Callums Reisetagebuch
Irgendwer kam auf die tolle Idee, dass doch mehrere was zur Reise aufschreiben sollen. Und irgendwie haben dann alle mich angesehen. Na wen auch sonst. Als ob ich ein Tagebuch brauch um mich an alles noch erinnern zu können. Ich bin vielleicht nicht mehr der Jüngste aber zum alten Eisen gehöre ich auch noch nicht. Wenn hier jetzt jemand sowas wie: "Liebes Tagebuch, Heute habe ich... " erwartet, der kann mich mal da, wo niemals die Sonne hinscheint.
Erster Tag
Unser Schiff, die Hohenfels, ist nach dem Ablegen den Fluss bis zur Mündung gefahren und wir blieben dann in Küstennähe um nach Westen zu segeln. Im Hochsommer ist es immer eine ziemlich blöde Idee aufs offene Meer hinaus zu segeln und ich wäre auch nicht mit, wenn es nicht wichtig wäre. Solange wir aber gut voran kommen, bin ich guter Hoffnung. Bin mal gespannt, was wir noch alles auf der Reise erleben werden. Die Kinder von Theornon und Hlifa haben jedenfalls ihren Spaß.
Zweiter Tag
Die See ist heute deutlich stürmischer unterwegs. Jan hockt im Ausguck, Hlifa genießt die Wellen, die steife Brise und das Gewitter und Owen hat etwas Farbe angenommen. Von der grünen Sorte natürlich. Theornon dagegen hat irgendwas die Laune verdorben. Den ganzen Tag hat er jeden wieder angestänkert. Wenn er morgen immer noch so drauf ist, muss ich ihn mir mal wieder vorknöpfen. Ich werde heute noch Sturmwache halten. Na hoffentlich ist das kein so Sturm wie damals vor Samariq. Da sind wir nämlich gesunken und nur die Götter wissen, wie wir das überleben konnten.
Dritter Tag
Der Sturm ist vorüber und wir leben offensichtlich noch. Die Hohenfels hat trotzdem Schaden genommen - Die Segel haben ein paar kleine Risse und der Fockmast wäre beinahe zerbrochen. Die Matrosen konnten ihn aber noch rechtzeitig mit Planken verstärken. Die Jungs haben eindeutig das Segeln im Blut. Ich denke, ich werde Theornon mal vorschlagen, dass Hohenfels auch eine ordentliche Marine braucht.
Wie dem auch sei. Wir haben keine Vermissten durch den Sturm und sogar Owen ist wieder so bleich wie davor. Es ist irgendwie verdammt kalt geworden.
Vierter Tag
Flaute! Den Scheiß hab ich natürlich erwartet. Wie kann man bloß im Hochsommer über das Meer wollen? Na was solls. Der Tag wurde dazu genutzt um die Segel zu flicken und auch Langeweile kam nicht auf. Dafür sorgten schon Djarfur und Hervir, die Racker von Hlifa und Theornon. Wenn sie sich nicht gerade auf den Lernstoff von Owens faden Unterricht konzentrieren, was ihnen auch sichtlich schwer fiel, dann sorgten sie für gute Laune bei Jedermann mit ihrer puren Lebensfreude. Außer Owen natürlich.
Hab ich schon erwähnt, dass es kälter wurde?
Fünfter Tag
Die Flaute ist vorüber und wir konnten endlich wieder Fahrt aufnehmen. Um uns etwas abzulenken haben wir heute mal ein paar Deckspiele gemacht. Die Jungen waren natürlich hellauf begeistert und haben alle wieder mit ihrer guten Laune angesteckt. Die Zwei werden mal richtige Prachtkerle. Nur dass sie zwischendurch auch noch Unterricht bei Owen hatten, war ihnen überhaupt nicht genehm. In diesem Punkt geb ich Owen sogar recht: Sie müssen noch viel lernen. Ich glaub, ich nehm die beiden auch mal zwischendurch unter meine Fittiche.
