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kheldron.deKheldron Rollenspiel Freeshard 2008-12-28T12:06:34+01:00 http://www.kheldron.de/forum/app.php/feed/topic/1863 2008-12-28T12:06:34+01:002008-12-28T12:06:34+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=1863&p=12492#p12492 <![CDATA[Ein Leben im Lichte Liras - - Der Weg eines jungen Bretonen -]]> Auferstehung - Der Preis für das Leben

Es erschien dem jungen Wolfdietrich wie ein Traum, aus dem er endlich erwachte. Oder war das Leben davor ein Traum, in den er jetzt wieder zurückfiel? War er denn überhaupt jung? Die Erlebnisse, das Grauen ... der Verlust hatten sich in sein ernstes Gesicht gemeißelt. Die Schwere der Erfahrung lag nun tief in seinen waldgrünen Augen, ernste Züge liefen über das einst so jugendhafte Gesicht.
Verwunderlich? Nicht nach dem Erlebten. Viel verwunderlicher scheint die Rückkehr eines, an seinem Leibe unversehrten Menschen aus der Dunkelheit der Finsterschlucht, nach beinahe zwei Jahren. Zwei Jahre. Auf der Suche nach den verschwundenen Kindern waren sie aufgebrochen. Ein junger Liraspaladin und eine junge Ordensschwester, hinab in die Fänge der Finsternis sind sie gestiegen. Beide schienen damit etwas hinter sich zu lassen, alte Wunden zu schließen, alte Schuld zu sühnen. Hätten sie an ihrem Vorhaben festgehalten, wenn die dessen erfolglosen, ja tragischen Ausgang schon damals gekannt hätten?

Wolfdietrich, dem das Licht der Kerze, in seiner bescheidenen Kammer im Kloster, vor den Augen flackerte, wollte das nur zu gern glauben. Sie sind aufgebrochen, um anderen zu helfen, keinen Gedanken an die eigene Gefahr verschwendend.

Diese Gedanken kamen erst in der feindseligen Einsamkeit der Finsterschlucht. Und sie ließen Taewyn und Wolfdietrich nicht mehr los.
Die Pferde wollten sie nicht opfern, so entließen sie sie nördlich der Schlucht in die Freiheit. Zu Fuß drangen sie in die Finsterschlucht ein. Es dauerte keinen Monat, bis sie sich vollends verlaufen hatten. Sie lebte. Die Finsterschlucht schien zu atmen, und wie ein kalter Brodem lagen die Nebelschwaden über dem Land. Einem Land das die Gestalt zu ändern schien. Wo eben ein Baum war, war im nächsten Moment ein Fels. Wo eben Wasser lag, war nichts als kalter Stein. Gestern war dort ein Pfad, heute eine Schlucht. Sie wurden beobachtet, und waren allein. Sie verfolgten unheilige Wesen, und wurden von ihnen gejagt.

Die lange Zeit der Entbehrung zehrte nicht nur an ihren Kräften, zuweilen auch an ihrem Glauben, vor allem aber an der Hoffnung. Tage schienen wie Jahre, Monate wie ein ganzes Leben.
Die Hoffnung diese Schlucht lebend zu verlassen hatten sie beide schon aufgegeben, auch wenn sie dem anderen das nie eingestanden, sondern sich an ihm aufbauten, wie der andere sich an einem selbst aufbaute. So irrten sie Tag für Tag, Nacht für Nacht durch das unwirtliche Land.
Und dann wurde sie Krank vor Schwäche.
Kein Unhold hatte sie geschlagen, kein Feind zermürbt, kein Gift verzehrt. Allein die Entbehrung forderte ihren Preis. Die Entbehrung von Nahrung, Schlaf, anderen Menschen, und der Zuversicht.

Ihr Gesicht sah er jede Nacht vor sich, wie ihr Kopf in seinem Schoß lag, die Wangen einfallend, die Haut blass, das einst so braune Haar war fad und spröde, das Licht der Augen wurde zusehends matter. Bis es an einem namenlosen Tag, der sich in nichts von den voherigen unterschied, erlosch.
Nicht einmal das seelige Lächeln, das viele auf ihrer letzten Reise begleitet, vermochte ihr Gesicht zu zeigen. Wie eine Blume welkte sie, verblich ganz einfach. So bereitete Wolfdietrich die junge, einst so lebensfrohe, nachdenkliche und gütige Ordensschwester Taewyn für ihre letzte Fahrt zum Herrn des Lichts vor.

Ihr Ende, wurde sein neuer Anfang. Ihr Leben war der Preis für seines.

Mit trübem Blick löschte er die Kerze zwischen Daumen und Zeigefinger. Nur das Licht des Mondes, des Gefährten Lebans fiel fahl durch das gebogene, glaslose Fenster, und mit ihm kam die Kälte der Nacht. Doch diese spürte Wolfdietrich nicht, wie er, auf die verloschene Kerze starrend, in seiner neuen Robe auf einem Schemel an dem kleinen Eichentisch saß, ein faseriges Stück Stoff eines alten Umhangs mit einem verblichenen Kreuz darauf in den Händen.

Das Licht der Morgensonne schien auf Wolfdietrichs Gesicht. Mit dem Klang der Glocken die zum Morgengebet riefen, erhob er sich, strich die Robe glatt, schob den Stoffetzen in sein Wams, und schritt aus der kleinen Kammer. Zurück in Bretonia. Auferstanden von den Totgeglaubten. Auf dem nächsten Wegstück in eine ungewisse Zukunft.

Statistik:Verfasst von Gast — 28 Dez 2008, 12:06


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2006-08-15T22:53:23+01:002006-08-15T22:53:23+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=1863&p=5300#p5300 <![CDATA[Ein Leben im Lichte Liras - - Der Weg eines jungen Bretonen -]]> Dunkle Pfade

Er schlug die Augen auf. War hellwach, und spürte sofort die Müdigkeit in seinen Gliedern.
Warum war er aufgewacht? Seine Augen durchsuchten die Dunkelheit, fanden nichts. Das einzige was er spürte, war ihr Körper in seinem Arm, ihr Kopf auf seiner Brust. Er atmete tief durch und nickte zufrieden, dass sie doch eingeschlafen war. Und der Umhang dampfte leicht, ein gutes Zeichen, es war warm darunter, noch nicht trocken, aber warm. Er blickte auf den Umhang, matt leuchtete das farblose grau, dunkel stand das Kreuz darauf. Ja, Taewyn hatte Recht gehabt, er war gut, so wie er war, und wo er war.

Wieder blickte er in die Dunkelheit. Versuchte sich zu erinnern, die Bilder zu ordnen. Irgendetwas hatte ihn geweckt.

Ein erstickter Schrei, stumm, doch im Kopf wie ein Kreischen aus tausend Kehlen, entrang sich dem verzerrten Mund Leandros´. Er krümmte sich, griff nach der Klinge, die tief in seinem Leib steckte. Als er sie berührte, schienen seine Hände zu verbrennen, als er den Blick hob, um Wolfdietrich anzusehen, sah der junge Mann die Sonne sich in des Nekromanten glasigen Augen spiegeln. Dieses Gesicht...
Der Körper fiel zu Boden, das Schwert glitt von allein heraus. Es schien, als sähe Wolfdietrich Jahre vorüberziehen. Das Gesicht des Nekromanten fiel zusammen, die Augen in die Höhlen, die Haut färbte sich, nam die Farbe des Friedhofbodens an, Würmer fraßen sich durch Stoff und Haut des immernoch Sterbenden. Er war noch nicht tot, und zerfiel doch schon.
Als Wolfdietrich zur Seite trat, die in seinem Rücken aufgegangene Sonne ihre Strahlen auf Leandros fielen ließ. Da endete der unheilige Lebensfaden des Nekromanten. Er zerfiel zusehends, das Leben brannte förmlich aus, bis nichts mehr von ihm übrig war, als etwas Erde, die jener des Friedhofes glich. Dies, und das Gesicht. Die glühenden Augen, das Kreischen, der stumme Schrei.


Das war es, wovon er wach wurde. Warum träumte er plötzlich wieder davon? Er hatte es tausendmal gesehen, tausendmal wiedererlebt, doch seine Träume waren verblaßt. Selbst in den Ebenen der Vergessenen träumte er diesen Traum nicht wieder. Aber hier...

Er spannte seinen Arm sanft fester um Taewyn.
"Er ist gut, wie er ist... wo er ist." Das hatte sie gesagt. Hatte mit einer Leichtigkeit das Symbol ihres Weges an ihn übergeben, dass es ihm schier die Fassung raubte.
Bis er mehr und mehr begriff, dass diese Leichtigkeit keine Leichtfertigkeit war. Und dieses Begreifen, das nahm ihm für einen Augenblick sichtbar die Beherrschung, die er doch so gut gelernt hatte.
Aus seinen Worten wurden Eide.

Er blickte an sich herab, auf ihren Kopf. Er amtete förmlich ihre Anwesenheit ein, ihre Wärme war ihm näher als seine eigene. Ihre Hoffnung, ihr Wollen ergoß sich in seine innere Leere.

Keine Gefahr würde er für sie sein, kein Mißtrauen in ihr wecken, keine Last ihr auferlegen, keine Hoffnung in ihr mehr verunsichern wollen.

"Ja Taewyn, Schwester. Ich werde diesen Weg mit Euch gehen, soweit, und wohin er Euch auch führen soll!"

Zufrieden, das erste Mal seit langem, erfüllt von einem Wollen, blickte er sich noch einmal um, blickte sich um, in dieser feindseligen Umgebung, die ihm nun nicht mehr schrecklich erschien. Und er schloss die Augen ... und fiel wieder in die Dunkelheit, wo er nur eine einzige Wahrnehmung empfand, seine Wahrnehmung: die Leere...

Statistik:Verfasst von Gast — 15 Aug 2006, 22:53


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2006-06-26T21:00:14+01:002006-06-26T21:00:14+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=1863&p=4958#p4958 <![CDATA[Ein Leben im Lichte Liras - - Der Weg eines jungen Bretonen -]]> Der Weg des Lichts - steinig und schwer

Jeder Schritt schmerzte.
Nur schwer hielt er sich auf den Beinen, den linken Arm schützend über den schmerzenden Leib gelegt, mit dem rechten, die Hand ins Fell des Wolfes gekrallt, sich auf ihn stützend, von ihm ziehen lassend. Jeden Knochen, jede Faser seines Leibes spürte er schmerzhaft und dabei lag der größte Teil der Strecke schon hinter ihnen. Einige Schritte vor den beiden, immer im Blick des Wolfes lief der Gefangene, es war gegen Nachmittag, sie beeilten sich so gut es ging, in diesem Zustand wollte Wolfdietrich nicht das Hereinbrechen der Nacht in den Ebenen der Vergessenen erleben.



