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kheldron.deKheldron Rollenspiel Freeshard 2017-08-12T14:37:49+01:00 http://www.kheldron.de/forum/app.php/feed/forum/58 2017-08-12T14:37:49+01:002017-08-12T14:37:49+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=2087&p=15876#p15876 <![CDATA[Ereignisse in Bretonia • Re: Die letzte Sphäre]]> Geheimnisse der Welt II: Im Augenblick

Sammlung kurzer Sentenzen aus dem Verbotenen Buch des Albertus Magnus. Entdeckt und geordnet durch König Alysir, Zeitpunkt unbekannt. Anschließend gelangte die Sammlung über verschiedene Umwege nach Neu-Bretonia, wohl in den Jahren des Langen Winters, vor dem Vergessen. Heute gelagert im Archiv "Nacht II", unter Aufsicht der Archäologischen Gesellschaft.


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Die Hexe der ersten Tage

Im Augenblick keine Gedanken. Keine Bewegung. Kein Sehen oder Hören. Und doch ist sie dort, wo sie sein will.

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Der Tectarier

Er wirft einen letzten Blick auf die alte Heimat, während die anderen an Bord gehen. Zwar hat er beschlossen, vorerst in den noch halbwegs warmen Gewässern zu verweilen, aber es würde wohl das letzte Mal sein, dass seine Füße den Boden des Landes berühren. Er schert sich nicht um das Schicksal der Kirche. Doch bei all dem Grauen der Vergangenheit ist dies immer noch die Erde, die ihn geboren und zu dem gemacht hat, was er heute ist. Als sein Weib und die anderen ihn gerade nicht ansehen, nimmt er einen Stein auf und steckt ihn unter den Mantel - im Augenblick die einzig greifbare Erinnerung an etwas, das nun unter Eis und Schnee begraben bleiben würde.

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Der falsche Hetman

Im Augenblick sitzt der Mann aus Erde in der Taverne und hört einem Lied zu, das die Schankmaid für ihn singt. Er versteht die Worte, aber er kann sie nicht in Verbindung bringen mit etwas anderem als dem bloßen Gesang. Es sind Töne, nicht mehr. Weder hat er ein Leben gelebt noch etwas erreicht zu irgendeiner Zeit. Einzig die Befehle des Meisters zählen für ihn. Gäbe es einen Weg, dies zu ändern, er würde diesen sehen aber nicht beschreiten wollen. Plötzlich hebt er die Hand, und das Mädchen hört auf zu singen. Jemand muss hier sein, etwas stimmt nicht.

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Der Novize

Im Augenblick lauscht der Novize einer Predigt des Ältesten. Irgendwie hat er immer gedacht, der Abt wäre der Älteste im Kloster. Da hat er sich wohl geirrt. Es ändert ja nichts an seinen Schwur. Er hat das Geschehen im Wald überlebt - und das muss ein Wunder gewesen sein. Also widmet er sich nun den geistlichen Dingen. Es scheint ihm der beste Weg zu sein, das Leben zu bestreiten. Er hat keinen mehr. Das Wandern hat ihm kein Glück gebracht, man hat ihn schon einen Landstreicher genannt. Und so enden wie viele will er nicht. Die Lehre beim Schmied oder in der Akademie, ja, das wäre etwas für ihn gewesen. Aber ohne einen klimpernden Geldbeutel oder Leute, die für ihn bürgen, wird das sowieso nichts. Vielleicht erfährt er hier endlich, was der Traum bedeutet. Steine, die im Mondlicht glühen.

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Der verliebte Zauberer

Im Augenblick bedient der Zauberer wieder einmal das Ecaloscop. Es muss doch einen Weg geben, seinem Freund zu helfen! Irgendwie muss die Frau gerettet werden, das steht fest. Der Zauberer hat seinen Mut in der Quelle unter dem Leuchtturm gefunden, er wird ihn doch jetzt nicht schon wieder verlieren? Nein, er muss sich einfach daran erinnern, wie stolz die Turmherrin auf ihn ist - und natürlich die Walküre. Aber so mutig, sie zu einem Picknick oder Tanz einzuladen wäre er natürlich nie im Leben. Sie würde ihn sowieso auslachen. Außerdem ist das doch nichts für Dunja. Sie erlebt lieber gefährliche Abenteuer und tötet Drachen oder so etwas. Sie ist ja auch schon verheiratet, mit Thor oder Odin oder allen von ihnen. Mit den Göttern legt man sich besser nicht an. Viel zu gefährlich. Davor fürchtet er sich natürlich immer noch - aber das tun bestimmt alle. Nur Dunja nicht. Sie ist so schön und mutig. Ach ja...

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Die Mutter der Königin

Der Besuch von Dunja und den anderen hat beunruhigende und seltsame Dinge offenbart. Etwas stimmte ganz und gar nicht mit Aldwyn, der sich mal Albertus, dann wieder Philemon genannt hat. Und was sie gesehen und gehört haben, hat die Dinge nicht weniger kompliziert gemacht. Sie hofft, dass es Ofeigur gelingt, Albertus zu erreichen, der immer noch am Herz der Insel ist, wie sie vermutet. Etwas an Ofeigurs Verhalten, wie er gesprochen hat und was er gesagt hat, kommt ihr ebenso seltsam vor. Etwas geht vor sich auf Blyrtindur. Hoffentlich ist Liurroccar wohlauf. Sie legt einen weiteren Umschlag auf die Stirn des alten Abtes, dann packt sie ihre Tasche und macht sich wieder auf den Weg in die Stadt, um nach Baelon und Alysare zu sehen. Im Augenblick ist sie in Sorge über tausend verschiedene Dinge.

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Der Burgherr

Im Augenblick beaufsichtigt er die Reparaturen des großen Turmes, der in der Schlacht mehrfach von Geschossen getroffen wurde. Ohne die Allianz hätten sie die Burg niemals befreien können. Man könnte sich fragen, wie oft Bretonia noch die Hilfe von Verbündeten brauchen würde. Es scheint, als würde das Land nie ganz auf eigenen Füßen stehen können. Und nun hat man ihm auch noch das Breland genommen. Sicher, Baelon meint es gut, und es stimmt, dass die Miliz dezimiert ist. Aber ausgerechnet Brutus und Jardor von Dagharn? Nein, zufrieden ist der Burgherr nicht. Insbesondere ist zu vermuten, dass Jardor diese Sache für seine eigenen Ziele ausnutzen wird. Denn wie man hört, hat das Haus Dagharn nun auch die Kontrolle über Edailech.

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Der Pionier unter dem Berg

"Noch 18 Tage. Und wir haben immer noch keine Lösung. Lasst euch mal was einfallen!", brüllt er und trinkt noch einen Schluck Feuerhauch. Das scheint ihm recht passend zu sein, da bald der Vulkan ausbrechen würde und ein Feuerhauch das letzte Ding sein wird, was sie alle zu sehen kriegen werden. Der Runenmeister studiert immer noch die Kristalle am Pult, die Wachen durchsuchen das Gewölbe nach weiteren Hinweisen. Sein Gemecker macht es bestimmt nicht leichter. Und dann gibt es da ja auch noch dieses Problem mit den Tunneln. Da wissen zu viele von. Vielleicht muss bald gehandelt werden, zur Not auf eigene Faust. Es wird Tote geben, das steht fest. Irgendwie hofft er, dass der verfluchte Berg vorher in die Luft fliegt. Im Augenblick scheint das ein vernünftiger Wunsch zu sein.

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Der besorgte Bruder

Die Stunden vergehen irgendwie nicht. Den Plan hat er verstanden, und irgendwie hat er auch akzeptiert, dass sein Hetman vermutlich tot ist oder schon einer von ihnen. Aber dass seine Schwester in der Nähe des Betrügers ist, ihm Met serviert und Lieder vorsingt, das gefällt ihm überhaupt nicht. Wenn der kleine Mann versagt, dann ist sie erledigt - und die ganze Ostfold mit ihr. Er betet nicht oft zu den Göttern, denn sie hören nie richtig zu. Aber im Augenblick kann er sich nur darauf verlassen - und darauf dass die Skjöldburer wissen, was sie tun.

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Der Mann der Vielen Gesichter

Im Augenblick fragt er sich nicht, ob es die richtige Entscheidung ist. Der Prophet hat ihn und alles was ihm wichtig ist verraten. Ein solches Bündnis ist ein schwerer Fehler, aber er hat es dennoch getan. Der andere ist nie vertrauenswürdig gewesen, und das ist er auch heute nicht. Doch die Wahl ist getroffen worden - er muss nun auch wählen. Das Angebot des Hüters ist wenigstens ehrlich, die Ziele deutlich. Er hat ihm etwas versprochen, das er nicht ablehnen kann oder will. Mehr als sein Onkel ihm jemals gegeben hat.

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Der Seher

Wie er im Augenblick in die Ferne schaut, die er niemals erreichen wird, bemerkt er die Sorge seines treuen Begleiters. Hinter den steinernen Augen, die immer müde scheinen, liegt ein großes Verständnis für das, was in der Welt vorgeht. Aber heute weicht dem Verstehen eine Furcht, die der Seher nie bei ihm wahrgenommen hat. Die Furcht, dass sein Vetter niemals die eisigen Klauen des Feindes verlassen würde. Doch es zeigt dem Seher noch etwas anderes: Dass der wahre Feind dort oben in der Kälte verweilt. Phaeton ist mächtig, aber selbst er hat kein Mittel gegen den, der aus der Kälte gekommen ist. "Schau. Haben wir das vorher schon gesehen?", fragt sein Begleiter plötzlich. "Nein, das haben wir nicht. Ich habe mich geirrt. Phaeton selbst ist das, was gebraucht wird."

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Der Traumleser

Die Wunde ist im Augenblick kaum zu spüren, und er fragt sich, wieso die Nephyr ihn weder getötet noch entführt haben. Sie hatten doch jede Gelegenheit, als er von den Wachen abgeschnitten worden ist. Etwas muss sich geändert haben, aber was? Nun, jetzt ist keine Zeit für diese Gedanken. Das Lager muss gesichert werden, und er hofft, die Hüter kommen bald zurück. Das Feld am Strand ist größer geworden. Was auch immer gerade unter der Insel passiert, es hat schlimme Auswirkungen, nicht nur hier. Auch im Tiefenwald, wie Heron ihm erklärt hat. Hoffentlich geht es Liurroccar gut. Er muss ihr noch erzählen, dass er die Insel nicht verlassen wird. Soll sich doch ein Vertreter um Cleophos Anwesen kümmern. Das ist nichts für ihn.

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Der zweifelnde Mönch

Die Worte des Ältesten rauschen nur so vorüber. Wie ein Wind im Frühling, der einen kurz daran erinnert, dass der Sommer noch nicht gekommen ist, den man aber kaum wirklich bemerkt hat. Seine Gedanken sind im Augenblick anderswo, wandern umher, auf der Suche. Die Nachricht der Druidin, dass Abt Aldwyn zu Besuch im Tiefenwald ist, hat ihn nicht beruhigt. Er hätte so eine Reise doch angekündigt und nicht ohne ihn unternommen, oder? Nein, etwas geht vor sich. Leider kann er die Abtei gerade nicht verlassen, denn der Neuling braucht etwas Beistand. Scheinbar hat er etwas gesehen, was er nicht hätte sehen sollen. Und dann hat man ihm auch noch Besucher angekündigt: Maga Aethel und ihr Begleiter Fynn. Ob das etwas mit Aldwyn zu tun hat?

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Die magomathische Erscheinung

Zahlen sind alles, was sie sieht. Wie kann sie ihren Rettern nur erklären, dass sie weder ihre Gesichter erkennt noch ihre Stimmen hört, wie sie es früher gekonnt hat? Jedes gesprochene Wort ist eine Formel, jede Bewegung erzeugt eine Gleichung, und jeder Ton ist entweder Musik oder eine noch höhere Gleichung als die vorherige. Im Augenblick hinterfragt sie gar nichts davon, denn das kann sie auch nicht. Nein, sie will es nicht. Es scheint, als würde sie Dinge sehen, bevor sie geschehen. Geometrische Formen sind dort, wo das Meer gewesen ist. Das Schiff ist ein Kreis, der sich auf einem endlosen Gewebe von Linien fortbewegt. Jeder würde augenblicklich vor Furcht erstarren, aber die magomathische Erscheinung hingegen will aufgehen in der Perfektion des Momentums.

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Der schlafende Erzähler

Jetzt im Schlaf sind seine Gedanken endlich wieder seine eigenen, und er träumt ganz bewusst, als wäre er noch wach. Er sieht einen Mann, an den er sich kaum erinnern kann, wie er in der von Feuer erleuchteten Dunkelheit zu Boden sinkt und einschläft. Er sieht Dinge, die er sich nie erträumt hätte, und er hört den Herzschlag der Schildkröte. Das Gefühl erinnert an den Tag, als er aus der Quelle getrunken hat. Der Tag, an dem sein Leben sich verändert hat. Und die Folgen reichen bis heute.

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Der doppelte Diener

All die Dekrete und Verkündungen, sie hängen ihm zum Halse raus. Nicht dass sie nicht wichtig wären, aber am liebsten würde er persönlich auf sein Ross steigen, sein Schwert ergreifen und diese Söhne Bretonias, wie sich die Unruhestifter nennen, daran erinnern, was Bretonia ist! Notfalls kann man sie einen Kopf kürzer machen und vergessen. Aber leider ist das nicht so einfach. Denn erstens gibt es das Gesetz und zweitens folgen ihnen meist schlimmere Gesellen nach. Nein, man muss sie anders erwischen. Vielleicht ist Brutus von Dagharn die beste Wahl dafür. Leider hat diese ganze Sache einen Haken, den er nicht so einfach loswerden kann: Der andere Dagharn ist ein Problem. Eines, das nicht einfach zu lösen ist. Er hat gehofft, Jardor wäre zufrieden mit Edailech. Aber schon liegen die nächsten Forderungen auf des Dieners Schreibtisch. Etwas Wein hilft vielleicht für den Augenblick. Er nimmt den Krug, füllt ihn, dann noch etwas von der Phiole, die ihm Schwester Isanya gegeben hat. Schon geht es etwas besser.

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Der listenreiche Dieb

Auf dem Weg zum Treffpunkt fragt sich der Dieb, ob es nicht klüger gewesen wäre, auf gewisse Dinge zu bestehen. Selbst die getroffenen Abmachungen kommen ihm vor wie Almosen. Nicht, dass es nicht großzügig wäre. Aber genau da liegt sein Problem. Geschenke nimmt er nicht gern an, und Großzügigkeit ist der kleine Bruder der Eitelkeit. Für den Augenblick hilft er, weil es sein muss. Aber bei der nächsten Gelegenheit wird das anders ablaufen.

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Der Herold mit der Dornenkrone

Im Augenblick schaut er auf die endlose Weite des Landes. Der Meister hat ihm befohlen, auf die See zu schauen. Ist etwa jemand auf dem Weg hierher? Wissen diese Narren denn nicht, dass es kein Entkommen gibt und man deshalb erst recht nicht dem Monster in das Maul schauen sollte? Das Auge des Meisters sieht alles, und er, der Herold, ist sein Wort. Ein Befehl, und der Eisige Heerwurm verschlingt ganze Landstriche. Es ist ein Wunder, dass Midgard noch nicht unter dem Eis verschwunden ist wie Tectaria. Aber der Meister hat besondere Pläne mit dem Land, und außerdem ist das Endziel des Heerwurms die Quelle der Insel. Der Herold bewegt den Kopf, und mit jedem einzelnen Muskel, den er rührt, bohrt sich seine Krone tiefer in die Stirn. Es ist der Preis für alles, was er immer gewollt hat. "Einst war ich frei und ohne Macht. Nun habe ich Macht, aber ich bin so unfrei wie der Schimmel unter dem Dach."

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Das Ebenbild des Erzählers

Kaum dass er an Bord ist, umfängt ihn eine unheimliche Müdigkeit. Die Ereignisse haben ihn wohl sehr geschafft. Eben noch schaut er hinaus auf das kalte Land, im nächsten Augenblick fallen die Augen schon zu, und er sieht die seltsamsten Dinge. Eine Schildkröte, Steinkreise, ein Wesen ganz aus Eis und sich selbst, wie er in die Arme einer gerüsteten Frau sinkt.

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Die Kundschafterin

Natürlich wird sie ihre Heimat unendlich vermissen, genau wie die Leute, die sie aufgenommen haben, nachdem sie ihre Familie verloren hatte. Aber im Augenblick hat sie das Gefühl, die richtige Wahl getroffen zu haben. Sie würde Philemon und die anderen nicht aus den Augen lassen. Außerdem hat sie sich schon oft vorgestellt, wie sie Liranus Land betreten würde, wie es wohl aussehen würde und was für Abenteuer sie dort erwarten werden.

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Der Untote Lord

Er hat ihnen von Neas erzählt. Wie der junge Knappe ihn von Anfang an beeindruckt hat und im Gegensatz zu seinen Kindern ihn nie enttäuscht hat, in all den Jahren nicht. Auch dessen Reise nach Gruschkahal hat er nicht unerwähnt gelassen. Es bleibt zu hoffen, dass Bretonia gerettet wird. Er hasst das Land nicht, nur seine unfähigen Herrscher. Aber es hat sich ja eine neue Möglichkeit aufgetan: Eisenwall. Ein Einkauf. Das einzige, was er nun benötigt, ist ein wenig mehr Gold als die anderen Anbieter - nun... oder überzeugende Argumente, dass sie ihre Gebote zurückziehen. Im Augenblick ist das die interessantere Möglichkeit.

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Der Mann mit den Tausend Seelen

Zurück im Gewölbe schaut er nur kurz zu seinem Volk und befiehlt umgehend, die Fesseln der Frau zu lösen. Mit seiner Zustimmung, die er dem Hüter und den anderen gegeben hat, ist die Entscheidung für alle Nephyr gefallen. Sie werden versuchen, den Ausbruch zu verhindern, sollten die anderen daran scheitern. Das einzige, was nicht passieren darf: Phaeton darf nicht bemerken, dass er getäuscht wird. Es wäre das Ende für alle Nephyr. Man hat ihm garantiert, dass der Hetman Skjöldburs den Mohn nicht einsetzen wird. Im Augenblick glaubt er daran. Aber die Dinge ändern sich bekanntlich schnell.

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Der Gesandte des Zerfalls

Die Neuigkeiten, die er im Augenblick erhält, lassen ihn durchaus zweifeln, ob die Annäherung vor dem Tor der Quelle die Wahrheit oder nur eine Lüge gewesen ist. Wieso sollten sie das tun? Was versprechen sie sich von diesem Handel? Ihre neuen Verbündeten sind nichts anderes als listenreiche Diebe, und eines Tages werden sie erneut ihr wahres Gesicht zeigen. "Nein, wir handeln noch nicht. Wir warten, ob sie sich erklären wollen." Dann legt er eine Hand an sein Gesicht, als sich weitere Würmer durch sein Auge in die Freiheit bohren wollen.

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Die Mutter aus der Außenwelt

Im Augenblick ist sie aufgewühlt, um es milde zu sagen. Schon der Angriff auf Alysare ist unvorsichtig, unklug und gefährlich gewesen. Was verspricht er sich davon? Eine verwandelte Prinzessin wird sicher nicht zur Herrscherin gekrönt werden, wenn die Königin der Quelle nicht mehr ist. In diesen Momenten wünsch sich die Mutter immer, sich einfach offenbaren zu können. Leider hat das Buch des Albertus Magnus anders entschieden, und die Kräfte der Außenwelt müssen anders genutzt werden. Nyr-Ghul wäre eine Möglichkeit, aber auch ihn hat er sich schon genommen. Es bleibt also nichts anderes als weiter den eingeschlagenen Pfad zu gehen. Der Kanzler der Bretonen muss beschützt werden. Sie hat ihm genug Phiolen gegeben, damit seine Handlungsfähigkeit sichergestellt ist. Als nächstes muss sie sich um den Jungen kümmern. Ob er seinen wahren Namen kennt?

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Der neue Turmherr

Die Nachrichten, was sich im Breland zugetragen hat, kümmern ihn nicht. Früher oder später wird man einsehen, dass die Söhne Bretonias mehr sind als ein paar Unruhestifter. Die Aufzeichnungen Trars, die er einem Kundschafter Caldorvans abgenommen hat, sind recht hilfreich gewesen. Es ist an der Zeit, dass die Söhne ein wenig Unterstützung erhalten - die Soldaten des Salamanders scheinen durchaus geeignet dafür sein. Bald wäre alles in Position. Die einzige Sorge bereiten ihm die Krieger auf der anderen Seite der Marmorbrücke. Es bleibt zu hoffen, dass der Angriff der Vampire auf Tilhold nur eine erste Welle gewesen ist. Die Nordleute müssen im Augenblick beschäftigt bleiben. Sie sind die einzigen, die dem neuen Turmherrn noch gefährlich werden können.

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Der Wagenlenker

Alles ist dort, wo es hingehört. Bald werden alle eins werden. Wenn das Eternum gesammelt ist, muss er zuschlagen. Und selbst wenn er den Augenblick verpassen würde, es bleibt immer noch die andere Möglichkeit. Der Vulkan kann das halbe Land einäschern, und die Verdunkelung der Sonne würde ausreichen, eine Massenverwandlung zu beginnen. Nur so kann das verhindert werden, was er in der Sonne gesehen hat. Nur so kann alles eins werden und das Vergessen zurückgedrängt werden. Das Vergessen, das sich mit jedem Tag der Quelle nähert. Genährt von der Kälte des Einen, der seinen wahren Namen kennt. Nur deshalb hat er den Angriff auf die Ostfold und Skjöldbur in Gang gesetzt. Niemand darf den Jäger erreichen.

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Der Prediger des zweiten Wortes

Im Augenblick schaut er auf seine Herde, und was er sieht, erfüllt ihn mit einer Mischung aus Ehrfurcht, Demut und der Überzeugung, den rechten Pfad eingeschlagen zu haben. Das Gesetz ist auf ihrer Seite, auch wenn die Verblendeten es nicht erkennen. Niemand kann die Freiheit des Wortes unterdrücken. Keiner kann die Gedanken einsperren, die sie alle umschließen und erfüllen wie das Licht des Liras, das auf alle Bretonen scheint. Manchen schenkt es die Weisheit, richtig zu handeln. Anderen nimmt es die Kraft, klar zu sehen. Aber eines Tages werden sie verstehen. Das Land hat geblutet, aber nur deshalb, weil es zu schwach ist, auf eigenen Beinen zu stehen. Das wird sich ändern.

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Der Sohn aus Gram und Schmerz

Sein Eisiger Heerwurm rollt unaufhaltsam und unausweichlich dem Ziel entgegen. Gleich was sie tun, im Augenblick erkennen sie noch nicht, wie sehr sie verzweifeln werden. Sie verstehen nicht, dass es getan werden muss. Es gibt nichts anderes als das. Und weder das Weib aus der Ferne noch die anderen, die ihn suchen wollen, werden es aufhalten. Denn er hat die Macht und die Kraft, er ist auserwählt und gesalbt mit dem Blut der Erde. Ein Sturm aus Eis wird die Welt verschlingen, damit nimmer mehr geschieht, was zu oft geschehen ist. Wenn erst die Sonne verschwindet und der neue Salamander mit ihr, dann ist der Leib vollkommen.

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Der Khagan aus dem Dunkel

Im Augenblick fühlt er keine Trauer oder Schmerz über den Verlust, denn das, was sich nähert, verlangt seine Aufmerksamkeit. Dies hier ist nicht die wahre Quelle, aber wieso sind die Geister des Mysteriums dann so nah? "Was wollt ihr von mir, erklärt euch!", ruft er. Aber die Hüter aller Türen sprechen nicht, verstehen nicht, fühlen nicht. Für sie ist er nicht der Erste Khagan, für sie ist er nicht mehr als ein weiteres untotes Monstrum, das vertilgt werden muss.

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Der Empfänger des geschriebenen Wortes

Er wagt es nicht, zu sprechen. Nicht etwa diese unsägliche Kälte, die im Augenblick seine Glieder lähmt, ist es, die ihn davon abhält. Vielmehr sind es die Gedanken daran, dem Ziel so nah gekommen zu sein, näher als er gedacht hätte - bevor die Gesandten aus dem Schelf ihn aufgehalten haben. Es ist der Beweis für die Theorie, und es bestätigt, dass Kenan ihn nicht belogen hat. Er ist nicht ganz unter dem Einfluss Phaetons. Er hätte niemals gestattet, das Geheimnis zu offenbaren, dass der Empfänger des geschriebenen Wortes fast gesehen hätte. Im Augenblick fragt er sich, ob er lang genug leben würde, irgendwem davon berichten zu können.

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Der Geist des letzten Helden

Die Erinnerung an die letzten Tage des Krieges verschwinden immer mehr. Zwar wird ihn das Feuer stets daran erinnern, wie die Heimat fast zerbrochen ist wie einst Varathessa, aber nun hat er eine andere Aufgabe. Eine Heilung für sein eigenes Land ist das, wonach er sich im Augenblick am meisten sehnt. Und der Hüter kann es ihm geben.

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Der Abtrünnige

Im Augenblick beladen seine Soldaten die Schiffe in der versteckten Bucht, die er vor Jahren entdeckt hat. Einige Bleiche setzen bereits die Segel, während Frauen und Kinder unter Deck gebracht werden. Der Abtrünnige folgt dem einzigen Ruf, den er noch hören will, dem Ruf des Thrones, des Auges, des Herolds - dem Ruf des Jägers. "Wie lange werden wir unterwegs sein, Vater?" "Wochen, mein Kind, Wochen..."

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Die Hüterin der Sterne

Sie schaut den Händlern nach, die für eine Nacht Obdach gesucht haben. Dann wendet sich ihr Blick wieder auf die Pergamente, die sie ihr am Abend übergeben haben. Die Söhne Bretonias leisten ganze Arbeit, das Land zu spalten und jene zu Geächteten zu machen, die einst noch die Heimat der Bretonen verteidigt haben. Im Augenblick kämpft sie mit sich, damit aus ihrer Entschlossenheit kein blanker Hass werden kann. Es ist nicht leicht. "Wo willst du das Donnerkraut lagern?", fragt einer der Zwerge. "Auf dem Wagen. Es wird nicht lange hier verweilen, wir brauchen es bald in Edailech", antwortet die Elaya.

Statistik:Verfasst von Tharon — 12 Aug 2017, 14:37


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2017-08-05T12:59:56+01:002017-08-05T12:59:56+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=2087&p=15872#p15872 <![CDATA[Ereignisse in Bretonia • Re: Die letzte Sphäre]]> Dekrete, Erlasse, Verkündungen

Sammlung von königlichen Dekreten, anderen Verkündungen und Schriftstücken. Entdeckt von Mikas Polonius-Maestlin, Urenkel der Sara Polonius und Jamred Maestlin. Ursprünglich aufbewahrt von Erzmaga Aethel im Dritten Jahr des Langen Winters. Übergeben an Wissensbewahrer Nathaniel und Ledharien von der Zerbrochenen Insel. Letzte Zeugnisse der Allianz gegen den Orden des Phaeton und den Eisigen Heerwurm.


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Streitschrift der "Söhne Bretonias", vermutlich aus dem Jahre 216 n.G.B.

Kinder Bretonias!

Lange genug haben wir gezittert, gelitten.
Lange genug haben wir jenen gehorcht,
die nie das Beste für unsere Heimat im Sinn hatten!
Wir leben unter der Knechtschaft von verlorenen Kindern,
welche den rechten Weg verlassen haben!

Wo sind die, die uns beschützen sollen?
Sie sitzen in befestigten Villen, Burgen und Palästen,
schlagen sich den Bauch voll von EUREN Steuern
und vernachlässigen das, was ihre Pflicht ist.
Denn mit jedem Recht kommen ebenso Pflichten hinzu,
Verantwortung und Demut vor jenen, die sie ernähren,
vor EUCH!
Euch Bauern, Hirten, Händlern und Handwerkern!
Doch wir stehen nackt da,
ungeschützt,
ungeliebt,
unfrei!

Ihr wollt Beispiele für diesen Frevel?
Hier sind zwei:
Eine Nordfrau namens Hlifa Waldyr,
sie residiert in Burg Hohenfels,
und sie teilt das Bett mit einem Tectarier!
Und es kommt noch schlimmer:
Habt Ihr nicht gelesen oder gehört,
was sie mit Bretonen tut?
In einem standrechtlichen Verfahren
wurden unschuldige Bürger Bretonias
eines Verbrechens bezichtigt,
das zweifellos eine Lüge und falsche Anschuldigung war,
um ihre eigenen brutalen Taten zu rechtfertigen:
Ja, sie hat sie persönlich erschlagen und
ihre Leichen gepfählt!

Ein weiteres, viel grausameres Beispiel:
Unsere eigene Königin ist die Tochter
einer Keltenfrau!
Warum bestimmen die Kelten über unser
Schicksal, warum keine Bretonen?
Selbst die königliche Ziehmutter ist eine
bekannte Hexerin des Volkes aus dem
verwunschenen Tiefenwald!

Werden wir erst handeln,
wenn es zu spät ist?


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Verkündung des Königshauses, Jahr 216 n.G.B.

Verkündung des Hauses Breton, des Königshauses:

Höret, Höret,

Mit dem heutigen Tage sei verkündet und erlassen,
dass die Königliche Armee, namentlich die Heeresgruppe Nord I
unter dem Kommando von Sir Leyris
in das Wilderland ziehen wird,
um die Verbündeten des Königshauses und aller Bretonen,
die dem Hause Breton und seinen Verbündeten im Krieg um den Thron,
der dem Hause Breton und namentlich Theresa I. von Breton zusteht,
beigestanden haben,
zu schützen:

Von heute an sei das freie Gebiet im Wilderland weiterhin frei,
doch seine Herren, namentlich Kithei, Oshinya und Sverka,
unter dem persönlichen Schutze der Königin Theresia!

Jeder Angriff auf das Freie Volk des Wilderlandes
wird als kriegerischer Akt gegen das Reich Bretonia
und seine Bürger gewertet!


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Anonyme Schrift, die in den Kernlanden Bretonias im selben Monat aufzufinden war, im Jahre 216 n.G.B.

Völker Bretonias!

Wisset, dass viele große Gefahren auf uns lauern:
Jener Eisige Heerwurm, der das Mutterland Tectaria verwüstet hat,
trachtet nun uns nach dem Leben!

Desweiteren:
Vampire, die bereits Prinzessin Alysare angegriffen haben,
werden nicht eher ruhen, bis wir alle gestorben sind,
zu willenlosen Dienern wurden oder wie sie werden!

Beobachtet eure Nachbarn,
berichtet der Stadtwache von allen seltsamen Aktivitäten!
Sie könnten schon in euren Kellern und Häusern sein,
vielleicht sind es eure Freunde oder gar Mitglieder
eurer Familie!

DER FEIND HÖRT MIT!


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Warnschrift des Königshauses, Jahr 216 n.G.B.

Höret, Höret,

Die Heeresgruppe Nord I. lässt vermelden, dass die unter
Protektorat gestellten Kastelle der abtrünnigen
Wilderlandlords Brylod, Garrilton und Roglund weiterhin unter dem
Schutz der Krone stehen.

Das Haus Aestrinor, dessen Lord Cleophos sich derzeit noch
in Gewahrsam in Midgard befindet, ergeht offiziell an den
Protektor der Kolonie Terra Brumalis auf Blyrtindur,
Velas von Aestrinor, der angehalten wird, einen würdigen
Vertreter zu finden, welcher das Haus verwalten wird.

Das Haus Yren wurde offiziell von Lord Phaeron von Yren
aufgegeben, nachdem es auch dort zu Angriffen durch
Vampirdiener gekommen ist.
Dem Hause Yren wurde ein temporärer Sitz in den
Kernlanden angeboten, doch Lord Phaeron von Yren
hat dies abgelehnt und gilt zur Zeit als abtrünnig:
In einem offiziellen Schreiben an Lord Baelon von Glan,
Kanzler des Bretonischen Reiches, hat Lord Yren aller
Titel entsagt, bevor er weiter gen Norden gezogen ist.
Zur Zeit gelten Soldaten des Hauses Yren und Lord Yren
selbst als Feind des Reiches mit unbekannten Zielen.
Bretonen, seid gewarnt:
Die Mitglieder des Hauses gelten als fähige Lebaner und
ausgezeichnete Kämpfer.


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Erlass des Königshauses im selben Jahr

Erlass des Königshauses,
namentlich Königin Theresia von Breton:

Höret, Höret!

Volk und Bürger Bretonias,

im Zuge der Truppenbewegungen Richtung Norden,
um die Wilderländer vor weiteren Übergriffen durch
den neuen Feind zu schützen,
und im Zuge der allgemeinen Veränderungen der politischen Landschaft,
wird der Sitz des Hauses Dagharn aufgegeben.

Lord Brutus und Lord Jardor von Dagharn
werden bis auf weiteres das Freidorf Edailech
und die Südlichen Schwarzberge jenseits des
Eisenwalles unter ihren Schutz stellen und sichern,
um die Angehörigen der Norwingar, Huginner und
Waräger, die bisher diese Aufgabe übernommen haben,
zu entlasten.
Unsere Freunde in den Nordlanden wurden selbst
Opfer eines Vampirangriffes.
Wir schließen sie unsere Gebete ein.

Lord Jardor von Dagharn wird der große Wachturm,
ehemals als Turm Iridai bekannt, zugesprochen.
Lord Brutus von Dagharn indes wird seinen Sitz
direkt in Edailech erhalten.

Es sei weiter darauf hingewiesen, dass im Gegenzug
das Haus Dagharn sich bereit erklärt hat,
ebenso die Bretonische Armee zu entlasten und somit
von heute an das Freidorf Bredorf unter seinen Schutz stellt.
Dies gibt Lord Martus von Brioless die Gelegenheit,
Burg Wilderberg im Breland nach der Schlacht um
selbige zu restaurieren, sowie die Breländische Miliz
nach zahlreichen Verlusten neu zu formieren.


---


Erlass des Hauses Dagharn, kurz darauf

Bürger Bredorfs,

mit Freuden verkündet das Haus Dagharn,
von nun an die Aufgabe zu übernehmen,
sowohl die Kernlande als auch die Südlichen Schwarzberge
in Umgebung des Dorfes Edailech zu schützen.