Sechster Tag
Vorne weg: Es ist Arschkalt! Hab mitbekommen, dass Jan seiner Maus Winterkleidung im Krähennest gestrickt hat. Der hat doch nen Knall aber ist wohl auf jeden Scheiß vorbereitet.
Hauptaugenmerk des Tages war aber ein anderes Schiff das wir trafen. Flüchtlinge aus Tectaria, die uns berichten konnten, was uns erwarten wird. Wir wiesen ihnen den Weg, haben ihnen ein paar Vorräte gegeben und Theornon gab ihnen einen Brief für Sir Roymar mit.
Siebter Tag
Wir haben Sommer verdammt noch mal und segeln nach Westen, nicht nach Norden. Und es wird und wird nicht mehr warm. Theornon hat zugestimmt, dass die Matrosen zwischendurch einen heißen Tee mit Schnaps bekommen. Verdient haben sie es auf jedenfall. Die haben echt das Segeln im Blut. Noch kommen wir gut voran.
Achter Tag
Noch hält der Wind an und die Kälte ist mit den heißen Getränken auch gut zu ertragen. Ansonsten ist es recht ereignislos.
Neunter Tag
Als ich vor drei Tagen noch schrieb, dass es Arschkalt ist, muss ich wohl übertrieben haben. Ich frier mir hier die Klöten ab! Zugepackt mit Decken und Fellen konnte man es nur an Deck aushalten. Wer nicht musste oder wollte, war unter Deck und wärmte sich an den kleinen Öfen. Hlifa hat sich um die Kinder gekümmert und Geschichten von früher erzählt. Jan kam von seinem Krähennest runter und wir spielten etwas mit den Würfeln.
Zehnter Tag
Ich wurde heute sehr unsanft von dumpfen Schlägen an den Schiffsrumpf geweckt. Die Hohenfels fährt doch tatsächlich durch Eisschollen und bricht sich ihren Weg durch die einfrierende See. Alle schauen sich das Schauspiel an. Alle, außer Owen. Der hat sich den ganzen Tag nicht auf Deck blicken lassen. Dafür hat er diesen Anblick verpasst. Ein Eismeer und eine ewig grüne Insel, die als solche nicht mehr erkennbar war. Pharos ist von oben bis unten mit Eis und Schnee bedeckt und mahnt uns vor den Gefahren, die wir zu erwarten haben.
Elfter Tag
Wir kommen nur langsam durch das Eis. Aber wir kommen durch. Die Zeit nutzen wir mal wieder um uns Tee mit Schuss zu gönnen und ein paar Spiele zu spielen. Theornon entscheidet, dass wir es weiter südlich versuchen werden eine Passage zu finden die noch nicht zugefroren ist.
Zwölfter Tag.
Hol uns der Klabautermann. Ein riesiger Eisberg trieb da einfach durch die eisige See. Höher als die Kirche Bretonias ragte er aus dem Wasser heraus. Was für ein Koloss der erst unter Wasser sein müsste konnten wir uns nicht mal annähernd vorstellen. Es war weise einen großen Bogen drum herum zu fahren, denn man weiß nie, welche Untiefen dieses Monster verdeckt.
Dreizehnter Tag
Das Eis wird wirklich dünner und wir können wieder Fahrt aufnehmen. An den Temperaturen hat sich trotzdem nichts verändert. Ohne die Felle wäre ich wohl schon zum Eunuch geworden. Ich überlege mir wirklich, ob ich nicht den Kilt gegen was Wärmeres tausche solange wir hier sind. Na mal sehen. Morgen dürften wie die Südküste der Provinz Breton erreichen.
Vierzehnter Tag
Wir sind da. Die Küste ist noch einigermaßen eisfrei und bald werde ich das erste und wohl auch das letzte Mal Tectaria betreten. Nicht wegen dieser verdammten Kälte. Die Vergangenheit dieses Landes und der Kirche hat schon genug getan, dass ich es nicht leiden kann. Und ich freue mich schon auf die Rückreise.Statistik:Verfasst von Astroras — 25 Jul 2017, 17:54
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