Er schreckte aus dem Schlaf hoch. Um ihn herum war das Dunkel der Nacht, der Mond schien in seine Kammer, ließ mattfahl die polierte Rüstung und das gewaltig anmutige Schwert daneben glänzen. Er hatte es also nicht geträumt, war nach Tagen des Wartens, tiefen In-Sich-Kehrens, einigen Gesprächen mit Kirchenangehörigen, darunter Taewyn, und Nächten in den Armenunterkünften der Ordensbrüder- und Schwestern, endlich noch einmal von dem warmherzigen alten Mann empfangen worden. Als wate er durch dicken Nebel, auf nachgebendem Boden, verließ er schier ungläubig, erfreut, überrascht und erwartungsvoll den lieben alten Mann, und suchte seinen neuen Herren auf. Ein großer Mann, mit schulterlangem weißen Haar, kräftig gebaut, breitschultrig, eine Rüstung an, die so prachtvoll war, wie keine die er je zuvor gesehen hatte. Der Hochmeister der Paladine des Liras persönlich hieß ihn willkommen im Orden der Liraspaladine, zur Kirche Bretonias, ließ ihm die blanke Rüstung eines Paladins, die einfache aber eindrucksvolle Robe, den Umhang der Kirche und den gewaltigen Zweihänder überreichen.
Paladin der Kirche.
Wolfdietrich fand kaum Worte, fand beinahe nicht einmal das nötige Verständnis, für das was mit ihm geschah. Doch in dieser Nacht erwachte er wiederholt, die Erkenntnis holte ihn nach und nach bewußt ein.


Ein letztes Gespräch. Taewyn schien sich anschließen zu wollen. Wolfdietrich war erfreut gewesen, Tharon und dessen Frau noch einmal wiederzusehen. Dass Taewyn allerdings teilnehmen zu wollen schien, wo Wolfdietrich gerade an diesem Abend erneut wieder seine Zweifel in ERinnerung kamen, gerade im Gespräch mit Tharon, das machte ihm Sorgen. Doch was sollte er tun? Vielleicht wäre es sogar gut, vielleicht sogar nötig, dass eine Ordensschwester sie begleitete. Doch glauben, wollte Wolfdietrich das nicht, oder es sträubte sich etwas in ihm, das zu glauben.


Einen Tag später sollte er begreifen, wieso.
"Keine Gefangenen!"
Er war noch nicht einmal den Ablauf eines Stundenglases am Turm, unter den Versammelten Kriegern, wo er mit gemischten Gefühlen auch Taewyns Anwesenheit wahrnahm.
Keine Gefangenen! - Das schien wirklich ihr Ernst zu sein. Wolfdietrich war nicht einmal mehr fassungslos. Sie wollten ihren Feind im Hinterhalt angreifen, so sagte Herr Erwyndyll vor Tagen. Sie alle meinten, es seien Verbrecher und Mörder, ein ganzes Heer davon. Sie würden also ihr Handeln nach dem Wert des Feindes ausrichten. Gleiches mit Gleichem vergelten. Sie meinten wahrlich, das gute Gewissen gäbe ihnen das Recht. Da war Wolfdietrich fassungslos, vor kurzem, im turm der Drachenritter, vor ihrem Anführer, vor der Elfe Sulva´Irn, vor Tharon.
Aber hier, vor dem Turm, da interessierte ihn nur mehr eines, Reaktionen.
Es kamen keine. Keine die dagegensprachen. Ein jeder, ob Nordmann, Bretonianer, Drachenritter, Nordmärker oder Elf fand sich mit dieser Gewissenslüge ab.
Keine Gnade, für besiegte Feinde!
Er hätte es gar nicht erst versuchen brauchen, das wußte er, seine Worte prallten ab wie Wind an gewaltigen Steinmauern, dennoch tat er es, wie vorausgesehen vergebens. Schweigend reihte er sich dennoch ein. Er wußte nun, weshalb er hier war. Er wußte, weshalb Taewyn sich nicht anschloß und er war erleichtert.


Sie ritten lange, durch die Hügel Bretonias, durch die Ebenen, rasteten an der wieder aufgerichteten Thyms Rast. Wolfdietrich hielt sich abseits, pflegte und versorgte sein Pferd, genoß die Ruhe und Abgeschiedenheit im Stall.
Dann ging es weiter. Am Tag durch die Ebenen, eine gute Wahl. Sie erreichten den Tiefenwald, schlugen das Lager auf. Eine seltsame Stimmung legte sich während des ganzen Rittes und der Gesellschaft auf ihn. Die Seelenbäume waren hier, und Sie war auch hier!
Nicht ganz einen Tag später, als sie das zweite Lager aufschlugen, die dritte Rast seit ihrer Ankunft, irgendwo hinter den Sümpfen, sahen sie in einiger Entfernung einen Krieger. Sie stellten ihm nach, drängten ihn an einen Baum, umstellten ihn.
Er war ein Kundschafter, wild bemalt, martialisch bewaffnet, noch wilder gekleidet.
Er war unverschämt, er war furchtlos und er war unterlegen, sozusagen besiegt. Und es war nicht einmal sicher, ob er wirklich einer von ihren Feinden war, denn außer dass er die ohnehin sehr impulsive Truppe provozierte, wußte man nichts von ihm.
Grund genug ihn dort und zu diesem Zeitpunkt hinzurichten...




Wolfdietrich blickte auf den Mann, der immernoch wildgekleidet, staubig, wie er selbst, aber entwaffnet vor ihm ging, immer im Blick des Wolfes. Das Tuch um dessen Hals färbte sich immernoch leicht rot, doch war es nichts gefährliches. Eine Warnung, ein Zeichen. Das war nun Tage her und der Todeskandidat lebte.



"Ihr könnt ihn nicht ermorden, er ist besiegt! Wollt Ihr ihn hier hinrichten?" fragte Wolfdietrich zornig.
Ja, das wollten sie wahrhaftig. Der Nordmann Kaethar, Eldorian, der ihn sogar mit einer Armbrust niederstrecken wollte, der Nordmann an Tharons Seite.
Natürlich, sie hatten es geschworen, es dem Drachenritter gelobt.
"Keine Gefangenen!"
Wolfdietrich trat vor den Kundschafter, der mit dem Rücken zum Baum, ansonsten aber umstellt stand.
Er blickte in die Augen der Umstehenden, zog langsam sein Schwert und baute sich vor dem Gefangenen auf.
Es dauerte lange, ein Hin und Her, dann zogen sie weiter. Wolfdietrich hatte genug. Ein Leben hatte er verschonen können. Er brachte den Gefangenen erst zu einer Ruine, wollte ihn dort fesseln, ihn bewachen.
Ein Leben hatte er verschonen können...Bevor der eigentliche Kampf begonnen hatte. Sie waren nun schon über eine Stunde fort.
Wolfdietrich brachte den gefangenen Kundschafter eilig zum nächsten Rasthof. Ließ ihn dort gefesselt in den Kellergewölben unter des Wirtes Aufsicht zurück. Dann jagte er auf dem Braunen den Spuren hinterher. Gedanken und Bilder rasten durch seinen Kopf.
Augen, ihre Augen!
Dann die Augen der Kriegerschar, die Eldorians. Er war versucht sein Pferd zu bremsen und umzukehren, bis er ihre Augen wieder vor sich sah.
Er passierte die enge Pforte zu der düsteren Schlucht, hörte von weitem schon das Schlachtgetümmel, es schien gerade begonnen zu haben, man hatte noch Atem für Kampfschreie. Er sprang vom schäumenden Pferd. Und was dann geschah, war so unwirklich, wie es rasch ging und wie jeder Kampf erst danach völlig real verarbeitet wurde.
Sie schlugen die Truppen des Drakos, während am Himmel die Drachen donnernd aufeinanderstießen. Sie stürmten weiter, dem Drachenhort entgegen. Kämpften zusammen und jeder für sich. Sie schlugen die Feinde erneut, sie sahen Marach, den roten Drachen fallen, sie stürmten gegen Drakos.


Als er aufwachte, sah er ihre Augen. Doch als er die seinen öffnen konnte, waren es Fhinks Augen, er hatte sich über ihn gebeugt. Wolfdietrichs Schwert lag meterwit von ihm entfernt, der Brustpanzer war zerbeult, den Helm hatte er irgendwo verloren, wie die Besinnung. Irgendwo blutete er. Man half ihm aufs Pferd.
"Euer Geheimnis ist bei mir sicher!"
Ja, sicher. Bei einem Mann der Königsgarde.
Sicher wie das Leben eines Gefangenen.
Wolfdietrich schwieg, nickte ihm dankend für seine Hilfe zu.
Drakos lag geschlagen auf dem Feld, wie viele seiner Krieger und zu viele der Schar die aufbrach, das zu vollbringen. Eldorians Blutrausch schien verklungen. Am Eingang zur Schlucht erwarteten sie bereits bretonische Truppen, begleiteten sie in langem Marsch bis zu den Hügeln Bretonias.
Der Kanzler wartete, Bretonianer, einige Schaulustige und seltsam viele Wachen und Soldaten.


Ein Ritter also. Wolfdietrich blickte zu Tharon. Und dann das!
Es war tagheller Mittag, bis sie verschluckt wurde, die leuchtende Kugel, die Liras´ Tempel war. Es hatte nur wenige Augenblicke gedauert, sie erschienen wie eine Ewigkeit, in der Furcht, Unglauben, Erschrecken von einem Besitz ergriffen, bis die Sonne wieder schien wie zuvor, als wäre nichts geschehen.


Er war noch am Abend aufgebrochen. Nicht zur Abtei, oder einem Heiler, wie die Frau aus der Akademie, oder die Frau Tharons es gewollt hatten. Er suchte einen alten Soldaten auf, der ihm half den aufgebrochenen Schnitt zu verbinden, und viele stützende Bandagen um den Brustkorb, mit mindestens zwei gebrochenen Rippen zu legen. Er legte nur die alte Novizenrobe an, den groben Umhang. Draussen traf er auf Wolf, dankbar ließ er den schweren Stab fallen, und streichelte ihm den Kopf.

"Wirst Du mich begleiten?
Ich kann ihn niemand anderem überlassen. Ich weiß es ist töricht. Aber er würde nicht lebend hier ankommen. Du hast sie nicht erlebt. Es war ihnen gleichgültig.
Begleitest Du mich mein Freund? Hilfst mir, führst micht?"

Er griff dem Wolf sanft ins Fell, so konnte er sich auf ihn stützen und ihn gleichzeitig lenken, während er sich von ihm ziehen ließ.


Sie schliefen unweit von Thyms Rast unter einem Baum, Wolf verließ ihn nicht. Die Ebenen wollte er nur am Tage durchqueren, selbst auf den Wegen.
Sie zogen gen Süden, gingen, schliefen, tranken, aßen. Es mochte Tage gedauert haben. Wolfdietrich hatte sie nicht mehr gezählt. Sie waren wieder im Wald, gingen durch die Sümpfe, Wolf die ganze Zeit bei ihm, außer wenn er für Augenblicke im Dickicht verschwand um mit blutigroter Schnauze, und einem leblosen Tier in den Fängen, ihrem Mahl, zurückkehrte.


