Weder in der Taverne, noch oben in der Tilholdburg konnte Tharon Canrea, seine Tochter, finden. Äußerlich erwachsen, innerlich war sie noch ein Kind. Und bisher wusste er nicht, wie es geschehen konnte, wie er und Myrkva ohne ihr Wissen ein Kind zeugen konnten. Myrkva sagte, sie wisse es ebenso nicht. Er glaubte ihr, wenn auch widerwillig -nun musste er ihr glauben. Denn sie war nun tot.
Die letzte Unterhaltung mit ihr verlief nicht gerade so, wie Freunde miteinander sprachen. Er machte ihr schwere Vorwürfe und ein Teil in ihm glaubte ihr kein Wort. Wie konnte sie, die doch Freya so nah war, nicht wissen, was der Sinn dieses 'Segens', wie Myrkva es nannte, war? Wieso wusste nicht wenigstens sie, wie es geschehen war? Nach dem ergebnislosen Reden schickte Tharon Ceres zu ihr, in der Hoffnung, sie möge die Mutter Canreas, die immer noch nichts von ihrem Vater wusste, beruhigen können. Und sobald die Angelegenheit um den Sonnenkreis geklärt wäre, würde er Sulvas Angebot wahrnehmen, um die Wahrheit zu erfahren.
Sie warteten in einem der Wachtürme bei der Brücke auf die Ankunft des neuen Lethos, Cyrian. Sulva war überrascht und erfreut, dass Amdir seine Begegnung mit dem Wanderer und den Kampf gegen Dhuunyl überstanden hatte. Auch Davinicol war schon eingetroffen, und Wolfdietrich war ebenso bei ihnen. Als Cyrian eintraf, da schien ein Licht durch die Dunkelheit des Fimbuls direkt auf die von der Kirche besetzte Abtei. Es musste wohl ein Zeichen sein, und so schickte der Lethos den jungen Paladin allein zur Abtei. Große Worte des Abschieds verlor man nicht, denn die Zeit drängte, wie Cyrian sagte. Er, der so viel über den Schwarm, die Zeit, die Zahlen, Zeichen und das Artefakt herausgefunden hatte, er musste wohl wissen, wann es soweit war.
Tharon führte Cyrian, Amdir, Sulva und Davinicol zur alten Hütte des Ogers, den er vor einigen Wochen hier bestattet hatte. Dort war nun ein leuchtendes Portal, wie sie sie schon oft gesehen hatten. Es musste der Weg sein, denn Freya hatte Tharon einst hierher geführt. Augenblicklich waren sie dort, wo der Geist Ecaltans in Form einer lebendigen Flamme lebte, wo sein Gefolge, die Ecaltanim lebten. Diese Wesen schwebten über dem Boden der Ruine, in die sie gelangten. Seltsame Klänge waren zu hören, das ganze Gebäude schien sich zu bewegen. Nebel und Lichter umgaben sie, und die Ecaltanim musterten die Neuankömmlinge freundlich und neugierig.
Dann blickte Tharon nach rechts, nach links und nach oben. Oder schaute er nach unten? Er wusste es nicht, denn zu seinem Erstaunen war die Ruine inmitten des Sternenhimmels. Waren sie den Göttern nun näher? Furcht und Verwunderung ergriffen ihn. Hier war also der Anfang von allem. Sein Glaube, der in den letzten Monaten schon auf harte Proben gestellt wurde, war -obschon er misstrauisch und furchtsam genug war- auf eigenartige Weise bestätigt und erstaunlich fest.
Der Geist wies darauf hin, dass derjenige, der den Kreis benutzen würde, sein Leben verlor. Tharon erinnerte sich, dass Amdir es tun wollte. Er sagte nichts, doch nahm er sich fest vor, es selbst zu tun. Aber die Wege des Schicksals verliefen immer ungeplant:
So kam es, dass Davinicol ausgewählt wurde, das Artefakt einzusetzen nach Cyrians Vorgaben. "Ich komme wieder", sagte der kleine Erfinder. Der Wicht war alles andere als ängstlich oder traurig -im Gegensatz zu Sulva. Tharon fragte sich, ob es richtig war. Sollte ein Wicht für sie nun sterben? "Nur wer Sonne und Mond kennt, kann den Sonnenkreis verwenden", sagte man sich. War es also so richtig oder sollte es Cyrian tun? Tharon brachte kein Wort heraus, und er ließ auch davon ab, Davinicol das Artefakt zu entreissen, um es selbst zu tun. Der kleine tapfere kluge Mann war entschlossen.