Per Dekret wird angeordnet, dass der Zugang
zur Glasinsel fortan nur mit persönlichem
Sendschreiben des Königshauses, der Kanzlei des Bretonischen Reiches
oder des Hauses Dagharn möglich sein wird.
Es gibt Grund zur Annahme, dass der flüchtige Lord Yren Asyl
auf der Glasinsel gefunden hat.

Elaya, die von der Glasinsel in die Kernlande reisen,
haben ein entsprechendes Schreiben des Rates der Elaya
mit sich zu führen.
Elaya, die Zutritt zur Glasinsel verlangen,
haben sich lediglich namentlich auszuweisen.

Bürger des Reiches, Bürger Edailechs,

fortan wird das Haus Dagharn die Südlichen Schwarzberge sichern.

Aufgrund vermehrter Angriffe durch unbekannte Nordmannen,
welche ebenso unsere Verbündeten in Tilhold angegriffen haben,
werden die Grenzen in die Schwarzberge, dies beinhaltet den Weg
zur Marmorbrücke, nun durch das Haus Dagharn gesichert.

Nordmannen, welche Edailech von Nord oder Süd her betreten wollen,
haben sich schriftlich auszuweisen oder sie werden des Landes verwiesen.
Dies geschieht zum Schutze der Bürger Bretonias wie auch der Bewohner
der Nordlande, ob Bretone, Nordmärker oder Nordmann.

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass das Haus Dagharn
eine offizielle und unabhängige Untersuchung einleiten wird,
was die Hinrichtung einiger bretonischer Bürger
durch Haus Waldyr-Farth betrifft.

Statistik:Verfasst von Tharon — 05 Aug 2017, 12:59


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2017-07-20T13:34:36+01:002017-07-20T13:34:36+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=2087&p=15846#p15846 <![CDATA[Ereignisse in Bretonia • Re: Die letzte Sphäre]]> Geheimnisse der Welt I

Auszüge aus einer Sammlung von Aufsätzen über verschiedene relevante Aspekte. Entdeckt und geordnet durch Albertus Magnus, vermutlich im Jahr 220 n.G.B. Anschließend gelangte die Pergamentsammlung über verschiedene Umwege nach Yarun, wohl um sie vor dem Zugriff Phaetons zu schützen. Yarun war zu dieser Zeit fast unbehelligt geblieben vom Schrecken Phaetons oder der globalen Bedrohung durch den Jäger aus der Kälte. - Neu entdeckt durch Emes I., der die Schriften dem Orden von Schwert und Schild übergab, wohl in der Hoffnung, darin ein Mittel gegen beide Ungeheuer zu finden. Später verboten durch die Phaetonische Kirche. Nach dem Sieg an der Nebelküste verborgen in der Bibliothek Bashras. Heute gelagert im Geheimarchiv Tiefenberg. Neu sortiert durch Helemos VI.


~~~


Magomathische Errungenschaften

So ist es denn auch die Polonische Formelsammlung des Albertus Magnus, die uns einen genaueren Einblick in die Mechanik der Magomathik gewähren kann. Eine sich selbst wandelnde Formel bedeutet nicht nur, dass dem Träger große Macht über den Einzelnen und das Schicksal selbst gegeben wird oder die Gelegenheit, aus dem scheinbaren Nichts ein Etwas zu schaffen. Vielmehr muss festgehalten werden, dass die Steigerung der Entropie in bestimmten Bereichen des Raumes ebenso einhergeht mit einer Erhöhung der positiven Energie, aus der das Neue entsteht. Zu welchem Zwecke dies genutzt wird, steht auf einem anderen Blatt.
(...)
Der Homunculus-Zwischenfall ist daher ebenso in einen Noncorpus-Corpus-Komplex einzuordnen wie auch in einen anderen, namentlich in den Bereich der Mechanik der Magomathik, wie sie von Archimedon nach Ansicht des Buches, welches die Formeln enthält, vorhergesagt worden war. Nicht nur können die Gleichungen der Magomathik (auch: Polonik) aufgelöst und dann in Buchstaben dargestellt werden; ebenso ist es fast zwingend erforderlich, diese Gleichungen in Graphen zu erstellen. Aus diesen ergeben sich auf natürliche Weise geometrische Figuren, wie sie einst von Samariq nach Tectaria und schließlich Bretonia gekommen waren. Wie auch die Zahlen sind diese Figuren in sich selbst wandelnd und zeigen bildlich die Verschränkung der einzelnen Körperchen, wie sie im Microcosmos zu finden sind (und damit auch im Macrocosmos des Multiversums, dessen Teil wir sind).
(...)
Wir können so einen Kreis erstellen (nach den Regeln des Kreisumfangs des Archimedon), der mit einem kleineren Kreis eine Schnittmenge bildet. Die Dreiecke können natürlich in beide Kreise eingefügt werden. Interessant ist nun, dass sie innerhalb der Schnittmenge der Kreise ein drittes Dreieck bilden, das Albertus Magnus den "Schlussstein" genannt hat. Darin entstehen weitere Kreise und so fort. Dieses Symbol der Unendlichkeit ist letztlich auch das heroldische Symbol (Wappen) der Insel Blyrtindur.
(...)
Abschließend halten wir fest, dass die Magomathik ihren Ursprung auf der Insel Blyrtindur hat und auf eine phänomenale Weise nicht nur Erklärung für das Geschehen ist, das sich seit 214 n.G.B. zugetragen hat, sondern vielmehr darüber hinaus gehend ebenfalls eine Darstellung, wenn nicht gar Deutung dessen ist, was wir gemeinhin als göttliche Schöpfung bezeichnen. Ein Ketzer wäre man nun, würde man daraus schließen, dass die Götter gute Würfelspieler oder Gelehrte sind, aber mitnichten allmächtig.

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Über die Meere dieser Welt

Viele Gefahren lauern in den Ozeanen (nach neuerlicher Bezeichnung "Weltmeere") unserer schönen Welt. Die Gefahren, die vom Faulwasser ausgegangen waren, scheinen rückblickend nur eine kurze Zeitspanne umfasst zu haben, jedoch muss verdeutlicht werden, wie tief der Einschnitt für die Bürger Bretonias, Midgards und der anderen Lande gewesen sein musste. Immerhin war für mehr als ein Jahr der Schiffsverkehr eine überaus lebensbedrohende Unternehmung, das Wasser in großen Teilen verseucht, bekannte Seewege abgesperrt. Mit dem Ende dieser Bedrohung wurden die Meere jedoch nicht sicherer: Aus Aufzeichnungen dieser Tage geht hervor, dass es ab Mitte 216 n.G.B. zu mehreren Angriffen durch nordische Flotten kam, welche wir heute Phaeton zurechnen. Die erste Attacke erfolgte vermutlich im Sommer besagten Jahres und hatte mehrere Teilziele, die nach heutiger Analyse in der Mehrheit auch erreicht worden sind. Ausgrabungen, die in den ehemaligen Nordlanden rund um Tilhold und Nordstein stattfanden, zeigen, dass es hier mehrere Schlachten gegeben haben muss, bevor der südlicher gelegene Ort Edailech und die Festung Eisenwall zerstört wurden.
(...)
Nördlich des ehemaligen Bretonischen Kontinentes befand sich das stürmische Nordmeer, das zwischen Bretonia und Midgard lag. Das heutige Schelf umfasst sowohl das ehemalige Land der Nordleute sowie das Meer. Es ist einem Reisenden zu empfehlen, Abstand zu halten von der Idee, eine Fahrt ins Ormurschelf zu wagen. Die Gefahr durch den Jäger aus der Kälte ist zwar vorerst gebannt, aber trotzdem wird es Jahr um Jahr kälter, und das Eis breitet sich aus.
(...)
Viel sicherer für den Reisenden ist wohl das Gelbe Meer, welches uns nach Yarun führt. Dies mag der Grund dafür sein, dass in den Folgejahren des Krieges gegen Phaeton und den Jäger aus der Kälte viele Flüchtlinge ihren Weg zum Atoll fanden, das uns allen Schutz und wenigstens einen teilweise währenden Frieden gegeben hat.
(...)
Die ehemalige Lirasische See, nun unter vollständiger Kontrolle der Korsaren des Südmeeres ist nichts für unerfahrene Seefahrer. Man bewaffnet sich lieber und reist in einer Flotte, anstatt es allein zu wagen.
(...)
Welche Geheimnisse die See der Sterne im Westen bereithält, wir werden es wohl nie mehr erfahren. Das Eis hat sich über alles gelegt, was wir noch hätten finden können. Wir wissen nicht, was aus Tectaria wurde oder wie der Exodus der Hüter in dieses Land geendet hat. Wohl aber kennen wir noch die Legenden über die Sterne, die in die See gefallen waren und dort neue wundersame Welten für die Nixen, Nymphen und Meerwesen schufen. Wir wissen noch von den Liedern über den Hüter Shru, der den Seefahrern Glück brachte, und wer träumt nicht davon, das Wrack der "Hohenfels" zu bergen, die in der Seeschlacht von Nyrcan gesunken ist.

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Die Geschichte Brandariens, von der Vorzeit bis heute

Ob jene Hetfrau Branda, nach der das Protektorat Brandarien benannt wurde, eine wirkliche Gestalt war oder nur eine Legende ist, wissen wir nicht sicher zu sagen. Neuere Forschungen jedoch belegen, dass eine Hetfrau, die diesen Namen trug, eine wichtige Rolle bei der Rettung der Menschen aus dem heutigen Tal der Helden (nahe Neu-Bretonia, in der südlichen Schwarzebene) gespielt haben könnte. Kurz nach dem Ausbruch und der als "Erleuchtung" bezeichneten Katastrophe in den Bergen des Nordens begannen die Aufzeichnungen über besagte Person, die später beim Wiederaufbau des heutigen Norburgs beteiligt war. Als Grenzfestung und Siedlung der Schwarzmark spielt Norburg bekanntlich noch heute eine wichtige Rolle in der Verteidigung gegen das rebellierende Protektorat Brandarien.
(...)
In der präbretonischen Zeit wurde das damals als Wilderland bezeichnete Gebiet, in dem sich auch eine der mythischen erloschenen Quellen befinden soll, besiedelt von den ersten Menschen, die wohl nicht mehr als affenähnliche Wesen waren. Etwa zur selben Zeit aber siedelte das sogenannte Erste Volk, verwandt mit den Korsaren des Südmeers, in diesem Gebiet. Davon zeugen noch heute alte Ruinen und Festungen, die im Laufe der Jahrhunderte verfielen und erst in bretonischer Zeit von den Wilderlandlords aufgebaut und bewohnt wurden.
(...)
Nach dem nahezu vollständigen Aussterben des Ersten Volkes, verursacht durch den Fall Beshars und dem Erstarken der Finsternis, deren Fragmente heute im Tempel bei der Sternwarte Brumalis gelagert werden, entwickelten sich aus den ersten Menschen allmählich weniger affengleiche und eher menschenähnliche Kreaturen, die jedoch verdrängt und ausgelöscht wurden durch die rasante Entwicklung der Wolfsdrachen und Vendu in diesen Bereichen des Landes. Nach der Landung des Liranus und in den Folgejahren wurden Grenzfestungen (Wilderberg und Nordstein) errichtet, welche die zahlreichen Schrecken des Landes, sowie die später einfallenden Nordleute fernhalten sollten.
(...)
Nachdem die Invasion durch die Blodhord erfolgreich zurückgeschlagen wurde, erhielten die Nordleute das Gebiet rund um Tilhold (den heutigen Aschelanden) und die heutigen Schwarzmärker besiedelten das heutige Nordburg, das damals noch Nordstein genannt wurde. Die beteiligten Vasallen der Krone erhielten Festungen im Wilderland, die sie aufbauten und fortan unterhielten. Hier begann auch das Erstarken jener Bretonen, die schon vorher in das Land gezogen waren, aus Flucht vor dem Gesetz oder dem Wunsch nach persönlicher Freiheit. Dieses sogenannte Freie Volk (Wilderländer) unterhielt im Thronfolgekrieg und auch danach freundliche Kontakte zu den Nordlanden und auch Bretonia. Diese wurden erst auf die Probe gestellt als die Kavernen der Dunkelheit entdeckt wurden.
(...)
Mit der Katastrophe, welche die Schwarzberge heimsuchte, endete denn auch der Kontakt zum heutigen Brandarien. Erst die Expedition durch Cyrian II. öffnete neue Handelswege, gab dem damaligen Reich die Gelegenheit, die Festungen erneut aufzubauen und nunmehr dem freien Volk die Chance zu geben, sein Glück hier zu versuchen. Nach dem Aufstand der Wilderlandlords - nach neuen Forschungsergebnissen Resultat einer Infizierung durch Phaeton - entstand eine Zeit des Friedens für Brandarien, und Skjalgur II., sowie Muracan und Kithor wurden zu den drei Helden des Schwertes, nachdem sie die erneute Gefahr durch den Auslöser der Nacht verhinderten.

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Die Gebirge und Gipfel der Welt

So kennen wir denn auch in Tectaria viele Gebirge, die das Landschaftsbild entscheidend prägen. Begonnen mit dem Berg Breton, der über der gleichnamigen Bucht thront und allmählich ins Prinzipaliengebirge aufgeht, sowie die Reffel, benannt nach dem gleichnamigen Fluss, der im großen Binnenmeer Gregoria endet. (...) In Davoria kennen wir die Tarpaten, benannt nach dem legendären Gründer der Provinz, Tarpanus I. (...) Der große Gipfel des Berges Immerhoch ist Teil der tectarischen Alpen, die das Kernland vom Hinterland trennen.
(...)
In Marjastika gibt es so viele Berge wie es Dschungel und Flüsse gibt. Einer der größten Berge, im Kernland gelegen, ist der Berg des Westens. In den Kavernen darunter dürfen wir das Zentrum der Macht der Königin des Westens vermuten. (...) Ob das Gebirge Uxtlan noch weitere inaktive Vulkane besitzt, ist umstritten. Der Berg Xtlan-Uruk jedenfalls ist einer davon und sehr aktiv. In der Vergangenheit muss es mehr als einen Ausbruch gegeben haben, wovon die Aschelande zeugen, in dem die Drachenartigen dieses ungeheuren Landes leben.
(...)
Von der Urheimat der Minotauren, die östlich des Schelfes liegt und vollständig vulkanisch sein soll, wissen wir nur sehr wenig, da es nur eine bezeugte Reise gibt und die Minotauren selbst keinerlei Informationen über ihre Heimat preisgegeben haben. Diese eine bezeugte Reise wurde von Personen aus Blyrtindur begangen, und sie hielten sich wohl sehr bedeckt darüber, was sie gesehen haben.
(...)
Schließlich kennen wir noch Berg und Gebirge Gruschkahal, der Urheimat der Zwerge, auf der gleichnamigen geschützten Insel gelegen. Es gab mehrere bezeugte Reisen dorthin, und es heißt, dort sei die Ewige Flamme zu finden, welche nach heutigem Wissensstand eine polonische Erscheinung ist.
(...)
Von den Bergen Samariqs gibt es zwei, die von Bedeutung sind. Der Berg Al'Amut im Süden von Bashra und der sogenannte Berg Sin'Ai, auch Tempelberg genannt.
(...)
Von den Bergen Midgards gibt es unheimlich viele und ebenso viele Namen. Es gibt den Odinsberg, Freyas Schoß, Thors Hammer, Thors Zwillinge, den Heimdallsgipfel, die Heltürme und ebenso den Ostfolder Hügel, sowie den Jütlandberg. Im Inland hat es so viele Gebirge, das es uns unmöglich erscheint, sie alle aufzuzählen. Im Schelf gelegen ist der Jorgansgipfel, der Thron des Winters und der Kaltberg. Ein weiteres Gebirge soll in der Leere sein, aber weder kennen wir einen Namen noch wissen wir, ob dies stimmt.
(...)
Das Land Bretonia hat seine Berge eher im Norden als im Süden. Ist der Süden fast ausschließlich Flachland, einzig nennbar wären die namenlosen Berge, welche die Finsterklamm bilden, sowie zwei größere Berge in der eigentlichen Finsterschlucht (der Ecaltansberg und der Berg der Dunklen Mutter), so besteht der Norden aus zwei großflächigen Gebirgen, den Südlichen und Nördlichen Schwarzbergen, welche die Täler dazwischen wie ein Schild umschließen. Bei der Tilholdburg und Nordstein gelegen, bilden die Zwillingsgipfel des Rokilsberges ebenso einen Wall, der ein Tal umschließt. Letztlich finden wir im Norden ebenso den Goblingerhügel, sowie den Engelsgipfel südwestlich davon, wo das Land allmählich übergeht in die Kraterlande, wovon der Klingenberg der einzig durchgehende Fels in einer ansonsten kluftartigen Landschaft ist.

Statistik:Verfasst von Tharon — 20 Jul 2017, 13:34


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2017-07-18T14:15:37+01:002017-07-18T14:15:37+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=2087&p=15843#p15843 <![CDATA[Ereignisse in Bretonia • Re: Die letzte Sphäre]]> Augen der Vergangenheit

Auszüge aus historischen Berichten und Deutungen. Die Sammlung wurde von Abt Gernot begonnen und später von weiteren Geistlichen fortgeführt bis zu den Dunkeljahren. Mit dem Langen Winter folgte eine Epoche weniger geschichtlicher Aufzeichnungen, sodass uns aus dieser Zeit wenig bekannt ist. Die vorliegenden Auszüge beschreiben das Jahr 216 n.G.B. Wie schon Baelon IV. und Emes I. anregten, wollen auch wir dazu anhalten, diese Jahre als Kernjahre zu bezeichnen. Hier liegen die Ursachen für die Neue Eiszeit und die vorhergehenden Dunkeljahre und den Langen Winter. Wenn wir gegen das Vergessen bestehen wollen, müssen wir die Vergangenheit begreifen. - Enoch Klamm, Archäologische Fakultät der Polonius-Universität, Neu-Bretonia im Jahre 346 n.d.D.


~~~


Die Lage in Samariq

Für den folgenden Bericht stützen wir uns auf Dokumente aus den Jahren 214 bis 216 n.G.B., Berichte über den Krieg gegen die Dunklen Alten einige Jahre zuvor, handschriftliche Aufzeichnungen Dakhil Al Khans, sowie bezeugten Berichten der Wichtin Leala, die im Jahr 216 n.G.B. nach Samariq aufgebrochen war, um ihre Familie zu finden. Die Entdeckung des zwölften Liedes, das zuvor aus dem Shal-Amur Tempel gestohlen wurde, fällt in dieselbe Epoche.
(...)
Das erneute Hereinbrechen der Sieben Plagen, nach Legenden der Hun verursacht durch den sogenannten Meshiha Deghala, einer vermutlichen Personifikation entropischer Energien (siehe auch: Shaitan, Vampir, Phaeton), hatte einen Exodus der Hamzahedin El Tajah zur Folge. Zur selben Zeit erschienen im bretonischen Tiefenwald die Wichte, die in der Heimat der Hun als Berater gelten. Dies hatte wiederum eine große Menge an neuem Wissen zur Folge, das fortan Bretonia und seinen Verbündeten zur Verfügung stehen sollte im Kampf gegen die Dunklen Alten, der in einer vereinten Streitmacht und mit der Hilfe Ecaltans des Weisen siegreich am Tempel Amurs in Samariq ausgefochten wurde. Bekanntlich folgte dann nach Fertigstellung des Rosentempels von Akasha der Exodus auf die Insel Blyrtindur, wo der Zykus von Cüd das erste Mal von Sterblichen erlebt wurde, sowie später das Verbotene Buch enträtselt worden war.
(...)
Nach dem Krieg war das ohnehin verwüstete Land noch weiter geschwächt worden. Die verschiedenen Nomadenstämme der Wüste bekämpften sich gegenseitig, und Städte wie Bashra, Alipo und Sabia fielen einigen Raubzügen zum Opfer. Mit dem Erstarken des Shaitan Khaliq, einem Djinn und nach allgemeiner Auffassung der heutigen Dämonologie verwandt mit dem Dybbuk und Vampiren, welche als Gemeinsamkeit eine Herkunft aus entropischer Energie aufweisen, und der gleichzeitigen Invasion Bretonias durch das Abyssarium aus der sogenannten Außenwelt, entstand durch eine magische Invokation eine unsichtbare Kuppel über dem gesamten Kontinent Samariq, die erst durch das Eingreifen der Hüter Blyrtindurs nach Offenbarung der zwölf Lieder und ihrer Aufenthaltsorte verschwand. Während dieser Zeit aber gelang es einer entropischen Essenz sowie einem Unberührbaren namens Yassir, das Land zu verlassen - dies soll aber im Abschnitt über die Lieder und das Verschwinden des Faulwassers behandelt werden.
(...)
Heute also ist Samariq eine einzige Wüste ohne Hauptstadt. Die einzige Gemeinsamkeit der Menschen sind Amur und seine Tempel, und selbst hier beanspruchen verschiedene Sekten die jeweiligen heiligen Stätten für sich, sodass man von bürgerkriegsähnlichen Zuständen sprechen kann. Einzig Bashra kann sich als große Stadt am Fluß Ma'at noch halten. Aber wie lange?

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Versuch einer Darstellung und Analyse der diplomatischen Konflikte in Bretonia im Jahre 216 n.G.B. als Folge der Invasion durch Entropiepersonifizierungen, namentlich Vampire

Verschiedene Faktoren führten zu einer zeitweiligen Verschärfung des diplomatischen Tons, sowie bewaffneter Konflikte, die zeitgleich mit dem Erscheinen der Vampire (siehe Phaeton) stattfanden. Rückblickend herrscht die gemeinsame Auffassung aller Historiker, dass dieses Geschehen zwar nicht direkt durch das Auftreten der Vampire unter dem sogenannten Hüter des Blutes ausgelöst wurde, jedoch ohne diese keine Grundlage gehabt hätte. Selbst Persönlichkeiten aus dieser Epoche stimmten noch zu ihren Lebzeiten zu, dass gewisse Probleme anders hätten gelöst werden können.
(...)
Um die Implikationen zu verstehen, die mit dem Erwähnen der geheimen Kavernen, welche die Kontinente Bretonia und Midgard verbinden (es handelt sich um ein Labyrinth von Tunneln unter dem Meeresboden), auftraten, muss festgehalten werden, dass zu Beginn des Konfliktes zwei beziehungsweise drei Völkern diese unterirdischen Reisemöglichkeiten bekannt waren: den sogenannten Drow (nahezu ausgelöscht bei der Heilung des Faulwassers), den Zwergen und ihren nahen Verwandten, den Dvergen, die als eigenes Volk betrachtet werden müssen. Alle drei Völker betrachteten diese Gänge als Staatsgeheimnis, da ein Missbrauch unangenehme Folgen für alle Beteiligten hätte. So haben selbst in bewaffneten Konflikten untereinander, weder die Drow, noch die Zwerge oder Dverge aufgehört, ihre Anteile des Tunnelsystems zu bewachen und instandzuhalten. Auch wurden diese niemals in diplomatischen Gesprächen erwähnt, und es war unausgesprochenes Gesetz, das Wissen darüber niemals mit Bewohnern der Oberfläche zu teilen.
(...)
Errichtet wurden die Tunnel von keinem der genannten Völker; sie fanden sie vor in dem Zustand, in dem sie entdeckt wurden. Vermutungen und Forschungen zeigen an, dass diese Gänge mit der Spaltung Varathessas in verschiedene Landmassen entstanden sind. Vielleicht nannten die Zwerge, bevor sie im Langen Winter ausstarben, die Tunnel deshalb die "Adern der Welt", da es sich nach altem Volksglauben bei Varathessa, Bretonia, Midgard und den anderen Ländern um die Körper toter Giganten handelte.
(...)
Mit dem Auftreten der Vampire unter dem sogenannten Hüter des Blutes (siehe Phaeton) kam es zu verstärkten Nachforschungen über Reisemöglichkeiten der Vampire zwischen den Kontinenten, da das Gerücht, sie fürchteten fließendes Wasser, sich hartnäckig hielt (siehe auch Knoblauch und Aberglaube). Tatsächlich, wie wir heute wissen, handelt es sich bei diesem Mythos um eine Halbwahrheit, denn es ist das Faulwasser, Hauptbestandteil der Malstromwesen, das einen Vampir zeitweise unschädlich machen kann. Die Entdeckung einiger Bestände Faulwassers im Wilderland bestätigte damals diese Annahme. Heute sind wir uns sicher, dass es das Ansinnen der Zendavesta war, als sie durch eine Zeitmanipulation rückwirkend die Faulwasserwesen entstehen ließen, aufgrund ihrer besonderen Wahrnehmung von Zeit (wie das Polonische Buch stehen auch sie außerhalb der Zeit und sind lebende Konstanten), eine von vielen Waffen gegen den Hüter des Blutes zu schaffen, um ihre eigene Zukunft zu sichern.
(...)
So wurde eine alte Aufzeichnung über einen Vampir, welcher der Namenlose Pfähler genannt wurde, gefunden. Dies hat alles andere in Bewegung gebracht. Irgendwann muss ein Brief die damalige Herrin der Kelten, Lariena, erreicht haben, der diese Tunnel erwähnt. Als die Keltin die unangenehmen Implikationen erkannte, ist sie vermutlich nach Skjöldbur gereist, um sich mit einem Dverg namens Rewan (der genaue Name ist nicht bekannt, manche Forscher nennen diese Person auch Rewulf) und dem damaligen König Alikir zu beraten. Letzterer ist später - dies gilt als gesichert - zurück nach Bretonia gereist, um sich mit Königin Theresia I. zu beraten, sowie mit einer Frau namens Kithei, die vermutlich einen Stamm im heutigen Brandarien anführte, zu besprechen. Es ist hervorzuheben, dass Alikirs Eingreifen zwar vornehmlich Eigeninteressen zuzuschreiben ist, ihm aber ebenso an Frieden gelegen war, weshalb er um Diskretion bat, der Frau Kithei aber Unterstützung zusicherte, da das damalige Brandarien (Wilderland zu dieser Zeit) direktes Opfer dieser Entdeckung geworden war.
(...)
Eine Eskalation des Konfliktes entstand, als der bretonische Geheimdienst unter Sir Theornon auf eine Expedition dieser Tunnel bestand, um das Risiko für das Reich Bretonia abzuwägen. Zwar stimmten die Zwerge zu, aber nachdem in den Tunneln die Zwerge den bretonischen Stoßtrupp in einen Hinterhalt führten und alle Beteiligten ermordeten, kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen dem Königreich unter dem Berg und Bretonia. Es ist ungesichert, ob der Stoßtrupp eigenmächtig gehandelt hat oder auf Weisung von König Alikir, jedoch sind gegenwärtige Einschätzungen eher so einzustufen, dass vielmehr eine Fraktion der Zwerge unter Fremdeinfluss diese Eskalation zu verschulden hatte.

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Der Jäger aus der Kälte - Versuch einer Deutung

Verschiedene Quellen beschreiben den Jäger aus der Kälte auf unterschiedliche Art und Weise, es herrscht bis heute keine Einigkeit. Einig indes ist man sich, dass der Jäger aus der Kälte (kurz: Jäger) zwar körperlos ist und allgegenwärtig, aber keine Gottheit im eigentlichen Sinne darstellt. Eine Auslöschung des Jägers war also von Anfang an ein Unternehmen, das scheitern musste - dass es anders ist bei dem damaligen Winterkönig Dholon und dem Eisigen Heerwurm, steht außer Frage, da Anteile des Heerwurms keine Manifestationen des Jägers waren (wie zum Beispiel die Wesen aus Eis), sondern rekrutierte Söldner aus den Stämmen der Hel, sowie sogenannte Eiselfen, die sich Dholon aufgrund seiner Herkunft anschlossen und etwa die Hälfte des Eisigen Heerwurms ausmachten. Dholon selbst galt als Sterblicher, dessen Macht und Fähigkeiten eng gebunden waren am Jäger, der ihn nicht nur rekrutierte, sondern ebenso als Herold von Eis und Frost eingesetzt hat. Die Ankunft des Alten Winterkönigs Ormurs änderte die Verhältnisse natürlich schlagartig.
(...)
So hatte das Einsetzen des Grünherzes zur Folge, dass nicht nur die Mission des sogenannten Tannenmannes eine Wende nahm (siehe: Personifizierungen von Mythen, Julfest), sondern ebenso jene von Gwayan Einohr (siehe auch: Der Krieg der Elemente, 218 bis 220 n.G.B.) und der Alten Krähe der Vestfold. Ihre Verbündeten aus Skjöldbur, so Berichte von Zeugen, brachen kurz nach ihnen auf in das sogenannte Jorganschelf.
(...)
Der Jäger aus der Kälte, so der Volksglaube, war früher ein Gigant wie Jorgan, nachdem das Schelf benannt worden war. Aus Gram über den Tod seiner "Mutter" und "Geschwister" fiel er auf die Erde und schlief viele Winter. Aber es war der Schwarzstern (eine Personifizierung der Leere der Schöpfung, letztlich Entropie), der ihn aufweckte und ihm die Macht gab, die er zur Zeit der Schelfkriege (216 n.G.B.) zwischen den Anhängern Ormurs und denen Dholons, besaß. Interessant ist hier, dass der Schwarzstern den Namen Khaliq trug. Damit wird auch eine direkte Assoziation mit der Entropie, den Vampiren (Shaitan bei den Hun) und dem Meshiha Deghala (siehe dort) geweckt.
(...)
Eine andere Quelle hat einen ähnlichen Beginn, schreibt das Erwecken des Jägers aber nicht dem Schwarzstern, sondern dem sogenannten Verbotenen Buch zu, das zu diesem Zeitpunkt an zwei Orten gesichtet werden konnte: in Tectaria und im Mysterium. Das Buch soll einen Schatten auf den Jäger geworfen haben, sodass hinter dem Thron des Winterkönigs nun eine entropisch aufgeladene Leere herrschen sollte wie zu Beginn der Schöpfung, als nur das Chaos regierte. Ist der Jäger damit ein weiterer Repräsentant des Chaos und der Entropie wie Phaeton es war?
(...)
Wir denken, beides trifft zu. Sowohl entropische Kräfte als auch die Naturelemente machen das Wesen des Jägers aus. Er ist definitiv ein Noncorpus, aber seine Verkörperlichung geschieht nicht wie bei einem Vampir oder Dybbuk, sondern durch die Schwärze der Leere, die ihn geweckt hat. So ist er selbst Eis und Frost, die er beherrscht. Und zwar, wie wir heute wissen, über das Schelf hinaus. Der Winter selbst ist seine Kraft, und nur ein weiser Winterkönig kann ihn besänftigen, damit die Ereignisse zwischen 213 und 216 n.G.B. sich nicht wiederholen. So können wir dankbar über den Winterkönig sein, der uns in der Neuen Eiszeit davor beschützt, vom Jäger aus der Kälte erfroren zu werden.