Der Gefangene war noch da. Unversehrt, wenn auch nicht gerade in bester Stimmung. Wolfdietrich war es gleich, er lebte noch, das genügte. Der Paladin entlohnte den Wirt großzügig, nachdem er einen Rucksack voll Proviant erstanden hatte, den er dem Gefangenen gab. Ein einziges Mal nur wagte Varnion, so hieß der Gefangene, den Versuch, zu fliehen.
Es war im Tiefenwald, bei der ersten Rast, sie saßen an einem Feuer, Wolfdietrich unter Schmerzen an einen Bum gelehnt, erschöpft von der Reise und den Wunden. Er hatte die Hand auf Wolfs Kopf liegen, der neben ihm lag, den Kopf erhoben und den Blick auf Varnion gerichtet.
"Ich werde einfach gehen, Narr, Dich hier sterben lassen, den Wolf mit Dir, werde mit dem Proviant ein gutes Stück weit kommen. Wer sollte mich hindern?" sagte er provokant lachend. Er war nicht einfältig, wußte dass Wolfdietrich nichts ausrichten konnte. Nur während er nüchtern den Menschen beurteilte, unterschätzte
er das Tier.
"Versucht es!" preßte Wolfdietrich hervor. Er wollte nicht mit ihm streiten, es wäre sowieso irgendwann dazu gekommen, lieber hier, als in den Ebenen.
Varnion hatte sich erhoben, sagte hämisch grinsend Lebewohl, und war keine drei Schritte gegangen, als er sich auf dem Rücken liegend wiederfand, die Fänge Wolfs schmerzend in seinem Hals spüren mußte, der mit seinem ganzen Gewicht auf ihm stand, nachdem er ihn umgeworfen hatte.
"Wolf!" Das eine Wort hatte genügt. Es hatte einmal geflüstert, genügt, Varnion eines besseren zu belehren, und ein zweites mal, etwas lauter hatte es genügt, Varnion das Leben zu schenken. Seither gab es keinen weiteren Versuch von Seiten Varnions.




Wolfdietrich war dankbar, denn bereits mitten in den Ebenen hatte ihn seine Stimme verlassen. Nun hatten sie bereits Thyms Rast passiert. Doch weder machte Varnion, der finster vor sich hinbrütete und immer einen gewissen Abstand zu Wolf hielt, weitere Probleme, noch mußte Wolfdietrich mit dem treuen Tier auch nur ein Wort wechseln, er tat was nötig war, von ganz allein.
Von weiten sahen sie bereits Burgmauern. Der Rückweg hatte länger gedauert. Doch nun waren sie fast da.

Jeder Schritt schmerzte.




Edited By Wolfdietrich on 1151352552

Statistik:Verfasst von Gast — 26 Jun 2006, 21:00


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2006-06-12T12:37:18+01:002006-06-12T12:37:18+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=1863&p=4799#p4799 <![CDATA[Ein Leben im Lichte Liras - - Der Weg eines jungen Bretonen -]]> Feuer und Schwert

Dankend nickte er Vater Aldwyn zu, als dieser ihn entließ, er verneigte sich noch einmal machte sich dann auf den Weg nach Süden. Er wußte nicht, was der Lethos von ihm wollte, doch fürchtete er das Schlimmste, also nahm er auch seine Rüstung und das Schwert mit. Und um genügend Zeit zum Nachdenken zu haben, beschloß er, Bretonia nicht durch das Nordtor zu betreten, sondern den Umweg durch Edailech zu beschreiten und so über Bredorf die Stadt durch das Osttor zu betreten.
Doch in Bredorf sollte ihm das Schicksal einen anderen Weg weisen.Eilig kamen die Reiter, preschten auf den Markt, ritten fast einige Passanten um.
Thyms Rast überfallen! Alles zu den Waffen!
Wolfdietrich blickte sich verblüfft um, ebenso wie alle anderen, die umherstanden. Doch dass er bereits mit dem ausgewickelten Schwert auf dem Rücken, den Helm aufsetzend aufgebrochen war, fiel ihm erst auf, als er schon die Festung Hohenfels erblickte, aus deren Tor ebenfalls bereits überstürzt aufgebrochene Recken gen Süden losbrachen. Erst an der Brücke fand er einen Augenblick Zeit, die Rüstung fertig anzulegen, ein paar alte, verwegene Soldaten halfen ihm dabei, sowie er ihnen. Der Kanzler, Graf Konrad von Rotfels ritt auf seinem schneeweißen Hengst umher, machte diesen Platz zum Sammelpunkt, bellte Befehle, und schickte die Haufen, die ihm groß genug erschienen los. Wolfdietrich brach mit drei weiteren Landsknechten auf. Als er einen Blick zurückwarf, fiel ihm erst auf, wie zerschunden und blutig bereits Konrads Rüstung war, der Umhang zerrissen, da jagte der Kanzler bereits die nächsten vier Mann als zusammengewürfelte "Einheit" in Richtung Süden.

Die Rauchsäulen hatten sie bereits von der Brücke aus gesehen, doch als sie die Straßenbiegung passierten, schlug der Geruch ihnen ins Gesicht.
Beißender Rauch, Verbranntes Fleisch, Fett, Haare. Im Feuer verendende Pferde schrien bestialisch, hilflos, eine Frau kreischte kaum mehr menschlich. Schlachtrufe donnerten von den Hügeln her, Männer Frauen und Kinder schrien um Hilfe.
Selbst den alten Recken neben Wolfdietrich verschlug dieser plötzliche Eindruck kurz den Atem. Dann brachen sie los, brüllend, als wären sie nicht vier, sondern vierhundert!

Erst als die Schlacht, nein, das Gemetzel vorüber zu sein schien, spürte Wolfdietrich die vor Schmerzen brennenden Arme, das Schwert konnte er kaum noch halten, und eher trug die schwere Rüstung ihn, als dass er sie trug. Die Augen brannten vom Rauch, und waen verklebt vom Blut, der Schweiß rann ihm in Strömen über den Leib und brannte auf all den Wunden die er empfangen hatte, hauptsächlich an den nur leichtgepanzerten Gelenken, am Hals, im Gesicht, ein Stich, den er erst sehr viel später bemerkte lag unter seiner Brustplatte, war in die Rippen gegangen. Dieser raubte ihm hin und wieder den Atem, fast das Bewußtsein.
Sie standen umher, ein Drachenritter, zwei Bretonianer, einer von den dreien, mit denen Wolfdietrich losgestürmt war, der zweite lag bereits im Sterben. Elfen waren bei ihnen. Sie warteten auf Verstärkung, warteten auf die nächste Angriffswelle.

Wolfdietrich legte die Rüstung ab, ging zu den verbrannten Überresten des Stalls, kam bleich und hustend wieder. Nur totes Fleisch. Er blickte den Bretonianer eisig an. Fhink, der sich auch Fhalk nannte, wenn es ihm half. Sie waren einmal gut miteinander ausgekommen, doch seit er diese Rüstung trug, war er verändert gewesen. Wolfdietrich konnte nicht mal mehr mit den Schultern zucken, so erschöpft war er, so gleichgültig war es ihm. Während man sich stritt, ob sie wachen, oder Ausschau halten sollten, ob sie warten oder zurückschlagen sollten, war Wolfdietrichs Kampf beendet. Hier gab es nun andere Aufgaben. Frau Na´Thagla, die Elfe half ihm dabei, die Toten nebeneinander hinzulegen. Frauen, Kinder, Greise, viele der beherzten Kämpfer, die sich einer gnadenlosen Übermacht todesmutig entgegenstellten. Neun Unbewaffnete, acht von den zur Rettung Herbeigeeilten. Etliche Pferde, Esel und Maultiere.
Die Übrigen Kämpfer standen immernoch abwartend beisammen. Der junge Lirasdiener kniete stumm, nunmehr tränenlos weinend vor den Leibern der Gefallenen, bat für jeden um den letzten Segen.
Die Verwundeten wurden bereits auf Pferde geladen, viele würden den nächsten Tag sicher nicht mehr erleben. Der Bretonianer Eric machte es Wolfdietrich zur Aufgabe, sich um die Toten zu kümmern, er wollte bald Karren senden und Eskorte. Letzteres lehnte Wolfdietrich ab, er, die Toten brauchten keinen Schutz mehr, die Eskorte sollte die Überlebenden beschützen. Eric Janson willigte ein. Dann brach ein Großteil auf, als des Kanzlers Verstärkung, gepanzerte Berittene, die Gegend abgesichert hatten.

Nach einer langen Weile, tiefem Schweigen begann Wolfdietrich auch die Leichname der anderen, der Räuber zusammenzusammeln, und Holz und Reisig darum zu schichten, Tharon half ihm dabei.
Argwöhnische, zornige Blicke trafen ihn.
"Warum läßt Du sie nicht liegen, verfaulen und von den Krähen auffressen, Junge? Sie haben nichts besseres verdient!" fragte der Soldat gehässig, einen Augenblick bevor er Wolfdietrichs tiefgrüne Augen vor den seinen sah und dessen Faust auf seinen Zähnen spürte. Der Soldat spuckte einen Schneidezahn aus und hielt sich verblüfft und erschrocken die geplatzten Lippen.
"Weil ich nicht vorhabe, sie jemandem zu überlassen, der sie nocheinmal derartiges tun lassen könnte!" sagte Wolfdietrich eisig, fast mit Verachtung in der Stimme. Es war ihm gleichgültig, ob der einfache Mann ihn verstand oder nicht.
Er nahm eine Fackel und steckte die Leichen der Feinde in Brand.

Nun hielt er allein, schweigend die Nacht hindurch, in den Morgen hinein, bis zu dem Zeitpunkt, an dem Eric Janson die Karren geschickt haben würde bei den siebzehn Toten Wache!
So sah sein Weg zum Lethos aus.
So sah der Weg aus, den Wolfdietrich nunmehr als einzigen noch gehen konnte, als einzigen noch gehen wollte. Und es befreite ihn. Die Sorge, das Mitgefühl für das Leid anderer half ihm, sein eigenes zu vergessen. Nur die Augen, die verließen ihn nie!

Statistik:Verfasst von Gast — 12 Jun 2006, 12:37


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2006-06-08T15:34:00+01:002006-06-08T15:34:00+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=1863&p=4778#p4778 <![CDATA[Ein Leben im Lichte Liras - - Der Weg eines jungen Bretonen -]]> Wege des Schicksals

Die Kerze war fast heruntergebrannt, als Wolfdietrich erwachte. Kurz sah er sich unsicher um. Wo war er?Uraltes Mauerwerk, leblose Kälte, muffiger Geruch, einzige Lichquelle, die verglimmende Kerze vor ihm auf dem Tisch. Die Bibliothek
Vor ihm lagen Schriftrollen, aufgeschlagene Bücher, endlose Texte. Der junge Mann war scheinbar ganz allein in der großen Bibliothek. Wie spät war es? Wolfdietrich rieb sich die Augen. Bleierne Schwere spürte er in ihnen, sowie in seinen Knochen. Doch es war Zeit, Zeit wieder aufzubrechen. Und so verließ er seinen gewohnten Platz, in irgendeiner ruhigen Ecke der Bibliothek, nachdem er die Kerze gelöscht, und seine Rüstung angelegt hatte, und wandte sich zum Ausgang.

Viele Schritte, einen langen Weg durch das nächtliche Bretonia, vorbei an den Torwachen, durch die Hügel, hinab in die Ebenen und etliche Stunden später, erreichte er zur Mitternacht sein Ziel. Wie mechanisch, begann er seine Robe abzulegen, die Rüstung festerzuschnallen, das Schwert fest zu umschließen, wandte sich, auf das Knie gebeugt, an seinen Gott, worauf er sich erhob und sein Werk begann.

