neunter Tag

Tja. Was soll man dazu sagen? Ich habe den Übeltäter erwischt. Genauer gesagt, Jan hat ihn erwischt. Nein, es war nicht Hildgard. Aber Jan und seine Maus konnten den Täter stellen, als er sich mit einer ganzen Kiste Früchte verziehen wollte. Wir haben tatsächlich einen blinden Passagier an Bord, der sich in Tectaria auf die "Hohenfels" geschlichen hat, während Owen und die anderen das Lager errichtet haben. Kann kaum glauben, dass ich das Folgende niederschreibe, aber es sind nunmal die Fakten:
Unser Dieb ist ein Klabautermann! Die habe ich wie vieles vor dieser Reise für eine Legende gehalten, aber diese hat mehr als nur einen wahren Kern. Dieses... Wesen ist kleiner als ein Wicht, trägt eine Zipfelmütze, riecht sehr nach Fisch und reagiert extrem garstig, wenn man es zu fassen kriegen will. Mir hat es Pfeffer in die Augen geblasen, Owen hat es für einen Tag verflucht (er übergibt sich noch mehr als üblich), und Callum hat er Juckpulver unter den Kilt geworfen - Minerva wird wohl etwas abwarten müssen, der Anblick muss furchtbar sein. Wie auch immer: Als ich dann wieder was sehen konnte, hatte Jan den Klabauter gefesselt, dass wir ihn befragen können. Wäre ja dafür gewesen, ihn über Bord zu werfen, aber Hlifa hat mir erklärt, dass das nichts bringen würde. Außerdem, so sagte sie es, will man sich nicht den Zorn eines Klabautermannes aufladen. Würde ja sagen, dass das nordischer Aberglaube ist, aber sie hat ja schon recht. Diese Kreatur hat uns alle fertig gemacht. Sein Name ist Stilzensiebel, und er behauptet, ein mächtiger Krippendieb zu sein, was immer das genau ist. Jedenfalls war die Sache klarer, als er sagte, dass sein Vetter "Siebenstilzchen" in Brulund bei den Hütern lebt, und er ihn aufsuchen muss, um mit ihm und den Hütern etwas Wichtiges zu besprechen - sein Vetter habe ihn gerufen, sagt er. Und wir waren die Mitfahrgelegenheit nach Bretonia, von wo aus er zur Insel will.
Stilzensiebel ist nun unter Bewachung. Meine Söhne lasse ich ungern in seine Nähe, aber wenn Hlifa und ich dabei sind, mache ich eine Ausnahme. Er bringt den Jungen schmutzige Worte bei und wie man Streiche spielt. Nichts, was sie nicht von Callum auch lernen würden (der sein Gemächt nun behandeln lässt, armes Schwein).
Hatte aber auch sein Gutes, diesen Klabauter an Bord zu haben: Er hat unser Schiff schneller gemacht. Wir erreichen Bretonia schneller als gedacht. Ich sehe bereits die Küste.
Bretonia ist meine neue Heimat geworden. Ohne Hlifa wäre das niemals geschehen. Wahrscheinlich wäre ich dann schon tot. Und ich rede nicht vom Kampf. Ich rede von einer Sache, die ich niemals aussprechen würde (es sei denn Hlifa gegenüber): Mein Herz wäre wohl erkaltet. Das steht fest.


P.S.:
Memo:
Brief an Maga Aethel
Audienz beantragen
Wegen der Kette nachforschen
Naschwerk kaufen, und zwar eine ganze Menge
Jan einen Titel verschaffen, den hat er sich verdient
Mit meinen Söhnen und Hlifa nach Midgard reisen, sobald es geht

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Re: Auf der Lirasischen See - Reise nach Tectaria