Cyrian zeigte ihm das Modell. Nach diesen Einstellungen legte Davinicol nun die Scheiben um. Als auch die letzte Einstellung vorgenommen war, erschien der Schwarm, und er wollte Davinicol holen. Gleichzeitig erschienen auf einmal Efron, Wolfdietrich, Harding, Wulfus, Ellaria und andere. Sie alle waren bei der Abtei. Dort fanden sie wohl die Tiara des gestorbenen Lethos. Und der Geist des alten Mannes selbst war bei ihnen. "Die Tiara ist aus Himmelseisen", sprach der Geist des Lethos. Er war der, welcher Sonne und Mond kannte. Die Bestimmung nahm ihren Lauf, als der Greis schließlich den Sonnenkreis nahm und an Davinicols Stelle den Preis des Schwarms bezahlte -die Götter holten ihn. Es war verdient. Und Tharon hatte tiefen Respekt vor diesem Mann. Ein weiser Mann, der selbst nach seinem Tod noch für den Ausgleich stand. Er sprach, dass man ihn vergiftet hatte. Es war Bruder Marcus, mit einem nordischen Gift, das ihm Vrekon, der Heldiener, gegeben hatte. Ein weiterer Grund, diesen Bastard endlich zu finden.
Und das Schicksal (oder der Schwarm?) warf sie alle fort an einen anderen Ort. Sie waren nun in einer Kammer, einem Labor. Dort war etwas, das Cyrian ein Astrolabium nannte. Draußen war eine Steilklippe, und sie sahen und hörten, wie dort Menschen verbrannt wurden, mehr als hundert Leiber brannten im Feuer -es war die alte Heimat der Bretonen, der Tag, an dem Liranus aufbrach und von der Lirban verfolgt wurde. Es war Maestlins Labor. Cyrian vollendete Einstellungen am Astrolabium, so dass sie sahen, sie würden in etwa zwei Wochen dem Fimbul gegenüber treten. Der Fimbul selbst, eine eiskalte Gestalt, groß wie ein Riese, erschien. Kindron erklärte dem Wesen, dass nicht die Götter ihn gerufen hatten, sondern der Mensch Maestlin. Voller Zorn war der Fimbul, ehe er verschwand. Dann erkannte Cyrian die Wahrheit über Maestlin: Es war der selbe Mann wie der Anatom Lucius. Und er lebte noch, 300 Jahre in der Zukunft -in ihrer Gegenwart!
In den Tagen darauf gelang es Tharon, Vrekon zu fassen. Er bemerkte ihn in Nordstein, wo er selbst eine ganze Nacht lang wartete -denn man sagte ihm dort, dass Vrekon ab und an dort war, um Vorräte zu holen und sich mit allem, was notwendig war, zu versorgen. Erst durch Folter gestand er seine Taten. Bevor Cyrian ihn mitnehmen ließ, nannte er noch Orte und Zeitpunkte, die auch auf einer Karte verzeichnet waren, wo er sich mit Heldienern treffen würde. Dort angekommen konnte Tharon, zusammen mit Toran, Harding, einem Kirchendiener und dem Lethos selbst einen Bretonen befreien und eine Gruppe Heldiener töten -auf seine Worte gingen sie nicht ein. Mit ihnen konnte man nicht verhandeln. Die Kinder, die bei ihnen waren, schienen vollends verdorben durch die falschen Lehren Hels. Tharon erinnerte sich an das letzte Zusammentreffen mit dem Geist der Gegenwart, als Hildgard durch einen Helspruch beherrscht war und Odomars Klinge gestohlen hatte. Ähnlich verblendet, nur durch ihre Erziehung, schienen auch die Knaben. Tharon sprach ruhig zu ihnen, er erklärte ihnen, wer Thor sei und wer er selbst sei. Ein wenig schienen sie zu verstehen, es blieb also Hoffnung. Er brachte sie ins Lager Bassis, wo die Kinder vorerst bleiben sollten. Da waren sie auch weitgehend sicher vor den Fimbulwesen.