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Der Fall Tectarias

Es ist nicht sicher zu sagen, wann die Invasion des Eisigen Heerwurms, kommandiert von Marathir im Auftrage des Jägers aus der Kälte und des sogenannten Winterkönigs Dholon, wirklich begonnen hat. Aus dem Jahr 214 n.G.B. geht noch hervor, dass Tectaria zwar seine Blütezeit überschritten hatte, aber es findet sich noch keinerlei Erwähnung der Wesen aus dem Eis und anderer Geschehnisse, die ein solches Ereignis andeuten würden. Wohl aber liegen einige Ursachen oder Teilfaktoren in der Vorgeschichte begründet:
Einige Jahre zuvor fand im Reich Bretonia der sogenannte Thronfolgekrieg statt, in dem unter anderem das Haus Breton, Haus Glan, Haus Dryr, Haus Caenor und Haus Torbrin um den vakanten Thron stritten. Hier kam es zum ersten Erscheinen der Wesen aus dem Eis, die nach der Neuweihung des Tempels von Eis und Feuer sich aus unbekannten Gründen wieder zurückgezogen haben. Die Berichte über einen unnatürlich langen Winter im präkirchlichen Tectaria, aus dem sich der Glaube an eine Personifizierung des Winters in einer anthropomorphen Form innerhalb der Landbevökerung ergab, sowie das Erstarken der tectarischen Geistlichkeit, sind höchst spekulativ und unvollständig; jedoch zeigt sich auch hier ein unerklärtes Zurückziehen der genannten Wesen.
(...)
Diese Schwächung Tectarias nach dem Exodus von Liranus I. ist es auch, welche die weiteren Enwicklungen begünstigt hat: Der Fall Tectarias begann nicht mit dem Auszug des Hauses Breton und seiner Gefolgsleute und Vasallen. Vielmehr kam es kurz darauf zu einer Stärkung der Macht der Kirche, da das Volk durch gezielte Propaganda und "Erziehungsmaßnahmen" angehalten wurde, das Haus Breton als eine verfluchte Blutlinie zu betrachten, deren Wohlergehen nicht mehr abhängt vom tectarischen Eingott, sondern seiner niederen Engel Liras und Leban. Der Exkommunikation des Liranus folgte eine Zeit großer Einigkeit in Tectaria. Viele Menschen, die vorher gegen die Kirche standen, fühlten sich ihr nun näher als zuvor. Gleichsam war dies der Beginn des Niedergangs des einst so riesigen Reiches mit seinen über 20 Provinzen, einer riesigen Armee aus Templern und Konquistadoren und einer Armada, die selbst die Flotte Yaruns aus diesen Tagen an Größe überstiegen hat.
(...)
Denn die fortschreitende Kolonisierung Marjastikas zur Erforschung der Legenden über die Königin des Westens, sowie vorerst erfolglose Expeditionen, welche die Existenz der Insel Blyrtindur belegen sollten, kosteten viel Gold. Gold, das aus den Beuteln der Bevölkerung kommen musste. Konnte bis zu einem gewissen Zeitpunkt die Propaganda der Kirche, der Verkauf von Ablässen und das Predigen von Demut durch Kirchenzehnt diese Kosten kompensieren, so begann der finanzielle und gesellschaftliche Niedergang und Fall des Reiches mit dem Feldzug gegen Bretonia. In rückblickender Analyse ist es für einen Historiker kaum möglich, die genauen Gründe des Feldzuges zu erkennen. Tectaria benötigte keinerlei Wirtschaft, keine Waren oder gar Lebensraum außerhalb seiner Grenzen. So kommt nur eines in Betracht: Es war religiöser Wahn und Irrsinn, der die Kirche dazu getrieben hat, in der Bevölkerung zahllose Bürger zwangsweise zu rekrutieren und ebenso die Templer und Konquistadoren auf eine hoffnungslose Reise zu schicken. Bretonia stand zwar noch im Krieg gegen die Dunklen Alten, aber die Streitmacht des Tiefenwaldes, die Nordmannen, das Reich Bretonia und ebenso Verbündete aus Yarun, welche mit dem Neubau des Rosentempels von Akasha durch Lethos Cyrian I. ein gemeinsames Ziel hatten, konnte die Invasion durch Tectaria zurückhalten.
(...)
Die Kirche konnte diese Kosten nicht mehr tragen, und die Bevölkerung verarmte. Aus dieser Unzufriedenheit angesichts verschärfter Repressalien gegen Unschuldige, um auch noch den letzten Heller herauszupressen, sowie durch Missernten in den vergangenen Jahren, da es konstant kälter wurde in den Sommermonaten, erwuchs eine neue erstarkte Rebellion gegen die Kirche, wie sie seit den Tagen des Liranus nicht mehr gesehen worden war.
(...)
Das erneute Auftreten des Jägers aus der Kälte geht also konform mit dem Erscheinen Phaetons. Diese Zusammenhänge und wie dies alles erklärt werden kann durch die polonischen Formeln des Albertus Magnus, werden an anderer Stelle erläutert. (...) Der Eisige Heerwurm hatte also zwei Ziele: Die Quelle Blyrtindurs und Tectaria. Es ist heute nicht mehr zu erforschen, was der Grund für die Invasion Tectarias war, aber sie erfolgte ein Jahr nach der ersten Sichtung der Wesen aus dem Eis und der Krieger des Winterkönigs auf der Insel Ithacia, wo noch heute die Ruine des Leuchtturms zu besichtigen ist. Was die Aggressoren dort unternehmen wollten, wissen wir nicht. Wohl aber kam es zeitgleich zu Angriffen in Midgard und auch Samariq. Diese endeten nach der Befreiung der Vestfold von den Wesen des Faulwassers, was später erörtert werden soll.
(...)
Kurz darauf kam es zu ersten Eroberungen der tectarischen Küstenregionen durch den Eisigen Heerwurm. Die Bucht von Breton gefror mitten im Frühling über Nacht, sodass die Armada stillstand und nicht eingreifen konnte, da auch viele Soldaten den kalten Temperaturen zum Opfer gefallen waren. Von dort zog der Heerwurm zur Hauptstadt, die sich noch drei Wochen halten konnte, bevor auch sie fiel. Die Rebellen verbündeten sich kurzfristig mit den Templern der Kirche, um die Bevölkerung zu retten, und eine kleine Flotte von Schiffen konnte so die Provinz Davoria verlassen, um den Heiligen Vater außer Landes zu bringen. Es war jedoch dieser Exodus, der bei vielen Tectariern auf Hass und Unverständnis traf. So schlossen sich mehr und mehr Bürger der Rebellion an, die fortan gegen den Eisigen Heerwurm kämpften, um das Land zu beschützen. Die Kirche indes, unter Bischof Merovin, schaffte es, mit den Heermeistern des Feindes in Verhandlungen zu treten.
(...)
Das Reich Tectaria existierte nicht mehr und stand unter Herrschaft des Jägers aus der Kälte. Rebellen zogen sich in die verlassenen Gebirgsregionen zurück und fanden immer mehr Anhänger, während die Kirche zur Marionette des Eisigen Heerwurms geworden war. Sir Theornon, Lady Hlifa, Lebaner Owen und Junker Callum bestätigten diese Geschehnisse nach ihrer Reise im Jahre 216 n.G.B. Auch stützen wir diesen Bericht auf Aufzeichnungen, die wir im Nachlass des Hüters Erecs und seiner Stellvertreterin Aethel gefunden haben.

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Über den Vormarsch der Jütungen und den Fall der Ostfold

Wenn wir über Kriege in Midgard berichten, dann müssen wir stets im Auge behalten, dass es sich bei Midgard nie um ein vereintes Königreich wie zum Beispiel Bretonia oder eine omnipotente Theokratie wie Tectaria handelte. Midgard war bis nach dem Langen Winter eine Stammesgesellschaft, unterteilt in Grenzen, die sich je nach Größe und Vormarsch eines Stammes änderten, und es gab keinen gemeinsamen Regenten, der in irgendeiner Form die Stämme vereinigt hätte. Ein erster Versuch fand nach dem Jahr 206 n.G.B. statt, als die Sippen der Huginner und Waräger sich unter Entscheidungsträgern wie Wulfus, Hrafna (damals Tharon), Donar und Rodod vereinten zum Stamm der Norwingar. Dieser neue Stamm siedelte nach dem Konflikt mit König Lerhon I. in der Ostfold, kehrte aber zurück, um die Nördlichen Schwarzberge und Festung Nordstein von der Blodhord zu befreien - später wurde die Blodhord ein starker Verbündeter von Midtjord und Tilhold, beide nördlich der Marmorbrücke und südlich Nordsteins gelegen. Krieger aus der Ostfold siedelten ebenso in den Nordlanden, sodass man ab etwa 212 n.G.B. von einem vereinten Reich der Nordmannen unter Hetman Tjoenn und Hetfrau Branda (seiner Schwester) sprechen kann, während es in Midgard immer noch zahlreiche Stämme gab, die stets in Konflikte gegeneinander verwickelt waren. Die prominentesten Beispiele wären die Jütungen (Ostfold und Jütheim), Markomannen (Vestfold), Alanen (verschiedene Regionen nördlich des Godewaldes und im Inland), verschiedene Sippen von Hel-Verehrern (nördliches Midgard und Schelf), Gepiden (Küstengebiete und Flusslande im Kernland Midgards), sowie die Völsungar (Godewald). Mit dem Erstarken des Faulwassers wurden die Völsungar stark dezimiert, deren Hetman Skogung (bretonisch: Widukind oder Wittekind, Waldkind) und dessen Vertrauter Skjalgur gemeinsam mit einer Gruppe Kriegern bereits in Bretonia verweilten und die sogenannten "Wölfe" jagten (siehe Bretonische Geschichte, der Tod von Lerhon I.). Später spielte der Völsungar Skjalgur eine Schlüsselrolle im Thronfolgekrieg, wie auch die Alanin Hlifa, die später Sir Theornon ehelichte.
(...)
Es gab also oft schon einen Vormarsch eines bestimmten Stammes, sei es durch Geltungsdrang oder durch Gebietsansprüche. Der Vormarsch der Jütungen im Jahr 216 n.G.B. fiel in eine Zeit, in der Hetman Hrafna und Teile seiner Sippe außer Landes waren, auf der Reise in das sogenannte Schelf (siehe: Der Jäger aus der Kälte - Versuch einer Deutung). Außerdem hatte dieser Vormarsch keinerlei weltliche Ursachen im eigentlichen Sinne.
(...)
Der Angriff auf die Nördlichen Schwarzberge ist also mitnichten eine direkte Invasion durch die Ostfold gewesen; wohl aber geschah er mit Einverständnis ihres Hetmans Blakkur, der zu diesem Zeitpunkt allen Wissens nach bereits ein Vampir war und damit unter direktem Einfluss des Namenlosen Pfählers sowie Phaetons. Zeugen berichteten, dass die Schwarzen Schiffe am Horizont zu sehen waren, aber auf keinen Ruf geantwortet haben. Später, nachdem Königin Theresia I. bereits alle Vasallen zu den Waffen gerufen hatte, kam es zum Verschwinden der Schiffe. Ein unnatürlicher Nebel zog an den Küsten auf, insbesondere in den Nordlanden, die schließlich Opfer eines Angriffs wurden, in dessen Folge Schwert und Schild der Nördlichen Schwarzberge vom Feind entweiht und benutzt wurden.
(...)
Der Vormarsch in Midgard indes war eine direkte Einmischung des Hüters des Blutes in die Geschicke dieses Landes, aber ausgeführt durch Hetman Blakkur, der die zeitweilige Schwächung Skjöldburs (aufgrund von Truppenabmärschen, siehe Reisen der Zwerge und Hun) ausnutzte, um im Namen seines neuen Herrn zuerst die Festung in der Vestfold und anschließend den Godewald und die Handelsstraße zu besetzen. Der eigentliche Marsch begann einige Wochen darauf, als Truppen der Ostfold zuerst die Vestfold einschlossen, um anschließend einen Kampfverband zum Heiligtum des Heimdall (einer der vergessenen Götter) zu senden.
(...)
Die Belagerung und anschließende Besetzung Skjöldburs waren die Folge.

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Eine Frage der Sichtweise: Die Entscheidungen Brulunds

Um zu verstehen, was die Entscheidung Brulunds, das sogenannte Verbotene Buch (heute: Buch der Polonischen Geschichte) zu erschaffen, begünstigte, muss das Wesen dieses Gegenstandes zuerst erläutert werden:
Das Verbotene Buch besitzt besondere Eigenschaften, die sich aus den polonischen Formeln ergeben, welche heute aus bekannten Gründen verboten wurden.
(...)
Die polonischen Formeln befähigen den Anwender, in die Vergangenheit und die Zukunft zu sehen. Außerdem kann eine Transformation eines Namens in eine polonische Gleichung eine magomathische Verbindung zu jedem Träger dieses Namens herstellen, sodass der Anwender der Formel direkten Einfluss auf dessen Charakter, Herkunft, Entscheidungen und Verhaltensweisen besitzt. Ursache dafür liegt in den entropischen Eigenschaften der Formeln, die eine Wandlung von Lebensenergie in nekromantische Energie begünstigen, den Verfall einer Sache oder eines Wesens also beschleunigen, sodass Handlungsweisen und Entscheidungen immer auf eine schnell zu erreichende Zukunft von Verfall und Chaos ausgerichtet werden.
(...)
Eine weitere Eigenschaft ist Schlüsselement der polonischen Formeln und damit des Verbotenen Buches selbst: Die Formeln sind in der Lage, magische Ströme auf magomathische Weise aufzulösen und neue Gleichungen zu formen. Das Buch erschafft auf diese Art Dinge und Wesen scheinbar aus dem Nichts. Doch das Nichts ist Entropie und damit Substanz. Dies erklärt auch das sich häufende Erscheinen von Entropiefeldern im Jahre 216 n.G.B. als Phaeton den Erzähler Kenan zwang, aus dem Buch zu lesen und darin zu schreiben. Das Herz der Insel Blyrtindurs ist Kern der polonischen Formeln, sodass hiermit auch die Legendenbildungen der Insel erklärt werden können.
(...)
Der letzte wichtige Aspekt des Buches ist die Tatsache, dass es aufgrund der polonischen Eigenschaften reproduzierend und sich selbst wandelnd ist. Der Homunculus-Zwischenfall, als die entropischen Energien einen Noncorpus zum Corpus machten (siehe auch: Dybbuk) ist Indikator für diese Einschätzungen. Das Buch ist erschaffend und zeitlos, da es an mehreren Orten und zu allen Zeitpunkten existiert, auch zu einem Zeitpunkt, als noch die Leere das ausmachte, was heute unser Cosmos ist.
(...)
Die Entscheidung von Albertus Magnus, eine Kopie des Buches zu erstellen ist eigentlicher Beginn der Erschaffung desselben. Es war vermutlich der Hüter Ofeigur, der ihn letztlich dazu ermutigte, da der wahre Name Phaetons (ausgedrückt in polonischen Formeln) im Buch zu finden war und so erst die eigentliche Waffe gegen den Hüter des Blutes darstellte. In dem Unwissen, dass der Dybbuk Isabella (zu dieser Zeit unter anderem Namen) bereits in physisch manifestierter Form nach dem Namen suchte, wurde das Projekt also begonnen.
(...)
An dieser Stelle soll abschließend die Frage erlaubt sein, ob die Entscheidung, dieses Projekt unter absoluter Geheimhaltung durchzuführen, gerechtfertigt war - angesichts der Tatsache, dass bei der Befreiung der "Nacht" eine Entscheidung getroffen wurde, die ebenso im Nachhinein als Fehler gewertet wurde (siehe: Auslöschung der Nephyr). Hier spaltet sich die Forschung in zwei Lager. Gelehrte der ersten Gruppe vertreten die Auffassung, dass die bewusste Entscheidung ein Fehler war, obwohl nach deterministischer Theorie es unvermeidlich war, da es schon geschehen war. Denn erst diese Wahl hat dazu geführt, dass die Nephyr ihre anfängliche Zurückhaltung (aus Furcht vor der Auslöschung durch den Urmohn, da noch in Hetman Hrafnas Besitz) aufgaben und den Befehlen Phaetons folgten. Das andere Lager jedoch besteht darauf, dass die bewusste Entscheidung ebenso unvermeidlich war wie ihr Ausgang, denn in dieser Epoche gab es noch nicht die Freiheit, die wir heute haben. "Der Kampf gegen Phaeton war kein eigentlicher Krieg, es war ein Aufeinandertreffen von Determinismus und Freiheit. Es war ein Konflikt zwischen Herrschaft und freiem Willen. Wie können wir da glauben, dass es Albertus Magnus freie Wahl war, das Buch jetzt zu erschaffen und nicht, wenn es die Geschichte erlaubt, was sie ohnehin tat?", fragt dazu der bekannte Philosoph und Freidenker Baelian von Glan.

Statistik:Verfasst von Tharon — 18 Jul 2017, 14:15


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2017-07-15T00:32:28+01:002017-07-15T00:32:28+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=2087&p=15837#p15837 <![CDATA[Ereignisse in Bretonia • Re: Die letzte Sphäre]]> Fragmente - Teil Zwei

"Schlagzeilen"

Auszüge aus den wenigen erhaltenen Dokumenten dieser Zeit (um 215 n.G.B.). Entnommen aus den verbliebenen Beständen des Bretonischen Landboten, der eine monatliche Gazette der Stadt Bretonia war. Gegründet wurde der Landbote von Hieronymusz Klammberg um 205 n.G.B., vor dem Krieg gegen die Dunklen Alten. Der Landbote blieb noch erhalten bis etwa 220 n.G.B. Allerdings muss er wohl schon zwischen 215 und diesem Jahr begonnen haben, im Untergrund zu operieren. - Gesammelt von Abt Elyrio, gefunden in seinem Nachlass von Schwester Maria, Äbtissin des Ordens von Schwert und Schild. 261 n.G.B. Die Dokumente sind nicht sortiert; es ist schwierig aus dieser Zeit genaue Chronologien zu erschließen. Außerdem sind die gefundenen Texte allesamt unvollständig und daher als Fragmente zu bezeichnen. Es handelt sich dabei um eine Sammlung kurzer Schlagzeilen.


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BRETONISCHER LANDBOTE.

Gazette des Bretonischen Reiches

Verkündungsblatt für den Adel

Meldungen aus dem Reich Bretonia und seiner Nachbarn

Gegründet durch die Diener des Meeres



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WILDERBERG IST FREI!

Kernlande/Breland.
Ja, es ist wahr! Burg Bregorn, auch Festung Wilderberg genannt, ist durch das tapfere Eingreifen der Bretonischen Armee und seiner Verbündeten, der Allianz aus Minotauren und Trollen der Insel Blyrtindur, befreit worden. Durch den mutigen und heldenhaften Einsatz Kanzler Baelons, Lord Martus von Brioless, dem Heerführer Stomb, einem Hünen von bestimmt sieben Schritt, konnten die Besatzer vernichtend geschlagen werden. Donner erfüllte die Luft über den Kernlanden, als die beeindruckenden Kriegsgolems der Allianz und Mammuts von der Größe eines Glockenturmes die finsteren Kreaturen der Anderwelt und die Priesterinnen der Totengottheit Morrighan besiegten. Unbestätigten Meldungen zufolge ist die Hexe Khelain, welche die Invasoren anführte, dem Kampfgeschehen entkommen. Ebenso melden wir, dass der Mörder Julthos bei der Schlacht gesehen wurde. Scheinbar hat er auf der Seite der Befreier gekämpft und hat dafür freies Geleit erhalten. "Freies Geleit, darf ich beherzt lachen? Vielleicht sollte man Euer Blatt schließen oder mit fähigeren Schreiberlingen besetzen. Julthos wurde aus dem Reich verbannt!", knurrte Sir Theornon, Leiter des Bretonischen Geheimdienstes. Nun, mit dem ist wohl nicht gut Kirschen essen, was?
Kanzler Baelon wurde bei der Schlacht verletzt, aber dank der Hilfe fähiger Heiler und der Druidin Lariena von den Kelten soll er wohl genesen. Wir berichteten ja schon in einer früheren Ausgabe von einem angeblichen Techtelmechtel zwischen ihm und Lariena. Na, wenn dieser große Sieg kein Grund für eine Verlobung wäre, Lord Baelon? Wie sieht es aus? Wir bleiben dran!


TECTARIER IMMER NOCH AN NEBELKÜSTE

Nebelküste.
Kundschafter melden, dass sich noch immer tectarische Truppen, bestehend aus Templern und Konquistadoren, an der Nebelküste aufhalten sollen. Scheinbar sind sie nicht feindselig und gehören einem Teil eines Truppenverbandes an, der sich auf dem Meer aufgeteilt haben soll - der andere Teil soll nach Midgard gezogen sein. Das Königshaus bemüht sich derzeit um eine diskrete Kontaktaufnahme, denn die Gerüchte, dass Tectaria Opfer eines unnatürlichen Winters wurde, halten sich hartnäckig. Ist dies etwa das Ende der Furcht der Bretonen vor dem verhassten Mutterland?


VAMPIRE! BÜRGER, VERSCHLIESST EURE STUBEN! BETET ZU DEN GÖTTERN!

Bretonia.
Schockierende Meldungen, und das direkt aus den Kernlanden. Unvollständige Berichte aus zweiter Hand lassen uns erschaudern, Bürger Bretonias!
Unsere Informanten aus dem Königlichen Palast haben berichtet, dass es zu einem brutalen Angriff kam, der direkt in das Herz des Reiches gestoßen hat. Vampire! Ja, Bürger, Ihr lest richtig: Jene blutsaugenden Kreaturen der Nacht sind nach mehr als einem Jahrzehnt wieder gesichtet worden. Der letzte Zwischenfall ereignete sich vor dem Großen Krieg im Jahre 205 n.G.B., und es war - der Götter sei Dank - nur ein vereinzelter Zwischenfall. Nun aber steht fest: Es handelt sich um ein größeres Übel.
Nicht nur wurde in den Palast eingedrungen, nein, unsere liebe Prinzessin Alysare wurde verletzt. Wie es um sie steht, wird noch geheim gehalten. Doch wir können Liras danken, dass sein Licht und seine Wärme unsere Königin Theresia verschont haben.


GERÜCHTE AUS DEM TAL BELTAIN UND DEM SEELENMOOR

Beltain/Seelenmoor.
Wohl soll es auch Angriffe durch Vampire auf den Blauen Turm im Seelenmoor gegeben haben. Noch ist unklar, ob dies Gerüchte oder Tatsachen sind. Turmherrin Mithraniel hält sich auf Anfragen hin bedeckt. Aber wir werden weiter ermitteln, denn dabei soll ein Bretone, ein Bürger des Reiches entführt worden sein. Wie lange noch wollen wir zusehen, wie andere Völker, insbesondere die Tirinaither, sich uns gegenüber verschließen, und wer weiß schon, ob sie nicht mit dem untoten Lord Caldorvan, Mörder und Reichsverräter, in Verbindung stehen? Dieser hält übrigens immer noch seine Stammburg Witrin, gemeinsam mit den Wesen des Faulwassers.
Auch im Tal Beltain gibt es Bewegung. Unbestätigte Meldungen besagen, dass die Einsame Taverne an der Grenze zum Moor nun von Wegelagerern unter Führung einer Elaya (ja, einer Elaya!) gehalten wird. Tiefer im Tal Beltain soll es eine Ruine geben, wo sich ein Kult des Lazarus aufhalten soll. Dazu später mehr. Kundschafter der Diener des Meeres vermelden ebenso, dass an der Küste von Beltain seltsame Aktivitäten gesichtet wurden, Lichter in der Nacht, seltsame Schreie. Wir bleiben auch hier dran und halten Euch auf dem Laufenden, Bretonen!


LAZARUS UND REMIGIUS VEREINT

Bretonia.
Ja, Ihr lest richtig, Bretonen. Remigius und Lazarus, angeblich Söhne von Liras und Leban, haben Frieden geschlossen. Wer genau da mitgespielt hat, wissen wir noch nicht. Angeblich aber hatten Lady Hlifa und eine gewisse Dunja, eine bekannte Heermeisterin aus den Thronfolgekriegen, ihre Finger im Spiel. Ebenso soll eine Wichtin aus dem Tiefenwald dabei gewesen sein, sowie eine Tirinaitherin und ein weiterer Nordmann. Dabei soll es sich um den "Wilden aus dem Godewald" handeln, über den wir vor einigen Jahren berichteten (er war es, der Irinina von Glan gerichtet haben soll).
Man mag über die Gerüchte und über die Brüder denken was man will, doch ob Mythos oder nicht - wir dürfen davon ausgehen, dass große Veränderungen uns bevorstehen. Jedenfalls kann es nur bedeuten, dass die Bedrohung durch Lazarus fort ist. Was wird nun aus den Malstromwesen, fragen wir uns. Werden wir je wieder unsere Lieben sehen, sei es tot oder lebend? Oh Bretonia, du Schöne, Bretonia, du Arme.
Leider haben wir jedoch auch düstere Meldungen zum Thema: Es heißt, es gab einen dritten Bruder. Ja, Ihr lest richtig. Wer also ist dieser Mann? Ist er Freund oder Feind. Wir wissen es nicht...


NORDMANNEN GREIFEN AN!
Bretonia.
Erst waren es Händler und Fischer, die es meldeten, dann näherte sich ein Schiff der Königlichen Admiralität der unbekannten Flotte, die sich derzeit Bretonia nähert und in Midgard ausgelaufen ist. Ja, Ihr lest richtig, Bretonen. Unsere angeblichen Freunde, denen wir ohne Bedingungen das Land in den Nördlichen Schwarzbergen schenkten, haben uns wieder einmal enttäuscht. Eine große nordische Flotte ist es, die sich uns nähert und auf keinen Ruf oder Unterhändler reagiert. Erinnern wir uns noch, wie sie unser Land und unseren König Lerhon, die Götter haben ihn selig, bedrohten? Wie sie ohne Grund Nordstein und Umgebung besetzt hielten, dann vor unserer Stärke nach Midgard flohen, nur um später zurückzukehren als sogenannte Befreier gegen die Blodhord, mit denen sie nun befreundet sind? All dies war sicherlich wieder ein perfider Plan der nordischen Hetleute, die für ihre Intrigen bekannt sind.
Die Armee und die Vasallen sind in Alarmbereitschaft und werden uns schützen. Unsere Informanten sagen außerdem, dass es sich bei den Aggressoren um Hetman Blakkur aus der Ostfold und Hetman Hrafna aus Skjöldbur handelt. Letzterer hatte ebenso seine Hände im Spiel, als auf Blyrtindur gegen den ehrenhaften Helden Aran von Torbrin konspiriert wurde. Wen wundert es da noch?


EISENWALL IST FREI, EIN GÖTTLICHES WUNDER?

Eisenwall/Südliche Schwarzberge.
Ist es ein Wunder? Was ist geschehen, wie ist es geschehen? Und müssen wir es hinterfragen oder sollen wir uns einfach freuen, dass ein Traum wahr wurde, seit diese furchtbare Sieche begann?
Während die Ebene der Vergessenen immer noch verseuchtes Gebiet ist und neuerlich Vampire ihr Unwesen treiben - wir berichteten davon - ist etwas Ungeheuerliches im schönsten Sinne dieses Wortes geschehen, denn Eisenwall ist frei! Die Festung Eisenwall, sowie Eisendorf und die gesamte Umgebung sind frei von den Wesen des Malstroms. Eben noch war das Gebiet besetzt, nun ist es wirklich frei. Alle Wesen haben scheinbar über Nacht den Eisenwall verlassen. Ob dies mit dem Frieden zwischen Remigius und Lazarus zusammenhängt?
Was dies alles bedeutet für die Bedrohung durch nordische Schiffe, die sich unserer Küste nähern, vermögen wir noch nicht zu sagen.
Das Königshaus hat dazu eine Verlautbarung veröffentlicht, die wir im Anschluss verkünden werden.


VERKÜNDUNG DES BRETONISCHEN KÖNIGSHAUSES,
VERKÜNDUNG IHRER MAJESTÄT THERESIA VON BRETON!


"Höret Höret!

Das Königshaus gibt bekannt, dass die Festung Eisenwall,
sowie Eisendorf und das gesamte Lehen Eisenwall
frei von den Wesen des Faulwassers sind!

Die Götter seien gepriesen! Dankt Liras und Leban!
Frohlocke, Volk Bretonias.

Weiterhin sei von nun an jeder ehemalige
Bürger des Lehens Eisenwall eingeladen,
zurückzukehren in seine Heimat.
Händler, die dort einen Marktstand oder gar
ein Handelshaus unterhielten,
erhalten unter Vorlage entsprechender Dokumente
ihre vorherige Stellung zurück.

Die Festung Eisenwall wird bis auf weiteres
gehalten von ehemaligen Soldaten des Hauses Dryr
unter Oberbefehl von Bretonianer Emes.

Zu gegebenem Zeitpunkt wird das Haus Breton
das Lehen an einen fähigen und ehrenhaften Vasall
des Reiches vergeben.

Sollte ein solcher sich verweigern oder nicht zur
Verfügung stehen ob etwaiger anderer Verpflichtungen
gegenüber dem Reich, so wird der vakante Lehnssitz
durch einen Einkauf vergeben werden.
Entsprechende Gebote werden erst angenommen,
wenn dieser Fall eingetreten ist.

Lord Baelon von Glan,
Kanzler des Reiches Bretonia,
Schwert, Schild und Stimme Königin Theresias,
Der Ersten ihres Namens."

Statistik:Verfasst von Tharon — 15 Jul 2017, 00:32


]]>
2017-07-10T16:12:51+01:002017-07-10T16:12:51+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=2087&p=15829#p15829 <![CDATA[Ereignisse in Bretonia • Re: Die letzte Sphäre]]> ZWISCHENSPIEL II


