Das Ritual

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Beriel
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Das Ritual

Beitrag von Beriel » 09 Jun 2017, 21:08

Die Vorbereitungen hatten Monate gedauert und auch die letzte Nacht war sehr anstrengend und entbehrungsreich. Aber es ist geschafft, endlich kann die Reinigung des Heiligtums beginnen. Derkos wusste, dass er das alles seinem Hetman und seinen Freunden zu verdanken hatte. Dieses Wissen verlieh ihm Kraft und bereitete ihm zugleich Angst, dass er nicht stark genug sein könnte und dass er sie alle durch sein Versagen enttäuschen würde. Er schob den Gedanken von sich und sah zu Gefja und Dervonk, die ihn unterstützen würden.

Diesen Ort in seinem jetzigen Zustand zu sehen, war sehr entmutigend. Und es drängten sich ihm erneut die Frage auf: "Wie alt ist dieser Ort überhaupt und wer könnte ihn errichtet haben?" Fragen mit denen man sich zu einem später Zeitpunkt auseinander setzen sollte. Ein winziger Sonnenstrahl bahnte sich allmählich seinen Weg durch die Wolkendecke. Heimdall?! Derkos und seine Freunde konnte seine Anwesenheit und Interesse deutlich wahrnehmen. Ein gutes Zeichen.
Alles stand bereit, auch die armen Tiere, die ihr Leben für die gute Sache lassen würden. Obwohl Derkos Opferungen dieser Art schon einige Male genutzt hatte, so taten die Tiere ihm nicht weniger leid.
Gefja und Dervonk mussten in einem elendigen Gewitter, dass den Himmel noch mehr verdunkelte, den Schutzkreis ziehen. Die alten Gebete und Anrufungen der Götter war ihm in Fleisch und Blut übergangen, so dass er sie auch im Schlaf hätte wiederholen können. Aber sie waren alle Drei hellwach, angespornt von den Zeichen, die die Götter in den Himmel schrieben. Ein Falke bekämpfte eine Schlange, ein gutes Omen. Wind und Regen trotzend begann sie das Ritual.
Obwohl sie mit einigen kleineren Widrigkeiten zu kämpfen hatten, wie Wölfen, Ungeziefer und Geistern, nahm die Reinigung ihren Fortgang. Gefja sang die alten Verse, Dervonk verbrannte die Kräuter und er selbst zeichnete Runen auf und legte weitere zusätzlich aus. Die Magie, die Kräuter und Gefjas Gesang begannen das Heiligtum zu durchströmen. Etwas oder jemand schien Derkos durch Zeit und Raum zu ziehen. Aber er war nicht alleine, Gefja war ebenfalls erfasst worden und sie sahen gemeinsam das Haus sowie die Mauer in altem Glanz erstrahlen. Wo waren sie? Eindeutig nicht in Midgard. Bevor sie einen genaueren Blick auf ihre Umgebung werfen konnten, waren sie schon wieder in Midgard. Sie brauchten ihre volle Konzetration, den der schwierigste Teile stand ihnen nun bevor: Die Opferung der Tiere, ein Huhn, ein Schwein und ein Graser. Sollte es ihnen gelingen standhaft zu bleiben, wäre die Reinigung vollzogen. Nachdem das Blut aller Tiere in das Feuer, das einem Kohlebecken brannte, geflossen war, konnte sie zufrieden mitansehen wie all das Böse sich zurückziehen und ihrem gemeinschaftlichen Willen beugen musste. Zudem wurden sie mit einem Blitz, der die Schlange förmlich zerriss, belohnt. Es war geschafft.

Heimdall gestatte es einem Gesandten zu ihnen zu stoßen. Ein Bretonen, wie es schien, war allerdings ein doch ungewöhlicher Gesandter Heimdalls. Und er brachte auch noch Geschenke mit, ein gewöhnlich wirkendes Stück Kohle und Wissen. Wissen über Cüd, das Heiligtum und wie man den Zyklus brechen konnte. Er sagte sein Name sei Eliicius und er habe auf diesem Hof gelebt, als dieser sich allem Anschein nach noch IN Cüd befand. Ein sehr hellendes Gespräch, schloß Derkos und sah der Flamme, aus der der Besucher entstiegen war, zu, wie sie sich in den Durchgang der Mauer begab.
Derkos vollzog die Segnung der Drei, wie man es ihn gelehrt hatte. Es zeigte sich, dass das Kohlestück mitnichten gewöhnlich war. Gefja zeichnete Schutzenrunen an die Hauswände, die sich regelrecht einbrennen zu schien. Während Derkos erneut ein Gebet zu den Göttern sprach, um die Weihe zu vollziehen. Sie warfen nacheinander die Kadaver der Tiere in Flamme im Durchgang und sprachen die rituellen Worte: Weiht diesen Ort, ihr Wanen und Asen. Die Sonnen wärmte diesen einst so unnatürlich kalten Ort. Es war endlich geschafft, das Ritual war mit dem Wohlwollen der Götter vollzogen worden. Müdigkeit und Hunger forderten allmählich ihren Tribut, aber Schalf und Essen mussten noch warten, den sie hatten wichtige Kunde.
Erstaunlich, dass der Mensch nur hinter seiner Maske ganz er selbst ist.
Edgar Allen Poe

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