Beitrag von Beriel » 08 Aug 2017, 13:26

Erster Tag

Wir sind auf der Rückreise, ist ein verdammt gutes Gefühl. Tectaria ist verloren... Darüber will ich aber erstmal nicht weiternachdenken. Ich muss mich um Theo kümmern, das ist jetzt sehr viel wichtiger für mich. Auch wenn der Umstand einer der Gründe dafür ist, dass ich mich um ihn sorge.
Unsere erste Handlung als wir das Schiff betraten war, dass wir nach unseren Söhnen gesehen haben. Zum Glück ist ihnen nichts geschehen, sie schlafen friedlich wie die Engel, die sie sind. Theo hatte sich direkt wieder nach oben verzogen... Ich glaube, er fühlt sich etwas schuldig, weil er es jetzt so viel besser hat als die Leute hier. Ich bin ihm gefolgt, hab ihn einfach in den Arm genommen und festgehalten. Wir standen die ganze Zeit schweigend da und er hat trotzdem verstanden, was ich ihm sagte wollte. Er ist nicht alleine, ich bin immer für ihn da!
Naja, Jan hat wieder seinen Lieblingsplatz aufgesucht. Er sitzt im Krähennest. Wenn ich das richtig gesehen habe, dann schreibt er seine Gedanken ebenfalls auf. Das kann ja was werden. Ich mag Jan wirklich (es ist schon mehr eine freundschaftliche Liebe), er ist einer meiner engsten Freunde und Vertrauten, aber er hat ein mächtigen Schaden. Aber er macht noch mehr... Unfassbar, er hat Drachenschuppen und Zähne mitgenommen. Hildgard bekommt jetzt eine Rüstung.... Ich sags ja, er hat nen Schaden. Callum und Owen spielen Karten, er will ihm wohl ein paar Tricks zeigen.
Da war sie wieder, die Statue. Ich hatte fast recht mit meiner Vermutung, dass sie uns beobachtet und passieren lässt. Nur dass sie es nicht freiwillig gemacht hat. Sie kann uns nicht sehen, das liegt an mir. Skjalgur ist zweimal mein Blutsbruder geworden, einmal ohne dass wir es wollten. Ist mir aber egal, er war von Anfang für mich ein Bruder. Also hat sich da nix für mich geändert. Naja, bis auf ein paar Kleinigkeiten, die ich dadurch jetzt kann. Das und unsere Erlebnisse in Tectaria hab ich schon aufgeschrieben, für ein richtiges Tagebuch.

Zweiter Tag

Meine Söhne waren heute Morgen regelrecht aufgekratzt. Zum einen lag das sicher daran, dass wir wieder da sind und zum anderen weil wir jetzt noch einige Gäste an Bord haben. Sie haben Minvera und Sara jetzt schon um den kleinen Finger gewickelt, die beiden Frauen beantworten die Fragen meiner Jungen mit Freude. (Was wird das erst wenn sie erwachsen sind? Mir tun die Mädchen, die ihrem Charme erliegen jetzt schon leid.) Sollte wohl erwähnen, dass die beiden Damen nicht unsere einzigen Gäste sind. Wir haben noch zwei Männer bei uns, Sebastianus und sein Großvater Philemon. (Auf die vier geh ich in meinem Tagebuch näher ein, das dürfte ein ziemlicher Wälzer werden... War doch sehr umtriebig in meinem Leben.)
Theo hat mich heute einige Male seltsam angesehen. Wer kann ihm das verdenken? Bring ich doch bei jeder Reise schlechte Nachrichten mit... Da fällt mir ein, dass man Raben auch Unglücksboten nennt. Ob er mich deswegen seinen Raben nennt? Hoffentlich nicht, ich mach das ja nicht mit Absicht. Nein, er meint das SICHER als Kompliment. Raben sind schlau und schön. Naja, er macht sich sicher Sorgen um mich, geht mir ja auch nicht anders. Niemand sollte Stimmen hören(!) und trotzdem höre ich sie... Allerdings ist es nicht wie bei Jan, ich höre die Erzähler manchmal schreiben. Bisher war das noch annehmbar, aber wehe sie beobachten uns nachts, dann werd ich aber ungemütlich. Die Nächte gehören uns alleine, die will ich nicht mit irgendwem teilen. Ich hab wirklich kein Problem damit, dass uns andere hören und dadurch wissen, dass wir sehr gerne miteinander vögeln. (Vögeln klingt vielleicht abwertend, so mein ich das aber nicht. Ich nenne die Dinge einfach beim Namen) Warum auch? Wir tun ja nichts verbotenes.
Wir fahren bisher noch in eisfreien Gewässern, vielleicht sparen wir damit Zeit und kommen schneller heim. Ich bin froh, wenn wir wieder in wärme Gefilde kommen. Nicht dass die Kälte mich stört, ich bin mit ähnlichen Temperaturen aufgewachsen, das härtet ab. Ich will trotzdem langsam angenehmere Temperaturen haben, ist schließlich Sommer... Naja, erstmal wird es sicher noch viel kälter, müssen bald in den geforenen Teil des Meeres.