Drei Herrscher

Ein Palimpsest. Nur fragmentarisch erhalten aus verschiedenen Quellen erster oder zweiter Wahl. Gesammelt und geordnet von Erzmaga Aethel, Erste Wächterin im Orden des Himmelswagens, verwahrt in den Archiven Neu-Jütheims in der Bretonischen Provinz Ostfold. Zeitindex unbekannt.


~~~


Der fromme König

"Es erscheint mir nur passend, die alte Glocke einzuschmelzen in Burg Waldwacht. Ich verdanke dem Tiefenwald und seinen Bewohnern viel, noch mehr hat das Reich ihnen zu danken. Aus dem geschmolzenen Eisen soll eine Hälfte an die Kelten gehen, dass sie sich Waffen und Werkzeuge schmieden können. Die andere Hälfte soll in Waldwacht bleiben", verkündete König Helemos der Fromme nach den Feierlichkeiten zur Einweihung des neuen Glockenturmes der Kirche Bretonias. "Für die Götter, für Liras und Leban", fügte er wie immer hinzu. Auch ihnen hatte er alles zu verdanken. Wenn jemand die Weisheit der Majestät anpries, dann verwies Helemos stets auf die Götter, die ihn erst zu dem Mann gemacht hatten, der er heute war. Und wenn der Hofstaat ihn feierte für den Friedensvertrag mit den Orks, dann erinnerte er zuerst an die großen Verluste bei der Schlacht am Fontis Silvan, bevor er gleichsam die Elaya wie auch die Kelten in seine Gebete einschloss. Ohne sie wäre all dies niemals geschehen.
Der Lethos neigte sein Haupt, nachdem Helemos gesprochen hatte. Gernot von Caenor salutierte seinem König. "Wie Ihr wünscht, Majestät. Es wird so geschehen."
Helemos nickte dankend, dann bat er den Lethos, Caenor und die anderen, ihn allein zu lassen. Er war müde und erschöpft. Die Verhandlungen mit den Nordmärkern waren erfolgreich gewesen, aber anstrengend. Sie waren nicht weniger stur als ihre Mütter und Väter, die Nordmannen. Und doch schloss er all jene in seine Gebete mit ein, denn die Berichte aus Midgard waren furchtbar gewesen. Zwar hatten die Völsungar das Heer der Jütungen vorerst aufgehalten, aber es war sicher nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Nordmärker Bretonias Vater, Mutter, Schwester oder Bruder verlieren würde in diesem furchtbaren Krieg, der die Nordleute schon seit vier Jahren plagte. Seine Berater erwähnten zwar täglich, dass Ereignisse in Midgard unbedeutend für Bretonia wären, aber Helemos betrachtete jeden, der auf dieser Welt lebte, arbeitete, kämpfte und liebte, gleich zu welchen Göttern er auch sprechen mochte, als einen Bruder oder eine Schwester. Seine Vorstellung von vereinten Kontinenten, die in Frieden miteinander lebten und Handel treiben würden, wurde belächelt, das wusste her. Aber er glaubte daran. Schon allein, weil der Wissensbewahrer unter Waldwacht ihm gesagt hatte, dass eines Tages eine Zeit kommen würde, in der alle Völker gemeinsam handeln müssten oder alle sterben würden. Eine Zeit großer Dunkelheit und vieler Plagen. Eine Zeit, in der eine Seuche kommen würde, verursacht von einem Volk namens Zendavesta. Aber gleichsam wäre diese Seuche ein Mittel gegen ein viel größeres Übel, das Übel des Blutes.
Ja, Helemos hatte viel vernommen, und er war bereit, alles zu tun, damit die Herrscher nach ihm in Weisheit Frieden und Glück für alle Wesen Kheldrons erreichen würden.
"Tylgan", rief er schließlich.
Die Leibwache trat ein. "Mein König?"
"Bitte kontaktiert Schwester Isanya von der Abtei. Ich habe Fragen."

---

Die Königin der Quelle

"Ich danke Euch für diesen Bericht, Sir Theornon", sagte Theresia und ließ einen Diener etwas Wein bringen. "Maga Aethel hat mich ebenso in Kenntnis gesetzt. Ihr habt recht, Theornon, ihre Berichte sind sehr gut und umfassend. Und ebenso beunruhigend. Was schlagt Ihr vor, wie sollen wir gegen diese unsichtbar scheinende Bedrohung vorgehen? Sie haben bereits Prinzessin Alysare angegriffen, unbemerkt, schnell und vielleicht tödlich. Auf jeden Fall ist sie jetzt... einer von ihnen", sprach sie. Sie erschrak, wie sachlich sie bleiben konnte angesichts dieser Geschehnisse.
"Ja, Majestät. Die Ereignisse SIND beunruhigend, und die Bedrohung ist zur Zeit wenig greifbar, auch wenn sich das bald ändern könnte. Von meiner anstehenden geheimen Reise wurde Euch berichtet, nehme ich an?"
"Ja, ich bin informiert. Und Ihr müsst sehr vorsichtig sein, Theornon."
"Wir werden keine unnötigen Risiken eingehen. Aber scheinbar könnten die verlorenen Seiten dieses Buches helfen, all dies zu verstehen und vielleicht ein Mittel gegen Phaeton und seine Brut zu finden. Es muss also sein. Was die Sicherheit des Reiches angeht: Ich schlage Euch vor, einige meiner Leute verdeckt in der Stadt operieren zu lassen. Ebenso im Palastviertel. Denn diese Blutsauger könnten sich überall verstecken. In einfachen Häusern und Kellern, direkt unter unseren Augen, die leider noch blind sind. Denn die Informationen sind allesamt entweder unvollständig, vage oder eventuell in den Bereich der Legenden und Märchen zu verorten", antwortete der schwarz gekleidete Ritter und sah sie ernst, aber aufrichtig an. "Majestät, ich denke, so können wir etwas erreichen", fügte er noch hinzu.
"Ich bin einverstanden. Gibt es Neuigkeiten vom Blauen Turm und den anderen Orten, die angegriffen wurden?", fragte sie schließlich.
"Die gibt es. Nach meinen Informationen sind aus dem Lager der Hun in derselben Nacht mehrere Händler dieses Volkes verschwunden. Es dürfte klar sein, dass ein Zusammenhang besteht. Am Blauen Turm sucht man derweil nach den zwei Vermissten, einem Magier namens Taynos und Maestlin. Wir können davon ausgehen, dass der Feind sie lebend wollte. Sobald es etwas Neues gibt, werde ich es erfahren. Was den Angriff im Wilderland angeht: Eine der freien Frauen, Oshinya, wurde verwundet. Soweit ich weiß, wurde niemand entführt und nichts gestohlen."
"Wer hat Euch die Informationen dazu gegeben?"
"Ein Völsungar namens Skjalgur. Er hat meiner Ehefrau Hlifa eine Nachricht zukommen lassen."
Theresia lächelte kurz. "Ich bin ihm begegnet."
"Ist mir bekannt, Majestät. Aber wenn ich eine Frage stellen dürfte?"
"Natürlich", sagte Theresia.
"Ihr habt mich bisher nicht gefragt, was ich davon halte, dass eine nordische Flotte auf dem Weg nach Bretonia ist. Ihre Intentionen sind unbekannt."
"Eure Meinung ist mir wichtig, Theornon. Aber ich musste schnell reagieren. Alle Vasallen sind zu den Waffen gerufen worden", erklärte sie.
"Gut. Ich denke, mit dem anderen Gerücht können wir aufräumen. Hetman Hrafna und seine Leute sind gewiss keine Verbündeten des sogenannten Jägers aus der Kälte und werden es nie sein. Maga Aethel war vor kurzem dort und hätte mir wohl von Seltsamkeiten berichtet, hätten sie sich zugetragen. Zumindest würde ich ihr das raten. Außerdem habe ich keinen Agenten in Skjöldbur abgestellt. Sir Allyen hat ja dankend abgelehnt, mir dann und wann einen Bericht zukommen zu lassen", sagte er knurrend.
Theresia lächelte. "Ich kenne Hrafna, und er würde mich niemals verraten. Aber sagt, Ihr habt Agenten in Midgard, oder?"
"Natürlich. In der Ostfold. Allerdings habe ich den Kontakt zu ihm verloren, was zeitlich konform geht mit dem Auslaufen dieser Flotte. Etwas ist also nicht in Ordnung. Ich werde versuchen, weitere Informationen zu erhalten auf anderen Wegen."
"Ich bitte darum."
Nachdem Theornon den Thronsaal verlassen hatte, erkundigte sich Theresia nochmals nach Alysare, deren Zustand unverändert war. Ein Druide war in der Kanzlei gewesen, um Lariena einige Mittel und Pflanzen aus dem Wald zu bringen. Aber bisher gab es keine Erfolge zu vermelden. Theresia wünschte sich so sehr, mehr tun zu können, als Baelon Mut zu machen, ihm zu versichern, dass man nichts unversucht lassen würde. Und doch waren da all diese Dinge, die sie verschweigen musste. Zum Beispiel was sie über den Erzähler wusste und über das Buch. Alles, was sie im Archiv erfahren hatte, musste sie in ihrem Herzen verwahren. Es ging ihr nicht anders als Vater Aldwyn, dem sie sich als einzigen anvertraut hatte und der wie sie von Albertus wusste. Aber Theresia konnte nicht frei sprechen. Sie würde keine Briefe schreiben und keinem davon berichten können. Weder Lariena, noch Theornon und schon gar nicht Hrafna und den anderen in Skjöldbur, denn der Kyn hatte sie gewarnt: "Du bist die Königin der Quelle, Theresia. Phaeton sieht dich, beobachtet dich. Ein falsches Wort, und er wird dich hören und alles wissen, was du weißt."
Da sehnte sich die Königin in die alten Tage zurück, als sie noch ein Kind war, und als die Hüter Blyrtindurs nicht nur die Insel, sondern in gewisser Hinsicht auch sie behütet hatten.

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Die Regentin

Sie verzog das Gesicht, als sie die Hallen betrat. Der Gestank des Waldes drang selbst in dieses Gewölbe hinein, obwohl sie bestimmt tief unter der Erde waren. Irinia hatte Baelon im Ungewissen gelassen, was diese Reise betraf. Als Regentin konnte sie ihrem Kanzler alles befehlen, was sie wollte. Sollte er sich um das Reich kümmern, ihre Aufgaben waren ungleich wichtiger geworden. Von dem Archiv der Könige, das Helemos vor über 20 Jahren hatte ausbauen lassen, wussten anscheinend nur die bretonischen Herrscher, der Abt und der Lehnsherr Waldwachts. Und Irinia, nachdem sie von der Ordensdienerin davon erfahren hatte. Schwester Isanya war die einzige gewesen, die von Anfang an die Androhung der Folter offenbar ernstgenommen hatte. Und so hatte sie geredet, viel berichtet und erklärt, was die anderen nicht preisgegeben hatten. Isanya hatte ihr das Amulett gegeben, das in die Hallen führte, ihr die Falle erklärt und ebenso von dem Wissensbewahrer erzählt, der hier wartete. "Er ist ein Kyn, aus der Zeit des Krieges gegen die Dunklen Alten. Er weiß viel, und er wird Euch alles sagen, was Ihr wissen müsst", hatte sie gesagt. "Das hoffe ich für Euch, Schwester Isanya", hatte die knappe Antwort Irinias gelautet. Jetzt, da sie den großen Block aus Eis sah, der ihr beschrieben worden war, erinnerte sie sich an die seltsame Reaktion der Schwester. Sie fürchtete sich nicht. In den rötlichen Augen der Götterdienerin waren viele Eindrücke zu sehen gewesen, aber Angst gehörte nicht dazu.
Nachdem der Kyn erwacht war, neigte Irinia kurz ihr Haupt. "Verehrter Wissensbewahrer, ich bin auf der Suche nach Antworten auf meine Fragen."
"Du bist keine Königin", sprach das Wesen.
"Nein, ich bin die Regentin dieses Reiches. Und zum Schutze meines Hauses und des Volkes Bretonias muss ich dich befragen."
Der Bewahrer sah sie aus dem einzelnen Auge in der Mitte seiner Stirn an. Es war, als würde er sie durchdringen. "Ja, es sind unruhige Zeiten für das Volk Bretonias. Viele Helden sind nun fort, auf der Insel Blyrtindur. Und der Große Krieg hat euch alle geschwächt. Ich sehe, es herrscht ein neuer Krieg in diesem Land. Darum bist du hier?"
"Es ist ein Bürgerkrieg. Doch unsere Feinde werden bald besiegt sein. Ich bin hier, weil ich ihn sehen will, den Jäger aus der Kälte."
"Eine große Gefahr geht davon aus. Denn er wird auch dich sehen, wenn du zu ihm schaust. Was treibt dich dazu, den alten Wächter von Eis und Frost zu stören, Weib?"
Irinia blickte den Kyn herausfordernd an. "Es gibt bestimmte Anzeichen, dass er schon lange auf dieses Land schaut. Ich will ihm einen Handel anbieten, damit wir verschont werden", log sie, denn in Wahrheit erhoffte sie sich ein Bündnis mit ihm, um den anderen, der sie plagte, loszuwerden. "Ich kann dir befehlen, ihn mir zu zeigen."
"Ich nehme von keinem Befehle entgegen, Regentin", rief der Bewahrer mit fester lauter Stimme, dass Irinia zurückwich.
Und sie spürte, dass ihre Lüge von ihm gesehen wurde. Es war dieses Auge, das in ihre Gedanken sah. "Ich habe Kinder emordet und Frauen gefoltert. Aber ich wollte es nicht. Stets höre ich eine Stimme, die mir diese Befehle gibt, und ich kann mich nicht mehr wehren. Wollte ich Macht? Ja. Habe ich dafür bewusst Unrecht getan? Und ob. Doch was er verlangt, es ist zu viel. Er hat mir ein langes Leben versprochen, aber gleichsam will er, dass ich all diese Dinge für ihn tue. Ich brauche einen Verbündeten", sprach sie, und ihre Stimme zitterte. Es war die Wahrheit.
Der Kyn sah sie lange an, bevor er antwortete. "Du bist das Opfer eines Fluches geworden, mein Kind. Der schlimmste Fluch von allen Flüchen. Es ist Phaeton, der dich plagt, und er beherrscht den Erzähler, der aus dem Verbotenen Buch dein dunkles Schicksal liest", sagte er. Dann berichtete er vom Verbotenen Buch, von den vielen Erzählern auf der Welt, die daraus schon gelesen hatten und darin schrieben, den Einflüssen, die das Buch hatte, und wie es in vielen Händen sein finsteres Treiben vollführte, denn das Buch konnte sein wahres Selbst stets verbergen. "Das Verbotene Buch vergiftet das Mysterium, vergiftet uns alle. Ich war der erste Erzähler, aber das Buch ist zeitlos, und es kann überall und nirgendwo sein, Regentin. Phaeton ist der Hüter des Blutes", erklärte er weiter. Und er sprach von Cüd, dem Fall des Menschen und wie auf Blyrtindur ein neuer Zyklus ausgefochten worden war. Etwas, das Phaeton half, seine eigenen Pläne zu verfolgen. "Er will alle Erzähler beherrschen, damit das Buch allein auf ihn hört."
Irinia zitterte. Sie glaubte dem Wesen alles. Wieso sollte es sie belügen? Diese Geschichte klang unfassbar; niemand würde sich das ausdenken! "Wer hat dieses grausame Buch erschaffen, das mich zu einem hässlichen Monster gemacht hat, bitte, sprich", flüsterte sie, und sie hörte ihr Herz pochen.
"Sein Name ist Albertus Magnus, und er ist einer der Hüter Blyrtindurs."
Die Regentin hielt inne, fasste ihr Herz und weinte. Sie hatte so lange nicht mehr Tränen gespürt, zumindest ihre eigenen. So viel Leid hatte sie anderen gebracht, war dies also der Preis? "Albertus... ich habe von ihm gehört. Die Berichte Arans waren sehr deutlich. Aber wieso sollte der Hüter der Insel so etwas tun?"
"Er weiß es nicht. Denn vielleicht hat er es noch nicht getan. Das Buch ist zeitlos. Er könnte es heute erst erschaffen, morgen oder in einigen Jahren. Es bedeutet nichts."
"Ich benötige Hilfe", sagte sie und spürte große Furcht. Sie zählte die Namen derer auf, die Albertus kannten und seine Freunde waren. "Dunja. Ich werde Dunja um Rat bitten."
Sie versteckte den Schlüssel in ihren Gemächern. Ihre Gedanken kreisten nur um eines: Wie sollte sie Dunja begegnen? Sie war einer ihrer ärgsten Feinde. Aber war sie nicht auch eine Gesandte der nordischen Götter? Schnell nahm sie ihr Schreibzeug, um einen Brief zu verfassen, als es klopfte. "Ja?", fragte Irinia und versteckte das Pergament unter dem Schreibtisch.
Schwester Isanya trat ein. "Herrin?"
"Was wollt Ihr jetzt? Behandelt man Euch etwa schlecht? Ich habe die Wachen angewiesen, dass Ihr ein besseres Quartier erhalten sollt. Bald ist dies alles ausgestanden. Wenn der Krieg vorüber ist. Wenigstens könnt Ihr Euch frei bewegen, wie ich es angeordnet habe. Also... was ist?"
Isanya kam näher. Sie berührte Irinias Gesicht. "Es ist Zeit, findet Ihr nicht, Regentin?"
"Was soll das?", wollte Irinia fauchen, aber anstatt mit fester Stimme zu sprechen, flüsterte sie, ließ sich die Berührungen gefallen, als Isanya in ihren Schritt fasste. Dann biss sie sich selbst in den anderen Arm und ließ das Blut auf Irinias Gesicht tropfen. Die Regentin fasste den Arm und trank davon. Mehr und mehr. "Jetzt sind wir eins", sagte Isanya, "ich will dir nun sagen, wer ich wirklich bin. Und dann musst du etwas für mich und unseren Meister tun. Für Phaeton".
Am nächsten Tag hatte sie den Brief an Dunja vergessen. Sie verschloss den Umschlag und versiegelte ihn. Soeben hatte Irinia von Glan ihr Testament geändert.

Statistik:Verfasst von Tharon — 10 Jul 2017, 16:12


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2017-07-08T13:29:39+01:002017-07-08T13:29:39+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=2087&p=15828#p15828 <![CDATA[Ereignisse in Bretonia • Re: Die letzte Sphäre]]> ZWISCHENSPIEL I


Fragmente - Teil Eins

Ein Palimpsest. Fragmentarisch erhalten aus unbekannter Quelle, zusammengetragen von Lethos Cyrian II., im fünften Jahr des Dunklen Winters. Geordnet und verwahrt in der Sternwarte der Ruinen von Terra Brumalis. Es ist festzuhalten, dass der unbekannte Verfasser entweder bei einigen Ereignissen dabei war oder seine Schriften durch Augenzeugenberichte und Hörensagen vervollständigt hat. Auch erscheint es uns möglich, dass es sich hier um fiktionale Fragmente handelt, die allerdings auf wahren Ereignissen beruhen - Ereignisse, die wir erlebt haben oder deren Folgen wir heute ertragen.


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Ein verirrter Wanderer traut seinen Augen nicht

Irgendwo musste er doch zu finden sein, dachte sich der Wanderer, während er an einem kleinen Bachlauf die Feldflasche füllte und sich danach fragte, ob er wohl besser auf dem Pfad geblieben wäre, den der Druide ihm beschrieben hatte. "Er war eigentlich ziemlich spezifisch in seiner Warnung", murmelte der Bretone in seinen Bart. "Wieso höre ich dann nicht auf ihn?"
Die beschriebene Höhle hatte er schon eine Weile hinter sich gelassen, und es stimmte, was die Kelten berichtet hatten. Sie war leer, da war nichts mehr zu finden bis auf das Zeichen von Phaeton, dem Ersten Vampir, dem Hüter des Blutes. Wäre er auf dem ausgetretenen Weg geblieben, dann hätte er jetzt Burg Waldwacht erreicht, würde in Melthers Kastell ein kühles Bier oder eine warme Milch trinken. Stattdessen blieb er wohl unvernünftig und ging tiefer in den dichteren Wald hinein. Bald schon war das Rauschen des Baches nur noch eine leise Erinnerung. Der Bretone schüttelte sich, als die Bäume immer enger standen und so etwas wie eine Art Pfad undenkbar geworden war. "Na, wenn er sich hier versteckt... kein Wunder, dass niemand ihn findet", sagte er ganz vorsichtig, als wenn er die Eichen und Tannen nicht stören wollte. Trotz der Dunkelheit schien ihm das Versteck passend zu sein, falls der Gesuchte hier irgendwo wäre. Immerhin nannte man ihn den Alten Tannenmann, das musste doch was bedeuten.
Sinnierte er eben noch, so hielt er jetzt inne und fasste instinktiv an seinen Talisman, den ihm der Wicht gegeben hatte, der ihm auch den Weg zum Druiden erklärt hatte. Denn die Erde schien leise zu beben, als würde die Welt atmen, und als würde sich die Brust der Gigantin heben und senken, wie wenn jemand bald aus einem langen Schlaf erwachen könnte. "Oh oh...", gab der verirrte Bretone noch von sich, dann sah er, wie ein Steinkreis, der in einiger Entfernung auf einer Lichtung zu sehen war, einfach verschwand. Ein riesiges Monument aus Fels und Geröll erhob sich dort aus der Erde, riss viele Bäume einfach nieder, schien einen Moment über dem Boden zu schweben - und dann verschwand es einfach. Das Loch in der Erde schloss sich von allein, und auch das Beben war fort.
"Wäre ich doch in Edailech geblieben. Was hab ich mir nur dabei gedacht", murmelte der Bursche, der nicht älter als 16 war. "Wenn ich das hier überlebe, dann gehe ich ins Kloster, dann werde ich nur noch euch dienen, Liras und Leban."

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Der Behüter des Reiches hat eine Erleuchtung

Er hatte Lariena gebeten, auch einmal nach Alysare zu sehen, denn ihm ging es schon viel besser, aber die junge Prinzessin benötigte alle Kraft, die man aufbringen konnte. Die Nachricht, die er von Brioless bekommen hatte, sie hatte ihn seine Wunden von der Schlacht schnell vergessen lassen. Und zum Glück waren sie ebenso zügig geheilt. Dank guter Heiler und Larienas Aufmerksamkeit fühlte Baelon sich heute sehr gut. Die Sorgen um Alysare ließen ihn zwar kaum los, aber eine merkwürdige Zuversicht verwandelte sich in Hoffnung. Bald war aus der Hoffnung die Gewissheit geboren worden, dass Alysare gesund werden würde. Wie genau, vermochte er nicht zu erkennen. Das Mädchen war schon immer stark gewesen, und ihr jetziger Zustand musste vielleicht nicht als Krankheit betrachtet werden. Vielmehr war es eine Veränderung zum Guten, denn auf diese Weise würde sie dem Hüter des Blutes ebenso dienen wie er selbst es von nun an tat.
"Emes", rief er schließlich. Der Bretonianer kam umgehend hinein. "Emes, ich benötige den Rat von Schwester Isanya, bitte bring sie her."
Kurz darauf betrat die Ordensschwester sein Gemach. "Herr? Wie kann ich Euch helfen?", fragte sie.
"Hat man schon etwas von Caläus gehört? Ist er immer noch auf Reisen?", wollte er wissen, denn er sorgte sich um das Wohlergehen des königlichen Zeremonienmeisters.
"Er ist sicher wohlauf, bitte sorgt Euch nicht. Wollen wir gemeinsam beten?"
Er nickte. Schwester Isanya kam näher und nahm seine Hände. Sie lächelte, schloss die Augen, und sie sprachen gemeinsam ein Gebet zu Liras und Leban. Dann öffnete Baelon die Augen, sah sie an und sagte:
"Ich... ich brauche noch mehr.. bitte."
"Du warst sehr folgsam, Baelon. Die Keltin ist nicht hier, so wie ich es wollte. Ich will dir deinen Wunsch erfüllen, und dann musst du etwas für mich tun."
"Alles, alles werde ich tun."
Isanya schnitt sich mit dem Nagel ihres Zeigefingers in den Arm und ließ das Blut in seinen geöffneten Mund tropfen. Bald schon fasste Baelon ihr Handgelenk und trank mehr und mehr.
"Ah, ah, genug", mahnte sie. "Jetzt geh und erfülle den Auftrag."
Und Baelon verließ seine Gemächer. Emes begleitete ihn in den Thronsaal. "Majestät, ich habe unangenehme Informationen über Skjöldbur erhalten."

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Ein Magier fasst endlich Mut

"Was wollt ihr von mir, ihr garstigen Kreaturen", rief der Magier empört. Man hatte ihn und seinen werten Kollegen einfach entführt, was nicht nur eine Frechheit, sondern bestimmt auch sehr gefährlich war. Zum Glück hatte Taynos das Ecaloscop am Blauen Turm alles aufzeichnen lassen, sodass Mithraniel und Leandara es sehen würden. Und bestimmt waren sie schon dabei, sich um seine Befreiuung zu kümmern. Immerhin war er ja ein wichtiger Diener des Blauen Turms, oder etwa nicht? Diese grässlichen Vampire fanden ihn zumindest wichtig genug. Hoffentlich würden seine Freunde das auch so sehen. Sie waren doch seine Freunde, oder? Nun, zumindest würden sie bestimmt Maestlin suchen wollen, und der war ja bei ihm, wo auch immer genau sie gerade waren. Maestlin war wichtig, dann würden sie ihn bestimmt nicht einfach hier verweilen lassen, wenn sie ihn befreiten.
Da keiner ihm antworten wollte, sah er sich um. Abgesehen von den Vampiren, die unerfreulicherweise auch noch Tirinaither waren, sah er auch ein paar schattenhafte Gestalten. Das waren doch veränderte Ledharthien! Hatte Lazarus etwa gelogen, und war er es, der ihn hatte verschleppen lassen? Wie frech das doch wäre. Taynos wünschte sich, für solche Dinge gäbe es eine Art Beschwerdestelle. Oh, was hätte er schon oft entsprechende Dokumente ausgefüllt, um es all diesen Schurken in dieser Welt so richtig heimzuzahlen! Was hatten sie nicht alles gemeinsam erlebt und wie oft waren es seine Hinweise gewesen, die zum Erfolg geführt hatten. So wie es vorher Thelosch gewesen war. Ach du meine Güte, und was wenn sie ihn jetzt doch einfach töten würden, so wie damals Thelosch gestorben war? Vielleicht wollten sie ja doch nur Maestlin, und er war ein Versehen gewesen? Die ganzen Gestalten jedenfalls würdigten ihn keines Blickes. Das war erleichternd, aber irgendwie auch nicht. Wenn er wichtig wäre, warum sprach dann keiner mit ihm? Oh, bestimmt warteten sie auf Lazarus. Vor dem hatte Taynos auch Angst. Natürlich hatte er das, denn er fürchtete irgendwie alles und jeden. Deshalb war er ja so gern am Blauen Turm, wo es doch eigentlich immer sicher gewesen war. Und mit dem Ecaloscop konnte er all die fremden Orte und Wesen sehen, die er nie bereisen und denen er nie wirklich begegnen würde, weil er zu feige war. Bestimmt hatte ihm deshalb noch nie jemand angeboten, mitzukommen auf ein solches Abenteuer. Nun, er hätte ja sowieso abgelehnt. Viel zu gefährlich. Und das wussten sie natürlich, und darum war er nicht wichtig genug und würde hier versauern. Oh, wie er hoffte, dass sie wenigstens Maestlin suchen würden!
"Wo sind wir", fragte dieser leise.
Taynos sah sich noch einmal um. "Ich glaube, das hier ist eine der Quellen", sagte er dann leise. Und auf einmal bemerkte er eine kleine ihm ganz fremde Gestalt, die das Treiben zu beobachten schien. Natürlich hat er Angst vor der Kreatur, aber sie sah nicht so gemein und unfreundlich aus wie die anderen hier. So beschloss er, das Wesen im Auge zu behalten. Immer mal wieder zwinkerte er und sah in seine Richtung, um sich zu vergewissern, dass ein zeuge für die anstehenden Ungeheuerlichkeiten präsent wäre. Dann würde wenigstens jemand berichten können, wie er und Maestlin ihr Ende gefunden hatten.
"Bringt Maestlin zu dem anderen Gefangenen, den Tirinaither direkt daneben, damit wir eine Verbindung herstellen können", sagte eine krächzende kalte Stimme, die Taynos erkannte. Ihm wurde ganz übel, denn das war Khelains Stimme. Auch das noch. Diese Person war äußerst unangenehm und außerdem noch sehr hässlich anzuschauen. Nicht so schön wie Mithraniel zum Beispiel oder wie Dunja. Er dachte an die beiden Damen und lächelte. Wie dumm musste das aussehen: Umringt von Missetätern und gemeinen Kerlen, und er grinste wie ein verliebter Student.
"He", stieß er dann empört aus, als ein Vampir ihn packte und in einen der Spiegel schob. "Was sollen wir für Euch machen?", wagte Taynos dann zu fragen.
Khelain lachte. "Sehr tapfer, kleiner Zauberer. Ich will es dir sagen: Wir suchen eine Manifestation der Hauptquelle Blyrtindurs. Und du wirst uns helfen, sie zu finden. Du und Maestlin. Er wird mit Freuden helfen, denn bald wird er seine Geliebte wiedersehen. Aber nur wenn er uns hilft."
"Sie lügt, Maestlin", sprach Taynos zu ihm. Aber Maestlin antwortete nicht mehr, denn als er neben dem Konstrukt stand, schien ein Strahl ihn zu lähmen wie den dritten Gefangenen neben ihnen. Der kam ihm auch irgendwie bekannt vor. Als ihm der Name einfiel, da musste Taynos plötzlich lachen.
"Was ist so komisch?", krächzte die untote Hexe.
Taynos hielt sich die Hände vor die Lippen, dann schob er sie zurück an seinen Rumpf und zupfte nervös an der Robe, denn er hatte wieder Angst bekommen. "Oh, nichts, das kitzelt nur etwas."
"Das ist die Energie, die wir der Quelle entziehen. Siehst du, es ist doch alles recht angenehm. Und nun beginnen wir. Konzentriere dich auf die Sonnen Tirinaiths, mein Freund."
Nichts drgleichen würde er machen. Er gab vor, ihren Worten Folge zu leisten, fasste sich ein Herz und dachte an Mithraniel und Dunja. Für die beiden schönsten Frauen dieser Welt würde er endlich einmal Mut beweisen. Wenn sie ihn dann tot hier auffinden würden, dann würden sie wenigstens sehen, dass er nicht als Angsthase gestorben war. Er konzentrierte sich schließlich auf den dritten Gefangenen, um dessen Ströme zu nutzen. So würden sie die Sache nämlich umdrehen können! Das kleine Wesen beobachtete sie immer noch und schien nun zu nicken.
"Jetzt fang nicht wieder an, Angst zu haben", flüsterte Taynos leise zu sich selbst, als sein Herz unangenehm schnell pochte. Bestimmt würde es gleich stehenbleiben. Das hatte er ja immer befürchtet: Einfach tot umzufallen, weil er zu viel Angst hatte.

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Ein Betrunkener wird schlagartig nüchtern

Die ganze Idee war immer noch töricht. So weit in den Norden sollte man nicht fahren, dachte Blakkur, Hetman der Jütungen in der Ostfold. Sie hatten doch hier wahrlich genug Probleme. Gerade erst war die Vestfold befreit worden von den Wesen des Faulwassers, da wollte Hrafna schon wieder in das nächste Abenteuer ziehen. "Die Reise ist notwendig. Wir können den Winterkönig und den Jäger aus der Kälte im Herzen ihres Reiches aufhalten. Außerdem müssen wir Gwayan und die Alte Krähe befreien", hatte der Hetman aus Skjöldbur ihm gesagt. Blakkur schmunzelte, während er ans Ufer ging und in das salzige Wasser pisste. Zu viel Met. Er lachte, als er sich daran erinnerte, wie er Hrafna einen Preis für das gepanzerte Schiff, das sie für die Reise in das Jorganschelf benötigten, genannt hatte. Und er hatte bereitwillig bezahlt, ohne sich zu beschweren. Dazu würden fünf Mann aus der Ostfold die Reisenden begleiten. Die Sache war närrisch, aber niemand sollte Blakkur später vorwerfen, die Hände in den Schoß gelegt zu haben - sollte das Abenteuer erfolgreich enden. Und wenn nicht, dann wäre er derjenige, der es von Anfang an gesagt hatte.
Er packte gerade seinen Schwanz wieder ein und fragte sich, ob er ihn vielleicht am Abend in die junge Svenja schieben sollte, da schlug das Wasser kleine Wellen. Es war ganz windstill. Blakkur musterte die Stelle, dann glaubte er, unter der Oberfläche, hinter seinem eigenen Spiegelbild und dem Abbild des Mondes ein Gesicht zu sehen. "Na gut, es war wirklich zu viel Met heute", brummte er.
Schon packten ihn blasse kalte Hände, zogen ihn mühelos in das kalte Wasser des Fjords. Er wurde schlagartig nüchtern und glaubte, zu ertrinken.
Später am Abend dann schob er seinen Schwanz in die junge Svenja, leckte ihren Hals und biss in ihre Schlagader. Das war besser als Met.

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Eine Reisende wird aufgehalten durch eine wahrlich unangenehme Überraschung

In der Dunkelheit der Nacht hörte sie nur das Plätschern von Wasser und wie es die Tropfsteine weiter wachsen ließ. Sie liebte diesen Ort, der schon so vieles gesehen hatte. Ihre Begleiter versammelten sich und schienen sich zu verneigen. Auch die Frau senkte höflich ihr Haupt, hob langsam eine Hand und führte sie an den Kopf der Königin, die die anderen führte. "Ich habe euch so nah wie es geht an eure alte Heimat gebracht. Ich hoffe, ihr werdet dort in Frieden leben", sagte sie. Und die Königin antwortete in ihren Gedanken. Die Frau spürte Dankbarkeit und so etwas wie Erfüllung. Das Abyssarium war heimgekehrt. Sie waren am Rand der Außenwelt, weiter konnte die Nacht sie nicht bringen. Die Insektenwesen folgten der Königin, als sie ihren Hinterleib in die Höhe streckte, der dann glühte wie eine Laterne und ein Tor in eine versteckte und gänzlich verdunkelte Dimension jenseits dieser Welt öffnete. Sie folgen ihr alle, dann war die Frau allein.
Auf dem langen Rückweg vermisste sie sogar die Gesellschaft der Ameisen und Käfer. Sie waren zwar keine guten Gesprächspartner gewesen, aber allein ihre Gegenwart ließ sie ihr Heimweh und die Sehnsucht nach Maestlin vergessen, der sicher schon am Blauen Turm auf sie wartete. Die Einsamkeit in der Nacht gab ihr die Gelegenheit, ihre Studien zu vertiefen. Sie las in alten Archiven und Bibliotheken, ohne dass jemand sie bemerkt hätte. Über die Sprachen in der Welt, die Länder Kheldrons, die Meere und Flüsse. Sie wusste, was sich in Bretonia zugetragen hatte. Die Wesen des Faulwassers, die Rückkehr von Lazarus und Remigius. Alles danach konnte sie nicht sehen, denn das Ecaloscop musste das Gewölbe durch das Grenzmathricodon steuern, was viel Energie erforderlich machte.
Ihre Studien wurden unterbrochen, denn plötzlich ging ein Beben durch die Nacht. Das Ecaloscop blitzte einmal auf, dann schaltete es sich aus. Es hatte einen schweren Stoß abbekommen. Jetzt war es wirklich dunkel geworden. Kein Licht, kein Geräusch außer dem Wasser.
Schritte in der Schwärze.
Feuer. Augen aus Feuer.
"Wer seid Ihr?"
"Dein Retter, Kind", sagte die knabengleiche Gestalt, die nicht allein gekommen war. Ein Nephyr fasste ihren Arm und fletschte die Zähne. "Noch nicht", sagte der Unbekannte, "wir benötigen sie noch. Wir wollen sie mit ihrem Geliebten vereinen."

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Ein älterer Herr erhält Besuch

Schon beim Morgengebet hatte er die alten Knochen gespürt, die sich aneinander rieben wie Zahnräder, um den alten Körper irgendwie in Bewegung zu halten. Wahrscheinlich würden sie bald einfach zerfallen, so wie Korn in einer Mühle. Dann wäre er einfach fort und bei den Göttern. Doch so würde es natürlich nicht kommen, das wusste er. Aber in seinem Alter durfte er sich ab und zu närrische Gedanken erlauben, man würde ihm das vergeben. Nicht dass er über allem stehen würde. Menschen waren voller Fehler, und er war nur ein Mensch, ein einfacher Diener von Liras und Leban, der in Bescheidenheit anderen ein Beispiel sein musste. Ein wenig wie der Lethos, jedoch auf andere Weise; einfacher und vielleicht besser zu verstehen für die Bewohner dieses Landes, das von Anfang an schwierige Aufgaben für sie alle bereitgestellt hatte. Mit dem Krieg gegen die Orks hatte es angefangen, und mehr als einmal zogen die riesigen Krieger gegen die Menschen, die sie für verflucht hielten, denn so hatten es die Schamanen ihnen gesagt. Man hatte ihn schon oft gefragt, ob er daran glaubte. "Nun, ob wir verflucht sind oder nicht, wer kann das schon sagen? Ihre Schamanen sind so wirklich wie du und ich. Wenn ich dir nun sagte, wir sind es nicht, würdest du mir glauben?", hatte er den Novizen aus Edailech nach dem Morgengebet gefragt. "Ja, denn Ihr seid weise, Herr", hatte die Antwort des Jungen gelautet. "Siehst du, mein Sohn, und dasselbe hat sicher schon ein junger Ork zu einem Schamanen gesagt."
Damit war diese Diskussion schon beendet. Er wusste, was zu sagen war, und er stand auch immer hinter seinen Worten. Und wenn er eine Antwort nicht wusste, dann sagte er dies ebenso wie er die Weisheiten der alten Schriften zitieren konnte, wenn es notwendig wäre. Denn er war nicht nur Vorbild, sondern für manchen auch so etwas wie eine Art Gesetz. Was er sagte, wurde befolgt. Es gefiel ihm nicht, den Weg manches Suchenden auf diese Art zu lenken, bevor dieser ihn selbst beschritten hatte, aber manchmal gab es nur diese Möglichkeit, einen Rat zu erteilen. Denn Rat wollten sie alle. So war es auch früher gewesen, in Tectaria. So wie er in Bretonia zwei Lieblingsschüler hatte, war es auch dort gewesen. Hier Erec und Hrabanus, dort Remigius und Lazarus. Und alle vier hatten ihm große Freude und gleich viel Enttäuschung gegeben. Denn der Abt wusste, dass sie Teil des Zyklus waren, wie das Verbotene Buch es verheißen hatte nach dem Fall des Menschen aus Cüd. Er hatte sich nie vor dieser bitteren Wahrheit, dass vielleicht auch seine Erziehung aus den Brüdern Feinde gemacht hatte, versteckt. Vielleicht war es der Preis für das Trinken aus der Quelle, das ihm dieses lange Leben geschenkt hatte; zu sehen, wie seine größten Hoffnungen sich im ewigen Zwist befanden, weil sie gar nicht anders konnten. So war die Nachricht, dass Remigius und Lazarus Frieden gefunden hatten unter der Insel der Finsternis, wo Hrabanus sein Ende gefunden hatte, ein Trost auf seine alten Tage gewesen. Aber gleichsam hörte er die Nachrichten über den dritten Bruder. Als er einen Mönch in die Akademie begleitet hatte, damit Prinzessin Alysare auch geistlichen Beistand finden würde, hatte er den Namen vernommen: Phaeton.
Man würde ihm nie vergeben, dass er ihn so lange verleugnet hatte, dass dies eines seiner letzten Geheimnisse war. Geheimnisse, die er nie in ein Grab tragen könnte. Er müsste ewig mit ihnen leben.
"Vater Aldwyn, es ist zu lange her", sprach die knabenhafte Stimme des Mannes, der ihn die ganze Zeit mit seinen güldenen Feueraugen angesehen hatte, während er sich in seinen Gedanken verloren hatte.
"Phaeton. Ich habe dich erwartet. Wenn du mir ein Ende bereiten willst, habe ich nur eine Bitte. Verschone die Unschuldigen."
"Niemand ist unschuldig. Wisst Ihr nicht mehr, wir werden schon in Sünde geboren, seit Cüd. Und ich bin nicht hier, um Euch zu töten."