Irgendwann erwachte er wieder, nicht von seinem Hunger, oder der Kälte getrieben, sondern von der Unruhe, die ihn nun stets begleitete auf seinen einsamen Zügen. Er blickte zum Mond hinauf, suchte seine Sachen zusammen und verließ die Ebenen. Den Sonnenaufgang erlebte er in den Hügeln, und nicht sehr viel später, im Kloster regte sich bereits das allmorgendliche Leben, schob er die schwere, knarrende Holztür zur Abtei auf und trat unscheinbar, doch einen metallenen Klang auf den Steinfliesen erzeugend, in die ruhige Halle ein.
Zu müde um eine Frage zu stellen, blickte er den Novizen an, der ihn anscheinend gesucht hatte. Dann nickte er und erklärte, er würde sich sofort zu Vater Aldwyn begeben.

Wie seltsam ruhig und doch lebendig diese kalten Wände waren, auf denen die Lichter wärmender Flammen von Kerzen und Flammschalen tanzten. Wie ein Traum. Ruhe, umgeben von geschäftigem, aber beherrschtem Treiben der Lebenden.
Und geschäftig und wenn auch sehr still, so doch nicht weniger lebendig lebten die Mönche hier, bereits zu dieser Stunde war die Abtei erfüllt von Leben. Nicht laut sondern zurückhaltend. Wolfdietrich sog diesen Eindruck einmal tief in sich ein, bevor er schweigend grüßend durch die Hallen, vorbei an den Kirchenbrüdern zu seinem Lager schritt. Dort legte er seine Rüstung und das Schwert ab, betrachtete beide, ihm so wichtig gewordenen Gegenstände nachdenklich, schloss dann die Truhe und begab sich in seiner einfachen Novizenrobe zum Oberhaupt der Abtei.

Statistik:Verfasst von Gast — 08 Jun 2006, 15:34


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2006-05-09T23:11:44+01:002006-05-09T23:11:44+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=1863&p=4537#p4537 <![CDATA[Ein Leben im Lichte Liras - - Der Weg eines jungen Bretonen -]]> Auf Umwegen

Da lag er, von des Nekromanten Fluch zu Boden geschleudert, von dessen Sklaven mit harten Griffen festgehalten, völlig ohnmächtig, sich aus den widernatürlichen Fesseln zu lösen.
Er stand mitten im Kampf, war sich des baldigen Unterliegens bewußt, nahm seine Umgebung deutlich wahr, die drohende Gefahr, den kommenden Tod, die Verurteilung, ein unheiliges Dasein zu fristen, wie jene, die ihn am Boden hielten - und plötzlich begann es in ihm zu zerren, ihm die Brust schier zu zerreißen - weil er an SIE dachte. Wut stieg in ihm auf, Wut über seine Gefühle, Jähzorn nahm von ihm Besitz, er trat um sich, biß in faules Fleisch, riß Arme von den morschen Gelenken aus dem Boden, raffte sich auf wie ein Ertrinkender, der das Eis des Sees durchstößt.
Mit zornigem Blick stand Wolfdietrich groß und breitbeinig vor dem angreifenden Leandros, das Schwert gesenkt, die Augen in sein Ziehl gebohrt. Der Nekromant erkannte seine verpatzte Chance und die plötzliche Gefahr, doch im selben Moment, als zu reagieren seine Reflexe beschlossen, ging die Sonne auf, direkt in Wolfdietrichs Rücken. Die Arme und Hände der Untoten verschwanden, oder verwelkten, wo das Licht sie traf, der Nekromant jedoch kam kurz vor seinem Opfer zum Stehen. Der Blick den sie wechselten hätte kürzer nicht sein können und länger niemandem erscheinen. Als sähen sie nun, kurz vor der Vollstreckung ihr Schicksal, dem unvermeidlich sie sich zu fügen hätten.
Da stieß des, in heiliger Wut entflammten Wolfdietrich Schwert hervor...


Er blickte wie gebannt auf den Schatten des Wesens vor sich. Ohne es richtig sehen zu müssen, wußte er, was es war, wußte er, dass es seinen Schritt nun lenken würde. Das wußte Wolfdietrich sicher, wie er wußte, wohin, oder besser zu wem es ihn lenken würde.
Und widerstandslos folgte er dem Wolf. Das Gefühl hatte ihn nicht betrogen. Hatte ihn wie auf dem Friedhof heimgesucht, Augenblicke bevor er einen Teil seiner Zukunft sah, sich seines bald besiegelten Schicksals gewiß wurde. Und so wenig er eigentlich verwundert war, auf SIE zu stoßen, so sehr brachte es ihn aus der Fassung, mußte es ihm den Anschein der Überraschtheit, der Unsicherheit ob dieser Begegnung geben. Doch diese Schwäche war nichts im Vergleich zu dem was nun auf seine Seele einstürzen sollte.
Da stand sie, die immer besorgte, aber zuversichtliche Kräuterkundige aus einem anderen Volk, die hier ihren Platz einnahm, als wäre es von Anbeginn der ihre gewesen.
Annieshe stand vor Wolfdietrich, hatte ein tränenverschmiertes Gesicht, schmutzige Hände, vom Kräutersammeln, die Knie waren nicht einfach nur schmutzig vom Niederbeigen, nein sie schienen durchwirkt von Schmutz, als hätte sie Stunden nur auf Knien zugebracht, um Ihrem Handwerk nachzugehen. Und dazu das bekümmernde Bild, das sie abgab. Er selbst kannte diese Haltung, die Stimmung, selbst die tiefsten Gefühle nur zu gut. Hoffnungslosigkeit und Angst.
Das waren nicht die üblichen Sorgen, die Annieshe wie immer mit sich trug, wo immer sie auch war. Sie sorgte sich um alles und jeden, war beschämt nie so sehr helfen zu können, wie sie es gerne wollte - und wußte dennoch, dass sie helfen konnte. Doch hier war es anders. Wolfdietrich mußte fast um seine Beherrschung beten, denn sie so zu sehen, das raubte ihm schier den Verstand. Er kämpfte mit seiner Fassung, versuchte einen Teil des kühlen Geistes, der ihn oft durchdrang, aufrecht zu erhalten, musterte nicht nur die emotionale Erscheinung, mit der Annieshe auf ihn wirkte, sondern betrachtete sie aufmerksam, die schmutzigen Kleider, das Messer in der Hand, an deren Fingern und Handflächen noch Erde haftete. Er wußte was sie hier tat, wie verzweifelt, wie eine Ertrinkende, die nach Halt greift, wußte es noch, bevor sie es ihm auf sein Drängen hin sagte.
Er brauchte nur einen Blick auf ihre aufmerksame Begleiterin zu werfen und hatte den Beweis für seine Intuition. Sie war wegen IHM hier. Sie hockte wegen IHM hier im Staub um seltene Pflanzen zu ernten, sie war wegen IHM verzweifelt, den erneuten Tränen nahe, völlig haltlos. Wolfdietrich schmerzte es sie so zu sehen, wie ein Riß ging es durch seinen Leib. Und er vermochte Ihr nicht mehr zu helfen, als sie seiner Hilfe zu versichern, gleich was er tun könne oder müsse, er würde es tun. Und er wußte dass sie ihn verstand, dass sie ihm Glauben schenken würde, doch ebenso wußte er im tiefsten Innern, dass gerade er selbst ihr am wenigsten helfen konnte. Sie würde nicht annehmen, was er ihr bieten wollte, würde es nie annehmen können. Und so wurde ihm das einzige verwehrt, das seinem Leiden einen Sinn hätte geben können, so wurde das einzige ihm verwehrt, das er für sie tun konnte.
So sehr er fluchen hätte wollen, oder auf der Stelle verbrennen, im Erdboden versinken, all seine fesselnden Gefühle mit sich nehmend, so sehr wußte er, dass das Annieshe tat, weshalb er sie verehrte... sie tat, was sie tun mußte, weil das SIE war.
Da kam es wieder das Gefühl, das Gefühl vom Friedhof und jenes von vor dem verschlossenen Tor der Abtei...
Mehr als ihr zu schwören, was sie wußte, doch niemals annehmen konnte, als zu gehen und zu wissen, dass er nie endgültig gehen konnte, sie alleinzulassen und zu wissen, dass sie lediglich deshalb nie allein sein würde, nicht wie er, mehr als diese Gewißheit blieb ihm nicht.

Viele Stunden später war der nach außen hin gefaßt wirkende junge Mann durch das Osttor Bretonias geschritten. Dass er sein blutendes Herz an einem langen dünnen Faden durch den Staub hinter sich herzog, das würde wohl kaum jemand seinen kühlen grünen Augen ansehen können.

Statistik:Verfasst von Gast — 09 Mai 2006, 23:11


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2006-05-05T16:07:43+01:002006-05-05T16:07:43+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=1863&p=4502#p4502 <![CDATA[Ein Leben im Lichte Liras - - Der Weg eines jungen Bretonen -]]> Ende und Anfang und das Dazwischen