Am alten Friedhof trafen sie dann erneut auf Uruku. Er sprach viel vom Schwarm und vom Wanderer, er schien alle mühsam enträtselten Geheimnisse zu kennen. Den Namen der Heimat der Bretonen kannte er nicht, seine eigene Heimat nannte er Marjastika. Die Dinge wurden immer seltsamer und komplizierter. Von der Inquisition hatten sie nichts mehr gehört, seit eine Gesandtschaft in den Norden kam, um Cyrians und Wolfdietrichs Auslieferung zu fordern. Natürlich lehnten die Nordmannen ab. Wolfdietrich gelang es, die Lirasdienerin zu überzeugen, ihn unter vier Augen anzuhören. Doch der Todesritter, der dabei war, tötete die Frau mit einem Dolchstoß. Wulfus und Tharon verfolgten den Mann, Tharons Schwertstreich ließ ihn zu Boden gehen. Eine Heilerin kümmerte sich um die Wunden des Lebaners, denn sein Tod würde noch schlimmere Dinge für den Norden bedeuten. Doch sein Wahn, dem dunklen Gott zu dienen, war so groß, dass Wolfdietrich sich wohl erbarmte, den Kerl aus dieser Welt zu erlösen. Es schien, als würden die Arme dieses Liras den Mann umfassen und seinem Leben hier ein Ende bereiten. Das alles war schon vor der Benutzung des Sonnenkreises geschehen.
Und schon vor dem Sonnenkreis kam es zu den Kämpfen in Bretonia. Laslo stürmte in die Taverne und rief alle zusammen. Gemeinsam zogen sie, an der Seite des neuen Lethos, in eine Schlacht mitten im schon brennenden Bretonia. So sehr Tharon diese Stadt auch mit schlechten Erinnerungen in Verbindung brachte, so wenig war es sinnvoll, sie verbrennen zu lassen. Es wäre die Gelegenheit für die Dunklen Alten. Paladine und Lebaner bekämpften sich auf offener Straße, tote Bretonianer und Bürger lagen in den Gassen. Sie schlugen sich, gemeinsam mit dem König, bis zum Marktplatz durch, von dort aus zur Akademie. Eratius war gefallen, und dieser Akkarin schien die geschäfte zu übernehmen. Er bestand darauf, dass Janus ihn damals zwang, die Spitze Samgards zu verwahren. Bis dies bewiesen wäre, ließ der König ihn verhaften, doch erst nach der Schlacht: Die Kirche war schwer umkämpft, und ein Lebaner nach dem anderen fiel den Gefährten und ihren Waffen zum Opfer. Laslos verhexte Armschiene bahnte ihnen den Weg ins Innere. Laslo lag am Boden, doch plötzlich erschien der Schwarm und heilte seine Wunden. Eine Kopie Laslos verließ das Geschehen. Tharon erinnerte sich an die Katze am Blauen Turm und daran, dass der Schwarm einst im Wilderland in Laslo gefahren war, als sie die Diener des Meeres bekämpften.
In der Kirche stellten sie eine Inquisitorin namens Aurora. Dieses Weib stammelte etwas von einem alten Gott der Bretonen und dass Marcus, das war die Schlussfolgerung, vielleicht Schutz auf der Lirban suchte. Innerlich verfluchte Tharon diesen Nathaniel. Der König verurteilte dieses verhexte Weib zum Tode, der sofort im Hof des Palastes vollstreckt wurde.
Das waren die Ereignisse vor der Benutzung des Sonnenkreises.
Und nach all diesen Dingen, dem Sonnenkreis, der Schlacht in Bretonia, nahm der Krieg gegen die Dunklen Alten einen neuen Verlauf:
Die Schlacht um Edai.
In der Nacht zuvor war ihnen der Einsame Wanderer erschienen. Er kündigte an, sie nach dem Kampf zum Haus der Seelen zu führen. Dieses Wesen schien sich wohl sehr sicher zu sein, dass wenigstens der neue Lethos das Ganze überleben würde.