Der Abt musterte ihn einen Augenblick, das feurige Antlitz, die zarte Gestalt, in der so viel Bitterkeit und Bosheit lagen. "Was möchtest du? Was kann ich tun, dass du Frieden findest?"
"Es gibt nichts, was Ihr tun könntet, Vater Aldwyn. Wir haben alle unsere Rollen zu spielen, das habe ich aus Kenans Schriften gelernt. Aber Ihr könnt mir vielleicht eine Frage beantworten. Vielleicht werde ich dann davon absehen, in Euren heiligen Hallen zu toben und Mönch um Mönch, Schwester um Schwester zu zerfetzen und ihr Blut zu trinken wie Wein", sagte er mit dieser lieblichen Stimme, die Aldwyn noch aus den glücklichen Tagen in Tectaria kannte.
"Bitte verschone die heiligen Männer und Frauen, Phaeton. Sie dienen den Göttern, denen du dein Leben schuldest."
"Mein Leben? Und was ist mit meiner armen Mutter, die ihre drei Söhne verloren hat? Was ist mit mir, der ich im Staub aufgewacht bin, nackt und allein, so dass ich mich ernähren musste von Ratten und Schlangen?", fragte er, und die Augen stießen Flammen in die Luft. "Ich bin der Drache, das Unheil, und alle fürchten mich nun. Fordert mich nicht heraus, Vater."
Der Abt senkte einen Moment sein Haupt. "Dann stell deine Frage, denn du bist verloren, und ich kann dir anders nicht helfen."
"Ich muss wissen, wer das Verbotene Buch erschaffen hat, nur so kann ich seine Kraft vollkommen nutzen. Kenans Zeit ist fast abgelaufen."
"Ich soll dir das Geheimnis des Verbotenen Buches verraten? Damit du noch schneller die Welt in Dunkelheit hüllen kannst?"
"Die Welt wird gereinigt werden, sie wird neu entstehen, ohne Falschheit, ohne Leid und Schmerz. Dann werden wir alle eins sein", sagte Phaeton.
Und Abt Aldwyn hielt seine Hände vor das Gesicht, suchte nach Rat in seinen alten Gedanken. Dann sah er seinen Ziehsohn wieder an, erkannte die Ähnlichkeit, die er mit seinen Brüdern hatte. Und mit seiner Mutter Isabella. "Deine Mutter würde mehr leiden, wenn sie dich jetzt sehen könnte. Mehr noch als an dem Tag, an dem sie euch drei verloren hat. Siehst du es nicht?"
"Sprecht nicht von ihr, Abt! Sagt mir das Geheimnis, ihr müsst es wissen."
Aldwyn sah ihn fest entschlossen an. Seine Augen weit geöffnet, die Stimme klar. "Ich kenne das Geheimnis nicht. Wenn ich nur einen Menschen retten könnte, du würdest es von mir erfahren. Also musst du wohl mich und alle hier töten und unser Blut trinken!"
Phaeton schien zu zögern, sah ihn durchdringend an, als würde er ihn lesen können. "Ich... ich glaube Euch, Vater. Ihr wisst es nicht."
So schnell wie er erschienen war, verschwand der Hüter des Blutes wieder. Und Aldwyn atmete aus. Wenn er eines gelernt hatte, in all den Jahren, dann war es, dass die Wahrheit viele Gesichter hatte. Und dass Lügen, wenn sie die Welt retten würden oder ihr noch mehr Zeit schenken könnten, notwendig waren. Der bescheidene Diener der Götter dankte seinen Herren und ging zum Mittagsgebet, als wäre all dies nicht geschehen. Es war ein weiteres Geheimnis, das er mit sich tragen würde. Die Last auf den Schultern ließ seine Knochen wieder schmerzen.

Statistik:Verfasst von Tharon — 08 Jul 2017, 13:29


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2017-07-04T16:02:15+01:002017-07-04T16:02:15+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=2087&p=15825#p15825 <![CDATA[Ereignisse in Bretonia • Re: Die letzte Sphäre]]> Briefe - Teil Zwei

Briefe bekannter und weniger bekannter Persönlichkeiten aus unserer Vergangenheit, das Vergessen betreffend, chronologisch geordnet sofern zu identifizieren (die älteren Briefe zuerst). Teilweise in Auszügen. Zur Verfügung gestellt durch Überlebende, teilweise abgefangen oder kopiert. Gesammelt von Remigion I., genannt Der Winterkönig, König von Bretonia, Herzog des Brelandes, Oberster Verweser des Protektorates Tectaria, im Jahre 177 n.G.L., was das Jahr 765 n.G.B. nach alter Zeitrechnung ist, dem Siebzehnten Jahr des Dunklen Winters, dem Dreizehnten Jahr nach dem Entschwinden Blyrtindurs.


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Brief von König Darius I. an Lord Caldorvan von Torbrin

Lord Caldorvan,

da Ihr die Nachrichten meiner Boten bisher ignoriert habt, versuche ich nun, Euch auf diese Weise zu einer Antwort zu bewegen. Zuvor will ich erwähnen, dass die zu Euch gesandten Boten unter Parlamentärsflagge Eure Grenzen überschritten haben - da sie sich nicht bei ihren Einheiten zurückgemeldet haben (und wir auch keine Reaktion Eurerseits zu vermelden haben), muss ich davon ausgehen, dass sie Eure Gefangenen sind oder gar getötet wurden. Dies ist vollkommen inakzeptabel und geht gegen jede festgeschriebene oder unausgesprochene Regel des Krieges! Dies hier ist ein Bürgerkrieg, begonnen durch Euch und bisher von beiden Seiten erbarmungslos gekämpft worden. Es ist aber mitnichten ein Grund, ehrlos und falsch zu handeln. Daher ersuche ich Euch um Herausgabe der gefangenen Boten, unversehrt und gesund, sofern sie noch leben. Unsererseits werden wir ebenso zwei gefangene Offiziere an Euch übergeben, die nach der Schlacht von Thyms Rast nach Bredorf gebracht wurden, wo sie übrigens gut behandelt werden. Solltet Ihr dieser Aufforderung nicht entsprechen, werden wir nicht nur die beiden Offiziere, sondern zehn weitere Soldaten umgehend öffentlich richten. Daher appelliere ich an Euer Gewissen: Denkt auch an Eure eigenen Männer und zwingt uns nicht zu diesen brutalen Maßnahmen.
(...)
Das Land hat genug gelitten, darum ist es an der Zeit, erneut in Verhandlungen zu treten, findet Ihr nicht? Das Reich ist bereit, einen Frieden zu schließen und Eure Ansprüche anzuerkennen, was das Seelenmoor betrifft, jedoch nichts darüber hinaus. Verhandlungen mit den Kelten, die ich im Geheimen führte, garantieren Euch ebenso den Besitz des Blauen Turms und Umgebung, bis zum Rand des Waldes, der wie Ihr wisst, extraterritoriales Gebiet darstellt. Die Kelten würden - im Sinne des Friedens und zum Schutz der Bretonen, die noch in diesem Krieg fallen würden - eine andere Heimstätte erwählen. Sagt mir, wenn ein uns fremdes Volk ein solches Opfer bringen kann, erkennt Ihr dann nicht auch - wie ich - ein Zeichen der Götter, dass es genug ist?
(...)
Im Gegenzug verlangen wir allerdings die Möglichkeit, die Tempelruine, die sich bei Abschluss dieses Vertrages in Eurem Besitz befänden, untersuchen zu dürfen. Eine neutrale Gruppe von Magiern der Akademie, sowie der Priesterschaft des Leban, würde unter Eurer Aufsicht, aber unter Begleitung einer Patrouille des Reiches, sowie eines neutralen Beobachters der Kelten, jenes Bauwerk und die dort gefundenen Gegenstände untersuchen. Dies muss auch in Eurem Sinne sein, denn die Berichte verschwundener Soldaten in dieser Gegend sind Grund genug, die Vorgänge genauer zu eruieren. Eure Anschuldigungen, Spähtrupps des Reiches hätten die Soldaten dort verschleppt, ist schon deswegen unhaltbar, weil auch Meldegänger und Kundschafter sowohl des Reiches als auch der Kelten und in der Vergangenheit der Tirinaither dort zuletzt zu vermuten waren, bevor auch sie spurlos verschwunden sind.


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Brief von Marcus Polonius an König Lerhon I.

Werte verehrte Majestät, König Lerhon,

mir ist bewusst, dass ich Euch in schweren Stunden schreibe, denn Ihr und somit das Bretonische Reich habt nun genug Sorgen und Probleme, welche mit dem Überfall auf Nordstein und die Station der Rabenschwingen begannen. Gewiss steckt Ihr mitten in Vorbereitungen und Plänen, die Nördlichen Schwarzberge und ihre Bewohner zu befreien von den Invasoren aus dem Wilderland. Ich wünschte, ich könnte mehr dazu beitragen als meine Sympathie und der Hilfe, die meine Familie den Opfern Ymirs und der Blodhord in Form von Speisen und Gold zukommen lässt.
(...)
Dieses Anliegen jedoch kann nicht warten.
In Bezug auf die Audienz, die Ihr mir vor einigen Wochen gewährt habt, möchte ich Euch mitteilen, dass meine Reisevorbereitungen abgeschlossen sind. Auch habe ich die Nachforschungen beendet, um die Ihr mich in unserem Gespräch gebeten hattet: Meines Wissens nach, und dies wurde durch Seefahrer und Händler bestätigt, haben die Nordmannen den Aufbau ihrer Siedlung im Gebiet der Ostfold und Jütheims abgeschlossen und treiben bereits regen Handel mit anderen ansässigen Stämmen und den hiesigen Dvergen. Es gibt keinerlei Hinweise oder Anzeichen darauf, dass die Norwingar unter Hetman Wulfus Kontakte zur Blodhord unterhalten, vielmehr haben sie neugierig die Berichte aus Bretonia verfolgt und hegen Sympathien mit den Schwarzbergen und ihren geplagten Bewohnern, war es doch einst ihre bitter umkämpfte Heimat in unserem vom Krieg verheerten Land.
(...)
Ich habe also meinen Teil unseres Handels eingehalten und Euch diese Informationen besorgt. Und ohne undankbar zu wirken oder allzu fordernd, Eure Majestät, nun ist es jedoch an der Zeit, Euren Teil der Abmachung zu erfüllen. Was ich benötige, ist nicht viel. Ein seetaugliches Schiff meiner Flotte steht bereit, jedoch benötige ich in diesem Fall Angehörige der bretonischen Armee, denn die Reise ist nicht nur beschwerlich, es ist auch mit deutlichen Gefahren an Land zu rechnen, Gefahren militärischer Natur.
(...)
Nur auf diese Weise können wir endgültig klären, ob Liranus I. Kenntnisse von der Bedeutung des Buches hatte, welches vermutlich von meinen Vorfahren Emes und Stephanus verborgen worden ist. Wie die Academia bereits vermutet hat, könnte es sich um das magomathische Apokryph handeln, das bereits in den alten Tagen Erwähnung gefunden hat. Hier finden wir vielleicht Hinweise darauf, wie die Elementarknoten in Verbindung stehen mit der Finsterschlucht. Und nicht nur das: Es könnte die genaue Lage der Insel zeigen, nach der Ihr sucht.
(...)
Abschließend lasst mich sagen, dass dieser Brief genau wie unsere Gespräche natürlich absolut geheim bleiben werden, wie von Euch verlangt!


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Brief von Janus Theren-Dunkelwald an Kanzlerin Aurelia von Torbrin

Kanzlerin Aurelia,

Eure Forderungen kann ich leider nicht erfüllen. Vielleicht glaubt Ihr nun, meine Rolle in diesem Krieg zu unterschätzen - ich sage Euch, begeht diesen Fehler nicht. Weder bin ich nur ein Unterhändler für die Große Mutter der Dunklen Alten, noch ihr willenloser Diener. Ich kann Euch versichern: Die Entscheidung, dass Peliad und Burg Hohenfels die Dunklen Alten gegen die Ecaltanim und das unheilige Bündnis, welches sie mit dem Bretonischen Reich geschlossen haben, vorgehen, war meine allein. In diesem Zusammenhang möchte ich Euch erneut danken, wie leicht Ihr es mir gemacht habt, als Ihr Eldorian Erwyndylls Duell gegen meinen lieben Bruder erlaubt habt. Ich hatte schon befürchtet, Hagen selbst töten zu müssen. Denn Ihr seht das richtig: Er hätte dem Bündnis, das ich geschlossen habe, gewiss niemals zugestimmt.
(...)
Ihr seht also, es stünde gewiss in meiner Macht, Euch Zugang zu den Aufzeichnungen der Lebankirche über Vampirismus und die Rolle der Dybbuk zu verschaffen. Doch warum sollte ich das? Auf meine Frage hin, wieso Ihr dieses Wissen jetzt benötigt, wo doch Dringenderes auf dem Spiel steht (nämlich das Überleben Eures Reiches, denn die Armee der Dunklen Alten gewinnt Tag um Tag mehr Gebiete Bretonias hinzu!), habt Ihr mir unmissverständlich verdeutlicht, dass mich dies nichts angehen würde. Nun, dann sage ich Euch hiermit: Dieses "Kompliment" gebe ich gern zurück. Und lasst mich Euch vergewissern: Es gibt weder Abschriften dazu in der Abtei, noch in der Kirche oder der Akademie. Aber das wisst Ihr sicher, dort werdet Ihr zuerst gefragt haben, nicht wahr?
(...)
Diese Frage jedoch macht mich neugierig, und darum will ich sie beantworten: Ob man die Sage von Cüd glaubt oder nicht, spielt keine Rolle. Sie ist als Gleichnis zu verstehen für den Fall des Menschen in Sünde. Dasselbe gilt für das Gleichnis über Lazarus und Remigius. Das alles ist Sinnbild für den Frevel der Menschen, die Arroganz und die Sünde, die ihnen allen gemein ist. Ob ich mich davon ausnehme? Gewiss tue ich das. Die Gerüchte, ich wäre der Meshiha Deghala sind natürlich allesamt wahr. Und aus diesem Grund wird dies der letzte Krieg sein, danach wird die Schöpfung umgekehrt, Aurelia.


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Brief von Jargu von Caenor an Sicarion

(...)
Es ist mir gleich, ob Ihr Euch nun Sicarion nennt oder "Salamander", keinesfalls werde ich Peliad und die zentrale Burg Hohenfels an einen Tectarier übergeben, gleich welche Größe oder Stärke seine Armee auch haben mag. Ich rate Euch, mich in dieser Hinsicht nicht herauszufordern. Weder beeindruckt mich Euer Auftreten, noch wird mich Eure Truppenstärke in die Knie zwingen. Der König der Flüsse beugt sich keinem Usurpator aus einem Land, das ich hasse. Mehr noch als meine Gegner in diesem Konflikt. Liranus von Breton war ein großer Mann, und er hat das Volk der Bretonen in eine neue Ära geführt, als wir uns endlich von Tectaria und der dunklen Herrschaft der Kirche lossagten. Ganz gleich, ob der Thron nun leer ist oder nicht: Ein Breton wäre mir lieber als alles andere, aber wenn es keinen gibt, warum sollte ich nicht die Gelegenheit ergreifen und dem Land Frieden schenken? Dazu benötige ich Euch nicht, Sicarion.
(...)
Euer Gesuch lehne ich also ab. Setzt einen Fuß auf peliadschen Boden, und ich werde Euch auspressen wie eine kalte Frucht. Der Friedhof wird ohnehin schwer bewacht, und ich kann Euch versichern, dass dort keine Hinweise auf "vampirische Präsenzen" gefunden wurden. Abgesehen davon dass ich diesen Firlefanz sowieso nicht glaube und es für einen tectarischen Mythos halte. Solltet Ihr diesen Unsinn aber glauben, dann empfehle ich Euch, Lucius von Trar aufzusuchen. Erstens hat auch er eine schöne Burg in angenehmer Lage und zweitens ist mir bekannt, dass es vor einigen Jahren einen Streit über irgendeine Ruine dort gegeben haben soll, wo angeblich Eure Vampire gesichtet wurden.
(...)
Diesen Teil Eures Briefes nehme ich gewiss etwas ernster. Ja, auch ich habe von Erscheinungen vernommen, welche die Präsenz des Jägers aus der Kälte ausstrahlen - mein Hofmagus hat dies überprüft. Ich halte Euch gewiss nicht auf, wenn Ihr es mit dieser Macht aufnehmen wollt. In dieser Hinsicht wäre ein Bündnis annehmbar, aber nichts darüber hinaus würde ich akzeptieren.
(...)
Ich habe R. mein Wort gegeben, ihm bei den Göttern zugesichert und darauf einen Eid geschworen, mein Wissen über den Jäger aus der Kälte niemals mit anderen zu teilen.


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Brief von Irinia von Glan an einen Unbekannten

(...)
So sehr ich es bedaure, aber dieser Bürgerkrieg ist eine gerechte Sache, denn der Thron ist vakant, es gibt keinen Nachfolger in der Blutlinie der Bretons. Ist dies nicht Beweis genug dafür, dass eine neue Zeit angebrochen ist? Das Blut der Bretons war von Beginn an verflucht, genau wie die ganze Reise, die Liranus auf sich genommen hatte. Im Krieg gegen die Dunklen Alten wurden wir alle gewahr, dass die Entdeckung der Insel des Himmelseisens eine Bestätung des Fluches war, der sich von den Bretons auf unser ganzes Volk übertragen hat. Dies ist wahrlich kein Grund für mich, zu verzagen. Wir können es nämlich nicht ändern. Aber wir können sicherstellen, dass das Reich endlich eine stabile und strenge Führung durch Disziplin und Ordnung erhält. Wir wollen endlich die die schwache Herrschaft Lerhons und die von Anfang an verdammte Regierungszeit von Darius II. vergessen. Das Volk braucht Ordnung, und dafür steht das Haus von Glan!
(...)
Was die Verbündeten in dieser Sache angeht, so halte ich Bathir von Dryr für geeignet, die Abtei einzunehmen und den Mönchen zu demonstrieren, dass auch sie eine Entscheidung treffen müssen. Die Zeit, neutral zu bleiben, ist vorüber. Und wenn Dryr alle Mönche abschlachten muss, um ein Exempel an die Geistlichen zu statuieren, so stehe ich dem nicht im Wege. Lieber bade ich in Blut als auf den Thron zu verzichten. Die Geschichte lehrt uns, dass Schwäche bestraft wird. So will ich denn lieber eine Mörderin genannt werden als ein Schwächling. Was die Bücher in der Abtei angeht, so soll Dryr sie verbrennen. Alles was dem Volk falsche Wahrheiten unterbreitet, muss verschwinden. Insbesondere die ketzerischen Schriften über die Magomathik, die im Nachlass Lerhons erwähnt werden, den ich durch bezahlte Bretonianer erhalten habe.
(...)
Haben Eure Nachforschungen zum Winterkönig etwas ergeben? Wäre Dholon ein geeigneter Verbündeter, um diesen Krieg schneller zu beenden? Und um nun Eure Fragen zu beantworten: Nein, ich hatte bisher nichts vernommen über einen "Jäger aus der Kälte". Meine Berater aber haben Aufzeichnungen aus Tectaria "erhalten", welche einen Langen Winter beschreiben, der dort einst regelrecht gewütet hatte. Der Jäger aus der Kälte soll ein Gigant aus alter Zeit sein, was immer dies bedeuten mag. Vielleicht sind dies alles nur Ammenmärchen, aber wenn dieser "Jäger" existiert, so wäre er gewiss ein interessanter Verbündeter. Mit seiner Hilfe könnten wir den verfluchten Tiefenwald aus der Historie tilgen, und die Wichte, Kelten und all das Waldvolk vertreiben. Dies ist unser Land, sie sollen verschwinden.
(...)
Zum Ende meines Briefes möchte ich mich bedanken für die Proben, die Ihr mir habt zukommen lassen. Gewiss werde ich vorsichtig sein damit, aber das vampirische Blut wird sehr hilfreich sein, die Experimente zur Lebensverlängerung auszuweiten. In dieser Hinsicht möchte ich Euch bitten, noch einige Testpersonen an den vereinbarten Treffpunkt zu bringen. Zwei Frauen und zwei Kinder sollten ausreichen. In den Dörfern und auf den Höfen gibt es ja genug jammernde Bürger, die sowieso verhungern würden.


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Brief von Szarak Crenn an Lathias von Carmon

(...)
Euer Angebot ehrt mich, aber leider habe ich bereits andere Pläne, wie Ihr Euch vorstellen könnt. Ihr mögt zufrieden damit sein, dass Ihr alle Titel Eurer Familie verloren habt und trotzdem eine Rolle spielt, wenn auch eine andere als Roan. Ich jedoch gedenke nicht, mich mit der Finsternis zu beschäftigen. Man muss einfach erkennen, wenn man kein Mittel hat, einen Feind zu besiegen. Das ist hier der Fall. Von Experimenten in Eurem Labor 47 möchte ich auch abraten. Manches ist nicht für Menschen gemacht, und wir sollten nicht mit dem Schicksal spielen. Ich gedenke, dies wage ich frei zu äußern, meinen rechtmäßigen Platz auf dem Thron meiner Familie einzunehmen.
(...)
Eine Immunität der Tierfürsten gegen den Einfluss durch die Finsternis ist mir nicht bekannt, zumindest hat Dakhil darüber nie etwas gesagt. Wohl aber glaube ich, dass sie dem Einfluss des Hüters des Blutes widerstehen können. Die Weissagung von R., den Komet und den Himmelswagen des Phaeton betreffend, würde ich an Eurer Stelle ernstnehmen. Wenn das Reich meinen Namen kennt und die Königin mich als rechtmäßigen Herrscher akzeptiert, werde ich alles daran setzen, das Land zu beschützen. Die Legende der drei Brüder wurde durch das Verbotene Buch ins Leben gerufen, und ich werde den Zyklus beenden. Auch deshalb will ich Euch raten: Geht mir aus dem Weg und unterlasst alle Forschungen zur Finsternis. Wir benötigen die Finsternis, sie ist ein Teil von uns allen. Es gibt nur einen, der sie beenden kann, und das ist Lazarus. Was Phaeton betrifft: Sollte sich alles bewahrheiten, dann werden wir die Hilfe von Lazarus und Remigius benötigen!


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Brief von Hrabanus an einen Unbekannten

(...)
Das Abyssarium stammt nicht von dieser Welt, nein. Ich vermute, sie kommen aus der Außenwelt. Allerdings müssen sie einen langen Winterschlaf unter Kheldron gehalten haben, wie anders kann man ihre Gegenwart erklären?
(...)
Ich will den Stab Amurs, weil er einen befähigt, die Finsternis zu kontrollieren. Und wer die Finsternis kontrolliert, der hat ein immenses Druckmittel. Alle werden tun was ich will. Endlich kann ich den Schatten meines Bruders Erec verlassen und ihm zeigen, was ich wert bin. Verstehe mich nicht falsch, ich liebe meinen Bruder über alles. Aber warum lieben ihn die Götter mehr als sie mich lieben? Es ist nicht seine Schuld, und darum werde ich ihn verschonen, wenn ich die Welt in Dunkelheit hülle. Ich möchte dir darum danken für deine Hilfe. Ohne dich hätte ich es niemals geschafft. Das Wissen, das du mir gegeben hast und das, was du mir gezeigt hast, ich werde es auf immer in meinem Herzen tragen. Als ich erkannte, dass ich all mein Leid diesem Buch zu verdanken habe, war meine erste Reaktion Gelächter, dann musste ich bitterlich weinen. Doch in einem Moment der Ruhe habe ich endlich verstanden, was zu tun ist. Wenn ich mit Hilfe der Finsternis das Verbotene Buch des R. vernichten kann, dann bin ich, dann sind wir alle frei.
(...)
Isabella, die Mutter der drei Brüder, ist mir im Traum erschienen. Sie hat gesagt, dass Zhaerius verantwortlich sein wird für die Malstromsieche, die mich seit meiner Jugend, seit Khaliq mit mir sprach, verfolgt hat. Mit Hilfe der Zendavesta wird es geschehen. Aber auch dies werde ich beenden, wenn das Buch erst zerstört ist. Und dann schenke ich der Welt eine Dunkelheit, die sie trösten kann. Dann werde ich auf einem Thron aus Licht sitzen, und alle werden zu mir schauen, als wäre ich ein Stern.

Statistik:Verfasst von Tharon — 04 Jul 2017, 16:02


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2017-07-03T16:11:04+01:002017-07-03T16:11:04+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=2087&p=15824#p15824 <![CDATA[Ereignisse in Bretonia • Re: Die letzte Sphäre]]> Briefe - Teil Eins

Briefe bekannter und weniger bekannter Persönlichkeiten aus unserer Vergangenheit, das Vergessen betreffend, chronologisch geordnet sofern zu identifizieren (die älteren Briefe zuerst). Teilweise in Auszügen. Zur Verfügung gestellt durch Überlebende, teilweise abgefangen oder kopiert. Gesammelt von Remigion I., genannt Der Winterkönig, König von Bretonia, Herzog des Brelandes, Oberster Verweser des Protektorates Tectaria, im Jahre 177 n.G.L., was das Jahr 765 n.G.B. nach alter Zeitrechnung ist, dem Siebzehnten Jahr des Dunklen Winters, dem Dreizehnten Jahr nach dem Entschwinden Blyrtindurs.


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Brief des Gelehrten Pytharas an seinen Schüler Aristophus

Mein lieber Aristophus,

es ist natürlich wahr, dass die Formeln zur Berechnung der Hand Amurs, den manche den "Schwarm" nennen, einen äußerst neuartigen und vermutlich ebenso grenzwertigen Weg zur Beschreibung der Geometrie des Kreises bedarf. Ich empfinde das Endergebnis zwar nicht als elegant, jedoch ist es in seinem eigenen Ursinne vollkommen, denn die Schöpfung lehrt uns, dass nichts was der Herr gemacht hat, so vollkommen ist wie das Unvollkommene. Wie kann also der Mensch Pytharas etwas schaffen, das vollkommener als seine eigene Fehlbarkeit wäre?
(...)
Ich muss dir an dieser Stelle zustimmen: Jener Foliant, den Polomides dem Euripedeon zukommen ließ, man gewährte mir Einblick in die dargelegten Theorien, ist bemerkenswert. Und wenn sie auch nicht eindeutig bestimmen konnten, wer der Urheber jenes Manuskriptes ist (Vermutungen, es sei ein Appendix zum Pan-Prinzip waren eindeutig falsch), so waren sich beide aber sicher, dass es nicht aus den Kreisen unserer Schule stammen kann. Die Formeln sind so fortgeschritten, dass selbst Euripedeon, neben dir einer meiner liebsten und besten Studiosi, in Ehrfurcht gesagt haben soll, dies sei das Ende der Tectarischen Mathematik. Schon der Titel dieses Werkes ("Das Verbotene Buch der Magomathik") lässt ja erahnen, dass wir es hier mit einer völlig neuen und unerforschten Seite der Geometrie des Kreises zu tun haben.
(...)
Insofern muss ich festhalten, dass die selbstwandelnde Wandlung, die durch die Zahlen und Figuren beschrieben wurde, in sich selbst eine Verschränkung aufweist, welche mit Hilfe eines Ecaloscopes - gepriesen sei Ecaltan - praktisch bewiesen werden kann: Das Buch wandelt sich selbst, scheint durch die hohe Konzentration an noncorpischer Materie (was ein Oxymoron ist; man kann es aber nicht anders benennen!) eine Transmutation höchster Magnitude aufzuweisen.
Nun, wer hat es verfasst, und wo sind die fehlenden Seiten? Eine noch viel wichtigere Frage: Wieso sind nur Teile des Buches beschrieben und andere Seiten blank?


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Brief des Gelehrten Archimedon an einen nicht namentlich genannten Empfänger

Allerwertester Freund,

in diesen dunklen Stunden schreibe ich dir, denn ich weiß keinen anderen, der sich der Angelegenheit annehmen kann. Da ich in Kürze zu einer wichtigen Forschungsreise aufbrechen werde, sollst du es sein, der die Sache weiter verfolgen wird. Ich vertraue darauf, dass du mit derselben Diskretion und Sorgfalt vorgehst wie dein Ruf dir dahingehend und die Lehre betreffend vorauseilt. Wisse, dass auch ich nicht sagen kann, wo sich die Spur des Verbotenen Buches verliert, aber ich bin mir sicher, wo es sich zur Zeit aufhält: Bereits andere vor uns haben bewiesen, dass das Mysterium ein physisch fassbarer Ort ist, gleich was die Lehre der Kirche besagt. Und dort muss dieses Buch sein. Die Messungen am Astrolabium von Cüdenstein und auch die Berechnungen der Großen Maschine der Zendavesta haben dies eindeutig bestätigt.
(...)
So kann man denn auch bestätigen, dass jene Shaitan, wie die Hun diese Kreaturen nennen, faktisch Personifikationen der von Albertus Magnus dokumentierten Entropie sind, deren Ursprünge ich unterhalb der Malstromkontrolle vielleicht finden werde. Ich bin äußerst angeregt durch den Gedanken, endlich einen Fuß auf diese Insel zu setzen, welche nach allen Maßstäben der Wissenschaft ein Unicum in dieser Welt darstellt. (...) Auch wenn die Shaitan natürlich auf eine bestimmte Art entstehen (Sagen aus Samariq ausgeklammert), indem eine Infektion des Blutes des Opfers eine solche Transformation in einen Dhampir auslöst, so ist unbestritten, dass ihre direkte Verbindung mit der natürlichen und ebenso magomathischen Entropie aus dem Verbotenen Buch Kern ihres Wesens sein muss. Die Transmutation von Körper und Geist ist identisch mit der mircrocosmischen Transmutation, die auf Verschränkung beruht. Ich sehe also durchaus die Gefahr, dass besonders alte und fähige Dhampire in der Lage sein dürften, das Mysterium durch einen Akt der Teleportation zu erreichen. Etwas, das wir viele Decaden theoretisiert haben, mag also eingetreten sein.


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Brief von Janus Polonius an seinen Vetter Emes

(...)
Bevor du und Stephanus also aufbrechen nach Marjastika, will ich dich bitten, das Buch an dich zu nehmen und es dort zu verstecken. Was uns beschrieben wurde in der Taverne zu Alt-Breton hat mich sprachlos zurückgelassen. Wenn ein Homunculus einfach aus dem Schlamm des Flusses entstehen kann, der genährt wird durch die vor einigen Jahren entdeckte und erforschte Heilquelle, und zwar durch das besagte Buch in seiner jetzigen Form, dann ist dies nichts, womit wir in Verbindung gebracht werden sollten. Niemand sollte dieses Buch besitzen! Es kann nicht vernichtet werden, also müssen wir es verstecken. Die Kolonie ist weit weg, und darum scheint sie mir der Ort zu sein, der am besten geeignet ist.
(...)
Mir war nicht bekannt, dass die darin enthaltenen Formeln mir zugeschrieben werden. Ich habe aber jetzt vernommen, dass sie sogar nach mir benannt wurden: Sie nennen sie Polonische Formeln. Alles was ich getan habe, war lediglich, das Werk zu entschlüsseln und auf seinen Zweck hin zu prüfen. Als ich den Bericht über den Homunculus las und Archimedons Hypothese zur Simulacrum-Maschine auf der Insel, hätte ich es ahnen müssen. Ich hätte sehen müssen, was ich in meinen Händen halte. Dass ein Dybbuk auf diese Weise Form durch Nicht-Form und Selbstwandelnde Wandlung erhalten kann, wurde mir erst später klar. Es muss etwas mit der Entropie zu tun haben, die man derzeit überall in viel zu hoher Konzentration beobachten kann. Was hältst du in diesem Zusammenhang von den Prozessen gegen die Blutmagier von Davoria? Kam auch dir nicht der Gedanke, dass die Inquisition es hier mit Vampirismus zu tun haben könnte? Wir haben sie gewarnt, so oft haben wir sie gewarnt, Emes.
(...)
In der Tat habe ich betreffende Seiten entfernt und versteckt. Sollten die Weissagungen des Pytharas zutreffen, wird der Unberührbare wissen, was damit anzufangen ist. Das gilt auch für die Pestillenz, die in 200 Jahren das Land heimsuchen soll. Über den Jäger aus der Kälte habe ich leider nichts gefunden.


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Brief eines bretonischen Soldaten an seinen Vater

(...)
Ich weiß, Vater. Du hast uns gelehrt, dem Aberglauben keine Aufmerksamkeit zu schenken. Es steht einem geraden und rechtschaffenen Leben in Frömmigkeit und Ehrlichkeit im Wege. Trotzdem weiß ich keinen anderen, dem ich davon erzählen kann. Gerwald ist tot, und meine anderen Kameraden würden mich auslachen, hörten sie davon. Wahrscheinlich würden sie glauben, ich hätte das Schlachtfeldfieber, jene schlimme Krankheit, die nach einer schweren Wunde eintreten kann und so viele Kameraden nach der Schlacht am Fontis Silvan gegen die Orken gefordert hat. Möge sich Leban ihrer Seelen annehmen, und möge Liras das Licht des Trostes auf ihre Familien scheinen lassen.
(...)
Und ich sage dir, mein lieber Vater, es ist alles wahr. Nachdem ich also von meiner Einheit getrennt wurde, versuchte ich mich zum Kommando Thairach Brantarrakh durchzuschlagen. Von den Plänen des Generals, den Feind hinter den gegnerischen Linien direkt auszuschalten, wusste ich als Meldegänger ja. Die Depesche, die ich mit mir trug, konnte ich in der Nähe des Gewölbes bei der Lethantis Station verstecken, sollte mich ein orkischer Spähtrupp fassen.
(...)
Eben noch war der Weiher bewohnt von Fröschen, und Mücken tanzten umher. Und im anderen Moment erstarb das Leben dort, und eine dicke Schicht aus Eis hatte sich dort gebildet - und das mitten im Frühsommer. Zuerst war ich fest überzeugt, den Verstand zu verlieren. Ich versteckte mich im Dickicht, schloss einen Moment die Augen und sprach ein Gebet. Aber als ich die Augen wieder öffnete, da hatte sich sogar Schnee um das Ufer gelegt. Dann hörte ich das Geräusch vom aufbrechenden Eis, und eine Kreatur stand in der Mitte des Weihers. Die Augen waren kalt wie der Winter, und seine Hände hatten messerscharfe aufblitzende Krallen. Es sah sich um, und es schien mich zu sehen, und es war, als würden sich Dornen aus Eis in meinen Leib bohren. Ich glaube, dass es mich gesehen hat. Und in dem Moment dachte ich, zu erblinden. Nichts war mehr da, alles war dunkel. Es war, als würde ich mein Augenlicht verloren haben, doch das Nichts, das ich sah, war mehr als nur eine Schwärze. Wie das Ende der Welt erschien es mir. Und wenn dann nicht der kleine Waldgeist erschienen wäre, du weißt schon, die Wichte, von denen du mir erzählt hattest, als ich noch ein Kind war, ich wäre vielleicht dort gestorben.
(...)
Es war das Schlimmste, das ich je gesehen habe. Furchtbarer noch als das Grauen des Krieges, die Tode meiner lieben Kameraden und die Verwundeten auf den Schlachtfeldern am Fontis Silvan und einige Tage darauf in der Ebene, und selbst die würde ich so gern vergessen, mein lieber Vater. Aber ich kann es nicht, denn wenn mich der Krieg eines lehrt, dann dies: Es ist nicht der Tod, ist nicht der Schmerz und Furcht vor der Schlacht, die uns töten, es ist das unheimliche und bohrende Vergessen, denn es sorgt dafür, dass wir immer neue Kriege führen, denn die alten Kriege haben wir tief in unseren blinden Herzen verschlossen und versiegelt. Als ich dieses Wesen sah, dort am Weiher, wurde ich dieser Erkenntnis gewahr. Als hätte es mir den Frevel des Lebens und aller Menschen gezeigt.


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Brief von König Helemos an Travian Klammberg, Archivar in Edailech

Verehrter Herr Klammberg,

grundsätzlich sehe ich keinen Grund, Euch die Erforschung der Ruinen zu verwehren. Ob der Tempel von Liranus selbst erbaut wurde oder er ihn bereits vorfand, wie die Hinweise am sogenannten Blauen Turm suggerieren, ist eine Frage, die auch im Interesse des Reiches beantwortet werden muss. Die Familie Torbrin erhebt nicht nur Anspruch auf Burg Witrin und Umgebung, sondern ebenso auf jene Ruinen in der Nähe des Kastells. Sollte sich allerdings herausstellen, dass die Ruine von Liranus errichtet worden ist, um Leban zu huldigen, dann wäre eine solche faktische Entdeckung nicht nur ein Beweis, auf den wir unseren Gegenanspruch stützen können, sondern gleichsam würde das Haus Carmon diese Entscheidung unterstützen, weshalb umgekehrt der Streit um die Regionen Waldwacht und Wilderberg Cleophas von Brioless besänftigen können. Ihr seht, es hängt mehr davon ab als nur die Erkenntnis, die Ihr Euch erhofft. Auf diese Weise können wir hoffentlich eine Eskalation dieses Konfliktes verhindern!
(...)
Verstehe ich es richtig, dass die sogenannten Tirinaither also jeden Anspruch auf die Ruine von vornherein verneinen? Dies wäre äußerst günstig, denn noch mehr Parteien in dieser unsäglichen Angelegenheit, und dies nach dem Krieg gegen die Orken, würden das Reich auf nicht tragbare Weise schwächen. Auch die Kirche wird Euch also unterstützen. Der Hoheprieser der Lebankirche wird Euch persönlich begleiten, um die Ausgrabungsstätte mit seinen Tempelrittern zu sichern. Auch hoffen die Lebaner, eine Aufklärung für die Tirinaither zu erringen, die in der Umgebung der Ruine verschwunden sein sollen.
(...)
Hinweise auf Blutmagie konnte die Academia indes nicht feststellen, wohl aber nähren die unsäglichen Gerüchte, die Caiphas von Caenor gestreut hat, den Volksglauben an den Vampyr, wie er schon in Tectaria schreckliche Kreise und Verfolgungen nach sich gezogen hatte. Sollten sich allerdings bestimmte Gerüchte bestätigen, so lasst es mich in einer Eildepesche wissen. Ich setze Eure Diskretion natürlich voraus, dies tut auch Cyrios von der Inquisition.
(...)
Abschließend möchte ich Euch gratulieren zur Kontaktaufnahme mit den Tirinaithern, deren magische Kenntnisse von großem Wert sein dürften. Die Forschungen des Euripedeon, wonach bestimmte magische Ströme nicht nur in den Elementarknoten, sondern auch in der Sonne selbst ihre Ursprünge haben, sind aus unserer Sicht hier bestätigt worden. Eine bahnbrechende Erkenntnis, Herr Klammberg!
Zur dem anderen Gesuch eine kurze Anmerkung: Einen Zusammenhang zwischen den Traumwächtern aus den Legenden und den Tirinaithern zu finden, scheint eine etwas vage Angelegenheit zu sein. Wohl aber unterstützen wir jede faktische Erkenntnis, die sich aus den anderen Nachforschungen dazu ergeben könnte. Vielleicht - wenn Ihr nun uns eine vage Vermutung gestatten wollt - kann die Geschichte des Unberührbaren und seines Erzfeindes, dem Dybbuk aus dem Mythos des Vampyrs (ich erwähnte bereits die Hexenjagden, die man deshalb in Tectaria machte, wir wollen dies hier nicht wiederholt sehen; dennoch bedarf es einer endgültigen Klärung) in das Reich der Mythen verwiesen werden, wo sie besser aufgehoben wäre.

Statistik:Verfasst von Tharon — 03 Jul 2017, 16:11


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2017-06-29T15:08:44+01:002017-06-29T15:08:44+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=2087&p=15822#p15822 <![CDATA[Ereignisse in Bretonia • Re: Die letzte Sphäre]]> Vier Söhne Oder: Die Wandlung wandelt selbst.

Alte und neuere Aufzeichnungen eines Ecaloscopes, das sehr weit gereist ist. Entdeckt und gesammelt von Taynos und Maestlin, Gelehrte des Blauen Turms.