... sie standen sich gegenüber, von der Erkenntnis des möglichen Endes durchdrungen, ebenso wie von der Überzeugung es, egal wie, zu einem Ende zu führen. Es lag an Ihnen, beide hatten das begriffen, und wußten selbiges von ihrem Gegenüber.
Wie aus dem Nichts schleuderte Leandros dem jungen Wolfdietrich, der gerade das Schwert zu heben sich anschickte eine Schattenwolke, die nach Verwesung und Tod roch, entgegen. Wolfdietrich taumelte benommen zurück, das Schwert sank herab, durch die tränenden Augen sah er Leandros veränderten Blick, sah wie dessen Augen sich mit abgrundtiefer Bosheit auf ihn richteten, und da rannte der alte Mann schon mit einer Behendigkeit, die man ihm ob seiner Erscheinung kaum zugetraut hätte, auf ihn los. Wolfdietrich hob gerade noch das Schwert, und fing den wuchtigen Schlag des knorrigen Stabes ab. Als der Stab auf das große Schwert traf, schmerzten dem Jüngling die Arme, dass er stöhnte.
Was bei Liras war das?
Langsam hatte sich der Geharnischte gefangen, bekam einen festeren Stand, doch Flüchel murmelnd, griff der Nekromant ihn unter rasenden Attacken immerwieder an.
"Du wirst hier Dein Ende finden, und dienen, wie sie alle hier dienen, junger Narr!" zischte der Alte, dessen Hiebe auf den Jungen wirkten wie Hammerschläge. Nach einigen Augenblicken gelang es ihm jedoch auch Treffer zu landen, die jedoch nutzlos an dem Totengewand abprallten, wohingegen des Nekromanten Stabschläge kräftige Spuren auf der stählernen Rüstung hinterließen.
Überhaupt schien es, als trüge Leandros das schwere Panzerkleid, und führte das Schwert, und Wolfdietrich stünde in einfachem Leinen und mit hölzernem Stab da. Er besann sich. Der Fluch, die Wolke, dunkler Zauber...
Er brach nach vorn aus, überraschte den Nekromant nur für einen kurzen Moment, der jedoch genügte, ihm die Luft zum Zuschlagen zu nehmen.
Wolfdietrich baute sich auf, nahm Verteidigerposition ein, dann hob er den Kopf und beschwor seines Gottes Segen, und spürte kurz darauf, wie seine Rüstung leichter wurde, wie das Schwert kaum spürbar in seiner Hand lag.
Doch war dies die Zeit Lebans, dessen Mächte sich der Nekromant böswillig zu Nutzen machte. Wieder stieß er hervor, schlug auf den Lirasjünger ein und flüsterte ihm dabei teuflisches ins Ohr...
Schwarz... die Augen... die Sicht, verloren... Er spürte nur noch die Schläge, und die schwindenden Kräfte. Ein letzter Hieb mit dem Schwert, ein berstendes Geräusch. Wolfdietrich ging wie betäubt, ja wie gelähmt zu Boden.
Teuflisches Lachen über ihm... wie aus der Ferne. Ein Lachen, nie gehört, die Stimme jedoch bekannt.
Wer war das? Derjenige der die Dunkelheit lehrte? Wie konnte er so kraftvoll lachen?
Ein weiterer Hieb gegen den Helm. Wolfdietrich schlug hart mit dem Kopf gegen einen Grabstein. In seinem Innern begann er schon zu beten. Nicht um Hilfe, sondern um die Stärke, im Licht zu sterben. Denn er stand kurz davor.
Als er wieder zu sich kam, stand Leandros mit glühenden Augen über ihm... sein Gesicht wirkte leblos, wie Leder auf einem Totenschädel, nur diese Augen glühten. Er hob den zerborstenen Stab gen Himmel, holte aus...
Wolfdietrich hieb mit letzter Kraft mit dem Schwert nach ihm, traf ihn am Fuß, schnitt in sein Gewand, dass der Nekromant fluchend zurücktaumelte. Die Gelegenheit... der Junge beugte sich herauf, wollte sich erheben, als der Boden neben ihm sich zu bewegen begann....
"Glaubst Du, ich nutze meine Kräfte nicht, um Dich aus dem Leben zu tilgen?"
Wolfdietrich erschrak. Hände, knochige, halbverweste, mumifizierte, griffen nach seinen Armen und Beinen, hielten ihn am Boden, als wollten sie ihn mit sich hin ziehen. Die Sicht wurde dunkler, Leandros´ Atem kam näher, die Griffe um seine Glieder wurden fester, zogen ihn erbarmungslos hinab....


Wolfdietrich erwachte schweißgebadet, fuhr hoch und stieß sich den Kopf an dem niedrigen Stalltor. Das Pferd neben ihm wieherte aufgeschreckt und mürrisch.
Als er sich umblickte, wußte er zuerst nicht wo er war, schüttelte sich wie von selbst, als wolle er die Griffe von sich losschütteln. Sein Herz raste, der Blick flackerte... doch langsam nahm er seine Umgebung wieder war. Er fror, und draußen war eine laue Frühlingsnacht. Wie entschuldigend blickte er zu dem Pferd, sprach ruhig auf es ein. Mehr jedoch um sich selbst zu beruhigen, und abzulenken.

Kurz besann er sich, als er vor dem Scheunentor im schwachen Licht der Öllampe stand, wie immer gehüllt in seine alte Robe und den Flickenumhang. In der Binliothek der Abtei hatte er nicht viel gefunden. Nur Glaubensfragen, Grundsätze der verschiedenen Richtungen des Glaubens, Deutungen über Licht und Dunkel, über Ordnung und Chaos. Doch was er suchte, das hatte er nicht gefunden. Vielleicht würden die Archive der großen Bibliothek in Bretonia mehr Wissen bereithalten. Und vielleicht sogar nicht nur Informationen über den Feind, sondern womöglich sogar von ihm...
Diese Hoffnung brannte Wolfdietrich in der Seele. Wäre es möglich, dass sie sich selbst dargestellt hätten, wie es alle anderen Glaubensträger auch getan haben?

Während er noch darüber nachdachte, war er bereits fast nach Eidalech gelangt.
Wieso wählte er diesen Weg? Den Weg über das Osttor, den Weg durch Bredorf, nahe vorbei an...
Wolfdietrichs Gedanken schwiegen, ein Schauer lief ihm über den Rücken, seine Füße bewegten sich schneller. Er lief vorbei am Turm.
Der Lord wartete immernoch.
Keine Zeit. Jeder trug seine Sorgen, jeder trug seine Verantwortung, jeder hatte seinen eigenen Weg. Darauf müßte der Lord warten. Mögen die Götter seinem Schicksal gnädig, ihm noch die Zeit geben, die Wolfdietrich für seinen neuen Weg benötigte. Und wie er darüber nachdachte, was er an Zeit benötigte, da wurde ihm auf einmal offenbar, wie wenig Zeit er eigentlich gehabt hatte, Zeit mit Ihr - und dennoch gelang es keinem Nekromanten, keinem nahen Seelentod, keinem Glaubensknflikt, keinem noch so wichtigen Auftrag, seine Gedanken von diesem Einen zu lösen. Er hielt inne, stand gerade am Ende der Talsenke, durch die der Weg vorbei am Drachenritterturm führte.
Spürte er die Augen? Er war sich nicht sicher.
Doch sie fehlten ihm. So wenig er es sich eingestehen wollte.
Er preßte die Kiefer aufeinander und ballte die Fäuste, dass das Metall knirschte. Er hätte schreien können - wie damals vor dem verschlossenen Tor der Abtei, das so symbolträchtig, sich in seine Seele gebrannt hatte - doch die Stimme versagte ihm, wie damals.
Der Blick der tiefgrünen Augen des Jünglings wurde finster. Er scholt sich selbst, er hatte es nicht vollbracht, hatte sie nicht abschütteln können, diese Gefühlsausbrüche, die Emotionen die ihn immerwieder einholten und zu übermannen schienen.
Wie in jenem Augenblick, als er von fauligen Händen festgehalten am Boden lag. In diesem unwirklichen Moment, konnte er an nichts anderes denken...

Statistik:Verfasst von Gast — 05 Mai 2006, 16:07


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2006-05-01T12:18:37+01:002006-05-01T12:18:37+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=1863&p=4471#p4471 <![CDATA[Ein Leben im Lichte Liras - - Der Weg eines jungen Bretonen -]]> Licht und Dunkel

Lange betrachteten die beiden einander. So seltsam wie diese Wendung sein mochte, so deutlich war sie seit Beginn ihrer seltsamen Bekanntschaft zu erkennen gewesen. Es war von Anfang an einem jeden von ihnen klar, dass das was nun kommen sollte, unvermeidbar gewesen wäre.
Wolfdietrich lief nach dem Treffen mit Wolf, besser, nachdem dieser ihn gefunden hatte, rasch zur Abtei, legte eilig ein neues Gewand an, griff zu einem großen langen Gegenstand, warf sich rasch die Robe über, und verließ die Abtei als noch alles in ihr schlief, selbst der Bruder, der die Nachtschicht am Tor hatte. Der junge Lirasnovize spürte, wie seine Füße ihn in einer Geschwindigkeit zu seinem Ziel trugen, als trüge er nichts am Leibe als das Licht des Mondes, das auf ihn herabschien. Er passierte den Drachenritterturm, als sich wieder dieses Gefühl meldete, jenes, dass zwei Augenpaare auf ihm ruhten. Er lief schneller und bald war das Gefühl vorüber. Dafür war er sehr dankbar, denn das hatte er versucht ihr zu sagen, als er zu Wolf sagte, dies sei nun allein sein Weg.

Er passierte Bredorf, die Nacht war noch düster, doch lange würde sie nicht mehr anhalten. Leban senkte sich bereits herab. Als er seinem Ziel näher kam, spürte er beinahe seine Gegenwart. Sein Schritt wurde langsamer, er legte die Robe ab. Nur noch wenige Meter bis zum alten zugewachsenen Tor. Man konnte bereits die seltsam fern klingenden Stimmen hören, Bewegung auf dem weichen Boden. Er durchschritt den Torbogen und blieb stehen. Die einzig lebendige Gestalt auf dem Friedhof wandte sich ohne Hast um.

Da stand Wolfdietrich, in der vollen Rüstung eines Paladins, beide Hände um den Griff des gewaltigen Zweihandschwertes, das vor ihm im Boden steckte.
Der kleine Mann nickte ihm zu, begrüßte den Jungen höflich, in mildem Tonfall. Dieser grüßte ebenso höflich und wie immer ernst zurück.

"Sei gegrüßt, junger Wolfdietrich. Es ist schön Dich wiederzusehen." sprach der alte Mann in dem dunkelroten, mit schwarzen Mustern durchwirkten Gewand.

"Ich grüße Dich ebenso, werter Leandros." erwiderte Wolfdietrich mit einem leichten Kopfnicken und spürte bereits den durchdringenden Blick, dieses ob seiner Gestalt leicht zu unterschätzenden Mannes von undeutbarem Alter vor sich. Die Erscheinung Wolfdietrichs rang dem Mann kaum eine Reaktion ab. Das hatte Wolfdietrich oft seltsam bewegt an ihm festgestellt: Er war durch nichts aus seiner beinahe beängstigenden Ruhe zu bringen gewesen. Auch dieses Mal nicht. Im Gegenteil, er lächelte Wolfdietrich freundlich zu, begrüßte ihn wie immer zuvorkommend. Doch das, wessen dieser Mann sich niemals entledigen konnte, das war das Lodern seiner Augen, tief in den dunklen, faltigen Höhlen lagen wachsame, flinke Augen, die auf den ersten Blick kaum ungewöhnlich schienen, doch wenn man genauer hinsah, hinter die Fassade blickte, dann konnten einen diese Augen das Fürchten lehren. Dessen war sich Leandros wohl bewußt.
"Du bist gekommen, um dieses Kapitel abzuschließen Wolfdietrich? Du hast also Deinen Weg gefunden, erkannt was Du bist und willst unser Band lösen, wie es für Deinen Weg heilige Pflicht ist?!" stellte Leandros eher fest, als dass er es fragte und noch während er sprach, wandte er sich in aller Ruhe den auf dem Totenacker umherwandelnden Schatten zu, flüsterte auf sie ein.
Wolfdietrich beobachtete die Schatten der Verstorbenen, die Untoten, seelenlosen Zurückgerufenen, nahm wahr, wie sie in ihrem Wandeln inne hielten und langsam verschwanden, dann blickte er zu dem alten Leandros und sprach:"So ist es Leandros." er machte eine kurze Pause, bevor er ernst weitersrpach. "Wir haben einander sehr lange beobachten können und ich für meinen Teil habe viel davon gelernt." Leandros, der sich dem Jungen wieder zugewandt hatte, stützte sich auf seinen Stab und nickte beipflichtend. "Mir war es damals noch nicht bewußt, doch Ihr kanntet das Ende dieser Bekanntschaft bereits, als Ihr mich das erste Mal gesehen habt. Ich habe das nun erkannt. Und ich möchte Euch für Eure Lehren danken, für die Zeit und Geduld, die Ihr mit mir hattet. Ich danke Euch für den Einblick in etwas, das ich gesucht habe, um es verstehen zu können."

"Oh nein junger Wolfdietrich, ich danke Dir. Deine Gesellschaft und auch Deine Fragen waren stets eine Erfüllung. unterbrach Leandros den Lirasdiener mit einem leichten Lächeln.