Die Grenze zum Breland war der erste Schauplatz. Chimären, Drakoskrieger und andere Unholde, darunter auch diese Wesen mit den scharfen Klingen an den Flügeln, denen Tharon seine Metallhand verdankte, versuchten die Palisaden der Grenze zu erstürmen. Schon da gab es große Verluste, doch sie konnten den Feind aufhalten. Dann kam ein Beben. Der Feind schlug eine unterirdische Bresche, so leicht, als würde er ein Feld pflügen. Nur war die Ernte nichts Lebendiges, sondern mehr als drei Dutzend gefallene Soldaten. So folgten sie der gnadenlosen Spur bis Edailech. Dort brachen die Mazzrarim aus dem Boden und fielen über die Armeen der Allianz her, die dort stationiert waren. Der Kampf war grausam und blutig. Und als er vorerst an seinem Ende schien, brachen die riesigen Kreaturen hervor, die an ihren unförmigen abstoßenden Schädeln metallene brennende Kronen trugen. Darin baumelten die gerade eben gefallenen Krieger. Eldorians Verbündeter, ein riesiger Drache, ging in den Nahkampf gegen eines der Wesen. Während die Kolosse bebend ihren Kampf austrugen, schlugen weitere dieser Kreaturen alle Häuser in Schutt und Asche. Die Taverne stand schon nicht mehr, als eines der Wesen Eldorian erwischte. Schwer verletzt lag er am Boden. Die Allianz stürmte gegen das Wesen wie eine Welle, und tatsächlich gelang es, das Ungetüm zu Boden zu bringen, wo es einen Krater hinterließ, in dem weitere Verbündete erschlagen wurden wie Fliegen.
Eldorian ließ sich kaum etwas anmerken. So schleppten sie sich wieder nach Iridai, um den nur kurzen Moment der Ruhe für die Erstversorgung der geschlagenen Wunden zu nutzen.
Dann kamen sie wieder. Der Drache stieg empor, um in den Luftkampf gegen die sich enttarnenden fliegenden Ungeheuer des Feindes zu gehen. Einige von ihnen verschwanden wieder, als sie über der Burg waren. Während am Boden Mazzrarim, sowie die riesigen brennenden Ungetüme und die Klingenkrieger ihr blutiges Handwerk fortsetzten, stahlen die Quentar, wie man sie wohl nannte, eine Truhe. Es war jene, in die Ashimar Maestlins Stundenglas gesperrt hatte. Diente diese blutige Schlacht nur diesem Zweck?
Irgendwann war es vorüber. Eldorian lag sterbend am Boden, als Tharon sich mit letzten Kräften zu ihm schleppte. Sulva kniete verzweifelt bei ihm. Dann kam der Drache, und er forderte den Preis für seine Dienste:
Eldorian.
Seine riesigen Klauen griffen den Herzog. Sulva war voller Wut und Verzweiflung. Tharon ging es nicht anders. Mit seinen letzten Worten richtete sich Eldorian an ihn, er möge auf Sulva achten und den Stein benutzen, den Eldorian ihm vor Monaten gegeben hatte. Der Stein würde einen weiteren finden und sie gemeinsam ein Ei. Tharon verstand in seinem Zorn nichts davon, doch er merkte sich die Worte. Er würde nicht aufgeben, Eldorian zu finden -allein schon für Sulva.
Aber das war nicht das einzige Opfer: Edai stand nicht mehr, doch der Feind war zurück gedrängt. Zahllos waren die Opfer der Allianz. Kaplane, Mönche und Freiwillige sammelten Leichen, Arme, Beine auf. Und unter den Gesichtern des Todes war auch Mylinda, die für Elea hier in den Kampf gezogen war. In Torans Armen starb sie.
Als sie im Hofe der Burg im Lazarett saßen, vernahm man Sulvas zornige Klagen aus dem Turmzimmer bis hierher. Ein Karren kam in die Burg, er trug die Gefallenen aus Edailech mit sich, die man in den Trümmern der Taverne gefunden hatte.
Darunter war Myrkva.
Wulfus' Gebet führte dazu, dass der Geist der Gegenwart durch Baldurs Licht verdrängt wurde, und Myrkvas Seele konnte zu den Göttern fahren. Tharon bemerkte die tröstenden Worte Sulvas, ihre Hand auf seiner Schulter, dann ihren Kopf. Er bemerkte auch Wulfus' Worte, wie auch Aslardills, Hardings oder Ellarias. Aber richtig antworten oder bewusst sprechen wollte er nicht. Nun gab es nur noch Canrea. Und sie wusste weder etwas vom Tod ihrer Mutter, noch wusste sie, wer ihr Vater war. Es würde eine schwere Zeit folgen. Wieso Myrkva? War es letztlich die Strafe dafür, dass sie einst Chiva an die Dunkelheit gegeben hatte? Kein Zorn umgab Tharon, sondern einzig Resignation. Die Worte Grundugs verfehlten ihre Wirkung nicht, doch konnte wohl niemand heute noch von Tharon erwarten, Zuversicht zu zeigen.