Dritter Tag

Wenn man den Jäger (er ist und bleibt ne Drecksau) mal aussenvor lässt, sind die Eisschollen ein wunderschöner Anblick. Leider haben wir keine Zeit zum Eisfischen, das könnte Theo gefallen. (Ja, verdammt nochmal, ich weiß wie man fischt und mach das auch gerne. Vor allem Eisfischen, dabei kann man hervorragend nachdenken) Irgendwann werden wir das mal machen, wie vieles andere muss das aber warten... Manchmal befürchte ich, dass wir alles zulange aufschieben müssen, und ehe wir uns versehen sind wir alt und ärgern uns darüber, dass wir so vieles nicht gemacht haben. Immer ist irgendwas wichtiger als auch mal das Leben zu genießen. Jaja, das grad aus meinem Mund... Naja, meiner Feder muss das seltsam klingen, aber nur weil ich gut darin bin mein wahres Ich zu verbergen. Eines meiner Talente, Fluch und Segen zugleich. Aber das hat mir schon oft das Leben gerettet, daran will ich nichts ändern. Theo weiß wie es hinter der Fassade aussieht, ihn lass ich sehr gerne dahinter sehen. Nicht dass ich eine Wahl hätte, aber ich will es auch nicht verhindern. Das macht unsere Liebe zu etwas ganz besonderem. Letzte Nacht hat sich das wieder bewiesen. Er hat mir gesagt wie er sich beim Anblick vom jetzigen Tectaria fühlt. Das hätte er nicht tun müssen, ich hab es auch so gewusst. Es war mal seine Heimat, natürlich macht ihn der Anblick traurig. Ich wünschte, ich könnte was an der ganzen Situation ändern. Aber ich kann einfach nur für ihn da sein und ihm zeigen, dass ich ihn mehr als mein eigenes Leben liebe. Ihm zeigen, dass er nicht alleine ist.
Wir sind also wieder im Eis, darum kam ich überhaupt auf die Gedanken vom Anfang. An Deck ist es richtig kalt... Verdammt nochmal, es ist sogar gefroren, ebenso wie ein Teil unserer Vorräte! Ich will nochmal auf den Umstand hinweisen, dass wir Sommer haben und im Westen unterwegs sind. Ich hab mich unter Deck verzogen, denn jetzt bin ich dran. Djarfur und Hervir wollen mehr über unsere Reise wissen. Natürlich kam auch direkt die Frage, ob wir Templer für sie verhauen haben. Und wie wir das haben, Thor hat es echt gut mit mir gemeint. Muss später auf jeden Fall ein längeres Gebet sprechen. Schon allein für den tollen Blitz, den ich an der Bibliothek auf die Templer geworfen habe. Hat die Bastarde ordentlich durchgerüttelt. Tja, leider hab ich es auch etwas übertrieben, hat mich doch glatt umgehauen vor Anstrengung, als wir im Erleuchtungslager gegen das Eis gekämpft haben. Aber ich konnte doch nicht zulassen, dass die die Gefangenen alle töten.