"Und dennoch muss es so enden! Ich diene dem Licht, dem Gott Liras. Euer Werk darf unter seinem Licht nicht existieren. Ihr ruft die losen Hüllen Verstorbener zurück, macht sie Euch zu Diensten, ihre Seelen zerstört ihr damit und ihr Andenken."
Leandros lächelt unnahbar und fragt höflich, und dennoch herausfordernd "Auch Ihr Lirasdiener ruft die Seelen zurück, schenkt Leben das verronnen. Wo siehst Du den Unterschied, Wolfdietrich?"

"Wir rufen keine Seelen zurück, wir beleben keine seelenlosen Hüllen. Jene, denen wir mit Hilfe Liras das Leben schenken, denen bewahren wir es. Wir binden die Seele an den Leib, halten sie zurück, bevor sie entschwindet. Wir erwecken keine Toten, Nekromant, wir verhindern das Sterben und heilen die Leiber und Seelen. Und das tun wir einzig mit dem Segen des Gottes, den Du nicht kennst, nicht aus eigenen finsteren Kräften heraus. Wir beschwören nicht, Leandros, wir bewahren. Und darin liegt der Unterschied, das sind die zwei Seiten die einander unvereinbar gegenüberstehen. Wie die dunklen Künste kein Licht vertragen, so duldet das Licht die dunklen Künste nicht!"
Der alte Mann in der dunkelroten Robe nickt bedächtig, dann nimmt er den Stab in die Rechte, breitet die Arme aus, und schaut vom Boden auf zu Wolfdietrich.
"Und deshalb kann dieser Akt nur mit dem Tode des einen und dem Überleben des anderen enden. Du hast nun gelernt, was ich Dir beibringen konnte, doch denke nicht, dass ich Dir etwas zu schenken hätte. So soll es sein! Bringen wir es zu Ende, Diener des Lichts!"

Und sie brachten es zu Ende!




Edited By Wolfdietrich on 1146483174

Statistik:Verfasst von Gast — 01 Mai 2006, 12:18


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2006-04-28T22:12:47+01:002006-04-28T22:12:47+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=1863&p=4463#p4463 <![CDATA[Ein Leben im Lichte Liras - - Der Weg eines jungen Bretonen -]]> Begegnung mit dem Zweifel

Er hatte nicht lange überlegen müssen, wohin er gehen sollte. Jemand nahm ihm diese Entscheidung ab. Taewyn. Sie trat auf ihn zu, als hätten sie sich erst vor wenigen Stunden gesehen. Sie brach in seine Gedanken ein, wie die Erkenntnis seiner Gefühle für Annieshe einst in seinen festen Glauben einbrach. Doch Taewyn war er dafür geradezu dankbar, auch wenn ihm unwohl war, dass man ihn so sah, aber immerhin hatte sie ihn nicht einige Stunden vorher gesehen.
Nun blickte er Taewyn an. Sie war verändert, nicht äußerlich, in ihr schien sich einiges geändert zu haben. Auch wenn sie in anmutig kindlicher Weise vor ihm stand, wie sie es immer getan hatte, zwischen Schalk und Neugier, dem Drang loszulaufen, um nichts zu verpassen, doch dieses Mal strahlte sie mehr aus. Immernoch Neugier, doch weitaus gezügelter, wollte er meinen und während er darüber nachdachte, fiel ihm wieder auf, wie dankbar er ihr für ihr Erscheinen war, das ihn so aus seiner Hilflosigkeit riss.
Sie unterhielten sich, über dies und jenes, unpersönlich wie immer eigentlich, und dennoch mit dieser tiefen Ergriffenheit. Sie erwähnte, dass Vater Aldwyn sie auserkoren hatte, Gottesdienste abzuhalten, wie unsicher sie ob der Verantwortung wäre. Ihm blieb nichts anderes, als ihr zu sagen, wie geeignet er gerade sie dafür hielt, denn er hätte sich wirklich niemanden von denen, die er aus der Kirche kannte, denken können, der besser, der freier und ehrlicher das Wort der Götter verkünden könnte.
Und dennoch sprachen sie nicht aus, zumindest tat er das nicht, was genau ihn bewegte, aber an seiner Art, seinen Worten mußte sie sehen, dass etwas in ihm vorging. Das störte ihn wenig, solang er ihr keine Gewißheit gab. Denn noch jemand, der sich um ihn sorgte und das jetzt. Das könnte er nicht ertragen.

So verlief auch das zweite Treffen, das seltsamerweise nur kurze Zeit später stattfand. Sie fand ihn an der Brücke, beim Erwachen Liras´, dem er wie immer andächtig beiwohnte. Sie begannen sich zu unterhalten. Tiefgründiger als das letzte mal wurde das Gespräch. Sie bemerkte eine Veränderung an ihm, und wie es ihrer Art entsprach, sagte sie ihm das offen. Und wieder hatte er vor, ihr nur einiges zu sagen, das ihn bewegte. Doch es kam anders. Er hatte Taewyn unterschätzt, ihren neugierig-drängenden Einfluß.
Wolfdietrich offenbarte ihr seine Zweifel und auch die äußeren Umstände, bis auf den einen, den konnte er nicht preisgeben, doch jene, die daraus erwuchsen, die Zweifel am Glauben, am Menschen und am Schicksal, die ließ er heraus. Er vertraute ihr, vertraute Vater Aldwyns Urteil. Mit wem sonst könnte er derlei offener besprechen, als mit ihr?
Doch mehr ging sie nicht an. Das war seine Angelegenheit, seine Bürde und nicht mal mit einem Gedanken daran würde er jemand anderes belasten. Schlimm genug, dass er IHR das angetan hatte. Niemals wieder würde er so selbstsüchtig seinen Worten oder gar seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Er hatte seinen Entschluß gefaßt, seinen Weg gewählt.

Und wie er darüber nachdachte, spürte er wieder die Augen. Seltsam schob sich dieses Gefühl in seine Gedanken, störte ihren ganzen Ablauf, er mußte stehenbleiben, sich sammeln. Wo war er? Irgendwo im Norden. Was war das? Warum spürte er wieder diese Augen? Seinen Körper durchlief ein Schauer.
Wenige Augenblicke später stubste ihn eine kalte Schnauze an. Fast erleichtert war er, dass ihn niemand ansprach. Er senkte den Blick, schaute Wolf in die treuen Augen. Doch das Lächeln versagte ihm, so blickte er ihn einfach stumm an, legte die Hand auf seinen Kopf und fand nicht einmal ein Wort für Wolf. Wie aufgewühlt er auch war, wie sehr sein Herz auch schlug, keine dieser Regungen verließ sein Inneres. Das mochte Augenblicke, ja fast endlos erscheinende Sekunden gedauert haben, dann erst hob Wolfdietrich die Stimme, die ihm fast versagte, als wäre nicht Wolf da vor ihm, sondern Annieshe.
"Schön Dich zu sehen Wolf!" er stockt, blickt dem vertrauten, guten Tier wieder tief in die Augen.
"Doch Du kannst nicht bei mir bleiben." flüstert er
"Da wo ich nun hingehe, gehe ich allein hin, es ist mein Weg, allein mein Weg. Grüße sie von mir, sage ihr....
Nein, grüße sie nicht, sie wird ja wissen, dass Du mich getroffen hast.
Wenn ich diesen Weg beschritten habe, dann sehen wir uns wieder. Paß auf sie auf Wolf, gleich wo sie ist. Laß sie nicht aus Deinen wachsamen treuen Augen, bis ich wieder zurück bin."

Wolfdietrich griff sanft fester in das Fell des Wolfes, beugte sich zu ihm herab, nahm seinen Kopf in beide Hände und blickte ihn eindringlich an, während er leise sprach:
"Pass auf sie auf mein Freund! Und nun lebe wohl!"
Ein Augenblick nur Aug´ in Aug´, dann erhob sich Wolfdietrich, ging um Wolf herum, lenkte den Schritt in Richtung Süden und er blickte sich nicht mehr um.

Stunden später hatte er nach einem kleinen Umweg über die Abtei, bereits Bredorf passiert und kam seinem Ziel immer näher...




Edited By Wolfdietrich on 1146259929

Statistik:Verfasst von Gast — 28 Apr 2006, 22:12


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2006-04-03T12:22:36+01:002006-04-03T12:22:36+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=1863&p=4246#p4246 <![CDATA[Ein Leben im Lichte Liras - - Der Weg eines jungen Bretonen -]]> Der neue Tag

Reglos stand er am Fluss, blickte schweigend auf die Dunkelheit des Wassers, dessen Oberfläche mehr und mehr zu leuchten begann. Die Sonne stieg auf im Osten, und sie warf ihr Licht warm auf das glitzernde Wasser. Andächtig schaute Wolfdietrich in die aufgehende Sonne.
Jeden Tag wieder. Jede Nacht bringt einen neuen Tag zur Welt. Aus jeder Dunkelheit führt das Licht.
Bedächtig begann Wolfdietrich sich zu entkleiden, woraufhin er an Wolf vorbei ins kalte Wasser stieg.
Fische umspielten seine Füße, kleine Krebse regten sich auf dem Boden des Flusses, wühlten sich bei seinen Schritten in den aufwirbelnden Sand ein. Bis zur Hüfte stand er nun im Wasser, wandte den Blick gen Osten und begrüßte seinen Gott, der ihm diesen neuen Tag sandte. Von der Sonne beschienen, von den Wellen umspült begann Wolfdietrich sich zu waschen, Dreck, Tannennadeln und Moos vom Körper zu spülen.
Bevor er sich den Dreck und die getrockneten Tränen aus dem Gesicht wusch zögerte er kurz, blickte zu Wolf, schaute ihm nachdenklich in die Augen, dann schöpfte er mit beiden Händen das klare Wasser und wusch sich das Gesicht. Wie das Licht des Tages die Nacht wegwischte, so wusch Wolfdietrich sich seinen Kummer aus dem Gesicht, streifte ihn von der Haut, wie ein Kleidungsstück.
Das Wasser war eiskalt, Wolfdietrich genoß das, er stieß sich vom sandigen Untergrund ab, und schwamm einige Züge um daraufhin wieder ans Ufer zu waten, sich neben Wolf ins Gras zu legen, und sich vom Sonnenlicht trocknen zu lassen.

Stundenlang musste er schweigend neben Wolf gelegen und mit offenen Augen, nachdenklich in den Himmel geblickt haben, denn als er entschloß, sich zu erheben und die Sachen überzuziehen, bevor ihn noch jemand so hier überraschen würde, stand die Sonne bereits hoch im Süden und beschien das grünende Land, über das die Menschen wandelten, mit all ihren Sorgen, Probleme, Ängsten und Hoffnungen. Der junge Lirasgläubige blickte mit frommem Blick über die unbeteiligte Blüte dieses weiten Landes, griff seinen Wanderstab fester und überlegte, wohin ihn seine Füße tragen sollten.