Denn heute hatten sie viel zu viel verloren.
Abgesehen von den Toten und dem Stundenglas verloren sie ebenso das Siegel der Zeit, von dem sie nicht einmal wussten, es zu haben. Ein Paladin berichtete Cyrian, dass Janus, zusammen mit Zea und der Kopie Laslos, einen bretonischen Gardisten tötete. Dann nahm Janus das Siegel an sich, das die ganze Zeit im Pentagrammturm Bretonias verborgen lag.
Sie hatten so viel nun verloren.
Und schon am Tag darauf galt es, wieder bei klarem Verstand zu sein. Rodrik, einer der Söldner, die in der Schlacht teilnahmen, bot Platz an seinem Feuer an. Laslo traf ein und erfuhr erst jetzt, dass seine Kopie bereits tätig wurde. Dennoch führten sie den Plan aus, den Laslo ihm vor der Schlacht nannte: Tharon brannte ihm ein Zeichen in den Arm, dass sie ihn unterscheiden konnten.
Nachdem Cyrian, Kindron, seine Feenfreundin Flora und andere eintrafen, sprach die Fee plötzlich in einer anderen Stimme -es war die Stimme des Wanderers. Nach Bredorf ging es, natürlich, in die Taverne gleichen namens.
Eine verhüllte Gestalt saß in einer Ecke, vor einem Gemälde. Seltamer Spuk ging hier um. Das Schachbrett bewegte sich, ein Wolfskopf schien sich ebenso zu bewegen.
Dann plötzlich bewegte sich das Gemälde. Die Figuren darauf bewegten sich, das Bild veränderte sich. Es zeigte die schon bekannte Steilklippe in der Heimat der Bretonen und dann wie ein alter Mann, wohl der Lehrer Maestlins, erdolcht wurde von einem der Roten Garde -für seine Lehren von Zwergen, Elfen, dem Schwarm und den Zahlen. Diese Heimat war eine düstere.
Die Gestalt vor dem Gemälde warf einen Krug in Richtung Artim Muddens, dem Wirt, den sie schon so lang kannten und für seinen doch recht guten Met schätzten. Dieser blieb vollkommen gelassen, denn es zeigte sich, dass der Wanderer mit ihm verbunden war, durch einen schon lange währenden Handel.
Lariena kannte den Ort, den er nannte. Auf dem Weg erreichten sie die verlassene Taverne des Tal Beltain. Dort trafen sie die alte Dalia. Wie sollte es anders sein, schien sie die selbe Frau zu sein wie der Geist der Wahrsagerin an der Nebelküste -Seele und Geist getrennt, wie wohl Amdir richtig vermutete. Nicht nur Toran und Cyrian gab sie seltsame Hinweise, sie warnte auch vor dem Haus der Seelen. Sulva schenkte sie eine Vision von Eldorian. Als sie Tharon davon erzählte, gab es für ihn nicht unbedingt einen Grund zur Freude, aber er sagte ihr nichts. Nicht jetzt, nicht hier.