~~~


I.
Gespräch zwischen zwei Gelehrten, Datum unbekannt. Das Knistern eines Kaminfeuers ist zu vernehmen.

ALBERTUS MAGNUS:
Sagt, werter Archimedon, wie steht es also um das Pan-Prinzip? Geht Ihr konform mit meiner Annahme, dass nicht nur ein Erreichen des Mysteriums, sondern ebenso das Manipulieren desselben im Rahmen einer entropischen Energiewandlung zwingend anzunehmen wäre?

ARCHIMEDON:
Ich stimme Euch zu, werter Albertus. Doch in einem Gespräch mit Gerhold von Carmon habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass das Mysterium möglicherweise nicht für uns Menschen gedacht ist. Manches muss unberührt bleiben, und vielleicht nennt man es nicht umsonst das Letzte Geheimnis.

ALBERTUS MAGNUS:
Und doch forscht Ihr wie besessen auf diesem Gebiet. Ihr habt viele Bewunderer. Euer "Kreisumfang" wurde schneller verboten als alle anderen sogenannten häretischen Werke. Und ich habe ebenso vernommen, dass Ihr eine Reise plant. Wie steht es damit?

ARCHIMEDON:
Ein Erforschen des Mysteriums ist nicht gleichzusetzen mit einem Bereisen desselben, mein Freund. Ich glaube, wir müssen äußerst vorsichtig sein, denn alles gesammelte Wissen ist höchst sensibel. Was die Reise betrifft, so erhoffe ich mir davon eine Erhellung bezüglich des Mythos des Allwissenden Erzählers, der aus einem geheimen Buch heraus die Geschicke der Welt lenken soll. Ihr wisst, wie gefährlich dieser Mythos ist. Vielleicht kann ich ihn entkräften. Desweiteren dürfte es neue Erkenntnisse über den Remigius-Lazarus-Komplex ergeben, der durch den Kult des Phaeton, der in der Provinz Polonia neue Nahrung gefunden hat, erst in Gang gesetzt wurde.

ALBERTUS MAGNUS:
Ihr würdet die Kirche stärken, würdet Ihr den Mythos entkräften. Wir haben so lange daran gearbeitet, eine Legende zu konstruieren, welche den Glauben in seinen Grundfesten erschüttern würde. Und nun wollt Ihr all das auf's Spiel setzen und verraten?

ARCHIMEDON:
Eine Legende ist das eine, eine Tatsache das andere. Ich persönlich fürchte, dass wir den Erzähler erschaffen haben, als wir unsere erste Reise zur Insel der Quelle unternommen haben. Ich habe Euch doch berichtet, dass Eure Theorie zur Entropie bewiesen wurde. Nun, ich fürchte der Glaube an einen allmächtigen Erzähler wurde dadurch ebenfalls zur Tatsache. Es widerspricht unserem festen Wunsch, unser eigenes Schicksal in dieser Welt zu lenken. Und wenn ich dann bedenke, dass Martus von Polonius die Schriften seines Vaters Emes zur Erforschung des Pytharischen Determinismus ausgerechnet in die Kolonie gebracht hat...ich denke, wir stecken bald in großen Schwierigkeiten.


II.
Befragung eines Zeugen vor einem tectarischen Kirchengericht, vermutlich um 14 n.G.B. Ab und an raunendes Publikum.

INQUISITOR:
Und habt Ihr etwas zu diesen Vorwürfen zu sagen, Herr Klammberg?

KLAMMBERG:
Mir ist bewusst, dass das Hohe Gericht es als sein erklärtes Ziel betrachtet, meine Familie zu verfolgen, weil mein Vater gemeinsam mit den Dienern des Meeres vor 30 Jahren in das verheißene Land aufgebrochen ist. Doch ich blieb. Ich bin dem Reich gegenüber loyal. Mir ist nicht klar, was die Anklage mit dieser Verhandlung erreichen will. Die Vorwürfe gegen mich und meine Ehefrau sind schon deshalb haltlos, weil meine Handlungen einzig Tectaria dienten.

INQUISITOR:
Ihr leugnet also nicht, dass Ihr Kontakte zu Liranus von Breton, dem Exkommunizierten und seiner rebellischen Freunde unterhaltet?

KLAMMBERG:
Wieso sollte ich es leugnen? Ich habe die Briefe, die ich erhalten habe, dem Gericht und auch dem Bischof der Provinz Breton vorgelegt. Bei der Heiligen Minerva, ich habe im Sinne unseres Volkes gehandelt, da ich davon ausgegangen bin, dass die Kirche interessiert wäre an Informationen über Liranus. Nach seinem Tod folgte sein Sohn Lirhan ihm auf den Thron. Doch viel wichtiger ist, dass auch in dem neuen Land Elementarknoten entdeckt wurden, die wir in einen Zusammenhang stellen mit den Ecaltanim und den sogenannten Dunklen Alten, wovon die Vorzeichen sprachen. Ist dies nicht wichtig für unser Land?

INQUISITOR:
Es ist nicht an Euch, Fragen zu stellen, Herr Klammberg! Doch um sie zu beantworten: Natürlich sind diese Informationen wichtig. Jedoch habt Ihr erstens nicht im Auftrag der Kirche gehandelt, und zweitens ist es jedem, der nicht direkt Angehöriger der Heiligen Unfehlbaren Inquisition ist, direkten Kontakt mit dem fremden Land und seinen ketzerischen Bewohnern aufzunehmen. Per Erlass der Enzyklika des Heiligen Mikael ist es Gewöhnlichen nicht gestattet, die Intentionen der Mutter Kirche und des Heiligen Stuhls zu hinterfragen oder zu interpretieren! Ich frage erneut: Gebt Ihr also zu, gegen diese Gesetze verstoßen zu haben?

KLAMMBERG:
Ich sage erneut, ich kann es nicht leugnen. Doch seht, was ich herausfand. Erkennt Ihr nicht, dass diese Fakten eine Gefahr für Tectaria darstellen?

INQUISITOR:
Zweifelt niemals die Weisheit dieses Gerichtes an. Natürlich sind wir uns im Klaren, was diese Informationen bedeuten. Und weil sie dem Land und der Mutter Kirche dienen, reduzieren wir die Todesstrafe und wandeln sie um in eine zehnjährige Erleuchtungsreise in die Kolonie südlich der Provinz Erivynia. Im dortigen Arbeitslager zur Körperlichen Segnung werdet Ihr Zeit haben, Euren Frevel zu überdenken. Abschließend wünschen wir eine Zusammenfassung, was Ihr bei Euren unerlaubten Nachforschungen über den Verbleib der Schriften des Heiligen Gelehrten herausgefunden habt. Wurden sie von Liranus mitgenommen oder waren diese Vermutungen falsch, sind sie also von anderen Subjekten entwendet worden?

KLAMMBERG:
Ich bitte das Hohe Gericht, meine Ehefrau von allem freizusprechen. Unter dieser Voraussetzung werde ich meine Erkenntnisse mit Euch teilen.

INQUISITION:
Das Gericht ist kein Basar, auf dem Ihr feilschen könnt wie die Gottlosen in Samariq! Jedoch zeichnet sich die Mutter Kirche durch Gnade und Liebe zum Volk aus. Das Gericht wird daher Eurem Antrag entsprechen. Wohl an, teilt uns die Erkenntnisse mit, Herr Klammberg.

KLAMMBERG:
Ich danke dem Hohen Gericht. Nun, meine Nachforschungen haben keinen Zweifel darüber gelassen, dass die Schriften des Heiligen Gelehrten mitnichten das neue Land erreicht haben. Mein Informant Alderin von Torbrin teilte mir mit, dass Liranus von Breton gar keine Kenntnisse von den Schriften hatte; ich habe daher weiter nachgeforscht: Es gibt Grund zur Annahme, dass der Foliant von der Familie Polonius entwendet worden ist. Und, wie das Hohe Gericht weiß, befindet sich der Großteil der Familie Polonius auf dem Weg nach Marjastika zur Erforschung der Mythen der sogenannten Königin des Westens.


III.
Gespräch eines unbekannten Gelehrten mit einer Kreatur, Datum unbekannt. Im Hintergrund das Rauschen von Wasser.

GELEHRTER:
Bei den Engeln des Herrn! Was geschieht hier? Was... was... bist du, Kreatur? Kannst du sprechen?

HOMUNCULUS:
Ich kann hören, ich kann sehen, gehen, riechen und schmecken. Und offensichtlich kann ich auch sprechen.

GELEHRTER:
Doch wie ist es möglich? Alles, was ich wollte, ist diese Schriften endlich zu vernichten. Aber das verfluchte Buch ist immun gegen jedes Feuer. Ich kann es nicht zerreissen, ich kann es nicht zerstören. Es musste versenkt werden!

HOMUNCULUS:
Ach, erwähnte ich, dass ich auch des Lesens mächtig bin? Ich kann alles, was du kannst. In deinem Büchlein stehen viele Dinge, ja, viele Dinge.

GELEHRTER:
Mich deucht, ich verliere den Verstand. Der Herr prüft und bestraft mich, das ist es. Für all den Frevel, den ich begangen habe! Weiche, Dämon der Versuchung!

HOMUNCULUS:
Ach, nenn mich nicht so. Nenn mich den Homunculus. Erinnerst du dich an das, was du über den Körperlosen geschrieben hast, und was du über den Dybbuk weißt?

GELEHRTER:
Ich...muss mich sammeln... Ja, ich erinnere mich. Aber das sind doch bloß Theorien, die nach der Erkundung des Abyssariums stattfanden. Ist alles davon wahr?

HOMUNCULUS:
Nun, Vater, du hast den Noncorpus in deinen Schriften zur allgemeinen Geschichte der Welt und deiner Heimat im Speziellen erwähnt und beschrieben. Und jetzt, tata, bin ich hier! Das Wasser und der Schlamm haben mich gemacht, aber mein Geist kam durch die Zeilen, die du geschrieben hast. Gehen wir nun heim? Wollen wir noch ein wenig an deinen Formeln arbeiten?

GELEHRTER:
Du nennst mich Vater? Ich habe den Formeln des Polonius abgeschworen, ich will nicht noch mehr anrichten, nicht noch mehr Gefahr bringen.

HOMUNCULUS:
Ich bin dein Sohn, denn du hast mich gezeugt. Etwas ungewöhnlich, aber ich würde wohl sagen, dass es so ist. Es ist mir gleich, welchen Weg du nun beschreitest, aber ich muss noch mehr wissen. Und wenn du nicht willig bist, ich brauche dich nicht. Ich habe alles, was ich benötige. Es steht alles in deinem Buch, Vater.

GELEHRTER:
Nein, du sollst es nicht haben, niemand darf es haben!

Ein lautes platschendes Geräusch, dann wohl ein Handgemenge, ein Kampf. Schließlich Stille, bis auf das Rauschen von Wasser.


IV.
Selbstgespräch und Bericht eines unbekannten tectarischen Gelehrten, vermutlich 13 n.G.B. Das Surren eines Ecaloscopes ist laut zu hören.

Die vor einigen Wochen begonnenen Aufzeichnungen ergeben ein interessantes Bild, die polonischen Formeln betreffend. Nicht nur vereinfachen sie die Berechnung des archimedischen Kreisumfangs, sie scheinen ebenso zu korrespondieren mit den Verschränkungstheorien, die von Euripedeon einst auf Basis der Glan'schen Schöpfungsideen aufgestellt worden sind. Dass dies nicht nur äußerst bahnbrechend, sondern ebenfalls gefährlich sein kann, muss nicht extra erwähnt werden. Die Berichte über die Metalle im Lande Marjastika lassen den Rückschluss zu, dass die Theorie nur dort getestet werden kann. Sollte es dort ähnliche magische Ströme geben wie sie an den tectarischen Elementarknoten und in den Proben des Quellwassers gemessen werden konnten, würde dies bedeuten, dass diese Knoten die gesamte bekannte und auch unbekannte Welt umspannen.
Die Entdeckung der Heilquelle in der Provinz Breton vor einigen Jahren hat tatsächlich viele der vorsichtig formulierten Hypothesen, begonnen beim Pan-Prinzip und endend bei der microcosmischen Verschränkung, bestätigt und bewiesen. Es ist natürlich eine Schande, dass der Heilige Gelehrte vor der Entdeckung der Inhalte des Quellwassers seine Schriften zerstört hat. Wie hilfreich die historischen Aufzeichnungen nun wären, im Zusammenhang mit den polonischen Formeln, deren selbstwandelnde Wandlung ohne irgendeine magisch erkennbare Ursache physischer oder metaphysischer Natur vonstatten geht! Aber wir müssen uns wohl dem Ganzen fügen, wie Vater immer zu sagen pflegte. Ich hoffe nur, dass Emes und die anderen bald zurückkehren, denn ich benötige dringend die Untersuchungsergebnisse den Stein des Himmels betreffend. So nennt die Kirche es natürlich. Dass es ein simpler Meteor ist, darf natürlich nicht ausgesprochen werden. Aber was die Geistlichen als Zeichen des Herrn deuten, ist in Wahrheit viel mehr: Der Beweis, dass nicht nur die Tirinaither ihre magischen Kräfte durch die Zenthyr erhalten haben, sondern ebenso dass Phaeton weder ein Engel des Herrn noch ein in anderer Weise Erleuchteter war. Auch ist er kein metaphysicher Mythos, sondern gehört zu den Ergebnissen einer polonischen selbstwandelnden Wandlung!
Ich bestreite nicht die entropischen Theorien des Albertus Magnus, sie haben ohne Zweifel ihre Bedeutung und erklären das Verhalten vieler Phänomene. Jedoch geht dem eine polonische Konstruktion hervor, die besagt, dass die Magomathik im Gegensatz zur Mathematik praktische Ergebnisse erzielt und eine Entropie geradezu voraussetzt UND erzeugt. Ach, wenn ich doch nur das Verbotene Buch des Heiligen Gelehrten in die Finger kriegen würde, ich könnte noch viel mehr tun als meine Thesen einfach nur zu beweisen. Ich könnte Energie aus dem Nichts erzeugen!

Statistik:Verfasst von Tharon — 29 Jun 2017, 15:08


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2017-06-24T14:25:32+01:002017-06-24T14:25:32+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=2087&p=15819#p15819 <![CDATA[Ereignisse in Bretonia • Re: Die letzte Sphäre]]>
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Die Transmutation und microcosmische Teleportation von Form und Geist

Wie Euripedeon bewiesen hat, ist es im Sinne einer großen vereinheitlichten Theorie von Macrocosmos und Microcosmos nur eine Frage des Willens und der Zeit, bis die Theorien eine praktische Anwendung zur Erklärung des Wesens der Welt ergeben werden. Eine Untersuchung der Proben von der Quelleninsel zeigen, dass im dortigen Wasser eine erhöhte Konzentration der Körperchen zu entdecken ist, welche die Regeneration der nächst größeren Einheit, der Zelle, und ihrer Nachbarkörper kleinerer und größerer Ordnung fördert. Außerdem - und dies scheint das noch bemerkenswertere Ergebnis zu sein - besteht eine Verbindung zwischen dem Himmelsgestirn und besagtem Wasser und der darin enthaltenen microscopischen Körper.
(Es sei an dieser Stelle dem Laien gegenüber angemerkt, dass diese Körper kein Leben im eigentlichen Sinne sind, sondern dass sie es sind, die Leben formen können.)
Diese Verbindung, basierend auf der von Euripedeon bewiesenen Verschränkung, ist es, welche erstens die sieben Sphären verbindet wie eine Art Faden, an welchem sie hängen. Zweitens erzeugt sie den Beweis für die von Pytharas geäußerte Hypothese, dass das Pan-Prinzip keine nur philosophische Spielerei des Pantheus Phynaron aus der Schule der prätectarischen Sophisten ist, sondern ein physisch anwendbares Konstrukt zur Invocation und sogar Exportierung gedachter Phantasmagorien.
(...)
Hier ein praktisches Beispiel, das mehr sein will als nur eine Veranschaulichung: Man nehme den Mythos der Lieder, die in das Mysterium führen. Nicht nur kennen wir das Sternbild des Orion, welches das letzte Geheimnis behüten soll (und damit ist es physisch präsent!), sondern ebenso den Asteroiden Xibalba, der das erste Mal beschrieben wurde von Emes und Stephanus Polonius. Er gilt als Vorhof des Mysteriums und liegt im Nebel des Orion. Außerdem gibt es konkrete Beweise für die Transmutation von Gedanken und Auren. Mit Hilfe der kleinsten denkbaren Körperchen war es gelungen, die Aura und den Geist der heiligen Minerva von Patrocles in einen simplen Trägergegenstand, der in diesem Fall als Tangente UND gleichsam als Aurensammler diente, zu überführen. Diese microscopische Teleportation von Form und Geist im Zusammenhang mit der von Euripedeon zusammengefassten Verschränkung aller Dinge wird es sein, die uns den Weg zum letzten Geheimnis offenbaren wird.
Es erklärt außerdem das entropische Prinzip von Albertus Magnus III., genannt Zwiestein, nach den Zwillingsbergen seiner Heimat Faror.

(aus: 'Zum Beweis berühmter Hypothesen', von Phlegethos Klammberg, Hofarchivar zu Breton.)

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Über den Vampir

Wohl vieles ist in die nicht selten widergöttlichen Sphären des Spekulativen einzuordnen, was wir zu wissen glauben über jene blutsaugenden Dämonen, die der Feind jeder Schöpfung sind und welche in der Nacht durch die Fenster der Häuser der Gottesfürchtigen steigen, um Vater und Mutter zu töten, ihnen den Lebenssaft zu rauben, bis sie ausgetrocknet sind wie die legendäre Äonenblume, die der Herr den Provinzen im Jahr der Flammenpest schenkte, ihren Glauben zu festigen; die Kinder aber, jene wird der Ungöttliche mit sich nehmen, doch nicht - wie die Spukgeschichten aus Davoria suggerieren - um sie als willenlose Diener heranzuzüchten. Nein, Lügen wird er ihnen berichten, wie die armen Eltern vom Glauben abfielen und nun die Kirche sich ihrer annehmen werde! In Gestalt eines Mönches oder Priesters wird der Blutsauger sich ihnen zeigen, in einer verlassenen Kirche oder Abtei - deren Kreuze und Heiligenbilder er sorgsam entweiht hat - wird er ihnen die Unlehren seines falschen Glaubens beibringen; und wenn sie ausgewachsen, ja, dann wird der Dunkle sie verwandeln in seinesgleichen, auf dass sie Unfrieden und Schrecken wie er selbst in die Häuser der Gläubigen tragen!
(...)
Vergessen wir also Kreuze, Knoblauch und geweihtes Wasser. Aus welchen Gründen auch immer wirken die heiligen Reliquien nicht gegen die Blutsauger. Und Knoblauch, so erfolgreich man auch Krankheiten verhüten und besiegen kann - wie die Ketzerin Hildara von Bingenfurt richtig beschrieben hat (obschon ihre anderen Wesenheiten Anlass genug waren, sie zu richten!) - wirkt nicht im Geringsten gegen die Kräfte und die körperliche Gestalt des Vampirs. Ob Waffen aus Silber, geweiht unter den Augen eines Priesters, ihren Dienst tun, dies muss noch ergründet werden. Wehe dem, der so mutig und töricht zugleich ist, sich den Dienern des Meshiha Deghala zu stellen.
(...)
Denn man sagt, der Widersacher des Herrn selbst, habe die Vampire geschaffen, um als Rächer gegen die Schöpfung aufzutreten, nicht etwa - wie der Meshiha selbst - als Feind des Herrn (der sie ohne Zweifel in diesem Sinne trotzdem sind), sondern als Feind aller Menschen. Denn sie hassen alles, was lebt; was nicht ist wie sie, was ihnen nicht dient, was das Leben begrüßt, und das Gebot des Herrn, sich durch die Liebe zu vermehren, befolgt. Es ist nicht an uns, den Herrn anzuzweifeln, aber es scheint den Blutsaugern zu obliegen, all das Schöne, was der Herr in seiner Güte für uns gemacht hat, in den Schmutz zu zu ziehen. Denn sie beherrschen alles Niedere, das gemacht wurde, um uns zu prüfen. Sie verehren die fauligen Muscheln, die an den Schiffen nagen, sie verehren die Ratten, welche die Pest bringen. Und vor allem verehren sie die Fledermäuse, welche in der Nacht das Unhweil bringen und wie sie Blut trinken. Doch vor allen anderen beherrschen sie die Schlange, ist sie doch das Zeichen ihres furchtbaren Herrn, der auch den Allerersten von ihnen geschaffen hat. In einem Rad aus Feuer hat er Phaeton gezeugt, den Ersten Vampir. Und er herrscht über alle anderen, er sieht wie sie durch die Augen alles niederen Getiers, des Ungeziefers, der Schlangen und aller geschuppter Tiere. Denn er ist der Drache, der am Ende der Zeiten alle Gesandten des Herrn und die Sonne selbst verschlingen wird.

(aus: "Die Schemen und Kabale der Widergöttlichen, Zur Erleuchtung des Gläubigen", Tectaria, Unbekannter Verfasser.)

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Zur Entropie

Angenommen, ein Mensch steht an der gedachten Quelle der Wünsche, die Pantheus Phynaron zur Veranschaulichung der menschlichen Phantasie (die er als eigentlichen göttlichen Funken beschreibt, der uns trennt vom Tiere) konstruiert hat, um seine Ideen dem Leser näher zu bringen. Der Mensch, nennen wir ihn Pan, steht an der Quelle. Weiter angenommen: Er wirft seine Münze oder irgendeinen anderen ihm wertvollen Talisman in das Quellwasser und spricht seinen Wunsch aus, der sich alsdann als physische Manifestation des von Pan Gedachten präsentieren wird, in allen gewünschten und erdachten Qualitäten und Quantitäten, durch NICHTS zu unterscheiden von dem, was eigentlich nur der Herr erschaffen kann.
Müsste dann nicht, als Ausgleich für alle Dinge, nicht noch etwas geschehen? Denn bereits Pytharas hat gezeigt, dass der Cosmos homogen ist, dass nicht an einer Stelle mehr Materie oder Energie sein kann als an jedem anderen sichtbaren Ort des sogenannten Weltalls. Als Ausgleich für das Entstehen muss entweder noch etwas entstehen oder etwas anderes vergehen. Was aber, wenn beides gleichzeitig geschehen würde?
In unserem Gedankenexperiment hat Pan ein Ding geschaffen, und ganz gleich, ob es lebendig oder tot ist, ob es eine Seele hat oder nicht, etwas weiteres entsteht: Das Feld der sogenannten Entropie vergrößert sich.
(...)
Nun, was ist diese Entropie eigentlich? Mit dem Entstehen der Welt, des Cosmos, entstand gleichermaßen eine entgegengesetzte Kraft, welche proportional zum Wachstum aller Dinge zunimmt. So war dieses Feld der Entropie zuerst sehr klein und wäre wohl kaum oder gar nicht bestimmbar gewesen, wuchs dann aber erst in geringer und mit den Äonen immer größerer Geschwindigkeit an, denn so wie alles entsteht, so wird auch alles wieder vergehen. Nimmt das Maß an entropischer Energie zu und erreicht es eine kritische Menge, so dürfte der Cosmos zusammenstürzen in umgekehrte Weise wie er einst erschaffen worden war durch den göttlichen Funken.
(...)
Zurück zum Beispiel: Pan wünscht, es erscheint das gewünschte Ding, lebendig oder tot. Das Feld der Entropie wird also größer. Somit ist erstens etwas weiteres geschaffen worden, nämlich mehr Entropie. Und gleichermaßen ist etwas damit vergangen, zu Ende gegangen: Nichtentropische Energie, denn nichts kann am selben Platze sein. Somit kann dort, wo Entropie ist, nichts anderes mehr entstehen. Der Gedanke, den Rahid Marduk Al Fadim in seinen Schriften äußerte, nämlich dass die Entropie (die er "Hand des Meshiha Deghala" nannte) selbst eine physische Manifestation in Form eines Shaitan annehmen könne, ist darum mehr als beunruhigend, so man an diese Phänomene glauben will.

(aus: 'Legenden und Fakten, vermengt und zu Ende gedacht', von Albertus Magnus III.)

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Der Geist des Makrokosmus

Studierzimmer des Doktor Claudius. Nacht. Der Doktor am Schreibtisch, auf dem Boden das Zeichen des Makrokosmus.

CLAUDIUS.
In der Jugend oft verborgen
Haben des Gelehrten Sorgen
Sich geschlichen in des Doktors Heim,
Doch kann er weder Reim
Noch Sinn in allen Zeichen sehen!
Es zu verstehen,
Dies sei der Weisheit erster Schluss:
Ist kein Glauben, ist ein Muss!

Der Student tritt auf. Er betrachtet des Zeichen.

STUDENT.
Meister, die Kirchenglocken läuten schon zur Nacht.

CLAUDIUS.
Was hat der Glaube mir gebracht?
Die Lehre hab ich wohl studiert,
Es mit Gottesfurcht probiert.
Doch wie all die anderen Dinge,
Lieder, die ich schlafend singe,
Hat am Ende sich erwiesen,
Dass all die Engel ich besungen,
Mit Ehrfurcht in den sterblich Lungen
Mich am Ende stets verlassen.
Sag', muss ich sie nun hassen?

STUDENT.
Die Zeichen jener göttlichen Lieder
Woll'n sich später erst erfüllen,
Denn - und so heißt es immer wieder -
Der Herr hat seinen eig'nen Willen.
Doch sagt mir, Meister,
Der Herrscher von diesem Zeichen
Wie heißt er?

CLAUDIUS.
Willst du endlich von mir weichen?

Claudius verjagt seinen neugierigen Schüler.

CLAUDIUS.
Nun bin ich endlich ganz allein
Mit dir, du dunkler Geist.
Willst du mir ein Diener sein?
Dann sag mir wie du heißt!

Das Zeichen glüht in vielen Farben. Der Erdgeist erscheint.

ERDGEIST.
Ich bin der Herr des Makrokosmus. Und du hast mich gerufen, Frevler.

CLAUDIUS.
Mitnichten will ich Frevler sein,
Dein Zeichen hab ich wohl gelernt.
Verstand und Herz sind mein,
Die Seele hab ich schon entfernt.
Eine Frage treibt mich um
Und - danach bleib ich stumm -
Kannst du mir die Antwort nennen,
Mich in der Klarheit Licht verbrennen?

ERDGEIST.
Das Mysterium gehört keinem Menschen, Frevler. Weder dir, noch mir. Ich, der ich Kronos genannt werde, füge mich wie du.


(aus: "Das Puppenspiel vom Doktor Claudius. Ein altes Volksstück, überliefert durch die Gebrüder Grimold", ursprünglicher Verfasser: Zebonäus Miltoran.)

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Vom Shaitan

Von allen Djinnen, die der Meshiha Deghala mitsamt den Plagen über das Land bringt, ist Khaliq Schwarzstern wohl der, der den meisten Dämonologen aus der Schule des Lutherian geläufig sein sollte. Er gilt als der Verführer und Vergifter des Geistes, wird ihm in Samariq doch viel Unheil angelastet - und das wohl mit Recht. Wohl aber gibt es neben ihm und den im dritten Kapitel erörterten Efreeti, den Feuergeistern, noch andere Exemplare der Djinnenbrut, die per definitionem nicht etwa als Feinde des Herrn (oder in diesem Falle: Amurs) gelten, sondern als Feinde der Menschen selbst. Und auch wenn sie wie Khaliq Schwarzstern den Geist vernebeln können, so liegt die Stärke dieser Kreaturen in der Verführung und Vergiftung des Fleisches, des Körpers, der physischen Existenz ihrer Opfer, die sie verwandeln können in ihresgleichen oder in unmündige und willenlose Sklaven ihrer Befehle.
(...)
Wir nennen dieses Wesen einen "Shaitan". Nachträuber, Beherrscher von Ungeziefer und sogenannte "Durcheinanderbringer", was die korrekte Übersetzung des Wortes Shaitan ist. Es heißt, der Meshiha Deghala, der Teufel in der Religion der Hun, habe den ersten Shaitan selbst erschaffen aus den Überresten eines Engels Amurs, der Iblis genannt wurde. Und Iblis wandelte auf der Welt umher, um die Shaitan zu erschaffen, damit sie dem auserwählten Volk Amurs ein Feind sein würden.

(aus: 'Legenden Samariqs', zusammengetragen von Emes Polonius, Provinz Breton.)

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Die Geometrie des Macrocosmos

Bevor wir uns der kleinen Welt zuwenden, wollen wir uns dem Großen zuwenden, dem Macrocosmos. Wie schon Pytharas in seinem Standardwerk 'Enzyclopaedia Cosmologica' spekulierte (und wie es nun wenigstens unter unabhängigen Gelehrten Konsens zu werden scheint), sind die mathematischen Konstrukte des Rahid Marduk Al Fadim, die im Jahre des Kirchlichen Frühlings in unsere Heimat gelangt sind, eine erhebliche und mehr als nur gedankliche Grundlage, um einer Vereinheitlichen Theorie näher zu kommen. Sie ist vielmehr rechnerisches Fundament einer weitaus höheren und ihrer Gänze noch zu erfassenden Struktur des Cosmos, die durch den in Kapitel Siebenundsiebzig beschriebenen Kreisumfang des Gaußanäums in Davinus Davoricae (am Fluss Luminus gelegen) annähernd konstant dargestellt werden kann.
(...)
So ist denn auch die Einführung der 0 in Samariq und Tectaria ein nicht zu unterschätzender Segen für alle Mathematiker und Cosmologen, die dieses Phänomen ergründen wollen. Wenn nämlich das Pendel des Galearan Galoleum in der Lage ist, die Lage jener legendären Quelleninsel zu bestimmen, dann tut es nicht nur das, sondern beweist, dass mitnichten unsere Welt das Zentrum des Weltenalls um uns herum ist, sondern dass tatsächlich die Sonne selbst von uns umkreist wird und nicht andersherum. Der Geist des Macrocosmos steckt in allen Dingen, sagt man. In keinem anderen Fall wird es so deutlich wie hier. Wir können diese Theorie somit ohne Erklärungsnot ausweiten auf die uns bekannten Sphären, von denen einige - darunter das in Kapitel Zehn beschriebene Mathricodon - physisch präsent sind. Ich würde sogar noch weiter gehen und behaupten, dass jede Sphäre bereisbar ist, so sie denn (a) physisch vorhanden ist oder (b) Manifestation des Pan-Prinzipes ist: Dass nichts über den Gedanken hinaus gedacht werden kann, weil der Gedanke selbst durch das Gedachte Gegenwart und Körper wird, was jede Sphäre in Kategore (a) einordnet.