Vierter Tag

Jetzt muss da mal einiges raus. Ich hab letzte Nacht von Tectaria geträumt und von den Zuständen dort. Ich will grad allen Templern den Hals umdrehen! Diese fanatischen hinterfotzigen selbstverlieben Arschlöcher. Die lassen tatsächlich die Leute da elendig verrecken, oder noch schlimmer verwandeln. Das muss man sich mal vorstellen! Hätte eindeutig nicht meinen Süßkram in Hohenfels lassen sollen. Aber zurück zu den Schweinen von der Kirche, hoffentlich friert ihnen das Arschloch zu. Ich war schon vorher kein Freund der tectarischen Kirche, aber jetzt schlägt es immer mehr in Hass um. Wir holen soviele Leute wie möglich da weg, das schwör ich. Aber ich sollte es genauer erklären, warum ich so wütend bin.
Ich habe schon auf Blyrtindur bemerkt, dass Theo einen starken Schutzwall um sich errichtet hat. Damals wusste ich noch nicht warum, aber als wir in Bretonia waren und uns immer näher kamen, da hat er angefangen mir über Tectaria zu erzählen. Ganz schlimm wurd es als Sicarion Grauwind auftauchte... Die Drecksau hat Theo und einige Kinder gefangen genommen in Tectaria, er wollte sie retten. Verdammt nochmal, dieser Bastard hat ihn abgefüllt und dabei zusehen lassen, wie man die Kinder verbrannte. Auch wenn Theo es nicht direkt gesagt hat, so weiß ich doch, dass er daran beinahe zerbrochen wäre. Das war nur die Spitze des Eisberg, darum sind sie alle nicht zurück. Schon da habe ich vermutet, dass Jan nicht immer so verrückt war. Um ehrlich zu sein, ich habe mich getraut nachzufragen, was mit ihm geschehen ist. Und jetzt weiß ich auch, warum ich die Frage nicht gestellt habe. Callum hat das für mich übernommen, als wir in einer Hütte saßen, die das Versteck von Theo, Jan und den anderen war. Sie haben Jan fast zu Tode geprügelt, sowohl mit den Fäusten als auch mit der Peitsche.... Darum versteht Theo auch nicht, dass ich eine gewisse Vorliebe in dieser Richtung habe. Naja, damals fand Jan auch Hildgard, sie hat ihm geholfen das alles durchzustehen. Diese Maus bekommt das größte Käserad, das ich finden kann, sobald wir zurück sind! Wenn ich das alles vorher gewusst hätte, dann wäre mir auch nicht die verdammte Idee gekommen.... Wie schon gesagt, wir wollen den Leuten helfen das Land zu verlassen. Und da Theo so verbohrt wegen den Scheißtunneln war, kam mir eine tolle Idee. (Das war die Gelegenheit, auf die ich gewartet hab). Ich schlug ihm vor, dass er mit Jan, Callum, Berg und einigen Anderen nochmal hierher fährt. Er war sogar damit einverstanden, dass ich mich in der Zeit um die verfluchten Dreckstunnel kümmer. Natürlich, hat mir der Gedanke nicht gefallen, dass er solange weg ist und vor allem, dass er nochmal nach Tectaria ohne mich fährt. Aber nach dem was ich in der Hütte gehört habe, da konnt ich das nicht mehr zulassen. Sie haben dort derart gelitten. Wie sehr ist mir erst jetzt richtig bewusst geworden. Jan und Theo bleiben daheim, Callum und die anderen schaffen das auch so. Hoffentlich schicke sie nicht in ihren Tod, das könnte ich mir niemals verzeihen.
Ich muss mich ablenken gehen, sonst raste ich aus. Ich lass NIE wieder meinen Süßkram daheim! Den könnt ich grad sehr gut brauchen....


Fünfter Tag

Was für eine Nacht... (Nein, rede nicht von unserer Koje!) So eine verdammte Scheiße! Wenn Owen nicht gewesen wäre, dann wären sowohl meine Söhne als auch unsere Gäste jetzt tot. Ich bin ihm so unendlich Dankbar, dass er sie beschützt hat. Ich muss erstmal nach meiner Hüfte schauen und etwas zur Ruhe kommen, bevor ich weiterschreiben kann.

Der Anfang meines Eintrags ist jetzt einige Stunden her und ich habe mich etwas beruhigt. Was ist überhaupt passiert? Ganz einfach, wir wurden überfallen von Kosaren. Das muss man sich mal überlegen... Jan hatte sie entdeckt, erst war noch unklar was für ein Schiff es ist und wer sich darauf befindet. Etwas, das sich sehr schnell erledigt hat. Ich weiß nicht, ob sie so verzweifelt waren oder einfach dumm. Sie haben auf jeden Fall versucht uns zu entern... An ihnen konnte ich einiges an Wut loswerden, aber zwei von ihnen sind im Kampfgetümmel unter Deck gelangt. Dass Owen und zwei Templer sie dort erwarten, damit mit haben sie sicher nicht gerechnet. Er hat nichts von seinem Kampfgeschick verloren, hat sie recht schnell getötet. Wir hätten sie eigentlich alle hinrichten und uns ihr Schiff nehmen sollen, aber wir haben auch so schon ein Probleme. Naja, wenigestens wurde niemand von uns getötet oder schwer verletzt. Nichts was mit Bandagen oder einem Heilzauber nicht richten kann. Sollte Minvera mal etwas im Auge behalten, sie scheint eine Schwäche für Callum zu haben. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte. Ich will sie beide nur schützen, Callum weil er mein Freund ist und ich ihn gut genug kenne um zu wissen, dass er keine Frau fürs Leben sucht oder will. Und sie auf Grund dieses Wissens, das kann ihr nur das Herz erneut brechen. Solche Dramen brauchen wir alle echt nicht.
Zu den Problemen: Unsere Vorräte schwinden doch recht schnell. Die vier Fresser mehr können dafür nicht verantwortlich sein! Zudem werd ich immer unruhiger, war wirklich dumm keinen Naschereien mitzunehmen. Meine Laune erreicht langsam ein Tiefpunkt und ich kann mich selbst nicht leiden.