Statistik:Verfasst von Gast — 03 Apr 2006, 12:22


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2006-03-28T23:34:11+01:002006-03-28T23:34:11+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=1863&p=4159#p4159 <![CDATA[Ein Leben im Lichte Liras - - Der Weg eines jungen Bretonen -]]> Die Augen

"Ist Sie bei Dir?" fragte Wolfdietrich, als er Wolfs Augen erblickte. In seinem mit Blut, Dreck und Tränen verschmierten Gesicht lag ein Blick in dem die Freude Annieshes Begleiter wiederzusehen sich spiegelte, ebenso wie die Furcht, sie könnte bei ihm sein und etwas wie Hilflosigkeit und Hoffnung zugleich.
Langsam richtete er sich auf, trat auf den Wolf zu, legte ihm zärtlich die Hand auf den Kopf, und sprach sanft aber gefaßt:
"Du hast Recht, so nicht... Nun aber, lass sie schlafen, Wolf."
Er wandte sich gen Süden, und schritt mit dem Wolf an seiner Seite aus dem kleinen Wäldchen heraus.
Er blickte kurz auf das Bündel am Boden, legte dann schweigend Kutte und Umhang an, griff zum Stab und machte sich an Wolfs Seite auf in Richtung Norden, vorbei an einem kleinen Wäldchen, vorbei an einer einsamen, verlassenen Hütte, und trat an das dunkle Wasser des Flusses.
Und den ganzen Weg fühlte er Ihre Augen auf sich gerichtet, ihren Blick auf sich ruhen ... wie immer.

Statistik:Verfasst von Gast — 28 Mär 2006, 23:34


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2006-03-27T16:56:05+01:002006-03-27T16:56:05+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=1863&p=4152#p4152 <![CDATA[Ein Leben im Lichte Liras - - Der Weg eines jungen Bretonen -]]> Annieshe

Als die Tür der Abtei ins Schloß fiel wurde Wolfdietrich schwarz vor Augen und er sank auf die Knie, klammerte sich mit der Linken an den Wanderstab und krallte die Rechte in den Boden, dass ihm die Fingernägel brachen. Er hätte schreien können, doch als er den Mund öffnete, entglitt ihm nur ein Schluchzen.
Er muss eine Weile so gehockt haben, denn allmählich zog Wind auf, weckte ihn aus seiner Lethargie. Er hob den Blick, Tränen liefen ihm die Wangen herab, die Augen waren glasig, rotumrandet, der Wind fegte ihm die Strähnen ins Gesicht, zerrte an seinem Gewand. Er zog die Rechte aus der Erde, sie schmerzte, das Blut war getrocknet, er spürte es nicht, wischte sich die Tränen von den Augen, verschmierte sein Gesicht. Hilflos starrte er einen Augenblick auf die geschlossene Tür, dann blickte er zornig gen Himmel.
Mühsam erhob er sich, zog sich vielmehr an dem Stab herauf, und während er sich aufrichtete, wandelte sich der zornige Blick, den er gen Himmel warf in einen bitteren Ernst.

Du bist Schuld!
hämmerte es in seinem Kopf. Dort oben schläft sie. Nein! Sie wird gewiß nicht schlafen, sondern in Sorge und Selbstvorwürfen wachliegen, so ist sie.
Er weiß es, er kennt sie und dennoch hat er Ihr das angetan.
Als er an sich herabblickte würgte ihn der Ekel, das schlechte Gewissen ließ Übelkeit in ihm aufsteigen, seine Kleider brannten ihm auf der Haut.
Die Kutte eines Mönches, eines Trostspenders trägst Du, und was bist Du?
Wolfdietrich riß sich die Kutte vom Leib, warf sie samt Umhang und Stab zu Boden. Er blickte eine Weile auf den leblosen Haufen Stoff, schaute zum Tor der Abtei, dann betrachtete er sich wieder. Die nackte, zernarbte blasse Haut, die im Mondschein schimmerte.
Das bist Du, das ist alles von Dir, mehr nicht!
Langsam wandte er sich um, schaute nach Norden, dann zu einem kleinen nahen Waldstück, dorthin lenkte er seinen Schritt. Doch er ging nicht allein dorthin. Ihre Augen folgten ihm, wie sie ihn aufmunternd lächelnd fragte, worum er sie bitten möchte. Ihr verstörter, trauriger Blick, als sie fragte Warum?, ihr fassungsloser Blick, als er ihr gestand, was er niemals hätte gestehen dürfen. Er hatte es sich geschworen. NIEMALS!
Und nun hatte er dem einzigen Menschen, den er hatte, die Augen für eine verbotene Wahrheit geöffnet. Gewaltsam geöffnet.
Ihre Augen brannten sich in seine Seele, sein Schritt wurde schwerer, die Last schien ihn wieder in die Knie zwingen zu wollen, stahl ihm den Atem. Er fühlte sein Herz ertrinken, in ihren Tränen.

Es war ein schöner Nachmittag als er durch den kleinen Wald streifte, in Erinnerungen, und Hoffnungen, nein Träumen schwelgend. Sein Gott leuchtete ihm warm, schickte samtweiche Lichtstrahlen auf die kleine Lichtung mit ihren Farnsträuchern. Hier hatte er sie bereits einer Mutter mit ihren Jungen gesandt, wie sie ein Menschenkind behütete, als wäre es ihr eigen Fleisch und Blut. Hier leuchtete er dem alten und einsamen Klosterbruder Dietrich, der das Kind aufnahm, und behütet in den Mauern des Klosters großzog.

Hier muss er Annieshe geleuchtet haben, als sie wenige Schritte hinter Wolfdietrich stand, ihn mit ihrer warmen, herzlichen Stimme, in der immer ein leicht sorgenvoll klingender Vorwurf mitschwang, begrüßte.
Er erschrak nicht, nicht hier, hier gab es nichts wovor er sich je fürchten müßte...
Wie könnte ich Euch fortschicken? hatte sie gefragt. Ja, wie? Wie könnte er gehen?
Wie könnte ich Euch fortschicken… Ihr seid der einzige Vertraute, den ich hier habe… außer ihm.
Ja, sie hatte noch ihn.

Wolfdietrich hatte sich gefreut Annieshe zu sehen, doch während ihm die Brust schier zersprang, war sein Blick und sein Ton wie gewohnt, gefaßt. Ihr hier zu begegnen machte ihn unsicher, er war aufgewühlt.
Mitten im Farn stand er da und mitten im Farn lag er jetzt, nur mehr vom Mond beschienen, und mit nichts am Leib als seiner Haut, der kühlen Nachtluft und dem fahlen Schein des Mondes.
Berührt hatte sie ihn, nicht nur mit ihrem Blick, sondern mit ihren Händen, sie brannten. Jetzt fror Wolfdietrich. Er hatte sich erfüllt gefühlt, als sie bei ihm war - ohne zu wissen. Nun fühlte er sich leer.
Du bist Schuld!
Ja er wollte ihren Weg für sie mitgehen.
Ja er wollte für sie da sein...
Nein nicht für sie da sein,
sondern für sie sein.




Edited By Wolfdietrich on 1143475242

Statistik:Verfasst von Gast — 27 Mär 2006, 16:56


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2006-03-03T19:05:45+01:002006-03-03T19:05:45+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=1863&p=3878#p3878 <![CDATA[Ein Leben im Lichte Liras - - Der Weg eines jungen Bretonen -]]> Wieder in der Abtei

Eine abgetrennte Hand, sie lag auf einer Karte - ein Elf war da - zwei Nordfrauen, eine kaum älter als er selbst - die andere jünger, als sie aussah - ein Mann namens Fhalk - nein, das war nicht sein Name - blutrot ging die Sonne über den Ebenen auf - doch er war nicht in den Ebenen - auch der Turm war nicht da - auch nicht die Wölfe - etwas stimmte nicht...
Wolfdietrich erwachte plötzlich, wollte sich jäh aufsetzen, doch stechender Schmerz riß ihn zurück aufs Lager, riß ihn aus dem Halbschlaf in die Wirklichkeit, öffnete ihm die Augen für das, was war. Mit klopfendem Herzen und vor Schmerz zusammengekniffenen Augen blickte er an die kalte steinerne Decke.
Es muss gerade die Sonne aufgegangen sein. In der Abtei herrschte der übliche verhaltene, aber dennoch geschäftige Betrieb. Er war wieder in der Abtei. Wie war er hierhergekommen? Fhink, das war sein Name, der Elf, das Mädchen aus dem Norden, sie hatten ihn hierhergebracht. Wo war die andere? Der Kampf, dann kam die Dunkelheit.

Langsam betrachtete Wolfdietrich seinen Körper. Der Schwertarm im Verband, der Hals und der Brustkorb, umwickelt von weißen Verbänden. Er spürte Schmerzen. Schnittwunden. Der Arm war völlig taub, der Hals brannte, der Brustkorb fühlte sich an, als stünde jemand darauf, in voller Rüstung, das Atmen fiel schwer. Die Rippen, durchfuhr es Wolfdietrich. Nichts zu machen, außer liegenzubleiben und nachzudenken.
Das Lager, was war es für ein trostloser Ort gewesen, die Leute voller Furcht, Scheu, Mißtrauen, kein Fünkchen Hoffnung. Er hatte der Gruppe kaum helfen können, weder die Karte zu finden, noch den Gesuchten zu retten, anstelle dessen hatte er sie noch damit belastet ihn hierherzubringen. Er scholt sich einen Narr. Und sie würde es auch tun. Bei Liras hellem Leuchten, sie würde ihn ansehen, nichts sagen, nur diesen schweigenden Blick auf ihn richten, während sie völlig ungeachtet an seinen Verbänden wirken würde. Ja es bestand für Wolfdietrich nicht einmal ein Zweifel daran, dass sie es gewesen, die ihn versorgt hatte. Und sie würde ihn schweigend ansehen. Eigentlich müßte sie ihn mit Vorwürfen überhäufen, und sie hätte Recht damit. Doch sie würde das nicht tun, aus Sorge und aus Mitgefühl um seines Zustands Willen. Wolfdietrich kämpfte die Tränen herunter, Schuldbewußtsein und große Trauer stiegen in ihm auf. Aus Sorge und Mitgefühl.
So war sie und kein Versprechen das sie gab, keine Bitte die er an sie richtete, keine Abmachung zwischen ihnen würde daran wohl etwas ändern.
Aber deshalb ging er doch fort, deshalb versuchte er das Band das zwischen ihnen war zu lockern. So schwer es ihm fiel und so unbedeutend dieses Band im Vergleich zu jenem war, das sie an IHN band. Wer war er denn, der junge Novize, dass er sich herausnahm ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, sie dazu zu bringen, ihren Weg aus den Augen zu verlieren, nur damit sie sich um ihn sorgte, ihm die Wunden pflegte? Schon seinem Ziehvater bereitete er ständig Kummer und Sorge. Der gute alte Bruder Dietrich war ständig damit beschäftigt auf den Knaben, der nie erwachsen werden wollte, Acht zu geben, dass er sich in seinem ungezügelten Übermut, seinem unbändigen Entdeckungsdrang und seinem selbstverachtendem Temperament nicht den Hals bräche.
Nun lag er wieder hier. Nicht einmal einen Monat ist es her, da er hier lag, gerettet und gepflegt von ihr.
Während seine Gefühle ihn schmerzten, sein Gewissen ihn plagte, drehten sich seine Gedanken um Wiedergutmachung, um Vergebung - um jene Siedlung.