(aus: "Der Kreisumfang", von Archimedon.)

---

Die Microcosmische Verschränkung

Wie im Großen so ist auch im Kleinen eine Gesetzmäßigkeit zu erkennen. Wir würden nun spekulieren, dass diese Gesetze einander ähneln oder gar gleich sind, denn das Gesetz des Homogenen Cosmos (vergleiche dazu den 'Tractatus Mathricodonem' von Pytharas) besagt: "An allen Stellen des Cosmos ist alles gleich, ist immer dieselbe Menge von allem, ist Materie Materie und Energie Energie."
Doch dies ist nicht der Fall. Vielmehr scheint der Microcosmos eigenen Regeln zu folgen: Wie bereits vor vielen Jahren schon der als Ketzer gebrandmarkte Rasputius von Brioless im verbotenen Werk 'Des Glaubens größter Feind - Über das irdische Wissen' dargestellt hat, ist es eine Tatsache, dass alles Große aus vielen kleinen Dingen erschaffen ist. Die Raupe besteht aus Segmenten, die Segmente bestehen aus kleinen Zellen und eben jene aus vielen anderen kleinsten Dingen. Und so ist auch der Mensch, so ist alles, was der Herr geschaffen hat. Und das Kleine formt gemeinsam, indem es wie Zahnräder einer Maschine ineinander greift, das Große. So ist denn auch das Gestirn über uns, die Erde und das Meer unter uns, ja alles Getier und Leben Summe von Teilen, die erleuchtet durch den göttlichen Funken erst das werden, was das Werden selbst ist: Wachstum und Größe.
(...)
Und die allerkleinsten Teile, sie sind das, was nicht weiter geteilt werden kann (Atomimus von Glan nannte dies "des Herrn Glanz im Allerkleinsten", siehe: 'Die Schöpfung als kosmisches Prinzip'). Kann man sie auch nicht weiter spalten, so sind sie doch in ihrer Winzigkeit das Mächtigste unter der Sonne des Herrn. Denn sie können an mehreren Stellen gleichzeitig sein. Sie sind die kleinsten Körperchen im Cosmos, aber sie bewegen sich gleichsam wie die Wellen eines Meeres und wie der Stein, der die Wellen erzeugen kann. Ein gutes Experiment und Beispiel für dieses Prinzip ist das von der Kirche als Magie verbotene, unter den Naturphilosophen der Schule des Pytharas aber als Beweis gefeierte "Experiment des Sardonicus":
Man nehme ein Ecaloscop auf der einen und eine metallene Wand auf der anderen Seite einer weiteren Wand, in die wir zwei Schlitze gesägt haben. Wir haben also das Ecaloscop als Lichtquelle und eine Wand als Empfänger dieses Lichtes. Und zwischen beiden ist die Wand mit den Spalten. Wenn nun das Ecaloscop mehrere kurze Lichtstöße abgibt, dann fällt das Licht an die mittlere Wand, aber einige Lichtstöße treffen auf die Spalten und gehen natürlich hindurch an die hintere Wand. Das Ergebnis wird irritieren: Nicht etwa nur an zwei Stellen der hinteren Wand erscheint das Licht, das durch die Spalten gegangen ist, sondern ebenso an Stellen, wo kein Licht hätte auftreffen können, da die mittlere Wand ja zwischen Ecalsoscop und empfangender Wand steht! Wie ist dies zu erklären? Nun, es ist einfach: Das Licht besteht aus den kleinsten Körperchen, die nicht weiter geteilt werden können. Aber sie bewegen sich wie die Wellen des Meeres. Und sie interagieren miteinander, sodass sie am Ende auf der gesamten Wand auftreffen können. Der Grund dafür liegt in ihrem Wesen: Die Wellen, die das Licht erzeugt, repräsentieren einen MÖGLICHEN Ort, an dem ein solches Körperchen anzutreffen ist. Doch sobald wir das Verhalten des Lichtes und damit der Körperchen studieren und messen, kollabiert diese Welle und wir finden ein Körperchen dort, wo das Licht an der Empfängerwand zu sehen ist - wenngleich die Möglichkeit besteht, dass es an ganz anderer Stelle ebenso existiert. Ist dies Magie? Nein, es ist ein Prinzip der Natur: Dass alles Wirkung einer vorhergehenden Ursache ist! Und da wir selbst aus diesen Körperchen bestehen, manipulieren wir deren Verhalten stets, wenn wir sie messen.
(...)
Wir konnten mit der Formel des Feynberg beweisen, dass die Körperchen im ganzen Macrocosmos bestehen und im Microcosmos ersteren formen. Weitergehend muss ausgeführt werden, dass die Körperchen über große, riesige Entfernungen miteinander in Verbindung stehen. Verändert man das eine, dann reagiert das andere. Diese Verschränkung ist es, welche der Schlüssel zur Kommunikation über Ecaloscope sein muss. Und wenn ein Ecaloscop ausreicht, ein solches Körperchen zu manipulieren und wenn die siebte Sphäre ebenfalls daraus besteht, dann ist eine Reise an eben jenen Ort nur noch eine Frage der Zeit.

(aus: 'Von Wahrheit und Mythos', von Euripedeon von Marmuca.)

Statistik:Verfasst von Tharon — 24 Jun 2017, 14:25


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2017-06-20T13:40:58+01:002017-06-20T13:40:58+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=2087&p=15815#p15815 <![CDATA[Ereignisse in Bretonia • Re: Die letzte Sphäre]]> Tractatus II

Leben und Wirken Phaetons Oder: Der vergessene Sohn


Ahnen

Liras und Leban, die Engel des Herrn, stiegen auf in die Reihen ihres Vaters und jener heidnischen Brüder und Schwestern, deren Existenz selbst der Vater von allen nicht leugnen konnte - und ob Seiner Gerechtigkeit auch nicht wollte. Zwar war es schadhaft, den wilden Männern und Weibern Valhalls zu huldigen, die grünen Vettern und Cousinen aus der Anderwelt anzurufen, doch ebenso liebte der Herr, dessen Name in Samariq Amur lautet und der in Tectaria keinen Namen trägt, die Vielfalt unter dem Himmelszelt, das Er, nur Er allein geschaffen hat. Und so hieß Er Liras und Leban willkommen an Seiner Seite.
"Eines Tages werdet ihr mich verlassen, meine lieben Söhne, denn einer aus dem Volk, das meines ist, wird über die große See fahren, und man wird ein neues Land, das ich aus Varathessa geformt habe, finden, und es wird seinen Namen tragen, und ihr werdet seine Herren sein, denn so steht es in dem Verbotenen Buch. Aber nun kommt an meine Seite und schaut in das Licht der Sonne, Liras, der du den Himmelswagen fährst, und Leban, der du die Sonne trägst, damit sie nicht auf die Menschen fallen kann und damit mein Licht immer scheint", sagte Er, der ist der Herr der Welt.
Und Seine Söhne Liras und Leban verstanden, und sie waren folgsam, und Liras fuhr den Himmelswagen, damit die Sterne, die gestorbenen Brüder und Schwestern, immer das Licht sehen, und Leban hielt die Sonne fest, damit sie nie auf die Menschen fallen würde und damit das Licht des Herrn immer scheint.

Zeugung

Und weiter stand in dem Verbotenen Buch geschrieben, dass Liras und Leban jeden Sonntag in die Welt der Sterblichen gingen, um in anderer Gestalt unter ihnen zu wandeln, weil der Herr neugierig war: Denn Er, der Herr der Welt, wollte wissen, ob genug Frömmigkeit unter den Menschen herrschte. Er, der dabei war, als Kronos das Verbotene Buch in das Mysterium gelegt hatte, wollte sehen, ob der Glaube unter den Menschen gefestigt war.
Aber da geschah der Brudermord. Kenan tötete seinen Bruder Abil, und der Herr schützte fortan Kenan, damit kein Mensch Rache üben würde an den, den Er von allen Menschen am meisten liebte. Er führte Kenan in das Mysterium, wo er das Verbotene Buch fand und sah, dass Kronos eine Schreibfeder und leere Seiten hinterlassen hatte; und Kenan umarmte die Zenthyr, die Engel der Träume, denn sie umarmten ihn und hießen ihn willkommen. Der Herr aber spürte Zorn gegen alle Menschen, denn die Frömmigkeit und Unschuld waren fort; so vertrieb Er sie aus seinem Garten, dass sie fortan in tausend Sprachen sprechen würden und auf der irdischen Welt wandeln sollten. Und im Verbotenen Buch begann der Zyklus des Falls des Menschen.
Doch Liras und Leban hatten Mitleid mit den Menschen, die nun glaubten, dass der Herr sie verlassen hatte. Sie fanden ein Mädchen von fünzehn Jahren, das weinend unter einer Erle saß und das Wort des Herrn nicht mehr sprechen konnte, denn der Herr hatte allen Frauen die Sprache genommen, auf dass sie dem Manne Untertan sei. "Dies ist nicht gerecht", sagte Liras. "Dies ist nicht gerecht", wiederholte sein Bruder Leban. So gaben sie dem Mädchen und allen Weibern die Sprache zurück, und die Menschen begannen, sich zu vermehren. Denn nur wenn Mann und Frau einander gegensätzlich sind, können sie fruchtbar sein.
Und das Mädchen Isabella erkannte Liras und Leban und spreizte ihren Leib, wie es Brauch war. Es war Liras und Leban verboten, mit den Sterblichen zu verkehren, aber ihre Frucht war schön, und sie erkannten Isabella. Und wie der Herr es einst befohlen hatte, vergingen 270 Tage, und der Leib des Mädchens wurde üppig, und sie gebar einen Sohn. Sie gab ihm den Namen Phaeton, denn in seinen Augen war das Licht der Sonne.

Jugend

Der Herr war voller Zorn, als er des Kindes ansichtig wurde, denn Liras und Leban hielten es mit stolz an das Licht der Sonne des Herrn. "Schau, Vater, er ist wie du, in seinen Augen ist das Licht", riefen sie beide.
"Ich erkenne ihn nicht, er ist nicht meines Blutes", sprach Er zornig, und verschloss die himmlischen Hallen, damit Phaeton der Zugang für immer verwehrt bleiben sollte.
So kam es, dass Phaeton allein bei seiner Mutter aufwuchs, und sie lehrte ihm die Kräuterkunde und wie man ein Tier schächtet, und was die reinen und unreinen Speisen waren. Von seinen Vätern Liras und Leban hatte er nie gehört. Und Isabella sah, dass Phaetons Liebe vor allem den Ausgestoßenen und den Unreinen galt, den Ratten, Mäusen und Schlangen, den Eulen und Fledermäusen, dem Ungeziefer der Erde und denen, die das Aas fressen. "Sind wir nicht alle gleich in den Augen des Herrn?", fragte er seine Mutter, doch sie wusste keine Antwort darauf und dachte an das Unrecht, das ihr und ihrem Sohn getan worden war.
Liras und Leban verfielen in eine große Trauer, denn sie konnten ihren Vater nicht mehr verstehen, denn Er war nun ohne Mitleid und ohne Gnade. Ihren Trost suchten sie bei der Frau Isabella, und aus Liras Träne und ihrer Frucht wurde Remigius, und aus Lebans Träne und ihrer Frucht wurde Lazarus. Und Remigius Name bedeutete der Ruderer, denn er würde eines Tages zur Verbotenen Insel fahren, wo das Verbotene Buch von Kronos gefunden worden war, und er würde die Pflanze des Herrn, den Urmohn, finden. Und Lazarus Name bedeutete dem der Herr geholfen hat, denn er würde eines Tages der Finsternis den Schrecken nehmen, auf der Verbotenen Insel, wo die Luft erstickt und wo das Wasser ertrinkt.
Und Phaeton begrüßte seine Brüder, und sie lebten lange glücklich.

Sturz

Aber Remigius hielt sich für den Weisen unter den drei Brüdern, und Lazarus hielt sich für den Klugen unter den drei Brüdern. Wann immer seine Brüder in einen Zwist verfielen, denn der Fall des Menschen, der Brudermord und der Zyklus hatten beide, Remigius und Lazarus, verflucht, hob Phaeton die Arme und schlichtete den Streit. Dann nahm der die Waage und legte eine Feder auf die erste Schale, dann nahm er das Herz des einen und das Herz des anderen und legte sie auf die zweite Schale. "Seht, nicht einmal beide eure Herzen sind schwerer als diese Feder, ihr gehört zusammen." Und Phaeton in seiner Bescheidenheit war der klügste und der weiseste von den drei Brüdern, die alle gleich viel von ihrer Mutter geliebt wurden. Und in Tectaria erlebten die drei Brüder schöne Tage, denn die Mönche brachten ihnen die Geheimnisse der Welt bei.
Doch eines Tages kamen Liras und Leban und schauten auf ihre Söhne. "Du, Phaeton, bist der Erstgeborene. Und wenn wir nicht mehr sind, denn auch die Zeit der Götter kann begrenzt sein, denn so will es das Mysterium von Cüd und so will es das Verbotene Buch, das Kronos auf der Insel des Himmelseisens gefunden hat, dann wirst du unseren Platz einnehmen."
Und Lazarus senkte sein Haupt, denn er glaubte, seine Klugheit hätte ihm das Anrecht auf den Platz im Himmel gegeben, aber er sprach kein Wort, denn Du sollst nicht das Wort erheben gegen Vater und Mutter, denn Du würdest das Wort erheben gegen Den, der die Welt gemacht hat. Aber Remigius hob stolz sein Haupt und sprach: "Aber ich bin weiser als meine Brüder, der Platz sollte mir gehören."
"Es ist nicht an dir, zu entscheiden", sprachen Liras und Leban, und damit war der Streit beendet.
Drei mal drei Wochen später sprach Remigius zu Phaeton: "Mein lieber Bruder, ich neide dir den Platz, aber ich freue mich für dich. Aber sage mir, bist du würdig? Beweise es mir, dir selbst und unseren Erzeugern Liras und Leban, indem du den Himmelswagen nimmst und durch die Sonne gleitest, ohne zu verbrennen."
Und Phaeton glaubte, dass es das Gesetz des Herrn wäre, um die Nachfolge zu bestimmen. Denn warum sollte sein weiser Bruder lügen? Und Lazarus warnte Phaeton: "Sei achtsam, Bruder, denn die Zunge meines Bruders spricht nie deutlich, was er will." Aber Phaeton sah das Feuer des Himmelswagens, bestieg das Gefährt und fuhr zur Sonne, die der Herr selbst ist.
Phaeton verbrannte nicht, aber er stieß an die Sonne, und Leban konnte sie nicht mehr halten. Liras war voller Zorn, und der Herr war voller Zorn, denn nun gab es Tag und Nacht. Nun musste Leban in der Nacht den Menschen leuchten, so wie es Liras am Tage tut. Und Remigius und Lazarus trennten sich wie ihre Väter, und nach dem Fall der Menschen von Cüd war es das zweite Mal, dass ein Streit unter Brüdern einen Fall zu verantworten hatte: Den Fall der Engel.
Denn Remigius musste fortan versteckt durch die Sphären wandern, und Lazarus musste fortan verborgen durch die Zeiten wandern.
Aber keine Strafe war schlimmer als die für Phaeton, denn Liras und Leban und der Herr selbst schleuderten ihn auf die Erde, wo die Sterblichen waren. Sie raubten ihn seiner Kleidung, dass er nackt wäre und dass er frieren würde, und sie verfluchten seinen Namen und sein Blut, auf dass nur noch das Blut Lebender ihn satt machen würde. Und Phaeton machte sich die niederen Tiere und alles Unreine zu seinen Untertanen, und er nahm die Gestalten vieler Menschen an, damit man ihn nicht finden würde, und er zeugte andere, die waren wie er und er machte sich Diener, die seine Augen und Ohren sein würden.
Und nach den Jahrhunderten fand er das Volk der Nephyr, das ihn zu den Sternen brachte, wo sie im Vorhof des Mysteriums ihre Heerschar sammelten, und sie fielen ein in das Mysterium, ließen die Engel der Träume gehen, auf dass diese den Verstand verloren. Und Phaeton fand Kenan, und er fand das Verbotene Buch, das nun zum Werkzeug seiner Rache gegen seine Väter, den Herrn, seine Brüder und alle anderen Götzen und denen, die sie anbeten, wurde. Und er ließ seinen Namen aus dem Buch tilgen, damit er vergessen werden würde und keiner vorsichtig wäre, denn er greift an, wenn du es nicht weißt und wenn du allein bist wie er es war.

Statistik:Verfasst von Tharon — 20 Jun 2017, 13:40


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2017-06-17T14:49:48+01:002017-06-17T14:49:48+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=2087&p=15810#p15810 <![CDATA[Ereignisse in Bretonia • Re: Die letzte Sphäre]]> Das Mysterium von Cüd

(Auszüge aus dem "Verbotenen Buch". Überlieferte und erhaltene Schriften des sogenannten Erzählers. Die Schriften, teils auf Pergament, andere wiederum auf Papyrus beschrieben, wurden im Juni 1912 im Koffer einer Verstorbenen entdeckt. Die Tote gehörte zu den Opfern eines großen Schiffsunglücks, das sich zwei Monate zuvor zugetragen hatte. Wie die junge Frau an diese Dokumente gelangt ist, konnte nie abschließend geklärt werden. Einhellige Meinung ist aber, dass sie über besondere Gaben verfügt haben musste: Die Frau beschrieb das Unglück, welches das Schiff in die Tiefe gerissen hat, in allen Einzelheiten in ihrem Tagebuch - und dies Wochen vorher. Für den Eisberg jedoch hatte sie eine ungewöhnliche Beschreibung. Im Tagebuch heißt es, "der Jäger aus der Kälte" werde seinem Zorn freien Lauf lassen, denn die "Menschen haben den alten Glauben verloren und huldigen neuen Göttern, die aus Geld, Eisen, Feuer und Blitzen bestehen".
Vielleicht werden wir auf diese Weise herausfinden, wie die Postmoderne Pest und die Neue Eiszeit bekämpft werden können. Das Überleben der Menschheit liegt in unserer Hand.
--- Lethan Samuel Klamm, Erforscher der Meere, aufgezeichnet in Kristall 47-A, im Jahre 378 nach der Flut, 10312 nach alter Zeitrechnung Terras.)

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Tractatus I

Der Mann hinter der Stimme Oder: Zeichen und Wunder


Wehe dem Tag, an dem der Jäger sie entdecken würde

Er spürte die Kälte nicht, trotzdem sie sich ausbreitete wie der Nebel in einer warmen Sommernacht, wenn der Regen und Sturm wieder dicht hinter dünnen Wolken verschwanden, um an anderer Stelle das Land zu verheeren. Hier jedoch gab es kein Land. Zumindest keines, das sichtbar gewesen wäre. Hier herrschte nur das Eis. Und der Jäger aus der Kälte. Auch wenn Dholon der Winterkönig war, so hätte man ihn ebenso Hofnarr oder Herold nennen können; zwar entsandte er die Krieger und Eiswesen in den Süden, doch dies geschah nur, um den Willen des Jägers zu erfüllen. Denn der Jäger aus der Kälte war der eigentliche Herr über Eis, Schnee und Düsternis. Der Thron des Winters, das Erbe Fimbuls, schmerzte Dholon. Die Eiskristalle bohrten sich Tag um Tag tiefer in seinen kalten Leib. Auch wenn er die Kälte nicht zu fühlen vermochte - die Dornen der Dunkelheit spürte er umso mehr, wenn sein fahles Fleisch wie in Fetzen immer weiter zerschnitten wurde, wenn er seine eigenen grauen Knochen sah, die langsam mit dem Thron zu verwachsen schienen.
In diesen Augenblicken wünschte Dholon sich zurück in die unbeschwerte Zeit, zurück in die Tage des Sommers, als er Khelain gefunden hatte und sie liebte; weit weg in die Monate der Sicherheit und des Zusammenseins, noch weiter zurück, in die wärmenden Arme Mellwens. Aber all das war nun vorüber. Da waren nur noch das Eis und die Furcht, der Hass und das Ziel. Immer wenn sich sein Herz zu erweichen drohte und er die Aufgabe ablegen, den Mantel der Nacht abstreifen und die Kristallkrone zerschmettern wollte, erinnerten ihn die Dornen daran, dass er nicht mehr Dholon war. Nicht mehr der junge Elaya, der die Lieder gesungen hatte - er war der Winterkönig, der Ormurs rechtmäßigen Platz gestohlen hatte. Und seit er herrschte, im Namen des Jägers, herrschte auch der Winter in diesem Land. Ein Winter, den sein gesichtsloser Meister wie eine Decke aus Tod und Furcht über alle Lande zu werfen gedachte. Fort waren die Tage Ormurs, des wahren Winterkönigs. Fort waren die Eisfeen und Schneegnome, die den Kindern Geschenke brachten, wenn die Feste des Winters nahten; fort war der leichte erste Schnee, der die Menschen nach warmen Sommertagen erfreuen konnten - nein, da war nur noch Frost, und der Schnee war schwer wie Blei und das Eis scharf wie Stahl. Nichts von Schönheit war geblieben, und Dholon weinte, wenn er fühlte, dass sein Herz sich daran erfreuen wollte - so wie der Jäger aus der Kälte es ihm jeden Tag befohlen hatte, nachdem er ihn an den Thron geschmiedet hatte. Sein Herr und Meister war ein Wesen ohne Gesicht, ohne Herz, ohne Leib. Und doch war er überall, denn er war das Eis selbst. Er war auch die Schwärze, die hinter Dholons Thron lauerte. Und jetzt hatte der Jäger Gefangene. Gwayan Einohr und die Alte Krähe der Vestfold. Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis er auch sie zu seinen Dienern machen würde.
Und wer dem Jäger aus der Kälte dient, der verliert seinen Willen, sein Herz und all die Liebe, die er vielleicht für die Welt und ihre Bewohner empfunden haben mochte. Denn der Jäger aus der Kälte war nicht nur ohne Gesicht, er war auch ohne Seele. Es gab nichts, das ihn erfreuen konnte. Nichts, das er noch lieben konnte. Einst war er ein Gigant und Sohn einer lieblichen Mutter gewesen. Aber mit ihrem Tod verschwand all dies. Er war wie Dholon. Allein, einsam, verbittert. Aber Dholon trug noch einen Hauch seines alten Lebens in sich, und er beschützte dieses Kleinod wie einen Schatz. Er verschloss diese Erinnerungen tief in seinen Gedanken, wenn er die Nähe seines Herrn spürte. Wehe dem Tag, an dem der Jäger sie entdecken würde. Aber noch war es nicht geschehen, noch war Zeit. Aber wie lange noch? Wann würde es zu spät sein? Der endlose Heerwurm der Winterlande näherte sich seinem Ziel, der Quelle Blyrtindurs. Wenn sie eines Tages verschwinden würde unter der Düsternis von Eis und Schnee, dann gefröre die Welt. Dann würde alles, was schön war, vergessen werden.
Als der Jäger ihn versucht hatte, da war Dholon der Macht näher als je zuvor. Er wurde gekrönt, bekam einen Hofstaat und Armeen. Schätze alter Tage gehörten ihm nun. Aber jetzt, als König des Winters, war er nicht mehr als ein Gefangener. "Ich war frei...", flüsterte er. "Frei..."


Verzage nicht, Volk der Nephyr

Das Refugium Xibalbas war schwer verwundet worden; Steine zerschmettert, Säulen gespalten. Nephyrim spürte den Schmerz der Gigantin Xibalba, die ihm so lang schon als eine zweite Heimat gedient hatte, wenn die Stimme des Erzählers ihn zu sehr quälte und er ein paar Stunden der Ruhe gebraucht hatte. Der Kampf gegen die Menschen aus Skjöldbur hatte Xibalbas Rippen gebrochen, und ihr Blut tränkte die Risse im Gestein. Nephyrim hob beide Arme und sprach die alten Worte Nephyrs, wie sie die Priester seines Volkes vor Ewigkeiten vergeblich gesungen hatten, um die Heimatwelt nach der Invasion der Dunklen Alten zu heilen. Am Ende, nachdem der Krieg gegen dieses Volk vorüber gewesen war, hatte es noch dreizehn Nephyr gegeben.
Ein besiegtes sterbendes Volk, vertrieben aus einer grünen Welt, die nun nicht mehr als ein schwarzer Fels im Nichts der Äußeren Welten war. In den schweren Stunden, die sie berieten und das Ende beschlossen hatten, so erinnerte er sich nun, hatte er zuerst alle Hoffnung fahren lassen. Die anderen waren zuversichtlich, irgendwo in den Kolonien unverletzte Brutstätten ihres Volkes zu finden. Aber die wenigen Späher hatten nichts Gutes zu berichten. Da war nichts mehr, alles war untergegangen. Der Tod durch ein schnelles Gift schien der Ausweg zu sein. Es gab keine Weibchen mehr, die eine neue Kolonie hätten gründen können, keine Sammler, keine Nester. Gerade als Nephyr den Urmohn zu sich nehmen wollte, und als die anderen ebenso bereit waren, den letzten Schritt in die ewige Nacht des Todes zu gehen, erschien ein glühender Feuerball am Himmel. Aus ihm entstieg ein Mann von jugendlicher Schönheit, und seine Augen glänzten wie feuriges Gold.
"Verzage nicht, Volk der Nephyr. Ich bin gekommen, um euch zu retten. Vergesst den Tod und das Ende, dies ist ein neuer Anfang für euch und für mich", sagte er, und er sprach wie ein Kind und weiser Mann zugleich.
Nephyr hielt inne, und er betrachtete den Jüngling. "Bist du einer der alten Götter?"
"Ich bin der Hüter des Blutes. Lang bin ich gereist auf der Suche nach einem würdigen Volk, das die Ehre bekommen soll, das letzte Geheimnis zu sehen und zu schützen", antwortete er.
Sie wussten von dem letzten Geheimnis, der letzten Sphäre, unerreichbar und fern. Der Ort der Träume, der Seelen und Legenden, das Mysterium von Cüd. "Niemand kann es sehen, aber es ist immer da. Es bestimmt das Schicksal eines jeden. Und es hat zugelassen, dass unser Volk stirbt", sagte Nephyrim.
Der Jüngling lächelte. "Ihr seid auserwählt. Ja, ich bin einer der alten Götter. Doch wegen meiner Schönheit haben sie mich verbannt in ein elendiges Land namens Kheldron, das ich verachte. Von Ungeziefer und Blut musste ich mich nähren, und ich war immer allein. Ihr seht, wir haben viel gemeinsam. Wollt ihr mir folgen? Es erwarten euch Zeichen und Wunder, jenseits all eurer Vorstellungen."
Als Beweis seiner Worte machte er Nephyrim ein Geschenk. Er spürte, wie die Seele seines Volkes in ihm aufzugehen schien, und wie er die Erinnerungen an all die verstorbenen Gefährten erwecken konnte. Auf dem einsamen Plateau, wo sie sich zum Tode getroffen hatten, erschienen nun all die, die sie im Krieg gegen die Dunklen Alten verloren hatten.
"Du kannst sie neu erschaffen, so viele wie du dir denken kannst. Sie sind du und du bist sie. Dein Name ist nun Nephyrim. Denn du bist die Nephyr", sagte sein Wohltäter und zeigte auf den Himmel. "Wir werden Großes erreichen, du und ich. Dort oben in der Weite ist das Mysterium. Aber es wird beschützt von widerwärtigen Kreaturen, die wir Zenthyr nennen. Sie stammen von einer Welt wie die eure war, dann haben sie das Mysterium eingenommen. Es ist nur gerecht, dass wir sie vertreiben."
So hatte ein neuer Krieg begonnen. Und die Nephyr waren dank der Hilfe des Hüters des Blutes siegreich gewesen. Das Mysterium von Cüd, hinter der Gigantin Xibalba gelegen, war eine neue Heimat geworden. Dort waren sie auf Kenan getroffen, den man den Erzähler nannte. "Er liest aus dem Verbotenen Buch", erklärte der Hüter, "und was er niederschreibt, das geschieht." Wer aber der Mann hinter der Stimme war, das herzlose unsichtbare Wesen, das Nephyrim jeden Tag spürte, vermochte der Hüter nicht zu sagen.
Nachdem er die Worte gesprochen hatte, wuchsen die Felsen wieder zusammen, und Xibalba war geheilt. Eine Heilung auf Zeit, denn wie alle Giganten war auch sie dem Verschwinden nahe. Seit dem ersten Frevel, dem Brudermord, starb das Geschlecht aus. Nephyrim war immer von Traurigkeit erfüllt, wenn er daran dachte, wie die Riesen zwischen den Sternen alle langsam vergingen: Es erging allen gleich. Ob es nun Varathessa war, Nephyra oder Xibalba. Und wenn eines Tages auch die Große Schildkröte Blyr fallen würde, dann wäre alles Leben vergessen. Es war nicht zu verstehen, warum der Uralte, der Jäger aus der Kälte, seinen eigenen Brüdern und Schwestern dies antun wollte.
"Sie haben den Urmohn. Das Gift, das wir einst beinahe getrunken hätten, bevor der Hüter uns gerettet hat", sagte Nephyrim, nachdem er den Rat der Nephyr herbeigerufen hatte. Ein ungläubiges und furchtsames Raunen ging durch den Rat der Tausend. "Es ist anzunehmen, dass sie ihn nach Skjöldbur gebracht haben. Auch glaube ich, dass Lazarus und Remigius nicht länger gegeneinander kämpfen. Damit ändert sich alles. Der Hüter des Blutes muss befragt werden."


Deine Fäden schneiden ins Fleisch

Die Hexe Morrighans flog durch den kalten Nachthimmel. Von dort sah sie, wie die Armee Bretonias und ihre eigenen Kreaturen ein feuriges Inferno über die Mauern Bregorns hinaus bis in die Kerlande Bretonias warfen. Als Krähe stürzte sie einige Male hinab, näher zum Schlachtfeld, um mehr zu sehen. Viele ihrer Bestien waren schon gefallen. Wenigstens nahmen die Dämonen der Anderwelt so viele Soldaten der Menschen mit in den Tod, dass es ein großer Verlust für das Reich sein würde, gleich wie die Schlacht auch ausgehen mochte. Dort unten sah sie Baelon, den Kanzler der Bretonen. Khelain sprach einen leisen Zauber, sodass ihr Geist für einen Moment in das Streitross Baelons fuhr. Ein schneller Schritt, eine plötzliche Bewegung, und das Pferd drehte sich zur Überraschung seines kämpfenden Reiters herum, damit ihn die Lanze eines Gnollkriegers treffen konnte. Zufrieden erhob sich die Krähe wieder in die Lüfte, dann schenkte sie dem Lauf der Schlacht keine Beachtung mehr - denn ihre Pläne, das Land zu verrotten, um Seelen für die Göttin zu sammeln, sie waren ohnehin gescheitert; und überdies nicht mehr von Belang. Zwar glaubte sie immer noch an die Herrschaft Morrighans, aber Khelain war nun mehr geworden als eine willige Dienerin. Erst die Entführung durch Lazarus hatte ihr die Augen geöffnet. Sie konnte so viel mehr sein als sie war. Lazarus hatte sie geholt, um ihre Kräfte nutzbar zu machen.
"Immer wenn das Feld der Wünsche eine Legende Blyrtindurs erschafft, entsteht eine Energie, die alle anderen übersteigt, die alle anderen vernichten kann. Und du wirst mir helfen, sie zu sammeln", hatte Lazarus gesagt.
"Und was wird mit mir geschehen?"
"Du wirst vernichtet", hatte er kühl geantwortet. "Du bedeutest nichts. Das Mysterium ist alles. Ich muss hinein, um den Erzähler zu töten. Er ist es, der alles bestimmt. Wir sind Marionetten. Tröste dich damit, dass du geholfen haben wirst. Schließlich hast du auch dies hier nur ihm zu verdanken."
Eine weitere Person war dort gewesen, eine Frau. Vom Aussehen her eine Hun, aber sie war bedeutend größer. "Und wer bist du?", fragte Khelain.
"Sie versteht unsere Sprache noch nicht. Ihr Name ist Sarcanai, ich habe sie erweckt. Sie und ihr Ehemann Kadir herrschten einst über Blyrtindur. Sie sind vom Ersten Volk", erklärte Lazarus.
"Und das hast du sicher nicht aus reiner Güte heraus getan, nicht wahr?", fragte Khelain.
Lazarus schien zuerst amüsiert, dann wieder ernster. "Sie und Kadir werden mir eine Armee geben. Die Malstromwesen können nur wenig gegen das Heer des Winterkönigs ausrichten. Er ist auf dem Weg zur Insel, um alles mit Eis zu bedecken. Das darf nicht geschehen."
Nun lachte Khelain amüsiert. "Was macht dich so sicher, dass ich nicht entkommen werde?"
"Das Konstrukt, in dem du dich befindest, ist aus derselben Quelle wie die Energie, die ich sammeln werde. Es bindet deine Macht. Du kannst nichts tun."
Sie lachte. "Ich habe dich gefragt, weil du mir deinen Plan verraten hast. Stell dir vor, ich würde entgegen aller Wahrscheinlichkeit fliehen. Ich könnte deinen Feinden alles verraten."
"Du hast von mir alles erfahren, weil du ein Anrecht darauf hast. Du sollst wissen, wofür du dich opferst. Immerhin tue ich das für uns alle."
Khelain nickte langsam. Die Frau, Sarcanai, schien wirklich kein Wort verstanden zu haben. "Vom Ersten Volk, sagst du?"
Lazarus sah rüber zu Sarcanai. "In der Tat. Bemerkenswert, was sie erreicht haben. Umso erstaunlicher, dass sie nicht überdauert haben. Aber das ist wohl der Lauf der Welt: Dinge enden."
Die Hexe Morrighans beachtete Lazarus nicht weiter. Ihr Seelentier, die Krähe, hatte sie vieles gelehrt. Dinge der Gegenwart, der Zukunft - und vor allem der Vergangenheit. Lazarus hatte einen schweren Fehler gemacht. Khelain lächelte und sprach die alten Worte des Ersten Volkes, die Dholon und sie gelernt hatten. Dholon, der ihr einst alles bedeutet hatte und dann vom Jäger aus der Kälte zu dem gemacht worden war, was Lazarus Marionetten nannte. "Sarcanai, es ist eine Ehre dich zu treffen."
"Die Ehre ist meinerseits. Du bringst ein großes Opfer", antwortete die Frau.
"Nicht so groß wie deines", sagte Khelain.
"Schweigt!", befahl Lazarus dann. Er sah strafend zu Sarcanai und sprach nun auch wie das Erste Volk. "Sie will dich beeinflussen. Höre nicht auf sie."
"Aber auf ihn musst du hören, Sarcanai. Er weiß, was das Beste für uns ist. Mich macht er zur Marionette, aber deine Fäden liegen enger. Deine Fäden schneiden ins Fleisch", sprach Khelain unbeirrt weiter.
Sarcanai sah rüber zu Lazarus. "Wenn du dein Heer willst, wenn ich Kadir umgarnen soll für deine Wünsche, dann wage es nicht, mir Befehle zu erteilen, Sohn des Leban."
Lazarus verengte die Augen und blickte mahnend zu Khelain. "Halt deinen Mund, Hexe."
"Oh Sarcanai, Ehefrau des allmächtigen Kadir, dem Auserwählten Amurs. Seit wann lässt sich eine Herrscherin beherrschen? Wie kann sie Zeuge werden einer solchen Ungerechtigkeit, die einer ebenso gottestreuen Dienerin angetan wird? Ich bin wie du, ich diene meiner Herrin. Trotzdem ich in Ketten liege, bin ich am Ende freier als du. Denn ich werde sterben für die Ziele dieses Wahnsinnigen. Was kann er dir bieten? Du lebst, du hast den Tod besiegt, genau wie ich. Dein Ehemann wartet auf dich, was zögerst du noch?", rief Khelain, bevor Lazarus ihr den Mund knebelte.
Dann dachte Khelain an Dholon. Nicht etwa aus Liebe, denn Liebe war nun etwas für die Schwachen geworden. Sie brauchte etwas, das nur Dholon ihr geben konnte - oder besser gesagt die Erinnerung an den Elaya, der einst so prachtvoll gewesen war und nun ein Schatten seiner selbst, aufgespießt auf den Thron des Winters. Sie brauchte etwas, das sie nur noch aus wirren Träumen kannte: eine Träne. Mehr war nicht mehr notwendig, das spürte Khelain. Endlich fühlte sie das salzene Rinnsal vergangener Gefühle, als die Träne floss. Es war nur eine einzelne. In vielen Dingen ein tropfen auf dem heißen Stein, aber in diesem Fall war es eine Welle an Überzeugung. Sarcanai stieß Lazarus mit einem Hieb zur Seite und riss Khelains Ketten in Stücke.
"Nein!", schrie ein zorniger Lazarus, aber da waren sie und Sarcanai schon verschwunden.