Sechster Tag

Wir haben wirklich gute Matrosen, die nicht nur was vom Segeln verstehen, sie sind auch gute Kämpfer. Vielleicht sollten wir die alte Flotte von Hohenfels wieder richtig aufbauen, das werd ich zu Hause Theo und Roymar mal vorschlagen. Ich muss sowieso noch mehr Verantwortung übernehmen, damit Theo wieder häufiger trainieren kann. Ihn hat es im Kampf wieder am Arm erschwischt. Das macht mich fast wahnsinnig, ich muss einfach noch mehr auf ihn achten. Naja, wenigstens haben wir die Schäden schnell beheben können und Zeit haben wir auch kaum verloren. Sollten bald wieder daheim sein, dort warten zwar noch einige Probleme auf uns, aber ich freu mich schon. Bretonia ist mir eine zweite Heimat geworden, obwohl mich zwischendurch einiges dort ziemlich nervt. Meine kleine Familie, allen voran Theo, hat es zu meiner Heimat gemacht, darum seh ich gerne über ein paar Sachen hinweg. Es ist wirklich nicht einfach Lady, Mutter, Ehefrau und Kriegerin zu sein, manchmal ist es doch zuviel, aber dann sehe ich meine Liebsten an und es wird wieder besser. Aus ihrer Liebe schöpfe ich beinahe mehr Kraft, wie aus meinem Glauben an Thor und die anderen nordischen Götter. Und das will was heißen, Thor war lange Zeit der einzige Mann, den ich liebte.
Ich sags dir, irgendwas stimmt hier nicht. Es sind noch mehr Vorräte verschwunden, wenn ich rausfinde, wer uns da die Haare vom Kopf frisst, dem rationiere ich das Fressen bis auf ein Minimum. Wie bereits erwähnt, meine Laune ist ziemlich schlecht, weil ich seit gut VIER Wochen nichts mehr süßes hatte... Hm...Der Dieb lässt mir keine Ruhe, ist wie verhext. OH! Aber nein, das kann nicht sein. Was sollte eine Klabautermann in Tectaria? Ich sag lieber nichts, sonst wird Theo wieder wütend auf mich. Das will ich nicht, er ist doch grad noch so stolz auf mich und ich genieße das sehr.
Zum Glück sehen wir bereits die ersten Inseln, vielleicht finden wir das was zu essen, sonst passiert hier ein Unglück. Theo hatte vorher schon so ein fiese Grinsen auf dem Gesicht als er in sein Tagebuch schrieb. Irgendwas scheint er zu planen, ich weiß nicht, ob mir das gefallen soll.