Statistik:Verfasst von Gast — 03 Mär 2006, 19:05


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2006-02-20T14:06:09+01:002006-02-20T14:06:09+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=1863&p=3684#p3684 <![CDATA[Ein Leben im Lichte Liras - - Der Weg eines jungen Bretonen -]]> Der Weg

Wieviele Tage war es nun her? Spielte das überhaupt eine Rolle? Der Wind spielte mit den Fensterläden, klappte sie immerwieder gegen den kalten Stein. Davon muss er wachgeworden sein. Draußen war es wohl noch dunkel, hier drinnen schliefen sie alle.
Wolfdietrich saß aufrecht auf seinem Lager, ihn fror nicht mehr, der Körper schmerzte kaum noch, Annieshes Kräuter hatten wie erwartet gewirkt, auch die Mattigkeit ließ langsam nach. Ein paar Tage lag er nun schon hier, erholte sich, ging nur wenig, und wenn dann gefolgt von strengen Blicken Bruder Aldwyns, im Innern des Klosters umher.
Annieshe traf er in dieser Zeit nicht. Das war zwar verwunderlich, doch es war Wolfdietrich ganz recht. Er hatte so all die Tage noch mehr Zeit als sonst gehabt nachzudenken.

Worüber eigentlich? Der Bauernhof war leer, kaum noch Nachbarn so weit im Norden. Keine Spuren von den Wolfswesen, ausser den spärlichen Worten des Jägers. Die Wolfswesen. Was war mit ihnen, wo waren sie, wer waren sie. Jene die nach ihnen suchten drehten sich im Kreis, es war wie ein Phantom.

Doch das war es nicht worüber Wolfdietrich nachdachte. Etwas anderes beschäftigte ihn viel mehr. Sie hatte ihm wohl das Leben gerettet, sie würde es wieder tun, trotz ihres Versprechens, das wußte Wolfdietrich. Sie würde ihr eigenes Leben immer in die Waagschale werfen, um ein anderes zu retten. So war sie. Deshalb war sie so in Wolfdietrichs Leben getreten, wie sie nun darin stand. Doch ihm war bewußt, dass es so nicht sein durfte. Nie hätte sein dürfen. Ihr war etwas anderes bestimmt. Mochten die beiden sich so ähnlich sein, wie sie sich voneinander unterschieden, sie gingen zwei völlig unterschiedliche Wege. Sie mußten diese Wege gehen. Nichteinmal diese enge Freundschaft, diese bisherige Verbundenheit durfte sich dazwischenstellen. Er hatte nicht lange mit sich ringen müssen, Annieshe dieses Versprechen abzuverlangen. Sich selbst nicht mehr um seinetwillen in Lebensgefahr zu bringen, sich überhaupt nicht mehr leichtfertig um anderer Menschen Willen in Lebensgefahr zu begeben. Aber er hatte mit sich gerungen, lang gerungen, die Forderung dieses Verprechens nicht zu verurteilen. Er hatte lange mit sich gerungen seine Zuneigung zu Annieshe hinter der Notwendigkeit des Beschreitens ihrer beiden Wege anzustellen.

Ihr Weg schien ihm so klar wie das Licht des Liras. Und er würde mit niemandem darüber sprechen. Sein eigener Weg hingegen war nicht so klar. Zwar die Ausrichtung seines jungen Lebens, doch nicht das Ziel. Und dass allein der Weg das Ziel sein sollte, so wie Bruder Aldwyn es oft behauptete, das war Wolfdietrich zuwenig, zu einfach. Das klang zu sehr nach Schönreden, nach Herabspielen der Ungewißheit. Man konnte es einfach glauben, der Glauben versetzt ja Berge. Doch Wolfdietrich besaß einen starken Glauben, was ihm fehlte, das war das Wissen.
Seine Unruhe, die ständige Suche nach dem Wissen nagte an ihm, der Glaube half nur über kleine Sorgen hinweg, half dabei, anderen selbstlos helfen zu können. Doch er half nicht dabei, seine Wege klar von denen Annieshes zu trennen. Da half ihm nur das Wissen, das Wissen um ihren Weg. Doch bei der Suche nach dem seinen, da fehlte dieses Wissen.

Eine Stunde später, die Sonne war noch nicht aufgegangen, war Wolfdietrichs Lager leer. Die Decken waren zusammengerollt, das Lager ordentlich, seine wenigen Habseligkeiten waren in einer kleinen Kiste verschlossen. Die Rüstung, das Schwert, der Stab, seine Kutte und sein Umhang fehlten.
Das Kloster würde erwachen. Es war sehr gewachsen in letzter Zeit. Es würde erwachen und von der nächtlichen Ruhe würde nichts mehr da sein. Früher war es anders, da war das Kloster verschlafen, da zog man sich innerhalb seiner Mauern zurück, um Ruhe zu finden. Nun floh er aus der vergangenen Ruhe dieser Mauern, floh aus der vergangenen Ruhe seiner selbst. Die Suche trieb ihn, die Suche entlang seines Weges, nach seinem Ziel.

Sein Schatten hob sich noch nicht von der Dunkelheit ab. Erst als er bereits weit entfernt war, begann die Dämmerung, begann seine Gestalt Form anzunehmen. Hügel traten aus dem Dunst, die Sonne erhob sich glutrot zu seiner Rechten.

Statistik:Verfasst von Gast — 20 Feb 2006, 14:06


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2006-01-18T18:56:54+01:002006-01-18T18:56:54+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=1863&p=3328#p3328 <![CDATA[Ein Leben im Lichte Liras - - Der Weg eines jungen Bretonen -]]> Die Suche, der Auftrag

Früh stand Wolfdietrich auf. Draussen war es noch dunkel, der eisige Wind pfiff an den Fensterläden vorbei, heulte durch den Klosterhof, und brauste rauschend durch den Wald und durchs Tal. Die anderen schliefen noch, hier und da schnarchte einer, als würde er im Traum den ganzen Klosterwald allein abholzen. Still und andächtig kleidete sich der junge Lirasdiener an, die einfache Kettenrüstung, das alte Schwert, leichte, für diese Jahreszeit viel zu kalte Schuhe, als Wind- und Kälteschutz einzig die alte Robe und den abgetragenen Umhang, Stab in der Rechten, Säckel über die Schulter. So schritt er durch die Küche, den Gemeinschaftssaal, wo gestern noch der König saß, mit Annieshe, wo dieser Jael und dieser Nyariveen dazukamen.

Nun brach er auf, früher als nötig und später als ihm lieb war. Bruder Aldwyn stand bereits wach und angekleidet im Hof, fütterte die Sau, und die Hühner. Egal wann Wolfdietrich das Kloster betrat, Bruder Aldwyn war entweder immer der erste oder der letzte, den man sah. Er schien fast immer wach zu sein. Stumm blickte er zu Wolfdietrich, musterte ihn und seinen Aufzug nicht einmal, nickte nur freundlich, mit der selben Wärme wie Ziehvater Dietrich es früher getan hatte, wenn er wußte dass Wolfdietrich etwas vorhatte, von dem er durch nichts abzubringen sei.
Wolfdietrich war diesem Mann so unendlich dankbar. Für so vieles, für alles fast. Er begegnete jenen, die Wolfdietrich ins Kloster einlud stets warmherzig und offen, das tat Aldwyn nicht bei jedem. Doch ob Annieshe, ob Taewyn, sogar diesen seltsamen Nyariveen, Aldwyn brachte Wolfdietrich nie in Verlegenheit. Vielmehr fühlte es sich umgekehrt an. In Bruder Aldwyns Gegenwart fühlte Wolfdietrich sich immernoch wie der kleine Junge, der freundlich belächelt, und liebevoll in Schutz genommen wurde. Auch wenn er wußte dass diese Zeit bereits lange hinter ihm lag.

Lerhon hatte dies ebenfalls erkannt. Sie waren sich schoneinmal begegnet. Damals im Palast, mit Roan von Carmon, als es um die Nordmannen ging. Nun geht es wieder um die Nordmannen, oder besser um ihr Land. Er war nun schon einige Stunden unterwegs, die Füße waren längst durchgekühlt, das Kettenhemd unter der Robe fror an seiner Haut, doch er spürte das alles nicht. Die Brücke hatte er hinter sich gelassen, schon lange, nun wanderte er den bekannten Weg hinauf. Machte einen Abstecher zu den Steinen, die er einst Taewyn zeigte. Wie mochte es ihr wohl gehen, lange hatte er nichts von ihr gehört. Auf dem Hügel setzte Wolfdietrich sich in den Schnee. Hier oben lag er noch mehrere Fuß hoch.
Nur nicht einschlafen, hier finden Dich nur Wölfe. dachte er. Es wurde langsam hell. Liras erwachte, Wolfdietrich begrüßte ihn auch an diesem Morgen als erster, bewunderte seine glutrote Pracht. Ja, er liebte diesen Gott. Er achtete Leban, die Härte des Lebens, die Auswahl des Kräftigen. Doch diesen gnädigen, warmen Gott, der Leben schenkte, und nicht nahm, den liebte er mehr als alles was er sich vorstellen konnte.

Und deshalb brach er wieder auf. Seinem Ziel entgegen, hoch in den Norden, zur letzten Bastion der Nordmannen. Sie kannten den jungen Mann schon, vielleicht mochten sie ihn nicht besonders, doch sie duldeten ihn. Das bedeutete Wolfdietrich viel. Er empfand viel für dieses rauhe Volk. Nun mußte er es besuchen, um bösem Verdacht nachzugehen, vielleicht würden sie ihn töten, weil er sie mit seinen Fragen beleidigen würde, vielleicht würden die Wölfe ihn vorher töten. Doch Wolfdietrich zögerte dennoch nicht. Zuviel bedeutete ihm diese Sache, der Auftrag Lerhons, und die Hoffnung, es könnte sich herausstellen, dass die Nordmannen nichts damit zu tun hatten, dass sie wirklich Freunde Bretonias waren. Warum sollten sie sonst geblieben sein, jene, denen Bretonia soviel verdankte?

Würde dieser "Wolf" wirklich helfen können, war er nicht eine Gefahr? Wolfdietrich dachte an Annieshe, er dachte an... Er dachte an so vieles, und nichts von dem woran er dachte gefiel ihm.
Was hatte Leandros bei ihrem letzten Treffen gesagt?
Was Deinem Instinkt zu akzeptieren widerstrebt, versuche nicht Deinen Verstand zum Herren über dies Gefühl zu erheben, oder Du wirst ein Sklave der Blindheit.
Leandros.
Wolfdietrich wußte, dass dieser Mensch, dieser kleine, schwach anmutende Mensch mit den leuchtenden Augen auf einer, auf der, anderen Seite stand. Zu lange hatte er ihn beobachtet, hatte er sich von ihm beobachten lassen. Sie erkannten einander als Gegensätze, doch sie waren beide neugierig, wissensdurstig. Nur deshalb duldeten sie des anderen Gegenwart. Wolfdietrichs Suche war geglückt, er hatte Zugang zu dem, was er als Dunkel bezeichnete. Seltsam, da strebte er nach dem Licht, und verbarg einige Dinge in seinem Innern, im Dunkeln.

Statistik:Verfasst von Gast — 18 Jan 2006, 18:56


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