Das Haus der Seelen war ein altes baufälliges Zelt, umgeben von Nebel. Es gelang, den Wanderer zu überzeugen, dass Anthimus' Körper, wie wohl auch seine Seele, ein angemessener Preis waren. Aber Chrysanthia, mit Gefolge und in Begleitung des wirren Maestlins, waren auch dort -auch sie boten. Es war eine Versteigerung, eine Auktion, und Tharon fand es abstoßend. Die Lage geriet außer Kontrolle, denn Maestlin erkannte, dass die Dunklen Alten ihn, wie jeden, als ein Werkzeug benutzen:
Chrysanthia forderte das Stundenglas. Janus musste es Maestlin gegeben haben, doch nun forderten sie es zurück. Die Einstellung dieses Wahnsinnigen schien in diesem Moment beinahe nachvollziehbar, wenn auch gefährlich. Er wedelte mit dem Glas umher, das schon vibrierte. Chrysanthia nickte einem weiteren Begleiter zu -es war Yi-Non, der Spion aus Yarun. In ihren Händen hielt sie ein Geschenk Kindrons, das die Verhandlungen erleichtern sollte. Doch all das war nun ohne Sinn, als Maestlin das Stundenglas in das Haus warf. Tharon und Amdir stürzten sofort in das Haus, und es gelang dem Elaya, es zu fangen, bevor der Schwarm sich in Gegenwart des Wanderers freisetzte. Nebel umfing diesen, so dass er verschwand. Tharon sah noch, dass Maestlin floh, aber durch Flora aufgehalten wurde. Drakoskrieger griffen nun Cyrian an, Yi-Non wollte Maestlin töten, doch vorher traf in ein Pfeil Hardings und er starb -nun endgültig! Chrysanthia verschwand krächzend, als Sulva ein Samenkorn gegen sie warf.
Eine Tafel. Odins Tafel. Ein Mann. Eldorian. Sulvas Vision bestätigte sich in einer, die nun Tharon hatte, der im Haus der Seelen war, aber keinen seiner Begleiter sehen oder hören konnte. Wie lange diese Reise in diesem Hexenhaus dauerte, wusste er nicht zu sagen. Stets veränderte es seine Größe, und das Klagen der Seelen war das einzige, was Tharon hörte.
Dann sah er seine Begleiter wieder. Hinter ihnen war der Schwarm, darin standen diese mechanischen Wesen, starr und reglos, und der Himmel war dunkelgrün. Wabernder grün leuchtender Nebel stieg aus Türe und Eingang der Fenster eines Hauses -jenes, das sie vom Gemälde kannten, wenn auch die Umgebung eine andere war. Wo sie nun waren, konnte man nicht bestimmen. Und es war Tharon auch gleich, er wollte nur noch weg von hier.
In dem Haus trafen sie den Mann aus dem Gemälde. Es war einer aus der alten Heimat. Sein Name Hippasos. Jeder fand in diesem Haus Gegenstände aus seiner Vergangenheit oder Zukunft. Tharon war sehr verwirrt, als er 'seinen' fand.
Doch verwirrender waren die Worte dieses Mannes. Er hatte es wohl geschafft, vor seinem Tod sein Haus und sich selbst in der Zeit zu bewahren -wie auch immer diese Spukgeschichten abliefen. Und Cyrian sei derjenige, der die Maschine Lüds bauen müsse. Er fand seine eigenen Baupläne wie auch Bücher, die er selbst unter einem anderen Namen geschrieben hatte. Amdir und Sulva bekamen Aufgaben der Zukunft, wie auch Tharon selbst, doch verlor er darüber kein Wort mehr. Es war nämlich kaum zu glauben. Auch Lariena bekam eine Aufgabe, ebenso Kindron. Hardings Pflicht schien es zu sein, die Seelen des Hauses zu befreien, die es an sich gebunden hatte, nachdem Hippasos getötet wurde.
Das Schicksal hatte also nun einen weiteren Kreis geschlossen, denn nun wussten sie, woher die Maschine kam und wer sie baute, bauen würde: Cyrian.
Sie kehrten heim wie sie gekommen waren. Cyrian nahm Maestlin mit. Tharon und Sulva ritten weiter gen Norden, nachdem man sich in Bredorf getrennt hatte.
Als Tharon weder in der Burg, noch in der Taverne oder im Lager Canrea finden konnte, beschloss er, zur Abtei zu reiten und nach Edaistadt. Vielleicht war sie ja dort, um zu sehen, ob sie noch helfen konnte. Denn wenn sie auch, wie jedes Weibsbild, zickig und biestig war, so trug sie ihr Herz doch am rechten Fleck. Nun war er gezwungen, ihr alles zu erzählen, das Versprechen Myrkva gegenüber hatte an Gültigkeit nun verloren.
Es war, wie Sulva, Wulfus und andere es sagten:
Er hatte nun eine Familie. Das war Canrea, seine Tochter.
Dass er im Haus des Hippasos einen Armreif fand, in dem Chivas Name stand, beunruhigte ihn dennoch.Statistik:Verfasst von Tharon — 12 Jan 2009, 15:32
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