Siebter Tag

Haben tatsächlich was essbares gefunden, Früchte besser als nix. Einige Männer haben wir auch zum Fischen abgestellt, damit kommen wir auf jeden Fall bis heim. Das lässt mir trotzdem keine Ruhe, irgendwer frisst sich hier übervoll und wir anderen müssen drunter leiden.
Die Insel hat aber auch ein Rätsel aufgeworfen. Wir haben alte Hütten gefunden, also muss hier mal jemand gelebt haben. Die Frage ist wer. Leider konnten die Statuen, die wir entdeckt haben, auch nicht wirklich weiterhelfen, eher im Gegenteil. Es waren zwei Stück, die eine war halb zerfallen, aber die andere... Tja, wie sag ich das am Besten? Das Ding sah aus wie eine Mischung aus einem Zwerg und einem Elaya... Das klingt wirklich so als wär ich bekloppt, aber es stimmt. Ein Spitzohr mit Vollbart, hatte sogar einen Bogen und eine Axt. Sowas hab ich vorher noch nie gesehen. Die andere Statue hatte ein Buch in der Hand, soll wahrscheinlich einen Magier oder so darstellen. Sobald wir zurück sind, werd ich mich mal danach erkundigen. Da muss ich unweigerlich an Enyra denken, wie sie überhaupt mit meinem Bruder klar kommt. Ich mein, sie hat verdammt zarte Hüften. Lieber nicht drüber nachdenken, das geht mich nichts an.
Callum hat dann auch noch eine seltsame Kette gefunden. Sehr primitiv, wenn man andere Handwerkskunst von Elaya und Zwergen kennt. Das Kettenseil selbst ist aus Holzfasern und die Steine daran sind auch nicht gut gefertigt, irgendwie unrund. (Ist das überhaupt ein Wort? Ach egal, ist ja nur für mich) Das ganze Dorf, inklusive einiger Dolche und Werkzeuge, scheint sehr primitiv gehalten zu sein. Keine Verziehrungen, keine Gravuren und alles aus den einfachsten Materialien angefertigt. Die Kette scheint irgendeine Magie zu besitzen. Callum ist eben in unsere Kajüte gestürmt. Hatte grad nochmal nach unseren Söhnen geschaut, ob alles in Ordnung bei ihnen ist. Komm zurück und seh wie die Steine im Mondlicht grün leuchten. Eine Aura war nicht auszumachen. Ist also noch was, dem wir nachgehen müssen.


Achter Tag

Glaubt er eigentlich, dass ich dich dumm bin? Er hat meine Sachen durchsucht! Als hätte ich es nötig Essen zu stehlen. Ich hab das natürlich direkt bemerkt. Jaja, ich esse gerne und hab eine verdammte Schwäche für Süßkram jeder Art. Aber deswegen fress ich doch niemanden hier heimlich was weg, auch wenn ich grad nix zum Naschen hab. Tief durchatmen! Also, ja es sind schon wieder Vorräte verschwunden. Hab das erst garnicht mitbekommen, lag auf dem Deck und hab mit Djarfur und Hervir etwas gespielt. Auf einmal lässt Theo alle antreten, er hat alle befragt. Sie schwören alle, dass sie nichts damit zutun haben. Der kleine tectarische Dickschädel hat ihnen fiese Dinge angedroht und sie auf die Gräber ihrer Mütter schwören lassen. Danach ist er unter Deck verschwunden. Er hat alle Kojen durchsucht, sogar unsere... Gründlich und gewissenhaft ist er auf jeden Fall. Und welche Überraschung, er hat weder in unserer Koje noch in meinen Sachen was gefunden. (Das hätt ich ihm auch sagen können, weil ich es nicht war!) Ebenso war bei den anderen nichts zu finden, wir sind alle unschuldig. Aber das kann nicht sein! Irgendwer muss den Kram doch haben, wenn man die Menge bedenkt, die verschwunden ist, dann muss es mehr als eine Person gewesen sein. Tja, darum wird er heute Nacht bei den Vorräten schlafen. Ich werd ihm später gesellschaft leisten, Callum, Owen(!) und Jan gehen gleich mit. Aber erst hör ich Berg etwas zu, er erzählt meinen Söhnen Geschichten von Kriegern aus Midgard, alle ziemlich grausam und blutig. Wir haben Vollmond, da sind die beiden ohnehin immer aufgekratzt und können nicht schlafen. Darum unterbind ich das mal nicht, vor allem lieben sie solche Geschichten. Sind halt doch mehr Nordmann als sonst was. Wir haben alle eindeutig einen Schaden. Aber he, was solls? Gibt schlimmeres und ich liebe sie dafür. Normal ist langweilig.