Jetzt sind wir eins, du und ich

Der Kanzler ritt an der Spitze des Zuges. Die Verbündeten folgten ihm, Sir Theornon und den anderen. Baelon war bewusst, dass sich auch der Untote Julthos unter den Streitern befand, die gemeinsam Burg Bregorn befreien wollten vom Joch der Diener Morrighans. Martus von Brioless hatte ihm abgeraten, die Hilfe eines Wiedergängers in Anspruch zu nehmen, aber Baelon war durchaus bereit gewesen, gewisse Prinzipien für einen Augenblick zu vergessen, wenn es um den Kampf gegen die Armee der Hexe Khelain ging. Späher hatten bestätigt, dass Khelain nicht in der Burg war. Es hieß, sie sei nun eine Gefangene von Lazarus, dessen Rückkehr ebenso beunruhigend gewesen war. Er hatte Lazarus nie selbst erlebt, denn der erste Kampf gegen den Bruder von Remigius - sie beide schienen Kinder von Liras und Leban zu sein - hatte auf der Insel Blyrtindur stattgefunden; der Kampf um die Quelle von Leben und Tod, der beinahe das Ende der Welt bedeutet hätte. "Wenn eines Tages die Quelle stirbt, dann stirbt alles", hatte Königin Theresia ihm einst erklärt. Nun, heute stand nicht das Ende der Welt bevor, aber diese Schlacht wäre nicht weniger wichtig. "Wir werden Feinde nicht länger dulden im Bretonischen Reich", hatte Baelon bei seiner Ansprache gesagt. Und so war es auch. Künftige mögliche Invasoren, woher sie auch kommen mochten, sollten sich einer Sache gewiss sein: Nicht unter dieser Königin. Nicht unter diesem Kanzler. Der Bürgerkrieg von einst hatte das Land erst geschwächt, aber nun war es stärker als zuvor aus der Asche entstiegen, wie der Feuervogel des Wilderlands. Und dies würde so bleiben.
In der Ferne konnte er die Truppen des Feindes bereits ausmachen. Fliegende Schatten, dazu Soldaten mit den Köpfen von Hunden, schwer bewaffnet und wild bellend. Geflügelte Dämonen erhoben sich über den Turmen der prächtigen Burg. Die Ritter der Königin ermutigten die Soldaten der bretonischen Armee, die Kavallerie ritt unerschrocken weiter. Selbst die einfachen Landsknechte, rekrutiert aus Reihen des Volkes, mehr freiwillig als gezwungen, ließen sich anstecken von den Trommeln und Hörnern, die den Sturm auf Bregorn befahlen und geradezu zu beschwören schienen. Baelon zog sein Schwert. "Für das Land, für die Königin, für unser Volk!", rief er, und alle folgten ihm. Staub wirbelte auf, ein leichter Regen vermischte sich mit dem Blut der Schlacht, als eine Lanze ihn traf. Der Kanzler wurde vom Pferd gerissen. Einen Augenblick schien die Welt sich einmal um ihn herum zu drehen - und dann wurde es Nacht.
"Bregorn...", flüsterte er.
"Ruhig, Lord Baelon, bitte, Ihr solltet noch nicht sprechen", antwortete die Frau, die seine Wunden verbunden und die Knochenbrüche geheilt hatte. Eine Ordensschwester aus der Abtei, wie er unschwer erkennen konnte.
Eigentlich hätte er ihren Rat befolgen sollen, aber Baelon scherte sich gerade einen Dreck um seine Gesundheit. Wichtig war nur Bregorn. "Antwortet mir. Waren wir siegreich?"
Die Schwester wollte gerade etwas sagen, als der Eingang zu seinem Zelt sich öffnete und Brioless eintrat. "Ich übernehme", sagte er. "Wohl an, Herr."
Als die Ordenssfrau das Zelt verlassen hatte, begab Martus von Brioless sich an Baelons Krankenbett. "Ihr solltet wirklich ruhen, mein Kanzler. Bitte denkt nicht nur an das Reich, auch an Euch selbst. Wie wollt Ihr Bretonia und seiner Königin dienen, wenn Ihr nicht gesund werdet?"
Baelon schüttelte den Kopf. "Ich werde das hier überleben, nicht wahr?"
"Ja, Lord Baelon. Trotzdem ersuche ich Euch, vorsichtig zu sein."
"Haben wir gesiegt, ist Bregorn befreit von diesem Abschaum?"
"Zu einem hohen Preis. Die Verluste waren groß, und es gibt Vermisste", antwortete Brioless.
"Wer?"
Die Antwort ließ Baelon zurück auf das Bett sinken. "Auch das noch."
"Wir suchen noch, aber zuversichtlich sind wir nicht."
"Ich bin rücksichtslos, verzeiht. Ich habe nicht an Euren Neffen gedacht...", sagte Baelon leise.
Martus schüttelte nun seinerseits den Kopf. "Gideon hat sich entschieden, Lazarus zu folgen. Liras weiß, ich habe ihn nicht gut behandelt. Vielleicht ist es meine Schuld, dass er nun die Lazarener anführt. Schlimmer noch empfinde ich die Vorstellung, dass er auch auf der Seite der Malstromwesen steht. Für mich ist er nicht mehr Teil der Familie Brioless, die einst Tectaria gemeinsam mit Liranus von Breton verlassen hat. Er ist ein Verräter, und als solcher muss er auch behandelt werden. Wir haben allerdings Neuigkeiten zu dem Thema. Doch ich werde Euch damit noch nicht behelligen, es kann warten."
"Nein, bitte sprecht", forderte Baelon.
"Wie Ihr wünscht. Es ist uns zu Ohren gekommen, dass gewisse Parteien, die sich am Blauen Turm aufhalten, ein Bündnis mit Lazarus eingegangen sind. Es ist mehr als ein Gerücht, alles spricht dafür. Die Gerüchte besagen auch, dass ebenso Remigius daran beteiligt ist. Ich bemühe mich derzeit, absolute Gewissheit und eine Erklärung zu bekommen. Jedoch ist es momentan schwierig, das Seelenmoor zu erreichen, denn die Ebene der Vergessenen ist immer noch verseuchtes Gebiet. Die Akademie hat nun eine offizielle Anfrage vorbereitet, die wir über ein Ecaloscop versenden werden."
"Ihr glaubt, dass es wahr ist?", fragte Baelon ungläubig.
"Wie ich sagte, es spricht einiges dafür. Elyarn von Dryr, Anführer der Malstromwesen im Eisenwall, hat nun offiziell erklärt, dass wir keinerlei Feindseligkeiten und Verwandlungen zu erwarten haben. Entweder ist dies alles eine Täuschung - was mir mehr als plump erscheint - oder es ist alles wahr."
"Sorgt für Klarheit. Sobald ich halbwegs auf den Beinen bin, will ich Antworten. Außerdem werden wir eine Konferenz mit der Königin dazu halten müssen. Sie kennt Lazarus und Remigius, mehr als mir lieb ist. Sie könnte ein Ziel sein, wenn das hier ein Plan ist und nicht die Wahrheit. Aber selbst wenn es stimmt: Ich will eine Erklärung, wieso dies ohne Wissen des Reiches und möglicherweise sogar in unserem Namen geschehen ist", sagte Baelon.
"Sehr wohl. Und nun lasse ich Euch allein. Schwester Mariya will Euch noch einen grausamen Tee spendieren", sagte Brioless und schmunzelte. "Werdet gesund."
"Danke, Martus."
Baelon schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Ein Bündnis mit dem Feind aller Menschen. Wie konnte das möglich sein? Nein, es musste Klarheit geben, und zwar sehr schnell. "Schwester?", fragte er, als er hörte, wie ein Krug neben ihn auf den Tisch gestellt wurde. Er war zu müde, um die Augen zu öffnen. Wie im Halbschlaf spürte er, dass die Decke bewegt wurde. Ein kalter Schauer durchfuhr ihn, als die Schwester seine Wunden inspizierte.
"Es wird Euch schon bald besser gehen", sagte eine knabengleiche Stimme.
Baelon versuchte, die Augen zu öffnen. Das Gespräch mit Brioless hatte ihn sehr angestrengt, er sah nur einen Hauch von Licht, schemenhafte Umrisse, das Innere des Zeltes. "Wer ist da?", fragte er schwach.
Dann tropfte der Tee an seine Lippen, und er öffnete langsam den Mund. Es war der Geschmack von Eisen... nein... das war etwas anderes. Das war Blut. Augenblicklich schlief er ein, und er hatte einen namenlosen Albtraum, der ihn noch lang verfolgen würde, dessen war er sich gewiss. Er sah einen Knaben, der sich den eigenen Arm mit den Fingern aufschlitzte. Das Blut floss auf Baelons Stirn, über seine Augen und in den offenen Mund. Und er liebte den Geschmack. Ja, er liebte den Hüter des Blutes. Er wollte mehr.
"Jetzt sind wir eins, du und ich."

Statistik:Verfasst von Tharon — 17 Jun 2017, 14:49


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2017-06-17T01:42:42+01:002017-06-17T01:42:42+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=2087&p=15809#p15809 <![CDATA[Ereignisse in Bretonia • Re: Die letzte Sphäre]]> Jonathan und die Tür

"Zeichen und Wunder, nicht wahr?", flüsterte Madame Blavatsky, nachdem Jonathan seinen Bericht beendet hatte. In seinen Gedanken war er immer noch in jener Nacht, sah die Leichen der Arbeiter, den verstümmelten Körper Hassans und die Körperteile, die - kaum noch zu erkennen - einst Peter gehört hatten. Und er dachte an das, was der Mann ihm erzählt hatte. Der Mann, der ein Wolf war. Die alten Mythen, Werwölfe, Feen und Gnome, wie konnte das alles nur wahr sein? Keiner würde ihm glauben. Keiner, nur die Madame.
"Zeichen, ja. Wunder? Es ist alles belegt. So unfassbar es auch ist. Trotzdem wird man mich im besten Fall ausschließen aus der Akademie. Im schlechtesten Fall werde ich verantwortlich gemacht werden für den Tod derer, die mich begleitet haben."
"Und ist das in irgendeiner Form wichtig?" Madame Blavatsky lächelte. Es war das Lächeln einer Frau, die genau gewusst hatte, was er finden würde. Eine Person, die keinen einzigen Gedanken den Opfern ihres Feldzuges widmete. Ihrer Queste gegen jene, die all diese Geheimnisse nicht kannten und bestenfalls ignorieren - im schlimmsten Falle abstrafen würden.
Und ein Teil in Jonathan verstand sie. Das erlangte Wissen schien einen Preis zu fordern. Zu erwarten. "Es ist wichtig, weil man mich verhaften könnte. Ich habe gedankenlos gehandelt. Ich habe sie nicht retten können."
"Das wird nicht passieren", sagte sie.
"Wie können Sie da sicher sein?"
"Weil Sie auf eine weitere Reise gehen werden. Niemand wird wissen, wo Sie sind. Niemand wird verstehen."
Jonathan nahm noch einen Schluck Brandy. Mit seiner Rückkehr kamen auch die Freuden des Alkohols wieder. "Ich verstehe nicht... jetzt? Jetzt wollen Sie mich wieder an das Ende der Welt schicken? Damit ich noch mehr erfahre, das ich nicht begreifen kann?"
"Sie verstehen sehr wohl. Sie haben mir erzählt, was der Wolf gesagt hat. Was er ihnen beschrieben hat."
Wieder kehrte er in diese Nacht zurück. Die Nacht, in der sich sein Leben verändert hatte. Ob zum Guten oder Schlechten, es war nicht mehr deutlich. Der Mann, der nun vor ihm gestanden hatte, trug keine Kleidung. Er hatte sich von der Gestalt eines bestialischen Wolfes in einen Menschen verwandelt:
"Dich verschone ich. Denn dich kenne ich", sagte er.
"Sind... sind sie alle tot?", fragte Jonathan. Sein Herz pochte so laut, es war, als würde es den Klang seiner Stimme verschlucken, zusammen mit dem, was an Seele und vielleicht Unschuld - wenn es so etwas wirklich gab - noch übrig geblieben war.
"Sie haben gesehen, was niemand sehen soll. Niemand außer dir."
"Was bist du?", fragte Jonathan endlich.
"Alle Geschichten, die du kennst, sie sind alle wahr. Ich bin ein Mann. Ich bin ein Wolf. Ein Wolf und ein Mensch."
Jonathan wollte sich selbst Lügen strafen, indem er an einen Traum dachte. "Das kann nicht sein... es ist nicht wahr, nichts ist wahr."
"Du erinnerst mich an einen alten Freund. Auch er wollte nicht glauben, bis er selbst die Zeichen und Wunder gesehen hat."
"Zeichen und Wunder...", wiederholte Jonathan. Dann spürte er, wie seine Knie nachgaben. Das musste wohl der Schock sein. Er sank auf den Boden und saß einfach da.
Der Mann näherte sich, nahm sich eine halb zerfetzte Decke und schlug sie um seinen nackten Leib. "Es ist wohl etwas zu viel für dich, hm?"
"Was ist das hier für ein Ort?", fragte Jonathan.
"Offensichtlich ein Grabmal", antwortete der Mann und schien amüsiert.
"Wer wurde hier begraben, wer ist dieser Mann?"
"Einst war er ein Feind aller Menschen. Dann änderten sich die Dinge, und er wuchs über sich hinaus. Wie viele andere in diesen Tagen. Wie so viele auf dem Leib Varathessas."
"Varathessa?" Jonathan hatte den Begriff noch nie gehört.
"Das ist der alte Name für die Kontinente, als sie noch eins waren. Vor dem großen Vergessen. Bevor die Feen und Gnome, Geister und Helden fort gingen."
Jonathan akzeptierte die Antwort einfach. "Und hat er einen Namen?"
"Oh ja. Sicher hat der Tote einen Namen. Aber viel interessanter ist, was damals geschehen ist, vor so langer Zeit."
"Vor dem Vergessen...", sagte Jonathan und wollte ironisch wirken. Er bemerkte jedoch, wie sein Tonfall etwas ganz anderes ausdrückte. Er begann, dem Fremden zu glauben.
"Das war, als der letzte Zyklus sein Ende gefunden hatte. Aber ich sollte von vorn beginnen..."
Jonathan sah Madame Blavatsky einen Moment an. Dann leerte er sein Glas, atmete tief ein und aus. "Was er mir erzählt hat, es war unfassbar. Von Varathessa... von Ländern mit fantastischen Namen, Fabelwesen, Heldentaten. Von Opfern und Freundschaften. Er sprach von einem Ort, den er das Mysterium nannte. Der Ort von Wahrheit und Licht, von Lüge und Dunkelheit. Die letzte Sphäre. Dort, wo unsere Seelen gerichtet werden und wo die Träume leben. Er hat mir von der Seuche erzählt und wie sie besiegt wurde. Er hat vom Erzähler berichtet und vom Verbotenen Buch. Es war so viel, was ich nicht begreifen kann. Und doch zieht es mich weiter hinein, wie eine unsichtbare Hand, der ich nicht entgehen kann."
"Wo ist der Sarkophag nun?", fragte die Madame.
"Nachdem der Mann seinen Bericht beendet hatte, hat er mir geholfen, den Leichnam zu bergen. Er befindet sich jetzt in einem verlassenen Haus in Cornwall. Das Anwesen gehört meiner Familie. Niemand geht dort hin."
"Ausgezeichnet. Wollen wir dann?"
"Was meinen Sie?", fragte er.
Und ehe er sich versah, erreichten sie zwei Tage später das Anwesen. Wie ein Hund folgte er Madame Blavatsky. Ob es die Trunkenheit oder die Neugier war, er vermochte es nicht zu sagen. "Was jetzt?", fragte Jonathan, als er ihr den Leichnam, aufgebahrt im Keller, zeigte.
"Er ist noch nicht fertig", antwortete sie knapp.
"Was meinen Sie?"
"Seine Reise ist, wie Ihre, noch nicht an ihrem Ende. Er mag tot sein, aber seine Aura lebt fort. Ich kann ihn spüren. Und er spürt uns..."
"Hat es etwas mit dem anderen zu tun? Dessen Name mir der Mann nicht nennen wollte?"
"Ja. Der Andere. Wir wollen hoffen, dass er immer noch in seinem kalten Grab liegt, wo man ihn einst zurückgelassen hat."
Jonathan erinnerte sich, wie der Mann ihm von dem Anderen erzählt hatte. Dem Hüter des Blutes, dem ersten Vampir. Wie er namenlose Schrecken verbreitet hatte und das Licht der Sonne verschwunden war. Wenn selbst der Leichnam, den sie hier im Keller versteckt hatten, sich vor ihm gefürchtet hatte...
"Was tun wir jetzt?", fragte er sie schließlich.
"Schließen Sie Ihre Augen. Wir wollen ihn befragen."
Madame Blavatsky führte ihre Hände an die Stirn des Leichnams. Dann wurde es dunkel, als Jonathan die Augen geschlossen hielt. Er hörte, wie die Madame unbekannte Worte sprach. Die Sprache klang wie ein lebendiger Albtraum, eine Beschwörung verbotener Götzen und Bestien. "Kannst du mich hören?", fragte sie in die Düsternis.
Lange geschah nichts. Gerade wollte Jonathan seine Augen öffnen, da wich er ungewollt zurück und stieß an ein Regal. Die Einmachgläser und Werkzeuge darin klapperten, als würden Skelette sich aus ihren Gräbern erheben, und so kalt war es auch geworden.
"Ich höre dich, Fremde..."
Die Stimme war dunkel, alt und erschöpft. Wie ein langer Schlaf, der unterbrochen wurde, obwohl er noch tausend Jahre hätte andauern können. "Und ich sehe dich... dich und deinen Begleiter... wer hat mich gefunden?"
Jetzt öffnete Jonathan die Augen. Der Leichnam rührte sich nicht, und Madame Blavatsky stand da, die Hände am Kopf des Toten. "Sein Name ist Jonathan", sagte sie. "Er und seine Freunde fanden dich. Und er kennt deine Geschichte. Er weiß vom Mysterium, vom Erzähler und allem, was geschehen ist. Aber deine Reise ist noch nicht vorüber. Du hast einen Platz im Mysterium. Und du verdienst diesen Platz."
"Ich brauche... einen neuen Leib."
Madame Blavatsky nickte. Dann hob sie ihren Kopf und sah Jonathan in die Augen. Das Geheimnisvolle war immer noch da. Doch ihr Blick war nun weniger der eines Gönners oder gar einer Freundin. Sie lächelte, aber ihre Augen schienen Jonathan zu durchbohren.
"Was haben Sie vor?", fragte er und presste sich dichter an das Regal.
Sie wiederholte die dunklen Worte von vorhin, zeigte auf Jonathan und krächzte: "Er ist es, ihn habe ich auserwählt!"
Bevor Jonathan reagieren konnte, erinnerte er sich an die letzten Worte des Wolfes: "Vertraue nur dir selbst."
Doch es war zu spät. Bevor er sein Selbst verlor und für immer ein anderer wurde, bevor die Aura und der Geist des Toten in seinen Körper fuhren, dachte er an die Zeichen und Wunder, die er gesehen hatte, an die Tür zum Mysterium, die ihm der Wolf Maestlin beschrieben hatte. Er dachte an das, was er ihm berichtete hatte auf dem Weg zum Landsitz: "Mit dem Ende des Erzählers und dem, der ihn beherrschte, änderte sich alles. Der Jäger aus der Kälte hatte gewonnen. Die Quelle Blyrtindurs zerbrach, die Sonne verließ die Welt, und das Vergessen war gekommen."
Zuletzt hörte Jonathan, wie Madame Blavatsky seinen Namen rief. Es war nicht sein Name. Es war der Name des Toten, der nun einen neuen Körper gefunden hatte. Den Wechsel spürte er noch. Im ersten Moment wollte er verneinen und rufen: "Ich bin nicht er, ich bin Jonathan!"
Stattdessen antwortete er: "Ich bin es. Ich bin Lazarus. Und es gibt viel zu tun."

Statistik:Verfasst von Tharon — 17 Jun 2017, 01:42


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2015-06-18T14:19:10+01:002015-06-18T14:19:10+01:00 http://www.kheldron.de/forum/viewtopic.php?t=2087&p=15752#p15752 <![CDATA[Ereignisse in Bretonia • Re: Die letzte Sphäre]]> Amesbury, westlich von Stonehenge

Jonathan betrachtete sein kreidebleiches Gesicht im Spiegel. Übel war ihm nicht mehr, aber es dauerte wohl noch eine Weile, bis er wieder Farbe im Gesicht haben würde. Das passierte ihm immer, wenn er auf Reisen war. Früher hatte es ihn wesentlich stärker mitgenommen; noch zwei Tage darauf konnte er nicht aufhören, sich zu übergeben. Mit der Zeit hatte er sich weitgehend daran gewöhnt. Er sah zu Hassan, der schmunzelnd im Zelteingang auf ihn wartete. "Kommst du? Ich dachte, du konntest es kaum erwarten?", fragte der dunkelhäutige Begleiter.
Er nickte und folgte Hassan hinaus. Am anderen Ende des kleinen Lagers, das sie am Fuße des Hügels aufgeschlagen hatten, warfen die Steine dunkle Schatten auf das feuchte Gras. "Ich frage mich, wieso niemand vorher dieses Grab entdeckt hat. Ich meine, schaut es euch an", sagte Jonathan zu Hassan und den anderen. Er zeigte auf das Loch, das sie noch unterhalb des eigentlichen Steinkreises ausgehoben hatten. "Es war doch selbst für ungeübte Augen nicht zu übersehen, dass der Boden an der Stelle anders ist."
Tatsächlich war es einer der Arbeiter gewesen, dem es zuerst aufgefallen war. Er hatte die Wachhunde in der Nähe angebunden und wollte gerade an einer der Zedern seine Notdurft verrichten. Jonathan hatte bemerkt, dass der Arbeiter plötzlich angefangen hatte, den Boden abzuklopfen. "Du musst es nicht vergaben", hatte ein anderer gesagt und gelacht. "Halt's Maul Spinner. Das hab' ich nicht vor. Der Boden, der Boden sieht einfach komisch aus." Sofort hatte Jonathan alle anderen Arbeiten unterbrochen.
In der Tat kam es ihm vor, als wäre die Erde hier im kleinen Zedernwäldchen nicht nur trockener, sondern überhaupt nicht aus der Gegend. Die üblichen Schichten aus Lehm oder Ton gab es zwar auch hier, aber das Sandgemisch schien ihm viel höher zu sein. Etwas fing das Regenwasser auf. Nachdem sie erst mit grobem Werkzeug und dann mit feineren Instrumenten Schicht um Schicht abgetragen hatten, hatte sich ihnen ein mit Sandstein und Obsidian ausgekleidetes Grab präsentiert. "Wieder unerwartet...", murmelte er. "Was meinst du... wie kam es hierher?", fragte Hassan, der offenbar dieselben Schlüsse gezogen hatte wie er. Selbst die Arbeiter, die bereits auf Jonathan und Hassan warteten, schienen es zu denken: Das Grab wurde mit Materialien ausgestattet, die es hier nie gegeben hatte. Zumindest nicht nach allem, was man sicher zu wissen glaubte.
"Den Sandstein könnte man noch erklären. Es ist nicht gerade unwahrscheinlich, dass wir irgendwo in der Region dieses Material auffinden würden. Vielleicht in Zwischenschichten, vielleicht auch tiefer. Aber Obsidian? Niemals. Das Material wurde hierher gebracht. Es muss einen Zweck haben, einen Grund. Man hätte das Grab auch mit hiesigem Gestein abdichten und stabilisieren können, aber man hat sich für Vulkanglas entschieden. Seht ihr hier Anzeichen für Vulkane? Ich nicht." Er sah in die Runde der aufmerksamen Zuhörer, dann fuhr er fort. "Wir wissen, dass die Steinkreise ebenfalls mit großem Aufwand errichtet wurden, dass das Gestein über hunderte von Meilen hierher transportiert worden ist. Von wo es gekommen ist... dort hat es auch keine Vulkane. Um ehrlich zu sein: Es ist dermaßen unwahrscheinlich, diese riesigen Mengen an Vulkangestein hier zu finden, dass es eine Sensation ist."
Und sie hatten den Sarkophag noch gar nicht geöffnet. Wie auch die Wände war der Sarg aus Sandstein und Obsidian geformt worden. Die Verzierungen auf dem Deckel zeigten einen Kreis, der senkrecht unterbrochen war von einer geraden Linie. In beiden Hälften waren Figuren abgebildet, die sich entweder versuchten, zu umarmen oder anzugreifen - je nach Perspektive des Betrachters. Unter diesem Bildnis war eine Schrift, die von Pilzen und Erde bedeckt wurde. Vorsichtig nahm Jonathan einen Pinsel und legte die Gravierung frei.
"Ich werd' verrückt!", rief der Arbeiter, der beinahe auf das Grab gepinkelt hatte. Hassan atmete aus. Jonathan hörte ungläubiges Gemurmel aus den Reihen der Arbeiter. Die Schrift bestand aus Buchstaben, die den lateinischen Buchstaben so ähnlich war, dass man sie lesen konnte. Ein paar Umstellungen im Aufbau, und es handelte sich schließlich um verständliche Sätze, die Jonathan laut las: "Der Mensch bewahrt die Ordnung, indem er seine Seele, den Pfand der Götter, zu ihnen zurückbringt, auf dass sie nicht dem Chaos anheimfalle."
Es kam Jonathan vor, als würde jeder das Vorgelesene auf sich wirken lassen - ob er es begriff oder nicht; denn keiner sprach. Er selbst verstand vielleicht am wenigsten davon, obwohl er den Satz einordnen konnte. Vor ein paar Jahren - er hatte gerade Xins Etablissement verlassen - war er durch die Straßen geschlendert und auf eine kleine Menschenmenge gestoßen. Ob es das Opium war, das ihn wie einen Lurch durch das Gedränge schlängeln ließ, vermochte er nicht zu sagen. Vorn angekommen, hörte er wie die Stimme Madame Blavatskys gerade einen Vortrag mit genau diesen Worten schließ. Von ihren merkwürdigen Lehren und Ansichten hatte er natürlich gehört: Wiedergeburt, heilige Urkräfte und Mysterien, Theosophie eben. Er hielt wenig davon. Aber diesen Satz hatte er nicht vergessen. Madame Blavatsky glaubte an eine seltsame Erscheinung, die sie Akasha nannte. Eine Art Raum ohne Grenzen, materialisiert in einem Buch, das sie Buch des Lebens nannte. "Das Element aller Elemente", hatte sie es bezeichnet.
"Wo bist du mit deinen Gedanken?", fragte Hassan und unterbrach eben diese.
"Es ist ein Mysterium...", murmelte Jonathan. Dann fasste er sich wieder: "Bereitet alles vor. Wir müssen den Sarkophag bergen."
Nach einer Stunde hatten sie das Objekt in die Mitte des Lagers transportiert und eine große Plane darüber gespannt, um es vor dem einsetzenden Regen zu schützen. Die Abenddämmerung hatte schon begonnen.
Mit einer kleinen Laterne leuchtete Hassan jede Stelle des geschlossenen Sarges aus. "Willst du ihn jetzt öffnen?", fragte er.
"Na, was denkst du...?"
Gemeinsam mit Hassan und den Arbeitern, jeder hatte ein Brecheisen zur Hand, hob Jonathan den Deckel an. Erst war er sehr schwer zu heben, dann ging es immer leichter. Sie schoben ihn auf eine Seite, dann gingen einige herum und packten ihn so, dass sie ihn vorsichtig absetzen konnten. Alle starrten in das Innere. Wieder ungläubiges Raunen. Der Leichnam darin war nicht mumifiziert oder in irgendeiner Form konserviert worden. Es war, als hätte sich der Mann mit dem langen schwarzen Haar zur Ruhe gelegt und würde jeden Moment aufwachen. Er trug ein Gewand, Handschuhe und ansonsten keinerlei Schmuck bei sich. Die Arme waren gekreuzt auf die Brust gelegt worden. Den Gesichtszügen nach war der Tote ungefähr vierzig bis fünfzig Jahre alt gewesen, als er starb. Als Hassan ihn näher betrachtete, zeigte er auf die Hände: "Er hat etwas bei sich." Vorsichtig entnahm Hassan dem Leichnam einen kleinen Stein aus Obsidian, demselben Material, welches das Grab auskleidete.
"Wer ist das?", fragte ein Arbeiter.
"Eine ausgezeichnete Frage", antwortete Jonathan.
Dann bellten die Wachhunde. Sofort liefen einige der Männer von der Mitte des Lagers zum Zedernwäldchen, andere zur anderen Seite. Der Mond war schon aufgegangen, und der Regen hatte dichten Nebel hinterlassen. Aus dem alarmierten Gebell wurde ein Jaulen, dann Stille. Hassan zog seine Pistole, Jonathan tat es ihm gleich. Auch sie liefen jetzt zu den Zedern, wo die Wachhunde angebunden waren. Die Männer waren nicht zu sehen. Einige hörte man rufen, aber die Nebelwand verbarg Entfernung und Sicht wie ein grauer Schleier. "Die Hunde...", flüsterte Hassan. "Sie sind weg."
Jonathan schaute auf zum Mond. Keiner der Arbeiter war noch zu hören. Die geladene Waffe in der einen Hand, die Laterne in der anderen lief er in Richtung des Hügels, wo die Steinkreise waren. Der Regen musste heftiger gewesen sein als er gedacht hatte, denn er stapfte durch tiefe Pfützen. Einer seltsamen Ahnung folgend leuchtete er den Boden aus. Es waren Blutlachen, durch die er watete. Abgetrennte Arme und Beine der Arbeiter lagen am Fuße des Hügels herum. "Hassan", rief er leise. Keine Antwort. Er hatte ihn aus den Augen verloren. Dann ein Knurren. Er leuchtete wieder in Richtung des Steinkreises.
Wölfe. Da waren Wölfe. Vorsichtig machte er einen Schritt rückwärts. Und stolperte.
Wie er zwischen den Körperteilen lag, sah er die Wölfe. Sie näherten sich. Durch das fahle Mondlicht und den Nebel sahen sie aus wie behaarte Schatten, versehen mit riesigen Zähnen und grünen Augen, die durch das Laternenlicht zu glühen schienen. Jonathan zitterte am ganzen Leib, als er die Laterne losließ und - immer noch liegend und den Kopf angehoben - mit beiden Händen die Pistole hielt und auf den größten der Wölfe zielte. "Nein...", flüsterte er. Er zögerte. Der Wolf stand nun auf zwei Beinen. Die Gestalt veränderte sich. Verschwommen wie durch Glas sah Jonathan, wie nun ein nackter Mann vor ihm stand. Er wirkte trotzdem nicht weniger wie eine Bestie.

Statistik:Verfasst von Tharon — 18 Jun 2015, 14:19


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