Neunter Tag

Wir haben ihn tatsächlich erwischt. Nur Theo scheint nicht ganz zufrieden zu sein, er hatte sicher auf einen anderen Dieb gehofft. Tja, hätte vielleicht doch mal was gesagt. Es ist wirklich ein Klabautermann. Ich sollte eigentlich nicht lachen, aber ich kann nicht anders. Hat er den Herrn eingeheizt! Das werden sie so schnell nicht vergessen, ich aber auch nicht. Der kleine hat es faustig hinter den Ohren. Jan und Hildgard haben ihn entdeckt, wollt grad schon wieder unserer Fressen klauen. Also haben sie versucht ihn zu fangen. Ich hab den Lärm gehört, Kämpfe und die Geräusche dazu sind mir mehr als bekannt, darum hab ich nachgesehen. Theo hatte die volle Ladung Pfeffer abbekommen. Tja, Callum hat es am schlimmsten erwischt. Der Klabautermann hat ihm Juckpulver unter den Kilt geworfen. Verdammt muss das brennen und jucken. Owen hat auch was abbekommen, der arme hängt über Reling und kotzt sich die Seele aus dem Leib. Die Reise ist ihm nicht gut bekommen, er hatte eigentlich nie Probleme mit der Seekrankheit. Naja, der Rest hat jetzt der Fluch erledigt, den er sich eingefangen hat. Ich bin wirklich am Besten davon gekommen, war aber auch nicht so verrückt und hab versucht ihn zu fangen. Aber ich war eine gute Ablenkung, denn der kleine Kerl hat alle anderen regelrecht vergessen als ich den Raum betrat. Hatte fast vergessen wie frech Klabautermänner manchmal sind, er hat mich doch tatsächlich romantische Angebote gemacht. Meint er doch wirklich: "Aber Hallo! Wie hat es denn dich hierher verschlagen? Bist du eine Maid in Nöten? Ich rette dich." Als ob ich wie ne Maid aussehe, die Hilfe von einem Mann braucht. Ha! Das hat Jan auf jeden Fall Zeit verschafft und er konnte ihn fesseln.
Wir haben ihn jetzt befragt. Stilzensiebel(was ein Name...), so heißt er und ist ein großer Krippendieb. Muss mir die Geschichten nochmal in Erinnerung rufen, irgendwie scheint mir das wichtig zu sein. Richtig interessant wurde es aber als er uns sagte, dass Siebenstilzchen sein Vetter ist. Der lebt in Brulund bei den Hütern, das war mir bekannt. Auf jeden Fall brauchte Stilzensiebel uns als Mitfahrgelegenheit, weil er nach Brulund muss. Darum hat er sich an Bord geschlichen in Tectaria, als alle mit dem Lageraufbau beschäftig waren. Scheint wohl wichtig, na dann.
Theo wollte ihn doch tatsächlich über Bord werfen. Ist er denn verrückt geworden? Mal abgesehen davon, dass das nix bringt, will ich mir auch keinen fiesen Fluch einhandeln. Er hat glücklicherweise auf mich gehört. Trotzdem steht der kleine Kerl unter Beobachtung. Djarfur und Hervir sind natürlich begeister von dem Klabautermann. Wir lassen sie aber nicht alleine zu ihm, sie sind nicht wirklich davon angetan. Bald werden sie fluchen wie ein Flickschuster. Naja, war eh nur noch eine Frage der Zeit.
Callum lässt sich erstmal sein Gemächt behandeln, wenn es nicht so traurig wäre, würd ich doch nochmal lachen. Hab ihm gesagt, was er machen soll. Ich kenn mich mit sowas indirekt aus, hab schließlich vier ältere Geschwister. Stilzensiebel ist aber auch sehr praktisch, er hat unser Schiff schneller gemacht. Dürften in einigen Stunden wieder daheim sein, endlich. Als die Küste in Sicht kam, hat Theo meine Hand genommen und mich angelächelt. Wenn er wüsste, dass ich in seinen Augen alles lesen kann. Bretonia ist für ihn Heimat. Und er scheint glücklicher zu sein als je zuvor. Ich behaupte einfach mal, dass das auch mit an mir liegt.
Werd schon mal alles vorbereiten, dass wir nur noch unsere Sachen nehmen müssen und von Bord gehen können. Ich sorg dafür, dass wir uns erstmal noch ein oder zwei Tage nehmen, damit wir uns wieder eingewöhnen können.

Du, mein Büchlein, kommst du auf die nächste längere Seereise wieder mit. Konnte an dir einiges auslassen, was ich bei den anderen nicht machen wollte.

Erstaunlich, dass der Mensch nur hinter seiner Maske ganz er selbst ist.
Edgar Allen Poe

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